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der
NaturwissensehaftlieheH-Gesellsehaft
in Dresden.
Heransgegeben
von dem Redactions - Comitö.
Jahrgang 1898.
Mit 1 Tafel und 32 Abbildungen iui Text.
Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1899. ,
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5 3 'S '-f
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1898.
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Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1898.
Exchange Duplicate, J. O.
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L Section fflr Zoologie.
Erst« Sitzung am 13. Januar 1898. Vorsitzender; Prof. Dr. H.
Nit sehe. — Anwesend 27 Mitglieder.
Lehrer CI. Vogel spricht über Bastardirungsvorgänge bei Säuge-
thieren.
Director A. Schöpf giebt im Anschluss hieran Mittheilungen über
KreuzungsTersuche im Dresdner zoologischen Garten und
Prof. Dr. H. Nitsche erwähnt noch die angeblich in Südamerika
häufigeren und von den Franzosen „chahin'' gemannten Kreuzungen von
Ziege und Schaf.
Prof. Dr. H. Nitsche spricht ferner über Entwickelung und
Wechsel der Hörner bei der amerikanischen Gabelantilope
{Anülocapra americana) und berichtet unter Vorlage mikroskopischer
Präparate über seine histologischen Untersuchungen ihrer llornscheide.
Zweite Sitzung am 3. März 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. II.
Nitsche. — Anwesend 26 Mitglieder.
Prof. Dr. II. Nitsche widmet dem am 6. Februar 1898 verstorbenen
Ehrenraitgliede der Isis Prof. Dr. It. Leuckart einen Nachruf. Die Ver-
sammlung ehrt das Andenken des berühmten Verstorbenen durch Erheben
von den Sitzen.
Institutsdirector Th. Ileibisch zeigt und bespricht von Dr. Th. Wolf
gesammelte und von dem Redner bearbeitete Binnenconchy lieu aus
Ecuador.
Prof. Dr. H. Nitsche erläutert die Wandelungen, welche die
Linne’sche Systematik der Säugethiere in den verschiedenen Aus-
gaben des „Systema naturae“ durchgeniacht hat, unter V’orlegung der
wichtigeren Ausgaben dieses Werkes und eines in seinem Privatbesitz
befindlichen C'ollegienheftes nach den Vorlesungen Linne's vom Jahre 1748.
Dritte Sitzung am 5. Mai 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche.
— Anwesend 36 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche spricht über die elektrischen Fische, und
erläutert seinen Vortrag durch Spirituspräj).arate und eine Tafel.
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Dr. J. Thallwitz gieht im Anschluss Auskunft über die von ihm in
der zoologischen Station zu Neapel beobachtete Stärke der Schläge des
Zitterrochens.
Institutsdirector Th. lieibisch und I’rof. Dr. U. Kbert stellen einige
in der „Zoologie“ von C. Haenitz, Herlin 1880, 8", beiindliche Angaben
über Purpurschnecke und Bandwurm richtig.
Institutsdirector Th. lieibisch berichtet über die Einführung von
Helix candicans im Pluuenschen Grunde.
Helix (Xerophila) cnndicane Eiegl., welche neuerdings auf einer Höhe neben dem
Plauenschen Uninde gesammelt worden ist, gehört ursprünglich nicht in die sächsische
Fauna. Weder Ros-smaessler noch Andere gedenken ihrer in dieser Beziehung. Zur
Kiklärung dieses neuen Vorkommens theilt der Vortragende mit, dass er vor ungefähr
fjO Jahren die Bekanntschaft eines Herrn Karl Urust gemacht habe, welcher die Koss-
maessler'sche Iconographie eifrig studirte und fieis.sig darnach sammelte. Auf den vielen
Sanimeltouren, welche derselbe ausführte, prägte er sich auch die ßodenformen und
deren Bestandtheile, wo seine Lieblinge vorkamen, besonders ein. Einstmals, beim Be-
suche des „Weissen Berges“ bei IVag, faml er eine ähnliche Bergform wie hier am
„Plauenschen Grunde ' und fragte sich dabei: Ob wohl die Schnecken, die am „Weissen
Berge“ Vorkommen, auch am „Plauenschen Grunde“ leben können? Um eine bestimmte
Antwort auf seine Frage zu erhalten, sammelte er eine Menge Schnecken, die er für
Helix ericetorum Müll, hielt, und siedelte die.selben als Colonisten auf der genannten
Höhe an, wo sie noch heute lustig gedeihen.
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 20. Januar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. O.
Drude. — Anwesend 27 Mitglieder, 2 Gäste.
Prof. Dr. 0. Drude trägt vor über die Milchsaft röhren der
Euphorbien, unter Vorführung eines abgesclmittenen Busches aus dem
K. Botanischen Garten und zahlreicher mikroskopischer Präparate von
EuphoHna piscatoria Ait., die letzteren hergestellt von Herrn 11. Pohle,
Assistenten um botanisclien Institut der K. Technischen Hochschule.
Hieran schliesst derselbe Mittlieilungen über den gegenwärtigen
Stand der Nomenclaturfrage, insbesondere über die sehr massvoll
gehaltene Erklärung der Beamten des Berliner botanischen Gartens und
.Museums.
Dr. B. Schorler trägt vor über den Antheil der Pflanzen an der
Selbstreinigung der Elüsse, speciell der Elbe bei Dresden.
Eine ausführliche Untersuchung Uber (Uesen Gegeiistanrt ist zunächst als Gut-
achten an den Stailtraüi zu Dresden vom Vortragenden ergangen und wird weiterhin
verfolgt werden. Dieselbe licliiidct sich auch an anderer Stelle in Druck.
Zweite Sitzung am 10. März 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 44 .\litglieder, 2 Gäste.
Dr. R. Walther, Privatdocent für Chemie an der K. Technischen Hoch-
schule, bespricht den von ihm construirten neuen Desinfectionsapparat,
welcher geschlossene Räume mit damjtfförinig zerstäubtem Eormaidehyd
zu erfüllen bestimmt ist, und theilt die von Dr. med. A. Schloss manu
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ausgefülirten Controlen über die energische Wirkung auf die lebens-
fühigsteu Bakterien in Kürze mit.
Assistent R. Pohle hat im botanischen Laboratorium eine mikro-
skopische Demonstration des Heu-Bakteriums: Bacillus mhtilis, mit
intensiver Geisselfärbung veranstaltet und bespricht das hierbei an-
gewendete Tinctionsverfahren.
Prof. Dr. 0. Drude hält, anknüpfend an die ausführlichen Mit-
tbeilungen von Nobbe in der November-Hauptversammlung 1896, einen
kurz zusammenfassenden Vortrag über die jetzigen Anschauungen, welche
der stickstoffsaiumelnden Thätigkeit der in den Legurainosen-
Knöllchen vegetirenden Bodenbakterien gelten, besonders über die
b’rage nach Symbiose oder parasitärer Infection mit späterem für die
Ernährung günstigen Erfolge.
Vorgelegt werden Prof. Dr. Ä. Fischer s Vorlesungen Uber Bakterien.
Dritte Sitzung am 12. Mai 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude.
— Anwesend 40 Mitglieder, 6 Gäste.
Dr. med. J. Gründler hat mit 20 aufgestellten Mikroskopen, unter
welchen die doppelte Anzahl auserlesener Präparate seiner selbst ver-
fertigten Sammlung vorgeführt wird, einen grossen Demonstrationsvortrag
über Bacillariaceen (Diatomeen) vorbereitet.
Der Vortragende erlSntcrt das für die Aufbewahrung tmd den Einschluss der
Bacillariaceen Übliche Verfahren und die Herstellung der sogen. T}'penplattcn, ver-
anschaulicht ausserdem den Gegenstand durch zahlreiche Tafelwerke seiner Privat-
bibliüthek
Assistent R. Pohle hält darauf eine zweite mikroskopische Demon-
stration über den Beginn der Cambium-Thätigkeit bei Fopulus
canadensis, verfolgt an einem dieser Beobachtung im botanischen
Garten gewidmeten Exemplare im April und der ersten Mai -Dekade
dieses Jahres.
Vorgelegt werden von Herrn F. Fritzsche mehrere Blüthen-Ab-
normitäten, besonders die Convaüaria majalis tl. roseo von dem Original-
Standorte in der Lössnitz, sowne
vom Vorsitzenden verschiedene neuere Werke: Annals of R. Garden,
Calcutta; F. von Müller: Salsolaceous plants; Tschirch: Anatomischer
Atlas u. a. m.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 3. Februar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende bespricht die Zwillingsbildungen des Quarzes’
unter Vorlegung von Zwillingen mit gekreuzten Axensystemen ans Japan
und von Doppelzwillingen von Amethyst aus Brasilien nebst Präparaten.
Sodann bespricht er ausführlich das Werk von Dr. Alphons Stübel:
Die Vulkanberge von Ecuador, Berlin 1897, 4®.
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Zweite Sitzung am 17. März 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalküwsky. — Anwesend 29 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende macht zu der von Herrn W. Put sc her ausgestellten
Edelsteinsuite einige allgemeine Bemerkungen über den Begriff der
Edelsteine und ihren Werth.
Dr.W. Bergt hält seinen angekündigten Vortrag über die Geologie
der Antillen.
Prof. Dr. E. Kalkowsky bespricht die zweite Hälfte der von Ober-
lehrer Dr. 11. Nessig als Prograinmschrift des Realgymnasiums zu Dresden-
Neustadt ausgearheiteten „Geologischen Excursionen in der Umgegend
von Dresden“.
Prof. H. Engelhardt legt vor den ersten Theil des zweiten Bandes
der Beschreibung der unter der Leitung von E. von Drygalski 1891 — 1893
ausgeführten Grönland-Expedition und
berichtet über seine neuesten Untersuchungen von Pflanzen aus
dem Polirschiefer von SuHoditz in Böhmen.
Dritte Sitzuug am 9. Juni 1898. Vorsitzender: Privatdoceut Dr. W.
Bergt. — .\nwesend 32 Mitglieder und Gäste.
Oberlehrer Dr. R. Nessig hält einen Vortrag über Studien über
den Dresdner Haidesand. (Vergl. Abhandlung II.)
Dr. E. Naumann berichtet über Concretionen im Glacialmergel
von Sellhu in Norwegen und von den Imatrafällen in Finnland.
Der Vorsitzende legt vor die neueste Arbeit von Geh. Rath Prof.
Dr. 11. B. Geinitz: Die Calamarien der Steinkohlenformation und des
Rothliegenden im Dresdner K. Mineralogisch-geologischen Museum, Leipzig
1898, 4", und
macht im Anschluss daran einige allgemeine Bemerkungen über die
Bestimmung von Calamiten.
lY. Sectioü für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 10. Februar 1898. Vorsitzender: Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 27 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche spricht über die sogenannten Wetzikon-
stäbo als angeblichen Beweis für die Existenz des Menschen zur luter-
glacialzeit in der Schweiz.
Die in den interalatialcn Seliieferkidileu von Wetzikon bei Zürich gefundenen, an-
geblich dnreh Menschenhand zngesnitzten Jlolz.itücke, welche Kütiineyer für Zeugen
der Existenz des Menschen zur lutcrglacialzeit in Europa erklärte, sind nach den
neuesten Untersuchungen von C. Schröter (Fest.sehr. d, natnrforsch. Des. Zürich, ISttü,
2. Th. , S. 407 u. f.) nur heransgewitterte Aeste von Eichte und Kiefer, sogen. ..Honi-
äste“, ohne jede S|mr menschlicher Bearbeitung. Der Vortragende legt verschiedene
denirtige, aus der Sammlung der K. E’orstakndemie Tharandt stammende Homä-ste,
theils ausgewitterte, theils noch im Stammholz sitzende, vor.
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Hieran schliesst derselbe Bemerkungen über uralte, bis heute im Nor-
den und Osten von Europa erhaltene Formen von Ang elgeräthen, ver-
bunden mit Demonstrationen und der Vorlage von Schriften von 0. Grimm:
Der erste Fischer und die erste Angel, und von F. Trybom: Angel-
haken von Holz aus den Scheeren von Norbotten (Tidning förldrott., No. 24,
1888).
Diese Geräthe, die von den Karelen an den Nowgorod'schen Seen nnd den Finnen
am Nordende des botnischen Meerbnsens zum Fange grosser Aalraupen gebraucht
werden, sind mit kleinen lebenden Fischen geköderte Setzangeln mit hölzernen Haken.
Ein solcher Haken wird dadurch hergestellt, dass ein gerades F'ichten- oder Birken-
ästchen etwas ober- nnd nnterhalb der Stelle, wo von ihm ein Seitenzweig abgeht, ah-
geschnitten nnd zugespitzt wird. Der gleichfalls passend gekürzte und gespitzte Seiten-
zweig bildet daun den Widerhaken, an dessen Ursprungsstelle die Angelleine angebunden
wird. Der Haken wird derartig in den Köderfisch geschoben, dass nur der Seiteuzweig
am Bauche nach hinten vorra^ und die Schnur in einer Schlinge um den Köder ge-
legt ist.
Prof. Dr. H. Nitsche erläutert noch den Bau der Fischspeere und
die Art des Fischfangs mit denselben.
Dr. J. Deicbmüller berichtet über den Erfolg der Eingaben an die
K. Ministerien, den Schutz der urgeschichtlichen Alterthümer in Sachsen
betreffend, und
bespricht einen zur Ansicht ausgestellten Bronzefund von Velem
St. Veit in Ungarn unter Hinweis auf die Beschreibung dieses Fundes
in den Mittheil. d. Wien, anthrop. Ges. 1897, XVU. Bd.
Exeorslon am 18. Jnni 1898.
Unter Führung von Dr. J. Deichmüller besuchten 13 Mitglieder von
Niedersedlitz aus zunächst die zum Rittergut Lockwitz gehörende Kies-
grube westlich der Niedermühle, in welcher Herdstellen aus der jüngeren
Steinzeit mit den charakteristischen Resten der Bandkeramik aufgeschlossen
sind, und später den Burgberg südwestlich von Lockwitz, wo ein dort
angelegter Steinbruch Gelegenheit gab, Gefässscherben aus slavischer
Zeit in reichlicher Menge zu sammeln.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 17. Febmar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. F.
Foerster. — Anwesend 63 Mitglieder und Gäste.
Privatdocent Dr.R. Walther spricht über Explosivstoffe und er-
läutert seinen Vortrag durch Versuche und durch Vorlage von Präparaten.
Nach einem geschicbtlichen Ueberblick über die Erfindung des Schiesspulvers, seine
Herstellnng und Verbrennungsproducte (feste und gasförmige) geht der Vortragende von
diesen impnlsiven auf die fulminanten Explosivstoffe (Knallqnecksilber, Knallgold,
Acetylen- Metallverhindongen) über, von denen das Knallquecksilber als CarbyIo.vim-
quecitsilber (C=NO),Hg in neuester Zeit von Nef erkannt wurde. Seit 18.'12 nitrirte
man Stärke, Holzfaser u. s. w. und gelange 184.o (Böttger) ziw Schiesswolle, dem
Vorläufer des Jjynamits. Dieses Del, als Trinitroglycerin 1845 von Sobrero entdeckt,
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»Tirde 1866 durch Nobel praktisch anwendbar i?emacht durch seine Vereinignns’ mit
Kieselgnhr. Hierauf füllte die Entdeckuug der Sprcnfflfelatiiie und 1886 die des rauch-
losen Pulvers (Schiessbaumwolle und Pikrinsäure). Tecluiischc Darstellung der Seliiesa-
banmwolle, ihre Anwendung und Wirkung, sowie eine eingehende Be.sprechuug des
Nitroglycerins neben den Pikraten bilden den Schluss des Vortrags.
Zweite Sitzung am 24. März 1898. Vorsitzender; Prof. Dr. F.
Pockels. — Anwesend 40 Mitglieder.
Prof. Dr. F. Pockels spricht über die bei Blitzentladungen vor-
komnienden Stromstärken.
Der Vortragende erwähnt zunächst die bisher vorliegenden Schätzungen der bei
Blitzschlägen anftretenden mittleren Stromstärken durch W Kohlrausch und die Be-
rechnung der entladenen Elektricitätsmenge durch E. Riccke. Sodatm bespricht er
seine eigenen Versuche über die Magneti.sirnng von Basaltstäben durch nicht oscillirende
Batterieentladuugen, durch welche nachgewiesen ist, dass die remanente Magneti.simng-
als Mass für das Hazimum der Entladungsstromstärke dienen kann. Es wird ein solcher
Versuch vorgefilhrt, bei dem ein in einigen Centiraetem Abstand neben einer gerad-
linigen Strecke des Sohliessnngskreises der Batterie liegendes kurzes Basaltprisma durch
eine nicht oscillirende Entladung von 1500 Ampen' nm.vimaler Stromstärke .stark magne-
tisirt wurde, durch eine viel stärkere oscillirende Entladung dagegen gar nicht, ja sogar
den vorhanclenen Magnetisinns ganz verlor. Da nun die Blitze aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht oscillirende Entladungen sind, so glaubt der Vortragende, da.ss diese Methode
auch zur Ermittelung von deren Maximal.stromstärke würde dienen können, indem man an
besonders exnonirteu Blitzahli item Basaltstäbe in geeigneter Weise anbrüchte. In Er-
mangelung derartiger Beobachtungen konnte zunächst nur eine rohe Schätzung der
Stärke von Blitzschlägen, welche an Waldhäumcn auf Basaltbergen ihre Spuren hinter-
la.ssen haben, durch Slessung des mogneti.schea Momentes von am Fusse. dieser Bäume
gesammelten Basaltstücken ansgefilhrt werden; es ergaben sich dabei in S Fällen für
die Maximalstromstärke untere Grenzwerthe von 64(K) — 10800 Ampere.
Der Vortragende schliesst mit der an die Isis -Mitglieder gerichteten Bitte, ihm
von ähnlichen etwa in den benachbarten Basaltgehieten beobachteten Fällen Mittheilung
zu machen.
Dr. M. T oepler spriebt über die Sebiebtung elektrischer Funken
und über (ileitfit nken.
Der Vortragende bespricht zunächst die eigenthUmliche Erscheinung, dass bei
Elektricitätsenthidung durch Duft oder Gase die Intensität der Licht- und Wärme-
entwickelung nicht au allen Stellen der Entladnugsbahn (des Funkens. Blitzes, Licht-
bogens u, s. w.) die gleiche ist. Es bilden sich sogen. Schichten (Licht- oder Wärme-
schichten) aus, d. h. Stellen grösserer nnd kleinerer Lieht- und äVärmcwirkung folgen
einiuiiler in mehr oder minder grosser Regelmässigkeit. Nach Besprechung hierher ge-
höriger Beobachtungen von A. Toeplcr, Lehmann, Kayser, von Obermayer u. A. w ird die
noch wenig beachtete Erscheinung, dass auch der Mctalldampf dünner (durch eine
Batterieentladung zerstäubter) Metalldmhte unter Umständen klar geschichtet ist, ein-
gehender behandelt. Nach Projection von geschichteten Mctalldampf-Niiderschlägen
verschiedener zerstäubter Drähte wird die Bildung von Gleitfunken längs Metallpulver,
auf Wasseroberflächen und Gipsplatten, sowie aut einseitig metallisch helegten Glas-
platten (vergl. hierzu Ahh. d. natnrwissenschaftl. Ges. Isis m Dresden. 1807, S. 41) be-
sprochen. Vortragender weist nach, dass man zwei Arten von Gleitfunken zu unter-
scheiden hat; die Ausbildung des langen Gleitfnnkenkanales kann entweder ilnrch eine
einmal in geeigneter Weise an den Gleitfunkenpolen anftretcmlc Potentialdiflerenz
veranlasst werden, oder auch dadurch, dass letztere mehrmals innerhalb sehr
kurzer Zeit (im Rhythmus elektrischer Oscillationen) ihr Vorzeichen wechselt. Gleit-
fuukeu von mehr als einem Meter Länge werden zum Schlüsse vorgefilhrt.
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Dritte Sitzung am 23. Juni 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. F.
Fo erster. — Anwesend 37 Mitglieder und Gäste.
Dr. A. Scblossinaun spricht über die Milcli und ihre Bedeutung
als Nahrungsmittel und erläutert den Vortrag durch Versuche und
Vorlegung von Präparaten. (Vergl. Abhandlung III.)
Dr. A. Lotternioser spricht über das colloidale Quecksilber.
Anschliessend an die Arbeiten E. von Meyer's nnd des Vortragenden Uber colloidales
Silber versuchte Letzterer auch Quecksilber in colloidaler Form zu gewinnen. Nach vielen
vergeblichen Versuchen, dasselbe durch Einwirkung der verschiedensten Keductionsraittel
auf Qnecksilbersalzc, namentlich Quecksilberoxydulnitrat, zu gewinnen, wobei meist un-
lösliches graues Metall entstand, führte endlich die Anwendung von Zinnoxydulsalzen
zum Ziele. Znr technischen Gewinnung wird eine I.ösung von Zinnoxydulnitrat ver-
wendet, welches, mit einer Lösnng von Quecksilberoxydiiluitrat versetzt, eine tiefbranne
Flüssigkeit, die Lösung des coUoidalen (tnecksilbers, giebt, aus welcher durch Ammon-
citrat dasselbe in fester Form ausgcsalzen wird.
Andere Zinnoxydulsalze, namentlich ZinnchlorUr, zu verwenden bietet noch einige
Schwierigkeiten, doch lioflt der Vortragende, durch fortgesetzte Versuche die.selben zu
heben. Zinnoxydulsulfat erzeugt einen tiefbraunen Niederschlag, welcher als Analogon
des Goldpurpurs des Cassius als ein basischer Zinnsalznieilerschlag, auf dem sich colloidales
QuecksUber abgeschieden liat. angesehen wenlen muss.
Das Priiparat, welches von der Firma von Heyden in Kadebeul fabricirt. wird, soll
in der Medicin als Ersatz des gewöhnlichen l^uecksilbers dienen; Versuche in die.ser
Richtung sollen in der nächsten Zeit beginnen. Das colloidale Quecksilber wird wegen
seiner Löslichkeit in Wasser entschiedene Vortheile vor dem gewöhnlichen Quecksilber
bieten.
VI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 10. Februar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
liohn. — Anwesend 13 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über Zusammensetzung von Beweg-
ungen und reguläre llaumeintheilung.
Die reguläre Raumeinthcilung oder, was damit gleichbedeutend ist, die reguläre
Anordnung von Punkten im Raume ist von grös.ster Bedeutung für die Erklämng der
Molekularstructnr der Krystallc. Um niidit die Grenzflächen der Kry.«talle in Betracht
ziehen zu müssen, denkt man sich die reguläre Anordnung der Punkte ins Unbegrenzte
fortgesetzt; dann kann man diese Anordnung so definiren, da.ss man sagt: jeder Punkt
des unbegrenzten Systems sei von der Gesammtheit der übrigen Punkte in ganz gleicher
Weise umgeben, wie jeder andere. Darin liegt aber das .Mittel, solche reguläre Punkt-
systeme zu erzeugen ; denn nach der Deflnition winl es Bewegungen des Kanmes in
sich geben, bei welchen das reguläre Punktsystem mit sich selbst znr Deckung kommt.
Solcher Raumbewegnngen werden unendlich viele existiren und zwar wird dabei irgend
ein Punkt des Systems in einen beliebigen anderen übergefUhrt werden können. Um-
gekehrt kann man aus einem Punkte alle übrigen Punkte des Systems ableiten, indem
man ihn alle jene Raumhowegungen aii.-sfUhren lässt. Diese Raiimbewegungeu bilden
aber eine tiriippe, d. h. : Kennt man irgend zwei Raumbeweguiigen, welche das reguläre
Punktsystem mit sich selbst znr Deckung hringen, so thmi dies auch alle Jtaum-
beweguugen, die sich aus jenen beiden durch Wiederholung und Combinatinii zusammen-
setzen lassen; das liegt ja ganz auf der Hand. Eine allgemeine Ranmbeweguiig lässt
sich aber durch eine Schraubenbewegmig ersetzen. Gieht cs also irgend zwei Schrauhen-
bewegtungen, welche das reguläre Punktsystem in sich überfüliren, so thiin ilies alle
Schraubenhewegungen , die ans jenen durch Wiederholung und Zusammensetzung her-
vorgehen. Mit anderen Worten: Aus einem Punkte erhält man alle Punkte des regu-
lären Systems, indem man ihn allen Bewegungen unterwirft, die sich aus zwei
Bchraubüngen durch Wiederholung nnd Combination ergeben.
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Es wird nnn die Frage sein, ob man mit zwei beliebigen Schranbnngen ein regn-
läres Punktsystem erzengen kann. Zum näheren Studium dieser Frage wenien zunächst
die Zusammensetzung und Zerlegung von Bewegungen in der Ebene (Drehung und
Schiebung), und sodann von Bewe^ngen im Baume (Drehung, Schiebung und
Schraubung) be.Hprocheu. Als die wicditigsten Sätze hierbei mögen folgende beide her-
vorgehohen werden: 1. Jede Schraubung um eine Axe kann ersetzt werden durch eine
Schraubung um irgend eine dazu parallele Axe und eine vorausgehende oder nach-
fidgende Schiebmig; die zu den Schraubungen gehörigen Winkel smd gleich. 2. Zwei
auitdnanderfolgende Schraubungen lassen sich durch eine einzige Schraubung ersetzen;
Axenrichtung und Winkel der letzteren hängen nur von den Axeurichtungen und Winkeln
der ersteren ab. Diese Abhängigkeit ist die gleiche, wenn man statt der Schraubungen
drei Drehungen um drei durch einen Punkt laufende Axen nusfilhrt, wenn nur die
Drchungsaxen den bez. Schraubenaxen parallel und die Drehungswinkel den bez.
Schranbnngswinkeln gleich sind.
Mit Hilfe dieser Sätze wird hierauf ein Beweis von Schönfliea entwickelt, worin
gezeigt wird, dass man im Allgemeinen aus zwei Schraubungen durch Zusammensetzung
stets beliebig kleine Schraubungen ableitcn kann, d. h. solche, die sich in eine beliebig
kleine Schiebung und in eine beliebig kleine Drehung zerlegen lassen. Nur wenn die
Schraubungswiukel fUr die beiden Schraubungen ganzzahlige Theile von 2 n sind, lassen
sich aus ihnen keine beliebig kleinen Schraubungen ableiten. Im ersten Falle werden
die Punkte des regulären Systems beliebig dicht bei einander liegen Solche Systeme
können aber nicht die Anordnung der Moleküle eines Krystalls reprilsentiren , denn die
Abstände dieser Moleküle von einander werden zwar sehr klein, aber immerhin endlich
sein. Es werden also nur zwei Schrauhungen, deren Winkel ganzzahlige Teile von 2 n
sind, zur Erzeugung regulärer Punktsysteme, wie sic die Molekularstmctur fordert,
Verwendung finden können. Daraus geht sofort hervor, dass es auch reine Schiebungen
in der Richtung der Schraubenaxen giebt, welche das reguläre Punktsystem in siih
selbst überfuhren. Das l’imktsystem lässt sich demzufolge m mehrere Piinktgitter auf-
löisen, W(d>ei jedes Gitter einer regulären Eintheilung des Raumes in Parallelepipeda
entspricht. Diese Bemerkung ermöglicht aber die Aufsuchung aller regulären Punkt-
systeme.
Zweite Sitzung am 14. April 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
Rohn. — Anw'esend 9 Mitglieder.
Dr. A.VVitting spricht über planimetrische Constructionen in
begrenzter Ebene.
Der Vortragende führt zunächst ein Beispiel dafür an, dass bei sehr bekannten
planimetrischen Elementaraufgalien nicht immer die einfachsten mit Zirkel und Lineal
möglichen Constructionen nusgeführt zu werden ptiegen. Sodann wird an einer Anzahl
Fundamentalaufgaben gezeigt, wie eine exae t« Construction praktisch möglich ist, wenn
einzelne der gegebenen Punkte ausserhalb des Randes des Reissbretts liegen. Dabei
wurde insbesondere angenommen, dass sich gegebene Geraden in weiter Kerne unter so
spitzen Winkeln schneiden, dass Parallclverschi'elmngen und Aehnliehkeitsconstructionen
ausgeschlossen werden müssen. Den Schluss bilden einige Aufgaben, bei denen Punkte
in unendliche Entfernung gerückt waren.
Dritte Sitzung am 16. Juni 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 10 .Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause spricht über Partialbrueh-
zerlegung hei transcendenten Functionen.
Gegenstand des Vortrags bildet ein Beweis des berühmten Mittag-Leffler'schen
Theorems über die Zerlegung der sogen, gebrochenen transcendenten Functionen. Zu
den elementaren Begriffiii der ganzen rationalen und der gebrochenen rationalen
Function hat die neuere Functiouciitheorie zwei nattirgemässe Gegenstücke geschaffen:
die Begriffe der ganzen transcendenten und der gebroehenen transcendenten Function.
Nachdem Weieräfrass gezeigt hatte, dass jede ganze franscendente Function mit
einer endlichen oder unendlichen .\nzahl von Nullstcllen in ähnlicher Weise wie eine
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ganze rationale Fnnction als ein Product von Ausdrücken darstellbar ist, deren jeder
nvir an einer Stelle verschwindet, lag die Vermuthung nahe, dass jede gebrochene trana-
eendente Function sich ähnlich wie eine gehroehene rationale Function als eine Summe
von Ausdrücken darstellen lassen werde, die im Endlichen nur je eine ausserwesentliche
singuläre Stelle besitzen. Diese Vermuthtmg wurde durch das genannte Theorem be-
stätigt — Vortragender zeigt nun, im Anschluss an Betrachtungen, welche H. Burk-
hardt in seinem jüngst erscliienenen „Lehrbuch der Functiouentheorie“ angestellt hat,
dass der schwierige und umständliche Beweis, den Mittag-Leffler ursprünglich für
sein Theorem gegeben hat, durch einen kürzeren und wesentlich einfacheren ersetzt
werden kann.
An der kurzen Besprechung, die sich an den Vortrag knüpft, be-
theiligen sich Prof. Dr. K. Rohn und Dr. A. VVitting.
Vn. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 27. Januar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. — Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Oberlehrer Dr. H. Lohmann spricht über Eishöhlen und Höhleneis.
Vortragender erläutert an einer gros.sen Zahl von Zeichnungen, Photographien,
Gips- und Paraffinahgüssen den Charakter der Eishöhlen und die Stmetur und Art der
Entstehung de.s in denselben abgelagerten Eises. Eine eingehende Bearbeitung dieses
Gegenstandes durch den Vortragenden wird voraussichtlich in der Zeitschrift des deutsch-
österreichischen Alpenvercins veröffentlicht werden.
Dr. med. J. Grosse spricht über Ctirl Gustav Carus in seiner
Bedeutung für die Naturwissenschaften.
Zum Schluss giebt der Vorsitzende eine kurze Uebersicht über die bis-
her erzielten Erfolge der Eingaben, in welchen die Isis und der K. Sachs.
Alterthumsverein hei den K. Ministerien um Schutz der vorgeschichtlichen
Alterthümer des Landes nachgesucht haben.
Zweite Sitzung am 24. Februar 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. — Anwesend 44 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende des Verwaltungsraths, Prof. H. Engelhardt, legt
den Rechenschaftsbericht für 1897 (s. S. 15) und den Voranschlag für 1898
vor. Letzterer wird einstimmig genehmigt. Als Rechnungsrevisoren werden
Bankier A. Kuntze und Architect R. Günther gewählt.
Geh. Hofrath Prof. L. Lewicki spricht über das maschinen-
technische Laboratorium der K. Technischen Hochschule.
Hieran schliesst 'sich unter der Führung des Vortragenden eine Be-
sichtigung dieses Laboratoriums und seiner Einrichtungen.
Dritte Sitzung am 31. März 1898. Vorsitzender: Prof Dr. G. Helm.
— Anwesend 24 Mitglieder und Gäste.
Nachdem der Rechenschaftsbericht für 1897 von den Rechnungs-
revisoren geprüft und richtig befunden worden ist, wird dem Kassirer
Decharge ertheilt.
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Oberlehrer Dr. P. Wagner spricht über die physikalischen und
geologischen Untersuchungen der Höhmerwaldseen und erläutert
seinen Vortrag durch zahlreiche Photographien und Zeichnungen.
Vergl. hierzu; Wissenschaft!. Veröffentlich, d. Vereins für Erdkunde zn Leipzig,
1898, Bd. IV.
Vierte Sit2nng am 28. April 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. ü.
Helm. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.
Das K. Sächs. Ministerium des Innern wünscht die Einreichung eines
Entwurfs einer kurzen Belehrung und Anweisung über die den urgeschicht-
lichen Alterthümern zu widmende Beachtung und Fürsorge. Mit der
Bearbeitung eines solchen Entwurfs wird Dr. J. Deichmüller beauftragt.
Ingenieur E. Lewicki hält unter Vorführung von Experimenten einen
Vortrag über Centrifugalguss.
Vergl. hierzu; Zeitsclirift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd, XLII.
An den Vortrag schliesst sich eine kurze Discussiuu.
Fünfte Sitzung und Excursiou am 19. Mai 1898. 14 Mitglieder
der Dresdner Isis vereinigten sich in Demitz bei Bischofswerda mit
fünf Mitgliedern der Bautzner Schwestergesellschaft zu einem gemein-
schaftlichen Ausflug in das Granitgebict der dortigen Gegend.
Nach Besichtigung der dicht an der Haltestelle Demitz aufgedeckten
Gletscherschliffe und Rundhöcker auf dem Granit wanderten die Theil-
nehmer unter Führung des Herrn E. Rodig, Geschäftsführers der Firma
C. G. Kunath, nach dem Klosterbcrg, um hier die Lagerungsverhältnisse
und die Gewinnung des Granits in den ausgedehnten Steinbrüchen kennen
zu lernen.
Hieran schloss sich unter Vorsitz von Prof. H. Engelhardt eine
kui-ze Hauptversammlung im Bahnhofsrestaurant Demitz, in welcher
verschiedene geschäftliche Angelegenheiten erledigt wurden.
Eine Fusswanderung nach Bischofswerda schloss den vom Wetter
begünstigten Ausflug ab.
Sechste Sitzung am 26. Mai 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G. Helm.
— Anwesend 43 .Mitglieder und Gäste.
Dr. med. A. Schlossmann spricht über eine neue Art der Wohnungs-
Desinfection durch Zerstäuben von Formaldehyd und führt den
hici'zu beuutzteti Apparat in Thätigkeit vor.
Privatdocent Dr. W. Bergt hält einen Vortrag über die Geologie
von Schantung (Iviautschou).
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Siebente Sitzung am 30. Juni 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. ~ .\nwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Prof. II. Engelhardt legt vor und bespricht die „Jubiläumsschrift
zur Feier des 25jährigen Bestehens der Gelsenkirchener ßergwerksactien-
gesellschaft zu Rheinelbe bei Gelsenkirchen“, Düsseldorf 1898, 4®, mit
zahlreichen Tafeln.
Prof. II. Fischer hält einen Demonstrationsvortrag über die
Westinghouse-Bremse, an welchen sich eine kurze Debatte anschliesst.
Yeränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder;
Am 7. Februar 1898 starb in Leipzig Geh. Rath Dr. Rudolf
Leuckart, Professor der Zoologie und Zootomie an der dortigen Uni-
versität, einer der hervorragendsten und verdiente.sten Zoologen der
Gegenwart. Unserer Gesellschaft gehörte der Verewigte seit 1869 als
Ehrenmitglied an.
Am 12. April 1898 starb in München Geh. Rath Dr. Fridolin von
Sandberger, bis vor kurzer Zeit Professor der Mineralogie und Geo-
logie an der Universität Würzburg, correspondirendes Mitglied der Isis
seit 1862.
Am 17. April 1898 verschied in Cambridge, Mass,, im Alter von
74 Jahren Jules Marcou, früher Professor der paläontologischen Geo-
logie am Polytechnikum in Zürich, später Staatsgeolog der Vereinigten
Staaten von Nordamerika, bekannt durch seine Forschungen im Gebiete
der „Dyas“, Ehrenmitglied unserer Gesellschaft seit 1866.
Am 22. April 1898 starb in Celle im 83. Lebensjahr Überappellations-
rath a. D. Dr. Karl Nöldeke, bekannt als Florist wie als Bearbeiter
der hannoverschen Landesgeschichte, Ehrenmitglied der Isis seit 1888.
Am 18. Juni 1898 starb in München Dr. Karl Wilhelm von Gümbel,
K. Bayerischer Oberbergdirector und Professor an der dortigen Universität,
ein um die geologische Erforschung Bayerns hochverdienter Gelehrter,
seit 1860 Ehrenmitglied unserer Gesellschaft.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Biedermann, Paul, Dr. phil., Realgymnasial-Oberlehrer in Dresden, am
27. Januar 1898;
Heinrich, Karl, Buclidruckereibesitzer in Dresden, am 24. Februar 1898;
Henke, Rieh., Prof. Dr., Conrector am .\nnenrealgymnasium in Dresden,
am 27. Januar J898;
Jorre, Friedr., Dr. phil., Chemiker in Dresden, am 30. Juni 1898;
von Laffert, Rieh., Major in Dresden, am 27. Januar 1898;
Lewicki, Ernst, Ingenieur und Adjunct am Maschinenbau-Laboratorium
der K. Techn. Hochschule in Dresden, am 19. Mai 1898;
Lottermoser, Alfr., Dr. phil., Assistent am anorg.-cheni. Labonatoriuni
der K. Techn. Hochschule in Dresden, am 30. Juni 1898;
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Mühlfriedel, Rieb., Bezirksschullehrer in Dresden, am 27. Januar 1898;
Müller, Erich, Ür. phil., Chemiker in Dresden, am 30. Juni 1898;
Paulack, Theodor, Apotheker in Dresden, am 24. Februar 1898;
Prinzhorn, Job. Ludw., Realschuldirector in Dresden, am 27. Januar 1898;
Röhner, Willi., Bezirksschullehrer in Dresden, am 31. März 1898;
Scheidhauer, Rieh., Civilingenieur in Dresden, am 19. Mai 1898;
Struve, Alex., Dr. phil., Fabrikbesitzer in Dresden, ) ... ,
Viehmeyer, Herrn., Bezirksschullehrer in Dresden, | 1898
Wähmann, Friedr., Bezirksschullehrer in Dresden, J
Aus den correspondirenden in die wirklichen Mitglieder sind
übergetreten;
Menzel, Paul, Dr. med., in Dresden;
Thallwitz, Joh., Dr. phil., Realschul-Oberlehrer in Dresden.
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Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1897.
Position. Einnahmen. Position. Ausgaben.
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I. Section für Zoologie.
Tiert« Sitzung am 6. October 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. H.
Nit sehe. — Anwesend 40 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Schneider überreicht durch Vermittelung des Vorsitzen-
den für die Bibliothek der Gesellschaft ein Exemplar seiner neuesten
Arbeit: Die Thierwelt der Nordsee-Insel Borkum unter Berück-
sichtigung der von den übrigen ostfriesischen Inseln bekannten Arten.
(Sonder-Abdruck aus den Abhandl., herausgeg. vom naturwissenschaftl.
Verein zu Bremen, Bd. XVI, Heft 1.)
Lehrer A. Jenke zeigt verschiedene von ihm im Zimmer gezüchtete
Entwickelungsstufen der Blutlaus, Schizonenra lanigera, vor.
Dr. P. Wagner legt einige sogenannte llillensteine aus dem Starn-
berger See vor und bespricht die augenblicklichen, noch nicht ganz ge-
klärten Anschauungen über deren Entstehung, welche meist der Thätig-
keit von Insectenlarven zugeschrieben wird.
Prof. Dr. H. Nitsche berichtet über seine zoologischen Reise-
eindrücke aus England.
Der Vortragende hat an dem vierten internationalen Zoologencongresse, der Ende
Angnst in Cainliridge tagte, theilgenommen, dai< Rothschildmuseum zu Tniig, den Hirsch-
park des Herzogs von Bedfurd, den zoologischen Garten und die grossen Sammlungen
zu London, sowie das Aquarium in Brighton besucht und schildert in zwangloser
Plauderei die so gewonnenen reichen Eindrücke.
Dr. J. Thallwitz berichtet über das Vorkommen des Ziesels,
Spermophilus citillus, im sächsischen Erzgebirge. (Vergl. Abhand-
lung VI.)
Prof. Dr. H. Nitsche tbeilt mit, dass er kürzlich das Vorkommen
d es Moderlieschens, Leiicaspius delineatus, und des Bitterlings,
Rhodeus amarus, in einigen der Moritzhurger Teiche, im Jäger-
teiche und oberen Altenteiche feststellen konnte.
Herr K. Schiller legt mikroskopische Präparate kleiner Crustaceen
aus der Elbe vor, besonders aus den Gattungen Cyclops und Daphnia.
Fünft« Sitzung am 1. December 1898 (in Gemeinschaft mit der
Section für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche. — Anwesend
32 Mitglieder.
Dr. J. Grosse überreicht durch den Vorsitzenden für die Bibliothek
der Gesellschaft einen Abdruck seines in der Gesellschaft für Natur- und
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Heilkunde in Dresden gehaltenen und in deren Jahresberichte 1897 — 98
veröffentlichten Vortrags: Leuckart in seiner Bedeutung für die
Natur- und Heilkunde.
Dr. J. Thallwitz spricht über Hydroidpolypen und Medusen des
Mittelraeeres und erläutert seinen Vortrag durch zahlreiche mikrosko-
pische Präparate und Wandtafeln. Er giebt ferner auf Anregung von
Prof. Dr. ü. Drude Auskunft über die bei der Herstellung der Präparate
angewandten Methoden.
Anschliessende Bemerkungen machen Prof. Dr. R. Ebert und Prof. Dr.
11. Kitsche, welch’ Letzterer berichtet, dass es neuerdings Hickson ge-
lungen ist, auch bei Hydroidpolypen mit Kalkskelett, bei der so variabeln
Gattung Millepora, medusoide und zwar männliche Geschlechtsindividuen
nachzuweisen.
Dr. B. Schorler spricht im Anschluss an R. Chodat: fitudes de biologie
lacustre (Genf 1898) über Kalkalgen des Süsswassers und ihre Be-
ziehungen zu den sogenannten „Furchensteinen“.
Zu der noch nicht endgiltig gelösten Frage über die Entstehung der
letzteren sprechen Dr. P. Wagner, Prof. Dr. H. Kitsche und Prof. Dr.
0. Drude.
II. Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 20. October 1898 (in Gemeinschaft mit der
Section für Zoologie). Vorsitzender: Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend
39 Mitglieder und 2 Gäste.
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Resultate bota-
nischer Reisen in Sachsen und Thüringen. (Vergl. Abhandlung V.)
Die Reisen bezweckten das .Studium des pflanzengeographischen Charakters des
herc.vui8cheu Lftndergehietes für das vom Vortragenden in Angriff' genommene Buch;
GrumlzUge der Pflanzenverbreitnng im hereyuischen Berg- und UUgellande, welches einen
Theil der in der „Vegetation der Erde“ von Englcr-Drade erscheinenden (etwa 12)
pflanzengeo^phischen Monographien des deutschen Ländergehietes bilden wirf.
Der V'ortragende betont schliesslich das Bedttrfiiiss, zur Erhöhung des Verständ-
nisses für da.« organische Leben in den uns zunächst umgehenden Ländern auch die
Verbreituugsverhältnisse der Thiere mit den getroffenen pflanzengeographischen Ein-
theilungen in Vergleich zu bringen und zu erproben, in wie weit deren Lebensbedin-
gungen an die Existenz bestimmter Formationen geknüpft sind, welche nur einzelnen
Landschaften angehiiren (z. B. steppenartig bekleidete Ueröllhänge, Hochmoore, Gebirgs-
wald u. s. w.).
Dr. B. Schorler berichtet über steinzerstörende Algen, deren
Wirkung Vielen bis dabin als Spuren von thierischer Thätigkeit er-
schienen war.
Vergl. auch die zoologisch - botanische Section vom 1, December d. J.
Fünfte Sitzung am 8. December 1898 (Floristenabend). Vorsitzender:
Oberlehrer K. Wobst — Anwesend 28 Mitglieder.
Prof. Dr. O. Drude legt vor und bespricht eingehend die Schrift von
W. Meigen: Die deutschen Pflanzennamen, Berlin 1898, und macht ferner
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eine kurze Mittheilung über eine vortreffliche süddeutsche LocalHora von
Dr. R. Gradmann: Pflanzenleben der Schwäbischen Alb, 2 Rande,
Tübingen 1898; über dieselbe soll später ausführlicher berichtet werden.
Hierauf hält Lehrer H. Stiefelhagen seinen angeküudigten Vortrag:
Neue Caresr-Formen und -Hybriden und erläutert denselben durch
viele von ihm selbst gesammelte charakteristische Belegexemplare.
Zum Schlüsse berichtet Dr. B. Schorler über Bereicherungen der
Flora Saxonica und bringt die im K. Herbarium eingegangenen zahl-
reichen Pflanzen zur Vorlage. (Vergl. Abhandlung VH.)
lU. Section für Mineralogie und Geologie.
Viert« Sitzung am 3. November 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 42 Mitglieder und Gäste.
Dr. W. Bergt bespricht die Abhandlung von H. Credner; Die säch-
sischen Erdbeben während der Jahre 1889 — 97 (K. S. Ges. d. Wissensch.
math.-phys. CI. Bd. 24).
Prof. Dr. E. Kalkowsky macht auf einen neuen Aufschluss im
Diluvium beim Schnittpunkte der Reichenbach- und FrankUnstrasse in
Dresden aufmerksam; derselbe legt einige für das K. Mineralogische
Museum neu erworbene Mineralien vor und berichtet über einige Verände-
rungen im K. Mineralogisch -geologischen Museum.
FQnft« Sitzung am 15. December 1898. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 32 Mitglieder.
Oberlehrer Dr. R. Nessig hält seinen angekündigten Vortrag über
Graphit-Vorkommnisse im Lausitzer Granit südlich von Dresden.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Zweit« Sitzung am 17. November 1898. Voi-sitzender: Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 28 Mitglieder und Gäste.
Dr. J. Deichmüller hält einen Vortrag über die Vorgeschichte
Sachsens.
Zar Vorlage kommen hierbei merovingische Funde aus Skelettgräbem nud die Ab-
bUdang eines Hacksilberfundes aus Sachsen.
Lehrer H. Döring spricht über Prähistoriscbes aus dem Mulden-
thal zwischen Nossen und Rosswein.
Der Vortragende berichtet Uber die von ihm auf einer prfthistorischen Excursion
gewonnenen Beobachtungen, welche sich auf die bereits von Premsker (Blicke in die
vaterländische Vorzeit III, 8. 230) erwähnten Burgwälle auf dem Uodig bei Nossen,
auf dem Burgberg bei Uleisberg und der Wunderburg beiHosswein erstrecken.
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Bei wio<lerholten Besnelien der genannten Oertlichkeiten stellte sich der Vortragende
die Aufgabe, auch andere liervortretcndc Höhen der Thalgeb&nge zu besii-htigen und
auf das Vorhamiensein von Burgwällen hin zu prüfen. Es gelang ihm hierbei, ganz
nahe bei Nossen einen in der Idtteratur der Alterthumswissensehaft noch unbekannten
Wall, der .selb.st von den nächsten Anwohnern nicht gekannt war, anfznfinden. Die
Höhe wird in der Liegend als Texeisberg, Dechantsberg oder Diegensberg
bezeichnet und liegt den Rnincn des Klosters Altzella direct gegenüber.
Der Burgwall liert auf steiler Felshöhe an der Mulde ca. 50 m über dem Wasser-
spiegel des Flösse.«. Die Felswände des Muldenthaies werden hier von Diabastnffen
oder Schal.steinen gebildet und gehören den cambrischen Grüusteinen an. Auf der direct
über einem Steinbriieh liegenden Höbe wurde ein l'JO Schritt langer, nuregelraässig
geformter Wall vorgefunden, der den Innenranm nach VV, N und O schützt, während
nach S hin der Steilabsturz natürlichen Schutz bietet. Der Wall hat eitle Höhe von
1,5 m und wird au zwei Seiten durch verschlacktes Gestein gebildet, an der Nord-
seitc dagegen ist ein Erdwall zn erkennen. Es konnte leider wegen des dichten Wald-
bestande« nicht festgestellt werden, ob unter demselben der Sclilackenwall verborgen
liegt. Da.« .\nfireten der vcr.schlackten Masse beschränkte sich nicht blos auf einzelne,
aus verschiedenen Stücken znsammengeschraolzene Klumpen, wie mau sie auf Burg-
wällen fast überall findet und als „Burgwallschlacke“ bezeichnet, sondern es ragen hier
gemäuerartigo Schlackenma.ssen ans dem Waldbodeu hervor, sodass man wohl die Anlage
einen Schlaekenwall nennen darf. Bisher sind innerhalb des Königreichs Sachsen drei
derartige Wälle aufgefunden worden und zwar auf dem Stromberge bei Weissenberg,
auf dem Rothstein und auf dem Löbauer Berge. Die Annahme, dass verschlackte Wälle
innerhalb Sachsen« nur in der Lausitz auftreten, ist nach Auffindung des Schlacken-
widU auf dem Texelsherge bei Nossen als eine irrige zu bezeichnen. Auf dem Walle
wurden keinerlei Artefacte gefunden.
ln einer Entfernung von 70 Schritt nach N zeigten sich zwei parallele Wallgräben,
welche in der Richtung von N t) nach S W sich zur Muldenaue hiuabsenken. Die Ge-
sauimtlänge der Gräben beträgt 35fi Sc hritt. Die .\nlage wird von der Nossen - Lom-
matzscher ßivhidinie so geschnitten, ilass auf den nordöstlichen Theil 220 Schritt und
auf ilen südwestlichen Btö Schritt kommen Die Tiefe des äusseren Grabens beträgt
ca. 2'/., m, die des inneren dagegen 1 m, Der zwischen beiden Gräben gelegene Wall
ragt nicht üImt das Niveau de.s Wahlbodens hervor.
Da die hier beobachtete Erscheinung von den auf Bnrgwällen sonst vorhandenen
Wallatilageu wesentlich abweicht, so ist eine sichere Deutung zur Zeit nicht möglich.
Wahrscheinlich stammt die Anlage nicht aus der nrgeschichtlichen, sondern ans früh-
geschichtlicher Zeit und wurde nicht zum Zwecke der Abwehr von Feinden, sondern
zur Abgrenzung idnes grösseren Besitzgebietes angelegt. Es könnten die parallel ver-
laufenden Gräben demnach als eine Art Limes oder Grenzgräben betrachtet werden.
Derartige l’arallelgräben sind in der Gegend noch häufig anzntreffen , z. B. zwischen
Kainmergut .Altzella und der Chaussee, an iler „.Alten Zelle“ im Zellwald (Semmelflflgeli,
am neuen AVege nach Siebenlehn und an der Grabe „Ltesegnete Bergmanns Hoffnung“
in Obergruna
Der Zellwald bietet noch manche räthselhafte Erscheinung und stellt sowohl dem
Historiker als auch dem Urge.schichtsforscher manche Aufgabe, deren Lösung der Zu-
kunft Vorbehalten bleiben wird. Das reiche rrkuudenmaterial ans dem Cistercienser-
kloster .Altzella vermag vielleicht noch Uber die frUhgeschichtliche Zeit jener Gegend
einiges Licht zu verbreiten, soda.ss ein Schein desselben auch dem Brähistoriker zugute
kommt. In der Nähe der ..Allen Zelle“ im Zellwald fand der Vortragende noch
8( herben von «iiät.slnvi8chem Typus.
Hier mögen um Ufer des l’ictschbaches die slavischen Bewohner bis ins zwölfte
■lahrhundert gewohnt haben. Darauf deutet die älteste Klosteranlage hin, welche zwischen
IUI und lUö sich hier befand. Diesen ersten Versuch, den Wald zu lichten und das
Land anzubauen und vor Allem die heidnischen Bewohner zu bekehren, machten die
schwarzen .Mönche (also Brüder vom Benedictinerorden). Tammo von Strehla, der das
Stück Wald vom Bisthum Meissen zu Lehen hatte, gab es unter Einwilligung des
Bischofs Meginward an die schwarzen Mönche ab. Das hier erbaute Kloster war der
heiligen Walpurgis gewidmet, wurde aber wegen der Rauhigkeit der Gegend von den
Mönchen bahl wieder verlassen.
Da« 11Ö2 gegründete Cistercienserkloster .Vltzella wurde an anderer Stelle, näm-
lich an der Mündung des Piet.se bbacdies in die Mulde errichtet, also da, wo wir heute
die Klosterrnineu bemerken. Die schwarzen .Mönche, also jene ersten .Ansiedler
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hatten sich die Bekehrung der Wenden zur besonderen Aufgabe gemacht.
Sie mögen also wohl durch die Anwesenheit der Slaven am Pietschbache zu jener
Niederlassung im Zellwald veranlasst worden sein. — Möpe es der vergleichenden For-
schung gelingen, das Dunkel, welches über der Urgescbicbte dieser tiegend liegt, zu
durchdringen.
Zum Schluss wird ein schönes Räuchergefäss aus dem Urncnfeld
von Stetzsch aus der Sammlung des Lehrers 0. Ebcrt vorgelegt.
V. Section für Physik und Chemie.
TIerte Sit^nng am 10. November 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. F.
Fo erster. — Anwesend 50 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. R. Möhlau hält einen Vortrag über neue .Auwendungs-
formen der Cellulose und erläutert seine Ausfuhningen durch Versuche
und zahlreiche Vorlagen.
Die neuere Richtung der Textilindustrie erhalt ihr Oeprüge wesentlich dadurch,
dass sie die Cellulosefaser chemisch umzuwandeln sucht Sie fiisst damit in erster Linie
auf der Entdeckung .lohn Mercer's, welcher zeigte, da.ss die Cellulosefaser durch Be-
handeln mit Natronlauge tiefgreifende Veränderungen erfährt. Die Faser wird stärker
und kürzer, ihre Wand verdickt sich, während das Lumen auf ein feines Capillarrohr
zusammensehrumpft ; zugleich ist aber auch ihre Affinität gegenüber Farbstoffen grösser
geworden.
Praktische Bedeutung erhielten die Mercer'schen Versuche zunächst durch Deponilly,
welcher die Schrumpfung der Baumwollenfaser bei Einwirkung von Natronlauge benutzte,
um einen Kreppeflect der Gewebe zu erreichen. Es gelang ihm. diesen Efl'ect auch auf
reinem Baumwollengewebe durch streifenweises Bedrucken mit Natronlauge zu erzielen
unter Anwendung einer entsprechend anfgetragenen Reserve aus Leinöl und Gummi
arabicum.
Thomas und Prevost ferner vermochten der Baumwolle einen seidenartigen
Glanz zu ertheilcn, indem sie durch Au.srecken während des Merceri.sireii.s die Schrnmpf-
nng der Faser verhinderten und darauf in ansgerecktem Zustande auswuschen. Nur
gewisse Baumwollsorten erwiesen sich für diesen Zweck geeignet, namentlich die ägyp-
tische Banmwolle. Die nähere Untersncimng zeigt, dass die betreffenden Sorten eine
leicht veränderliche Cuticula he.sitzen, welche bei dem Spannungsprocess jedenfalls sich
mechanisch loslöst.
Als ein weiteres Product der chemischen Umwandlung von Cellulose tritt sodann
die Viscose auf, ein lösliches Cellulosexanthogenat, welches sich heim Behandeln der
Faser mit Natronlauge und Schwefelkohlenstoff ergieht. Dieses Präparat lässt sich
leicht beliebig formen und ermöglicht auch die einfache Herstellung sogenannter Opalin-
artikel, da sich auf Geweben, welche mit Viscose hedrnekt wurden, schon dnrcli die
Trockenwärme regenerirte Cellulose unabwas<-hbar aus.scheidet.
Die von de Chardonnet aus Collodium erhaltene sogeuauute künstliche Seide besitzt
leider wenig Zugfestigkeit, besonders im feuchten Zustande.
Als neuestes Cellulosepräparat erscheint das Pegamoid, ein aus Nitrocellnlose
gewonnener Lederersatz, sehr widerstandsfähig gegen Wasser und Seifen, infolge seiner
glatten Oberfläche nicht schmntzend. Durch dünnes Aufträgen des Pegamoids auf Ge-
webe erhält man Stoffe mit seidenartigem Glanz, durch Aufträgen einer dickeren Schicht
wachstuchartige Stoffe.
Prof. Dr. R. Heger macht Mittheilungen über zwei optische Re-
obachtungen in den Alpen.
An dem durch besonders klares Wasser ausgezeichneten Karersee erschien — von
einem Boote ans gesehen — iu sehr auffälliger Weise das Brechnngsbild wagerechter
Stellen des Bodens in Gestalt einer unter dem Boote vertieften Schüssel mit breitem,
flachem, dem Spiegel rasch sich näherndem Rande. Die heim Durchgang durch eine
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ebene Grenzfläche zweier Mittel gebrochenen Strahlen eines Punktes A sind bekanntlich
nach der Brechung nicht mehr Strahlen eines Punktes, selbst niebt, wenn man sieh auf
Betrachtung eines sehr dünnen Kegels beschränkt (des in die Pupille gelangenden Lichtes);
das dünne StrablenbUschel, das in einer Ebene enthalten ist, die zur brechenden Ebene
senkreiht steht, ergiebt einen wesentlich anderen Bildpunkt, als die Mantellinien des
Umdrehungskegels, der den mittleren dieser -Strahlen als Mantellinie, A zur Spitze und
auf der brechenden hibene einen Parallelkreis hat. Nach den Beobachtungen scheint das
Auge den erstgenannten Bildpunkt zu bevorzugen.
Die andere Beobachtung betrifft das Auftreten schöner Beugungserscheinungen
beim Durchgänge des Sonnenlichtes durch Nadelbäuine, besonders beim Anf- und Unter-
gang der Sonne. Erheblich über der Geraden Sonne-Beobachter stehende Bäume erscheinen
in glänzender (iluth, anfangs orangegelb, mit bräunlicher Tönung der dichteren Theile,
näher der Sonne weissglühend.
Prof. Dr. F. Pockels macht auf iihiiliclie, aus der Litteratur bekannte
Beobachtungen aufmerksam; auch in unseren Gegenden ist Gelegenheit,
diese auffällig schöne Erscheinung wahrzunehmen, nur tritt sie infolge
der geringeren Reinheit und Klarheit der Luft viel seltener und wohl
kaum je so schön auf wie im Hochgebirge.
Pro/. Ür. F. Foerster berichtet über die Fiinwirkung von Chlor
auf Alkalien, insbesondere über den Process der Chloratbildung und
über die Deutung der Vorgänge bei der elektrolytischen Gewinnung von
Kaliumchlorat.
VI. Section für Mathematik.
Tiei’te Sitzung am 13. October 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
Rohn. — Anwesend 13 Mitglieder.
Prof. Dr. K. Rohn spricht über einige Eigenschaften der Curven
dritter und vierter Ordnung, abgeleitet aus den Schnittpunkt-
systemsätzen.
In dem Vorfrage werden zunächst in bekannter Weise die Sebnittpunktesystem-
sätze für ebene Cnrven abgeleitet, um dann an einzelnen Beispielen zu zeigen, wie
iiiaunigfach die Anwendung derselben sich gestalten kann. 8o folgt der Pa.scal’sche
Satz filr einen Kegelschnitt oder ein Geradenpaar daraus. Ebenso ergiebt sich der
Satz: Schreibt mau einem Kegelschnitt ein Achteck ein, so schneiden die ungeraden
Seiten die geraden in acht Punkten eines neuen Kegelschnitts; beide .tchtecke besitzen
also die nämlichen ungeraden und die nämlichen geraden Seiten. Noch verschiedene
andere Sätze über Kegelschnitte können au.s jenen Sätzen abgeleitet werden.
Für die Curven dritter Ordnung ergehen sich mit ihrer Hilfe folgende Jtesultate.
Alle Kegelschnitte durch vier feste Punkte einer Curve dritter Ordnung schneiden diese
in Punktepaaren, deren Ve.rbindung.«linien durch den nämlichen Punkt auf ihr, den Rest-
punkt, gehen. Die drei reellen Wendepunkte einer solchen Cnrve liegen auf einer Ge-
mden. Aus jedem Punkt der Curve kann man vier Tangenten an dieselbe legen; ihre
Berühning.spunkte liegen auf einem Kegelschnitt, der die t'nrve in jenem Punkt berührt-
Die Verbinunngslinien dieser vier Berühruiig.spnnkte schneiden sich paarweise auf der
Curve dritter Grdming. Im S^ecicllen liegen die BerOhruugspunkte der drei Tangenten
ans einem Wendepunkte auf einer Geraden.
Für die Curven vierter Ordnung führen die Si hnittpnnktssysterasätzc zu den
Systemen von viermal berührenden Kegelschnitten und den Do|ipeltangenten. Jedem
System gehören sechs Doppeltangeutenpaare an, die BerUlmmg.spunkte je zweier Paare
liegen anf einem Kegelschnitt u, s. w.
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Fünfte Sitzung am 8. December 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
Rolui. — Anwesend 11 Mitglieder.
Dr. H. Gravelius spricht über einen Grundgedanken der Gyldeu-
schen Störu ngstheorie.
In einer kurzen historischen Einleitung werden die älteren Methoden ziu Ermitte-
lung der ab.soluten Störungen der Planeten nach ihren gnindlegenden Principien skizzirt.
Es wird gezeigt, dals — ganz abgesehen von der keineswegs immer hinreichend ver-
sicherten Convergeuz dieser Methoden — der Urund dafür, dass diese Methoden für
eine Darstellung der Störungen auf 50 bis 100 .lahre hinaus nicht ausreichen, in dem
Festhalten der Kepler'schen Bahn auch für die gestörte Bewegung zu .suchen ist. In-
dem der Vortragende eine Darlegung der tiyldön'schen Integrationamethoden und Con-
vergenzbeweise für später sich vorbehält, entwickelt er, vom Begriff der periplegmati-
scheu Curve ausgehend, die üleichnng der absoluten Bahn Gylden'a.
Prof. Dr. K. Ilohu zeigt mit Hilfe eines Satzes von den perspectiven
Figuren eine einfache Methode, den Krüniniungskreis an einem
der fünf gegebenen Punkte eines Kegelschnitts zu con-
struiren. Die Coiistructiou erfordert nur das Zeichnen von Parallelen
und Normalen.
VII. Hauptversammlungen.
Achte Sitzung und Exenrsion am 29. September 1898.
Am Nachmittag dieses Tages besichtigten 20 Mitglieder die Hof-
kunstmUhle und Oelfabrik von T. Dienert in Plauen b. Dr., deren
Einrichtungen ihnen in der zuvorkommendsten Weise durch Ingenieur
F. Pleissnor erläutert wurden.
Hieran schloss sich eine Hauptversammlung im Dathskeller-
llestiiurant zu Plauen, in welcher unter Vorsitz von Prof. H. Engel-
hardt geschäftliche Angelegenheiten erledigt werden und
Dr. J. Deichmüllcr die von ihm auf Veranlassung des K. Ministeriums
des Innern entworfene „Belehrung und Anweisung über die den urgeschicht-
lichen Alterthümern zu widmende Beachtung und Fürsorge“, Dresden 1898,
vorlegt.
Neunte Sitzung am 27. October 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. — Anwesend 64 Mitglieder und Gäste.
Dr. med. A. Schlossmann hält einen Vortrag über seine Reise nach
Spanien und erläutert denselben durch eine grosse Anzahl von Photo-
graphien und Projectionsbildeni.
Zehnte Sitzung am 24. November 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. — Anwesend 61 Mitglieder und Gäste.
Zunächst werden die Beamten der Gesell.schaft für das .lahr 1899
gewählt. (Vergl. die Uebersicht auf Seite 28.)
Hierauf wird beschlossen. Geh. Hofrath Prof. Dr. G. Zeuner zu seinem
70. Geburtstage die Glückwünsche der Gesellschaft durch den Vorstand iti
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Gemeinschaft mit dem ersten Secretär und dem Bibliothekar überbringen
zu lassen.
Geh. Ilofrath Prof. Dr. M. Krause spricht nun über Universität und
Technische Hochschule.
An den Vortrag schliesst sich eine lebhafte Debatte.
Elfte Sitzung am 22. Deeember 1898. Vorsitzender: Prof. Dr. G.
Helm. — Anwesend 54 Mitglieder und G.äste.
Der Vorsitzende giebt eine Uebcrsicht über den gegenwärtigen Mit-
gliederbestand der (iesellschaft, nach welcher die Zahl der wirklichen
.Slitglieder gegen das Vorjahr um 19 gewachsen (z. Z. 230), die der Ehren-
mitglieder um 0 (28) und die der correspondireuden Mitglieder um 3 (132)
zurückgegangen ist.
Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Fr. Renk hält einen Vortrag über das
hygienische Institut der K. Technischen Hochschule und die K.
Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege.
Per Vortragende giebt einen kurzen Ueberblick über Geschichte, Entwickelung
und Zweck beider jetzt in einem Kaunie vereinten und unter einer Direetion stehenden
Institute und erlUutert au einem au.sgeatellten Plaue die Vertheilung der einzelnen Ab-
theilungen in den beiden Gescho3.sen des Hauses und deren Bestimmung. Ein unter
Führung des Vortragenden unternommener Kundgang durch die verschiedenen Raume
giebt den Anwesenden Gelegeuheit, Einblick in die Thätigkeit beider Institute zu nehmen.
Teränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 7. August 1898 starb James Hall, Professor und Director des
New-York State Museum in Albany, einer der bedeutendsten amerikani-
schen Paläontologen, Ehrenmitglied der Isis seit 1873.
.\m 25. September 1898 verstarb in St. Germain-en-Laye im Alter
von 77 Jahren Gabriel de Mortillct, Professor und Subdirector der
fäule d'anthropologie de Paris, correspondirendes Mitglied seit 1867.
Am 15. October 1898 verschied in Dresden Dr. Ewald AlbertGeissler,
Professor an der K. Thierärztlichen Hochschule und Apothekenrevisor, wirk-
liches Mitglied seit 1877.
Am 14. November 1898 starb in Charlottenburg Oberberghauptmann
und Ministerialdirector a. D. Dr. Albert Ludwig Serie, Ehrenmitglied
seit 1870.
Am 8. Deeember 1898 starb Maler Karl Friedrich Seidel in Wein-
böhla, wirkliches Mitglied seit 1860. Der Verewigte gehörte in den Jahren
1867 — 68, 1875 — 76 und 1878 — 81 dem Vorstande der Section für Botanik
als erster oder zweiter Vorsitzender an und hat verschiedene botanische
Beobachtungen in unseren Sitzungsberichten veröflentlicht, die letzte noch
im Jahre 1888 über Peucedatmm aeifopodioides.
Am 10. Deeember 1898 starb in Tharandt Alfred Bartel, Assistent
am chemischen Laboratoriuin der K. Forstakademie, wirkliches Mitglied
seit 1897.
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27
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Baensch, Wilh., Buchdruckerei und Vcrlagshandlung in Dresden, am
24. November 1898;
Berger, Karl, Dr. med. in Dresden, am 22. Decemher 1898;
Bidlingmaior, Friedr., Assistent am physikalischen Laboratorium der
K. Technischen Hochschule in Dresden, am 24. November 1898;
Dickhoff, Alphons, Privatus in Blasewitz, am 27. October 1898;
Lehmann, Georg, K. Hofbuchhändler in Dresden, am 29. September 1898;
Müller, Felix, Prof. Dr., in Oberloschwitz, am 24. November 1898;
Naumann, Ernst, Dr. phil., Assistent am mineral.-geologischen Institut der
K. Technischen flochschule in Dresden, am 29. September 1898;
Osborne, Wilh., Dr. phil., Chemiker in Radebeul, am 24. November 1898;
Range, Ernst Albert, K. Strassen- und Wasserbauinspector
in Dresden,
Richter, Wilh., Dr. med. in Dresden,
Schmidt, Hermann, Lehrer in Dresden, am 24. November 1898;
Sommer, Karl, Gymnasiallehrer, a. D. in Meissen, am 22. Deceraber 1898;
Thoss, Friedr. Aug., Seminaroberlchrer in Plauen bei Dr., am 29. Sep-
tember 1898.
In die correspondirenden Mitglieder ist übergetreten:
von Baensch, William, K. Hofverlagshuchhäudler, in Stralsund.
am 27. October
1898.
Freiwillige Beiträge zur GeseUschaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Prof. Dr. Bachmann, Plauen
i. V., 3 Mk.; K. Bihliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur
Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk. 5 I’f.; Privatus Eisei, Gera, 3 Mk.; Berg-
meister Hartung, Lobenstein, 5 .Mk.; Prof. Dr. Hibsch, läebwerd, 3 Mk.
1 Pf.; Bürgerschullehrer Hofmann, Grossenhain, 3 Mk.; Apotheker Dr.
Imnge, Werningshausen, 6Mk. 10 Pf.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Anna-
berg, 3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Oberlehrer Nau-
mann, Bautzen, 6 Mk.; Betriebsingenieur Prasse, Leipzig, 3 Mk.; Dr.
Reiche, Santiago, Chile, 3 Mk.; Director Dr. Reidemeister, Schöne-
beck, 3 Mk.; Prof. Dr. Schneider, Blasewitz, 10 Mk.; Oberlehrer Seidel I,
Zschopau, 3 Mk. 10 Pf.; Rittergutspachter Sieber, Grossgrabe, 3 Mk. 15 Pf.;
I'abrikbesitzer Siemens, Dresden, 100 Mk.; Chemiker Dr. Stauss, Ham-
burg, 3 Mk ; Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Privatdocent Dr.
Steuer, .Jena, 3 Mk.; Prof. Dr. Vater, Tharandt. 3 Mk. 5 Pf.; Baurath
Wiechel, Chemnitz, 3 Mk. 15 Pf.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk.; Prof.
Dr. Wünsche, Zwickau, 3 Mk. — ln Summa 190 Mk. 61 Pf.
H. Warn atz.
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28
Beamte der Isis im Jahre 1899.
Torstand.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. E, Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Prof. II. Engelhardt.
Kassirer: Hofhuchhändler G. Lehmann.
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Prof. II. Engelhardt.
Als Sectionsvorstände:
Privatdocent Dr. W. Hergt,
Dr. J. Deichinü Iler,
Prof. Dr. ü. Drude,
Prof. Dr. F. Förster,
Prof. Dr. H. Nitsche,
Prof. Dr. K. Rohn.
Erster Secretär: Dr. J. Deichraüller.
Zweiter Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
T erwaltungsrath.
Vorsitzender: Prof. II. Engelhardt.
Mitglieder: 1. Fabrikbesitzer L. Guthmann,
2. Privatus W. Putscher,
3. Fabrikant E. Kühnscherf,
4. Dr. Fr. Raspe,
B. Prof. H. Fischer,
6. Fabrikbesitzer Fr. Siemens.
Kassirer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
Meetionsbeamte.
I. Section für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. H. Nitsche.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. J. Thallwitz.
Protokollant: Institutsdirector A. Thümer.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
n. Section für Botanik.
Vorstand: Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Oberlehrer K. Wobst.
Protokollant: Garteninspector F. Le dien.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
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29
TTT. Seotion für Uineralogie und Geologie.
Vorstand: Privatdocent Dr. W. Bergt
Stellvertreter: Oberlehrer Ür. R. Nessig.
Protokollant: Dr. H. Prancke.
Stellvertreter: Dr. E. Naumann.
IV. Seotion für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. F. Förster.
Stellvertreter: Prof. Dr. F. Pockels.
Protokollant: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
Stellvertreter: Dr. R. Engelhardt.
V. Seotion für prähistorisohe Forsohungen.
Vorstand: Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Lehrer H. Döring.
Protokollant: Lehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer A. Jentsch.
VI. Seotion für Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. K. Rohn.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
Stellvertreter: Privatdocent Dr. E. N ätsch.
Redactions - Comitd.
Besteht aus den Mitgliedern des Directoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
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Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1898 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tansch.
I. E !• o p a.
1. DentBohland.
Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des üsterlandes.
Annaberg -Buchholz: Verein für Naturkunde.
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg: Naturforechende Gesellschaft.
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Sitzungsber. und
Abhandl., 1896-97. [Aa 327.]
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhaudl., Jahrg.39.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 49, Heft 3
und 4; Bd. 50, Heft 1 und 2. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., October 1897 bis Mai 1898. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussiscnen Rneinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 54. Jabrg., 2. Hälfte.
[Aa 93.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Sitzungs-
ber., 1897, 2. Hälfte. [Aa 322.]
Braunschueig: Verein für Naturwissenschaft.
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIV, Heft 3;
Bd. XV, Heft 2. [Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 75. Jahresber.,
1897, mit Ergänzungsheft bibliograph. Inlialts. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Ahhandl., Heft 3.
[Ec 57b.] — Klima des Königreichs Sachsen, Heft 5. [Ec 79.] —
Jahrbuch, Xlll. Jahrg., 3. Abth.; XIV. Jahrg., l.u. 2. Ahth. [Ec 57.)
Danzig: Naturforschende Gesellschaft.
Darmstadt: Verein für Erdkunde und mittelrheinischer geologischer
Verein. — Notizhh, 4. Folge, 18. Heft. [Fa 8.J
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber., 1897 — 98.
[Aa 47.]
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31
Dresden'. Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“. — Sitzungsber.
und Abhandl., n. F., Jhrg. 1 — 2, mit Bücherverzeichniss. [Ca 26.]
Dresden: K. Mineralogisch -geologisches und praehistorisches Museum. —
Mittheil., Heft XIV. [Db 51.]
Dresden: K. Zoologisches und Anthrop.-ethnogr. Museum. — Catalog der
Handbibliothek. [Je 117.]
Dresden: K. Oeifentliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Jahresberichte, Jahr. XXVI. [Fa 6.]
Dresden: K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sachs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XIX. [G 75.] — Die Samm-
lung des K. Sachs. Alterturasvereins in ihren Hauptwerken. Lief. 1,
Bl. I-X. [G 75b.]
Dresden: Oekonoraische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.
1892—93, 1897-98. |Ha 9.1
Dresden: K. Thierärztliche Hochschule. — Bericht über das Veterinärwesen
in Sachsen, 33., 37., 40. und 42. Jahrg. [Ha 26.1
Dresden: K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht über die K. Sächs.
Techn. Hochschule a. d. Jahr 1897 — 98. [Je 63.] — Pcrsonalverz. Nr.
X— XVIII. [Je 63b.l
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Ilheinpfalz „Pollichia“.
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 82. Jahresbericht, 1896 — 97.
[Aa 48.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher,
Heft XXIV. [Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch-medicinischeSocietät. — Sitzungsber., 29. Heft, 1897.
[Aa 212.J
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1898. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1896 — 97.
[Eb 35.]
Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios“, 15. Bd. — Societatum litterae, Jahrg. XI,
Nr. 7 — 12; Jahrg. XII, Nr. 1—4. [Aa 282.]
Freiberg: K. Sächs. Bergakademie. — Programm für das 133. Lehrjahr
1898-99. [Aa 323.]
Freibur^ i. B.: Naturforschende Gesellschaft.
Oera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. — Abhandl., 22. Bd. [Aa 3.]
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 73, 2. Heft; Bd. 74. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mittheil., 29. Jahrg., 1897. [Aa 68.1
Greifswald: Geographische Gesellschaft. — Jahresber. Nr. VI, II. Theil,
1896-98. [Fa 20.]
Guben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. — ■
Mittheil., V. Bd., Heft 1 — 7. [G 102.]
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32
Güstrow : Verein der Freunde der Naturgeschicbte in Mecklenburg.
Halle a. S.: Naturforschende (iesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Curolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XXXIIl, Nr. 12; Heft XXXIV, Nr. 1-11. [Aa 62.]
Halle a. S.' Verein für Erdkunde. — Mitteil., Jahrg. 1898. ^Fa IG.]
Hamburg- Naturhistorisches Museum. — Jahrbücher, Jahrg. XIV', mit Bei-
heft 1—5. [Aa 276.]
Hamburg: Naturwissenschaftlicher V'ereiu. — Verhandl., IV. Folge, 5. Heft.
1897. [Aa 293 b.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Ünterhaltung.
Hanau: W'etterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde.
Hannover: Natuihistorische Geselkschaft. — Jahresber., 44. — 47. Bd.
[Festschrift.] [Aa 52.]
Hannover: Geographische Gesellschaft.
Heidelberg: Naturhistorisch -medicinischer Verein.
Hof: Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landes-
kunde.
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde. — Abliandl. und Berichte, Nr. 42 u. 43.
[Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschr.,
22. — 23. Bd. u. 12. SuppL; Mittheil., Jahrg. 1896—97. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftliclier Verein für Schleswig-Holstein.
Köln: Kedaction der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg, 34. [Aa 41.1
Königsberg i. P>-.: Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. — Schriiteu,
38. Jahrg., 1897. [Aa 81.]
Königsberg i. Fr.: Altertums-Gesellschaft Prussia. — Sitzungsber. Nr. 46,
1890. [G 114.]
Krefeld: V'erein für Naturkunde. — Jahresber. II und III, 1895—98.
lAa 329.]
Landshut: Botanischer Verein. — Bericht 15. [Ca 14.]
Lcip^ig: Natnrforschende Gesellschaft.
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-physikal. Klasse, 1897, \'— \H; 1898, I — V.
[Aa 296.1
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Geologische
Specialkarte des Königreichs Sachsen: Sect. Ostritz-Bernstadt. Bl. 73;
Sect. Hinterhermsdorf- Daubitz, Bl. 86; Sect. Hirschfelde-Ueichenau,
Bl. 89; Sect. Zittau- Oybin -Lausche, Bl. 107; Sect. Bobenneukirch-
Gattendorf. Bl. 150, mit 5 Heften Erläuterungen. [De 146.]
Lübeelc: Geographische Gesellschaft und naturhistorisches Museum.
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher V'erein für das Fürstentum Lüneburg.
— Jahresheft XIV, 1896—98. [Aa 210.]
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher V'erein. — Jahresber. und .Ahhandl.,
Jahrg. 1896- 98. [Aa 173.]
Mannheim: V'erein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften.
— Sitzungsher., Jahrg. 1897. [.\a 2(>6.]
Meisse7i: Naturwissenschaftliche Gesellschalt ,.Isis“. — Beobacht, d. Isis-
Wetterwarte zu .Meissen i. J. 1897. [Ec 40.]
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33
Münster: Westfalischer Provinzialverein fiir Wissenschaft und Kunst. —
25. Jahresber., Jahrg. 1896—97. [Ca 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philoniathie“. — Bericht, 25.-28.,
1888 - 96. [.\a 28.]
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. für 1897, nebst
.\bhaiull., XI. Bd. [Aa 5.]
Offenbach: Verein fiir Naturkunde.
Osnahriiclc: Naturwissenschaftlicher Verein. — 12.Jahresber., 1897. [Aa 177.1
PUssau: Naturhistorischer Verein. — 17. Bericht fiir 1896 — 97. [Aa 55.]
Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der hotan. Abtheil.,
4. Jahrg., Heft 3; 5. Jahrg., Heft 1 — 2. [Aa 316.]
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Berichte, Heft VI, 1896 — 97.
[Aa 295.]
Regensburg: K. Bayerische botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. F.: Vogtländischer Verein für Naturkunde. — Mitteil.,
Jahrg. 29. [Aa 70.]
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein.
Stettin: ümithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XXII. [Bf 57.J
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 54. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Alturtumsverein. — Württen)berg. Viertel-
jahrshefte für Landesgeschichte, n. F., 6.-7. Jahrg. [G 70.]
Tharandt: Iledaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen, Bd. XLIX, Heft 4 — 6; L; LI, Heft 1.
(In der Bibliothek der Versuchsstation im hotan. Garten.)
Thom: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst.
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen.
TJltn: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte,
8. Jahrg. [Aa 299.]
ültn: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 11. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 51.
[Aa 43.|
Würzburg: Physikalisch-inedicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1897. [Aa 86.]
Zuiclcau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1897. [Aa 179.]
2. Oesterreioh-Üngarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
ßistritz: Gewerbeschule.
Brünn: Naturforschender Verein.
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtaui Közlöny, XXVII.
küt., 11.— 12. füz.; XXVHI. küt., 1.— 9. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und; Ungarische
.Akademie der Wissenschaften. — .Mathemat. und naturwissenschaftl.
Berichte, Bd. 13. [Fa 37.]
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(t)Oz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1897. [Aa 72.]
Hermanrntadt : SiebenbürgischerVerein für Naturwissenschaften. — Verhandl.
und Mittheil., XLYII. Jahrg. [Aa 94.]
J^lo: Ungarischer Kai-pathen -Verein. — Jahrbuch, XXV. Jahrg. [Aa 198.]
hmshruck: Naturwisseuschaftlich-mediciiiischer Verein.
Klagenfurt-. Naturhistorisches Landes -Museum von Kärnthen. — Festschrift
z. öOjähr. Bestehen, 1898. [Aa 42.]
Krakau: Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1897, Nr. 9— 10; 1898,
Nr. 1-4 und 6-8. [Aa 302.]
Laibach: Musealverein für Krain.
Linz: Verein für N.aturkunde in Oesterreich ob der Enns. — Jahres-
ber. 19, 26 und 27. [Aa 213.]
Linz: Museum Francisco-Carolinum, — 56. Bericht nebst der 50. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Pi'ug: Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos“.
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsher.,
mathem.-naturw. CI., 1897. [Aa 269.1 — Jahresber. für 1897. [Aa 270.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — I’amdtky
archaeologickc, dilu XVII, ses. 4 — 8; X\'III, ses. 1 — 2. [G 71.]
P-ag: Lese- und Uedehalle der deutschen Studenten.
Pag: Ceska Akademie Cisafe Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II,
Rocnik 6. [Aa 313.] — Bulletin international, classe des Sciences
mathematiques et naturelles, Nr. IV. [Aa 313h.|
P-essburq: Verein für Heil- und Naturkunde. — Vernandl., n. F., Heft 9.
[Aa '92.]
Reimenberg: Verein der Naturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 29. [.\a 70. J
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheilungen,
Bd. XXXVII und XXXVIIl. [Aa 71.1
Temcsvür: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Tennes-
zettudomanyi Füzetek. XXII. köt., füz. 2 — 3. [Aa 216.]
P-encsin : Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Comitates. —
Jahresheft, Jahrg. XIX — XX. [Aa 277.]
TViesi: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, Jahrg. 1897,
Nr. 27; 1898, Nr. 1—12. [Aa 11.]
I17cw: Verein zur Verbreitung naturwissenscliaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXVIH. [Aa 82.]
H7(«: K. K. naturhistorisches llofmuseum. — Annalen, Bd. XII, Nr. 2—4;
Bd. XIII, Nr. 1. [Aa 280.]
117'e«: Anthropologische Gesellschaft. — Mittheil., Bd. XXVII, Heft 6;
Bd. XXVIII, Heft 1- 4. [Bd 1.]
117'eM: K. K. geologische Ueichsanstalt. — Verhandl., 1897, Nr. 14 — 18;
1898, Nr. 1—12. [Da 16.] — Ahhandl., Bd. XVII, Heft 4. [Da 1.]
TI7'e?i: K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XLVH.
[Aa 95.]
117'e«: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität.
H7'e«: Central -Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1894 und 1897. [Ec 82.]
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35
3. Rnmänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Annales, tome XII, 1896.
[Ec 75.]
4. Schweiz.
^arait: Aargauische naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., Heft VIII.
[Aa 317.1
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XII, Heft 1. [Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft.
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft.
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubiindens. — Jahresber., n. F.,
Jahrg. XXXVI, XL und XLI. [Aa 51.]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., Heft 13.
[Aa 261.] _
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Compte rendu,
1893—97. [Aa 264.]
St. Gallen: Naturforschende Gesellschaft, — Bericht für 1895 — 96. [Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 4. ser.,
vül. XXXIII, no. 126; vol. XXXIV, no. 127—129. [Aa 248.]
Xeuchatel: Societe des Sciences naturelles.
Schaffhausen: Schweizerische entoniologische Gesellschaft. — Mittheil.,
Vol. X, Heft 2—4 [Bk 222. |
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. —
Bulletin, fasc. XXVI. [Ca 13.]
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr. , Jahrg. 42,
Heft 3 — 4; Jahrg. 43, Heft 1—3. [Aa 96.] — Neujahrsblatt für 1898.
[Aa96b.]
Zürich: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft 8. [Ca 24.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Memoires, tome IX,
1892—98. [Aa 252b.] — Bulletin inensuel, tome XIII, no. 283 — 292.
[Aa 252.]
Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires,
ser. 5, tome I — II; III, cah. 1; proces-verbaux, annee 1896 — 97.
[Aa 253.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. —
Memoires, tome XXX. [Aa 137.]
Dijon: Academie des Sciences, arts et belles lettres. — Memoires, ser. 4,
tome V. [Aa 138.]
Le Mails: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXVIII, fasc. 2 — 3. [Aa 221.]
Lgon: Societe Linneenne. — Annales, tome 43—44. [Aa 132.]
Lgon: Societe d’agriculture, d’histoiro naturelle et des arts utiles. —
Annales, ser. 7, tome 4. [Aa 133.]
Lyon: Academie nationale des Sciences, helles lettres et arts. — Memoires,
ser. 3, tome 4. [Aa 139.)
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXII. [Ba 24.)
Toulouse: Societe Framjaise de botanique. - Bulletin mensuel, tome XIII,
Nr. 147—156. [Ca 18.]
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6. Belgien.
Brüssel: Societe royale malacologique de Belgique, — Aiinales, tome
XXVIII — ,\XXI, fase. 1. IBi 1.] — Proces-verbaux des seances. tonie
XXV— XXyil, Jan.-Juli. [Bi 4.]
Brüssel: Societe entomologiquc de Belgique. — Annales, tome 41. [Bk 13.]
— Memoires, tome VI. [Bk 13b.j
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome XXXVI.
[Ca 16.]
Oemlloux: Station agronomique de l’etat. — Bulletin, no. 64 — 65.
[Hb 75.]
Lütheh: Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Gent: Kniidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Gronivijen: Naturkundig Genootschap. — 97. Verslag, 1897. (Je 80.]
Harlan: Mus6e Teyler. — Archives, ser. II, vol. V, p. 4; vol. VI, p. 1 — 2.
[Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises,
ser. II, tome I, livr. 4—5; tome II, livr. 1. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Societe botanique du Grandduche de Luxembourg. — Recueil
des memoires et des travaux. no. XIII. [Ca 11.]
Luxemburg: Institut royal grand-ducal.
Liuemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde .,Kauna‘-. — Mittheil., 1897.
[Ba 26.]
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l'anno 1897. [.\a 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol.
10 — 11. — Bollettino, fase. L, LH — LIV. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto. — Sect. f. Physik und Naturgescli., Bd. 19—21;
Sect. f. Medicin, 7. Publicat. [Aa 229.]
Florenz: Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XIX. [Ilk 193.1
Mailand: Societä Italiana di scienze naturali. — Atti, vol. XXXVII,
fase. 2—3. [Aa 150.]
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2.
vol. XX.X. [.\a 161.] — -Meinorie, vol. XVIII, fase. 2-5. [Aa 167.]
Modena: Societä dei naturalisti.
lüdua: Societä N’eneto Trentina di scienze naturali. — Bullettino, tomo VI,
no. 3. [Aa 193 b.]
Fai-nia: Redazione del Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
ser. III, anno XXIII, no. 7 — 12; anno XXIV, no. 1 — 3. [G 54.]
IHsa: Societä Toscana di scienze naturali. — Processi verbali. vol. X
(22. XI. 96—4. VH. 97;; vol. XI (28. XI. 97—1. V. 98). [Aa 209.]
Rom: Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, ser. 5, vol. V — VII,
2. sem., fase. 1 — 10. [Aa 226.]
Rom: R. Comitato geologico d’Italia.
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37
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bollettino mensualc, ser. II,
vol. XVII, no. 9—12; vol. XVffl, no. 1=3. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scieuze, lettere e arti.
Verona: Accaderaia di Verona. — Memoire, ser. III, vol. LXXIII, fase. 1 —2.
[Ha 14.]
IQ. Qrossbritannien und Irland.
Dublin: Royal geological society of Irland.
Edinburg: Geological Society. — Transactions, vol. VII, p. 3. [Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society. — Journal, 3. ser., no. 13 — 14.
[Ec 3.1
Olasgow: Natural history society. — Transactions, vol. V, p. L [Aa 244.]
Glasgow : Geological society.
Manchester: Geological society. — Transactions, vol. XXV, p. 12—15,
20-21. [Da 20.1
Neucastle-upon-Tgne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Nortlmmberland, Durham and N'ewcastle-upon-Tyne. —
Nat. history transactions, vol. XIII, p. 2. [Aa 126.1
IL Schweden, Norwegen.
Bergen: Museum. — Aarbog for 1897. [Aa 294.]
Christiania: Universität. — Universitets- Programm for 2. sem. 1894.
[Aa 251.]
Christiania: Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aavs-
beretning for 1896. [G 2.] — Kunst og liandverk fra Norges fortid,
2. Reihe, 2. Heft. [G 71.]
Stockholm: Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 18.
[Bk 12.1
Stockholm: K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. — Antiquarisk
Tidskrift, Del XVI, 4. [G 1.35.] — Mänadsblad, 1894. [G 135a.]
Tromsoe: Museum. — Aarsberetning 1894. [Aa 243.1
üpsala: The geological Institution of the university. . — Bulletin, vol. III, p. 2
(no. 6}, 1897. [Da 30J
12. Russland.
Ekathariuenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles. —
Bulletin, tome XVI, livr. 5^ tome XVH; tome XIX, livr. L [Aa 269.]
Helsingfors: Societas pro fauna et flora fennica.
Kharkow: Societe des naturalistes ä l’universite imperiale. — Travaux,
tome XXXI u. XXXII. [Aa 224.]
Kiew: Societe des naturalistes. — Memoires, tome XIV, livr. 2^ tome XV,
livr. 1—2. [Aa 298.]
Moskau: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1897, no. 2 — 4;
annee 1898, no. L [Aa 1.34.1
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XXI, p. ^ tome XXII, p. L [Aa 256.]
Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, toni.XIV,
fase. 2. [Ca 10.]
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38
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no. 1 — 5; supplem. au tome XVI. [Da 23.] — Memoires, vol. XVI, no. 1.
[Da 24.]'
Petersburg: Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, Jahrg. 1896.
[Ec 7.]
Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletin, nouv. Serie V,
tome VII, no. 2 — 5; tome VIII, no. 1 — 4. (Aa 315.]
Petersburg: Kaiserl. Russische mineralogische Gesellschaft. — Verhandl.,
2. Ser., Bd. 35. pa 29.]
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no. 134 — 136. [.4a 278.] — American journal of mathematics, vol.XIX;
XX, no. 1—3. [Ea 38.] — American Chemical journal, vol. XIX, 5 — 10;
vol. XX, no. 1— 7. [Ed 60.] — Studies in histor. and politic. Science,
ser. XV, no. 6—12; ser. XVI, no. 1 — 9. [Fb 125.] — American journal
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[Aa 111.]
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vol. XXXII — XXIII; XXXIV, 1. — Memoirs, vol. V, no. 3. [Aa 170.]
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[Aa 185.1
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1896 — 1897. — Bulletin, vol. XXVIII, no. 4 — 5; vol. XXXI, no. 5 — 7;
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New- York: State geologist.
Phüaddphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, 1897, p. II— III;
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Ftiiladelphia: American pnilosoplucal society. — Proceedings, vol. XXXV,
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St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. VII, no. 17—20;
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Topeka: Kansas academy of Science. — Transactions, vol. XV. [Aa 303.
Toronto: Canadian institute. — Proceedings, 5. ser., vol. I, p. 4—6; Supplem.
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Tufts College: Studios, no. V. [Aa 314.]
Washington : Sniithsouian institution. — Report of the U. St nat museum,
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(De 120b. ] — Monographs, vol. XXV— XXVHI mit Atlas. [De 120c.]
Wusiiingtofi: Bureau of education.
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2. Süd-Amerika.
(Argentinien, Brasilien, Chile, Costarica.)
Buenos-Aires: Museo nacional. — Communicaciones, tomo I, no.l. [Aa 147b.]
Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo XLIV,
tomo 6—6; tomo XLV; tomo XLVI, entr. 1 — 4; Inhaltsveraeichniss
d. B. 1-40. [Aa- 230.]
Cordoha: .Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo XV, entr. 4.
[Aa 208 b.l
Montemdeo: Museo nacional. — Anales, fase. I — III, VHI — IX. [Aa 326.
Bio de Janeiro: Museo nacional. — Revista,vol.I(=Archivos,vol. IX). [Aa211.
San Jos6: Institute fisico-geografico y del museo nacional de Costa-Rica. —
Informe 1897—98. [Aa 297.]
Sao Paido: Commissao geographica e geologica de S. Paulo. — Boletim,
1897, no. 10—14 lAa 305 a.]
La Plata: Museum. — Revista, tomo VIII. [Aa 308.]
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein.
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40
III. A.sien.
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Calcutta: Cxeologiciil survcy of liidia. — Ueconls, vol. XXX, no. 4. [Da 11.]
— Menioirs, vol. XXV; XXVI; vol. XXVII, p. 2. [Da 8.] — Palaeon-
tologica Indica, Ser. XV, vol. 1, p. 1, vol. 2, p. 1; Ser. XVI, vol. 1,
p. 1-3. [Da 9.]
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Osta.sÜMis. —
Supplem.; Khmann, Japan. Sprichwörter, Th. II — IV. [.Aa 187.]
IV. Aiiüstralien.
Melhoiirne: Mining departmont of Victoria — Anmial report of the sccretiuw
for Ulines, 1897. [Da 21.]
13. Durch Geschenke.
Aquila: Zeitschrift für Ornithologie, .lahrg. II — IV. [I3f 68.]
Baden b. Zürich: Kin römischer Militärhospital in Daden bei Zürich.
(Gesch, des Herrn Dr. Grüudler.) [G 143.]
Boettijer, ().: Katalog der Ueptiliensamuilung ini Museum der Sencken-
bergischen naturfoi-schenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. II. Teil.
(Schlangen). [Bg 28b.]
Brandcii, TI'.; Verzeichniss der in der Provinz Hannover vorkomnienden
Uefassptlanzen. 1897. [Cd 117.]
Calcutta: Pamir boundari Commission. — Report nn the natural history
resiilts. 1898. [.Ab 86.]
Cctitral-Comnih.'iion, k. k., für Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischen Denkmale: Normative und Berichte. Wien 1895, 1897.
[G 142.]
Clemen, P.: Die DenkmalpHege in der Rheinproviiiz. 1896. [G 141.]
Conklin, K.: The embryology of CT'ejüdula. 1H97. (Bin 57.]
Credner, JL: Die sächsischen Erdbeben während der .Jahre 1889 — 97.
Sep. 1898. [De 137 h.]
Dathv, E.: Bemerkungen zum schlesisch-sudetischen Erdbeben vom 11. .luni
1895. Sep. 18!)8. [De 196i.]
Dauhrve, .4.; Sein Leben und seine Werke. A on Bertrand, 1896. [.Ib 77.1
France, li.: Der Organismus der Craspedomonaden. Seji. 1897. [Bin 58.]
Friedrich, ().: Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Zittau.
Progr. 1898. [De 109 b.]
Oehirqsvercin für die Sächsische Schweiz: Uelicr Berg und Thal, 237 — 244.
[Fa 19.]
Oeinitz, K.: Mittheil. a. d. (irossherzogl. .Mecklenburgischen geologischen
Landesanstalt. Mergellager in Samigobieten. Sep. 1898. [Dc217e.]
Gra.s’, O.: Zäkladove theoreticke astronomie. 1897. [Ea 45.]
Hannover: Provinzial-Musenm. — Verzeichniss der vorhandenen Säuge-
thiere und Vögel. [Bf 71 u. 72.]
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41
Hauser, O,: Das Auiphitbeater Vindoiiissa. 1898. [G 189.]
Kohaiit, !{.: Die Libellen ünganis. 189G. [Bk 242.[
Krii, M.: Ueber die Quartärzeit in Mäbren. Sep. 1898. [De 238.]
Kurh'inder, J.\ Erdniagnetiscbc Messungen in Ungarn in den Jahren 1892
bis 1894. [Lc 88.]
Laube, G.: Die geologischen Verhältnisse des Mineralgehietes von Giess-
hübel-Sauerbrunn. [De 140 f.]
Leuicki, E.: Ueber Centrifugalguss. Sep. 1898. (Hb 127.1
Haiden, J.: Botanic gardeus and doinains in Sydney. [Cu 118.]
Mindesmaerker fra oltidon. — National müsset, 1. afd. Koppenh.ogen, 1891
bis 1896. [G 136.]
Ncssiij, ir. R.\ Geologische Excursionen in der Umgegend von Dresden.
Brogr. II. Teil, 1897. [De 236.]
Osirishlatt: Der Lange. 1. Jahrg. 1861, 1 — 6; 2. Jahrg. 1862, 14; 3. Jahrg.
1863, 16—21, 24-25; 5. Jahrg. 1866, 27-28. (Gesell, des Herrn
Geh. Rath Prof. Dr. Geinitz.) [Ja 78.]
Baleif/h: Elisha Mitchell scientific society, — Journal, vol. XIV. [Aa 300.]
&do7iique: Bulletin annuaire de la Station raeteorologique pres du Gymnas
pour Tannee 1897. [Ec 89.]
Sars, G.: An account of the Crustacea of Norway, vol. II, p. 9 — 12. [Bl 29b.[
Schneider, O.: Die Tienvelt der Xordsee-Insel Borkum. Sep. 1898. [Bk 63.'
tkJiube, Th.: Die Verbreitung der Gefässptlanzeii in Schlesien. [Cd 116.
Stossich, M.: Saggio di una Fauna elmintologica di Trieste e Provincie
contermini. Sep. 1898. [Bm 64hb.]
Templc, R.: Thierschutzt'reumiliche Besprechungen. 1897. [Bb 62.]
Töpler, M.\ Geschichtete Entladung in freier Luft. Sep. 1897. [Eb 44c.]
Verein zur Erhaltung der Denkmäler der Provinz Sachsen. Janresber. 1
bis HI, 1894-96. [G 140.1
Voretzsch, M.: Die Stätte des Herzogi. Ernst- Realgymnasiums in Alten-
burg. Sep. [Aa 69. 1
Weher, Fr.: Die Hügelgiüber auf dem bayrischen Lechfeld. Sep. 1898.
[G 138.]
Weber, Fr.: Zur Frage der keltischen Wohnsitze im jetzigen Deutschland.
Sep. 1897. [G 138a.]
Wilisch, E.: Zur Vorgeschichte des Oybin. 1897. [G 137.]
C. Durch Kauf.
Abhandlum/en der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft,
Bd. XJüI, Heft 1—2; Bd. XXIV, Heft 1-3. [Aa 9.]
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXX, Nr. 2 — 4; XXXI, Nr. 1 —3.
1-] . .
Anzeiger, zoologischer, Jahrg. XXI, Nr. 549 — 576. [Ba 21.J
Bronn's Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. III (Alollusca), Lief.
.30— .34; Supph, Lief. 1 1 — 20; Bd. IV (Vennes), Lief. 56—58; Supph,
Lief. 5—13; Bd. V, Abth. 2 (Crustacea), Lief. 47—52; Bd. VI, Abtli. 4
(Aves), Lief. 50—52; Abth. 5 (Mammalia), Lief. 51 — 53. [Bb 54.]
Hedtdgia, Bd. 37. [Ca 2.1
.Tahrbuch des Schweizer Alpcnclub. Jahrg. 33. [Fa 5.|
Monatsschrift, deutsche botanische, Jahrg. 16. [Ca 22.]
Nachrichten, entomologische, Jahrg. 14. [Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
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42
Natur, Jahrg. 46. [Aa 76.1 (Vom Isis-Lesezirkel.)
Polaeonto^raphical society, London, vol. L — LL [Da 10.]
Prähistorische Blätter, Jahrg. X. [G 112.1
Wochenschrift, naturwissenschaftliche, Bd. XIII. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift fiir die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 70, Nr. 3 — 6;
Bd. 71, Nr. 1—3. [Ca 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bu. 16. [Ec 66j
Zeitschrift fiir wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XIV, Heft 3 — 4; Bd. XV,
Heft 1 — 2. [Ee 16.]
Zeitschrift, Oesterreichische botanische, Jahrg. 48. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 66. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 31. December 1898.
C. Schiller,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis“ ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grosse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
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Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1898.
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IV. Ueber ein Doppeltrogrefractoiueter und Unter-
suchungen mit demselben an Lösungen von Bromcad-
niluin, Zucker, Di- und Tricliloressigsäure sowie deren
Kaliuinsalzen.
Von Wilhelm Hallwaohs.
§ 1. Einleitnng.
Vor einiger Zeit habe ich eine Differentialmethode mit streifender
Incidenz zur Bestimmung der Unterschiede der Lichtbrechungsverhältnisse
von Losungen beschrieben*). Diese Methode eignet sich insbesondere für
verdünnte Lösungen und gestattet Brechungsunterschiede bis zu etwa
3X10“* hinab mit grosser Genauigkeit auszuwerthen, also in einem
Gebiet zu arbeiten, welches sonst nur mit dem Interferentialrefractor zu
erreichen ist. Sie füllt eine Lücke aus, zwischen dem mit letzterem
ohne unbequem grosse Streifenzahlen oder zu dünnen Flüssigkeitsschichten
zu durchraessenden Gebiet und demjenigen, welches mit den gewöhnlichen
Prismen- oder totalrefractometrischen Methoden genügend grosse Ab-
lenkungen ergiebt.
Früher konnte ich die Methode nur durch wenige Versuche stützen.
Inzwischen ist dieselbe von Herrn Tornoe in die technische Bieranalyse
eingeführt worden**). In letzter Zeit habe ich die .Müsse gefunden die
Methode weiter zu verfolgen und durch Messungen damit völlig sicher
zu stellen. F'rüher war 1. c. das Um füll verfahren angewendet worden,
weil gerade nur zwei geeignete Planplatten zur Verfügung standen. Unter
Anwendung von drei Planplatten lässt sich das Umfüllen vermeiden, indem
statt dessen der Trog von entgegengesetzten Seiten her beobachtet wird.
*) W. Hallwachs, Wied. Ami. .iO, 1893, p. 577.
**) W. Hallwachs, H8. Naturtorschervcra. 1898, II, 1, p. Al; II. Toriiüe,
.Spectrometrisch-aräomctrische Bieranalyse initHilfe des Differentialpriäma'a von Hallwaehs.
Zeitschr. für das ge.sammtc Brauwesen (Mlinehcn. Olde.nhoarg) XX, 1897; E. Prior,
Bayerisches Brauerjournal (Nürnberg, Tilmmel) VII. 1897, p. 1K9; s. a. Pharmaceuthiche
Centralhalle (Berlin, täpringer)' .'18, 1897, p. 871. Herr Tomöe hat Tafeln berechnet,
welche gestatten, direct aus den mittelst meiner Methode gewonnenen Ablesungen und
dem aiäometrisch bestimmten specifischeii (lewicht der Biere .Alkohol- und Extractgehalt zu
entnehmen Diese Tafeln sind im Verein mit einem von Herrn Tomöe zum vorliegenden
Zweck möglichst einfach coustruirteu Spectrometer und Doppeltrog von Schmidt & Uaensch
für iätiö M. zu beziehen.
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50
Dieses zweite Verfahren benutzte schon Herr Tornöe, der sich für seine
Zwecke mit einem Trog aus Spiegelglas begnügen konnte. Die grösste
Schärfe der Heohachtungen ergieht sich, wenn sowohl umgefüllt als auch
bei jeder Füllart von entgegengesetzten Seiten beobachtet wird.
Das Folgende geht einerseits auf die Methode seihst weiter ein, giebt
die Theorie des Umdrehverfahrens, Untersuchungen über den Genauigkeits-
grad, den Temperatureinfluss u. s. w., andererseits sucht es durch geeignete
Wahl der Messobjecte eine Vervollständigung meiner frülieren Unter-
suchungen über Lichtbrechung und Dichte zu liefern*). Dieser Gegen-
stand erhielt in letzter Zeit .weitere b’örderung durch Arbeiten von
Dijken**) in derselben und solche von Leblanc und Rohland***) in
ähnlicher Richtung.
§ 2. Versuchsanordnnng.j)
Die Glasplatten für den Doppeltrog lieferte Steinheil j j). Während
Stirn- und Rückplatte (B. u. C. Fig. 1), welche aus dickerem Glas bestehen
können, so gut waren, dass ihr Keilwinkel unter 0,.V' hli^b, dem kleinsten
mit meinen Mitteln noch erkennbaren Betrag, hatte die nothwendigerweise
dünnere Scheidewand einen solchen von 4". Durch geeignetes Ausschneiden
dieser Platte aus dem Ganzen wurde erstrebt, die brechende Kante mög-
lichst horizontal zu stellen, was soweit gelang, dass in einem Horizontal-
schnitt der Keilwinkel nur noch 1,3" betrug (s. p. 61). Das Zusammen-
kitten des Troges, dessen weitere, aus Spiegelglas bestehende Platten
ebenfalls von Steinheil herrührten, besorgte ich selbst und verwendete
dabei theilweise Asphalt, da das früher verwendete Wachs und Colophonium
bei Temperatuiänderungen zuweilen ahspringt, was Aenderungen der
Trogwinkel veraiilasste. Hart gewordener Asphaltlack mit etwas Chloro-
form dickflüssig in der Wärme ungerührt, kittete ausserordentlich constant.
Der Winkel y (Fig. 1) zwischen Stirn- und Rückplatte betrug z. B.
Januar 1898 4' 2", August 1898 wieder 4' 2". Da der Nonius des Spectro-
metersttf) ^0" angab und 5" im Allgemeinen zu schätzen gestattete, ist
die Ueliereinstimmung beider Werthe zum Theil Zufall.
Um die erforderliche Temperaturconstanz zu erhalten, befand sich
das Spectrometer in einem fensterlosen Zimmer des Sockelgeschosses,
welches, rings von anderen Zimmern umgehen, keine .kussenwand besass.
Die Temperatur hielt sich viel constanter wie in den „Räumen für constante
Temperatur“ im Keller, welche ich früher a. a. 0. benutzte. Ueber Nacht
traten nur Aenderungen von 0,i“ ein. Durch Heizen der einen, Lüften
der anderen umliegenden Zimmer und Oett'nen der geeigneten, vom
Beobachtungsraum zu diesen führenden Thüren Hess sich die Temperatur
auch während des Arheiteus halten.
•) W. Hallwach.s, (iiitt, Nadir. 1892, Nr. 9; Wieil. Aun. 17, 1892, p. 380;
50, 1893, p. 577; 53, 1894. ji. 1; 55. 1895, p. 282.
•') Dijken, De Hiileuulairrcfnictie van verdnnile Zontoplossingcn. Diss. Groningen
(Hoitsema) 1897; a. ferner Borgesiu«, Wied. Ann, .5-1. 1895, p 221.
*••) Lehlanc und Koliland, Zeitschr. f. phy.s. Cheni. XIX, 2, 1896, p. 261; s. a.
Leblanc, 1. c IV, 1889, p. 55:1
f) S. n. Wied Ann, 60, 1893, p. 689 und 581.
+■{•) Trüge ans prima Glas winl derselbe zu ca. 90 M. inol. Kittung (Asphalt) liefern.
-j-+f) Das Spcctrumeter hatte mir Herr A. Toepler die Freundlichkeit zu leiben,
wofür ich ihm auch hier meiueu besten Dank auaspreehe
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51
Eine Nische von 120 cm Höhe ging nach einem der Nebenzimmer
durch eine 60 cm starke Wand hindurch. Vom Beobacbtungsraum schloss
dieselbe ein Glasfenster, vom Nebenraum ein Holzladen ab. ln der
Nische befand sich oben eine Glühlampe, welche den Beobachtungsraum
erleuchtete, und in der Höhe des Spectrometers die Natriumflamme für
die Versuche. Letztere wurde mit Na Br gespeist, um auch bei sehr
geringen Brechungsdiflerenzen die genügende Lichtstärke zu erhalten.
Zur Reinigung des mit Klebwachs auf dem Spectrometer befestigten
Troges dienten wie früher Scblauchpipetten, zum Urarühren kleine Federchen.
Alle zu verwendenden Flüssigkeiten wurden vor der Einfüllung auf die
Temperatur des Beobachtungsraumes gebracht, gewöhnlich dadurch, dass
sic über Nacht darin standen.
Die Temperaturbestimmung der Flüssigkeiten geschah gewöhnlich
mit einem in ’/io> zuweilen mit einem in Grad gethoilten Thermometer.
Im Allgemeinen lag ein Deckel auf dem Trog. Zwei am Rande des
letzteren aufgehängte Blenden schlossen die eine Troghälfte vorn , die
andere hinten gegen das Licht ab, z. B. im Fall der Fig. 1, bei Beobachtung
von Sj aus die linke Hälfte von B und die rechte von C. Namentlich
bei kleinen Brechungsdifferenzen ist der dadurch ei-zielte Schutz des
Beobachters gegen Blendung unerlässlich. Bei den Nonienablesungen
lieferte ein Glühlämpchen das Licht.
§ 3. Theorie des llmdrehnngsverfahrens.
Der folgende Paragraph enthält die Herleitung der Beziehung zwischen
den mittelst des „Umdrehuugsverfahrens“ (s. nächster Absatz) beobachteten
Winkeln und der Brechungs-
difierenz der beiden
Flüssigkeiten unter Berück-
sichtigung der Unvoll-
kommenheit des Paral-
lelismus zwischen Stirn-
und Rückplatte, sowie der
Keilförmigkeit und der
Orientirungsfehler der
Scheidewand. Auch der im
.■Mlgemeinon zu vernach-
lässigende Einfluss von Keil-
förinigkeit der Stirn- und
Rückplatte gelangt zur Be-
sprechung. Die an der
Gruudformel
n — n„ =
*).
n-l-n,
welche auch hier gilt, anzu-
bringenden Correctionen fallen, wenn auch die Herleitung derselben nicht
ganz kurz abgemacht werden kann, schliesslich doch sehr einfach aus.
*) AVieit. Ann. 50, 1893, p. 577.
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52
Beim „Umdrehungsverfahren“ tritt zuerst das Licht von L, aus
(Fig. 1) in die mit Wasser (bozw. der Flüssigkeit mit n,,) gefüllte Zelle D
und dann in die Scheidewand A ein. Der letztere streifende Strahl ist
in der Figur eingezeichnet. Das auf unendlich stehende Fernrohr wird
zuerst auf die in der Richtung Sj auftretende Grenze zwischen hell und
dunkel eingestellt und, nachdem sodann die Lichtquelle nach L^ verbracht
ist, auf die in der Richtung S, erscheinende Grenze. Statt die Lichtquelle
zu verstellen, dreht man einfacher das ganze Spectroineter auf seinem
Zapfen so herum, dass die Richtung L. von der Lichtquelle bestrichen
werden kann. Während dessen muss der Trog mit seinem Theilkreis
bezw. seinen Nonien fest verbunden bleiben.
Es ist aufzusuchen die Beziehung des gemessenen 2^. Sj S, zu den
Winkeln und welche diese Richtungen mit den Normalen Nh und No
der Rück- und Stirnplatte machen, und der Zusammenhang von «j und
mit dem Brechungsunterschied n — n„ der in E und 1) befindlichen
Flüssigkeiten.
Es mögen bezeichnen (vergl. Fig. 1):
y den sehr kleinen Winkel zwischen den möglichst parallel auf-
zukitteuden Platten B und C; er ist positiv gerechnet, wenn seine
Spitze nach der Zelle mit dem grösseren Brechungsexponent n
hin liegt (wie in der F’igur gezeichnet), anderenfalls ist er negativ;
d den Keilwinkel der Scheidewand A; für denselben berücksichtigt
die folgende Rechnung Werthe von 1 — 5". Feinste Planplatten
haben zwar geringere Winkel, aber nur bei genügender Dicke,
die für die Scheidewand des Temperaturausgleichs halber nicht
anwendbar ist;
fj, f,, den Üeberschuss der Winkel, welchen die Scheidewand
mit der Stirn- und Rückplattc bildet, über 90";
N den Brechungsexponent der Scheidewand;
n, u„ den höheren bezw. den tieferen der Brechungsexponenten der
beiden Flüssigkeiten; in unserem Falle bezieht sich n„ auf Wasser;
ß, und ß, die Winkel, welche die Grenzstrahlen S, und S4 mit der
Normale Nc bezw. Nn bilden;
N' die Abkürzung für yN^ —
den ^ Sj S^.
Dann ist, wie früher hergeleitet*)
1) sin ß, = ^1 — j y" n‘^ — (n„ — N' d) - + (n„ — N' d).
Mittelst entsprechender flerleitung würde sich finden:
2) sin o, = — 2*^ y n* — (n,, + N' d) = -f f, (n„ -f N' d).
Aus der Figur folgt:
3) *, + »4 + y = 0, sowie -f — j- = 0,
letzteres wird später gebraucht.
Indem wir die Summe der Gleichungen 1) und 2) bilden, vernach-
lässigen wir erstens das unter der Wurzel auftretende Glied von der
*; Formel 7 a in Wied. Anu. .50, 1893, p. .582.
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63
Ordnung ferner das Glied N'd — e,), welche bei einem d von selbst
6" und VVerthen e von selbst 10' zusammen nur einen Fehler liefern, der
höchstens 3,fiX10’® des Ganzen beträgt, nämlich dann, wenn die
geringsten zu messenden n — n„ (etwa 0, 00027) vorliegen. Ebenso sind ^
und ^ gegen die 1 zu vernachlässigen, wodurch sich, für den Extrem-
fall, dass die t auf 10' ansteigen. n — iin erst um 8 Milliontel seines
Werthes ändert. Die Erreichung einer solchen Genauigkeit würde ver-
langen, dass die Winkel auf 0,a", die Temperaturdilferenzen der Trog-
hälftcn auf 0,0015” bekannt wären und zwar für mittlere Werthe von
n — n„ z. B. 0,02. Für grössere n — n, würde proportional damit die
Genauigkeit der Winkelmessungen steigen müssen, die der Temperatur-
bestimmung fallen dürfen.
Mit diesen Vernachlässigungen erhalten wir durch Addition von 1)
und 2) unter Berücksichtigung von 3) :
sin -f- sin n„ y = n* — nj -f- 2 n„ d N' -j- ”y/n® — n’ — 2 n„ d N'.
Nach Einführung der halben Summe und Differenz der Winkel und
Quadriren ergiebt sich, wenn noch zur Abküi7,ung
1 ' 9
gesetzt, und das Glied
nJ (fl + fl) * = f
vernachlässigt wird:
4) 4 sin’a cos’f 4 n^ y sin a cos s = 2 (n’— n’)
InJcTN'»!
Hierin kann cos f im zweiten Glied gleich 1 gesetzt werden; ebenso
cos des ersten Gliedes, denn nach Subtraction von 1) und 2) erhält man:
5)
C — ^*0
d
sin u
Danach nimmt f*, der Betrag, um welchen cos^t von der Einheit
y _
abweicht, z. B. bei einem guten Trog (sj<2'; ' d < 1,,5") W'erthe
zwischen 0.08X 10~® und 0,2 X 10~®, bei einem schlechten Trog (f, = 10';
y = 5'; d = 5") Werthe von 2,5 bis 3,5X10-® an. Der durch die Ver-
nachlässigung bewirkte Fehler ist an sich schon sehr klein, wird aber
überdies zum Theil noch durch die oben vorgenommeue Vernachlässigung der
Grössen corapensirt.
4>
Auf der rechten Seite der Gleichung 4) entsteht aus der Klammer
nach dem Ausziehen der Wurzel der Ausdruck
2 1
n’d^vn
(n’ — iC)’!
Bei einer schlechten Scheidewand, d = 5", bewirkt die Vernachlässigung
des Correctionsgliedes in dieser Klammer absolut genommen im Maximum,
nämlich bei den vcrdünnte.stcn der messbaren Lösungen, nur eine .\enderung
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54
um 4 — 5 Einheiten der siebenten Decimale des Brechungsverhältnisses,
bei einer guten Scheidewand, J = 1,5", eine solche von 2 — 3 Einheiten
der achten Decimale, so dass diese Vernachlässigung ebenfalls vorzu-
nehmon ist.
Kach Einführung der erwähnten Vereinfachungen erhalten wir dann:
6 a)
n— n„
sinV ,
— i h
n + no
y sin «.
Diese Formel setzt voraus, dass sich die Flüssigkeit mit dem
grösseren Brechungscsponent n in der Troghälfte befindet, welche nach
der Spitze des Winkels y zu
liegt (Fig. 2). Ist umgekehrt
derartig eingefüllt, dass n nach
der üeffnung von y liegt, so
tritt eine Ablenkung u' ein
(Fig. 3), und /i in der Formel Ga)
erhält, da y sein Zeichen
wechselt, ebenfalls entgegen-
gesetztes Zeichen. Es ergiebt
sich also:
sinV
6b) n-n.= ^_p---,,.
geschlossenen 2^ (f , bezw. nach
Winkel hat man (Fig. 1, 2 und 3):
Die Beobachtung liefert nun
nicht direct u und sondern
den von S, und S^ ein-
ümfüllung einen ^ <f'. lür diese
/7y.Ä
8)
2 sin ce cos «
7 a) 2 ß = 180 — (f — y
7b) 2ß’= 180 — y' -l-y.
Da hiernach die beob-
achteten Winkel doch eine
Correction erfordern, ist
es bequemer auch die in 6)
vorkotnmende Correction
/I statt am Kesultat am
abgclesenen Winkel anzu-
bringen. Diese Correction
des Winkels heisse Ja
bezw. dann ist
nach 6)
d'(.
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Es soll nun
n,
B5
J (n-
-no) = =t/( = ± " ysinc
n + Ofl '
gemacht werden, wo sich das obere Vorzeichen auf Fall a (Fig. 2), das
untere auf b (Fig. 3) bezieht. Dann findet sich:
Ju — + ; Aa' = — ^ ^ •
n '• 2 COS Ci
2 COS a
Nennen wir den wegen ii corrigirten Winkel or„
so ist
1 or,.,,p, =■« -f J« =
180- y
Y
2“ ^
~ 2
Vcos « /
1 f/* r/' _l_ Ar/^
180 — 9;'
Y
( . _ A
1 ** c«>rT **
2
2
\cOS C4 )
Für kleine Werthe von « nimmt die Correction den einfachen Werth
± — y, speciell falls n„ sich auf Wasser bezieht ±-w- an, so dass in
•c b
letzterem, häufigsten Fall
_180 — y y
«cnrr — + g ,
Y
6
ist. «corr und a'rorr würden bei absolut richtiger Beobachtung einander
gleich sein, ihr Unterschied liefert daher ein Urtheil über die Genauigkeit
der Beobachtungen; y lässt sich natürlich mit grosser Genauigkeit direct
bestimmen.
Unter Einführung von erhalten wir als Schlussfonnel
10)
u —
n„ =
sin *^corr
n + n,;'
wo Cf der beobachtete Winkel, y der Trogwinkel ist (s. pag. 52),
und das obere Vorzeichen gilt, falls die Flüssigkeit mit n nach
der Spitze, das untere, falls sie nach der Oeffnung des y hin
liegt (Fig. 2 und 3).
Genauigkeit der F'ormel. Die weitere Ueberrechnung der Fehler
zeigt, dass sämmtliche cingeführten Vernachlässigungen im Zusammen-
wirken das Resultat n — n„ nur um 1 — 2 Milliontel seines Werthes bei
sehr guten Trögen (<• = 2'; y = 2'; d = 1,5"), um 1 bis 2Xl()-‘ bei schlech-
teren Trögen (e = 10'; y = 6'; d=5") beeintlussen. Zur Erzielung letzterer
Genauigkeit müssten indess die IVinkel auf einige Zehntelsecunden scharf
beobachtet sein, was sich n.atürlich nicht erreiclicn lässt. Die einfache
Schlussformel 10) berücksichtigt daher alle Correctionen, welche
erforderlich sind, um keine den Beobachtungsfehlern gegenüber
in Betracht kommenden Fehler in n — n„ zu veranlassen.
Wird für die nämlichen Flüssigkeiten auf beide Weisen, a und b,
beobachtet, so liefert 6a) und Gb), da sich it weghebt:
sinV -4- sin*«'
'‘~”«-^~2 (n + nj^‘
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50
Berechnen wir abkürzend:
, (180-y) + C180-y')
2a=a-\-a= ’ '
A
2<? =
so ergiebt sich durch Vereinigen der beiden Sinus, wenn der im Laufe der
Rechnung bei sin’ä auftretende Factor 1 + \ — l) gleich 1 ge-
setzt wird:
11)
sin* ff
■ "“ir+liV
Die soeben eingeführte Vernachlässigung ist zulässig, wie nach Aus-
rechnung von sin®«' — -sin®« aus 6a) und Gb), welches
r = -
' 3 cos u
liefert, leicht erhellt.
Einfluss der Keilföruiigkeit von Stirn- und Rückplatte.
Dieser Einfluss kann hei nicht zu starker .\bw'eichung vom l'latiparallelismus
immer vernachlässigt werden Hat nämlich die Platte, durch welche der
Strahl austritt, deii Keilwinkel rf', so wird die beobachtete Ablenkung «
unrichtig um
-> = ± d' "^/n® -f tg®« (N*— 1).
Die Wurzel durchläuft von fz = 0 bis tf = 46® die Werthe von 1„5
bis 1,9, so dass also die beobachteten Winkel um 1,6 bis 1,9 Xd' zu gross,
bezw. bei umgekehrter Lage des Keils zu klein ausfallen.
«) Bei der Umfüllmethode fallt, falls nur die Flächen der Platten
eben sind, der Fehler ganz heraus, weil nach Vertauschung der Flüssig-
keiten der entgegengesetzt gleiche Fehler eintritt.
/i) Bei dem Ümdrehverfahren fällt unter derselben Voraussetzung der
Fehler heraus, wenn noch Stirn- und Rückplatte denselben Keilwinkel
haben und entgegengesetzt liegen. Sind im letzteren Fall die Keilwinkel
verschieden (d' und d"), so ist der Fehler 1,5 bis 1,9 (d' — d") und liegen
selbst die Kanten nach dereelben Seite, so wird der Fehler immer erst
1,5 bis 1,9 (d'-f- d"). Da bei meinen Platten die d weniger als 0,5" betragen,
betrüge der Fehler nur 1,5" in diesem ungünstigsten Fall.
Bei schlechteren Platten wird man die Ablenkung eines geeigneten
Objectes (Spalt) beobachten, welche bei Zwischenschaltung des leeren
Troges entsteht, sie giebt den Fehler bei §^) für kleine 2^ u direct an, für
gi'ossere wäre sie mit den angegebenen Factoren zu berechnen, z. B. für
1 9
ß = 45“ mit — = 1,27; für 30® mit 1,09; für 15“ mit 1,02 zu multiphciren.
Ii5
§ 4. Genauigkeit der Methode.
Zur Beurtheilung der Genauigkeit der Methode diente eine Reihe von
Bestimmungen mit verdünnten wässrigen Lösungen gegen Wasser, bei
welchen alle vier Einstellungen S^, Sj, S,, Sj zur Aufnahme gelangten.
Indem dann z. H, an Sj S^ und Sj Sj die Correctionen des vorigen Paragraphen
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67
(s. Gleichung 9) angebracht wurden, ergab der Grad der Uebereinstiinmung
der beiden daraus erhaltenen Werthe «corr und a'corr einen Massstab für
die Genauigkeit.
Der zur Correction erforderliche Winkel y findet sich aus directer
Messung mittelst gespiegeltem Fadenkreuz mit genügender Genauigkeit.
Während beim Umdrehverfahren die Correction die Ordnung y sin « hat,
hat sie beim Urafüllverfahren die Ordnung S (ohne den Factor sin a).
Die directe Bestimmung des nur nach wenig Secunden zählenden Winkels S
reicht deshalb, aussergewöbnlich feine Hilfsmittel ausgenommen, hier nicht
aus. Man benutzt deshalb das Verfahren selbst zur Ermittelung von d,
wobei sich unter Anwendung geeigneter, mittlerer Werthe von n — n„ leicht
d in bOfacher Vergrösserung einer scharfen Messung darbietet, so dass
die Methode zur Bestimmung des Keilwinkels von Planplatten sehr
gut ist.
Die in der folgenden Tabelle mitgetheilten Messungen wurden mit
verdünnten Tri- und Dichloressigsäurelösungen gegen Wasser ausgeführt,
sie finden später weitere Verwendung. Die beiden ersten Spalten ent-
halten die beobachteten Werthe — und , die dritte Spalte
die nach 9) anzubringende Correction. Der darin vorkommende Winkel y
betrug 4' 2" (s. § 2); für a in der Correction dient natürlich der un-
corrigirte Werth davon. Spalte 4 und 5 enthalten die mittelst Spalte 3
erhaltenen Werthe die sechste Spalte giebt die Differenzen der jeweils
zusammengehörigen «, in der letzten Spalte finden sich die zugehörigen
Werthe n — n,. Die Sicherheit der Einstellung auf die Grenze wächst mit
Vergrösserung von n — n„.
Tabelle I.
180-9>
180 -ijc'
2
2
1»43' Si"
1»44'27"
2® 25' 21"
2» 26' 48 .9"
3»25'47,s"
3» 26' 62, s"
4«49'44.(i"
4» 51' 2, j"
H»49'38.j"
8*30'63.2"
9» 87 56,0"
9® 39' 0,6"
13»3«'48,o"
13® 36' 13,6"
1« 32' 40,9"
1®34' 2ji"
2« 9' 20,9"
2® 10' 39,6"
3» 0'529"
3® 2' 149"
6»51'88,o"
6®62'49..9"
U ”» -l)
Ja = .
ffeorr
f^rOTT
1,
1
n — no
1
i
1
Q(,«corr-«<orr^ '
« 1
1 40.4"
1® 13'
■ "^'1
43,1." '
1® 13'
46,6"
-1,4"
0,0003414
1 40.4"
2® 26'
I.1" ;
2« 26'
81"
-
-3,4"
6766
1 40,7"
3» 26'
28,-/'
3® 26'
11,6"
-j
h8o"
13487
41.o"
4" 60'
259"
4» 50'
21,j"
H
-2,3"
Ü867
419"
6® 50'
20.n"
6» 6»»'
11,/'
H
hl./'
5306
42,6"
9® 38
37.6"
iy'38'
18,o"
H
-9,h"
10478
44,(."
13» 36'
32,9"
13» 3.6'
28,6"
H
- 2.0"
0,tr.»0553
40,4"
1®33'
21,3"
i»3;i'
21,9":
_
-O.3"
0, 0002765
40,4"
2® 10'
1.!"
2® iY
69,s"
-I- 1.0" 1
5350
40,e"
1 3® 1'
33.1"
3® r
3,3,1."
-
-0,4"
1(M46
41,s"
5® .62'
19,7" 1
5» 52'
89"
+ B.4"
0,003918
Man wird bei Messungen nach dieser Methode gewöhnlich nur eine
der beiden Bestimmungen, a oder vornehmen. Die Abweichung eines
dieser Werthe von ihrem Mittel giebt also ein Mass des für gewöhnlich
zu erwartenden Fehlers, sie ist gleich ''’elcher Werth jetzt unter
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58
Jf( verstanden wird. Wir haben dann für den J« entsprechenden Felder
in (n — n„):
I J (n — n„) = Ju und
121 I “ + ''0
j J (n — n„) 2 Ju
n — n» tg «
Damit ergiebt sich aus der obigen Tabelle, dass J (n — n„) im Durch-
schnitt 1,46X10~® beträgt, dass also der Drechungsexponent relativ zu
Wasser bis auf etwa 1X10~® seines Werthes gefunden wird. Diese
Genauigkeit reicht nahe au diejenige heran, welche bei den schärfsten
Dichtebestimmungen von Lösungen erreicht wurde*), ausserdem überstreicht
die Methode ein Intervall der n — n^, welches einerseits in das Gebiet
des Interferentialrefractors, andererseits in das der gewöhnlichen Prismen-
und totalreflectometrischen Methoden eingreift.
Was andererseits die relative Genauigkeit betrifft, so betrügt dieselbe im
Durchschnitt etwa 4X i0~*. Zur quantitativen Beurtheilung der Werthe Ja
der Tabelle I möge die Bemerkung dienen, dass in jedes Ja sechs Spec-
trometereinstellungen eingeheii: je zwei für »/, <p' und y. Da die directe
Messung 180 — (f und 180 — (/’, d. h. 2a und 2a' giebt, während Ja = —
ist, würden also, falls sich die einzelnen Kinstellungsfehler im Zusammen-
wirken addiren. Ja ein Viertel von vier iMnstelliingsfehlern haben, oder
der Fehler von Ja würde etwa dem einer Einstellung gleich kommen.
Daran fügt sich dann noch der durcli y bewirkte Fehler, der aber sehr
klein ist, da y nur mit etwa seinem sechsten Theil auf das Resultat wirkt.
Nun gab der Nonius des Spectrometers direct 20", im Allgemeinen
waren 5" zu schätzen, aber ein Ablesefehler von 10" ist wohl auch
öfters unterlaufen, besonders auch weil an manchen Stellen der Theilung
die letzte Schätzung von der Beleuchtungsweise der Theilung nicht ganz
unabhängig war. Die Winkelwertho gingen gewöhnlich aus 2 — 3, bei der
zweiten und achten Bestimmung der obigen Tabelle aus 5 Eiuzeleinstellungcn
hervor. Nimmt man dies hinzu, so ergiebt sich, dass die Werthe von
Ja etwa bis zu 5" hin durch die Ablesefehler des Spectrometers erklärt
werden könnten.
Hierzu kommen nun noch die Fehler beim Einstellen auf die Grenze
und die Temperaturfehler, über letztere s. ^ 5. Berücksichtigt man dies,
so erklären sich die Werthe Ja der Tabelle nicht nur, sondern die Fehler
bei kleinen Wertben von Jn erweisen sich als geringer wie wegen der
ungenaueren Einstellung auf die Grenze l)ei verdünnteren Lösungen
erwartet werden kann. Bei Jn unterhalb 0,oo3 würde ein feineres Spec-
trometer zwecklos sein, bei den concentrirteren Lösungen, bei denen die
Grenzeinstellung äusserst scharf ist, würde dadurch an Genauigkeit noch
gewonnen werden können. Der verhältnissinässig grosse Werth von Ja
in der sechsten Reihe der Tabelle beruht wohl auf einer kleinen Unschärfe
der Tbeilstriche; im Beobachtungsjournal ist ..Ablesungsschwierigkeit des
Nonius“ notirt, der verhältnissinässig grosse Werth von u aber erst bei
der leider nur sehr viel später möglichen .Ausrechnung bemerkt worden,
K. Kohli auscli u. W. Iliillwnchs, Wied. Aun. äa, 1S94, p. 14.
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69
als eine Wiederholung der Beobachtung nicht mehr möglich und auch
für die anderen Zwecke der Beobachtungen (s. § 8) nicht erforderlich war.
Als Beleg für die Genauigkeit der Einzelbeobachtungen mögen zunächst
die Einzelwerthe der Versuchsreihe , welche der ersten Beobachtung der
Tabelle (Jn = 3,4KlO*‘) entspricht, mitgetheilt werden, aus welchen
zugleich der Gang der Beobachtungen ersichtlich ist.
Tabelle II.
tll’o
t Lötung
Stellung
Nr. der
Ablefiang
Nonius I
Nonius II
12,2.V
12,25"
S.
1
85“ 49' 10"
265“ 48' 30"
2
49' 8"
48' 30"
S.
1
262“ 19' 55"
82“ 20' 27"
2
20' 10"
20' 45"
1
85" 49' 25"
265“ 48' 37"
2
49' 22"
48' 35"
12,ü9"
12.71“
ümgel'UUt
12,22“
12,20"
Sr
1
82 “24' 5"
262“ 23' 25"
2
2.T45"
23' 5"
Sg
1
265“49'10"
85“49' .38"
2
49' 20"
49'48"
S.
1
82 "23' 45"
262“ 22' 55"
2
23' 52"
23' 5"
12,51“
12,54"
Daraus würde sich ein mittlerer Einstellungsfehler von etwa 9" er-
geben. Ueber die Berücksichtigung der Temperatur siehe § 5.
Als zweites Beispiel diene die letzte Beobachtung von Tabelle I, wo
Ju etwa den zehnfachen Werth wie im vorigen Falle hat, und die Ein-
stellungen wegen der grösseren Lichtstärke viel schneller von statten gehen
und wohl auch genauer sind. Die zusammengehörigen Paare von Minuten
und Secunden anzugeben ist ausreichend. Man erhält:
19'55"jl9'10" i33’35" .M'K/' .•«>'40" 35'l(r 18''Z8" li« 0"|
6' ,5"
49" 52" 49' 5"
• 48"' 5" 1 »r 5"; 40" 10"' 25"|lH'5<r
5"
4(4"
1 0"
Je 4 Zahlen entsprechen derselben Trogstellung, der Verticalstrich
dazwischen trennt die Werthe der beiden Nonien, liier bleibt der mittlere
Fehler einer Einstellung etwas unter 4". Genauere Abschätzung als auf
5", wie sie in den vorigen .\ngaben enthalten sind, haben nur unter-
geordneten Werth, da der Nonius direct 20" liefert.
Es ist erforderlich, für sehr helles Licht, namentlich bei den ver-
dünntesten Lösungen, .Sorge zu tragen, auch gelingt es erst nach einiger
Uebung, die Einstellungen bis zu der aus den angegebenen Zahlen ersicht-
lichen Schärfe zu treiben. Bei den Vorversuchen waren die drei ersten
Lösungen der Tabelle I zur Einübung schon einmal bestimmt worden.
Dabei unterschieden sich die Einzelablesungen erheblich mehr. Es wird
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60
iiidess zum Urtheil darüber, wie weit ein ungeübter Beobachter kommt,
dienen, wenn die damals erhaltenen Wertlie hier aufgeführt werden.
Viirverauche
1“44' 0”
2» 25' 54"
3“ 26’ 25"
Haiiptversuche
1“ 43' 45"
2" 26' 5"
3" 26' 20"
Man sieht, dass es bereits zu Anfang, um den ungünstigsten Fall zu
nehmen, kleine n — n^, z. B. 3,4X10'^ so genau zu messen möglich war,
dass die Differenz von dem schliesslich erhaltenen Werth nur “ j beträgt.
Es möge noch darauf hingewiesen werden, dass es besser ist, mit
breitem als mit schmalem Licht zu arbeiten. Eine geeignete Drehung
des ganzen Spectrometers bewirkt nämlich, dass sich das Licht auf einen
beliel)ig schmalen Streif zusammenzieht, der auf der einen Seite von der
Einstellungsgrenze und dem anschliessenden dunkeln Gebiet, auf der andern
Seite von einem durch Ahblendung verdunkelten Gebiet begrenzt wird.
Das mit der Einstcllungsgrenze endigende dunkle Gebiet erscheint dann
zwar schwärzer, aber die Grenze ist, da auch der beleuchtete Theil dunkler
ist, weniger scharf, wodurch die Einstellung unsichrer wird. Bei möglichst
ausgebreitetem und hellem Licht diesseits der Grenze scheint zwar .\nfaugs
infolge von Blendung die Grenze matter, indess ist sie schärfer und ge-
stattet bessere Einstellung.
Die Bestimmung von d, auf welche zu Anfang dieses Paragraphen ver-
wiesen wurde, möge jetzt erläutert werden. Gleichung 9) der früheren
Arbeit*) giebt;
n— i'o
sin*a
n-f n„
wo
• = — d [l — (n — n,,)] (X'— V sin «)■
a bedeutet hier den halben Winkel, welchen S, und 8.3 der Fig. 1
dieser hier vorliegenden Arbeit einschliessen. Analog würde man für den
halben Winkel zwischen S, und S^, der mit ct' bezeichnet werden möge,
erhalten
* n -j- n„
Durch Subtraction beider Gleichungen findet sich durch eine einfache
llechnung
, sin («-{-«')
V = (0: — n ) / -p- -r >
äln-t-n^)
oder wenn man den vorher angeführten Werth von v einsetzt:
13) ^ «' — K sin(«-l-a')
^ (n-f nfli ^ (n — n„l) (X'— ’ sin n)
Fällt d positiv aus, so liegt die Spitze des Keilwinkels nach derjenigen
Platte zu, aus welcher die den ^ a' bildenden Strahlen Sj und Sj aus-
•) Wied. Anii. .")0, 18ti3, p. ,"i83.
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61
treten (in Fig. Platte B), fällt J negativ aus, so liegt sie nach der andern
Platte zu.
Die Formel zeigt, dass a — « für stärkere Lösungen sehr klein wird,
so dass die Ablesefehler erheblichen Einfluss gewinnen, für schwächere
Lösungen sind zwar die Werthe «' — a grösser, aber die Einstellungsfehler
auf die Grenze ebenfalls. Zur Bestimmung von d eignen sich daher
mittlere Lösungen am besten, etwa solche, welche Minute für u' — a
geben. Dem entsprechend findet sich aus der dritten, vierten und zweit-
letzten Bestimmung von Tabelle I (für die letzte Lösung wurden <p und
nicht unmittelbar hintereinander bestimmt, inzwischen war der Trog weg-
genommen gewesen, so dass a und «' nicht zu ermitteln sind), für S die
Werthe 1,34", 1,35" und 1,Z4", im Mittel l,3l", hei der Verwerthuiig aller
Bestimmungen der Tabelle 1 findet sich 1,4" für den Mittelwerth.
Benutzt man diese Werthe von d zur Berechnung der Correction r.
so finden sich die Abweichungen der berechneten Werthe
von den
beobachteten für die Bestimmungen unter Tabelle I (ohne die letzte Lösung)
nach der dortigen Reihenfolge zu:
-10,5"; -11,8"; +0,5"; +l,i"; +1,6"; -0,s"; +2,3"; -0,8"; -3, 5"; +3,o"
woraus der Genauigkeitsgrad von Neuem entnommen werden kann und
eher noch etwas höher wie früher bewerthet würde.
§ 6. Temperatureinflüsse.
Zweierlei Temperaturcon-ectionen sind zu erörtern, erstens die durch
Unterschiede der Temperatur in den beiden Troghälften, zweitens die durch
Aenderung der Gesammtteinperatur veranlassten. Die ersteren bleiben
meist sehr klein, um sie richtig zu messen, müsste eine thermoelektrische
Temperaturmessung eingerichtet werden. Von der Erstrebung der damit
zu erreichenden Vergrösserung der Genauigkeit konnte ich in den meisten
Fällen bei meinen Versuchen abstehen. Ist ß der Temperaturcoefficient
des Brechungsexponenteu n„ (z. B. für Wasser bei 12„5“, meine Beobachtungs-
temperatur, gleich — 6 X 10^®) und t — 1„ die Temperaturdifl'erenz der
beiden Troghälften, so würde sich n„ bei (ler Verbringung der Flüssigkeit
mit n„ auf die Temperatur t vermehren um
Jn„ = ^(t— g.
Die damit verknüpfte Aenderung von « wäre (siehe auch p. 58 Formel 12):
14)
J« = - (t-t„).
sin 2 « ' "
Für jedes 0,oi“, um welches die Temperatur von Flüssigkeit tiefer
ist, wie die von n, ist daher a um einen Betrag zu vermehren,
hezw. bei höherer Temperatur zu vermindern, der sich für unser Temperatur-
intervall aus folgender Tabelle für verschiedene Werthe von a ergiebt:
«=1.5" 3 6 12 24
= 6,3" 3,1 1,6 0,8 0,46.
Bei meinen Beobachtungen heben sich diese Correctionen im Mittel-
werth von a fast überall bis auf sehr kleine Beträge heraus. Bei den
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62
verdünntereu Lösungen wurden sie indess augebraclit, insbesondere für
die Bildung der im vorigen I’aragrapb zur Beurtheilung der Genauigkeit
angegebenen Werthe “ Die Correctionen sind an jeder einzelnen Ein-
Stellung S nieht erst an den daraus resultirenden Winkeln (Sj S»; 180 — S,
u. 8. w.) anzubringen, wobei etwas Voreicbt wegen des Vorzeichens notb-
wendig, zu berücksichtigen ist, dass die « die ^ der S mit den Platten-
normalen bedeuten.
Die Abnahme der Brecbungsdifferenz mit steigender Gesammttemperatur
wurde für die untersuchten Substanzen beobachtet. Aus Gleichung 6 a)
und 7a) ergicbt sich:
15) _* = ^ lO'T “ü) = ^ ^ 'f
n — n„ dt tg « (1 1 ’
wo X die Bezeichnung für den Temperaturcoefticienten ist, und worin statt
(f natürlich auch <f,' genommen werden kann.
Die Bestimmung ist einfach auszuführea, indem man den mit Deckel
ver.sehenen Trog, nach Vornahme einer Messung nach dem Umdreh-
verfahren in einem Kaum von tieferer Temperatur, in ein Zimmer von
höherer Temperatur verbringt und, sobald er letztere angenommen, eine
neue Bestimmung macht.
Auf diese Weise ergab sich (u„ bezieht sich immer auf Wasser) für
X
Trichloressigsäure, t» = 8, zwischen
11 ^ 1 e ^1 11
Dichloressigsäure , r = 0,2,
11 1 *’ liOi
Zucker, ii = 2,.'>fj,
Bromcadinium, jji=0,52.
12,4 und 17,6** (•!</
12, ö „ 17,6" (%
bei 12,5"
11 12„ä"
11 17i8"
11 18,6"
3' 17") 2,18- 10-s
6' 3") 2,08- 10- »
2,69 10-s
3,03 • 10-»
0,95 -IO-»
1,30- 10-=>.
Alle Beobachtungen an den verschiedenen Lösungen eines Körpers
sind mit diesen Tem])eraturcoefficienteu auf dieselbe Temperatur reducirt
worden. Dabei fanden die Correctionen wieder direct an den beobachteten
Winkeln statt, welche um
Jf/ = X ( t — t.v),
wo t die Beobaclituugs-, t.N die Normaltemperatur, vergrössert wurden.
Während der Ausführung der verschiedenen Einstellungen an einer
l,ösung geht die Gesammttemperatur langsam etwas in die Höhe, etwa
0,2 — 0,3“, wodurch die Einstellungen, wie sich aus den vorstehend
gegebenen Temperaturcoefticienten tindet, Aenderungen von einigen
Secunden, bei den concentrirtesten Lösungen etwas mehr (bis 12" im
Ma.ximum) erleidet. In den meisten Eällen ist durch die Anordnung der
Beobachtungen schon für die Elimination dieses Teraper.atureinllusses
gesorgt, indem z. B. erst Sj dann S,, dann nochmals S, ermittelt wmrde.
Durch .Anbringung der Temperaturcorrection an den einzelnen Beobachtungen
ergab sich eine Controle, welche fast immer zeigte, dass die angegebene
Anordnung genügte.
Im üebrigen wurden nicht nur die an einem Elüssigkeitspaar gewonnenen
ff< und (/', sondern wie erwähnt siimmtliche der nämlichen Substanz zu-
gehörigen .Messungen auf eine gemeinsame Mitteltemperatur reducirt.
Vielleicht Hesse sich die Genauigkeit durch Auweiidung eines Bades
noch etwas vergrössem.
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63
§ 6. Heber die Abhängigkeit des BrechuugsTermögens von Lösungen
Tou der Concentration.
ln einigen früheren Arbeiten habe ich mich mit der Abhängigkeit
der Lichtgeschwindigkeit in verdünnten, wässerigen Lösungen von deren
Concentration bescliäftigt Es zeigte sich, dass die molecularen Brechungs-
differenzen t’Jn, wo i’ die Verdünnung der Lösung, Jn die Brechungs-
exponentdifferenz bedeutet, auch bis in sehr grosse Verdünnungen hinein
nocli in vielen Fällen stark ansteigen*j.
Da die grössere oder geringere Stärke dieses Anstieges im Allgemeinen
mit der Dissociation der Lösungen parallel lief (1. c. p. 394), lag es nahe,
diese für die Erklärung herauzuziehen. Indess war auch der Verlauf des
Molecularvolumens mit der Verdünnung zu beachten, welcher zunächst
für so verdünnte Lösungen noch nicht hatte beobachtet werden können.
Nachdem er bekannt geworden war**), ergab sich das Resultat***): „der
Gang in den Werthen“ von vJii ist „durch den Gang des sogenannten
Molecularvolumens bedingt: die Diclitigkeit ist es im Wesentlichen, auf
die sich constitutive Einflüsse (Dissociation) geltend machen, das Bfechungs-
vermögen wird von ihnen nur sehr wenig berührt.“ Letzteres behielt
nämlich noch einen Rest von Zunahme, der indess sehr klein war, etwa
1*0 bei Anwendung der R'-Forinel. Es fr.igte sich, oh dieser Rest noch
weiter erklärbar sein würde. Es konnte die mit der Verdünnung
fortschreitende Dissociation einen Einfluss haben, aber es konnten auch
andere Umstände einwirken, denn es ergaben z. B. auch Lösungen von
Körpern, die sich niclit dissociiren, wie z. B. von Zucker, einen Anstieg,
auch ist das Brechungsvermögen von Mischungen nicht aufeinander
reagirender Flüssigkeiten aus dem Brechungsvermögen der Coraponenten
nur annäherungsweise zu berechnen u. A. m. Es hat sich eben bei allen
einschlägigen Untersuchungen gezeigt, dass das Brechungsvermögen, nach
welcher der dafür aufgestellten Formeln es auch l)erechnet werden mag,
zwar die Aenderungeii der chemischen Natur wiederspiegelt, aber doch
nur als annäherndes Mass dafür betrachtet werden kann, da es eine nur
annäherungsweise nicht vollständig von anderen Einflüssen befreite Grösse
istf). Jene nur auf etwa 1"„ bei den R', 2"/o den R-Werthen
anwachseiiden Reste des Anstieges vom Brechungsvermögen Hessen nun
irgend einen Schluss darauf, ob einer der erwähnten Ursachen in hervor-
ragender Weise der Anstieg zuzusr,hreil)en sei, niclit zu, somit war das
Resultat jener Versuche, dass der Anstieg mit der Verdünnung „nahezu
durch die Dichteänderungen erklärt“ werde, dass die letzteren die oben
genannten Constitutionsänderungen“, des Dissociationsgraiies, „wieder-
spiegeln, während das Brechungsverniögen von ihnen einen Fänfluss von
sicher deutbarer Grösse nicht erleidetft)-“
Dabei blieben es offene Fragen, ob die Dissociation vielleicht doch
einen directen Einfluss hätte, der aber quantitativ zu gering wäre, um in
den beobachteten Fällen erkennbar zu sein und wenn dies der Fall war.
*) W. Iliillwachs, (tütt. Naohr. 1H92, Nr, 9; Wied. Ann. 17, 1892, p. 391.
**) F. Kotilranscli und \V. Hallwae.hs, (lütt Nadir. 1893, p 350; Wied Auii.
60. 189.3, p. 118; 53, 1894, p. 14; F. Kohlrausch, Wied. .4nn. 56, 1893, p. 18.5.
•••) Wied. Ami. 50, 1893, p .587
f) s a. p. 79 Aiiincrkiiiig **•).
f-fj Wied Ann. 53, 1894, p. 1 und 2.
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64
ob es vielleicht einzelne Jonen gebe, welche beim Uebergang in den
neutralen Zustand eine Aenderung des Brechungsvennögens von beträcht-
licherer Grösse bewirkten. Ein Einfluss derselben auf den Gang des
Brechungsvermögens bei fortschreitender Verdünnung konnte etwa erkennbar
werden, wenn sich Lösungen damit bilden Hessen, welche in dem Gebiet
zwischen den mit den optischen Methoden erreichbaren grössten Ver-
dünnungen und nicht allzu grossen Concentrationen, bei denen andere
Complicationen in Aussicht standen, ihren üissociationsgrad genügend
änderten.
§ 7. Versuche von Herrn Dijken.
Eine grössere Anzahl von Beobachtungen der Brechungsdiflerenz
und des Molecularvolumens von Lösungen bis zu stärkeren Verdünnungen
hinab, hat inzwischen Herr Dijken*) veröffentlicht. Dieselben liefern das
mit dem meinigen übereinstimmende Resultat, dass das Brechungs-
vermögen „bij verschillende graad van dissociatie bijna constant blijft“.
Die optischen Grössen hat Herr Dijken mittelst des luterferential-
refractors unter Anwendung eines Flüssigkeitscompensators bestimmt.
Mit letzterem hatte schon vor einiger Zeit Herr Borgesius gearbeitet**),
aber, wie ich früher darlegte***), keine zu weiteren Schlüssen genügend
genaue Resultate erhalten. Herr Dijken hat eine sehr beträchtliche
Fehlerquelle dabei nachgowiesen, nämlich dass Herr Borgesius das Wasser
in dem Flüs.sigkeitstrog nicht regelmässig erneuerte. Herr Dijken zeigt
p. 42 und 43 durch Versuche, dass dann zu kleine Werthe iur n — n„
erhalten werden , da natürlich das Wasser Verunreinigungen sowohl vom
Trog als von der Umgebung aufnimmt. Da der Gang in den Werthen
für die moleculare Brechungsdifferonz bei Dijken ganz normal ist und mit
dem früher von mir beobachteten gut überoinstimmt, dürfte der erwähnte
Fehler in den meisten Fällen die Abweichung der Resultate des Herrn
Borgesius grösstentheils erklären , so dass sich die Einwände gegen diese
Methode vermindern und man im Allgemeinen sagen kann, dass Herr
Dijken den Flüssigkcitscompensator brauchbar gemacht hat.
Es bleibt bestehen eine Vergrösserung der Fehler im Vergleich mit
meinen früheren Beobachtungen, welche aus zu geringer Troglänge hervor-
gehen. Dijken vertauscht nur 35 mm lange Flüssigkeitsschichten, während
ich 210 mm dazu benutzte, so dass er nur den sechsten Theil der Streifen
erhält und das zu bearbeitende Gebiet nur bis zum sechsten Theil der
Verdünnung hinab erstrecken kann. Es wird demgemäss angegeben (p. 26),
dass für XIDNO* Lösung mit einem f; = 128 (n — n„ = 0,76 X 10^*) nur
4 — 5 Streifen am Fadenkreuz vorübergehen und die Messungen dadurch
weniger genau sind, so dass dann grössere Tiefe der Flüssigkeit vor-
zuziehen ist. Da nun aber mit -anderen Methoden (s. § 1 — 6 dieser Arbeit)
*) 1). Dijken, De Moleculairrefractie vun ventunde Zoiitoplossingen , tiriminsen,
lloitsemn, lHil7; s. a Ztschr. ph.v», Clieni 24, 1867, ji. 81, wo indess Theil« der Arbeit
nur im Auszug mitgetlieilt sind, weshalb im B'idgendcni die Seiten der Originalablmndlung
eitirt werden. Beobachtet sind an je etwa 8 (’oneentnitionen. « — l bis e=128,
NID NO»; NH‘C1-, (XH*)‘SOL K CI; ■/, Mg(XO=)ä; V,Jlg8l>‘; ‘'jMgCl«; ’/iZnCXOVi
Va Zn CI*.
**) Borgesius, Wied. Ann. 54, 1895, p. 221.
••*) Wied. Ann. 55, 1895, p. 282.
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G3
bis zu sehr grossen Verdünnungen (entsprechend etwa n — n„ = 3X10“^),
die lirechungsdifferenzen viel einfacher und schneller wie mit dem Inter-
ferentialrefractor bestimmbar sind, wäre dieser gerade für die äussersten
Verdünnungen auszubilden, also auf griissere Zellenlänge des Flüssigkeits-
compensators hin zu arbeiten. Vielleicht möchten aber dann durch die
Schwierigkeit, die Temperatur in dem ganzen Apparat constant zu halten,
grössere Fehler entstehen. Wenigstens fand sich bei meiner früheren
Anordnung eine grössere Uohrlängc als etwa 200 mm zwecklos*).
Hinsichtlich Temperaturausgleich und Constanz war diese aber dem
Flüssigkeitscompensator überlegen, indem Wasser und Lösung nur durch
eine dünne Platinwand, statt durch dicke Glasplatten und eine Flüssigkeits-
schicht, getrennt waren und sich die Flüssigkeiten innerhalb einer ge-
schlossenen Röhre mitten in einem grossen Wasserbad von 6 Liter Inhalt
befanden, während der Trog des Compensators wohl nur etwa ’/s Liter
fasst. D.ass man den Compensator auf 200 mm Länge zu bringen ver-
mag, ist mir der TemperatureinÜüsse halber daher zweifelhaft, wenigstens
so lange nicht sehr umfangreiche Anordnungen getroffen werden.
Die früher hcrvorgehobcno Schwierigkeit, dass bei sehr geringer
Streifeuzahl die Streifen breit und verwaschen werden, eliminirt Herr
Dijken dadurch, dass er für Krechungsditferenzen, die kleiner als 6X10~‘
sind, die Phasenditferenz nicht durch Null hindurchschlägt, sondern durch
Drehung der einen Uefractorplatte einen anderen Theil des Streifensystems,
wo dann die Streifen schärfer, wenn auch schmäler werden, ins Gesichts-
feld des Fernrolirs bringt. Die Einstellung ist dann genauer.
Ein Hauptvortheil des Flüssigkeitscompensators besteht darin, dass
die Vertauschung der Flüssigkeiten ohne den Zeitverlust, welchen das
ümfüllen mit sich bringt, geschieht, so dass sie öfters wiederholt und
dadurch die Genauigkeit gesteigert werden kann.
Die Differenzen der Beobachtungsteraperaturen bei den verschiedenen
Conccntrationcn derselben Substanz sind bei Dijken sehr gross. Sie
steigen auf nahezu 7 Grad an, während ich früher ihre Beschränkung
auf einige Zehntel Grad für nöthig fand; dazu kommt, dass gerade wo
die stärksten Temperaturditferenzen eintreten, die Temperaturcoeflicienten
von n — n„ nicht bestimmt sind.
Wenn nun auch nicht überall die grösste Genauigkeit erreicht ist,
so liefern doch die Beobachtungen des Herrn Dijken [.Mg(NO“)^ vielleicht
ausgenommen] ein sehr brauchbares Material.
Was .Mg(N'()=‘)2 betrifft, so findet sich von v=l bis i»==128 eine
Abnahme von R, dem Brechungsvermögen nach der ” ^ Formel, von
nicht weniger als 8“/„, während alle anderen sowohl von Herrn Dijken
als auch von mir ausgeführten Bestimmungen eine Zunahme liefern und
zwar von etwa 2“„ im Maximum. Mau darf wohl vermuthen, dass dies
abnorme Resultat auf Fehlern in den Werthen des Molecularvolurnens
beruht. Denn bei den Sulfaten, sowohl nach F. Kohlrausch und mir,
wie aucli bei den Chloriden, nach Dijken, haben Zink und .Magnesium
einen ganz analogen Verlauf der Curven, welche die .M(decularvolumina
als Function der Concentration darstellen. Bei den Nitraten findet aber
•) Wied. Ann. 47, 18Ö2, p. 384.
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GG
Dijken einen durchaus verschiedenen Verlauf. Zugleich ist die Abnahme
des Molecularvolumens im Intervall von r = 1 bis v = 128 grösser als
ilie irgend eines der bisher in diesem Intervall beobachteten Körper und
dazu haben sich die stärksten Aeuderungen bisher bei den Säuren ergeben,
während die Salze viel kleinere Aenderungen zeigen. Die Resultate mit
Mg (NO*)® sind also sowohl hinsichtlich der R-\Vertlie, als auch hin-
sichtlich der Molecularvolumina ohne Vergleich. Bei der Beachtung, die
ein so abweichendes Verhalten erforderte, wäre eine Wiederholung dieser
Versuche sehr zu wünschen.
Hinsichtlich der Dichtebestimmungen ist noch auf eine Ungenauigkeit
hinzuweisen. Die Kiuzeltemperaturen weichen von der Mittelteinjieratur
für die Lösungen einer Substanz um Beträge ab, die 0,5 — 1“, bei einer
Substanz sogar mehr als 2® erreichen. F. Kohlrausch und ich haben
es bei unseren Versuchen für nöthig gefunden, die Temperatur auf
einige 0,oi" constant zu halten. Der Eintluss der Teinperaturschwankungen
könnte durch eine grössere Anzahl von Ansdehnungscoefticienten-
bestimmungen corrigirt werden. Solche Bestimmungen hat nun Herr
Dijken fast durchaus für ein beträchtlich höher liegendes Temperatur-
intervall, als dasjenige, über welches corrigirt werden muss, gemacht;
ebenso werden dio Reductionen des Gewichts des Glaskörpei's in Wasser
alle mit einem Mittelwerth des Ausdehnungscoefticienten ausgeführt, ohne
Rücksicht auf die Lage des Correctionsintervalls. Dadundi treten beträcht-
liche Fehler auf. Zum Beispiel: Bei .Mg(NO'*j® ist das Gewicht in Wasser
von 15,13® auf 16,00® zu reduciren. Dafür würde sich mit dem zugehörigen
ai,,„=l,5(iX10^^ und einem «oia., = 0,2ti 10'^ eine Correction von 18,5“«
ergeben, während Dijken mit einem mittleren l'einperaturcoefficienten
20,1"« berechnet, was volle Unterschied macht. Aehnlich wie bei
diesem Beispiel mit Wasser ist es, wie es scheint, bei den Lösungen,
deren Ausdehnungscoefticienten noch überdies immer nur an der con-
centrirtesten ermittelt wunlon, was hier der grossen Teinperaturintervalle
wegen, über die corrigirt werden muss, nicht genügt. Dadurch entstehen
beträchtliche Fehler für die .Molecularvolumina; so wünle z. B., wenn
man die richtigen einsetzt, letzteres für die dritte .Mg (NO®)- Lösung
(p. 54) um eine Fänheit anders ausfallcn.
S; 8. Unter.siichnng der Abhängigkeit des Brerhimgsverniögens von
der Concentration bei wässerigen Lösungen von Broincadniinni,
Zucker, Di- und Trieliloressigsäure und deren Kaliunisalzen.
A. Bromcad niiuin.
Bei den im ersten Theil erwähnten Untersuchungen wählte ich die
Substanzen so, dass gleichzeitig die 5j G letzter Absatz erwähnte Fnige
nach dem eventuellen (luaiititativen llervortreten einzelner .Ionen geprüft
werden konnte. Diese Wahl konnte nach vorhandenen Untersuchungen
über die .\eiiderung des Brecliimgsvermögen.s bei der N'eutndisation
getrotleri werden*). Die Arbeit des Herrn Le Blanc hatte ich schon
') Ostwftlcl, .Tuum. piakt. Clum. (XF) IS, |S7S, p. 32S; ],e Ulaiic, Zeitschr.
phjä. t’hem. 4, IHSO, p. 5.')3; Le IltLiiic und Kuhlaud, Zeitsehr. phjs. t'hem. 19, 189tj,
p. 201.
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früher*) erwähnt und auch seine Beobachtungen an H*S0‘ zum Ver-
gleich herangezogen. In dieser Arbeit stiess ich bei einer Nachrechnung
einiger Angaben wiederholt auf Fehler**), so dass ich mich zunächst
darauf beschränken musste, eine Revision des Zahlenmaterials von Herrn
Le Blanc als wünschenswerth zu bezeichnen. Dies ist nun in dankens-
werther Weise durch die Herren Le Blanc und Rohland 1. c. geschehen,
die meisten Bestimmungen wurden wiederholt, so dass man sich nur
an die neue Arbeit zu halten hat***), ln dieser Arbeit werden die
Differenzen der Aequivalentrefractioueu von Säuren und ihrem N'a-Salz,
sowie von Salzen und anderen Salzen untersucht, wobei die Substanzen
so gewählt sind, dass sie sehr verschiedenen Dissociationsgrad zeigen.
Durch Vergleich jener Differenzen für sehr stark und sehr schwach
dissociirte Substanzen kann dann ein directer Einfluss von Dissociation
wahrscheinlich gemacht werden. Die Unterschiede dieser Differenzen
sind im Allgemeinen klein, so dass wegen bestehender Nebeneinflüsse
(s. p. 74, 75, 79) auf den Einfluss der Dissociation nicht mit voller
Sicherheit geschlossen werden kann.
Nur in einem Falle kommt eine grössere Differenz vor, welche einen
völlig einwandfreien Nachweis für die Einwirkung der Dissociation geben
würde: einer Differenz der Aequivalentrefractionen stark dissociirter
Bromide und Jodide von 11,4 steht nämlich gegenüber eine Differenz
zwischen dem schwach dissociirten Brom- und Jodcadmium von nur
•) Wied. Auii. öd, 1S04, p. 11.
•*) So auch Herr Di.jken I. c. p. 60.
***) Le Blanc. Zeitschr. plija. Chem, 19, 1896, p. 262, Aniuerkc, ,.AlIe in Betracht
komniendcn Daten koinnieu in dieser .Arbeit vor, ao dass auf die Tabellen meiner
früheren .Arbeit nicht mehr zurückgeKriifen werden darf.“ In dieser Anmerkiing sagt
Ilerr Le Blanc auch, dass er die Behalte der verschieden concentrirten Jei.'iunKeu einer
imd derselben Substanz, einzeln durch Titriren erhalten hat. Da die relative Richtigkeit
der Conccntratiouen durch Verdimuen mit Messkolben und Pipette weit schärfer erhalten
werden kann, wie durch Titraticni, werden durch die Einzeltitration vermeidbare Fehler
in die Goucentrationsverhältnisse eingefUhrt. Man sollte die relativen Verdünnungen
daher für sich bestimmen und das Resultat der Titrationen zu einem Mittel vereinigen.
Hätte ich aus der Arbeit des Herrn Le Blanc entnehmen können, da.ss dic.s nicht ge-
schehen ist, so würde ich natürlich keine Muthmassungen Uber den Grund der gefun-
denen IrrthOmer gemacht, insbesondere diese nicht inFehlern der Dichtigkeitsbestimmungen
gesucht haben. — Auf p. 268 1. c. werden meine Beobachtungen an H*S()‘, HOI und
Weinsäure niitgetheilt, aber nur die AR-Werthe angegeben, dazu wird eine Stelle aus
einer früheren Arbeit von mir {AVied. Ami. 58, 1894, p. lil) citirt, welche sich auf die
R'-Werthe bezieht. Da der im Original vorhaiideiio Biichstabe R' im Oitat irrthUmlich
wcggeblieben i.st, in den Zahlen hingegen, wie erwähnt, gerade umgekehrt die R'-Werthe
weggebliebeii sind, so erscheint meine Behauptung ganz ungereimt. Ferner ist innerhalb
des citirten Satzes meiner früheren Arbeit eine Verweisung auf eine Anmerkung, welche
besagt; „sollten sich diejenigen Substanzen des Herrn Le Blanc, welche ich nicht
untersucht habe, anders verhalten, wie die mitersuclitcn, so wären sie hier auszunehtnen“.
Ich hätte gewünscht, dass diese zu dem Satze gehörige .Anmerkung mit ihm erwähnt
worden wäre, weil ans ihr hervorgeht, dass ich die Eveiitnaliiät von Siib.stanzeii mit
anderem A'erhalten anerk.annte. — Ilerr Le Blanc macht mir .sodann den A’orwnrf. dass
ich seine Resultate nicht versucht hätte mit den ineinigen in Einklang zu bringen.
Wie erwähnt, habe ich seine Versuche aiiH^SO*, die sich, bis auf die 22 “ „ige Liwuiig,
bei welcher ein Fehler vorliegon musste, zu meinem Zwecke, iiäiiilicli ilen Gang der
molcciilarcn Brecliungsdiflerenz bei Coneentrationsänderungeii auf seine Ursachen znrück-
zuführen, verwertlien Hess, p. 12 I. c., anfgenomnien. Sie ergaben dasselbe Resultat wie
meine eigenen Beobachtungen. Auf die übrigen Versuche hatte ich auch die .Absicht
einztigehcn, stiess aber, indem ich dies versuclitc, sofort und wiederholt auf IrrthUnier,
so dass ich nicht weiter kam, und nur den Wunsch auf Revision der Beobachtungen
aussprecheii konnte. Diese ist nunmehr inzwischen erfolgt.
**
Digilized b, '"'ooglt
68
6,8 Einheiten. Die Differenz ist 4,8 bei ilireiu Bestehen würden secundäre
Einflüsse den Schluss auf Einwirkung der Dissociation nicht mehr stören.
Die Herren Le Blanc und Uohland geben an (p. 281): „diese Salze, in
sehr verschiedener Verdünnung untersucht, müssen (ebenso wie bei Dichlor-
essigsäure) mit steigender Dissociation ihr Brechungsvermögen ändem“.
Gelegentlich des ersten Theils dieser Arbeit habe ich das Brcchungs-
verraögen von Bromcadmiuinlösungen in Wasser für verschiedene Concen-
trationen untersucht, konnte aber die Versuche von Herren Le Blanc und
Rohland an Br- Cd nicht bestätigen und gelangte schliesslich dazu zu
vermuthen, dass sie auf einem Irrthura beruhen, der wohl darin besteht,
dass der l’rocentgehalt an krystallisirtem statt an wasserfreiem Salz in
die Rechnung eingesetzt wurde.
Zunächst theile ich meine eigenen Versuche mit. Das Cd Br“ war
von Gehe & Co., frisch bezogen und zeigte keine Verwitterung. Unter
Rücksicht axif 4 Molecüle Krystallwasser ergab sich aus der Herstellung,
durch Abwägen von Substanz und Wasser, der Gehalt meiner Original-
lösung zu 35,84 Das spec. Gewicht derselben fand ich s-'^ = 1,4231,
den Ausdehnungscoefticienten a = 4,«yi0-*. Mit Hülfe dieser beiden
letzten Daten erliält man aus den Angaben von Grotrian*) einen Procent-
gehalt von 36,14, der mit dem obigen gut übereinstimmt. Nach den An-
gaben von Kremers**) über specifisches Gewicht und Procentgehalt würde
sich 36,7 finden, was bis auf 1,5", o mit Grotrian übereinstimmt, wobei zu
berücksichtigen, dass Kreiners nur drei Decimalen giebt.
Bei den folgenden Resultaten habe ich den nach Grotrian erhaltenen
Werth 36,1 zu Grunde gelegt, da seinen Angaben eine Analyse zu Grande
liegt, während ich mich darauf beschränkte, durch Ab wägen von Substanz
und Wasser eine Controle zu erhalten; überdies sind die spccifischen Ge-
wichte von Grotrian sehr zuverlässig.
Aus der Originallösung ergaben sich durch Verdünnen mittelst selbst
naehgeaichter Pipetten und Messkolben vier verdünntere Lösungen, deren
Brecliungsdifferenz und deren Dichte beobachtet und zur Berechnung des
Brechungsverniögens verwendet wurden.
Die Bestimmung von n — n„ erläutert § 1 — 5, hinsichtlich der Re-
duction auf gemeinsame Temperatur siche speciell § 5, wo auch der
Temporaturcoefficient von n — n„ angegeben ist. Die Bestimmung der
specifischen Gewichte erfolgte in der früheren Weise***) mit der Abänderung,
dass als Aufhängefaden ein matter Platindraht von ' mm Dicke zur
Verwendung kam f ). Das Volum des Ghuskörpers betrug etwa 80 ccm,
sein Gewicht in Wasser 3,2 bis 9,,5g, ersteres ohne, letzteres mit der grösseren
von zwei Platinzulageu, welche die Bestimmung der concontrirteren Lösungen
möglich machten.
Die Ausdehnungscoefticienten berechnete man aus dem oben an-
gegebenen der Ausgangslösung unter der Annahme, dass « — «uto <ler
Goncentration proportional sei. Diese Annahme lieferte z. B. für die ver-
*) Urotrinn, Wictl. Anu. 18, 1883, p. liK).
••) Ivremcrs, l’ogg. .\nn. 104, 1858, p. 182; .Viigiibcn und Citat nach Urotrian,
1. c., p. 187.
**•) F. Kohlrausch und W. Halhvachs, Wied. .4im. 63, 18!)4, p. 14.
y) F. Kohl rausch, Wied. Aun. 50, 1895, p. 180.
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(!9
dünnteste Lösung bei 18, i“ eine Gewichtszunahme des Glaskörpers in
der Lösung von 13,2 mg pro Grad, während die directe Bestimmung
13,15 mg ergab.
Für die Verdünnung v der Originallösung [Liter auf Grammäquivaleut
’i» Cd Br®] folgt aus den p. 68 gegebenen Werthen nach Ileduction
auf 18,50° i’ori* = 0,26426. Aus dieser Zahl und den Inhalten der Kolben
und Pipetten finden sich die in Tabelle III angegebenen Verdünnungen.
Die sich entsprechenden optischen und Dichtehestiramungen fanden
immer an ein und derselben Lösung statt.
In den folgenden Tabellen bedeuten:
t,, t die Mittelteraperatur und die Versuchstemperatur.
= — 1^ siehe Gleichung 9) p. 55, Trogcorrection.
Jat = -^tgaJt siehe Gleichung 15) und 7a), Temperaturcorrection.
ttcrr den mit beiden Correctionen versehenen in Gleichung 10) einzu-
führenden Winkel.
V, n — n„ Verdünnung bezw. BrechungsdiiTerenz gegen Wasser,
9 siehe p. 52.
Tabelle III.
Cd Br’; t„ = 18,50“.
u IS.5«
t
180 — 9
I
Jfty
1
i
*^eorr
1K,50®
n — no
l,a590
18,21“
11“ 58' 46.0"
+
43,9"!
— 8.5" '
11“
59' 21"
0,016082
1
19,08“
58'21,2"|
i
1
4,2438
18,41“
i 6“ 1' 0,o"'
+
41,2";
— 1,3"
6“
1' 40"
0,004128
17,008
18,44"
3" 1' 6,o"
+
40,6" 1
— <>.■*'' 1
3"
1'46" j
1 0,(H)10470
34,059
18,46“
1 2“ 8' 20,8"
+
40,4" 1
- 0,2" '
2“
9' 1"
1 0,(KK)5277
Die nächste Tabelle giebt die specifischen Gewichte: T ist die Be-
obachtungstemperatur, g das Gewicht in Flüssigkeit, g^orr das auf 18,5oo“
corrigirte Gewicht, s J|].’ das specifische Gewicht bei 18,5“ bezogen auf
W’'asser gleicher Temperatur, f/ das Molecularvolumen
y ='^-1000 V (s-l)‘),
wo A das Aequivalentgewicht, Q die Dichtigkeit des Wassers bedeutet.
') Wied. .lim. 53, 16!)4, p. 3 und .37.
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70
Tabelle IV.
Br'' Cd = 135,9«; ^ = 136, i«; t„ = 18,5o".
l'lsi”
T
g
gforr
18.5* (lici.
18.5
” 18..5 ^ )
ttes.
1000
t.(s-l)
V<8.5"
Glaskilrper
in IDO
n,«.««"
3,2a572
3,29625
-
—
—
Glask. 4* Pt-
Zula^^^e in H*0
17,05«“
9,31594
9,32.565
O.iki.34219**)
(17.G56«)
0,00.34208
(18,50®)
_
—
34,059
17,7«-“
3,0099«
3,<K)811'^
(17,(i5<i»)
116,51
19,65
—
18.516 "
3,01982
3,01915
0.)K)34219
116..55'
17,00«
18,048“
2,74433
2.74191
0,(KHiSI,55
116,42
19,74
4,2438
18,504"
1,08717
1 ,08095
0,02728:1
115,78
20, '18
1,0590
18,310“
0,53775
0„541.37
0, 108078
114,45
21,71
0,2342«
19,40“
1»,4
J‘,1.4
= 1,42.54
0,4260
112,67
23,59
Aus (len Wertlien vorstehender beider Tabellen ergiebt sich nun die
Aerjuivalentrefraction All nach der Gleichung
All = 1000 u (n — n„) + >; ***),
ö
und AR' nach der ara gerade citirten Ort p. 4 gegebenen Formel. « be-
deutet den Dissociationsgrad. Alle einzelnen Werthe sind auf 18,50“ roducirt.
'rabell
e V.
V
1000
g (n - n„)
's V
AU
All'
u
1,0590
17,030
7,237
24,267
13,96«
0,16
4,2438
17„520
6,79.3
24,3 13
14,003
0,29
17,008
17,80«
6,,580
24,39
14,04
0,46
34,059
17,973
6,643
■24,52
14,11
0,54
Die Vergrösserung von All mit steigender Concentration beträgt 1 "o
und ist etwa von derselben Grössenordnuog, wie in den früher beobachteten
*) VQ d. h. Volum des ( 1 laskörjttrs x Wasserdichte bei 18,ri“ ist bei Versuch 7)
81,a-si g; bei Versuch «) 5) iin<l 4) SO.msi g; bei ^■e^such 3) für ly.avi® 80,nisi g.
Die obere Zahl gilt für 17, «.'ic", die untere ist ilaraus durch Ueduetion auf 18,5®
mittelst re — re H'o — 1.5 X IO-® entstanden. Für gti»o wunte 3,es'itj — 0,47 ~ 3, JS5S5 be-
nutzt, da allgemein die Gewichtsstücke auf luftleeren Kaum redneirt sind.
**•) Wied. .knn. 53, 1894, p. 3.
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71
Fällen. Bei Zuekerlösung von gleichem Procentgelialt wächst AR absolut
genommen um 0,.^), also um mehr als Cd Br*, procentisch um 0,4"/„, also
weniger. Im Allgemeinen müsste man annehmen . dass sich ein Einfluss
der Dissociation darin zeigt, dass AR um einen bestimmten numerischen
Betrag geändert wird, so dass die absoluten Beträge zu vergleichen wären.
Aber auch beim Vergleich der relativen wird man bei der Kleinheit der
Unterschiede zwischen Zucker und Bromcadniium einen Schluss auf directen
Einfluss der Dissociation auf AR nicht wagen können.
Vergleichen wir nun mit den angegebenen Werthen die von Le Blanc
und Rohlund 1. c. p. 282. Sie ÜTiden für .\R 28,.^3 und 28.«6, für AR' 16.68
und 16,86, welche Werthe sich um 17 " j, von den nieinigcn unterscheiden,
ganz abgesehen davon, dass die zwei .Angaben, w'elche für Lösungen von
noch nicht 20 verschiedener Coneentration gelten, untereinander um
mehr als einen l’rocent abweichen.
Um die Ursache davon aufzuklären, mögen in folgender Tabelle die
von Le Blanc und Rohland für Cd CB, Cd Br* und Cd J* Lösungen beob-
achteten specifischen Gewichte und l’rocentgehalte zusammengestellt werden
mit den aus denselben specifischen Gewichten nach Grotrian und Kremers
folgenden Gehalten:
Tabelle VI.
Substanz
?0
Zu s®’ gehö
rige "„Gehalt nach
(Le Blanc) Le Blanc
Grotrian
Kremers
Cd CP
1,0H82
8,91
7,78
8,(»
Cd Br-
1,1!)78
18,06
M.67
14,6
Cd ’P
1,1666
21,:i9
17,.ii
17,3
1,0982
10,97
10,88
11,1
n
1,1562
16,53
16,58
16,8
Die Interpolation dieser tiehalte aus den Angaben von Grotrian ge-
schah so, dass seine s auf s und dann mit dem genügend genau
bekannten Ausdehnungscoefficienten gegen Wasser (« — nH«o) auf die von
Le Blanc angegebenen s umgerechnet wurden. Aus diesen ergab sich
die wegen ihrer geringen Aenderungen mit der Coneentration zum Inter-
poliren geeignetste Grösse lg
s— 1
ps ’
welche mittelst der aus Le Blanc’s
s 1
Beobachtungen folgenden Werthe von dann p lieferten (p = Proccnt-
gehalt). Diese Interpolirform ist sehr scharf, so dass sie bei den Gehalten
Fehler von auch nur einer Einheit der dritten Decimale nicht veranlasst.
Aus der Tabelle ergieht sich: erstens stimmen Grotrian und Kremers
miteinander durchgängig überein, auch hinsichtlich meiner Originallösung
war dies der Fall und der für diese von mir durch Abwägen von Substanz
und Wasser ermittelte Controlwerth stimmte ebenfalls damit; zweitens:
die Werthe von Le Blanc und Rohland weichen für die beiden ersten Sub-
•) Da Kremers nur drei Dccimalcn giebt, haben die Gehalte eine Stelle weniger.
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7-2
stanzen weit ab, um 14 “o bei Cd CI-, um 23 bei Cd Br’, sie stimmen
indess bei Cd J’ vollkommen mit denen der anderen Beobachter überein.
Dies Ergebniss liefert den Fingerzeig zur Erklärung der .\bweichungen :
J’Cd enthält kein Krystallwasscr, Br’Cd und d'-Cd thun dies. Offenbar
ist dies von Herren Le Blanc und Uohland übersehen und in die Rech-
nung der Gehalt an krystallisirtem Salz eingesetzt worden. Denn miilti-
plicirt man die von ihnen angegebenen l’rocentgehalte mit
Br’ Cd 272,0 „
Br^f+'4H’ Ö “ 344,1 ~
so ergeben sich die Zahlen 14,28 und 10,91, wodurch Uebereinstimmung
bis auf 2,3 bezw. 2,(i"/„ mit (irotrian und Kremers erreicht ist. Für
CF Cd würde sich unter der Annahme von 2 .Molecülen Krystalhvasser
7,45 l’rocent ergeben, was ebenfalls mit Grotrian und Kremers viel besser
übereinstimmt*).
Da der Grund des Irrthums wohl klar liegt, sind im Folgenden die
Werthe an Cd Br’ in der Weise umgereclmet, dass mau die von l.e Blanc
und Rohlaud angegebenen Brocentgehalte p' auf Gehalte an w^asserfreiera
Salz p durch Slultiplication mit 0,7906 umrechnete. Dann ergiebt sich
Bromcadmium.
(|> — Ho)s»"
B'
KKK)
HXMJ
P
t'
9
r(n — n„)
0,o2ai
18,06
14,28
0,838
115.6
20,6
17,0
0,0250
21,39
16,91
0,691
115,0
21,2
17,3
Ein Vergleich mit Tabelle V zeigt, dass die Werthe All nunmehr
mit den von mir gefundenen genügend übereinstimmen, so dass also die
Annahme, der Krystallwassergehalt sei übersehen worden, zu allseitiger
Uebereinstimmung sowohl hinsichtlich der Dichten mit Grotrian und
Kremers als auch hinsichtlich der optischen Beobachtungen mit mir führt
Auf p. 67, 08 wurde nun erwähnt dass das quantitativ hervorstechendste
Resultat von Herren Le Blanc und Rohland darin besteht, dass sie für
die Differenz der AR-Werthe von .lod- und Bromcadraium den Werth
6,8 finden, während sie für stark dissociirte balze 11,4 erh.alten, so
dass also ein Unterschied von nicht weniger als 4,6 Einheiten bestünde.
Dieser Unterschied fällt nun nach der vorstehend erläuterten Berichtigung
der Brocentgehalte weg, an die Stelle von 6,s tritt 35,,3,, — 24,]g = ll,2o.
was mit dem für stark dissociirte Salze gefundenen Werthe so gut über-
einstiimnt, wie nur irgend gefordert werden kann. Für Cd J’ ist hier der
Werth von Le Blanc und Rohland direct eingesetzt, da derselbe nach
p. 71 und 72 keine stärkeren Fehler vermuthen lässt.
Legt man bei den Cd CB Werthen die Dichten von Le Blanc und Rohland
zu Grund und berechnet daraus den Brocentgehalt, so findet sich daraus
AR = 18,t. Die Difierenz der AR-Werthe für Cd CB und Cd J’, welche
*) Die .\ngaben für ücn Knstnilwassergehalt von CiU'l* .«ehwanken in der Litteratur.
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73
jene Verfasser zu 15,5« angeben, würde sich dadurch auf 16,6 erhöhen,
dem für stark dissociirte \Verthe nach Le Blanc und Rohland 17,4 zu
vergleichen ist. Die Differenz dieser beiden Werthe ist zu klein, als
dass man unter Rücksicht auf die Genauigkeit der Beobachtungen und
die Unsicherheit im Wassergehalt des Ausgangsmaterials etwas daraus
schliessen könnte. Hätte sich die oben angegebene Differenz von 4,«
Einheiten für die Bromid- Jodid Difl'erenz der Cadmium- und der sehr
stark dissociirten Salze andererseits bewahrheitet, so wäre zwingend zu
schliessen gewesen, dass die Cd-Jonen beim Uebergang aus dem neutralen
in den dissociirten Zustand ihre Refraction ändern. Mit dem Verschwinden
der Differenz fällt auch das Resultat weg.
Die für die übrigen schwach dissociirten Salze gefundenen Differenzen
in den Differenzen von AR gegenüber stark dissociirten Salzen 1. c. p. 282
sind zu klein, als dass man, besonders wegen der weiter unten* ••)) zu be-
sprechenden Fehlerquellen (Concentrationseinlluss, Differenzen der Differenzen
von Differenzen), weitere Schlüsse ziehen könnte.
B. Zuckerlösungen.
Da die in dieser Arbeit verwendeten Lösungen im Allgemeinen eine
etwas grössere Concentration besassen, wie die früher untersuchten, fanden
zur Orieutirung, wie gross etwa der Anstieg von AR bei einem Nicht-
elektrolyten sein möchte, wieder Beobachtungen an analog concentrirten
Zuckerlösungen statt.
Die Concentration der Originallösung wurde aus ihrem specifischen
Gewicht nach den früheren Bestimmungen von F. Kohlrausch und mir unter
Berücksichtigung der Zahlen von Gerlach ermittelt und das Molecular-
volumen der übrigen Lösungen ebenfalls diesen früheren Versuchen
entnommen.
Die folgende Tabelle enthält zunächst das Ergebniss der optischen
Versuche (über die Bezeichnung s. p. 69), sodann die aus der genannten
Quelle stammenden Werthe von ferner die moleculare Brechungs-
dift'erenz und die Aeciuivalentrefraction. Die J«;- sind mit dem § 5
gegebenen x berechnet.
Tabelle VII.
Zucker; 1^=17,76'’.
V I7.1H" j
t 1
1
180 — 7)
2 ■
^ .'/fr.i
Jftt
! «corr (I7,7(/’)
n-n„
1 , llHK) I 4
, l.'(n-n«)|
2,5C47
17,7(1»
13« 5'28,r"
— 1.8"
13« 16' 12"
0,019137
70,1» 1 49.01 119,19
17,(i6»
17.m" :
H»2K'51,j"
+ 41,4"!
— 1.4"
6« 29' 31"
0,00478«
0,0011971
69.m 49,73 '119,17
41,3h7
3« 13' 43,4"
, 4- t".n"
— 0.»"
3»1.3'23"
69,88 1 49,55 ' 1 19.43
KJ, 012
17,7fS»
2« 16' 52, c"
1 -f 40,4"
±
2» 17' 33"
0,0005999
69,87 ' 49,83 1 1 19,09
Meine früheren Beobachtungen über Zuckerlösungen**) ergeben unter
Benutzung meiner optischen Werthe und der Ausdohnungscoefäcienten
*) S. p. 80.
••) Wied. Ann. 53, 1891, p. 9.
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74
von Marignac, wenn man für die beiden concentrirteren und die beiden
verdünnteren Lösungen je das Mittel niniint, bei i'=24 AI{=119.;)0 und
bei t = 680 AR = 119,56. Diese Wertlie reilien sich in die der Tabelle
genügend ein. Die Tabelle zeigt, dass die Aequivalentrcfractiou beim
Uebergang von einer nahezu l.H“/„ Lösung zu einer von um etwa
0,6 Kinheiten steigt. Dies giebt einen Anhaltspunkt für die Urössenordnung
des Betrags, um welchen die Aequivalentrefraction einer Lösung aus anderen
Gründen als wegen Dissociation aasteigen mag.
Einen directen Einfluss der Dissociation auf die Aequivalentrefraction
durch den Anstieg der letzteren zu begründen, liegt also gegenwärtig die
Möglichkeit nicht vor, wenn bei wachsender Verdünnung in den angegebenen
Grenzen der Anstieg nur von der Grössenordnung von 0,5 Einheiten ist.
Die etwa 20 von mir und von Herrn Dijken untersuchten Körper in
wässeriger Lösung zeigen keinen grösseren Anstieg , so dass sich also bei
diesen ein erkennbarer Einfluss der Dissociation auf das Brechungs-
vermögen nicht ergiebt*).
Herr Le Blanc hat Versuche gemacht, aus welchen in gleicher Weise
folgt, dass die nicht durch Dissociation erklärbaren Einflüsse auf die
Aequivalentrefraction noch grössere Beträge erreichen können, diese bis
zu zwei Einheiten zu ändern vermögen. So ergab z. B. CdJ- in Aceton
eine um eine Einheit, KJ in Aceton eine um zwei Einheiten grössere
Aequivalentrefraction wie in Wasser. Dabei ist noch besonders bemerkens-
werth, dass die dissociirte wässerige Lösung den kleineren Werth liefert,
während doch nach den übrigen Versuchen des Herrn Le Blanc der
directe Einfluss der Dissociation eine Vergrösserung bewirkt. Unter diesen
Umständen wird man zu keinem anderen Schluss gelangen können, als
dass sowohl die Anstiege der Aequivalentrefraction bei wachsender Ver-
dünnung als auch die bei der Neutralisation mit verschieden dissociirten
Säuren auftretenden Differenzen nur mit grösster Vorsicht zu weiteren
Schlüssen über den Einfluss der Dissociation benutzt werden können.
C. Di- und Trichloressigsäure sowie deren Kaliumsalze.
Das einzige Jon, welches, nach den bisherigen Untersuchungen zu
schliessen, beim Uebergang aus dem neutralen in den dissociirten Zu.stand
seine Refraction etwas beträchtlicher ändert, scheint der Wasserstoff zu
sein. 13 Säuren sind von Herrn Le Blanc und Rohland 1. c. untersucht
auf die Differenz ihrer Aequivalentrefraction mit derjenigen ihres Natrium-
salzes und ergeben einen Anstieg dieser DiÜerenz um etwa zwei Einheiten,
wenn man sie in umgekehrter Reihenfolge des für halhnormale Lösungen
gütigen Dissociationsgrades der Säure durchläuft.
Es tritt die Frage auf, ob sich in dem bei der Verdünnung ein-
tretenden Anstieg des molecularen Brechungsvermögens, der, wie wir sahen,
im Allgemeinen durch den Verlauf des Molecularvolumens erklärt wird,
vielleieht wenigstens beim H-.Ion ein Einfluss der Dissociation noch er-
kennen lasse, ob dort etwa nach Berücksiclitigung der .\enderuug des
.Molecularvolumens noch eine genügend grosse .Aemleruug des molecularen
•) S. auch .\imioikmi!; ***) )i. 7!t.
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75
Brecliungsvermögens bestehen bliebe, um trotz des Vorhandenseins des
erwälinten Nebeneinflusses, den wir kurz Concentrationseinfluss nennen
wollen, noch einen einwandfreien Schluss zuzulassen.
Zur Beantwortung dieser Frage können die bereits in den ersten
Paragraphen zum Theil verwendeten Versuche an Trichlor- und Dichlor-
essigsäure dienen. Darauf, dass gerade die letztere hier die meiste Aus-
sicht bietet, hat schon Herr Le Blanc hingewiesen.
Zunächst mögen die Versuche an den genannten Körpern mitgetheilt
werden. Ich habe dieselben bis zu grossen Concentrationen fortgesetzt,
obwohl bei diesen Concentrationseinflüsse auf die Aeiiuivalentrefraction
im Allgemeinen stärker wirken werden, so dass es nicht möglich ist, den
Kinfluss der Dissociation daneben einigermassen sicher zu bestimmen.
Diese concentrirteren Lösungen sollten dann beim Vergleich mit den ver-
dünnteren einen Aidialtspunkt fiir den Concentrationseinfluss liefern.
Die folgenden, die Resultate der Messungen enthaltenden Tabellen
sind ira Allgemeinen ebenso angeordnet, wie die § 8 für Cd Br® gegebenen.
Da bei Di- und Trichloressigsiiure alle vier Einstellungen genommen, nicht
nur a, sondern auch a' (siehe p. 54) beobachtet worden war, ergaben sich
die ßcurr einfach als deren .Mittel. Die Keduction auf 12,5" war hier bereits
an den Einzelbeobachtungen bewirkt worden.
Tabelle VIII.
Trichloressigsäure, Dichtebeobachtungen.
t^,= 12,50“; CC1‘>C0®H= 163,35; Q = 0,(«W4«; A,Q = 163,44.
V 1J,5“
T
g
1 ßeorr
8 — 1
® 12, i
1000
tt(s— 1) 1
9' l»4i®
OO
12,fi36“
' 3,23610
’ 3,23457
,
—
—
62,»i
12,792"
3,13108
.3,12833
0,IX)1311
82,5
' 80,9
CC*)
12,5liO"
•3.23517
3,2.3422
—
—
—
31,49
12.529"
3,02487
.3,02419
0,002592
81,60
81,64
15,725
12, .530"
2.61639
2,61.5,2
0,IK)51I44 '
81,21
82,23
7,873
12, .529"
2,40113
2,40051
0,010286
80,99
82,45
3,930
12,501" :
1,57121
1,57096
0,020524
80,66
; 82,78
Pt Zulage**)
in H*0
12,5o"
1,59108 '
1
1, .59084
j
—
j
1,9081
12.4144"
1
1,51776 1
1,51600
0,040767
80,23
83,21
0,9814 1
12,7o"
8 = 1,08092
0,06094
79,43
84,01
0,19«7t> j
12.f50"
S = 1,36124
0,36133 '
71,10
92,34
*1 Kin Stückchen Platimlraht war verloren. .Ausserdem tiefand .sich von hier ab
von zwei durch sehr dünnen Pt Draht, der durch die Klüssigkeitsobcritäche ging, ver-
bundenen Platinringen, in deren einen der (ilaskürpcr. in deren anderen der zur Wagsehale
führende Dniht eingehiingt war. der anilere wie beim ersten Versuch innerhalb der
Flü.ssigkeit. Deshalb neue Wägung in Il'U.
ülaskörper erhielt eine Platinbesehwening, so da,ss das Gewicht in Wasser
von 12, 5o" nun + l,rs«wi = d.uers» wurde.
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76
Tabelle IX.
Trichloressigsäure, Optische Heobachtungen; 12, .Vi“.
t' 13^“ j
j «corr 13.5»
n — iio
1 1000
l'’0>-no)
1
j '^8 1
AU 1
I
AR'
rt
62,9«
1“ 43' 50"*)
0,000.3419
21,53
[ 26,97
48,50
28,72
0.9«
31,49
2“ 26' 0"
O,000(i758
21,27s
! 27,28,
48,5« i
28,77
0,9.3
15,725
.3“ 26' 22"
0,0018490
1 21,21,
27,4 lo
48,62
28,81
0.91
7,873
4“ 50' 24"
0,ooo2««7
20,99-
27,48,
48,48
28,73
i 0,88
3,930
6“ 50' 16"
0,0tXi.530«
20,8.5,
27,59,
48,44
28,71
i 0,81
1,!)Ö81
9“ 38' 28"
O,0t)10478
27,73,
48,36
28,65
1 0,71
0,9814
13® .35' 2,3"
0,0020547
20,16,
28,00
48,16
28,.52
, 0,54
0,1967«
28» 55' 69"
0,8.5059
16,73,
30,78 1
47,52 j
28,14
0,Ot>
Von den benutzten Lösungen wurde gelegentlich auch das Leit-
Termögen k für die hier benutzten tiefen Temperaturen bestimmt. Aus
den Curven für das moleculare Leitvermögen A ergab sich unter Mit-
benutzung der Curven, welche nach Ostwald’s für 25“ gütigen Werthen
construirt wurden, A^.u^=292. Damit sind die Dissociationsgrade a
berechnet. Die Bestimmungen der Leitvermögen mögen hier Platz finden.
Tabelle X.
Trichloressigsäure, Leitvermögen, 12,.%“.
t’rt.5“
“o’‘
t
10’ k
10’ k
ia,5"
ISX"
a
62,96
0,2514
12,45®
4,405
4,415
277,4
0,9,55
31,49
0,3167
12,31
8,62
8,646
272,3
0,933
16,725
0„3991
12,71
16,97
16,92
266,1
0,911
3,9:io
0,f>;i37
12,79
60,52
60,25
236,9
0,811
1,968
0,7980
12,57
105,4
105,3
207,4
0,711
0,9814
l,<Xt«
12,52
161,7
161,6
158,6
0,545
0,1968
1,719
12,55
87,5
87,4
17,21
0,o56
Tabelle XI
Dichlores
sigsäure
!, Dichtebeobachtungen
.
t„= 12,50®
; A=CC1-HC0’H
= 128,91
; = 128,98; Q =
= 0,99948.
V
12.5
1000
t3j,S“
T
g
Scott
s ,, —1
12,5
r(s-l)
CO**)
12,560®
3f2.3517
3,23422
—
—
—
64,4
1 2,515
3,15608
3, 1,5550
0,000971
62,6
66,4
32,18
12 „539
3,07913
3,07837
0,001923
61,89
67,09
16,068
12,497
2,92904
2.92862
0,003771
60,59
68,39
4,017
12,580
2,05283
2,0,5176
0,014593
58,62
70.36
1,0054***;
1 12,528
0,2.5589
0,2-5537
0,O,5t>338
56,63s
72,34
0,20110
13,42
1 = 1,
25321
0,2.5;)89
52,90
76,08
*) Pie Werthe sind der Tabelle auf |>. 57 entnommen, in einigen Fallen, wo
zwei Versuchsreihen ausgefiihrt woidcn waren, siehe y. BO, wurde denm Mittel henUtzt,
wodurch sich die in der 7., hezw. hei der c = 1 Losung in der 6. Peeimale eintretenden
kleinen .\endeniugen erklären.
**) 8iehe Talielle VUI und p. 75 .Anmerkung *).
•**) (ilasköriier mit l’t-Zulage gebraucht, siehe l>. 75 Anmerkung **).
Digitizod by Google
77
Tabelle XII.
Dichloressigsäure, Optische Beobachtungen; 12,50®.
r i!,.v
u
corr
i2,!y
n — n„
KXK)
r(n— nj
vU
AR
AR'
a
64,40
1®
33'
22"*)
0,(KX)276,5
17,74
22,14
39,88
23,62
0,81
32,18
2®
10'
13"
0,0005377
17,30
22,36
39,67
23,50
0,77
16,068
3®
1'
34"
0,(XII0446
16,785
22,797
39„58
23,48
0,69
4,017
5®
52'
15"
0,003918
15,738
23,458
39,19
23,30
0,43
1,0054
11«
26'
14"
0,014664
14.743
24,113
38,86
23,12
0,23
0,2üllü
24®
50'
7"
0,064589
12,987
25,360
38.35
22,80
0,025
Tabelle XIII.
Diehlo
ressigsäure, Leitv
ermögen; 12,50®
l'lS.5»
mV«
t
10® k
10® k
i.
u
284
0,0920
12.39
0,2160
0,2164
277,3
0,934
64,40
0,2495
12.38
3,773
3,780
243,4
0,813
4,017
0,6290
12,54
31.80
31,78
127,6
0,431
2,011
0,7923
12,71
48,15
48,01
96,5
0,330
1,005
0,9982
12,43
65,91
65,98
66,3
0,229
0,2011
1,707
12„58
37,71
37,67
7,67
0,025
Analog
wie oben für C CP’CO*H angegeben ist.
fand sich
. =
Tabelle XIV.
Kaliumsalze der beiden Säuren.
-r T . 1000 A
•'la-v 1 gri gimT S,. — 1 r(9_i) ^ SPx
CCl®CO*K 7,852 12,040® 2,08444 3,23577 0,014205 111,.54 201„59 90,05
CCl^HCO’K 7,921 ,554 2,28149 3,23512 0,011766 93,22 1 67,13 73,91
180 — tp
Ja.,
Jut
1000
»0 «(n— u,,)
AR AK'
CCFCO’K 12,(4” 5" 4'.33" +41,o" +3,3" 5” 5'17" 0,(k»2946 23,130 63,15 31,49
CCPHCO’K „55 4'’42'25"+41,ü +1,2"4“43' 7" 0,oo2r,3o 20, o85 44,72 26,46
Der Gehalt der Lösungen beruht aufTitrining mit 0,i KOH Lösung.
Bei C Cl*CO’H ergab letztere bei etwa ' normalen Säurelösung t’jy. =
15,724, bei einer etwa normalen Lösung = 3,93.53. Berechnet man
aus diesen Werthen den Gehalt der Originallösung, aus welcher alle anderen
durch Verdünnen mit Pipette und Messkolben hervorgingen, so findet sich
dafür i',2» = 5,082 bezw. 5,076. Die Wertlie stimmen bis auf l,2®/oo überein;
der erstere derselben wurde, da er auf umfangreicheren Beobachtungen
beruht, zu Grund gelegt. Aus dem Gewicht der zur Originallösung ver-
wendeten Substanz (Kahlbaum) und dem Lösungsvolumen fand sich
ti,y> = 5,054, was in guter Uebereinstimmung mit dem obigen ist.
*) Siehe p. 76 Anmerkung *).
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78
Für CC1*HC0*H ergab die Titrirung der etwa ’ Uisung für die
Originallösung t’is.,« = 0,2012. während aus der Herstellung 0,2005 folgt.
Der erstere \Verth war in den Tabellen anzuwendon.
Den Gehalt der K- Salzlösungen lieferte deren Herstellung. Eine der
Säurelüsungen wurde mit KO II scharf ncutralisirt, der Haltbarkeit wegen
eine Spur Säure zugesetzt und dann auf gemessenes Volum aufgefüllt.
Den Temperaturreductionen der optischen Beobachtungen liegen die
X des § 5 zu Grunde. Die für die Dichtereductionen erforderlichen Aus-
dehnungscoefficienten wurden bestimmt und ergaben;
Tabelle XV.
10*«
t
C CP CO- 11
0,197
7,17
12,6"
3,93
1.17
12, h"
11
G3,0
1,17
12,6"
CCFHCO’H
0,201
7.1
12,5"
-1,02
1,16
12„5«
CCPCO’K
7,8.')
L.il
12,4"
CCPHCOMv
7,92
1.50
12„5"
Was den Vergleich mit meinen früheren Beobachtungen betrifft, so
ist zu berücksichtigen, dass jetzt ein viel grösseres Conceutrationsintervall
benutzt ist. Dadurch wird, wie sicli aus dem Folgenden ergiobt, schon
wegen des Concentratiouseiuflusses ein Ansteigen der Aequivalentrefraction
bewirkt. Bescliränkt man sicli auf das früher benutzte Intervall, so ist
der Anstieg von B, procentiscli genommen, etwa so gross, wie früher bei
Schwefelsäure, indess bleibt er jetzt aber auch in den li'-Werthen bestehen.
Absolut genommen, ist er etwa so gross, wie früher bei Zucker, bei dem
jedoch der Grösse der Molecularrefraction wegen der .absolute Betrag der
Aeuderung nur mit geringer Genauigkeit bestimmt werden kann.
Um etwas darüber schliessen zu können, inwieweit der aus den Tabellen
ersichtliche Anstieg der Refraction mit der Verdünnung von der Dissociatiou
abhängt, mögen zunächst die Refractionsuuterschiede zwischen Salz und
Säure für gleich dissociirte Lösungen von Salzsäure, Di- und Trichlor-
essigsäure zusammengestellt werden. Der erste Absatz der Tabelle enthält
die von Herrn Le Blanc und Rohland gegebenen Werthe, die folgenden
wesentlich auf meinen Bestimmungen beruhende. Die Bezeichnungen sind
die oben gebrauchten.
Tabelle XVI.
a
AR
Diffe-
AR'
Diffe-
Säure
Xa-Salz
Säure Xa-.Salz
renz
Säure
Na- Salz
renz
HCl*)
1 0,65
0.66
14,5
15.9
1.4
8.18
0,23
0,76
CCPCO-'H
1 0,65
0,71
48.1
50.2
2,1
28„52
29.68
l,n
CCFH CO’ 11
1 0,13
0,66
.38,8
41,6
2,8 i
23.11
24..50
1,39
•) Dieser erste Tlicil der Tabelle nach Le Blanc und Rohland.
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79
a
All
Difle-
AR'
Diffe-
Säure
K - Salz
Säure
K-8alz
renz
Säure
K - Salz
renz
C CPCODI
0,81
47,.->2
53,14
5,62
28,14
31.49
3,35
C CP 11 CO" 11
1»
9«, 42
44,78
6,36
22,84
26,46
3,62
HCl*)
0,21
0.81
I l,2(i
19,04
4,78
8,;4o
11.18
2,88
CCPCO’H
n
47,72
53.11
5,42
28,27
31.49
3,22
CCTIICO II
1»
38,82
44.78
5,96
23,12
26,46
3,34
II CI
0,*)5
0,81
14.5
19,04
4, .54
8.48
11,18
2,70
ccp’coni
1 V
48,29
53,14
4,85
28,62
31,49
2,87
CCPIlCü-lI
•■i
»J
39,5
44,78
5,28
23,49
26,46
2,97
HCl
' 0,81
0,81
14,44
19,04
4,60
8,43
11,18
2,75
CCFCOHI
48,44
53,14
4,70
28,71
31,49
2,78
C CP H CO- 11
39,88
44,78
4,j)o
23,62
26,16
2,81
IPSO***)
0,75
)}
11,(14
16.59
4j75
9,60
6,74
2,86
Aus der Tabelle sind die für eine Reihe gleicher Dissociationsgrade
bestehenden Kefractionsdiffereuzen der drei Säuren gegen ihr Kaliumsalz
zu ersehen. Sie sind bei sehr grosser Dissociation (grosser Verdünnung)
für die verschiedenen Säuren einander fast gleich, werden aber mit ab-
nehmender Concentration immer ungleicher. Bei 20 " „ Dissociation unter-
scheiden sie sich für Salz- und Dichloressigsäure um 1,2 Einheiten. Daraus
ergiebt sich wieder eine quantitative Schätzung des Conceutratioiisein-
flusses***), derselbe ist, falls bei andern Substanzen ähnliche Aenderungen
eintreten, wie bei den obigen drei Säuren, von gleicher ürössenordnung
wie ein wahrscheiidich bestehender Einfluss der Dissociation.
Dass der letztere besteht, dass er zur Erklärung eines Theiles des
Anstieges der Aequivalentrefraction jedenfalls bei der Dichloressig.säure
sehr wahrscheinlich herangezogen werden muss, ist ebenfalls aus der
Zusammenstellung ersichtlich. Wenn darüber wegen des verhältnissmässig
grossen Concentrationseindusses noch Zweifel Zurückbleiben könnten, so
heben sich diese bei einer Vergleichung mit den für Essigsäure früher
gefundenen Werthen, bei denen innerhalb der Verdünnungen von 1 bis 100
eine Constanz der 21,4.5 betragenden Aequivaletitrefraction bis auf 0,02
Einheiten uachgewiesen werden konnte. Von solchen Einflüssen, welche
*) Die Werthe für HCl nach I.e Jllunc. die für KCl nach Düken.
**i Für U*.S0‘ ans eisrenen Werthen für diese Säure, uuit Wcilhen von Ilemi
Dijken für XH,Ci und KCl berechnet.
•**i Den Umstand, dass auf die Wertlie AR liezw. AH' noch iinbekannte Einiiü.sse.
hier Concentrationseinlfttsse genannt, wirken, hielt ich lieitn Abfn.ssen früherer .■\rbeiten
für allgemein bckiinut und beschrankte mich deshalb auf die Untersuchung möglichst
verdünnter l.ösungen. Ich wies auf denselben (z. R. Wied. .\nn. 5.1, 1894. p. 11) mit
den Worten hin: . . . „andererseits ist ja ilie Unveriinderliclikeit des Ilrechuugsvermögens
auch sonst nur annäherungsweise vorhanden und zu erwarten." Zu diesen Worten fügt
Herr Dijken nicht in »einer Dis.«ertation, aber in dem Auszug derselben in Ztschr.
jihys. Chem. 1. c. die Bemerkung, du.ss sie ihm nicht klar seien. .\us dem Obigen ist
ersichtlich, was ich damit gemeint habe. Uehrigens m'öchte iih hinznfügen, dass
Herr Dijken meine Schlüsse in seiner Dis.sertation zwar genügend vollständig oitirt,
dass dieselben in dem erwähnten Auszug aber infolge des Zusammenstreichens meine
Auschauiutg nicht mehr genügend wietK'rgeben.
Digitized by Google
80
mit der Dissociation weder direct noch indirect zusammeiihänpen, dürfte
aber bei der Essigsäure aucli noch etwas constatirbar sein müssen,
wenn sie bei ilireii Cblorsubstitutionsproducten eine grössere Rolle spielen
würden.
Wenn sich also die Schlüsse der Herren Le Blanc und Rohland in
einem der beiden von ihnen angegebenen Fällen, beim Bronicadmiuin,
als irrthümlich erwiesen haben, so erbalten wir in dem anderen, bei
Dichloressigsäure, durch den Verlauf der Ae<juivalentrefractiou bei Ver-
änderung der Conceiitration eher eine Bestätigung derselben. Der II nimmt
sehr wahrscheinlicher Weise eine quantitative Ausnahmestellung in der
Richtung ein, dass bei ihm die Dissociation genügend grossen Kintluss
auf die Aequivalentrefraction hat, um auch trotz sich überlagernder anderer
Einwirkungen wahrgenommen werden zu können.
Hinsichtlich der Frage, von welcher Art der „ConcentrationseinHuss“
ist, folgt zunächst aus den Beobachtungen mit Zucker, d.ass er jedenfalls
zum Theil mit der Dissociation auch indirect nicht zusammenhängt, zum
Theil könnte er aber auch von der Dissociation mit veranlasst sein,
indem beispielsweise eine von der Conceiitration abhängige Wechsel-
wirkung zwischen Jonen und Lösung, welche einen EinRuss auf die
Aequivalentrefraction hätte, bestehen könnte.
Was die Quantität des Einflusses der Dissociation auf das Brecliungs-
vermögen des II betrift't, so lässt sich darüber weder aus den hier ange-
gebenen Versuchen noch aus denen der Herren Le Blanc und Rohlaud
etwas schliesseu, da über den Concentrationscinfluss genügende, quantitative
Annahmen nicht gemacht werden können. Die Messungen an den Essig-
säuren würden für den Uebergang vom undissociirten in den vollständig
dissociirten Zustand etwa O.h Einheiten ergeben (für AR'). Bei Salzsäure
kann ein ähnlicher Vergleich, wie der mit Essigsäure, nicht herangezogen
werden. Wenn man aber die Werthe für Salzsäure überblickt und mit denen
für Essigsäure vergleicht, so sieht man sich zu der im vorigen Absatz
angegebenen Folgerung gedrängt, so dass für die Dissociirung des II
ein von der Substanz, in welclier er enthalten ist, unabhängiger Werth
der Steigerung der Aequivalentrefraction, vielleicht gar nicht zu erhalten
ist (d. h. e.xperimentell könnte ein constanter und ein variabeler Theil
untrennbar sein), was ja mit der Dissociationstheorie keinen Widerspruch
bildet.
Bei weiteren Versuchen etwa die verschiedenen Einflüsse zu trennen,
dürfte es augezeigt sein zu berücksichtigen, dass die Schlussweise des Herrn
Le Blanc auf Wertlien beruht, welche DitVerenzen von Difterenzen von
Differenzen sind. Es handelt sich ja um die Unterschiede der .\equivaleiit-
refractionsdifferenzen von Säure und zugehörigem Salz. Die Aeiiuivaleut-
refractionen bilden aber selbst, wie aus der p. 7ü citirten Formel ersicht-
lich ist, die Summe zweier Diflerenzen, nämlich der molecularen
Brechungsdifferenz und des Molectilarvolumens, welch’ letzteres die
Differenz des Volumens von Lösung und darin befindlichem Wasser dar-
stellt. Daraus folgt, dass für weitere Bestimmungen die schärfstoii
Methoden, insbesondere auch für die optischen Bestimmungen, Diff'erential-
methoden, anzuwenden sind. Ferner wäre zu berücksichtigen, dass der
Schlussweise des Herrn Le Blanc wesentlich durch die systematische Folge
der untersuchten Verbindungen Wahrscheinlichkeit verliehen wird, so dass
es erwünscht ist, die Zahl der untersuchten Säuren zu vermehren.
Digitized by Google
S1
Schliesslich möge noch darauf hingewiesen werden, dass die Durch-
sicht der Tab. XVI zeigt, dass die R'-Werthe den Concentrationseinfluss
besser eliminiren wie die It-\Verthe*).
Zusammenstellung der Resultate. Es ist die Theorie des
Umdrehverfahrens bei der Differentialmethode mit streifender - Incidenz
des Verfassers gegeben und zwar unter Berücksichtigung der VVinkelfehler
des Trogs und der Abweichungen <!er Platte vom Planparallelismus. Die
Genauigkeit der Methode ist e.\periraentell nachgewiesen, die Brechungs-
differenzen lassen sich bis auf etwa 1,5 Eiidieiten der sechsten Decimalo
bestimmen. Die untere Grenze der erreichbaren n — n„ ist etwa 3X10-^
wobei man noch über '/i **/o Genauigkeit hat. Der Einfluss der
Temperatur auf die Beobachtungen und die daraus entspringenden
Temperaturcorrectionen sind dargelegt.
Die Frage nach der Abhängigkeit des Brechungsvermögens von der
Concentration, insbesondere, ob sich dabei ein Einfluss der Dissociation
zeigt, ist dahin zu beantworten, dass ein solcher Einfluss von sicher deut-
barer Grösse im Allgemeinen nicht vorhanden ist, dass etwa bestehende
Aenderungen zu klein sind, um sicher gedeutet werden zu können.
Die Zunahme der Breohungsdifl’erenz mit wachsender Verdünnung findet
im Allgemeinen eine Erklärung durch den Gang der Dichte. Dass der
H wahrscheinlicher Weise hiervon eine Ausnahme bildet, worauf Herr
Le Blanc geschlossen hat, wurde bestätigt. Ueber die Grösse des Einflusses
lässt sich nichts Sicheres aussageu, da der sich überlagernde Concentrations-
einfluss von derselben Grössenordnung ist. Der hei Bromcadmium von
Herren Le Blanc und Rohland gefundene grosse Einfluss der Dissociation,
der einzige Fall, in dem der Concentrationseinfluss gegenüber dem anderen
verschwändet, und der somit einen einwandfreien Schluss gestattet hätte,
beruht auf einem Irrthum.
*) S. auch Wied. .\nn. 53, 189-t, p. 11.
December 1898.
Technische Hochschule Dresden.
Digitized by Google
V. Resultate der floristisclien Reisen in Sachsen und
Thüringen.*)
Von Prof. Dr. O. Drude.
In der Festsitzung unserer Gesellschaft am 14. Mai 1885 hatte ich
die Ehre, als wissenschaftliches Vortragstheina „Sachsens ptlanzengeo-
graphischen Charakter“ zu behandeln; eine Anmerkung im Referat über
diese Sitzung besagt, dass von einer Drucklegung dieses Vortrages ab-
gesehen werden sollte in Hinsicht auf die geplante Erweiterung des ganzen
Gegenstandes zu einer grösseren, durch Karten erläuterten Abhandlung.
Dreizehn Sommer sind inzwischen in das Land gegangen, und jeder
fügte wesentliche Hausteine zu der Lösung jener Aufgabe hinzu. Vom
Jahre 1888 an .stellte das Ministerium des Cultus und üft'entlichen Unter-
richts einen besonderen Etat für die Vorbereitungen zu einer „Flora
Sa.\onica“ dem botanischen Institut zur Verfügung, so dass die vielen
nothwendigen E.\cursionen und weiteren Reisen gleichzeitig mit dessen
Assistenten veranstaltet und auch der Samralungsdiener zur Unterstützung
beim Sammeln und Trocknen der Helegexemplare herangezogen werden
konnten. Dr. C. Reiche, Dr. Naumann und Dr. H. Schorler traten so
der Reihe nach in den Dienst der schönen Aufgabe, in unserem Herbarium
zunächst einmal eine grosse, das nächstliegende Landesinteresse berück-
sichtigende Sammlung zusammenzubringen und die speciellen Ausarbei-
tungen vorzubereiten in einer consequent durchgeführten Etikettirung und
Aktenführung; Dr. Schorler, nunmehr als Custos unserer bosnischen
Sammlungen an der Technischen Hochschule, übernahm dann si)äter auch
die zeitraubende Abtheilung der niederen Sporenpflanzen und hat häufig
der botanischen Section Proben seiner andauernden Untersuchungen luit-
getheilt. 258 Tage habe ich pcrsöidich in meinen Floreunotizbüchern
verzeichnet als solche, die ich in den ganzen .Jahren mit pflanzengeogra-
phischem Studium des hercynischen Florenbezirks zwischen Weser und
Lausitzer Neisse in freier Natur zugebracht. Tage genussreich und arbeits-
voll zugleich, die das volle Gefühl einer harmonischen Hefriedigung zurück-
gelassen haben, indem sie zeigten, dass auch in unseren gut durchforschten
Gauen die .\rbeit für den Naturforscher nicht aufhört, dass im Gegentheil
jede neue Idee dazu zwingt, die alten Pfade der Vorgänger wieder zu be-
treten und die Naturvorgäuge in neuem Lichte wiederum an der Quelle zu
*) Vortrag, gehalten in der botanisch -zoologischen Section der naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft Isis in Dresden am 20. October I8f)S.
Digitized by GoogI(
8.-!
beobachten. Zugleich enthält eine solche pflanzengeographische Landes-
durchforschung die Grundzüge über die Vertheilung der Gunst und Ungunst
in der Bodencultur. — Die grössere „pflanzengeographische Abhandlung“
über Sachsen und Thüringen ist nunmehr im Werden; sie soll einen Band
des grossen, von mir in Gemeinschaft mit A. Engler-Berlin unter dem
Titel „Vegetation der Erde“ in Einzelbearbeitungeu herauszugebenden
Werkes bilden. Im Augenblicke, wo der ganze Stoff zur ausführlichen
Verarbeitung herangezogen wird, drängt es mich, unserer Section in
freierer Weise über die leitenden wissenschaftlichen Principien kurze
Mittheilung zu machen.
Wenn heute naturwissenschaftliche Reisen und Ausflüge unternommen
werden, so hängen die zu erwartenden Resultate wesentlich von den Ideen ab,
die auf den Schienengleisen der Eisenbahn in die Natur hinausgetragen wer-
den, von den wissenschaftlichen Vorbereitungen, die dafür getroffen sind,
von den Zwecken, die als Beohachtungsziele vorschweben, ln floristischer
Beziehung gab es in alten Zeiten nur eine Mauptriclitung, die der Species-
systematik; in neuer Zeit ist die geographisch-biologische Forschung als
selbständiges und neues, sich in mannigfache Aufgaben theilendes Gebiet
dazugeküininen. Wenn ich mit meinen wissenschaftlichen Reisebegleitern
hauptsächlich der letzteren Richtung zu dienen mir vorgenominen hatte,
so geschah das in Erkenntniss der veränderten Anschauungen über das
w'andelbare Wesen der ISpecies, w'elchc nur auf dem Umwege der zweiten
Richtung erfolgreicher Forschung weichen können, während die ältere
Herbarium -Richtung der einfachen diagnostischen Definition unter Hinzu-
fügung eines Namens in vielfacher Hinsicht zur Belastung und Verwirrung
der höheren Ziele in der Naturbeschreibung beiträgt. Jedenfalls stehen
sich die beiden Richtungen niclit fremdartig gegenüber, sondern ergänzen
sich zu einer nothwendigen Einheit und durclidringen sich gegenseitig;
dass ausserdem die ältere Speciessystematik das Grundgerüst der ganzen
F'lora liefert, an dessen correctein Ausbau und Verbessern unausgesetzt
w eitergearbeitet werden muss, ist so selbstverständlich, wie etwa die An-
lehnung von Geschichtsforschern an die nackten, in den Geschichtstabellen
überlieferten Namen und Jahreszahlen, welche gleichwohl nicht das Wesen
der Geschichte ausmachen. Zudem muss betont werden, djiss die Weiter-
entwickeluug des schwierigen Speciesbegriff’s auf Reisen viel weniger ge-
fördert werden kann, als durch Versuche in botanischen Gärten und durch
analytische Vergleiche im Herbarium, wozu allerdings eine fornienreiche
Sammlung unermüdlich zusammengetragen sein will. Und wie dies unsere
Absicht war, davon legt das sächsisch-thüringische Herbarium im bota-
nischen Institut Zeuguiss ab, welches sich aus den unbedeutenden An-
fängen weniger Fascikel unter Mitwirkung so mancher eifriger Floristen
im Lande zu einer ansehnlichen Sammlung vergrössert h.at.
Es musste sich also darum handeln, durch eigene Beobachtungen den
grösseren floristischen Bezirk zu erkennen, der Sachsen und Thüringen ein-
schliesst, dessen Grenzen festzusetzen und eine naturgemässe häntheilung
seiner einzelnen Glieder vorzunehmen. Dies konnte nur geschehen auf
Grundlage der natürlichen Bestände oder Vegetations-Formationen
sammt ihren hervorragenden „Leitpflanzen“, wie dieselben in der Isis-
Festschrift vom Jahre 1885 (S. 81) erklärt sind.
Es ist die grössere floristische Einheit gefunden worden in der Zu-
sammenfassung eines „hercynischen Florenbezirkes“, welcher sich
«•
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vom Lausitzer Gebirge bis zu den westlichen Wasserscheideu der Weser
gegen das rheinische Gebiet eretreckt, im Norden den Harz mit seinem
ganzen Vorlande Braunschweig — Magdeburg umfasst, als Südgrenze den
grossen zusammenhängenden Gehirgswall Lausitzer Bergland — Erzgebirge —
Eichtelgehirge — EraTikenwald — Thüringer Wald nimmt, dabei aber den am
Fichtelgebirge angeknoteten Böhmerwald als südöstlichste Zunge mit ein-
schliesst, und endlich im Südwesten als Grenzmark gegen Franken und
den Khein die basaltische Itliön zum Eckpfeiler wählt, so class das vom
Thüringer Becken nicht ahzutrennende Werraland, von Meiningen an bis
herüber zur Fulda, mit eingeschlossen wird. Dieser hercynische Bezirk
nimmt noch Theil an den gemeinsam um die Alpen herum gruppirten und
zum Theil von ihnen ausstrahlcnden l'rtanzenheständen der Berg- und
Hügelregion; er hat demnach grössere Beziehungen zum Süden als zum
Norden und macht gegen die norddeutsche Niederung Front mit seinem
Grenzwall von Hügelketten aus den Trias-, Jura- und Kreideschichten von
Hannover bis Magdeburg. Besonders deutlich ist die Grenze gegen den
deutschen Nordwesten, gegen die sogenannte „nordatlantische Niederung“;
von den 1564 im hercynischen Florenbezirk zusammenkominenden Arten
an Blüthenptlanzen und Farnen kann man nur ungefähr die Hälfte noch
zum wirklichen Besitz dieses nordwestlichen Deutschlands rechnen, wie
allerdings auch ebenso unter den 1564 hercynischen Arten nicht wenige
sind, welche nur als äusserste Vorposten und gleichsam verschlagene Stand-
orte an einzelnen Stationen mitgezählt sind und als fremdartige Zuzügler
erscheinen.
Das hercynische Berg- und Hügelland ist demnach in seinem Floren-
charakter wesentlich mitteldeutsch und tlieilt daher viele Eigenschaften
mit seinen östlich und westlich angrenzenden Nachbargauen, zwischen
welche es sich wie ein Keil hineinschieht und naturgemäss Verbindungs-
glieder in den Grenzlandschaften erzeugt. Im Osten hat es den sudeti-
schen Florenbezirk, im Westen den rheinischen zum Nachbarn; die Sudeten
haben mit ihrer karpathischen Verwandtschaft zugleich eine viel stärkere
Entwickelung von Formationen des oberen Berglandes, als irgend eines
der hercynischen Gebirge; sogar schon in den niederen Uegionen stecken
ganz neue Areale, wie das grünlich blühende Veratrum allnim Jedem zeigt,
der vom Jeschken ausgehend d.as der Lausitz angrenzende Isergebirge
betritt. Und am Bhein nehmen I’tlanzenarten des Südwestens ihre Grenze
(z. B. Acer mompeasulumim uiul R-unus Mulialeb), welche im hercynischen
Hügellande nur noch als CulturpHanzen der geschützten Hügelregion ge-
deihen.
Der hercynische Bezirk ist am besten in seinen Borgwald- und Hügel-
formationen ausgeprägt, während z. B. die Wasserpflanzen -Formationen
eine unbedeutendere Holle spielen. Selbstverständlich herrschen ähnliche
Verhältnisse in den sudetisciicn und rheinischen G.aucn, doch in vielfach
geänderter Zusammensetzung und Ausprägung; besonders aber muss die
Erwägung, dass die von dem sächsisch-thüringischen Grenzwall umschlos-
senen und mit dem Harz im Nonien zu neuem Gebirge aufgethürmten
Landschaften eine geographische Einheit bilden, in der die Eigenschaften
des Beckens von den Gebirgen selbst abhängen, den Grundgedanken zu
dieser hercynischen Gru[)penhildung liefern, und dann wird die Anglicdc-
rung des Böhmerwaldes im Süden und die des Werra- Fulda-Weserlaudes
im Westen zur weiteren Nothwendigkeit, um zu der einfachsten Dreithei-
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lung des mitteldeutschen Berg- und Hügellandes iin vorhingenannten Sinne
zu gelangen. In diesem hercynischen Bezirke erfreuen sich nun die Berg-
wälder überall des Besitzes von Acer Pi-eudojilatanm, alle mit Ausschluss
des Harzes auch noch der Abies pcctinata, überall ist Sambucus racemosa
Cliarakterstraueh, vielfach auch Loniccra ni(jru\ die Massenstaude Stmecio
nemoremis, d;is wogende Gehiilm von Calnmaijrostis Hallerüina, die Rudel
von Atropa Belladonna, im westlichen Theil die ungeheuren Massen von
Digitalis purjnirea: sie alle zeigen den hercynischen, gen Norden scharf
abschliessenden h’lorencharakter an. In den Hügelformationen herrscht
neben der allgemeinen Salvia pratensis auch S. verticillata, selten auch
S. silvestris; die Teucrinm - Arten spielen zumal auf Kalkboden eine im-
posante Rolle; Ornithogalum nmbellatam blüht in Masse auf den Hügel-
wiesen und Meiim athanianticnm bildet im Berglande fast überall die
Zierde torfiger Wiesen; von den unteren Hainen bis zu den kahlen Berg-
gipfeln hinauf steigeti die Rudel von Lazuln nemorosa (albida), und in
manchen östlichen Gauen ist Carex brizoides wie in Süddeutschland eines
der gemeinsten, ganze Hainbestände dicht erfüllenden Riedgräser: auch
diese enden alle mit N'ordgrenzen gegen die Niederung oder verlieren sich
nach dorthin unregelmässig. Es fehlt aber in dieser gedrängten Skizze an
Raum, um in die tloristischen Einzelheiten tiefer einzudringen.
Die Frage drängt sich dagegen von selbst als eine von hervorragen-
der Bedeutung auf: wie sieht es mit der inneren Gliederung des ganzen
Florenbezirkes aus? Sind etwa nur Berg- und Hügellandschaften zu unter-
scheiden, oder drückt sich ein weiterer Unterschied in deren Lage nach
O., W. oder S. aus? Diese Frage, die Abgrenzung natürlicher Landschaften
im Ganzen, w'ar selbstverständlich eine der wichtigsten Aufgaben für die
pflanzengeographische Durchforschung und hat zu der Aufstellung von
14 „Landschaften“ (oder Territorien) geführt, deren Namen nachher
folgen werden. Wovon hängt diese innere Gliederung, ilie Beschaffenheit
iler einzelnen Theile ab? Drei Hauptfactoren lassen sich dafür angeben:
a) Der Einfluss der verschiedenen Floreneleinente, welche zur Be-
siedelung zur Verfügung standen, und je nach südöstlicher, nord-
östlicher, südwestlicher o<ler nordwestlicher Lage der Landschaft
nicht unerheblich verschieden waren; in dieser Lage muss sich
zugleich der Einfluss des sudetischen, böhmischen, fränkischen
oder rheinischen Nachbarbezirkes ausdrücken. Hierbei handelt
es sich also haui)tsächlich um den Einfluss der postterfiären und
postglacialen Entwickelung, die Ablagerungen von Löss für steppen-
artige Formationen (und es ist sicher, dass die östlichen Genossen-
schaften von Meissen bis Magileburg alle auf Bodensorlen mit
gewissen gleichmässigen, staubig-trockenen Eindruck hervorrufen-
den Eigenschaften Vorkommen); die Erklärung der Relicte fällt
hier hinein.
b) Der Einfluss der Höhenlage und des davon abhängigen Klimas
nach den beiden wichtigsten liebeln der Vegetationsprocesse, Wärme
und Nässe. Bei 400 — 500 m Höhe beginnt an Nordhängen im
-Allgemeinen die Bergzone, bei 1100 — 1300 m endet die letztere
mit dem Fichtenwalde und es beginnt ein schwacher Anfang von
subalpiner Zone, welche zu Ende ist, ehe sie zum ordentlichen
•Ausdruck gelangen konnte. In diesem Mangel der Entwickelung
einer besonderen llochgebirgsrcgion liegt ein wesentlicher herey-
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H(!
nischer Charakter; ihm ist die im Grossen und Ganzen herrschende
Einförmigkeit in den dichten Eichtenbeständeii der Bergkämme
zuzuschreiben, die sich nur einmal da ändert, wo ein Hochmoor
ausgebreitet liegt, oder wo für hochgelegene qucllige Schluchten
und geröllführende Berghaiden genügender Platz vorhanden ist.
c) Der Eintluss des Bodens, in seiner Zusammenwirkung mit Ver-
witterung, Insolation und Befeuchtung, welche dem Boden erst
die eigentliche Bedeutung verleihen. Die Bodenarten sind iin
hercynischen Bezirke in allen möglichen Abstufungen von Ur-
gesteinen, paläozoischen Grauwacken, Thon- und Kieselschiefern,
in der .Abwechselung von Buntsandstein und Muschelkalk in den
Triaslandschaften, seltener mit Keupersandsteinen, in Quadersand-
steinen, diluvialen Geschieben und endlich in mächtigen Basalt-
erhebungen und Porphyrmassen vertreten; bis zu einem gewissen,
mit floristischem Takt einzubaltenden Grade sind einzelne Land-
schaftsgrenzen sehr wohl mit bestimmten geognostischen Boden-
klassen in Uebereinstimmung zu bringen; oft ist aber eine rein
orographische Linie wichtiger als das Auftreten einer anderen
geologischen Formation.
Das waren die wesentlichen Gesichtspunkte, welche an der Hand der
nöthigen Hilfsmittel auf unseren Botanisirreisen den Leitfaden für die
Florenaufnahmen bildeten und welche mit den wirklich Vorgefundenen
Beständen in Uebereinstimmung zu bringen waren. Und welche Viel-
heit in diesen Beständen! Gleichen sich schon die Wiesen selten, wie
viel weniger noch der Wald in seiner, je nach Banmarten wechselvollen
Zusammensetzung. Hierüber kann ich heute um so rascher hinweggehen,
als ich schon früher (Isis 1888, S. 68) eine .ausführliche Formationsliste
von den hercynischen Landschaften .als Krgebniss der <larauf gerichteten
Untersuchungen entworfen habe. Dieselbe ist aber vielleicht noch etwas
zu mannigfaltig, was eher zu Schwierigkeiten in der Verwendung führt
.als das Gegentheil; daher gebe ich hier eine kurze, handlichere Zusamraen-
ziehung unter Anführung mancher charakteristischer Pflanzcnartcn als
Beispiele. Diese Zus.aramenziehung entspricht einer biologischen Gliede-
rung der Standorte nach dem geringsten Maasse.
Die 10 hercynischen Formationsgruppen in charakteristischer
Ausprägung. (Höhenangaben im Mittel.)
I. AVälder, trocken, 100 — 500 m (CaTjiimis, TiUa, Betula, Quercus,
Fagus). — (Aor cainjuvtre, L. Xglosteiim).
II. Wälder, bruchig, 80 — .800 m {Ahntti! Fraiinus, Quercus, Car-
piniis). (Frangida! Angelica silvestris :);).
III. a) Wälder, montan, 500 — 1200 in {Ahies, Fagus, Acer Pseudoplal.,
Picea). — {Sambucus racemosa, Loniccra nigra).
b) Quellflur. (Chrgsosplenium, Chaernphgllum hirsutum. — Mul-
gedium alpiuum 600 — 1200 m).
IV. Kiefernhaidewald. {Pnus silvestris, Betula). {Crdluna, Saro-
thumnus, Gnaphal. dioicum).
V. Hain-, Fels- und Geröllfluren auf dysgeogen-pelit. Boden.
(Bosaceae: Crataegus, Bosa , Pnnius spinosa, Cotoneaster,
Aroma, Sorhus Aria.)
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87
150
liis
öiKJ m
|a)
Ibi
c)
VI.
VII.
VIII.
IX. a)
b)
X.
Kalk: Bupleurum falcatum, Sesleria, Clematis Vitalba. Gen-
tiana ciliata. — Die TeMcnxw-Gruppe.
Silicat und indifferent: Anthericum , Lactnca perennis. Carex
hamilis, Puuced. Cei'varia. {Puls, pratensis, Potcnlilla arenaria).
montan- subalpin: Diantlms caesius. Woodsia ilvensis. Saxifrai)a
decipiens. Aster aljnntts. — Andreaea! Gi/rophora und Um-
hilicaria.
Wiesen, a) 100 — 500 m (Cirsium oleraceim, Geranium pratense,
Carum und Heradeum, Crcpis l/iennis).
b) 600— 1200 m (Meum alliamanticum, Geranium silva-
ticum, Crepis succisifolia, Cirsitim heterophijUum).
Moore, a) Caricetum ohne Sphai/na und Vaccinium Oxijcoccus.
Erioph. pohjstachpum ; Carex vulgaris, panicea etc.),
b) Sphagncta mit Erioph. vaginatum, Vaccinia! Cal-
luna. — (Phius montana, Andromeda, Empctrum etc.)
Herghaide und Borstgrasmatte. (Callitna und Vitis idaea!
Calamagrostis HaUcriana! Nardus! Luzula sudetka. Jtmcus
squarrosas. Empetrum. Trientalis. Cetraria).
Binnengewässer-(Ufer- und Wasserpflanzen-) Formationen.
Salicomia - Salzsümpfe.
Culturfo rmationen; Unkräuter, Brachpflanzen, Ruderalpflanzen.
Nach dem Auftreten dieser Formationsgruppen in besonderer ört-
licher .\usgestaltung („Facies“) und mit besonderen oder allgemein durch-
gehenden Lcitpflauzen versehen, bestimmen sich die Charaktere der 14
Landschaften im hercynischen Florenbezirk. Um von ihrer Bestaudesab-
wechselung eine flüchtige Skizze zu zeichnen, versetzen wir uns in die
Eindrücke einer Botanisirfahrt durch einen grossen Theil unseres Gebietes
und verlassen die uns am genauesten bekannten Gefilde im Dresdner Elb-
thal zu raschem Aufstieg auf die Höhen des Erzgebirges bei Oberwiesen-
thal und Gottesgab. Hier, an den Abhängen des Fichtel- uml Keilherges,
finden wir die Formationen F. lila und HIb, VI b, Vllb und VIII, während
fast alles Andere fehlt. Die Quellflur erhält ihre besondere Ausprägung
liier durch Streptopus, Bergwald und Borstgrasmatte durch Homoggne.
während Mulgedium und liatiunculus aconitifolius als gemeinsame her-
cynische Bestandtheile auftreten; Udieudizeria, Carex limosa, Betula nana,
tinertia und die dichten Bestände von Pinus montana und Betula carpathica
machen die Hochmoore besonders interessant.
Ira raschen Wechsel der Unterholzflora in den Bergwäldern steigen
wir am Südabhang des Gebirges von unseren 1200 m überragenden Höhen
herab und treflen hier, in voller Sonuenwirkung, schon bei relativ bedeu-
tenden Höhen (über 600 m) in den zahlreichen die Gebüsche durchsetzen-
den Trauben goldgelber Blüthen von Cgtisus nigricans die obersten Merk-
zeichen von F. \ b, während rasch Meum athamantkum nebst Hrnfcn montana
auf den Bergwiesen abnimmt und schwindet. Nicht lange dauert es und
Balvia pratensis tritt dafür an deren Stelle, auf kahlen Felsen erblühen
die Nedum-Arten, Labiaten häufen sich und bei Hauenstein oberlndb der
Eger ist Campanula glomerata ein gemeiner Bestandtheil der Haine. Das
Egerthal tritt hier ein in das böhmische Mittelgebirgsland; wir eilen strom-
auf nach den Höhen des Kaiserwaldes, wo uns (wie im Elstergebirge) in
Erica camea und Pulygala Chamadmxus zwei am Fichtelgebirgsknoten
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H8
allein im (jebiet auftretende nordalpiue Arten aufstossen, hier als selt-
sames Beigeraisch zu der unteren Stufe der Bergwälder, im Schutze mäch-
tiger Weisstannen und Fichten. Ueber Eger geht es zum Fichtelgebirge
hinauf, über Pingtticula und Meum führende Bergwiesen, zum alten Moor
am Fichtclsee im Bereich hochstämmiger Pinus montana. Im Südosten
schimmern die Kuppen des tannenreichen Böhmerwaldes herüber, auf
denen das gemeine Mcum athamanticum durch beschränkteres .\uftreten
von Liijustimni Mutellhia ersetzt wird. Wir wollen aber unsere botanische
Reise nordwärts fortsetzen und wählen als Wegweiser die Thüringer Saale.
Ihre Quelle hat sie 7ÜB m hoch unter dem Granitwall des Waldsteins und
von hier bis zu ihrer Einmündung in die Elbe durchströnit sie wechsel-
volle Landschaften in anziehender Abwechselung der Ilauptformatiouen.
Die Saale ist von allen hercynischen Flüssen der bedeutungsvollste, weil
sie der hercynischen Flora durchaus treu bleibt; die reizvollen Abschnitte
des Elbe- und Weser-Stromthales, soweit sie unserem Beziike angehören,
enthalten die Marksteine der östlichen und der westlichen Hügelformationen
an ihren beiderseitigen Ufern, aber die Saale bezeichnet in ihrem mit
vielen Krümmungen nordwärts gerichteten Laufe selbst eine der wichtig-
sten Scheiden von östlichen und westlichen Formations-Ausprägungen, wenn
auch der eine und andere Florencharakter bald hier, bald ila über den
Fluss herübergreift und sich seiner ganzen Gehänge bemächtigt. Zuerst
greift der östlich-montane Florencharakter nach West herüber: Piwinthes,
Ariincus, in den Gebüschen Ci/tisus nifp'icans, finden sich zahlreich. In
den schluchtenartigen Engpässen von Burgk und Ziegenrück bis Saalfeld
ist die F. Vc mit Diantliiis caesius, Woodsia üvvnsis und Aater (djiinus
recht hübsch vertreten, und bei Ziegenrück, wo der Saalespiegel nur noch
etwa 300 m Höhe besitzt, trifft sich ein merkwürdiges Gemisch von Berg-
waldarten {Diyitalis purpurca, Lonicera 7iiyra, Anincus) mit IIügeli)fianzen
wie Digitalis amhigua, Sedum rupestre und Anthemis tinctoria, welche
stromabwärts bald zahlreichere Genossen finden. Einen lehrreichen For-
raationswechsel kann man sich vor .\ugen führen, indem man von Ziegen-
rück aus, da w'o die Saale sich westwärts nach Saalfeld wendet, um als-
bald in den Triasschichten nordwärts umzubiegen und dann nach Osten
zurückzukehren, quer über das zwischenliegende Gefilde nach Ranis-Bössneck
zu marschirt, wo schon der hier auftretende Zechsteingürtel ganz neue
Yegetationsbilder schafft, und nun von Bössneck weiter nordwärts auf die
Saale zustrebt, die man in ca. 170 m Höhe bei Orlamünde wieder erreicht.
Und wie findet man sie wieder! Breite Wiesenthäler an einer Seite des
Stromes, bedeckt mit F. Via, an der anderen Seite die Steilmauern rothen
Sandsteines, und an diesen im Gebüsch oder in den Felsspalten eine ge-
wöhnliche warme Hügelfiora der Gruppe Vb mit Conyza als Leitptlanze,
d.arin schon Isatis tinctoria. Aber über Orlamünde steigen auf dem breiten
Sockel des Buntsandsteines spitzere Kuppen von Muschelkalk auf, die sich
schon aus der Ferne durch hellen Schimmer verrathen; ihr Schotterboden
ist mit zerstreut stehenden, ganz kurzen Kiefern überdeckt, dazwischen
ganz kahle, sonnenheisse Stellen: hier wogt im Winde eine kleine Steppe
von Melica ciliata und im Geröll ist anstatt des Thymian Alles erfüllt
von Teutrium Chamaedrys-, Antherkum ramosum wetteifert an Häufigkeit
mit Bupleurumfalcatum und in den Ligustrum- wie Cbrnits-Büschen klettert
w'eithin die Clematis V’italhn. Da ist zum ersten .Male auf diesem unserem
Reisewege die Vollentwickelung der F. Va uns entgegen getreten und sie
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8i)
bezeichnet nebst den humusreichen Buchenwäldern mit vielerlei neuen Arten
den Charakter des Thüringer Beckens am schönsten.
Wir folgen der Saale bis zur ünstrutmündung nahe Freyhurg; neue
Arten beginnen hier sich zu zeigen, seltenere Areale reichen bis hierher.
Der fest anstehende Kalk wird spärlicher; Geschiebe treten dazwischen,
Porphyrhügel umsäumen das Flussbett bei Halle: hier sind die Uferhöhen
bei Wettin und Rothenburg durch eine ganz andere Variante der Hügel-
formationen bekleidet, südöstliche Arten sind häufig wie im böhmischen
Mittelgebirge; Sei‘eli Hippomarathrum giebt den Ton an, weniger häufig
zu sehen stimmen Astrayalns exscapus und Oxytropis pilosa in dieselbe
Melodie.
Wir wählen den letzten Nebenfluss der Saale von Westen her, die
Bode, zu einer erneuten Bergwanderung zum Harz. Sie führt uns aus
dem Hügelgelände mit Steppencharakter und Abhängen voll fliegender
Grannen der Stipa capillata heraus in die Engpässe eines steilen Gebirgs-
thales, wo an 200 m hohen Granitwänden Saxifraya decipiens, spärlich
auch Aster alpinus den Montancbarakter verratben, während die geringe
Durchschnittshöhe den Arten von F. Vb (wie Allitim fallax) die Ansiede-
lung auch noch gestattete. Aus dem Bodekcssel wandern wir zu den
schweigsamen Hochwäldern des Oberharzes, bis uns der kleiner werdende
Bach stromauf bis zum Brockenfelde geleitet und nordwärts hinauf zum
Vater Brocken selbst, durch die letzten mit dem Sturme kämpfenden
F’ichten auf die kahle Höhe mit ihrer Berghaide. Keine Homoyyne, kein
Streptopiis ist hier zu sehen, wohl aber dieselben Rosetten von Athyrium
alpestre wie am Keilberge, und — ein neuer Reiz an dieser Stelle — die
Brockenblume mit ihren zu „Hexeubesen“ verwandelten Früchten, Pidsa-
tilla alpina, und neben richtigem Hieracium cdpinum auch eine beson-
dere Abart des H, niyrescens. W'ie hier die ’F. VHl in anderer Ausprä-
gung durch neue Artgenossenschaft erscheint, so auch die Moore, die
Fichtenwälder. Betida nana wird hier an ihren seltenen Stellen fast
erstickt von den grossen Rasen des Scirpus {Trichophoram) caesjnlosus,
aber kein Sumpfkiefergehüsch unterbricht den graugrünen Ton des Moores
mit den weissen Köpfen von Eriophorum vayinatum. In den Wäldern kein
E^enanthes, kein Thalictrnm aquUeyifoUum oder Anmcus, keine Euphorhia
dtdds; aber bei Andreasherg tritt uns zuerst auch hier in En. amyydaloides
eine Art des W^estens entgegen, Digitalis purjmrea erfüllt alle Gehänge,
in den Quellgründen wächst Midyvdiim mit Eaminculus aconitifolius wie
in allen hercynischen Gebirgen.
Durch den Hildesheimischen Gau lenken wir zur Weser; Rudel von
Bosa arvensis auf Aengern mit Spiranthes autumnalis sind wohl der Auf-
merksamkeit werth, noch mehr auf den Kalkhöhen bei Holzminden und
Höxter die seltene Dolde Siler trilohiim. Weniger reiche Bergwälder der
unteren Stufe geleiten uns die Weser aufwärts bis zu der Stätte, wo Werra
und Fulda sich zum Hauptstrom vereinigen, und diese beiden w'estlichsten
Ströme führen uns durch das Casseler und Meininger Land bis zu den
Südwestgrenzen unserer Ilercynia. Zunächst lockt uns die W'erra in dem
Bereich zwischen Eisenach und Witzenhausen, wo sie in prächtigen Win-
dungen um den Ringgau herum durch die Schichten der Trias bricht und
westwärts ihres Thaies den mächtigen Basaltklotz des Meissner zum
Wächter hat. Zwischen quellenreichen Buntsandsteinwaldungen wechselt
hier die Landschaft mit Steilniaucrn von Muschelkalk, einer neuen präch-
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90
tigen Entfaltung von F. Va in ähnlicher, doch anderer Zusammensetzung
wie an der Saale. Amelanchier krönt mit Sorhis Aria, Cormis mas und
Cotoncuster viele Steilhiinge, Lanerpitium und Libanotis sind häufige
Charaktenlolden, Aster Amdlus mischt sich mit Linum tenuiflorum.
Und so können wir zum Schluss den südwestlichen Eckpfeiler, die
Rhön, betreten, ein Gebirge mit schon weit mehr südlichem Anstrich als
irgend eines der anderen. Denn hier fehlt auch bei Erhebungen über
900 m der montane hercynische Fichtenwald, nur das untere Glied von
F. lila mit vorwaltender Ruche ist entwickelt, und in deren Schatten
wächst hier Jitnuinadus aconitifolius mit Aconitum Li/coctonnm und Cen-
taurea montana, zeigen sich die schönen Blüthensträusse von Campanula
latifoUa und ganze gesellige Unterwuchsbestände von Lunaria rediviva.
An einzelner Stelle ist Fleurospcrmum austriamm üppig entwickelt, wie
in der Tatra oder dem Gesenke; die weiten Rasenflächen sind bis hoch
hinauf auf die Höhen mit Ibunclla grandißora geschmückt. Aber auch
hercynische Moore sind eingestreut in 820 ra Höhe und nahe den obersten
Kuppen der östlichen Gebirgserhebung, monoton und nicht so pflanzen-
reich wie die ersten auf unserem Reisewege, doch durch Carex limosci
und iicheuchzeria ihnen verwandt; Sumpfkiefer fehlt, nur Empetrum mit
Andromeda sind neben den nie fehlenden Restandtheilen der F. VHb
eben so häufig, und es fehlt auch nicht an den Krüppelgehölzen der
Sumpfbirken.
So können wir vom Gipfel des Kreuzberges aus, der besser als die
waldlose Wasserkuppe djis Aushalten der Buche im Gemenge mit Fichte
und Tanne zeigt, hinüberschauen auf die Thalzüge der fränkischen Saale
und wir vei-steheu bei der Geringfügigkeit der Erhebungen, welche deren
Wasserscheide gegen die Werra bilden, wie an der Ostflanke der hohen
Rhön die fränkische Flora ihre Sendlinge nordwärts ausbreiten konnte bis
zum südlichen Hannover und mit ostwärts gerichteter Abschwenkung auch
theilwcise in das Thüringer Becken, wo immer die Gesteinsbildiing vor-
nehmlich des Muschelkalkes die für wärmere Hügel])flanzen erforderlichen
Plätze bot. Das böhmische Mittelgebirge gab seine Sendlinge an die
Lausitz und das Dresdner Elbthal ab, das Frankenland an die von Werra
und Fulda durchströmten Lande.
Fassen wir nun entsprechende Wahrnehmungen im ganzen hercyui-
schen Bezirke zusammen zu einer Gliederung des (>anzeu, so ergeben
sich als ziemlich natürlich folgende 14 Landschaften : D,as Weserland,
Braunschweiger Land, Werra- und Fuldaland mit der Rhön, das Thüringer
Becken, das Land der unteren Saale, das Land der Weissen Filster (Gera-
Leipzig), das vogtländische Berg- und Hügelland mit dem Frankenwalde,
das sächsische Muldenland, das Hügelland der mittleren Elbe (Pirna-Strehla),
das Lausitzer Hügel- und Bergland; diesen zehn L.andschaften mit vor-
wiegendem Charakter der Hügel- und niederen Bergzone gesellen sich
nunmehr noch die vier hercynischen bedeutenderen Ilergländer zu: der
Harz, Thüringer Wald, das Erzgebirge und der Böhmer Wald. Sie liefern
die kleineren Einheiten für Schilderung der ptlanzengeographischen For-
mationen, für die Untersuchungen der Wanderung und Fiorenbesiedelung
nach Beurtheilung der geologischen Entwickelung und der Arealstudien
(siehe .Anhang!), oder für die ganz andere ökologische Seite der Forschung,
welche die Mittel zu prüfen hat, mit denen die einzelnen Arten sich an
ihren oft heiss umstrittenen Standorten zu erhalten vermögen.
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91
Von grosser Bedeutung würde es sein, wenn die zoologischen Facli-
genossen in unserer Gesellschaft nach den von der Pflanzengeographie
gelieferten Grundzügen die Verhreitungsverhältnisse der heimischen Thier-
welt und deren Abhängigkeit entweder direct von bestimmten Vegetations-
forniationen, oder aber von den gleichen zwingenden Verbreitungsursachen
in Hinsicht auf Areal und geologisches Aushreitungsvermögen, zu ent-
sprechenden Bildern verarbeiten wollten, ln manchen Fällen, wie z. B.
bei der Verbreitung des Hamsters und ähnlicher, erscheint es schon jetzt
nicht schwierig; in anderen Fällen werden wahrscheinlich die Resultate
je nach ThierUassen verschiedenartig ausfallen und da wären vielleicht
die Schnecken und die Schmetterlinge zunächst mit einander zu ver-
gleichen.
Anhang.
• Die Arealstudien, die Zugehörigkeit der charakteristischen Arten
bestimmter Formationen zu verschiedenen Verbreitungsgruppen, bilden
den streng pflanzengeographischen Theil der im Vorhergehenden kurz an-
gedeuteten Formationsschilderungen. Nach einem weiteren Vortrage in
der botanischen Section der Isis am 9. Februar 1899 über diesen Gegen-
stand sei daher zur Ergänzung des ersten Vortrages noch Folgendes hier
kurz angeführt:
Die Areale, welche für die Mehrzahl der Arten in einzelnen Ländern
geschlossene Figuren bilden und von deren Rändern aus sich noch als
„sporadische Standorte“ in weiteren Umkreisen ausdehnen, werden zweck-
mässiger Weise nach besonderen Typen zusainmengefasst. Die für Deutsch-
land gütigen Typen umfassen sowohl geschlossene Areale, wie z. B. das
Areal der Buche und Tanne in wichtigen Autheilen, als auch sporadische
Standorte jenseits der Grenzen nordischer, östlicher, westlicher und süd-
licher Hauptareale, wie z. B. derjenigen von Lmnaea horealis, Adonis vcr-
nalis, Erica cinerea und Rata graveolens. Nach der Form und Lage
dieser Areale, welche Deutschland theils mit der geschlossenen Hauptfigur,
theils nur mit den sporadischen Standorten erreichen und durchsetzen,
unterscheideich für das ganze in „Deutschlands Pflanzengeographie“, Bd. I
durchmusterte Gebiet von 3020 Blüthenpflanzenarten 24 Typen, welche
ich zur leichteren Kennzeichnung mit einer abgekürzten Signatur versehe;
dabei bedeuten die Buchstaben:
H. Hochgebirge (Alpen, Karpathen, ausstrahlend auf die Mittelgebirge),
E. Europa, bezw. europäischer Antheil borealer Areale,
M. Mitteleuropa im Sinne des Florengebietes,
B. Boreal, d. h. von weiter nördlicher Verbreitung,
U. Uralisch, d. h. für Europa besonders von Westsibirien und dem nord-
östlichen Russland herkommend,
Po. Pontisch, d. h. mit dem Hauptareal in den südrussischen Steppen
vorkommend,
P. Pontisch im weiteren Sinne, d. h. mit dem Hauptareal auf das untere
Donaugebiet fallend,
Atl. Atlantisch, NAtl. Nordatlantisch,
W. Westeuropäisch in der Bergregion Pyrenäen — Rhein etc. und
A. Arktisch, d. h. in Island — Grönland — Spitzbergen vorkominend.
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Diese Arealtypen und Abkürzungen sind auf mitteleuropäische Pflanzen-
geographie zugeschnitten und würden für andere Gebiete zweckmässig
anders zu fassen sein; sie schliessen gleichzeitig bestimmte Vegetations-
linien in sich, z. B. den bekannten Gegensatz pontischer Areale mit nord-
westlichen, und atlantischer Areale mit südöstlichen Vegetationslinien.
Die deutschen Arealtypen mit ihren Signaturen sind in der folgen-
den Liste zusammengestellt und durch bequem vorliegende Beispiele ge-
kennzeichnet; diejenigen, welche für den hercynischen Florenbezirk von
Bedeutung sind, erhalten Fettdruck.
ME‘ Fagns silratka: engeres Mitteleuropa.
ME' Ahiuti ghitinosa: Mitteleuropa, erweitertes Gebiet.
Mm Abtes pedinata, Acer Pseudopintanus: engeres montanes Areal
von dem den Alpen vorgelagerten Theile Mitteleuropas.
S Castanea, Ostrya: Südeuropäische, Deutschland im SW. und SO.
berührende Areale.
Mb' Picea excelsa: erweitertes mitteleuropäisch -boreales Areal.
MbA Vaccinium Vitis idaea: das Fichtenareal Mb' bis zum arktischen
Gebiet erweiternd.
HU Cemhra, Larix: mitteleuropäische Hochgebirge und uralisches
Europa, das Areal disjunct, d. b. durch einen breiten Länderraum
getrennt.
H' Widfenia carinthiaca: auf die Alpen als Endemismen beschränkte
Areale.
II' tdaxifraga carpathica, perdnram: auf die Karpathen als Endemis-
inen beschränkte Areale.
H" lihododcndron ferrugineum, hirsutum. — Pidsatilla alpina, Hoino-
ggne: alpin-karpathische, auch sonst weiter in den Hoch- und
.Mittelgebirgen des Gebietes Mm verbreitete, den Harz nach
Norden nicht überschreitende .^rcale.
Stcertia peretinis: dem Areal wie unter II’ gesellen sich noch
sporadische Standorte in der atlantisch -baltischen .Niederung zu.
H' linnutiadus aconitifoUus: das Arc.al wie unter 11’ ist auf Skan-
dinavien ausgedehnt, wo die .Moutanarten in tieferen Regionen
wiederkehren.
A H IJrgas octopetalu : ein der Haujitsache nach arktisch-circumpolares
Areal ist gleichzeitig auf die in 11’ bozeiclineten Gebirge ausgedehnt
(nicht auf die Niederung).
-\E' Pcdicularis sudetica: ein arktisches Areal hat, durch weite Länder-
rätiine getrennt, in den mitteleuropäischen Gebirgen beschränkte
Standorte und ist nicht alpin-verbreitet.
AE' Bdula nana: ein arktisches Areal von weiter nordeuropäischer
Hauptfigur durchsetzt mit nach S. abnehmenden sporadischen
Standorten die baltische und mitteldeutsche Flora bis zu den
Alpen.
BU' Chamaedaphue calgculata: boreale, in Europa uralische Are.ale
schliessen mit einer westlichen Vegetationslinie vor den Arealen
ME' beziv. Mm ab.
HF' Heiirospermum aiistrianini: die gleichen Areale durchsetzen Mittel-
europa weit gen W.
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93
WM in Digitalis purjmrea, Meum athamanticion: westeuropäische Berg-
areale, welche von den Pyrenäen bezw. Central Frankreich an über
die den Uhein begleitenden Bergländer bis in die bercyniscben
Berge ausgedehnt sind, die Alpen aber nur berühren oder aus-
scbliessen.
Atl Aquifoliam: Areale des ganzen südwestlichen Europas.
NAtl Erica Tetralix, Mgrica Oale: Areale, welche ihre Hauptfigur an
der Atlantischen Küste von Frankreich — Holland — England be-
sitzen.
Po* Jurinea cyanoides: politische Areale von enger Ausbreitung nach W.
Po* Stipa pennata, capillata: pontische Areale von weiter Ausbreitung
nach W., zugleich auch in der nördlichen Mediterranregion ver-
breitet.
PM* Daphne Blagayana: endemische Arten des westpontischen Be-
zirkes, welche von Serbien — Bosnien aus die Ostalpen berühren.
PM* Cytisns nigricans: weite Areale desselben Bezirkes, deren Haupt-
figur vom südwestlichen Russland bis zum östlichen Deutschland
reicht und die russischen Steppen am Don ausschliesst.
Diese Arealtypen lassen sich nun zur Ermittelung des eigentlichen
pflanzengeographischen Charakters der Formationen benutzen, indem man
sowohl auf die Arten achtet, welche deren Grundton ausraacheii, als be-
sonders auf die charakteristischen, als „Leitpflanzen“ bezeichneten Arten.
(Siehe Festschrift der Isis 1885, S. 81 u. flg.) Wenn wir z. B. die Areale
der in den Abhandlungen unserer Gesellschaft 1895, S. 47 aufgeführten
Formationsglieder unserer Elbhügel -Flora daraufhin j)rüfen, so ergiebt
sich eine Hauptmasse von politischen und westpontischen Arealen der
Gruppe Po* und P.M*, kein einziges atlantisches oder arktisch -boreales.
Diese letzteren sind dagegen in den Gebirgsformationen zahlreich vor-
handen, von denen ich hier zunächst eine Probe aus den quelligen Matten
und Hochmooren des Erzgebirges am Fichtel- und Keilberge mittheile.
Zusammenstellung von Charakterarten aus der Formationsgruppe Vllb
und VIII des oberen Erzgebirges nach typischen Arealformen.
AH (Dr(/os- Typus) Streptopus amplexif alias.
AE* Betula nana unil 'i* airpathica, Empetrum yiigrum, Andromeda
polifulia, Vacciniiim Oxycoccus und idiginosum, Gymnadenia albida.
BU* (P/ei«'osperwi»m-Typus.) Sdmirhzeria palustris, Carex limosa *ir-
rigtia, C. paaciflora, Trientalis europaea.
H* Ran unculus aconitif alias *plalanif alias, Peucedanum (Sect.
Imperatoria) Ostruthium.
H* Swertia perennis.
H* (Pulsatüla rtfpma-Typus) Homoyyne alpina, Pinus montana 'uli-
ginosa.
WMm Me um athamanticum.
MbA Vaccinium Vitis idaea, Jancus sqaarrosus.
Mb’ (P'cea- Typus) Vaccinium Myrtillus, Arnica montana^.
ln dem oberen Erzgehirgswald derselben Landschaft am Fichtel- und
Keilberge treten bekanntlich auch als Charakterpflanzen Homogyne alpina
mit Trientalis ein; dennoch ist es für die Homogyne wohl nicht zweifel-
haft, dass sie ursjirünglich zu den Mattenformatiouen der Gebirge gehört,
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während wir in Trientalis vielleicht eine ursprünglich nordische Waldpflanze
vor uns haben könnten. Lassen wir aber diese beiden Arten bei Seite
und stellen ohne sie eine Reihe von Charakterarten des oberen Erzgebirgs-
waldes zusammen, so erhalten wir folgende Typen:
H» Ra nunculus aconitifolius, Athyrium alpestre, lAizula silvatica.
Mm (A6ies-Typus) Cliaerophyllum hirmtnm, Lonicera nigra, Prcnanthes
pnrpurca.
Mb' Picea excelsa, Pirola unifiora, Sorbus aumparia, Polyyonaium
vertidllatam, Melampyrum süvaticum. —
Diese kurzgefassten Beispiele mögen genügen, um die pflanzengeo-
graphische Charakteristik der Formationen durch die Arealformen der
Leitpflanzen zu erläutern. Wie man sieht, kommt es darauf an, bei
solcher pflanzengeographischer Analyse sich an die natürlichen Einheiten
zu halten und diese sind in den V egetationsforinationen gegeben. Nicht
um eine summarische Statistik handelt es sich, wie man sie nach einem
Florenkataloge von Sachsen entwerfen könnte, sondern um den Hinweis
darauf, dass sich entwickelungsgeschichtlich verschiedenartige Ele-
mente in demselben Lande dadurch zusammengefunden haben, dass
dieses Land verschiedenen Formationen geeignete Besiedelungs- und Er-
haltungsbedingungen hot.
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VI. lieber das Vorkommen des Ziesels ln Sachsen.
Von Dr. J. Thallwitz.
Ueberall, wo man das’ Ziesel {Spermophilus citülm L.) als Bürger
der deutschen Fauna aufgeführt findet, knüpft sich daran die einschränkende
Bemerkung, dass es nur in Ostdeutschlaml heimisch sei. Weiter östlich
reicht sein Verhreitungsbezirk allerdings bis Sibirien. Als europäische
Heimathländer des Ziesels sind insbesondere Schlesien, Polen, Oesterreich,
Ungarn und Russland verzeichnet. Neuerdings machte Prof. Wiesbaur
in den „Mittheilungen des nordböhmischen Excursionsclubs“, 1894, Heft 3
Angaben über die V'erbreitung und Benennung des Ziesels im nordwest-
lichen Böhmen. Er konnte feststellen , dass Spermophilus citillus fast in
der ganzen Nordhälfte Böhmens verbreitet ist. Obwohl auch dort das
Ziesel in der Niederung häufiger ist, fehlt es doch in den Bergen nicht
und ist selbst auf dem Erzgebirge heimisch. Es sei wahrscheinlich, meint
Wiesbaur, dass das Thier auch jenseits der sächsischen und bayrischen
Grenze noch verkomme, und dass es überhaupt weiter westwärts ver-
breitet sei, als bisher angenommen wird. In Th. Reibisch’s „Verzeichniss
der Säugethiere Sachsens“ {Isisbericht 1869, S. 86 — 89) ist die Lausitz
als einziger Fundplatz angeführt.
Es interessirte mich, naehzuforschen, ob das Ziesel anderwärts in
Sachsen noch anzutreffen sei, und ob sich insbesondere Wiesbaur's Ver-
rauthung bestätige, dass der Verbreitungsbezirk des Thieres die Erzgebirgs-
grenze nach Sachsen zu überschreite. Unter freundlicher Beihilfe des
Herrn Oberförsters a. U. Lasse aus Lauenstein gelang es festzustellen,
dass das Ziesel in der Gegend der Orte Oelsen, Oclsengrund, Breitenau,
Liebenau, sowie auch um Lauenstein sich vorfindet und daselbst durchaus
nicht selten ist. Um Oelsengrund und auf Breitenauer Flur hat Ober-
förster Lasse selber in kurzer Zeit 30 Stück mit Hilfe von Klappfallen
gefangen, die er in der Nähe der Baue auf Halden und Feldrändern
aufstellte, wobei er Schoten als Lockspeise benützte. Der Landbevölkerung
der oben genannten Orte ist das Ziesel unter dem Namen ,,Kritschel“
wohlbekannt, einem Namen, den es nach Wiesbaur in einigen Gegenden
Nordböhmens*) ebenfalls führt. Auch bei uns wird das Thier als Getreide-
schädling von der Bevölkerung verfolgt. Gewiss wird sich schliesslich
herausstellen, dass das Ziesel in Sachsen noch anderwärts vorkommt,
*) In Bühmen führt es noch die l,oralnamen Tritschel. Sislich, Erdhundel, Rätzel,
nirgend.« aber scheint es hier wie dort ,.JCiesel“ genannt zn werden.
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9G
doch habe ich trotz wiederholter Bemühung Belege über sein Vorkommen
in anderen Gegenden bisher nicht erlangen können.
Nachdem ich dies niedergeschrieben, erhielt ich von Herrn Cantor
Böhme in .Markersbach bei Pirna noch die briefliche Mittheilung, dass
auch auf Hellendorfer Feldern das Ziesel anzutreffcn ist und insbesondere
im Sommer 1894 sehr häutig dort gefangen wonlen ist. Cantor Böhme
fing selbst innerhalb dreier Tage auf einem Brachfelde fünf dieser Nager
in von ihm gelegten Schlingen. In den folgenden Jahren konnte er keine
neuen Baue auffinden, doch versichern ihn Personen, welche das Thier
genau kennen, einzelne Ziesel letztes Jahr auf dortiger Flur gesehen
zu haben. Dass solche um Bienhof und Peterswald jenseits der liUndes-
grenze vielfach gefangen und getödtet werden, war auch Herrn Lasse
bekannt. Vielleicht gelingt es Herrn Böhme in diesem Jahre, mir doch
noch ein Kxemplar aus der Gegend von Markersbach und Hellendorf zu
übermitteln.
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VII. Bereicherungen der Flora Saxonica im Jahre 1898.
Von Dr. B. Schorler.
Auch in diesem Jahre sind wieder eine Anzahl bemerkenswerther
Pflanzenfuiide in unserem engeren Vaterlande gemacht worden, darunter
auch einige Arten, die für das Gebiet neu sind. Neben verschiedenen
Adveutivpflanzen, die in der folgenden Liste durch das übliche f hervor-
geboben wurden, sind hier besonders Helianthemum guttatum Mill. und
Spergularia echinosperma Cel. zu neunen, üie erstere, eine südliche, resp.
südwestliche Form, ist in Mitteleuropa recht selten, die letztere, von
Celakovsky ursprünglich als Varietät von Sp. rubra aufgestellt, ist wohl
bisher nur vielfach übersehen worden. Die meisten Funde wurden im
Elbhügellande gemacht und Belegexemplare von den Findern, die in der
Liste bei jeder Art angegeben sind, in daukeuswerther Weise dem Herbarium
der Flora Saxonica zur Verfügung gestellt
Equisetum hiemale L. var. Schleicheri Milde. Elbthal : auf Kiesbänken im
alten Elbbette unterhalb der Niederwarthaer Brücke, cop. (Stiefelhagen).
Woodsia ilvensis Babington* rufidula Aschers. Lausitz: am Tollenstein
bei Wamsdorf i. B. (Hofmann).
Idiegopteria Rohertianum A. Br. Dresden: zwischen Neundorf und Lang-
hennersdorf auf Kalkblöcken. In derselben Schlucht wächst Carex
maxima (Stiefelhagen).
Änthericum Liliago L. Wurzen: Hohburger Berge (Müller).
Juncus tenuis Willd. Dresden: Kiefernhaine nördlich vom Lössnitzgrundc
und Wegrand bei Lindenau. cop. (Drude, Stiefelhagen).
Fotamogeton obtusifolius M. et K. Dresden: bei Steinbach in den Tümpeln
von Lehmgruben (Stiefelhagen). — Grossenhain: bei Skassa (Müller).
— trichoides Cham, et Schldl. Dresden: Volkersdorf im oberen Waldteich,
cop. (Stiefelhagen).
Carex paradoxa Willd. Rochlitz: bei Tautenhain (Schorler).
Cyperu» fusctts L Dresden: in diesem Jahre bei Loschwitz, Saloppe,
Gehege, Uebigau und Kötzschenbroda auf Elbschlamm nicht selten
(Stiefelhagen).
■\ Fhalaris trwncata Guss. Dresden: auf einem Schuttplatze bei Plauen,
spärlich (Dr. Wolf).
t — paradoxa L. Dresden: sandiges Elbufer gegenüber Uebigau (Dr. Wolf).
Panicuin capillare L. Dresden: bei Kötzschenbroda am sandigen Elbufer
unter Weiden (Fritzsche).
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98
t Polamoi/cton proUfpmm Lam. (N’ach der Bestiinmuag von (lackel.) Dresden:
sandiges Klbufer gegenüber Uebigau mit Eragrostis major und E. tm’nor,
Pünicum capülare etc. (Stiefelhagen).
Melica unijlora Retz. Wurzen; Ilohburger Berge (Müller).
\ Eragrostis major Host. Dresden: sandiges Elbufer gegenüber Uebigau
mit Solanum rostratum, Diplotaxis etc. (Stiefelhagen),
f — minor Ilost. Dresden: 1898 am ganzen Elbufer von Pirna bis Meissen
vereinzelt (Stiefelhagen).
Olgceria distans Wahlbg. Meissen: Schuttplatz in Cölln (Stiefelhageii).
Fcstuca sciuroides Roth. Riesa: bei Zeithain nicht selten (.Müller).
Bromus erectus Huds. Meissen: Trockene Hügel zwischen Schieritz und
Piskowitz (Stiefelhageii).
f — unioloides Humb. Kth. Dresden: Schuttplätze unter der Marienbrücke,
spärlich (Dr. Wolf).
t — squarrosus U. Dresden; ini Gehege (Müller),
t — commutatus Schrad. Dresden: im Gehege (Müller).
Polggomim minus Huds. Dresden: bei Brockwitz und Volkersdorf. Hier
auch eine sehr üppige Form von P. minus, die mit dem Reichen-
bach’schen P. multispicatum übereinstinimt (Stiefelhagen).
■f — orten täte E. Dresden; Elbufer unterhalb Uebigau unter Weiden
(Sticfelhagen).
jKochia scoparia L. Dresden: Elbufer gegenüber Uebigau in nur einem
üppigen Exemplare. Die Art ist schon 1890 einmal am Neustädter
Elbquai gefunden worden (Stiefelhagen).
Chenopodium ficifolium Sm. Dresden: von Pirna bis Meissen am Elbufer
unter Weiden nicht selten (Stiefelhagen).
— album X Vulvaria. Diesen bisher wohl noch nicht beobachteten Bastard
fanden Dr. Wolf und Stiefelhagen auf Schuttplätzen an der Marieu-
brücke unterhalb Dresden unter den Eltern. Die Pflanze war fast
meterhoch, sehr üppig, aber die ßlüthenstände verkümmert und un-
fruchtbar. Blätter zwischen denen der Eltern, dem C. opidifolium
sich nähernd. Geruch genau wie C. Vulvaria.
jAmarantus albus L. Dresden: Elbufer gegenüber Uebigau (Stiefelhagen).
Der in den tsis-.\l)handlungeu 1897, 2. 11. erwähnte Amarantus Silvester,
welcher als neuer Bürger der Flora Saxonica angegeben war, stellte
sich beim Vergleich mit den Arten des Kg. Herbariums auch als die
nordamerikanische Art A. albus heraus. An dem ersten Standort
Meissen: unterhalb der Knorre, war sie auch in diesem Jahre noch
zu finden.
t — paniculatus L. Dresden; Elbkies zwischen Kötzschenbroda und Meissen
(Stiefelhagen).
Spi rgularia echinosperma Cc\ak. Dresden: bei Loschwitz (Dr. Wolf). Ein
für Sachsen neuer Fund, der die bisher weit von einander entfernten
Standorte in Böhmen und Wittenberg, resp. der Altmark (Billberge
und Arneburg) einander etwas näher bringt. Kommt wahrscheinlich
auch an anderen Stellen des Elbufers vor, ist aber bis jetzt über-
sehen worden. (Näheres über diese Art s. b. Ascherson und Gräbner
in Ber. d. d. Botan. Ges. 1893, S. 516.)
Cerastium brach gpetal um Desp. Im ganzen Meissener Gebiet auf trockenen
Hügeln überall zu finden, bei Zadel copiös (Stiefelhagen).
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m
Silcne Otites Sm. Riesa: bei Gohlis und Glaubitz, hier in und an den
Steiiibrüchcn mit Potentilla cinerea, Carex humüis, Phleam Boehmeri
und Festuca Myurm. Auch weiter nördlich ausserhalb Sachsens bei
Mühlberg. Hier mit Jurinea, Stachys rccta, Bismtella lueviyata und
Alysmm montanum (Müller).
NiyeUa arvensis L. Riesa: bei Gohlis auf einem Brachfelde häufig (Müller).
Nasturtium armoracioides Tausch. Meissen: am Elbufer bei Meissen und
Zehren (Stiefelhagen).
•f Sisymlirium Columnac L. Dresden: Plauenscher Gnind, auf Schuttplätzen
am Hohen Stein. Stiefelhagen beobachtete diese Art nicht nur an
dem angegebenen, sondern zahlreichen anderen Standorten, auch bei
Meissen. Sie hält sich jedoch überall nirgends lange und gewinnt
nicht so an Ausdehnung wie Sisyfnhriam Simwistrum. Auch ist
auffallend, dass die Schoten sehr häufig nicht recht zur Entwickelung
gelangen.
i Erysimum repandum L. Dresden: Plauenscher Grund auf Schultplätzen
auf dem Hohen Stein schon seit mehreren Jahren (Stiefelliagen).
t — odoratum Ehrh. Dresden: Elbufer im Grossen Gehege (Stiefelliagen).
Alyssim montamim L. Riesa: bei Gohlis (.Müller). Auch ausserhalb der
Grenze bei Mühlberg mit der folgenden Art.
Biscutella laeviyata L. Riesa: bei Gohlis. War bisher auch nur aus der
Umgebung von Dresden und Meissen bekannt (Müller).
fLepidium pcrfoUatum L. Dresden: in Coswig auf Schutt (Stiefelhagen),
an der Spitzgrundmühle bei Coswig (Müller).
Bapistrum perenne All. Dresden: Plänerkalkhügel au der Leutewitzer
Windmühle mit Lepidium perfoliatum, doch nur vereinzelt (Stiefel-
hagen).
t — ruyosum. A\L Dresden: Altstädter Elbquai, selten und stets nur ver-
einzelt auftretend, auch im Plauenschen Grunde und im Grossen
Gehege (Stiefelhagen).
Helianthennim yuttatum Mill. Riesa: unweit Gohlis bei Zeithain. In
lichtem Kiefernwald auf sandigen begrasten Boden mit Helianllmiium
vidgare, Helichrynum armariam, Centaurea panicuJatu, Jasione
Montana und Biscutella laeviyata. Neu für Sachsen (Müller). Viel-
leicht findet sich diese interessante Art zwischen Elsterwerda, dem
nächsten aussersächsischen Standorte, und Riesa auch noch ander-
weitig.
Hypericum pulchrum L. üschatz; Striesaer Haide (Müller).
Halva rotundifolia L. Dresden: auf Schuttplätzen unter der Marionbrücke,
ira Plauenscheu Grunde und verschiedenen anderen Standorten. Um
Dresden gar nicht selten, aber bis jetzt übersehen (Dr. Wolf), zwischen
Loschwitz und der Saloppe im Elbkies sehr üppig (Stiefelliagen).
Geranium divaricatum Ehrh. Wünsche giebt als Standorte für diese Art
nur Schwarzeuberg und Wolkenstein an. Sie kommt jedoch auch
noch bei Dohna (1890 Prof. Drude) und Dresden bei Zitzschewig
1893 (Fritzsche) vor.
Pötentilla arenaria Borkh. Riesa: unweit Gohlis bei Zeithain (.Müller).
Ulex europaeus L. Dresden: bei Königsbrück an der Waldstrasse zwischen
Schwepnitz und Cosel (Stiefelliagen). Ob augepfianztV
Lotus corniculatus L. var. tenuifoUus Rchb. Dresden: zwischen Dresden und
Plauen an mehreren Stellen in einer aufgelasseuen Gärtnerei (I)r. Wolf).
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lOÜ
Hrola umbellata L. Dresden; bei Königsbriick zwischen Cosel und Gute-
born im Kiefemwalde sparsam (Stiefelhagen),
t Solanum rostratum Dum. Dresden: Sandflächen am Elbufer gegenüber
Uebigau, hier schon 1889 einmal gesammelt (Stiefelhagen). Ist bis-
her aus Sachsen nur von Bautzen bekannt, wo ihn 1893 und 94
Neumann beobachtete. (Verbreitung etc. s. bei Ascherson in Naturw.
Wochenschr. 1894, Nr. 2, u. 1896, S. 177).
Verbascum jyhoeniceum L. Riesa: unweit Gohlis bei Zeithain (Müller).
Diese interessante Art wurde in diesem Jahre am 22. September 1898
in wenigen blühenden Exemplaren von Stiefelhagen auf Elbkies ober-
halb Kötzschenbroda gesammelt.
Linaria Elatine Mill. Dresden: am Wiudberg bei Deuben. Hier schon
seit 1889 (Stiefelhagen).
Melampijrum cristatum L. Meissen; VValdschlag bei Naundörfel bei Cölln
mit Rosa gallica und Potentilla alba. cop. (Stiefelhagen).
Stafhys recta L. Mühlberg: hei Weinberge an der Elbe (Müller).
Teucrium Dotrys L. Dresden: an der Elbe bei Kötitz unter Elaeagnus-
Sträuchern (Stiefelhagen i.
\ Ambrosia artemisiifolia L. Dresden; am Elbufer auf Geröll bei Kötzschen-
broda, ca. 20 kräftige Exemplare (Fritzsche).
f — trifida L. Dresden: am Elbufer bei Kötzschenbroda unter Weiden in
nur einem Exemplar (Fritzsche).
t Artemisia Toumefortiana Rchb. Dresden: bei Striesen auf dem Brach-
land einer aufgelassenen Gärtnerei (Dr. Saupe).
Anthemis austriaca Jacq. Dresden: alljährlich am Elbufer von Pirna bis
Meissen vereinzelt auftretend, z. B. bei Pirna, Tolkewitz, Loschwitz,
Gehege, Serkowitz und Kötzschenbroda (Dr. Wolf, Stiefelhagen).
— rttihenica MB. Tritt auch von Dresden bis Meissen .am Elbufer oft
mit der vorigen zusammen sporadisch auf. Wurde 1898 von Dr. Wolf
und Stiefelhagen beobachtet bei Tolkewitz, Uebigau, Briesnitz, Gohlis,
Kötzschenbroda und Kötitz. An dom Standort im Birkenwäldchen
scheint sie in den letzten Jahren verschwunden zu sein.
Cirsium lanceolatum Scop. var. nemoralc Rchb. Leipzig: in der Lauer
(Müller).
Cirsium canum palustre. Meissen: n.asse Aue, unter den Eltern (Stiefel-
hagen).
Thrincia hirta Roth. Dresden: am Karauschenbruch an der Grossenhainer
Strasse sehr häufig, auch bei Steinbach (Stiefelhagen).
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ym. Sardinische Tertiärpflanzen. 11.
VoB Prof. H. Engelhardt.
Im Jahre 1897 gab ich in Heft II unserer Abhandlungen ein Ver-
zeichniss von Tertiärpflanzen, welche von Herrn Prof. Lovisato in
Cagliari auf Sardinien gesammelt worden waren. Bei dem Interesse, das
fossilen Pflanzen, welche aus weniger durchforschten Gebieten stammen,
entgegen gebracht wird, halte ich es für meine Pflicht, mich, wenn auch
in aller Kürze, über die zu verbreiten, welche mir in zweiter Sendung
von derselben Insel zukamen.
Mittleres Eocin.
Aus dem feinkörnigen Sandstein von Bacu-Abis (Gonnesa, Cagliari):
Sahal maior Ung. sp. Die untere Seite eines Fächerstücks mit Spindel
und Blattstiel. Der stachellose Blattstiel ist bis zur Länge von 15 cm
vorhanden, 3 cm breit, fein gestreift; die dreieckige, spiessförmig in den
Fächer eindringende Bhachis reichlich 5 cm lang; die Blattstrahlen sind
bis zur Länge von 10 cm erhalten , am Grunde schmal (die unteren am
meisten, die oberen breiter), nach vom erweitert, stark gefaltet, die Längs-
nerven deutlich sichtbar.
Darunter befindet sich in schräger Lage ein ebenfalls flacher Blatt-
stiel, auf dessen einem Theile die Spindel des oben beschriebenen Blattes
auflagert. Er ist sogar 4 cm breit. Auf der einen Seite desselben zeigen
sich Strahlen aus der mittleren Partie eines Fächers, der derselben Art
zugerechnet werden muss, auf der anderen solche, die vielleicht hierher
zu ziehen sind.
Ein zweites Stück von geringerer Grösse. Der Blattstiel ist nur bis
zur Länge von 6 cm erhalten und 3 cm breit, die Spindel 4 cm lang; die
Strahlen zeigen eine Länge bis 5 cm. Alle Theile sind von Kohlen-
substanz, die am vorigen Stücke nur stellenweise zu sehen ist, geschwärzt.
Ein Fächerstück von 9 starkgefalteten Strahlen, das man leicht zu
Sahal Lamanonis Brongn. sp. rechnen könnte, aber der zahlreicheren Nerven
wegen wohl hierher zu ziehen ist.
Stücke eines Fächers, dessen Strahlen 1,5 — 2 cm breit waren und die
Nervatur ausgezeichnet sehen Hessen.
Ein solches von 13 Strahlen mit ausgezeichnet erhaltener Nervatur.
Eine wenig gut erhaltene Fächerpartie.
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Flabelia) ia latiloba Heer. Es sind nur neben einander hegende
Strahlenstucke eines zerfetzten Fächers vorhanden, nicht Spindel, nicht
Stiel. Dieselben zeigen eine Breite von 3 cm, in der Mitte einen starken
Mittelnerven, dem eine Menge sehr deutlich sichtbarer Längsnerven
parallel laufen. Die Faltung ist gering.
Dazu kommt noch ein kleineres Fächerstück, das hierher gehören
dürfte.
Ein grösseres Stück Blattstiel, an dessen Grunde sich einige Dornen
zeigen, welche auf eine dritte Palmcnart {ChamacropsT) hinweisen. Neben
ihm einige nicht bestimmbare Blattfetzen.
Sonst noch BlattstUcke, die Palmen angehören können, aber mit
Sicherheit nicht zu diesen gezogen werden dürfen.
Ein Stammstück von 15 cm Breite, 54 cm Länge und 2 cm Dicke
liegt in zusammengepresstem Zustande vor. An der Aussenseite ist es
von dicht an einander liegenden, senkrecht verlaufenden Gefässbündeln
bedeckt. An einigen Stellen sieht man darunter schräg verlaufende.
Das Innere zeigt nur feinen Sandstein, der wohl als Ausfüllungsmasse des
ausgefaulten Inneren anzusehen ist. Dasselbe gehört wahi-scheinlich einer der
Palmenarten an, von denen Blattstücke gefunden worden sind. Bestimmteres
lässt sich wegen der ungenügenden Erhaltung des Ganzen, die eine
mikroskopische Untersuchung nicht zulässt, nicht sagen.
Ein Stamm stück, von dem nicht gesagt werden kann, zu welcher
Familie oder Gattung es gehöre. Es zeigt unter dem weicheren Aeusseren
einen harten cylindrischen Kern von elliptischem Durchmesser.
Ein Staramstück von geringerem Durchmesser, das an der Ober-
fläche Gefässbüudel zeigt.
Juylans acuminata A. Braun. Neben einem sehr verdrückten Blatt-
fetzen liegt eine wohl erhaltene flach gerunzelte Frucht dieser Art.
Länge 2 cm, Breite 1,6 cm. — Ein Blatt, dem die Sjjitze fehlt und das
sich am einen Rande etwas verletzt zeigt. Es gehört der Form latifolia
an, ist ain Grunde spitz und hat in der Mitte G — 7 cm grösste Breite.
Wahrscheinlich betrug die Länge 13 — 14 cm. Nervillen sind gut sichtbar.
Terra Segada (Gonnesa, Cagliari):
Stücke mit Blätterdetritus.
Tongrien oder Aqnitanien.
Aus dem Sandstein von Nurri (Prov. Cagliari):
Ein fossiler Rest, von dem mir nur das in VVasserfarben ausgeführte
Bild vorlag. Es steckt iti einem 50 cm breiten und gegen 30 cm hoben
Steinblock und dürfte wohl zu Bainbusa zu rechnen sein. Es ist reichlich
40 cm lang, 8 — 9 cm breit und an drei Stellen geknickt oder ganz ge-
brochen. Das Innere erweist sich da, wo die obere Halnipartie verloren
gegangen, so dass die Infolge von Quetschung unmittelbar darunter
liegende untere sichtbar wird, als hohl, nicht ausgefüllt. Der Halm hat
die Dicke eines lebenden Bambus von gleicher Grösse. Zw'ei Knoten sind
sichtbar, am einen auch der Ansatz eines Blattes.
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103
Ein unbestimmbares Ast- oder Stiuiunstück, dem die Spitze fehlt,
von 6 cm Länge. Es ist an dem einen Ende 3,4 ctn breit, am anderen
nach der einen Richtung 1,8 cm, nacli der anderen l,i cm breit und an
der Oberfläche mit 6 mm von einander entfernten, wenig hervortretenden
Längsstreifen versehen. Das Innere bildet feiner Sandstein.
Langhien.
Aus dem Thonmergel von Biugia Fargeni (Fangana, Cagliari):
Ein Rindenstück mit Ausfüllungen von sich dicht an einander
reihenden Larvengängeu. Dieselben, im Durchmesser von 2 — 4 mm,
machen zuerst eine Biegung, laufen dann geraile aus, um sich darauf
wieder umzubiegen.
Sonst waren noch vorhanden Stücke mehrerer Arten von Cylindrites,
ein Stück versteinertes Holz und aus dem Sandstein von Fesdas de Fogu,
der zahlreiche Einschlüsse von Chalcedon zeigt, eine nicht vollständig
erhaltene Muschelschale (Pecten?).
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Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1898.
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I. (üeschlchtete Danerentladung in freier Lnft (Büschel
lichtbogen) nnd Righi’sclie Kngelfunken.
Von Dr. Max Toepler.
(Mit Tafel I.)
An anderem Orte*) habe ich angegeben, wie man leiebt geschichtete
elektrische Entladungen in freier Luft erhalten kann und zugleich nach-
gewiesen, dass die Gesetze der Schichtenbildung ähnlich sind denen der
bekannten Schichtung des sogenannten Anodenlichtes in stark evaeuirten
Kohren.
Ich stellte mir nun die Aufgabe, erstgenannte geschichtete Entladungs-
art in ihrer Gestalt und Earbenanordnung der einzelnen Lichtschichten über
einen möglichst grossen Druckbereich zu verfolgen. Es zeigte sich hier-
bei, dass im ganzen Bereiche von Atmosphärendruck his zu 0,oi cm Queck-
silberdruck abwärts eine einheitliche Beschreibung der in Rede
stehenden Erscheinung möglich ist, worüber im Nachfolgenden be-
richtet wird. Es wird sich dabei zeigen, dass eine von Herrn A. Wüllner**)
beobachtete Form der Ruhmkortfentladung, sowie eine von Herrn A. Righi***)
eingehend untersuchte stark verlangsamte Eutladungsart grosser Leydener
Batterien (von ihm „Kugelfunken“ genannt) mit der von mir behandelten
geschichteten Entladung identisch sind, nur beschränken sich die Unter-
suchungen von Herrn Wüllner und Herrn Righi auf Drucke zwischen 6
und 1 cm. Die nähere Beschreibung der Lichterscheinungen im Uebergangs-
gebiete zwischen Kugelfunken und der bekannten gewöhnlichen geschich-
teten Entladung (in Geisslerröhren bei niedrigstem Drucke) wird ergeben,
dass in demselben Rohre bei gleichem Drucke je nach der
Stromstärke beide schichtenbildenden Entladungsarten auf-
treten können.
Bei der bedeutenden Veränderlichkeit der Schichtenstellung je nach
der Stromstärke ist sowohl die Ruhmkorff- als auch die (durch Widerstände
im Schliessungskreise stark verlangsamte) Batterieentladung zur Unter-
suchung der Schichtung wenig geeignet, da bei beiden die Stromstärke
während jeder einzelnen Entladung variirt. Ich habe daher in vorliegender
Notiz von diesen Hilfsmitteln abgesehen und einfach den directen Strom
*) M. Toepler, Wied. Ann. 6.% 1897, p. 109.
**) A Wllllner, Fogg. Ann. .Inbelhand 1874, p. 32.
•••) A. liiglii, Lnm. Electr. 42, 1891, p. 501 n. (i04; Mcm. Acend. Bol. 189.5, p. 446.
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4
einer 60 plattigen Toepler'schen Maschine benutzt*). Der Maschinenstrom
ist bei Einschaltung grosser Flüssigkeitswiderstäude als nahe constant zu
betrachten; auch ist seine mittlere Intensität, wie bekannt, innerhalb recht
weiter Grenzen unabhängig von der Spannungsdifferenz der Maschinen-
pole, er bot also für meinen Zweck ganz besonders günstige Verhält-
nisse.
Die Art des entstehenden Entladungsvorganges in einer im Stromkreise
befindlichen Funkenstrecke hängt ausser von der mittleren Stromstärke
vor Allem ab von der Grösse und Anordnung eingeschalteter Widerstände,
der Schlagweite, dem Drucke der Luft im Schlagraume und der Tempe-
ratur in letzterem. Die Entladung kann dem zeitlichen Verlaufe nach
ausgesprochen discontinuirlich, nahe continuirlich oder, soweit zu er-
kennen, continuirlich sein**); eine scharfe Grenze zwischen diesen Eiit-
ladungsarten gieht es freilich nicht In vorliegender Arbeit wird nun fast
ausschliesslich die Schichtenbildung bei nahe continuirlicher Entladung
(Dauerentladuug) behandelt werden; als nahe continuirlich glaube
ich die untersuchte Art von elektrischen Lichtbogen, abgesehen von anderen
Gründen, deshalb bezeichnen zu dürfen, weil sie, wie man im rotircnden
Spiegel erkennt, zumeist zwar aus einer zeitlich mehr oder minder
zusammengedrängten Reihe von Partialentladungen bestand, zwischen
denen jedoch der Lichtbogen nie ganz erlosch (vergl. z. B. Phot 17).
Seine Intensität schwankte nur zwischen mehr oder minder einander an
Lichtstärke nalie kommenden Leuchtmaximis und Minimis ***).
Herr 0. Lehmann unterscheidet bekanntlich f) vier Tj’pen der (leuch-
tenden) Entladung durch Gase, Glimm-, Büschel-, Streifen- und Funken-
entladung. Will man eine Zuordnung vornehmen, so hätte man die
geschichtete Dauerentladung (nahe continuirliche Entladung)
und demnach auch die Uighi’schen Kugelfunken als specielle
Fälle der Büschelentladung aufzufassen; man würde sie dann
zweckmässigerweise als „Büschellichtboigen“ z u bezeichnen haben.
Ich halte es jedoch für möglich, dass bei eingehenderem Studium die
nahe continuirliche Entladungsfonn den Weg zu einer einheitlichen
Beschreibung aller Entladungsformen durch Luft zeigen wird.
Um eine klare und richtige Auffassung der Lichterscheinungen zu
erleichtern, glaubte ich, soweit es möglich war, besonderes Gewicht auf
eine Ergänzung dos Textes und seiner Figuren durch photographische
Darstellungen legen zu müssen. Ich habe deshalb von meinen mehr als
400 Einzelaufnahmen der Entladungen die am meisten charakteristischen
auf der beigegebenen Tafel No. I mitgethcilt Ein V'erzeichniss der Photo-
gramme mit Angaben über zugehörige Einzelheiten findet sich am Schlüsse
*) Nnr wo die .Stromstärke der benutzten Maschine nicht voll ansreicht, habe ich
ganz vorübergehend zur langsamen Batterieentladung gegriflVn.
**) Ob es im strengsten Sinne continuirliche Entladung selbst dim-h verdünnte
Oase Überhaupt gieht, ist bekanntlich noch immer zweifelhalt.
**•) .Schaltet man in den Schliessungskreis einer grös.seren Influenzmaschine hinter-
einander ein üeisslerrohr und eine Punkenstrecke, so erhält man in erstcrem keine
.Schichtenbildung, solange in der Funkenstrecke der Maschinenstrom in F’orm einer Reihe
zeitlich getrennter Einzeltünken übergeht (vergl. E. Wiedemann, W'ied. Ann. 20, 18S3,
p. 760). Schichtung im Geis.sleiTohre trat aber in der Regel mit dem Augenblicke ein,
in dem in der Eunkenstrecke an Stelle der Einzelfnnken nahe continiürlicbe Entladung
zur Ausbildung kam; dies n'qhtfertigt gleichfalls die Bezeichnung .nahe continuirlich“.
f) i). Lehmann, Wied. Ann. U, 1860, p. 687; 22, 1884, p. 305.
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5
der Abhandlung. Es sei jedoch schon hier vorausbemerkt, dass die Photo-
gramme 1 bis 16, 23 bis 31 und 36 bis 45 Lichterscheinungen wiedergeben,
M'elche bei constautem Drucke und constanter Stromstärke beliebig
lange (stundenlang) nahe ungeändert dauernd die gleichen bleiben.
Die Photographien 1 bis 11 zeigen derartige Dauererscheinungen in
freier Luft, desgleichen 12 bis 16 in Glasröhren bei Atmosphärendruck,
23 bis 31 bei etwa 5 cm Druck, 36 bis 45 schliesslich bei niedrigsten
Drucken unter 0,03 cm). Die Photogramme 17 bis 21 geben geschichtete
Batterieentladungen in freier Luft wieder.
Die Lichterscbeinungen in unmittelbarer Nähe der Kathode sind bei
höheren Drucken wegen ihrer geringen räumlichen Ausdehnung nur auf
Üriginal-Photogrammen klar zu unterscheiden*). Es sei daher schon hier
ein für alle Mal bemerkt, dass bei nahe continuirlicher Entladung (ganz
wie bei den bekannten Lichterscheinungen in Geisslerröhren) bei allen
Drucken an der Kathode auftreten:
der dunkele (Goldstein’s) Kathodenraum,
das helle Kathodenlicht,
der Trennungsraum**) (Faraday’s Dunkelraum),
auf letzteren folgten dann die übrigen Lichter, deren Beschreibung Auf-
gabe der vorliegenden Arbeit sein wird.
I. Nahe continnirliche Entladung (Büschellichtbogen) ln freier Luft
Im Vergleiche zu den Lichterscheinungen in sehr verdünnten Räumen
erscheint die geschichtete Entladung in freier Luft als ein räumlich sehr
zusammengedrängtes Gebilde. Besonders der interessanteste Tbcil, das
Eunkengebiet in der Nähe des negativen Poles, ist so zusammengeschrumpft,
dass eine genaue Beobachtung desselben schwer ist. Wir denken uns da-
her die für die Beobachtung günstigste Versuchsanordnung hergestellt:
negativer Maschinenpol, metallische Leitung, negative Polspitze — Eunken-
strecke mit Halbleiter (Basaltplatte)***) — positive Polspitze, metallische
Leitung, positiver Maschinenpol.
1. MetaUspitse Kathode — Halbleiter Anode.
Liegt der Halbleiter an der positiven Metallspitze an, so beobachtet
man, solange der Schlagraum zwischen ihm und der negativen Polspitze
klein ist, bei wachsender Stromstärke Folgendes:
Bei geringer Stromstärke tritt an der Metall- Kathode zunächst der
bekannte negative Büschel auf, bestehend aus hellster weissvioletter Aus-
•) Von den Reprodnetionen auf Taf. I lässt Phot. 21 manche Details recht gnt
erkennen.
••) Diese Bezeichnungen sind von E. Wiedemann eingefühlt; vergl. Wied. Ann.
20, 18«3, p. 7.57.
*•*) Die Vorzüge speciell des Basaltes bestehen darin, dass in ihm ein gegen
Zerstörung widerstandsfähiges, leitendes .5Iaterial (Magnetit) in kleinsten Tlieilen gleich-
mHssig vertheilt ist, während in dem sonst auch recht geeigneten Schiefer die Kohle-
theilcnen rasch verbrennen. Auch zwischen Metallkathode und einer Alkoholoberfläche
als Anoile erhielt ich schön geschichtete Kugelfunken. Selbst vorgeschaltete (Jcissler-
rohre können die Ausbildung geschichteter nahe continuirlicher Entladung in freien
Luftstrecken begünstigen.
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trittsfläche (dem hellen Kathodenlichte) und dem von ihm
durch einen verwaschenen dunklen Trenuungsraum geschie-
, denen Büschel (Fig. 1). Aus der Mitte des Letzteren wächst
‘ bei gesteigerter Stromintensität eine rosa gefärbte Licht-
spitze heraus (Fig. 2), welche bei weiter vermehrter Strom-
stärke nach dem Halbleiter zu sich verlängert. Die Ober-
tiäche des Halbleiters, d. h. die Anode, zeigt unterdessen
+ folgende Lichteiitwickelung. Aus einer violetten Lichthaut
(Phot. 1) wächst ein violetter Lichtpilz*) heraus (Fig. 3). Trifft
bei grösserer Stroiniutensität der positive LichtpUz mit der
negativen Lichtspitze zusammen, so weicht er ihr aus
-t- (Fig. 4 und Phot. 2). Diese Deformation, sowie die Rotation,
welche der deformirte Lichtpilz bei weiter vermehrter
Stromstärke um die negative Lichtspitze zuweilen aus-
führt (Fig. 5 und Phot. 3) dürfte durch den von der nega-
tiven Polspitze ausgehenden heissen Luftstrom veranlasst
werden. Schbesslich verschmelzen die beiden Theile der
Lichterscbeinung (Fig. 6 sowie Phot. 4 und 5); hierbei
wird, soviel sich erkennen Hess**), die Lichtspitze zur
_|_ ersten Schicht, d. h. zum zweiten Lichte (das helle Kathoden-
licht als erstes gezählt), der Lichtpilz zur zweiten Schicht,
d. h. zum dritten Lichte. Der Abstand des dritten Lichtes
von der Kathode nimmt mit weiter gesteigerter Strom-
I stärke erst rasch, dann langsamer alJ (Phot. 6, 7 und 8
zeigt dies bei grösserer Schlagweite***); hierbei ändert
sich auch die Färbung der einzelnen Dauerfunkeutheile in der Weise, dass
die Lichts])itze (resp. erste Schicht) ziegelrot he, der Lichtpilz (resp.
zweite Schicht) dagegen karminrothe Färbung annimmtf).
Der geschilderte allmähliche Uebergang aus BUschelentladung in
die nahe continuirliche Hess sich nur bei der hier angegebenen Versuchs-
anordnung und nur bei kleinen Schlagweiten (unter 0,5 cm) beobachten.
Im Allgemeinen tritt bei successiver Stromvermenrung zunächst ein Funkeu-
strom an die Stelle der Büschelentladung und erst bei wesentHch höherer
Stroniintensität geht die zeitlich discontinuirliche Funkenfolge in Dauer-
entladung über. Letztere erscheint dann sogleich in dem der Poldistanz
und Stromstärke entsprechenden Entwickclungsstadium (Phot. 9 zeigt ver-
grössert dieses SUdiuru für 2 cm Schlagweite). Die längsten Dauer-
funken, die ich erhalten konnte, waren ca. 8 cm lang (Phot 10 zeigt
verkleinert Dauerentladung bei 5 cm Scblagweite, ver^l. auch Phot. 11).
Die Lichtgestalt langer Funken difl'erirt von der kurzer nur insofern, als zu
*) Der obere Theil des Pilzes kann sich bei constant erhaltenem Strome von
dem Stiele ablösen ntid nach der Kathode zu in Bewegung setzen, wobei er rasch ver-
blasst; das neu entstehende Pilzende kann dies wiederholen u. s. f. (Vergl. hierzu
Abschnitt 8 und Fig. 18.)
••) Dieser Uebergang bedarf noch eingehenderer Untersnehnng; wahrscheinlich
liegen genau genommen die Verhältnisse nicht immer ganz so einfach, wie hier ge-
schildert ist.
♦♦•) Ueber die Abhängigkeit des Kathodenabstandes des zweiten Lichtes von
der Stromstärke vergl. das Ende des sechsten Abschnittes.
t) Besonders deutlich tritt dieser Unterschied der Färbung bei niedrigeren Gas-
drücken hervor. Man kann diese Färbung als typisch für Luft (bei mittleren Strom-
stärken) auschen. Vergl. such 0. Lehmann, Zciuchr. f. phys. Chemie, XVIII, p. 104.
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der ersten karminrothen Schicht noch weitere hinzutreten, einfache Wieder-
holungen der ersten. Es erscheint mir daher zweckmässig, die Schichten-
zählung nicht mit dem oben als ziegelroth (in Luft) gekennzeichneten
Lichte zu beginnen, sondern mit der ersten karminrothen Schicht
Die vollständige Lichtgestalt der Dauerentladung zerfällt also in:
[Metallkathode] helles weissviolettes Kathodenlicht mit Trennungsraum
— zweites (ziegelrothes) Licht — drittes, karminrothes Licht, eventuell in
eine Anzahl karminrother Schichten zerfallend — Änodeudonkelraum —
zahlreiche aequivalente*) positive Gliinmlichtpunkte [Halbleiter],
Für die Schichtung des karminrothen Lichtes gilt nun:
Die Schichten haften an der Kathode; (genauer in Hinsicht
auf Abschnitt 4 und 7: Die Schichten des negativen Antheiles
haften an der Kathode; bei Schlagweitenvergrösserung treten
mehr und mehr neue Schichten aus der ausgezeichneten Stelle
resp. dem dunklen Anodenraume hervor, und umgekehrt ver-
schwinden sie daselbst bei Schlagweitenverkleinerung).
Mit wachsender Stromstärke verringert sich sowohl der
Abstand der ersten (karminrothen) Schicht von der Kathode, als
auch der gegenseitige Schichtenabstand; bei constauter Schlagweite
treten demnach zu den schon vorhandenen neue Schichten aus der Anode
(genauer: aus der ausgezeichneten Stelle resp. dem Anodendunkelraume)
hervor.
Die Schichten sind wahrscheinlich völlig aequidistant, wenn
die Entladungsbahn gleich breit, d. h. die Stromdichte auf derselben die
gleiche bleibt**).
Die Schichten wenden in freier Luft der Kathode stets die abgekugelte,
der Anode die zugespitzte Seite zu (vergl. Phot. B bis 11 sowie 19; Phot. 12
bis 16, Schichten in Glasröhren zeigend, gehören nicht hierher).
Während der Dauerentladung herrscht in der Nähe der Funkenbahn
eine starke Luftbewegung von der Kathodenspitze nach dem Halbleiter
hin. Mit dem bekannten Schlierenapparate meines Vaters erkennt man,
dass sich an die Kathodenspitze ein Kegel heisser Luft ansetzt, dessen
Spitze das helle Kathodenlicht ist. In der Nähe der Kegelachse befindet
sich der Dauerfunken, d. h. der leuchtende Theil des gesummten Entladungs-
vorganges. Bei Anwendung momentaner Beleuchtung konnte ich mit dem
Schlierenapparate erkennen, dass in den leuchtenden Dauerfunken-
tbeilen (karminrothen Schichten) eine höhere Temperatur
herrscht als in den dunklen Zwischenräumen***).
Im langsam rotirenden Spiegel erscheint der Dauerfunken meist als mattes
Lichtband, welches von hellen Partialentladungen durchsetzt ist (vergl. die
Einleitung). Man bemerkt nun folgende auffallende Thatsache. Die Bilder
der Partialentladungen stehen um so schiefer im Lichtbande, je rascher der
Spiegel rotirt; der Sinn der Neigung hängt vom Sinne der Spiegel-
*) „Aeqoivalent“ in dem Sinne, als sie zusammen eine einzige ansgedehntere
Olimmlläcbe ersetzen.
♦*) Da bei (iegenOberstellung von Metallspitze und Halbleiter die Strombahn sich
nach dem Halbleiter zu öffnet und somit die Stromdichte abnimmt, so drängen sich die
Schichten meist nach der Metallspitze zu etwas zusammen. Siehe Pliot. 17, 18, 19, 20.
(Dies gilt sowohl, wenn letztere Kathode als auch, wenn sic Anode ist).
***) Die Temperatur im Dauerfunken ist nicht unerheblich; Siegellack schmilzt und
entzündet sich au ihm wie in einem Kerzenlichte, dünne Glasfäden werden geschmolzen.
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8
tlrehung ab. Dies scheint darauf hinzuweisen*), dass das Aufleuchten
der einzelnen Schichten jeder Partialentladung nicht gleichzei-
tig, sondern (von der Kathode ausgehend) nach einander erfolgt
2. Motallspitze Anode — Halbleiter Kathode.
War die Metallspitze Anode, lag also der Halbleiter an der
negativen Metallspitze an, so änderte sich der Charakter der Licht-
erscheinungen nur insofern, als es nicht möglich war, auch bei schwachen
Strömen Üauerentladungen zu erhalten. Vielmehr trat bei allmählicher
Stromstärkenvermehrung selbst bei kleinen Polabständen der Daucrfunkeu
plötzlich in voller Ausbildung an die Stelle der discontinuirlichen Funken-
folge. Figuren 7, 8 und 9 geben verschiedene Formen der discontinuir-
lichen Entladung, Figuren 10, 11 und 12 der Dauerentladung. Letztere
zeigt auch hier von der Kalliode (Halbleiter) ausgehend den Trennungs-
raum, einen ziegelrothen (paraboloidischen) Lichtstumpf (oder auch mehrere,
aequivalente, in einander zusaminentliessende) und das karminrothe Licht.
Hemerkenswerth fürdas Verständniss der Analogien der
Lichterscheiuungen in freier Luft und in gasverdünnten
lläumen ist es, dass, wie Fig. 11 andeutet, manchmal
vor dem karminrothen Lichtkolben nach der Kathode
zu noch ein ziegelrothes Lichtwölkchen erscheint;
zuweilen ist dieses auch mit dem ziegelrothen Licht-
paraboloide durch eine lichtschwache Brücke ver-
bunden (Fig. 12). Das ziegelrothe Licht kann also in
zwei lichtstärkste Theile, einen am Trennungsraume
und einen zweiten am karminrothen Liebte zerfallen.
Bei Verlängerung der Funken gilt hier dasselbe
wie oben; es treten auf der Funkenbahn Wieder-
holungen der ersten karminrothen Schicht auf. Diese
Schiehten haften bei Schlagweiten vergrös-
serung an der Anode, oder vielmehr mit Hinweis
auf Abschnitt 7 au der ausgezeichneten Stelle,
welche sich hier stets nahe am Halbleiter ausbildete.
Die Lichterscheinungen der Dauerentladung
unterscheiden sich also nicht wesentlich, wenn der
Halbleiter Kathode oder wenn er Anode ist.
Natürlich kann man aiich zwischen zwei
Halbleitern geschichtete Dauerentladung erhalten.
Für die richtige Auffassung der zeitlich disconti-
nuirlichen Entladung ist noch hervorzubeben, dass
sich das karminrothe Licht offenbar schon bei
dieser angedeutet findet in dem Stiele des bekannten positiven
Lichtpinsels (siehe Figuren 7 bis 9**).
*) Leider wird die Deutung von Beobachtungen im rotirenden Spiegel ausser durch
hiliifige Unregelmässigkeiten auch dadurch erschwert, da.ss auch hei grösserer Schlagweite
die Dauerfunkenbahn oft rotirt, und zwar beschreibt sic hierbei einen Kegelmantel, dessen
Spitze in dem hellen Kathodenlichte liegt. Der Einliuss der Luftbewegung infolge der
Spicgeldrehiing war leicht (durch eine zwlschengcschobene Glasplatte) anszuschliesscn.
'*) Die Eärbung des hellen Stieles in Fig. 7— i) ist karminroth bis violettroth, des
lichtschwächeren Tbeiles violcttblau bis blau. Eine der Fig. 9 gleichende Entladungs-
fomi (gewundene, halb roth und blau gefärbte Liehtfäden) tritt bei niederen Drucken
häutig auf , vergl. Abschnitt 9 und l’hotogr. 23 und iA.
Fig. 7-9.
+
+
+
Fig. 10—13.
-I —
-f
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9
3. Halbleiter mitten im Scblagraume.
Steht ein plattenformiger Halbleiter frei mitten zwischen zwei
gleichbeschaffenen Metallpolen, so dass links und rechts je ein
Zwischenraum bleibt, so bilden sich natürlich zwei Funken aus, deren
einer Metall als Kathode, Halbleiterplatte als Anode hat, der andere um-
gekehrt Nur bei Anwendung sehr starker Ströme erhielt ich hier ausnahms-
weise beiderseits Dauerfunken. Diese zeigen dann das Aussehen wie
Fig. 6 und 10 combinirt Die Entladung erfolgt also in diesem Falle voll-
ständigster Ausbildung nach dem Schema: [Metallkathode] helles Kathoden-
licht mit Trennungsraum, — zweites (ziegelrothes) Licht — drittes eventuell
geschichtetes (karminrothes) Licht, — Anodendunkelraum, — zahlreiche
aequivalente Änodenglimmstellen [Halbleiter] zahlreiche aequivalente helle
Katbodenlichter mit zugehörigen Treuuungsräumen — zu einem zusammen-
lliessende aequivalente zweite (ziegelrothe) Lichter, — drittes, karmin-
rothes, eventuell geschichtetes Licht — Anodenglimmen [Metallanode].
In der Hegel erhält man jedoch nach der Seite der Metallkathode
bei Weitem leichter Dauerentladung als auf der anderen Seite, auf letzte-
rer tritt meist discontinuirliche Entladung auf; wir haben daher meist
etwa Fig. 8 mit Fig. 6 combinirt*). Hieraus erklärt es sich, dass der
Anblick des positiven und negativen Antheiles meist sehr verschieden ist
(Vergl. Fig. 1, 2 und 3 meiner Eingangs citirten Arbeit in Wied. Ann.)
4. Haften der Sobiohten an den Elektroden.
Der Satz, dass alle Schichten an einer Elektrode haften, hat nur als
Grenzfall volle Giltigkeit. Bei Dauerfunken zwischen Metallelektroden
tritt dagegen in der Regel der Fall ein, dass ein Theil der Schichten an
der Kathode, ein andrer jedoch bis zu einem gewissen Grade an der
Anode haftet**). Aber auch bei Anwendung eines Halbleiters als Anode
kann man derartige Entladungen erhalten. Bei Phot. 11 war z. B. die
Versuchsanordnung folgende: positiver Maschinenpol, grosser Wasserwider-
stand, Metallspitze, 2 cm starke Basaltplatte, — Funkenstrecke — Messing-
polspitze, negativer MaschinenpoL Um die successive Entwickelung der
Lichterscheinungen bei geänderter Schlagweite in einem Bilde zu erhalten,
wurde die Kathodenspitze während der Aufnahme continuirlich zurück-
gezogen, und zugleich die photographische Platte langsam senkrecht zur
Funkenrichtung verschoben. Das so entstandene merkwürdige Photo-
gramra 11 zeigt, dass hierin der That nicht alle Schichten sich mit der
bewegten Kathode verschoben haben.
Da, wie Eingangs erwähnt, die mittlere Stromstärke (bei gleichmässigem
Gange der Maschine) unabhängig von der Schlagweite ist, so zeigt Phot. 11,
dass für die- an der Kathode haftenden Schichten der Satz gilt: Der Ab-
stand der Schichten von der Kathode ist, bei gleichbleibender
Stromstärke, unabhängig von der Schlagweite des Dauerfunkens.
P'ür die Beurtheilung des Wesens der Schichtenbildung ist die That-
*) Dieser Unterschied steht im Einklänge mit den Versiichsergebnissen von G. Wiede-
mann und Hilhlmann über da.s verschiedene Ausströmen positiver und negativer Elektri-
zität. Vergl. Wied., Elektr., Bd. IV, S. 462. 1885.
*•) Es ist dies wahrscheinlich eine analoge Erscheinung, wie sie bei Entladung in
einzelnen Funken in der Kegel eintritt, nämlich der Zerlall jedes Funkens in einen
positiven und einen negativen Antheil; vergl. hierzu Abschn. 7.
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Sache von hoher Wichtigkeit, dass (wie Phot. 11 dreimal wiederholt er-
kennen lässt) zwei Schichten ohne Weiteres ganz allmählich aus
einer entstehen oder umgekehrt verschmelzen können*). Dies
deutet darauf hin, dass die Schichten keineswegs als eine Art
stehender Schwingungen aufzufassen sind. Auf weitere Erechein-
ungen, die in demselben Sinne sprechen, werden wir hei der Lcuchtmassen-
bildung in gasverdünntcn Räumen stosseu.
6. Entladung in Olasrohren.
Ganz besonders schön ausgehildet waren die Lichterscheinungen,
manchmal bei Dauerentladung in engen (mit der freien Luft communi-
cirenden) Glasröhren. Phot. 12 bis lü zeigen die hier auftretende Gestalt
und Ausbildung der einzelnen Lichter in einem 5 mm w'eiten Glasrohre
bei etwa 5 cm Distanz der Metallpolspitzen, wenn in den Schliessungskreis
ein grosser Basalt- oder Alkoholwideretand eingeschaltet war. Hier nahmen
die karminrothen Schichten schon ganz das Aussehen an, welches sie, wie
wir sehen werden, auch in Glasröhren bei nur geringem Luftdrucke zeigen
(vergl.. hierzu z. B. Phot. 29 bis 31).
Die Photogramme 12 bis 16 sind aufgenommen bei je etwas vermehrter
Stromstärke; die Erscheinung beginnt (Phot. 12) mit zeitlich getrennt das
ganze Rohr erfüllenden Lichterscheinungen, welche beim Anwachsen der
Stromstärke in geschichtete Danereutladung (Phot. 13 bis 16) übergeht. Ein
V'ergleich der Phot, 13, 14 und 15 lässt die allmähliche Umwandlung
einer Schicht in zwei durch Stromstärkenvermehrung erkennen
(ganz analog wie oben bei Phot. 11 durch Schlagweitenvergrüsserung).
Das Glasrohr erwärmte sich beim Stromdurchgange jedesmal in kurzer
Zeit so sehr, dass bald die ganze Entladung weiterhin durch das leitend
gewordene Glas erfolgte.
Fig. 13 zeigt in schematischer Zeichnung die Lichtentwickelung in
Fig. 13.
K ^ ~~ A
flb| C| Cg Cg
Glasröhren bei Atmosphärendruck; es folgen nach einander:
(nach Goldstein’s Dunkelraum zunächst)
a = helles Kathodenlicht,
(dann Trennungsraum, hierauf)
b, = erstes Lichtinaximura des zweiten ziegelrothen Lichtes,
(lichtschwaches Gebiet)
bj = zweites Maximum des zweiten, ziegelrothen Lichtes,
c, , Cj und Cj drei Schichten des dritten, karminrothen Lichtes.
Fig. 13 kann als typisch betrachtet werden für die nahe continuir-
liche Entladung in Glasröhren (auch bei niedrigeren Drucken)**).
*) Bemerkenswerth ist auch, lia.ss ein zur Erde abgeleiteter Draht (abgesehen von
einer Atilenkuug der Fniikenl)shn) in der Umgebung seines dem Dauerfunken auf etwa
0,05 cm genäherten freien Endes eine dunkle Stelle in der Funkenbahn erzeugt, ohne
den Dauerfunken zu zerstören ; auf diese Weise läs.st sich z. B. eine Schicht des Dauer-
funkens während der Drahtaiinäliernng in zwei Hälften zertheilcn.
••) Zu berücksichtigen ist freilich, dass diese Lichtge.stalt sich etwas ändert, je
nach der specicllen Lage der ausgezeichneten Stelle in ihr (vergl. Abschnitt 7 und 12).
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6. Verlangsamte Batterieentladving.
Unter den zeitlich discontinuirlichen Entladungen in einzelnen Funken
steht der nahe continuirlichen wohl am nächsten die (in der 1. c. von mir
angegebenen Weise) stark verlangsamte Entladung grosser Leyde-
ner Batterien. Jede derartige Entladung besteht (ähnlich dem kurzen
Iluhmkorfffunken) aus einem die Entladung einleitenden Initialfunken und
dem darauf folgenden nahe continuirlichen langsamen Ahdiessen der Elek-
tricität mit rasch abnehmender Stromintensität in der sogenannten Aureole;
schliesslich erlischt der langsame Funken und nach einiger Zeit setzt eine
neue Entladung mit einem neuen Initialfunken ein. Die Abnahme der
Stromintensität während jeder langsamen Entladung erklärt es, dass die
zu Beginn derselben dicht gedrängten Schichten während jeder Entladung
mehr oder minder auseinander-, von der Kathode abrücken. Phot. 17
zeigt derartige stark verlangsamte Batterieentladungen (Metallkathode,
Basaltanode), Phot. 18 eine weniger verlangsamte (zwischen Metallelektro-
den*).
Ist bei kleineren Schlagweiten die Stromzuführung hinreichend ergiebig,
um Dauerentladung zu geben, so kann auch die Batterieentladung nur der
Dauerentladung die Strombahn öffnen; für letztere dient die Batterie
weiterhin**) nur noch als stromregulirendes Sammelbecken. Phot. 19 zeigt
einen solchen Uebergang einer langsamen Batterieentladung in Dauer-
entladung; zugleich erkennt man hier besonders deutlich die Auflösung
der Entladung in geschichtete Partialfunken.
Als eine dritte Form langsamer Batterieentladungon kann man schliess-
lich diejenigen auffassen, bei denen unter sehr grosser Rückstandsbildung
die Reihe der Partialentladungen ahbricht, noch ehe die mittlere
Stromstärke der Entladung wesentlich abgenommen hat, d. h. ehe sich
die Schichtenstellung im Schlagraumc geändert hatte. Nur solche nach
Kurzem abbrechende Entladungen können natürlich auf photographischen
Platten, die während der Aufnahme ruhten, Photogramme mit klarer
Schichtung hervorrufen (vergl. Phot. 20).
Trotz der Inconstanz der Stromstärke langsamer Batterieentladungen,
wird man letztere für das Studium der geschichteten Entladung zunächst
kaum ganz entbehren können, da die in ihnen auftretenden (hohen
Spannungen und zugleich) grossen Stromstärken auf anderem Wege nur
sehr schwer zu erreichen sind. So konnte ich nur an langsamen Batterie-
entladungen (vergl. Phot. 21, eine Vergrösserung des betreffenden Theiles
einer langsamen Batterieentladung nach Art von Phot. 17) constatiren, dass
sich das lichtschwache ziegelrothe Licht mit abnehmender
Stromstärke der Kathode resp. dem hellen Kathodenlichte nähert,
während (wie im ersten Abschnitte schon angegeben) die karminrothen
Schichten sich gleichzeitig von der Kathode entfernen.
•) Bei Phot. 17, 18, 19 und 21 war die photographische Platte während der Aufnahme
gleichmäasig schnell (je circa 1 cm pro Seennde) bewegt worden; bei Phot. 20 ruhte die
Platte während der Aufnahme. .\uf Phot. 18 und 21 erkennt mau deutlich den Initial-
funken. Derselbe besteht, soweit meine Phutogramme erkennen la.s.sen, aus dem hellen
Kathüdenlichte, dem (sehr verwaschenen) Trennungsraum und einer in der Kegel mige-
schichteten Lichtsänle. In Phot. 21 Uegt die Kathode unten, sonst links.
**) Nattlrlii-h ist stets gleichmässiger Gang der stromgebenden Maschine während
der Versuche vorausgesetzt.
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7. Metallelektroden ohne Halbleiter; ausgezeiohnete Stelle*) der
Entladung.
Stehen sich zwei Metallelektroden in grösserer Entfernung als Kathode
und Anode gegenüber, so bildet sich hei genügender Potentialdifferenz
auf ersterer der bekannte negative Büschel, auf letzterer der in der Regel
gestielte positive Lichtpinsel.
In ihnen lassen sich meist nur folgende Lichttheile der Dauerentladung
wiedererkennen: [Metallkathode] helles Kathodenlicht mit Trennuugsraum
— zweites, hier meist violett, nicht ziegelroth gefärbtes Licht — . . . .
[Luftschicht ohne Licht] .... — drittes (karminrothes) Licht, d. h. Stiel
des positiven Pinsels — Anodenglimmen [Metallanodej.
Bei dem Nähern der Elektroden bleibt (Widerstände im
Schliessungskreise vorausgesetzt) das dunkle Luftstück, welches
gcwissermassen die Rolle eines Halbleiters (einer gasförmigen Zwischen-
elektrode) in der Funkenbahn spielt, auch hei nahestehenden Elektroden
erhalten. Jeder einzelne verlangsamte Funken resp. der Dauerfunken
zerfällt deutlich in zwei Theile, in einen negativen und in einen positiven
Antheil (vergleichbar dem negativen und dem positiven Büschel); der
erhöhten Stromdichte entsprechend, ist hier jedoch die Ausbildung der
Lichter eine vollkommenere. Man erkennt jetzt:
pietallkathode]
helles Kathodenlicht mit Trennungsraom ...»
zweites (ziegelrothes) Licht InegativerFunkenantheil,
drittes (karminrothes) Licht resp. seine Sclüchten )
schmale dunkle Luftschicht (ausgezeichnete Dunkelstelle),
drittes (karminrothes) Licht, weist ungeschichtet |
[Metallanode].
Folgen eine Reihe verlangsamter Einzelentladungen rasch hinter ein-
ander, oder geht der Funkenstrom in Dauerentladung über, so kann die
sich ausl)ildende, heftige, von den Elektroden ahgewandte Bewegung
erhitzter Luft einen wesentlichen Einfluss auf die Gestalt der F'unken-
bahn, sjjeciell auch auf Lage und Ausbildung der ausgezeichneten Dunkel-
steile zwischen positivem und negativem Antheile haben. Dies lässt
sich durch folgendes Experiment zeigen.
Zwei Metallspitzen seien einander bei a
— — ■ , und c (Fig. 14) gegenübergestellt. Die Ent-
' V. fernungen ah, bc, cd, da, seien je ca. 2 cm,
dann geht der Funkenstrom (resp. der
Dauerfunken) von a über b nach c. Der
negative Antheil reicht von c bis b, der
positive von a bis b. Bei b liegt die aus-
gezeichnete Dunkelstelle zwischen dem posi-
tiven und negativen Antheile, wohl zu
unterscheiden von dem bei c angedeuteten
dunklen (Goldstein’schen) Kathodeninum
und dem gleichfalls bei c angegebenen
Trennungsraum (dem Faraday’schen Dunkel-
raume zwischen Kathoden und Anodenlicht
\
*) Vergi. Wiedemaun, Elektr. IV, §§816, 861, 868 und 1012.
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13
in hochverdünnten Geisslerrohren). Hierbei kann jeder der beiden Antheile
für sich mehr oder minder klar geschichtet sein, ln der Verlängerung
von ab und cb kann man je einen warmen Luftstrom fühlen (welcher
z. B. im Stande ist, bis auf ca. 2 cm von b entfernt Wachs zu schmelzen*).
Am bezeichnendsten ist aber folgende Erscheinung. Bewegt man die
Kathode c parallel sich selbst langsam nach d hin, so verschiebt sich
auch mit ihr der negative Antheil cb parallel sich selbst, während der
positive Antheil successive kürzer und kürzer wird. Schliesslich ver-
schwindet letzterer ganz, wenn die Kathode die Stelle d erreicht bat; von
d nach a findet jetzt geradlinig Entladung nur negativen Charakters
statt. Gerade" umgekehrt verschwindet der negative Antheil, wenn die
Kathode von c nach b hin, oder die Anode von a nach d hin sich selbst
parallel verschoben werden. Stehen sich die Elektroden direkt gegen-
über, sind also die Gebläse unter 180“ gegeneinander gerichtet, so liegt
die ausgezeichnete Stelle bald hier bald dort auf der Funkenbahn, meist
bekanntlich näher der Kathode als der Anode. Mit dem Schlierenapparate
erkennt man, dass auch hier die ausgezeichnete Dunkelstelle stets
dort liegt, wo die beiden warmen Luftströmungen aufeinander
treffen. Hierdurch erst gewinnen wir volles Verständniss der in den
vorigen Abschnitten geschilderten Lichtgestalten bei nahe continuirlicher
Entladung unter Anwendung von Ilalbleiterelektroden.
Eine spitze Metallelektrode begünstigt mechanisch und elektrisch die
Ausbildung des zugehörigen Gebläses, eine plattenförmige Ilalbleiter-
elektrode erschwert sie.
Dies giebt uns einen Anhalt, wo wir in den behandelten Lichter-
scheinungen die ausgezeichnete Stelle zu suchen haben.
Fehlt das positive Gebläse ganz, so erkennen wir die ausgezeichnete
Stelle wieder in dem in diesem Falle meist zu beobachtenden auffallend
ausgedehnten Anodendunkelraume zwischen Anodenglimmen und
den karminrothen Schichten des negativen Autheiles. Das Anodenglimmen
ist der letzte Rest des unterdrückten positiven Antheiles (vergl. Phot. 17,
19, 20 und 21).
Fehlt das negative Gebläse ganz, so finden wir die ausgezeichnete
Stelle meist als einen ausgedehnten Dunkelraura wieder, welche zwischen
der letzten karminrothen Schicht des positiven Antheiles und dem ziegel-
rothen Lichte des negativen liegt; von letzterem bleibt also nur die helle
Austrittsfläche und das ziegelrothe Licht erhalten (vergl. Fig. 10). Häufig
freilich ist in diesem Falle die ausgezeichnete Stelle nur wenig markirt,
wie bei Fig. 11 und 12.
Oft verschmelzen auch die Lichter beider Antheile continuirlich in
einander**), wobei jedoch die ausgezeichnete Stelle nur scheinbar ver-
schwindet. Ihr Vorhandensein und ihre Lage ist dann nur indirect
z. B. aus dem Verhalten der Lichttheile bei Aenderung der Schlagweite
(wie in Phot. 11 Abschn. 4) oder der Strorasstärke (wie in Phot. 13 bis 16
Abschn. 5) zu erkennen; auch der Schlierenapparat kann hier gute Dienste
leisten.
*) Besonders bequem und deutlich lassen sich die beiden Luftstriime (des positiven
und des negativen Funkenantheiles) natürlich mit dem Sehliereuapiiunite beobachten.
*•) Hierher gehört n, A. Fig. 5 und 6 sowie Phot. 4 bis mit 10; in Fig. 3 und 4
sowie in Phot. 2 und 3 gehörte der Liuhtpilz sicher zum positiven Antheile, die wenig
markirte ausgezeichnete Stelle liegt hier zwischen ihm und dem ziegelrothen Lichte.
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14
Das letzte Beispiel und vor Allem das Auftreten der ausgezeichneten
Stelle auch in luftverdiinnten Bäumen (wo von heftigen Luftströmungen
kaum die Rede sein kann, vergl. Abschn. 12) zeigt, dass zwar in freier Luft
die Lage der ausgezeichneten Stelle durch Luftströmungen beeinflusst
wird, dass jedoch elektrische Vorgänge ihre Ausbildung veranlassen.
Die ausgezeichnete Stelle zwischen negativem und positivem Antheile ist
vielfach untersucht worden. Sie lässt sich bekanntlich sogar bei immer
weniger verlangsamten Entladungen beobachten, bis weit in den Be-
reich nichtoscillirender Funkenentladung hinein. Es liegt demnach
nahe, das oben angegebene Schema der Lichterfolge auch hier als das zu
Gninde liegende anzuselien, wenn auch die Lichterscheinuhg, wohl infolge
ihrer Helligkeit, keine Unterschiede mehr auf der Funkenbahn zeigt, und
solche nur noch an den verschiedenen Wärme Wirkungen längs derselben
(z. B. mittels des Schlierenapparates)*) nachweisbar sind. Selbstverständlich
kann man jedoch bei dem hervorragend mitbestimmenden Einflüsse von
Zufälligkeiten auf die Funkenbildung bei dieser bis ins Einzelne gehende
Regelmässigkeit nicht erwarten.
Ganz besonders deutlich lässt sich bekanntlich die ausgezeichnete
Stelle oft in den Russspuren erkennen, welche Funken, längs berusster
Glasplatten entlang schlagend, hinterlassen*). Nach Beobachtungen meines
Vaters kann man sogar das Auftreten eines augenförmigen Russgebildes
an der ausgezeichneten Stelle als Kriterium dafür betrachten, dass die
Russspuren gebende Entladung soeben nicht mehr oscillircnd, sondern
gleichgerichtet (jedoch noch ohne Partialfunkenbildung) erfolgte; Phot. 22
zeigt in natürlicher Grösse das Bild einer derartigen Russspur mit aus-
gezeichneter Stelle. Die Unzulänglichkeit unserer Kenntniss über das
Wesen der ausgezeichneten Stelle und über den Einfluss ihrer Lage in
der Funkenbahn auf die Lichterscheinung der elektrischen Entladung ist
sicher das llaupthinderniss, welches uns noch immer von einer einheitlichen
Auffassungsweise der letzteren (und zwar nicht nur bei höheren Drucken)
fernhält.
n. Nahe continuirliche Entladnng (Bascheilichtbogen) in
verdünnter Luft.
Mit abnehmendem Drucke nimmt die Längendimension der Lichter
rasch zu, und nur in langen Rohren lassen sich infolge dessen bei niederen
Drucken alle Lichter vollkommen ausgebildet erhalten.
Da in dem Druckbereiche von 76 cm bis ca. 5 cm hinunter, soviel
ich beobachten konnte, der Charakter der Lichterscheinungen sich in regel-
mässiger Weise stetig ändert, so genügt es, für die vorliegende qualitative
Untersuchung die Ausbildung der Lichter zu schildern, wie wir sie bei
Drucken um 5 cm wiederfinden. Erst bei weiter abnehmendem Drucke
treten dann wesentliche Complicationen ein.
Um mich möglichst davor zu schützen, auf Nebenerscheinungen Ge-
wicht zu legen, welche nur von dem Einflüsse der Rohrwand herrühren,
habe ich die Entladung in verschieden weiten Rohren beobachtet. Freilich
konnte ich in weiten Rohren manche der erwarteten Erscheinungen bei
Dauerentladuug selbst mit der benutzten öOplattigen Toepler’schen
Maschine nur schwer oder überhaupt nicht erhalten.
*) A. Toepler, Wien. AcaU. Anz. 1874, Nr. 1,4, p. lOö; Pogg. Ann. 134, p. 191.
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8. Bohr A.
In einen 15 cm weiten 60 cm hoben Glascylinder (Fig. 15) führte von
oben durch eine 1 cm starke Glasplatte ein Messingstab (umhüllt von
einer den Elektricitätsaustritt verhindernden Glasröhre), dessen Ende_ eine
Messingkugel trug. Den Luftabschluss unten bewirkte eine 2 cm starke
Schieferplatte. Eine gut functionirende Wasserstrahlpumpe hielt den
Innenraum constant auf dem Maximum der von ihr geleisteten Verdünn-
ung (ca. 3 cm).
Die höchst mannigfachen Lichterscheinungen, welche man hier beobach-
ten kann, sind Vergrösserungen der entsprechenden bei Atinosphärendruck.
Speciell die bei nahe continuirlichem Stromdurchgange auftretenden
Entladungsforinen sind denen in freier Luft (z. B. Fig. 3) ganz ähnlich,
^ergl. Fig. 16 — 19 in ’/g natürlicher Grösse und Fig. 20 in '/j natürlicher
Grösse.)
Ist die Schieferplatte Anode und steht ihr die negative Messingpol-
kugel auf ca. 5 cm nahe, so erscheint eine ca. 1 qcm grosse Fläche der
Schieferplatte von hellen violetten Glimralichtpunkten bedeckt, üeber
diesen schwebt, wenn der mittlere Strom 1/3000 Amp. überschritt, eine
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sehr lichtschwache ziegelrothe Lichtmasse. Wird die Polkugel auf 15 cm
Abstand zurückgezogen (vergl. Fig. 16), so erhebt sich über der Schiefer-
platte eine ca. 1 cm breite kamiinrothe Lichtsäule mit karminrothem End-
knoten; letzterer ist von einem schwachen, ziegelrotheu Lichte umhüllt.
Wird der negative Pol bis ca. 40 cm von der Schieferplatte entfernt
(Fig. 17 und 18), so erhebt sieb die positive kamiinrothe Lichtsäule etwa
10 cm hoch mit ca. 2 cm dickem Endknoten. Bei starkem Strome bewegt
sich letzterer langsam auf und nieder und kann sich auch von der Lichtsäule
ganz loslösen (Fig. 17), ja bei weiter vermehrter, con sta nt e r mittlerer Strom-
stärke stösst diese Lichtsäule successive eine Reihe gleicher Lichtkugeln von
sich, welche langsam nach oben der Kathode zuschweben*,) hierbei jedoch
je immer lichtschwächer werden, bis sie ganz verschwinden, wenn sie etwa
die Hälfte des Weges zum negativen Pole zurückgelegt haben (Fig. 18).
Diese Erscheinung vollzieht sich innerhalb eines sehr lichtschwachen, ziegel-
rothen Lichteylinders.
Die Lichterscheinungen am negativen Pole sind bekannt; sie bestehen
aus hellem Kathodenlichte mit Trennungsraume und dem ziegelrothen
Lichtparaboloide; diese Lichter waren zusammen etwa 0,ö cm lang.
Ist der Schiefer Kathode (Fig. 19), so erhebt sich über einer grossen
Zahl aequivalenter violetter Lichtpunkte (dem hellen Kathodenlichte) eine
bis zu 6 cm hohe, 1 cm breite ziegelrothe Lichtsäule von paraboloidischer
Begrenzung (Fig. 19). Unter Umständen bildet sich auch über jeder ein-
zelnen hellen Kathodenschicht je das zugehörige ziegelrothe Theilparaboloid
aus (Fig. 20); diese Paraboloide convergiren dann nach einem gemeinsamen
lichtlosen Mittelpunkte und es gewährt einen eigenartigen Anblick, wie
sich alle bei zufälliger Lagenänderung des lichtlosen Centrums gemein-
sam hin- und herneigen; diese Erscheinung beweist, dass auch die unsicht-
bare, lichtlose Entladung zwischen den Lichtem an den Elektroden nur
auf verhältnissmässig schmaler Bahn erfolgt.
Aus der (Metall-) Anode wuchs hier das nur ca. 1 cm lange karmin-
rothe Anodenlicht keulenartig heraus (Fig. 19); an das knotige Ende setzte
sich auch hier eine sehr lichtschwache ziegelrothe Lichtsäule an.
Der ausgedehnte Dunkelraum zwischen den Lichtern än der Kathode
und denen an der Anode entspricht offenbar der ausgezeichneten Stelle
des siebenten Abschnittes.
Zu voller Ausbildung der Lichterscheinungen reichte der Maschinen-
stroin nicht aus ; mit grossen Batterien konnte ich, wie zu erwarten, auch
hier ganz wie in freier Luft langsame Entladungen mit mehreren (je etwa
5 cm langen und 0,5 cm breiten) karminrothen Schichten erhalten.
9. Rohr B.
Als ich . bei Drucken um 2 cm an Stelle des 16 cm weiten Rohres
ein solches von 3 cm Weite und 82,8 cm Abstand der beiden Kupfer-
polspitzon benutzte, erhielt ich den oben beschriebenen ähnliche Licht-
erscheinungen. Diese bildeten sich meist in der Achse des Rohres aus
und füllten den Querschnitt desselben noch an keiner Stelle.
*) Derartige bei coustanter Stromstärke wandernde Leuchtkugeln konnte ich hei
Atinosphärendruck nur ganz ausnahmsweise (vergl. Anmerkung zu Ahschn. 1) heobachten;
hier waren sie oft und leicht zu erhalten.
Cicru^lc
17
Die Photogramme 23 bis 27, aiifgenommen bei immer grösseren aber
je constanten mittleren Stromstärken (und je 6 Secunden Belichtung),
zeigen die zu besprechenden Lichterscheinuugen.
Auf das helle Kathodenlicht mit Dunkelraum folgt auch hier das erste
Lichtmaximum des zweiten, ziegelrothen Lichtes, diese Lichter sind jedoch
auf den Photogrammen wegen ihrer geringen räumlichen Ausdehnung nicht
von einander zu unterscheiden*). Nach dem ausgedehnten lichtschwachen
Theile des ziegelrothen Lichtes lolgt dann, als lange ziegelrothe Lichtsäule,
dessen zweites Lichtmaximum.
Als auffallendster Lichttheil folgte schliesslich das hier sehr helle
dritte, karminrothe Licht. Charakteristisch war auch hier für dieses Licht
sein pilzartiges, der Kathode zugekehrtes Ende. Photogramm 28 zeigt das
Grenzgebiet zwischen ziegelrothem und karminrothem Lichte nochmals,
jedoch nur mit 1 Sec. Belichtung, um den bedeutenden Helligkeitsunter-
schied beider Lichttheile deutlich zu machen.
Vorübergehend konnte ich auch schon in diesem Rohre einen Zerfall
des karminrothen Lichtes in (drei) ruhende, klare Schichten — Leucht-
massen, Lichtwolken — erhalten.
Die Photogramme 23 bis 28 zeigen aber auch folgende interessante
Thatsache; man sieht, dass das karminrothe Licht schon bei ausgesprochen
zeitlich discontinuirlichen Entladungen, auf Funkenbahnen, welche sonst von
einer Schichtung noch keine Spur zeigen (vergl. Phot. 23 und 24), deutlich
zu erkennen ist. In all den Fällen, in denen in gasverdünnten Räumen die
discontinuirliche Entladung aus Lichtfäden besteht, die je aus einem blauen
Theile nach der Kathode zu und einem röthlichen, violettrothen oder
karminrothen nach der Anode hin bestehen, müssen wir in dieser Zwei-
theilung einen Ansatz zur Ausbildung des zweiten und dritten Lichtes
erkennen, mit der angegebenen, den veränderten Verhältnissen ent-
sprechenden Farbentönung. Der rothe Theil der Lichtfäden in (engen)
Glasröhren und niederen Drucken entspricht hiernach und nach den
Bemerkungen in Abschn. 2 dem Stiele des positiven Büschels in freier
Luft**).
10. Bohr C.
Bei constanter Stromstärke absolut ruhende Schichten des dritten
karminrothen Lichtes (Righi’sche Leuch tmassen — „masse luminose“)
erhielt ich im Druckbereiche um 5 cm mit den verfügbaren Stromiutensi-
täten erst in einem noch etwas engeren Rohre als dem ira vorigen Ab-
schnitte benutzten.
In dem hier verwendeten 2,3 cm (ira Lichten) weiten Rohre standen
sich im Abstande von 61,5 cm als Elektroden zwei Aluminiumscheiben
*) Das erste Lichtmaiinuini des ziegelrothen Lichtes zeigte hier oft einen eigen-
thilmlichen Zerfall in dichtgedrlngtc Schichten, Untcrahtheilungen. jp-
Stromvennehrung begünstigte diese seenndäre Schichtung, welche
sich am hellsten und deutlichsten nach dem Trennungsrauin zu aus-
bildete. Fig. ZI zeigt (vergriissert) diese Krscheinung. An der
Metallkathodp K liegt zunächst das helle KathiMlenlieht, in etwas
grösserer Entfernung folgt das in Rede stehende geschichtete ziegel-
rothe Licht. Der Abstand der ersten Schicht des letzteren von der Kathode nahm
zu mit zunehmender Strom.stärke.
*•) Die karminrothe Lichtsäulc zeigt die Tendenz spiraliger Anordnung mit conti-
nnirlicher Rotation (auf welche hier nicht eingegangen werden soll), man sieht sic in
Phot. 23 bis 27 angedeutet.
«
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18
gegenüber, den Rohrquerschnitt fast vollständig ausfullend. Um auch
schon hei schwachem Strome und höheren Drucken nahe continuirliche
Entladung zu erhalten, war auch hier der Kathode ein (kleiner) Flüssigkeits-
Widerstand vorgeschaltet.
Bei Drucken oberhalb 5,5 cm wurde das Rohr, wenn überhaupt, nur
von zeitlich getrennten (discontinuirlichen) Funkenentladungen durchsetzt.
Bei einem Drucke von 5,3 cm und schwachem Strome war die Entladung
auch noch discontinuirlich; jeder Funken bestand (ganz wie im vorigen
Abschnitte behandelt) aus einer blauen Hälfte nach der Kathode zu und
einer rothen Änodenhälfte. Bei Stroravermehrung erschienen dann die
analogen Lichterscheinungen wie Phot 23 bis 27, nur waren sie hier licht-
schwächer und unvollkommen ausgebildet'').
Wurde (nach Erreichung des Stadiums, welches Phot. 27 entsprach)
die Stromstärke weiter vermehrt, so schnürte sich der der Kathode nächste
Theil des karminrothen Lichtes ab und bildete eine bei constantem Strome
absolut ruhende Schicht, eine Righi’sche Leuchtmasse. Zugleich zerfiel
der übrige Theil des karminrothen Lichtes in eine Reihe von Leucht-
massen; letztere ruhten aber bei constantem Strome keineswegs, vielmehr
stiess die Anode beständig Leuchtmassen von sich, welche, nach der Ka-
thode zu eilend, in dem Augenblicke erloschen, wo sie die erste, ruhende
Leuchtmasse erreichten.
War der Strom weiter verstärkt worden, so bildete sich zwischen der
ersten ruhenden Leuchtmasse und der Anode eine zweite, gleichfalls ruhende
Leuchtmasse aus. Die von der Anode aus wandernden Massen erloschen
jetzt beim Erreichen der zweiten ruhenden Leuclitmasse.
Dieser Process wiederholte sich bei abermaliger passender Stroraver-
mehrung; eine dritte Leuchtmasse wurde fest, sodass schliesslich das
61,5 cm lange Rohr bei constantem Strome drei (oder mehr) beliebig lange,
absolut ruhig stehende Leuchtmassen zeigte (vergl. Phot. 31 **).
Ging, nachdem sich die drei ruhenden Schichten gebildet hatten,
längere Zeit ein constanter, möglichst starker Strom durch das Rohr, so
wurden, offenbar im Zusammenhänge mit den Temperaturverhältnissen,
die ruhenden Leuchtmassen immer stabilere Gebilde. Wurde jetzt die
Stromstärke successive geändert, so erschienen wandernde Schichten nur
vorübergehend. Es galten jetzt folgende Sätze:
Die ruhenden Lcuchtmassen sind nahe aequidistanL
Die Leuchtintensität der Leuchtmassen ist bei den von der
Kathode fernsten am geringsten (vergl. Phot. 30 und 31).
Mit zunehmender Stromstärke nimmt sowohl der Abstand
der ersten ruhenden Leuchtmasse von der Kathode, als auch
der Abstand je zweier ruhender Leuchtmassen von einander ab.
Mit abnehmender Stromstärke verschwand daher eine Leuchtmasse nach
der anderen in der Anode; im Schlagraum bilden sich nur so viel ruhende
Leuchtraassen aus, als der Stromstärke entsprechend zwischen Anode und
Kathode Platz haben.
Es sind das dieselben Sätze, die, wie nachgewiesen wurde, auch für
die Schichteubildung in freier Luft Geltung haben.
•) Besonders lichtschwach war hier meist der zweite Theil des ziegelrothen Lichtes.
•*) Wurde das Kohr C in geeigneter AV>ise vorgewärmt, ao erfolgte in ihm auch
schon hei Lntcken von 9 cm und mehr die Bildung ruhender Leuchtma.s.sen.
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19
Phot. 29, 30 und 31 (aufgenonimen mit je 6 Secunden Beleuchtungs-
dauer) zeigen für 5,3 cm Druck geschichtete Entladung (Kugelfunken) mit
ruhenden Leuchtmassen bei je constantem Strome und zwar Phot. 29
bei kleinster (ca. 1/2000 Amp.), Phot 30 bei grösserer und Phot 31 bei
grösster (ca. 1600 Amp.) Stromstärke.
Das zweite Lichtmaximum des ziegelrothen Lichtes war im benutzten
Rohre meist sehr lichtschwach*), das erste dagegen sehr deutlich;
dieses entfernt sich (ebenso wie bei Atmosphärendruck, vergl. Abschn. 6)
mit wachsender Stromstärke von der Kathode. Auch das helle
Kathodenlicht mit Trennungsraum war scharf ausgebildet**).
11. Nahe oontinuirliohe Entlsdxmg (Büsohelliohtbogen) und ‘
Blghi’sohe KugelfUnhen.
Die Lichterscheinungen der untersuchten Entladungsart zeigen also
vom Atmosphärendruck bis zu 5 cm herab genau die gleichen charak-
teristischen Gestaltseigenthümlichkeiten und die gleiche Anordnung der
Lichter, zeigen auch qualitativ die gleiche Abhängigkeit von der Strom-
stärke.
Ueber die hier von mir behandelte Eutladungsart liegen meines
Wissens bisher nur zwei eingehendere Untersuchungen vor, nämlich die
schon Eingangs erwähnten***) von A. Wüllner und A. Righi, beide für den
Druckbereich um 5 cm. Dass die von mir behandelte „nahe continuirliche“
Entladungsart (Dauerfunken, Büschellichtbogen) mit der von genannten
Beobachtern untersuchten, von A. Righi als „Kugelfunken“ bezeichneten,
identisch ist, lehrt ohne Weiteres ein Vergleich meiner Phot. 29, 30 und
31 mit den von Righi mitgetheilten Abbildungen.
Bei der hier untersuchten geschichteten Entladungsart (Righi’schen
Kugelfunken) mit Leuchtmassen erfolgt der Elektricitätsfluss zwischen den
Elektroden oflfenbar streckenweise fast lichtlos auf breiter, streckenweise
mit Lichtentwickelung auf enger Bahnt). Diese Bahnverengerung kann
sehr weit gehen, und man hat wahrscheinlich jede Lcuchtmasse aufzufassen
als einen Funken zwischen lichtlosen Räumen, Gaselektroden ff). Die
Leuchtmässenbildung besteht also in einem Zerfalle des Gesammtfunkens
in mehr oder minder ausgedehnte Theilfunken (gewissermassen unter Ein-
fügung gasförmiger Zwischenelektroden ftt)- Hieraus erklärt sich unge-
•) Daher ist auch auf Phot. 29 l)is 81 die ziegelrothe Lichtsänle nicht zu sehen.
Es sei gleich hier voransgreifend bemerkt, dass, wohl aus demselben Grunde, auch auf
den Phot ogrammen von Righi die ziegelrothe Lichtsänle fast ausnahmslos fehlt;
dagegen findet sie sich deutlich wiedergegehen auf der Zeichnung von Wüllner,
1. c. Taf. I, Fig. 4.
**) Wegen ihrer Kleinheit ist die Lichterfolge an der Kathode auf den Phot. 29
bis 31 nicht klar zu unterscheiden.
••*) Vergl. die Litteraturangabe in der Einleitung. Zur nahe continuirlichen Ent-
ladungsart gehören auch die Entladungsformen, welche 0. I.ehmaim, Zeitschr. f. phjs.
Chemie 18, 107, 1895 beschreibt; jedoch war hierbei die Schlagweite zu klein im Ver-
hältnisse zu dem geringen Drucke und zu der grossen Rohrweite, als dass sich Leucht-
massen hätten bilden können; dagegen ist bei diesen Formen die ausgezeichnete Stelle
gut zu erkennen.
f) Die Glasfluorescenz um die Orte des Lenchtens in der Rohrachse täuscht leicht
bei erster Betrachtung.
fi) Die elektrische Ladung der tilaswand ist bei engen Rohren ebenfalls zu be-
rücksichtigen.
ttt) VergL die ähnliche Deutung von Righi, Lura. EL 42, 1891, [i. 618.
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zwungen die Möglichkeit des leichten Verschmelzens zweier Schichten
(vergl. Abschnitt 4), sowie die Mehrzahl der Erscheinungen, welche im
folgenden Abschnitte behandelt werden sollen. Um speciell das Wandern
der Schichten mit oder gegen den elektrischen Strom zu erklären, braucht
man nur anzunehmen, dass durch die Leuchtmassen um ein Geringes
weniger resp. mehr Elektricität in der Zeiteinheit fliesst als durch die
dunklen Zwischenräume.
12. Qegeneinander wandernde IieuohtmaBsen.
In den vorangegangenen Abschnitten sind wir fast ausschliesslich Licht-
erscheinuugen begegnet, deren Theile ihre Lage im Schlagraume bei con-
stanter Stromstärke und constantem Drucke constant heibebalten. Ganz
anderen Verhältnissen begegnete ich jedoch (bei dem zuletzt benutzten
llohre C) in dem Druckbereiche zwischen 4,6 cm und 0,8 cm. Sank der
Druck nämlich unter 4,6 cm, so wurde mehr und mehr der Zustand im
Rohrinnern labil in Bezug auf das Entstehen von Leuchtmassen. Zur
Ausbildung ruhender Leuchtmassen kam es hier überhaupt nicht mehri
oder nur ganz vorübergehend.
Zunächst, bei Drucken um 4 cm, bildete das zweite Lichtmaxiraum
des ziegelrotheu Lichtes wie bei höherem Drucke noch eine zusammen-
hängende lange Lichtsäule*). Die bei constanter Stromstärke rasch
wandernden Schichten des karminrothen Lichtes Hessen sich aber nicht
mehr durch Stromvermehrung fest machen**); sie erloschen auch hier,
sobald sie das Ende der ziogelrothen Lichtsäule erreichten.
Bei möglichst starkem constanten Strome trat nun noch eine weitere
höchst beraerkenswerthe Complication der Leuchtmassenbildung ein. Bei
constantem Strome beobachtete ich folgende sich beliebig oft in nahe
gleichen Zeiten wiederholende Erscheinung. Das der Anode zugekehrte
Ende des ziegelrothen Lichtes rückte nach der Anode zu vor, schliesslich
löste sich von der ziegelrothen Lichtsäule ein Säulenstück (von nicht
immer gleicher Länge***) ab, welches sich langsam nach der Anode
zu in liewegung setzte, während das neue Ende der ziegelrothen Licht-
säule nach der Kathode zu zurUckschnellte. Phot. 32 bis 35 zeigen das
der Anode zugekehrte Ende der ziegelrothen Licbtsäulc in verschiedenen
Stadien des Losreissens langsam der Anode zuwandernder Leuchtmassen.
Man kann den Process der Losreissung von Leuchtmassen beschleu-
nigen oder auch unter Verhältnissen, bei denen er noch nicht spontan
erfolgt, hervorrufen, indem man mit der Hand von der Kathode nach der
Anode zu an der ziegelrothen Lichtsäule längs des Glasrohres entlang
streicht f); die so erzeugte Schicht setzt dann ebenso wie eine selbständig
gebildete beim Wegziehen der Hand ihren Weg nach der Anode zu fort.
*) Es kam sogar vor, da.ss das ziegelrotlie Licht sieh bis auf etwa 5 cm der
Anode näherte, also beinahe 60 cm lang war.
**) Die Wanderungsgeschwiudigkeit nahm zn mit wachsender Stromstärke. Bei
sehr raschem tVandem modilicirtc .sich die Gestalt der Leuchtmassen etwas; diese
wurden mehr und mehr a.symmetrisch und ihr voraiiaeilendc.s Ende kugelte sich pilzartig ab.
•**) Das bei gleichem Drucke und gleicher Stromstärke sich ablösende Säulenstilck
war 5 bis ZO cm lang; die ganze Ijic.hf.säiilo des ziegelrothen X/ichtes kann man daher
auch auffassen als eine ruhende Lenchtmasse von grosser l.,änge| welche die Fähigkeit
besitzt, sich beliebig zu theih n.
f) Die Ura.Hpanunng mit der Hand wirkt analog einer Rohrverengemng in dem
Sinne, als die letztere nach Itighi die Aushibiiing einer l.euchtschicht erleichtert.
Digitiz=ri '-xk
21
bis sie auf eine der von der Anode ihr entgegenkommenden Leuehtmassen
des karminrothen Lichtes trifft*).
Wir haben also zwei Schaaren von Leuchtmassen, die eine
zeigt von der Kathode langsam fortwandernde, die andere von
der Anode aus der ersteren rasch entgegeneilende Leucht-
massen. Es bildeten sich also ganz wie bei Atmosphärendruck (vergl.
Abschnitt 4) zwei von einander unabhängige Systeme von Schichten, nur
ruhten dort die Schichten (bei ruhenden Elektroden), hier wandern sie;
es kann demnach hier wie dort die Entladung als in einen
positiven und negativen Antheil (je mit selbständiger Schichten-
bildung) zerfallend angesehen werden**). In dem Zusammentreff-
punkte der gegen einander wandernden Leuchtmassen erkennen wir dem-
nach die ausgezeichnete Stelle (vergl. Abschn. 7) wieder.
Besonders auffallend war es hierbei, dass sich beim Aufeinandertreffen
zweier Schichten weder mit blossem Auge noch im rotirenden Spiegel
irgend welche Eigenthümlichkeit zeigte; zwei aufeinandertreffende
Leuchtmassen verschmelzen zunächst; die verschmolzene Licht-
säule verkürzt sich mehr und mehr und verschwindet schliess-
lich spurlos***).
Die Ausgleichstelle, bis zu welcher die von der Anode aus wandernden
Leuehtmassen nach der Kathode zu Vordringen, rückt sowohl mit wach-
sender Stromstärke, als auch mit wachsender Verdünnung immer weiter
nach der Kathode zu vor; der negative Antheil der Entladung verkürzt
sich dem entsprechend. Mit abnehmendem Drucke verwischen sich die
Lichterscheinungen und bei Drucken unter 0,8 waren zwar bei schwachem
Strome noch deutlich ruhende Leuehtmassen zu erkennen, diese flössen je-
doch bei Stromvermehrung (ohne deutliche Ausbildung wandernder Schichten)
in einander und verschmolzen schliesslich zu einer homogenen Lichtsäule.
13. Letzte Spuren der nahe continuirliohen Entladungsart.
Die (irenzverhältnisse zwischen nahe continuirlicher Entladung und dem
bekannten Phänomen der zeitlich continuirlicken Entladung in (leisslerrohren
hat mau sich etwa folgenderraassen zu denken. Die Grenzstromstärke, bei
der soeben die letztgenannte (continuirliche) Entladungsai't auftritt, nimmt
*) Oft genügte ein Bewegen der Hand schon im Abstande von 10 cm vom Kohre, um
eine derartig fortschreitende .sinxessive Entladung auszniiisen; man sieht, in wie hohem
Grade die Entwickelung der Lichtphänomene von äusseren Umständen abhängig sein kann.
**) Zu genauerer Untersuchung müssten wohl die Elektroden in den Kohren ver-
schieblich gemacht werden, anch müsste der Eiuliiiss der Anordnung des Widerstandes
im Stromkreise beriick.sichtigt werden.
**') Auf die vielfachen Eigenthümlichkeiten der wamlemden Leuehtmassen einzu-
gehen, würde zu weit führen; es sei nur noch auf einige si(rher zu beobachtende That-
sachen hingewiesen. Die Wandemngsgeschwindigkeit der von der Katliode wegwan-
demden Leuehtmassen war stets geringer als diejenige der entgegenkommenden. Bei
höheren Drucken zeigten erstere mehr ziegclrothe, letztere mehr karminrothe Färbung;
mit abnehmendem Drucke verschwand bald ilieser Farbenunterschied (bei den hier be-
nutzten höheren Drucken spielt der Quccksilherdampf hez, der Sclüchtenfärbung noch
keine wesentliche Kolle). Es kam vor, dass das ganze Kohr bis znr Anode hin, nur
Lenchtmassen enthielt, die von der Kathode w e g wanderten ; erlölgte dies Wandern
hinreichend langsam (ca. 1 cm per Secunde), so konnte man deutlich erkennen, da.ss
die Lenchtmassen nicht in der Anode allmählich untertauchten, sondern je ganz succes-
sive an der Grenze eines erst hierdurch bemerkbar werdenden (bis zu 2 cm langen)
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22
rasch ab mit abnehmendem Drucke*). Das Stromstärkengebiet der nahe
continuirbchen Entladungsart wird daher mit abnehmendem Drucke immer
schmäler und unterhalb 0,8 cm geht die discontinuirliche Entladung bei
successiver Stromverstärkung meist direct in die continuirliche über. Einen
bestimmten Druck (oder Druckbereich), welcher etwa die Grenze
zwischen Schichtenbildung durch Leuchtmassen und der gewöhnlichen
Schichtung des Anodenlichtes niedrigster Drucke bildet, giebt es nicht
Ich konnte vielmehr selbst hei so geringen Drucken, bei denen das
Anodenlicht schon längst in der bekannten Weise deutlich geschichtet
war, in der Kegel noch die nahe continuirliche Entladungsart unzweifel-
haft erkennen, wenn ich nur auf die Lichterbildung bei sehr schwachen
Strömen mein
Augenmerk rich-
tete. Hierbei bin
ich auf manche
eigenthümUche
Erscheinungen ge-
stossen, von denen
die bemerkens-
wertheste im Fol-
genden geschildert
ist.
Bei einem Drucke
von 0,007 cm Hg. er-
hielt ich im Rohre
C folgende Licht-
entwickelung.
Bei sehr schwa-
chem mittleren
Strome ruhte nahe
der Anode in der
Rohrachse eine
Licbtsäule , deren
freies Ende (vergl.
den Pfeil der
Fig. 22) nach der
Kathode hin rhyth-
misch aufzuckte.
Bei etwas stärkerem Strome war zu erkennen Goldstein’s Dunkel-
raum, helles Kathodenlicht mit ziemlich ausgedehnten Glimmlichtstrahlen
Fig. 22.
Fig. 23.
Fig. 24.
Fig. 25.
Fig. 2 6.
Fig. 27.
Fig. 28.
Fig.29.
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Anodcndnnkelriuimes verschwanden. (Die Lenchfmaasen, welche nach der Kathode zn
wandern, kamen dagegen direct ans der Metallanode heraus.) Die Ausbildung eines
ausgedehnten, scharf begrenzten Anodendunkelraumes scheint demnach
nur stattzufinden, wenn der negative Entladungsantheil bis nahe zur
Anode heranreicht. Dasselbe war auch bei nahe eontinuirlicher Entladung in freier
Luft zu beobachten (vergl. Phot. 17, und 20 mit 11). Der Anodendunkelraum dürfte
also hier (vergl. Abschn. 7) der ausgezeii hneten Stelle entsprechen. Die Anode selbst
zeigt auch hier ganz wie im analogen Falle bei Atmosphäreudruek zahlreiche Anoden-
glimmpunkte. d. b. den letzten Best des positiven Antheiles.
*) VergU die Zahlenangaben von Hittorf, Wied. Ann. 20, 1883, p. 722. Es wird
jedoch sicher miiglich sein, bei allen Drucken die einzelnen Entladnngsarten ganz all-
mählich in einander überzuführen, wenn man nur die Versuchsbedingungeh geeignet wählt.
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23
(a in Figur 23)*) und Trennungsraum, eine äusserst matte ziegelrothe Licht-
säule (b), eine matte rothe ruhende Leuchtmasse (c) imd nach der Anode
zu eine Lichtsäule (d)**). Es war also die nahe continuirliche Ent-
ladungsart bei einem Drucke unter 0,oi cm noch sicher zu be-
obachten! Näherte ich in diesem Stadium die Hand oder ein Stück
abgeleitetes Stanniol (S in Figur 24 und 25) dem Rohre, so bildete sich
im Rohre auf der abgewandten Seite eine Leuchtmasse, ganz wie bei
höheren Drucken; diese zerfiel aber hier in eine Reihe von Schichten
(vergL Fig. 24 und 25). Diese lichtschwache secundäre Schichtung ähnelte
der Schichtenbildung des bekannten Anodenlichtes, ist aber mit dieser
keineswegs zu verwechseln.
Bei stärkerem Strome erschien plötzlich die helle, rosa gefärbte
Säule des bekannten Anodenlichtes (Figur 26); es zeigte, der Verdünnung
entsprechend, schon deutlich seine bekannte üeisslerrohr- Schichtung.
Zwischen seiner ersten Schicht und der Kathode blieb aber deutlich ein
lichtschwaches ziegelrothes Lichtwölkchen (w) zu erkennen***). Näherte
ich jetzt, wie oben, Hand oder Stanniol (S in Figur 27, 28 und 29),
so wui'de die Säule des bekannten Anodenlichtes nur wenig beeinflusst,
um so mehr aber das ziegelrothe Lichtwölkchen. Hierbei zeigte sich, dass
diese Lichtwolke nur ein Theil einer die Anodenlichtsäule mindestens
20 cm weit durchdringenden, von dieser aber so gut wie unabhängigen
Lichterscheinung war. Durch Nähern des Leiters S Hess sich auch jetzt
noch (ganz wie in Figur 24 und 25) aus der Rohnnitte an die entgegen-
gesetzte Rohrwand eine geschichtete Lichtsäule drängen (Figur 27 und 28),
ganz, als ob die ihrerseits geschichtete Anodenlichtsäule gar nicht vor-
handen wäre. Durch Verschieben des Leiters längs des Glasrohres liess
sich constatiren, dass das vom Leiter bewegte Schichtensystem stets die
erste Schicht gegenüber der Berührungsstelle des Leiters ausbildete; dass
an dieser ersten Schicht nach der Anode zu eine ganze Reihe (10 bis 15)
weitere aequidistante Schichten hingen, welche bei einer durch Bewegung
des Leiters veranlassten Verschiebung der ersten Schicht sämmtlich mit-
genommen wurden, dass diese lichtschwache zweite Schichtung auch vor-
handen war bei Abwesenheit des Leiters und dass die lichtschwachen
Schichten in diesem Falle meist zusammenfielen mit den Schichten des
Anodenlichtes (mit Ausnahme der ersten, der schwachen Lichtwolke).
Es hatte demnach ganz den Anschein, als ob zwei von einander un-
abhängige, gegen äussere Einflüsse verschieden empfindliche Lichters<;hei-
nungen , jede mit selbständiger Schichtung, sich durchdrängen. Mehr-
maliges Lufteinlassen in das Rohr und erneutes Auspumpen, Vorschalten
von Widerständen an Anode oder Kathode, Ableitung von Kathode oder
Anode zur Erde, alles dies änderte die Erscheinung nicht wesentlich.
Durch Stromstärkenvermehrung bis zu 1/600 Ampere konnte freilich die
*) Fig. 22 und 23 sind etwa in ’/s nnt. Grösse, Fig. 24 bis 29 etwa in V, nat. Grösse
schematisch gezeichnet, jedoch ohne genaue Innehaltung der relativen Grössenverhältnisse
der Lichter.
•*) Auch Uchtschwache, verwaschene, wandernde Leuchtmassen waren in diesem
Stadium (im rotirenden Spiegel) ab und zu zu bemerken.
*♦*) Mit der ersten Anodenschicht war das lächtwülkchen keineswegs zu verwechseln;
es war wesentlich lichtschwächer als alle Anodenschichten, auch stand es von der ersten
derselben weiter ab als die Anodenschichten unter einander. Auch sonst zeigte die
Lichtwolke besondere Kigenthiimlichkeiten.
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24
Scliichtenzahl des Geissler’schen Anodenlichtes vermehrt, die eigenthüm-
liche lichtschwache zweite Entladungserscheinung aber nicht zum Erlöschen
gebracht werden. Beobachtungen im rotirenden Spiegel schienen darauf
hinzudeuten, dass beide Entladungsarten zeitlich rasch alterni-
rend im Uohr auftraten.
Bei Verdünnungen unter O.oi cm nimmt die Ausdehnung und Licht-
intensität der Glimmlichtstrahlen rasch zu, ebenso die Glasfluorescenz,
(erzeugt durch die alle Schichten allmählich durchdringenden Kathoden-
strahlen). Im Glanze dieser Lichterscheinungen verschwindet zuerst das
(ziegelrothe) Lichtwölkchen, dann auch das mehr und mehr verblassende
geschichtete Anodenlicht, schliesslich erstrahlt das ganze 60 cm lange
Glasrohr im blendenden hellgrünen Fluorescenzlichte und sendet seiner
ganzen Länge nach die bekannten Itüntgenstrahlen aus.
Trotz der in diesem Abschnitte geschilderten und anderer weniger
interessanten Complicationen der Erscheinungen ist es kaum zweifelhaft,
dass die nahe continuirliche Entladungsart (Kugclfunken, Büschellicbtbogen)
und die gewöhnliche continuirliche Geisslerrohrentladung sich ohne üu-
stätigkeit ineinander überführen lassen, dass beide Entladungen derselben
Art sind.
Die gewöhnlich auftretende Anndeidichtsäule der continuirlichen Ent-
ladung ist wahrscheinlich aufzufassen als eine Lcuchtmasse (resp. auch
nach den Angaben am Schlüsse des 12. Abschnittes als mehrere vollständig
ineinander geHossene Leuchtmassen) des positiven Antheiles. Der aus-
gezeichneten Stelle entspricht dann das Gebiet zwischen der Anodonlicht-
säulo und dem ziegelrothen Lichtwölkchen, wir haben also dieselbe
Entladungsform vor uns, welche Fig. 10 Abschnitt 2 für den
Elektricitätsdurchgang durch Funkenstrecken in freier Luft
zeigt. Fehlt, wie es wohl in der Kegel der Fall ist, das ziegelrothe
Licht ganz, so fallen Trenuuugsraum und ausgezeichnete Stelle zusammen.
Bei der Entladung in freier Luft (Fig. 10) bildete sich, wie schon an-
gegeben, die ausgezeichnete Stelle immer in nahe gleichem Abstande von
der Halbleiterkathode aus, das positive kanninrothe Licht endigte stets
in gleicher Entfernung von der Kathode; das .\nalogon hierzu ist die von
Faraday bemerkte Thatsache, dass die Anodenlichtsäule (in gasverdünnten
Käumen) bei Verschieben der Elektroden stets in nahe demselben Abstande
von der Kathode endigt.
In Abschnitt 7 wunle nun gezeigt, dass die Entladungsform der
Fig. 10 nur ein Specialfall einer allgemeineren, vollständigeren ist, deren
Schema sich gleichfalls in Abschnitt 7 angegeben findet. Wir haben
demnacb anzunebmen, dass auch die gewöhnliche Geisslerrohrentladung
(ebenso wie ihr Analogon Fig. 10) nur ein (in der Regel auftretender)
specieller Fall einer ganzen Anzahl möglicher Eutladungsformen ist*),
deren Lichtcrbildung sich auf das .\bschnitt 7 angegebene allgemeinere
Schema zurückführen lässt. Letzteres würde freilich noch durch einige
erst in gasverdünnten Räumen zu beobachtende Einzelheiten zu er-
gänzen sein.
*) Welche Entla<lungKf()rm Rpccicll bei lien Beotjachtmieen im Abschiiin 13 mit
der gewöhiiliehcii alteniireml auftiat, muss (luhiin;estcllt bleiben. Mehrere Schichten-
svHtcnie bei (leii.ielbeii Dmekbciliiignnfren beobachtete auch V. Felix; vcrgl. Sitzungsber.
lies uaturwiss. Vereins f. Schleswig-Uulsteiu, Ud. XI, 1H!*6, p. 21.
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25
Der Zerfall der Anodenlichtsäule in die bekannten Anodenschichten
Ö. Phot. 3G — 45) ist nur ein specieller Fall der oft zu beobachtenden
ache, dass ausgedehntere Lichter leicht in Unterabtheilungen zer-
fallen (wie es z. B. Fig. 21 für das erste Lichtniaximum des ziegelrothen
Lichtes zeigt; vergl. vor Allem auch Fig. 24). Diese Schichtung des
(Geissler’schen) Anodenlichtes ist nach den verschiedensten Seiten durch-
forscht. Der Vollständigkeit halber sei durch Phot. 36 bis 45 für das
Rohr C die Abhängigkeit der Stellung dieser Schichten von Druck und
Stromstärke illustrirt*); zugleich wollte ich durch den Anblick letzterer
Photogramme im Vergleiche mit Phot 29, 30 und 31 den grossen Unter-
schied zwischen dem Zerfalle der üesammtentlailung in Leuchtmassen und
der Schichtung des Anodenlichtes anschaulich hervortreten lassen.
Beiden Schichtenbildungen (Leuchtmassen und Anodenschichten) sind
gemeinsam :
Die Abnahme der Ausbildungsschärfe der Schichten mit
zunehmender Entfernung von der Kathode.
Die Aequidistanz der Schichten.
Die Abnahme des Abstandes benachbarter Schichten mit
wachsender Stromstärke.
Dagegen unterscheiden sich beide Schichtungsarten dadurch, dass
bei höheren Drucken die erste der alsdann entstehenden Leuchtraassen
(von der Kathode aus gezälilt) mit wachsender Stromstärke sich der
Kathode nähert, während die erste Anodenschicht der bei niederen Drucken
entstehenden Lichterscheinung sich mit wachsender Stromstärke von der
Kathode entfernt (vergl. Phot. 29 bis 31 mit 36 bis 40).
In dem Druckbereiche, in welchem beide Schichtungserscheinungen
zugleich auftreten, besitzen die „Leuchtraassen“ viel grössere (ca. die
10 fache) Längenausdehnung als die Anodenschichten.
Januar 1898.
Physikalisches Institut
der K. Technischen Hochschule zu Dresden.
*) Es war hierlipi
No. des Phot.
38
37
3M
;i9
40
41
42
43
44
46
Druck in cm Hg
Mittl. Strom.st.
in Tausentel
0,019
0,019
0,019
0,019
0,019
O,0027
0,0027
ü,0027
0,0027
O,0027
Ampere
0,n
0,50
I
0,8S
i,18
1,42
0,31
0,58
0,80
liH
1,51
Bei allen Photogrammen (3G bis 4.'j) war die Expositionszeit die gleiehe, je ca.
5 Seennden.
Da bei Stromvermehmng der Abstand der ersten Anodenschicht von der Kathode
zn-, der Abstand der Schichten unter einander jedoch abninimt, so rückt zwar die erste
Anodenschicht bei Stromvemiehning von der Kathode ab, gleichzeitig kommen jedoch
ferner stehende Schichten der Kathode näher (vergl in Phot. 41 bis 4.Ö die Lagen-
ändemng der ersten etwa mit der zehnten Schicht, beide von der Kathode aus ge-
zählt).
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26
Erklärung zn Tafel I.
No.
Ver-
Druck in
Abschn.,
Phot.-Pl.
Art der
der Photo-
grösser-
cm
Kathode Anode
indem da^
während
Ent-
grapbie
ung
Queok-
1
Phot, be-
der Auf-
laduug
(GeRennt. I)
Silber
handelt ist
nähme
1 bis 5
2
ca. 70
Messingsp. Basaltpl.
1
mhend
1 nahe con-
6 bis 9
2
1
1 tinuirl.
10
0,70
«• «
1
(Entldg. in
11
0,70
•• n
4
bewegt
1 freier Luft
12 bis 10
0,70
ca. 70
Messingsp. Jb-ssingsp.
5
mhend
i. Glasrohr
17 bis 19
0,63
ca. 70
MeotiDgkugel ßasaltpl.
H
bewegt
1 Verlang».
20
0,76
. Scbicferpl.
0
mhend
I Battofieraü.
21
U
. Basaltpl
0
bewegt
(ln freier La fl
22
1
■
7
—
Zi bis 28
0,188
ca. 4
Kupfersp. Kupfersp.
9
mhend
)nahc eont.
29 bis Bl
0,1SS
5,3
Alnm.-Pl. Alum.-Pl.
10
^ Entl. bei
32 bis 35
ca. 4
12
J Luftverd.
30 bis 40
0yl67
0,01»
" i ^
13
40 bis 4.Ö
0,167
0,oo»7
1.
13
"
Alle Photogi'amrae geben elektrische Entladungen in Luft wieder.
Die Kathode liegt in allen Photogrammen links (nur in Phot 21 unten,
in Phot. 22 oben). Die jo zusammengehörigen Phot. 1— 5, 6 — 8, 12 — 16,
23—27, 29—31, 36—40, 41 — 45 zeigen Lichterscheinungen je unter
sonst gleichen Umständen nur hei schrittweise vermehrter Stromstärke.
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II. Studien über den Dresdner Haidesand.
Von Oberlehrer Dr. H. STessig.
Wenn es heute nicht mehr zweifelhaft erscheint, dass die ausgedehnten
Ählagerungen sandiger Sedimente, sowohl im Dresdner Elbthalkessel, wie
am Abfalle und auf der Lausitzer Hochfläche selbst, den Fluthen der
diluvialen Elbe zuzuschreiben sind, so wissen wir doch über die Herkunft
des klastischen Materials, über die Antheiluahme von eruptiven und von
Schichtgesteinen der näheren und weiteren Umgehung noch recht wenig. Im
Allgemeinen begnügt man sich damit, die Beisteuer zur Sandbildung den
im heutigen Stromgebiet der Elbe anstehenden Felsarten zuzuschreiben,
obwohl viele dieser Gesteine, z. B. die Lausitzer Granite, nach ihrem grusigen
Zerfall und nach Abrollung der discreten Gesteinspartikel so wenig
charakteristische Bestandtheile liefern, dass man sie aus dem wirren Durch-
einander der Sandkörner nicht mehr auf ihr Ursprungsgebiet zurückführen
kann. Was vom Granite gilt, lässt sich auch von dem archäischen Grund-
gebirge sagen, welches bei der jedenfalls ganz erheblichen Erosion der
Wasserläufe im Quellgebiet der Elbe angeschnitten und nach der Zer-
störung als von granitischen Zerfallproducten nicht unterscheidbares Ge-
trümmer den Schwemmgebilden einverleibt worden ist. Es erscheint dem-
nach geradezu unmöglich, die im Elbsande, Thalsande und Haidesande
vorherrschenden, gewöhnlichen Quarze, das relativ widerstandsfähigste
Material dieser Bildungen, auf Granit oder Gneiss zurückzuführen. Anders
steht es mit den spärlicheren Quarzen von grauer bis graublauer, ja bis-
weilen Cordierit-ähnliclier Färbung, bei denen es möglicherweise gelingen
wird, das Ursprungsgebiet zu ermitteln. Es dürften die grauen bis rauch-
grauen Quarze zumeist aus dem Granitit oder einglimmerigen Granit der
Lausitz und des lliesengebirgsmassivs, die mehr Cordierit-ähnlichen*) aus
dem nur in untergeordneteren Partieen im Granitit vorkommenden, zwei-
glimmerigen Granit stammen. So beobachtete Jokely**) Cordierit- ähnliche,
blaugraue Quarze im Granit von Hohenwald und Wetzwalde im Isergebirge,
und mir gelang es, solche ganz charakteristische Quarze zu entdecken in
einer Probe von rothliegenden Conglomeraton, die. ich aus Schlesien, von
dem am Bober gelegenen Frauenberge zwischen Löwenberg und Lähn
*) ErlHuternngen za dergeologischenUebcrsichtskartc von Schlesien, von Dr. Georg
Güricn. Breslau 1890, S. 9 und 13.
•*) Jahrliucli der geologischen Reich.sanstalt 18.o9, S.376; vergl auch Zirkel:
Petrographie 11, S. 7.
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28
erhielt. Diese Mineralkörner sind mit Sicherheit auf die Hirachherger
Graniteinlagerung zurückzuführen. Im Gegensatz hierzu fehlen die blauen
Quarze in einer Probe des Rothliegenden vom „Rothen Berge“ zwischen
Löwenberg und Ilagendorf, da Granit in der Umgebung nicht auftritt.
Noch günstiger wie für diese grauen und graublauen Quarze scheinen die
Verhältnisse für die in den Sanden so auffälligen, gelblichen und rosen-
rotheu Körner dieses Minerals zu liegen. Sie finden sich nicht nur in den
recenten Flusssanden des Elhstromes, sondern auch in den diluvialen
Thal- und Haidesanden, ja sie bilden einen oft recht häufigen Bestandtheil
vieler grobkörnigen Quadersandsteine, besonders des Brongniarti-Hori-
zontes.*) Massenhaft konnte ich dieselben im verwitterten Sandstein
des mittleren Gipfels der Kaiserkrone, im Quader oberhalb des Schramm-
thores und an anderen Orten nachweisen.
Was zunächst die Färbung dieser Körner anbetrifft, so scheint die
rosenrothe Farbe bewirkt zu werden durch Titanoxyd-haltiges Eisenoxyd,
welches die ganze .Mineralmasse gleichmässig durchtränkt, auf feinsten
Haarrissen und Mikrospaltcn infiltrirt erscheint. Daher erklärt es sich
auch, dass eine Behandlung mit Säuren keine Entfärbung zur Folge hatte.
Um nun zu entscheiden, oh etwa ein Gehalt an Bitumen die Färbung
bewirkt, wurden rothe Quarzkörner im Gebläsefeuer geglüht, aber keine
Zerstörung der färbenden Substanz erzielt, im Gegentheil, die gelblichen
Quarze wurden durch das Glühen zu rosenrothen, eine Erscheinung, die
uns erkennen lässt, dass das gelbfärbende Pigment Eisenoxydhydrat ist,
welches durch Wasserverlust in Eisenoxyd übergeht.
Woher stammen nun diese charakteristischen Bestandtheile der
schüttigen Sande wie der cementirten Sandsteine? Dass diese Körner in
die diluvialen Sande zumeist erst aus zerstörten Quadersandsteinen gelangt
sind, ist bei der weiten Verbreitung derselben in solchen Felsarten und bei
der ausgiebigen und noch heute fortgesetzten Erosion dieses cretaceischen
Schichtcncomplexes leicht einzusehen, anders steht es mit der Frage, von
woher diese farbigen Mineralkörner in die Sandsteine gelangt sind. Nimmt
man die geologischen Karten der Sudeten und des Böhmerlandes zur Hand,
überhaupt des Elbstromgebietes, so erkennt man, dass die Urgesteine,
Gneiss- und (ilimmcrschiefer zumal, ebenso der Granit grosse zusammen-
hängende Areale eiunehmen, dass aber die Sedimentärforraationen in mehr
oder minder zerschlitzten und isolirten Lapiien und Fetzen erscheinen.
Dies gilt namentlich von den Bildungen der oberen Kreide, weniger von
denen der Uenomanstufe, besonders aber noch von dem Rothliegenden und
dem Silur. Es unterliegt keinem Zweifel, dass alle diese Formationen einst
zusammeidiängende Gesteinsfelder gebildet haben, dass aber eine gewaltige
Erosion und Abtragung sie auf die heute noch vorhandenen Reste reducirt
hat. Am greifbarsten ist die Ausnagung der cenomanen Felsgebilde im
Gebiet der Ileuschouer, wo die Adersbacher und Weckelsdorfer Felslabyrinthe
eine verständliche Sprache reden. Die Formation nun, welche infolge ihrer
beträchtlichen Abtragung namentlich in Frage kommt, wenn es sich darum
handelt, für unsere rothen Elbquarze die Heimath zu ermitteln, ist das
Rothliegende. Es findet sich am Nordabfalle des Riesen- und Eulengebirges
im Verein mit dem Zechstein in vielen isolirten Fetzen erhalten, füllt im
*) Sect. Königstein, S. 12; I.sisberichte 1895, S. 78, und 1897, 3.27.
' / C'iooglc
29
Süden den Innenraum der Waldenburger Kohlenmulde*) aus, in dessen
Mitte es vom Kreidegebirge überdeckt wird, und greift dann bei Schatzlar
über das Carbon in einem inselartigen Reste über, der letzte Zeuge der
einst zwischen dem nordböhmischen Uothliegenden und dem der ülatzer
Mulde vorhanden gewesenen Verbindung. Hier, wo eine intensive Erosion
den Zusammenhang zerstörte, fiiesst heute ein Nebenfluss der Elbe, die bei
Josephstadt in die Elbe sich ergiessende Äupa, die unterhalb Trautenau
noch Zuflüsse aus dem Rothliegenden - Rest von Schatzlar und dem der
Waldenburger Carbonnmlde empfängt. In Nordböhmen bildet das von der
Aupa und Elbe durchflossene Rothliegende eine breite Zone, die zwischen
Iser und Aupa auf dem krystallinischen Schiefermantel der Riesengebirgs-
Granitellipse aufruht Hier, meine ich, hat man den Ursprung vieler Be-
standtheile des Quaders und der Thal- und Haidesande, vielleicht auch die
Heimath unserer farbigen Quarze zu suchen. Die Gesteine, welche daselbst
das Rothliegende aufbauen, sind rothe Sandsteine und Conglomerate, **)
und von den letzteren wird berichtet, dass sie namentlich aus Quarzen
bestehen. Auch das Gebiet des Rothliegenden, welches sich nördlich von
Pilsen ausdehut und von der Berauii durchflossen wird, dürfte mit seinen
Zerstörungsproducten zur Sandbildung des Elbstromes beigetragen haben,
zugleich mit den silurischen Kieselschiefern, die im Berauner, Rakonitzer
und Leitmeritzer Kreis von der Uslawa, Rakonitza und Beraun aufge-
nommen und in die Elbe eingeschwemmt worden sind, in deren jüngsten
Geröllabsätzen sie so häufig erkennbar sind.***) Wir haben bisher das
Rothliegende nur für die Mitbildung der Quader- und Diluvialschichten in
Anspruch genommen, doch sind auch von einem böhmischen Geologen,
Herrn Prof. Hibschf) Gerölle und Geschiebe aus dem Rothliegenden im
Tertiär (Oligocänsande) erkannt und ein Transport aus dem Osten des
Böbmerlandes nach dem Elbgebiet angenommen worden.
Selbstverständlich haben auch die vom Ostabhange des Böhmerwaldes
und vom mährischen Hügelland herabkommenden Zuflüsse des Elbstromes
sieb an der Schutt- und Geröllabfuhr betheiligt, doch kommen dieselben aus
Gebieten, wo fast ausschliesslich archäische Schichten abgetragen, also keine
charakteristischen Gesteinstrümmer geliefert wurden. Bei der ausseror-
dentlichen Mächtigkeit der noch vorhandenen Kreideformation muss auf
eine ganz gewaltige Abtragung in den archäischen Gebieten sowohl, wie im
Bereich der paläozoischen Formationen geschlossen werden, die in der meso-
zoischen Zeit fortgesetzt, in der Zeit des Diluviums ihr Maximum erreichte
und die z. B. in der heutigen sächsischen Schweiz fast den ganzen Ueber-
quader abtrug, der sicher einst in grösserer Ausdehnung den Oberquader be-
deckte. In der Richtung der Elbthalspalte wurde die Erosion weiter ge-
führt, bis bei Niedergrund die Grundschwelle des Lausitzer Granites erreicht
und das cafionartige Elbthal fertiggestellt wurde. Leider ist es mir bisher
noch nicht gelungen, geeignete Proben des Rothliegenden vom Südfusse
des Sudetenzuges zu erhalten, um die Frage nach der Herkunft der rosen-
rothen Quarze endgültig zu entscheiden, immerhin aber hat die Prüfung der
schon erwähnten Proben des Rothliegenden, wie es in der Umgebung von
*) G. Gürich, a. a. (), S. 90 ; Creilner: Geologie, 8. Anfl., 1897, S. 510,
•*) G. G ürich, a. a. 0. S. 91.
*•*) F. Zirkel: Petrographie III, S. 545.
f) .1. K. Hibach: Geologische Karte des bShmisiheii Miltelgebirge.s, Blall I
(Tetachen), 8.27; Blatt III (Bensen), 8. 9, 10.
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30
Löwenl)erg entwickelt ist, die Abstammung der fraglichen Mineralkörner
aus dieser Formation höchst wahrscheinlich gemacht. Vor einer Täuschung
hat man sich bei diesen Untersuchungen zu hüten. Die feinkörnigen Trümmer-
gesteine, wie sie auch in unserem Döhlener Becken Vorkommen und im
Profil des Windbergesund des Backofenfelsens aufgeschlossen sind, enthalten
gleichfalls zahlreiche durch eisenschüssigen Detritus pigmentirte Quarze,
doch hier durchdringt das färbende Eisenoxyd meist nicht das Mineral-
korn, sondern überzieht es nur als abwaschbare oder durch Säure ent-
fernbare Haut.
Die Betheiligung der rothen und gelben Quarze an der Zusammen-
setzung der diluvialen und recenten Sande des Elbthales ist meist eine
solche, dass von einem Einflüsse auf die allgemeine Färbung dieser
schüttigen Sedimente nicht wohl geredet werden kann. Der Farbenton
wird vornehmlich bestimmt durch die überwiegenden grauen und weissen
Quarze und die anderen Gesteinspartikel, unter denen die gerundeten
Grusbrocken des Lausitzer Granites bisweilen eine hervorragende Rolle
spielen, ln der Hauptsache wird die Färbung durch einen mehr oder
minder starken Gehalt von Eisenoxydhydrat bedingt, der den Sanden eine
gelbliche Farbe verleiht. Neben diesem vorherrschenden Farbenton sind
es besonders noch zwei Färbungen, die unser Interesse erregen, einmal
die intensiv dunkelrothbraune Pigmeutirung, wie sie im Bereich des
Eisenborngrundes und in der Sandstufe südlicb vom Wolfshügel entwickelt
ist, und eine fast schneeweisse, an Oligocänsande erinnernde Beschaffenheit.
Die chemische Prüfung der rothbraunen Sande ergab, dass die als Pigmeut-
haut die Sandkörner überziehende Schicht vorzugsweise aus Eisenoxyd
und etwas Manganoxyd besteht. Woher rührt aber der starke Eisengehalt
dieser Sedimente? Nun der Name Eisenborubach verräth uns schon, dass
er seinen Ursprung an einem Orte hat, wo eisenhaltiges AVasser dem Boden
entquillt, und damit sind wir zugleich in ein Gebiet unseres Haideplateaus
verwiesen, in dem mir die Lösung der interessanten Frage nach der Her-
kunft des Eisenpigmentes in schöner Weise gelungen ist.
Wie bekannt, enthält unsere Haide zwischen dem der Elbe zuge-
wandten Steilrande und dem erst in Lausitzer Richtung eingeschuittenen,
dann in die zwischen dem Meissner und Lausitzer Massiv vorhandene Ver-
werfungskluft einleiikenden Priessnitzbache ein zerlapptes Sumpfgebiet.
Das granitische Grundgebirge weist vielfach Senkungen und flach mulden-
förmige Vertiefungen auf, die meist miteinander communiciren. Vereinzelt
heben sich Rücken und Buckel des Grundgebirges aus dem flachen Sumpf-
lande heraus, so <lass es dadurch seinen zerlappten Charakter gewinnt.
In früheren Zeiten jedenfalls fast abflusslos, wird es jetzt durch eine Anzahl
kleiner Rinnsale, welche die granitische Randschwelle durchsägt haben,
nach der Elbe zu durch das verlorene Wasser, den Eisenbornbach, den
Gutebornliach, den Mordgrund- und den Loschwitzbach entwässert. Auch
nordwärts, nach der Priessnitz zu findet eine theilweise Entwässerung
statt. Wenn nun durcli die muldenförmigen Depressionen des Granites
die Gelegenheit zur Bildung von Moorgebieten gegeben war, so wurde sie
factisch bewirkt durch die Verwitterung dieses Gesteines, dessen Zer-
setzungsrückstände bekanntlich Wasser undurchlässige Thone sind. Dieser
mechanisch-chemische Umwandlungsprocess Hess aber auch Minerallösungen
entstehen, die thcils durch die natürlichen Abzugskanäle fortgeführt, theils
im Sumpfgebiet zurückgehalten wurden und dort Mineralstofie zur Aus-
31
Scheidung brachten. Ein solcher Bestandtheil ist das Eisen. Vergleicht
man chemische Analysen von Graniten im frischen und im angewitterten,
schliesslich im verwitterten Zustande, so erkennt man sofort eine relative
Anreicherung der Kieselsäure, der Thonerde und des Eisens, während der
Alkaliengehalt schnell abnimmt. Zum Vergleich dienen drei Analysen des
Granites vom Hauzenberg bei Passau.*)
I.
II.
III.
Si 0, . . .
Frisch:
Verwittert:
Gefüge gelockert
. 73,13
73,71
73,78
A1,U, . .
. 10,50
10,78
11,61
Fbj Oj . .
. 3,16
3,18
3,76
Mg 0 . . .
. 1,12
0,82
0,99
K,0 . . .
. 9,04
8,51
7,07
Na- 0 . . .
. 1,80
0,92
0,33
H,U . . .
. 0,46
0,92
1,76.
Diese Zunahme namentlich des Eisenoiydgehaltes unter gleichzeitiger
Abnahme des Gehaltes von Eisenoxydul wurde neuerdings von der geo-
logischen Landesuntersuchung des Grossherzogthums Hessen am Granit
von Weinheim**) beobachtet. In unserer Haide, wo in den Depressionen die
Verwitterung des Granites grosse Fortschritte gemacht und thonige Lagen
im Grunde geschaffen hat, sind nun die Bedingungen für die Abfuhr der
durch die Granitverwitterung geschaffenen Rückstände verschieden. Stellen-
weise wird nach der Vergrusung, d. h. nach dem schüttigen Zerfall der
Felsart, das zersetzte Gestein schnell seiner leicht abschlämmbaren Be-
standtheile, wie der Glimmerblättchen beraubt, es verliert beim Abrollen
der Grusbrocken in den Rinnsalen alsbald die braune, auf hohen Eisen-
gehalt deutende Färbung, und die in kürzester Frist abgerollten Körner
erscheinen dann als Bestandtheile des Sandes in den Bächen. Ein Ort,
wo man dies auf einer Strecke von wenigen Metern beobachten kann, ist
der. Wassergraben zur Rechten der Strasse, die von der Haidemühle auf-
wärts nach der Hofewiese führt. Nicht immer aber gelangen die Ver-
witterungsproducte gleich in schnellfliessende Gewässer. In den Sumpf-
regionen schwängern sich die stagnirenden Wasser mehr und mehr mit
Mineralsolutionen und es kommt alsbald zum Absatz dieser Producte,
namentlich der Eisenverbindungen gewöhnlich direct auf dem in der Zer-
setzung begriffenen Granitgesteiue, dessen Feldspath, mehr noch dessen
Glimmer das Eisen geliefert haben. So kommt es zur Bildung von Braun-
eisen, und wo organische Säuren mitwirken, zur Bildung von Raseneisen-
stein,***) während das in Lösung bleibende und vom fliessenden Wasser
Weggefährte Eisen sich entweder in den von den Abflussrinnen durch-
schnittenen Sandschichten ahsetzt und dieselben dann roth färbt oder durch
die Lebeusthätigkeit von Mikroorganismen allmählich ausgeschieden wird.
Es ist mir gelungen, in der Umgebung des Flügel C, zwischen
Schneise 16 und 14, wo man in diesem Frühjahr gerodet und neue Culturen
angelegt hat, die Verwitterung des Granites, der hier übrigens von einem
schönen Schriftgranitgang durchsetzt zu werden scheint, die Eisenab-
•) Zirkel; Petrographie II, S 31.
**) Urläntemngen zur geol. Karte des Grossherzogthums Hessen, IV. Lieferung:
Blätter Zwingenherg und Bensheim, S. 42.
**•) Vergl. Section Pillnitz, S. 56.
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Scheidung in Form von Brauneisen und Raseneisen nachzuweisen. Wir
sehen hier den übrigens nicht aufgeschlossenen, sondern nur in Form von
zahlreichen Fragmenten im Moorboden eingebetteten Granit mit einer
eisenschüssigen Verwitterungskruste auftreten, die sich bei fortschreitender
Zersetzung verdickt und auf welcher alsbald kleine Inkrustate von Braun-
eisen sich zeigen, bis endlich hei dem schaligen und schüttigen Zerfall des
alterirten Gesteines das Eisenerz die restirenden Granitkenie und den
sandigen Schutt verkittet und in mehr oder minder dicken, schwammigen
Lagen im Boden zur Ausscheidung gelangt. Was hier von dem Eisen-
gehalt in das Bereich der Abflussrinnen gelangt, erscheint alsbald als
schmierig rostbrauner Belag auf dem Boden der leise sickernden und träge
rinnenden Wasseradern. Die chemische Untersuchung der Brauneisenerze
ergab neben dem Eisenoxyd nur einen schwachen Gehalt von Manganoxyd,
ein Umstand, der seine Erklärung darin findet, dass die Granite über-
haupt entweder gar kein Mangan oder nur Spuren desselben enthalten.
Bekannt ist ein Mangangehalt eigentlich nur von britischen Graniten.
Auffällig bleibt nun noch, dass gerade in diesem Sumpfgebiet, wo die
färbenden Eisensolutionen Alles durchdringen, ganz schneeweisse Haide-
sande verkommen, und zwar entweder auf breiten, höher liegenden Moor-
rücken oberflächlich oder in den Ahflussrinnen schnellfliessender Ge-
wässer. Hier ist es das schnell zu Thal rinnende Wasser, auf höher ge-
legenen Moorrücken das aufschlagende Regenwasser, welches den Eisen-
schuss rasch auswäscht und Quarze und Granitkörner ohne Brauneisen-
steinhaut zurücklässt.
Interessant ist hier ein Vergleich mit der rasch fliessenden Priessnitz.
Zum Zwecke der Wasserversorgung der Militäranstalten der Albertstadt
hat man vor Kurzem drei Bohrlöcher unten im Grunde zwischen der
„Neuen Brücke“ und der „Kücheubrücke“ geschlagen, aber in den durch-
teuften Sandeu keine oder nur unbedeutende Spuren von Eisenschuss
beobachtet. Die Bohrlöcher stehen bei 26,50 m Tiefe im kiesigen Haide-
sande, der neben zahlreichen rosenrothen und gelben Quarzen in den Kies-
lagen auffällig viel Geschiebe von böhmischen Basalten aufwies, zum
Zeugniss dafür, dass auch hier die diluvialen Gewässer böhmisches Ge-
schiebeinaterial zum Absatz brachten.
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III. Ueber die Bedeutung der Milch als Nahrungsmittel.
Von Dr. med. Arthur Sohlossmaim.
Unter Milch versteht man ein Secret des thierischen Körpers, das
von gewissen Thierarten, nämlich den Säugethieren, und zwar im Allgemeinen
nur von den weiblichen Individuen dieser Klasse und auch nur in gewissen
Entwickelungsphasen ausgeschieden wird. Das Organ, dem die Secretion
der Milch zukoromt, sind bekanntlich die Brustdrüsen, die im Anschluss
an die der Befruchtung folgenden Vorgänge während der Schwanger-
schaft resp. Trächtigkeit sich successive entwickeln und so in der Lage
sind, nach der Geburt dem jungen Individuum, das bisher direct alles
zu seinem Aufbau Nöthige von der Mutter bezogen hatte, wenigstens in-
direct noch eine gewisse Zeit in ähnlicher Weise als Nahrungsquelle zu
dienen. Die Ernährung des eigenen Jungen, das ist also die Aufgabe der
Milch eines jeden Individuums und dieser seiner Aufgabe vermag die
Milch einer jeden Thierart auch vollständig gerecht zu werden, denn die ,
Milch jeder Thierart enthält alles das, was das betreffende Junge zum
Aufbau seines Körpers sowie zum Unterhalt seiner vitalen Functionen
wenigstens für eine gewisse Zeit seines Lebens bedarf. Hierüber lässt ja
schon die tägliche rirfahrung gar keinen Zweifel aufkommen, die uns
immer von Neuem zeigt, wie durch die Milch des mütterlichen Organismus
das junge Säugethier und allen voran der junge Mensch in seiner Ent-
wickelung gefördert wird. Da somit die Milch jeder Säugetliierart für
kürzere oder längere Zeit Individuen derselben Klasse als einzige Nahrung
dient und auch genügt, so müssen wir die Milch als ein Nahrungsmittel
im allerweitesten Sinne dieses Wortes auffassen. Ja, kein anderes Nahrungs-
mittel kann sich der Milch in dieser Beziehung an die Seite stellen, da
keins im Stande ist, für sich allein genossen dauernd dem Menschen in
irgend einer Phase seines Lebens alles das zuzuführen, was er zur Ver-
richtung der ihm obliegenden Lebensthätigkeiten bedarf. Ist die Milch
ein vollständiges Nahrungsmittel, das den Anforderungen des Säuglings
als einzige Nahrung ganz genügt, so muss sie auch alles enthalten, was
zur Unterhaltung des thierischen Lebens erfahrungsgemäss unbedingt
nöthig ist, uämlich Wasser, Eiweiss, Fett, Kohlehydrate und anorganische
Salze, denn aus diesen Bestandtheilen setzt sich ja bekanntlich der thierische
Körper zusammen, und da fortgesetzt einzelne Theile dieser Substanzen
zu Grunde gehen und ausgeschieden werden, so muss eben für ihren
Ersatz Sorge getragen werden. Dieser fundamentalen Anforderung wird
also die \Ulch in vollem Maasse gerecht, indem sie alle diese Bcstand-
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theile enthält. Ich füge liier gleich ein, dass das quantitative Verhältniss,
in dein die verschiedenen llestandtlieile der Milch zu einander stehen, ein
sehr verschiedenes ist, je nachdem von welchem Säugethiere die Milch
stammt; ja, auch bei ein und derselben Thierart ist ganz abgesehen von
individuellen oder durch die Ernährung bedingten Verschiedenheiten die
Zusammensetzung quantitativ keine ganz gleichmässige, sondern je nach
der seit der Geburt des Jungen verflossenen Zeit in gewissen Grenzen
differirend. Auf die Bedeutung dieser Thatsachen komme ich nochmals
zurück.
Die Milch aller Thierarten ist eine weissliche bis weisslich- gelbe
Flüssigkeit, die zum grössten Tbeile aus Wasser besteht und die übrigen
Bestandtheile theils gelöst, theils in suspendirtem Zustande enthält. Be-
trachten wir zunächst den Wassergehalt, so ist derselbe bei den ver-
schiedenen Thierarteii ganz besonderen Schwankungen unterworfen und
übt natürlich auf Farbe und Coiisistenz der Milch einen ganz hervor-
ragenden Einfluss aus. So enthält z. B. die Milch des Delphins nur etwa
48 ®/p Wasser, während bei den uns vorwiegend interessirenden Miloharten,
nämuch der Kuhmilch und etwa noch der Frauenmilch, auch vielleicht
noch der Ziegen- und Eselsmilch der Wassergehalt ein bedeutend höherer
ist und zwischen 86 und 90 “ „ schwankt (siehe auch Tabelle auf Seite 38).
In dem das Constituens der Milch bildenden Wasser gelöst finden
sich die Kohlehydrate, die anorganischen Salze und ein Theil der stick-
stoffhaltigen Substanzen. Von Kohlehydraten findet sich in der Milch
aller uns interessirenden Thierarten ein und dasselbe und zwar nur dieses
eine, nämlich der Milchzucker. Der Milchzucker gehört zu der Klasse der
Disaccharide und es ist eine jedenfalls auffällige und bis jetzt noch nicht
genügend erklärte Thatsache, warum die Milch gerade ausschliesslich einen
, ilepräsentanten dieser Zuckerart enthält an Stelle der sonst im Thierkörper
verbreiteteren Monosaccharide. Diese Thatsache wird um so auffallender,
wenn wir berücksichtigen, dass der Milchzucker im Organismus des jungen
Individuums erst wieder in Monosaccharide gespalten wird, ehe er zur Ver-
brennung gelangt. Es zerfällt der Milchzucker dabei in seine beiden
Componenten, in Galactose und De.xtrose. Somit findet in der Milchdrüse
zunächst eine Synthese statt; denn unzweifelhaft wird der Milchzueker
daselbst aus den He.\osen des Blutes aufgebaut, und dieses synthetische
l’roduct wird im jugendlichen Organismus sofort wieder gespalten. Man
könnte nun daran denken, dass die Bindung der beiden Uexosen als ein
Vorgang aufzufassen sei, der dazu dient, dem jugendlichen Organismus Spann-
kräfte zuzuführen derart, dass durch die Spaltung des Milchzuckers mehr
tVärmequellen zugeführt würden, als wie wenn einfach die beiden Uexosen
direct consumirt würden. Diese von mir ursprünglich gehegte Anschauung
ist jedoch eine irrige, denn wie mir Herr l’rofessor Ostwald, au den ich
mich als die auf diesem Gebiete hervorragendste Capacität wandte, freund-
lichst mittheilte, beträgt die Verbrennungswärme der Galactose 6586 Calorien,
die der Dextrose 6646 Calorien, in Summa also 13 232 Calorien, die des
Milchzuckers 13 259 Calorien (alles auf ein Gramm Molekulargewicht be-
rechnet). Es wird somit also beim Zerfall des .Milchzuckers eine geringe
Wärmemenge gebunden, da diese aber nur 2 pro Mille von der gesammten
Verbrennungswärme bidrägt, so kommt sie praktisch nicht in Betracht.
Dahingegen weist mich l’rofessor Ostwald auf ein anderes Moment hin, das
in der That sehr beachtenswerth ist und uns den Schlüssel für die bc-
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sprochene Erscheinung an die Hand geben dürfte. Es liegt ja die Noth-
wendigkeit vor, dass der mütterliche Organismus den Milchzucker aus dem
Blute aufspeichern muss, da ja die Zellen der Brustdrüse und das diese
umspülende Serum während der Ruhezeiten, während der Zeiten also, in
welchen Anforderungen an die Drüse nicht gestellt werden, dafür besorgt
sein müssen, alle die Stoffe, die bei der Milchausscheidung von Nöthen sind,
in grösserer Menge in Vorrath bereit zu stellen. Der Organismus des Kindes
hat umgekehrt die Aufgabe, den Milchzucker der Verdauung zugänglich
zu machen. Da nun aller Wahrscheinlichkeit nach Milchzucker schwerer
dissociirt als seine Bestandtheile, so ist seine Bildung in der Milchzelle
ein ebenso nützlicher Vorgang als seine Spaltung im Darme des Kindes.
Was die Menge an Milchzucker anbetriff't, die in den verschiedenen Milch-
arten enthalten ist, so steht die Frauenmilch obenan mit einem Gehalt
von 6, ja sogar häufig noch höherem bis zu 7 ®/„ reichendem Gehalt,
während die Kuhmilch nur 3,5—4 "L aufzuweisen hat; Ziege und Esel
stehen in dieser Beziehung zwischen Kuh und Mensch. An anorganischen
Bestandtheilen übortrifft die Kuhmilch ganz bedeutend die der anderen
Hausthiere sowie des Menschen; ihr nahe steht die Ziege, es folgen Esel
und Mensch. Der Gehalt an Salzen beeinflusst im Speciellen ebenso wie
die Gesammtzusammensetzung der Milch überhaupt die Entwickelung des
jungen Individuums und so konnte erst vor Kurzem Pröscher*) in Bunge's
Laboratorium zeigen, wie der Aschengehalt und die Gewichtszunahme
in einem ganz eclatanten Verhältniss zu einander stehen. Dabei ergiebt
sich Folgendes: Es verdoppelt sein Gewicht von der Geburt ab
der Mensch in 180 Tagen, Asche der menschlichen Milch 2,2
das Pferd „ 60 „ Aschengehalt der Milch . . 4,1
das Rind „ 41 „ „ „ „ . . 8,o
der Hund „ 8 „ „ „ „ . . 13,1 pro Mille.
In ähnlicher Weise habe ich**) bereits vor geraumer Zeit auf den
Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung der Milch und der Ent-
wickelung der verschiedenen Thierarten hinweisen können.
Gelöst finden sich endlich in der Milch gewisse stickstoffhaltige Be-
standtheile der Milch, so in erster Linie die sogenannten Extractivstoffe,
die wohl in keiner Milch fehlen und die direct aus dem Blute stammen.
Erwähnenswerth, weniger durch die Wichtigkeit, die sie für den Werth
der Milch besitzen, als durch die Regelmässigkeit ihres Vorkommens, sind
Harnstoff, Kreatin und Kreatinin. Ungleich bedeutungsvoller sind die-
jenigen stickstoffhaltigen Substanzen, die in der Milch gelöst enthalten
sind und sich unbedingt nur zu den Eiweisskörpern rechnen lassen. Es
enthält nämlich die Milch aller Thiere, soweit man bisher dieselbe darauf-
hin untersucht hat, ebenso wie die der Frau ausser dem Hauptmilch-
eiweisskörper, dem Casein, noch andere Eiweissköq)er, die sich gerade in
Bezug auf die Art und Weise, wie sie in der Milch enthalten sind, von
diesem unterscheiden. Das Casein nämlich ist nicht eigentlich in der
Milch gelöst, es ist vielmehr in derselben in einem Zustande enthalten,
den man als den der colloidalen Quellung bezeichnen kann. Gerade in
neuester Zeit haben ja derartige colloidale Körper das Interesse der
*) Zeitsebr. für physiol. Chemie, Bd. XXIV.
•*) Zeitsebr. für physiol. Chemie, Bd. XXII.
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36
Chemiker in hohem Grade erregt und ich brauche nur an die Mittheilungen
der Herren Professor von Meyer und l)r. Lottermoser in dieser Gesell-
schaft über das von ihnen dargestellte colloidale Silber und Quecksilber
zu erinnern. Nun, ganz ähnlich scheint die Sache sich bei dem Casein
zu verhalten, auch dieses findet sich in einem colloidaleu Zustande in der
Milch. Neben dem Casein enthält nun die Milch noch andere Eiwoiss-
körper, die im Gegensatz hierzu wirklich gelöst sind. Es sind dies
Globulin und vor Allem ein Albumin, also ein Körper, der dem Serum-
albumin des Blutes und dem Ovalbumin des Hühnereies sehr nahe steht
und mit diesen die Eigenschaft gemein hat, bei höheren Temperaturen
zu coaguliren, andererseits aber sehr leicht resorbirbar zu sein. In
Bezug auf das Verhältniss, in dem Casein zu dem gelüsten Eiweiss steht,
finden sich nun ganz eclatante Unterschiede zwischen den verschiedenen
Milcharten. Wenn auch so manches in dieser Beziehung noch strittig
ist, so lassen sich doch zwei Thatsachen als fest erwiesen annehmen,
erstlich einmal, dass die Milch aller Thierarten unmittelbar nach der
Gebm’t des Jungen wesentlich mehr an gelöstem Eiweiss im Verhältniss
zum Gesammteiweiss enthält, als in späteren Stillperioden. Das geht so
weit, dass die Milch der ersten Tage oder Wochen so viel gelöstes Eiweiss
und zwar im Speciellen gerade Lactalbumin enthält, dass dieses seine
Eigenschaft, bei Erliitzung zu gerinnen, auf die gesammte Milch überträgt.
Wenn Sie also eine solche .Milch sieden, so gerinnt dieselbe in feinen
Klocken. Man benennt eine solche Milch, die sich auch anderweit in
Bezug auf ihre Zusammensetzung noch wesentlich von der der späteren
Milchporiode unterscheidet, Colostrum. Die.ser colostr.ale Zustand der Milch
hält bei den verachiedenon Thierarten verschieden lange an, im Allgemeinen
etwa 10 Tage in maxiino. Es nimmt alsdann der Gehalt an Lactalbumin
ganz wesentlich ab. Als zweite Thatsachc in dieser Beziehung müssen
wir aber daran festhalten, dass keine andere Milchart relativ im Verhältniss
zum Gesammteiweiss soviel Albumin dauernd enthält als die Frauenmilch.
Hierin ist einer der Hauptunterschiede zwischen Frauen- und Kuhmilch
begründet, hierin liegt aber auch die Ursache zu der ebenso bedauerlichen
als bisher durch nichts aus der Welt zu schaffenden Thatsache, dass
S.äuglinge die Kuhmilch um so viel schlechter vertragen als die Mutter-
milch. Der Grund für diese Thatsachen wird uns leicht verständlich,
wenn wir uns vergegenwärtigen, welche Schicksale denn die Eiweisskörper
der Milch bei ihrer Verdauung im thierischen Organismus erleiden. Wenn
die Milch in den Magen kommt, so gelangt dieselbe nämlich zur Gerinnung.
Diese Gerinnung beruht dar.auf, dass das Casein ausgefällt wird und zwar
kommt diese Ausfällung durch zwei Momente zu Stande, einmal nämlich
durch die saure Keaction des Magensaftes, die in erster Linie durch den
Gehalt an Salzsäure desselben bedingt ist, und zweitens durch die Gegen-
wart eines durch die Magendrüsen abgeschiedenen Fermentes, des Lab-
fermentes, dem eben die merkwürdige Eigenschaft zukommt, die Gerinnung
des Caseins herbeizuführen. Wenn Sie den Labmagen eines Kalbes mit
Glycerin ausziehen und sich auf diese Weise eine Lablösung beschaffen,
oder wenn Sie ein getrocknetes Stück Kalbsniagen in eine beliebig grosse
Monge Milch, in .5 — 10 Liter werfen und die -Milch etwa eine halbe Stunde
auf Körpertemperatur — 37 Grad Celsius — erwärmen, so gerinnt die ge-
sammte Milch zu einem dicken Kuchen, über dem eine durchsichtige
Flüssigkeitsschicht, das Milchseium, steht, das aus dem Wasser, den Kohle-
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hydraten, den Salzen sowie dem gelüsten Eiweiss besteht, während das
ganze Casein ausgefällt ist und eben den vorerwähnten Kuchen bildet.
Aehnlich wohl, aber nicht gerade analog, ist das Schicksal der Milch im
Magen des lebenden Thieres, nur kommt es hier nicht zur Bildung eines
zusammenhängenden Coagulums, vielmehr bewirkt die motorische Kraft
des Magens, dass der Inhalt desselben bei der V’erdauung fortgesetzt be-
wegt wird, es bilden sich dabei also statt eines zusammenhängenden
Gerinnsels zahlreiche kleine. Die Grösse und die Festigkeit dieser Ge-
rinnsel ist nun einerseits eine recht verschiedene je nach der Milchart,
denn offenbar ist das Casein der verschiedenen Milcharten nicht ein und
derselbe Körper, sondern es sind chemisch verschiedene, wenn auch zu
einer grossen Familie gehörige Körper. Die verschiedenen Caseinarten
haben aber die Eigenschaft, verschieden zu gerinnen, und zwar gerinnt
am feindockigstcn das Casein der Frauenmilch, während das der Kuh-
milch im Gegensatz hierzu sehr compacte, zähe Gerinnsel bildet. Aber
noch durch andere Umstände wird die Gerinnungsart des Caseins beeinflusst.
So bängt dieselbe wesentlich von dem Fettgehalt der Milch mit ab, indem
die Coagula um so feinflockiger, um so zarter werden, je mehr Fett in
der Milch enthalten ist. Der weit verbreitete Glaube, dass eine magere
Milch leichter zu verdauen ist als eine fette, ist daher in dieser Allgemein-
heit gefasst als Irrthum zu bezeichnen. Weiter hängt die Gerinnungsart
des Caseins von der procentualcn Menge ab, die dieselbe an Casein ent-
hält. Eine Milch, die wenig Casein enthält oder bei der der Case'ingebalt
durch Verdünnen herabgesetzt worden ist, wird immer feinflockiger aus-
gescbieden werden als eine mit höherem Caseiugehalt. Endlich spielt in
gleicher Richtung auch die Gegenwart von gelöstem Eiweiss eine bedeu-
tende Rolle. Aus allen diesen Punkten ist ersichtlich, dass die Frauen-
milch vor der Kuhmilch — ich will mich auf die Gegenüberstellung dieser
beiden Milcharten beschränken — in jeder Beziehung den Vortheil der
feineren Caseingerinnung voraushaben muss. Denn einmal enthält die
Frauenmilch ein Casein, das schon an und für sich ungleich feiner
gerinnt, dann enthält die Frauenmilch noch nicht einmal ganz 1 "/o
Casein, während die Kuhmilch gegen 3 % aufzuweisen hat, ferner
ist die Frauenmilch relativ viel fettreicher, denn dieselbe schwankt in
ihrem Fettgehalt zwischen 3 und 4 während unsere Marktmilch
selten viel über 3 enthält, endlich aber finden wir in der Frauen-
milch ganz bedeutende Mengen gelösten Eiweisses, während die Kuh-
milch hierin sehr arm ist. So sind denn alle Bedingungen gegeben,
ilie dazu führen müssen, dass die I’rauenmilch im kindlichen Magen sehr
fein und zartflockig gerinnt, während die Kuhmilch in zähen compacten
Coagulis durch den Magensaft niedergeschlagen wird. Die Art der Milch-
gerinnung ist aber von allergrösstem Einfluss, denn die Ausscheidung in
Coagulis bedeutet ja nur den ersten Schritt bei der Verdauung, müssen
doch nunmehr die Milchgerinnsel ordentlich von den Säften des Magens
und des Darmes durchtränkt wenlen und die Caseinflocken wieder gelöst
und in solche Eiweisskörper übergeführt werden, die sich zur directen
.Aufsaugung durch die Drüsen des Darmes eignen. Es ist aber ohne
Weiteres leicht verständlich, dass eine feine zarte Caseinflocke leichter
von den Verdauungssäften angegrifieu und gelöst werden kann, als ein
zähes dickes Coagulum. Der Vortheil der Frauenmilch vor der Kuhmilch
ist somit ein doppelter, erstlich enthält dieselbe einen namhaften Theil
• -lugle
ea C“
38
ihres Eiweisses gar nicht als Casein, sondern als Albumin, und dieser
Eiweisskörper braucht gar nicht erst coagulirt und wieder gelöst zu werden,
sondern kann direct im Magen und Darm aufgesaugt werden, andererseits
wird das Casein der Frauenmilch bei der Verdauung des Kindes feiner
ausgeschieden und rascher und vollständiger wieder gelöst. Ungelöste
Eiweissmassen, die, um verdaut zu werden, lange im Darme weilen müssen,
bilden aber eine grosse Gefahr für das betretl'ende Individuum, da es
alsdann leicht zur Fäulniss und zur Zersetzung der im Darmkanal stagni-
renden Eiweissmassen kommen kann, ilie zu den schwersten Erscheinungen,
zu langwierigen Darmkatarrhen und dem erschreckenden Hilde der Kinder-
cholera zu führen vermögen. Der Verdauungsapparat des Menschen und
vor Allem der des Kindes, ist eben von dem des Thieres — hier des
Kalbes — wesentlich verschieden eingerichtet. Wer je den mächtigen Magen
eines neugeborenen Kalbes und dasselbe Organ eines jungen Kindes ge-
sehen hat, dem wird es auch völlig selbstverständlich erscheinen, dass
eine Aufgabe, die von dem ersteren spielend gelöst wird, von dem letzteren
nicht verlangt werden kann, und dass jeder Versuch zu dauernden Schä-
digungen führen muss. Von der Darreichung unverdünnter Kuhmilch ist
man denn auch wenigstens bei jüngeren Säuglingen völlig abgekommen
und versucht auf mancherlei mehr oder weniger zweckmässige Art und
Weise die Unterschiede zwischen Kuh- und Frauenmilch auszugleichen,
deren Erörterung an dieser Stelle uns freilich zu weit führen würde.
Durchschnittliche Zusammensetzung der Milch in Procent:
Frau
Kuh
Ziege
Esel
Fett ....
3,5 -4,0
3,0 — 3,6
3,6 — 4,0
0,3 — 1,0
Eiweiss . . .
0.8 — 1.2
3,0 — 3,6
2,8— 3,8
1,2— 1,8
Milchzucker
6,0 — 7,0
3,5 — 4,5
4,0— 4,5
4,6 — 6,5
Salz ....
0,25
0,70
0,70
0,35
Wasser . . .
88—89
87—88
GO
1
00
88—89
M’'as das Fett der Milch nnbetrifft, so ist es in derselben in feinsten
kleinen Tröpfchen suspendirt und keineswegs in gelöstem Zustande. Um
das in der Milch suspendirte Fett zu lösen, ist es nöthig, die feine aus
Eiweiss bestehende Membran, die jedes dieser nur mikroskopisch wahr-
nehmbaren Fetttröpfchen umgiebt, zu lösen, was durch eine geringe Menge
von Säure oder Uauge mit Leichtigkeit geschehen kann. Alsdann kann
man das .Milchfett in Aether oder Amylalkohol lösen und seine Menge
gewichtsanalytisch, volumetrisch oder aerometrisch feststellen. Wie schon
erwähnt, beträgt der Fettgeh.alt unserer Marktmilch in der Hegel 3 “L,
bei geeigneter Fütterung gelingt es aber, eine Kuhmilch zu erzielen, die
ungleich fettreicher, die 4, ja 5 Fett enthält. Die Frauenmilch enthält
in der Regel 3’/« — 4% Fett, doch spielt auch hier die Ernährung eine
wichtige Rolle. Etwa gleich in Hezug auf den Fettgehalt kommt der
Frauenmilch der Fettgehalt der Ziegenmilch, während die Fiseismilch, die
eine veraltete Lehranschauutig für der Muttermilch sehr ähnlich hielt, von
dieser aber sich mehr als irgend eine andere Milchart unterscheidet, kaum
1 " häutig sogar noch viel weniger Fett enthält und sich somit als völlig
ungeeignet zur Ernährung von Säuglingen erweist, für die schon der hohe
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39
Preis hinderlich sein würde. In Bezug auf die Art, in der sich das Fett
in der Milch findet, wäre noch zu erwähnen, dass die Fettkügelchen
am kleinsten, dass die Vertlieilung derselben am feinsten in der Frauen-
milch ist, während die Milch aller übrigen Thierarten grössere Fett-
tröpfchen enthält.
Die Zusammensetzung der Milch lässt es ohne Weiteres als verständ-
lich erscheinen, dass die Ausnutzung, die die Milch im menschlichen Ver-
dauungskanal erfahrt, eine ganz vorzügliche ist. Das letzte Wort über
diese i'rage ist zwar noch nicht gesprochen, doch lässt sich so viel mit
Sicherheit sagen, dass in vielen Fällen, vor Allem dann, wenn keine allzu
reiche Zufuhr statthat, der Säugling die Muttermilch nahezu ideal ausnutzt,
das heisst, dass alle in der Nahniug enthaltene Energie auch seinem Organis-
mus zu Gute kommt und nicht unverbraucht wieder ausgeschieden wird.
In ganz besonderem .Maassstabe gilt dies für die Kohlehydrate, nicht viel
weniger für das Eiweiss, während von Salzen und Fett sich mitunter
etwas grössere Mengen in den Stühlen wiederfinden, doch dürfte nur
ausnahmsweise der V^erlust mehr als 10 betragen, wenn die Er-
nährung eine genau beobachtete war. Etwas schlechter, immerhin aber
noch ausgezeichnet wird die Kuhmilch vom Kinde wie vom Erwachsenen
ausgenutzt. Während aber für das Kind die Milch als einzige Nahrung
genügt, ja, während der ersten Monate seines Lebens sogar seine einzige
Nahrung bilden muss, wenn anders man seine Lobensaussichten nicht ge-
fährden will, kann man einen Erwachsenen nicht dauernd rationell mit
Milch ernähren, wie eine kurze Betrachtung der einschlägigen Verhältnisse
uns ohne Weiteres erkennen lässt. Ein erwachsener arbeitender Mann
bedarf täglich, um die Ausgaben seines Stoffwechsels zu decken, 105 Gramm
Eiweiss, 50 Gramm Fett und 400 — 500 Gramm Kohlehydrate. Diese be-
nöthigten 105 Gramm Eiweiss würden sich in 3'/a Liter Milch finden (pro
Liter 3 ®/„ Eiweiss gerechnet), mit diesen 3' „ Liter Milch würde der Be-
treffende auch 105 Gramm Fett consumiren, an Kohlehydraten jedoch kaum
140 Gramm aufnehmen. Nun enthalten ja die 3'/.^ Liter Milch statt der
benöthigten 50 Gramm Fett deren 105, also 55 Gramm mehr, und diese
55 Gramm Fett entsprechen etwa 125 Gramm Kohlehydrat, da 1 Gramm
Fett 9,3 Calorien, 1 Gramm Kohlehydrat 4,1 Calorien ausmacht, und bei
der Ernährung des Erwachsenen eine Vertretung der einzelnen Nahrungs-
mittel in gewissem Grade nach ihrem Calorienweithe möglich ist. Immer-
hin würden dem mit 3 Liter Milch genährten Individuum noch 140 bis
240 Gramm Kohlehydrat fehlen. Es müsste somit hierfür eine entsprechende
Menge Brot mitgenossen werden. Eine ausschliessliche Milchernähruug
hat übrigens den Nachtheil für Erwachsene, dass sich gegen den ausschliess-
lichen Gennss von Milch in Bälde ein Widerwille einstellt. Ist eine aus-
schliessliche Milebernährung, abgesehen vom frühen Kindesalter, .also un-
rationell und verwerflich, so ist doch die Milch ein ganz vorzügliches und
überaus wohlfeiles Hilfsmittel bei der Ernährung und verdiente als solches
sogar noch viel mehr Beachtung, als ihr hier bei uns zu Theil wird.
Ganz besonders in der Form der milchhaltigen Mehlspeisen, wie man
solche in Oesterreich und auch in Süddeutschland geniesst, kann dieselbe
für die Tafel von Arm und Reich empfohlen werden. Wie billig man in
der Milch Nährstoffe zu kaufen bekommt, zeigt folgende Rechnung: Für
eine Mark erhält man circa 6 Liter Milch mit 180 (Jramm Eiweiss, 180 Gramm
Fett und mit 240 Gramm Kohlehydraten. Für dasselbe Geld erhält man
ea D"
40
1 Kilo Ochsenfleisch und dabei sogar blos eine geringe Qualität, und mit
diesem Kilo mageren Ochsenfleisches 210 Gramm Eiweiss, 17 Gramm Fett
und so gut wie gar keine Kohlehydrate. Hierbei ist pro Pfund Rindfleisch
nur 50 Pf. gesetzt, was entschieden doch bei den heutigen Fleischpreisen
zu niedrig gegriffen sein dürfte.
Aus dem eben Angeführten geht hervor, welclie Bedeutung die Milch
als Nahrungsmittel hat, und lässt es erklärlich erscheinen, dass der Milch-
consum ein ganz bedeutender ist, und die Milchgewinnung und der Ver-
kehr und Handel mit Milch eine Ausdehnung angenommen hat, die der
ferner Stehende in der Regel wohl unterschätzen dürfte. So consumirt
Dresden — ich entnehme diese Zahlen einer sehr lesenswerthen Schrift
des Herrn Dr. Pfund — täglich etwa 90000 Liter Milch, von denen 5600
in der Stadt selbst producirt werden, 33000 Liter werden per Wagen von
den umliegenden Ortschaften eingeführt und 51000, also der bei Weitem
grösste Theil, kommt per Bahn, also wie man wohl annchmen kann, aus
dem weiteren Umkreise der Stadt. Dabei erweist sich Dresden durchaus
nicht als eine stark Milch consumirende Stadt, da ja pro Tag und Kopf
noch nicht einmal ein Drittelliter verbraucht wird.
Ein derartiger Consumartikel, als den wir somit die Milch betrachten
müssen, wird natürlich, umsomehr als sehr zahlreiche und ökonomisch
schwache Hände bei Gewinnung, Transport und Verkauf in Betracht kommen,
menschlicher Habsucht als willkommenes Ausnutzungsobject dienen, und
in der That giebt es kein Nahrungsmittel, das so oft verfälscht oder
minderwerthig in den Handel gebracht wird, deshalb ist die Aufmerksam-
keit der Behörden schon seit langer Zeit auf den Wandel und Handel der
Milch gerichtet.
Fassen wir zunächst die Verfälschungen, denen die Milch ausgesetzt
ist, ins Auge, so ist als die häutigst vorkommende diejenige anzuseheu,
die durch Wasserzusatz das Volumen der Milch vermehren, und, da ja
allgemein nach volumetrischen Maassen gekauft wird, somit die zu er-
zielende Einnahme erhöhen will. Der Nachweis des erfolgten Wasser-
zusatzes kann mit grossen Schwierigkeiten verknüpft sein, vorausgesetzt,
dass der Milchfälscher vorsichtig zu Werke geht, was ja glücklicherweise
nicht der Fall zu sein pflegt. So vennag der Nachweis von Salpetersäure,
die sich im Brunnenwasser fast ausnahmslos findet, während sie der reinen
Milch stets fehlt, schon zur Erkennung des Wasserzusatzes hinzuführen.
An und für sich wird ja ein Wasserzusatz zur Milch sogar häufig nöthig
sein, wenn man dieselbe zum Beispiel kleinen Kindern geben will, und
natürlich kann man einer Mutter, die ihrem Säugling die .Milch ent-
sprechend verdünnt, keine Fälschung vorwerfen. Die Benachtheiligung
aber, die der Milchkäufer durch den Wasserzusatz seitens des Milch-
producenten oder seitens des Milchhändlers erfährt, liegt einmal darin,
dass die werthvollen, der Ernährung dienenden Bestandtheile hierdurch
verdünnt werden, der Käufer somit weniger davon erhält, als er in dem
Glauben, reine Milch zu erhalten, bezahlt. Andererseits ist das zu-
gesetzte Wasser aber meist von recht frngwünliger Güte und Reinheit
und kann so direct zu Gcsundheitsschädiguugen führen. Da sich ein be-
deutenderer Wasserzusatz, besonders wenn derselbe zu an und für sich
schon nicht sehr guter Milch erfolgt, sich leicht durch die durchsichtige
bläuliche Farbe der so behandelten Milch verräth, so wird nicht selten
durch Zusatz von Stärke, Mehl oder sogar von Gyps die Farbe wieder
ea cy vjcjuglc
41
aufgebessert. Natürlich ist der Nachweis dieser Körper unschwer zu er-
bringen.
Eine weitere und wohl die allerhäufigste betrügerische Manipulation,
der die Milch unterworfen wird, ist die des Abrahmens. Bekanntlich ist
die Sahne, das Milchfett das relativ Werthvollste an der ganzen Milch,
da diese ja in ihrer Verarbeitung zu Butter sowie in ihrer Verwendung
als Sahne und Schlagsahne viel begehrt ist. Es liegt also sehr nahe,
dass man die Milch durch Abschöpfen des sieh oben abscheidenden
Fettes von einem Theil ihrer werthvollsten Nährsubstanzen beraubt. An
und für sich ist ein derartiges Vorgehen durchaus nichts Ungerechtes und
geschieht in allen Molkereien, ja die moderne Technik hat sogar vortreff-
liche Apparate ersonnen, mit Hilfe deren es möglich ist, das Fett aus der
Milch so gut wie vollständig abzuscheiden. Die so mit Centrifugen ent-
fettete Milch nennt man Magermilch. Unbedingt nöthig und zu verlangen
ist es nun aber, dass der Käufer der Milch genau weiss, ob er sämmt-
liche von vornherein in der Milch befindliche Bestandtheile der Milch auch
wirklich erhält oder ob solche derselben entnommen worden sind. Daher
fordert mit Recht die Behörde, dass jedes Milchgefäss eine genaue Be-
zeichnung trägt, ob in derselben Magermilch oder Vollmilch enthalten ist.
So kann sich der Käufer genügend orientiren und entweder eine Milch
erstehen, die nur einen Theil der naturgemäss in ihr vorkommenden Nähr-
stoffe enthält, oder aber eine, die in dieser Beziehung vollwerthig ist.
Der Kauf von Magermilch bedeutet übrigens keinen Nachtheil, sondern
vielmehr sogar einen Vortheil für den Käufer und ist daher armen Leuten
anzurathen, denn der Marktpreis der Magermilch ist im Verhältniss zu den
darin enthaltenen Nährstoffeinheiten ein geringerer, wie die folgende Er-
wägung zeigt: Ein Liter Vollmilch enthält in 30 Gramm Fett 273 Calorien, in
30 Gramm Eiweiss 123 Calorien und in 46 Gramm Milchzucker 184 Calorien,
zusammen 680 Calorien; ein Liter centrifugirte Magermilch enthält etwa
3 Gramm Fett entsprechend 27 Calorien, wieder 30 Gramm Eiweiss mit
123 Calorien und 46 Gramm .Milchzucker mit 187 Calorien, zusammen
333 Calorien. Es enthält also die Magermilch etwa 66 % ‘l^r in der Voll-
milch zu findenden Nährstoffe in Calorien, der Preis derselben ist jedoch
nur wenig mehr als ein Drittel der Vollmilch, da nach der Regel für einen
Liter gute Vollmilch 18, für einen Liter Magermilch nur 7 Pf. gezahlt
werden. Die Magermilch ist somit nicht nur aljsolut, sondern auch relativ
billiger als die Vollmilch. Freilich muss das dabei weniger verabreichte
Fett auf andere Weise dem Organismus zugeführt werden. Ganz anders
ist die Entrahmung natürlich zu beurtheilen, wenn dieselbe ohne Vorwissen
des Käufers geschehen ist, wie dies überaus häufig vorkoramt. F^s sind
daher gesetzliche Bestimmungen getroffen, die der Entrahmung der Milch
Einhalt gebieten sollen. Doch leiden alle hierauf abzielendcn Maassregeln
unter der Schwierigkeit, sie exact durchzuführen. Da nämlich der Fett-
gehalt bei verschiedenen Kühen — und um Kuhmilch handelt es sich ja
so gut wie ausschliesslich — nach Rasse und Emährungsart äusserst ver-
schieden ist, so lässt sich natürlich keine Zahl finden, die wirklich als
stricte Grenze aufgefasst werden kann, bis zu der der Fettgehalt in minimo
sinken darf. An verschiedenen .Orten ist diese Grenze verschieden hoch
angenommen, hier bei uns beträgt dieselbe zur Zeit 3 °/^. Fintbält also
eine Milch weniger als 3 Fett, so wird angenommen, dass dieselbe ent-
weder abgerahmt oder mit Wasser verdünnt worden ist. Nach beiden
42
Seiten liin wird diese Annalime freilich im einzelnen Falle falsch sein
können. Einmal steht es nämlich demjenigen Milchproducenten oder Milch-
händler, dessen Milch etwa 3*/i — 4“/„ oder mehr Fett enthält, frei, seine
Milch his auf einen Fettgehalt von 3% abzurahmen, ohne dass er für
diese That Entdeckung oder Strafe zu erwarten hat, andererseits kann
es aber auch Vorkommen, dass eine Milch wirklich nur 2,9 oder sogar
noch weniger Fett enthält, ohne dass irgend ein betrügerischer Eingriff
erfolgt ist, und der Betreffende kann somit in den falschen Verdacht der
Milchpanscherei kommen. Die Controle der Milch erfolgt hier durch Beamte
der Wohlfahrtspolizei, die alle diejenigen Milcharten, die ihnen verdächtig
erscheinen, der Behörde zur Vornahme der chemischen Analyse anzuhalten
haben. Zur vorläufigen Bestimmung des Fettgehaltes an Ort und Stelle der
Entrahmung dienen calorimetrische Methoden, verbunden mit der Bestim-
mung des specitischen Gewichts. Alle diese Methoden sind vollkommen un-
genügend und cs steht zu erhoffen, dass seitens der Wohlfahrtspolizei
nunmehr eine neue zur Einführung gelangt, die allen Anforderungen , die
man an eine marktpolizeiliche stellen darf, genügt, und zwar sowohl in
Bezug auf die Einfachheit und Schnelligkeit in der Ausführung, als auch
in Bezug auf die Genauigkeit. Es ist dies die Gerber’sche Methode, die
vermittelst einer IlugersholTschen Centrifuge volumetrisch den Fettgehalt
der Milch ermittelt. Es werden zu diesem Zwecke in bestimmten graduirten
Messgefässen 11 Cubikeentimeter .Milch mit 10 Cubikeentimeter concentrirter
Schwefelsäure versetzt und hierdurch die Eiweisskörper zunächst ausgefällt
und alsdann wieder zur Lösung gebracht; hierauf wird 1 Cubikeentimeter
Amylalkohol zugesotzt, der das Fett in durchsichtiger Flüssigkeit löst, und
das Gemisch gut centrifugirt. Man vermag in kuraerZeit den Fettgehalt direct
abzulesen. Die ganze Methode gestattet, eine grosse Anzahl von Bestimmungen
zu gleicher Zeit vorzunehmen, und ich kann aus vielen Hunderten von Unter-
suchungen, die ich auf diese Weise mit der Milch verschiedener Thierarten
vorgenommen habe, bestätigen, dass die Bestimmung eine überaus genaue
ist, die mit den gewichtsanalytisch gefundenen Uesultaten sehr gut überein-
stimmt.
Die Abrahmung der Milch hat uns schon darauf hinweisen lassen,
dass manche Milch nur sehr wenig Fett enthält; und solche Milch, die von
vornherein sehr fettarm ist, müssen wir als minderwerthig bezeichnen.
Statt im Melkeimer verdünnen nämlich manche Milchproducenten die Milch
schon im Euter des Thieres, indem sie demselben eine wasserreiche, an
festen Bestandtheilen, vor Allem an Fett arme Xahrung gewähren. Auf
diese Weise bringen sie die Kühe dahin, viel, aber fettarme .Milch zu geben.
Die Grossconsumenten wissen sich nun neuerdings sehr gut gegen derartige
.Manipulationen zu schützen, indem sie die .Milch nicht mehr per Liter,
.sondern nach dem gelieferten Fett bezahlen. Sie untersuchen jeden Tag
auf die vorhin angedeutete Weise die zur Ablieferung gebrachte .Milch und
bezahlen dieselbe je n.ich ihrem Fettgehalte mit höherem oder geringerem
l’reise. Eine immer weitere Verbreitung dieser Maassnahmen lässt er-
hoffen, dass die Landwirthe mehr und mehr auch in ihrem Interesse
darauf sehen werden, eine fetthaltige Milch zu produciren.
Als minderwerthig ist ferner ausnahmslos alle Milch zu bezeichnen,
die von kranken Thiercn stammt. Dem Laien erscheint dies eigentlich
ganz selbstverständlich, doch ist man in Wirklichkeit noch sehr weit
davon entfernt, diese Forderung des Hygienikers anzuerkennen. Ja, vor
,.jglc
43
nicht langer Zeit hat ein Oekonom in der vom preussischen Ministerium
zur Besprechung dieser Fragen zusammengerufenen Commission erklärt,
dass bei Durchfühning einer solchen Forderung die Landwirthe es sich
wohl überlegen würden, weiter Milch wirthschaft zu betreiben. Diese
Behauptung entbehrt jeder Berechtigung, denn diejenigen Oekonomen,
die ausschliesslich gesundes Vieh zur Milchgewinnung benutzen, machen
hierbei brillante Geschäfte. Betrübend ist allerdings die Thatsache, dass
es in ganz Deutschland wohl kaum ein Dutzend Ställe giebt, in denen
nur gesundes Vieh steht. Bei den meisten Ställen leiden ein Drittel, die
Hälfte oder noch mehr Thiere an der Perlsucht, dieser der Tuberkulose
des Menschen entsprechenden Krankheit, welche in gar nicht zu seltenen
h'ällen auch wirklich auf diese Weise eben durch den Genuss der rohen,
von perlsüchtigen Thieren stammenden Milch auf den Menschen übertragen
wird. Ebenso können auch die Erreger anderer Seuchen auf den Menschen
überschlcppt werden.
Ebenfalls als minderwerthig ist alle diejenige Milch zu bezeichnen,
die nicht sauber gemolken und nicht zweckentsprechend aufbewahrt wird.
Schon was die Reinlichkeitsverhältnisse in den Ställen anbclangt, so be-
kommt man da manchmal fast Unglaubliches in Bezug auf Unreinlichkeit
zu sehen. Ein Herkules würde da an der Möglichkeit einer Säuberung
verzagen. Der Volksmund rechnet übrigens hiermit schon als einer fest-
stehenden Thatsache und nennt eben einen besonders schmutzigen Ort
einen Stall. Dieses Vomrtheil zu widerlegen ist der erste Schritt auf dem
Wege der Besserung.
Es ist nämlich eine durch die Erfahrung immer wieder bestätigte
Thatsache, dass durch Unsauberkeit bei der Gewinnung und der Auf-
bewahrung der Milch die Haltbarkeit derselben naebtheilig beeinflusst wird.
Es kommen, wenn man nicht die nöthigen Vorsichtsmaassregcln bewahrt,
in die von Haus aus keimfreie Milch zahlreiche Mikroorganismen hinein,
die sich in dem für ihre Entwickelung sehr geeigneten Nährboden, zumal
wenn die Aussentemperatur hierzu günstig ist, schrankenlos vermehren.
Hierbei findet eine Veränderung statt, die der regelmässig im Nlagen ein-
tretenden bis zu einem gewissen Grade ähnelt; nämlich auch durch die
Vermehrung der Mikroorganismen kann es zu einer Gerinnung der Milch
kommen, indem der Milchzucker in Milchsäure gespalten wird. Ist auf
diese Weise eine bestimmte Menge Milchsäure entstanden, so kommt es
durch dieselbe ebenso zur Gerinnung der Milch, wie durch die Salzsäure
des Magens. Andere Keime wieder, die durch Uusauberkeit in die Milch
gelangen können, sind noch verhängnissvoller gerade dadurch, dass sie
keine Säurebildner sind; sie vermehren sich, ohne zur Gerinnung zu führen.
Gerade die Gerinnung der Milch ist aber auch dem Laien ein deutlicher
Hinweis darauf, dass die betreffende Milch verdorben ist. Im Uebrigen
ist es ja bekannt, dass auch eine sauer gewordene Milch sich sehr gut
zur Nahrung eignen kann und von manchen Menschen sehr gern genommen
wird. Gefährlich ist aber jede angesäuerte Milch für kleine Kinder, die
auf den Genuss derselben schwer zu erkranken pflegen. Für diese und
ebenso für Erwachsene kann aber eine nicht sauere Milch auch im höchsten
Grade schädlich sein, wenn dieselbe die vorhin erwähnten anderen Keime
enthält. Von der Zahl der Mikroorganismen, die sich in der Kuhmilch
finden, wenn diese nicht sauber gemolken worden ist, kann sich der mit
diesen Verhältnissen nicht Vertraute kaum eine Vorstellung machen. So
.oj^le
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kann es Vorkommen, dass in einer Milch, die noch nicht einmal so weit
verdorben ist, dass sie durch Gerinnung Jedermann als minderwerthig ins
Auge füllt, im Cubikcentiraeter 15 Millionen Keime enthalten sind. Ausser
den Keimen enthält jedoch eine unsauber gemolkene Milch auch noch eine
beträchtliche Menge anderer directer Verunreinigungen. Auf diese That-
sache ist zuerst von einem Mitgliede unserer Gesellschaft, Herrn Professor
Renk, mit dem nöthigen Nachdruck hingewiesen und zugleich eine Methode
ausgesomien worden, mit Hülfe derselben es leicht gelingt, die Menge des
Milchschmutzes zu bestimmen. Es ist nun die Ptlicht des Milchproducenten,
uns eine Milch zu liefern, die möglichst wenig Keime und möglichst wenig
.Milchschmutz enthält. Die ideale Forderung, ganz keimfreie und reinliche
Milch zu erhalten, würde sich ja doch vorläufig noch nicht realisiren lassen,
den guten Willen hierzu konnte man aber wenigstens verlangen. Die Ställe
müssten luftig gebaut sein, und ebenso wie unsere W ohnungspolizei darauf
sieht, dass in keinem Raume mehr Menschen zusammengepfercht werden,
als hygienisch gedacht darin Platz haben, ebenso müsste jedem Landwirth,
der die Milch seiner Kühe zu Markt bringen will, genau vorgezeichnet
sein, wie geräumig und wie hoch sein Stall sein muss. Ebenso erwächst
der liehörde meines Erachtens die Ptlicht, die Entwässerungs- und Ent-
kothungsvorrichtungen zu überwachen. Mindestens einmal am Tage ist der
helle geräumige Idealstall sorgfältig zu reinigen. Vor dem Melken sind
die Euter der Thiere abzuwaschen, desgleichen die Hände des Melkenden
sorgfältigst zu säubern. Das übliche schmutzige Kostüm, das die Schweizer
oder Kuhmägde dabei zu tragen pflegen, vermag den Appetit auf die so
gemolkene Jlilch auch nicht zu erhöhen und die Haltbarkeit der Milch
nicht günstig zu beeinflussen. Man wird dem melkenden Personal zweck-
entsprechend weisse Kittel zum Anziehen geben und schliesslich auch noch
dafür Sorge tragen, dass die Kuh nicht mit ihrem Schwänze die Milch zu
verunreinigen vermag. Die ersten Striche lässt man nicht in den Melk-
eimer, sondern in ein e.vtra Gefäss, da diese ersten Portionen der Milch
noch die in den Milchgängen sitzenden Unreinlichkeiten mit enthalten.
Dieselbe kann an die Schweine verfüttert werden oder ist sofort abzu-
kochen, um dann auch noch für menschlichen Gebrauch geniessbar zu sein.
Die (Jefässe, in welche hinein gemolken wird, müssen peiulichst sauber, wenn
möglich durch Auskochen oder Sterilisiren im Dampfe keimfrei gemacht
sein. Die gemolkene Milch ist sofort ziizudecken und andauernd zugedeckt
zu halten, auch das Umschütten in andere Gefässe möglichst zu vermeiden.
Aeusserst wichtig ist ferner, dass die .Milch sofort nach dem Melken nach
.Möglichkeit abgekühlt wird, jedenfalls soll die Temperatur, auf der sie
erhalten wird, nicht über 8 Grad Celsius liegen, denn es entwickeln sich
bei einer derartig niedi-igen Temperatur die eventuell doch in die Milch
gelangten Keime gar nicht oder doch nur spärlich und langsam. Auch
beim Transport in das Haus des Abnehmers und bis zum (Jonsum soll die
.Milch authmernd auf gleicher Temperatur erhalten werden. Eine so ge-
wonnene .Milch — natürlich unter der Voraussetzung, ilass sie ausschliess-
lich von gesunilen Thieren stammt, ist als tadellose Milch zu bezeichnen
und könnte innerhalb 24 Stunden nach der erfolgten Gewinnung anstands-
los von Gross und Klein sogar in unabgekochtcin Zustande genossen werden.
Freilich in der Wirklichkeit, da wirtl es heute wohl kaum irgendwo eine
Milch geben, die diesen idealen .■tnforderungen entspricht. Ich freilich
für meine Person zweifle nicht daran, dass wir noch einmal hierzu ge-
C.oo>ilc
45
langen werden. Wie viel Zeit bis daliin vergehen wird, wie viele Tausende
von Kindern vorher noch zu Grunde gehen werden, bis man durch Schaffung
der nöthigen Tliierseuchen- und Milchhandelsgesetze die erwünschte Sicher-
heit hierin schaffen wird, das steht dahin. An unermüdlichen Mahnern
wird es nicht fehlen. Natürlich wird es nicht möglich sein, all den auf-
gestellten Forderungen auf einmal gleich Geltung zu schaffen. Zweierlei
thut aber eiligst Noth; einmal nämlich, dass wenigstens diejenige
Milch, die unter dem Namen Kindermilch verkauft wird, im
Wesentlichen den oben aufgestellten Grundsätzen entsprechend
gewonnen werden muss; denn jetzt bedeutet die Bezeichnung
Kindermilch vielfach weiter nichts, als dass das betreffende
Product theurer ist als andere Milch. Zum anderen aber
müssten staatliche oder städtische Musterställe eingerichtet
werden, in denen den Landwirthen gezeigt wird, wie man eine
ideale Milch gewinnen kann, und aus denen nicht nur für die
entsprechenden Krankenanstalten eine einwandfreie Milch ge-
wonnen wird, sondern auch die ärmeren Bevölkerungsschichten
mit einem tadellosen und preiswerthen Product besonders zum
Zwecke der Säuglingsernährung versorgt werden könnten. Da
ja viele Städte Landbesitz haben, ist der Gedanke jedenfalls
ausführbar.
Heute sind wir nun noch sehr weit davon entfernt, diese Idealmilch
zu einem Idealpreise uns im städtischen Musterstall holen zu können, wir
müssen also erwägen, wie wir uns vor den Gefahren schützen können, die
uns aus dem Genüsse weniger subtil gewonnener Milch drohen. Bis zu
einem gewissen Grade giebt uns nun das Abkochen und noch mehr das
Sterilisireu eine relative Sicherheit, da ja bei einer höheren, dom Siede-
punkt nahe liegenden Temperatur die meisten Mikroorganismen zu Grunde
gehen. Freilich verliert die Milch durch das Kochen und Sterilisiren in
ganz beträchtlichem Grade an Nährwerth. Ganz neuerdings hat man
übrigens auf einem dem Kochen gerade entgegengesetzten Wege eine Ver-
besserung der einschlägigen V'erhältnisse erstrebt, indem man die Milch
unmittelbar nach dem Melken zum Gefrieren gebracht hat. Dadurch
kann man die Milch auch beliebig lauge haltbar machen und milcharme
Gegenden durch die Milch aus milchreichen Gegenden entsprecliend ver-
sorgen. In einer sehr geschickten Weise benutzt die Firma Gehr. Pfund
bereits diese V'erbesserung der Molkerei-Technik, indem sie in die Milch,
die sie auf ihren Wagen zu den Kunden fahren lässt, solche Stücken ge-
frorene Milch hineinwirft. Hierdurch wird die Temperatur der Milch
herabgedrückt und die Wahrscheinlichkeit ihres Verderbens herabgesetzt.
Ich bin am Schlüsse meiner Auseinandersetzung; sollte dieselbe den Er-
folg haben, dass Sie mit mir die enorme Wichtigkeit der Milch als Nahrungs-
mittel anerkennen, und dass Sie Jeder von seiner Stelle aus die Bc.sserung
besserungsbedürftiger Zustände in Bezug auf Gewinnung und Vertrieb
derselben erstreben wollen, so hat dieselbe in vollstem Maasse ihren
Zweck erreicht.
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Iler
Naturwissenschaft! iehen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redactions-Comite.
Jahrgang 1899.
Mit Alibiliiungen im Text.
Dresden.
In Commission der K. Sachs. Ilofbiiclihandlung H. Biinlacli.
I 000.
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Inhalt des Jahrganges 1899.
Verzeichnis» der Mitf^Iieder S. I.
Dr. meil. Friedrich Theiie -j- S. V.
A. Sitzungsberichte.
I. Section für Zoologie S. 3 und 19. — Kalkowsky, E.; Nene LiUerutur S. 19. —
Kuntzc, A.: Vorlagen 8.3. — Nitsclie, H.: Morphologie der Mnndwerkzeugc bei
den Insecten 8. 3; Bau der Lungen und Gefangenleljen des Chiunäleon, Einschleppung
japanischer Laubhenschreckeu, Fra.ss des Fi< htenne.«twicklcr.s S. 4; zoologische Reise-
eindrücke aus Ungarn, Bosnien und der Herzegowina S. 19; neue Litteratnr S. 19. —
Putscher, W.: vVirlagen S. 4. — Reibisch, Th.: Elektrische Erscheinungen an
einer Land.schnei:ke S. 3; Knochenbau des Chamäleon S. 4. — Thallwitz, J.: Kampf
zwischen Käfern, Hydrobiologie der Elbe S. 3; Befruchtung und Zelltheorie S. 19. —
Geschenk für die Bibliothek S. 3.
II. Section für Botanik S. 4 und 19. — Drude, 0.: Areale der Leitplianzen in den
PHanzenformationen Sachsens und Thüringens S. 4 ; die Petersburger Gartenbau-
Au.sstellung, Referat über Schimper: „Pflanzengeographie auf physiologischer Grund-
lage“, neue Litteratnr S. 5; Thätigkeit der biogeographischen .Section des VII. inter-
nationalen Geographeutagfs zu Berlin 8. 20, mit Bemerkungen von \V. Bergt. —
.Schorler, B.: Das Plankton der Elbe liei Dresden S. 19. — Stiefelhagen, H.:
Vorlagen frühblühender Pflanzen 8. 4, mit Bemerkungen von F. Ledien und
A. Thümer. — Auffordening zum .Sammeln sächsischer Moorhölzer S. B.
III. Section für Mineralogie und Geologie S. 5 und 20. — Bergt. W. : Musclielkalk-
brüche von Rüdersdorf 8.5; Uber vulkanischen Staub, über Moldawite 8.6; Vor-
kommen von Turmalingranit bei Miltitz 8.21; neue Litteratnr S. 5, 6 und 20. —
Engelhardt. H.: Neue Kreidepttanze ans Sachsen, tertiäre Pflanzen von Sardinien
und ans der Rhön. Bestimmung fossiler Palmenreste. Thoneinlagerungen unter dem
Haidesand, neue Litteratnr 8 3. — Franckc, H.: Neue Mineral Vorkommnisse 8.20.
— K alkowsky, E.; Natur und Entstehung des Chilisalpeters 8.5; paläozoische Korallen
aus Nordamerika S. 20. — Naumann, E.: Tektonische Störungen der triadischen
Schichten bei Kahla 8.21. — Nessig, R.: Rechtselbische Bohrlöcher, Aufschlnss
im Syeuitconglomerat und Leopardensandstein bei Coschütz 8.6. — Nit sehe. H. ;
Verbreitung des Fischreihers in Sachsen und ihre Beziehung zu Urstrorathälern
8.20. — Siegert, L.: Urströme in Norddeutscbland 8.20. — Wagner, P. : Erd-
pyramiden, neue Litteratnr 8. 3.
IV. Section für prähistorische Forschungen 8. 3 und 21. — DeichmUller. .1.:
lieber die Büste einer Frau aus dem Pfahlbau Auvernier. neue Enverbungen der K. Prä-
historischen Sammlung 8.7; Urnenfnnde bei Klein - Zschachwitz und am Bahnhof
Klotzsche, neue Litter.Uur 8. 22; Vorlagen 8. 7 und 22. — Döring. H.; Der
Burgwall von Arkona, Vorlagen 8.7. — Kalkowsky. E.; Ueber das Hakenkreuz
(Sva.stika) 8.21, mit Bemerkungen von A. Pcuckert. — Nobbe, F.: Vorgeschicht-
liche Funde im K. Forstgarten zu Tharandt S. 6. — Osborne, W.; Das Alter des
Menschengeschlechts, Vorlagen 8. 7. — Excursion nach Heriiisdorf und Klotzsche 8. 7
und nach Klein -Zschachwitz 8.22.
V. Section für Physik und Chemie .S. 8 und 22. — Drossbach, G. P.: Die industrielle
Verwerthung der Elemente der Ger- uud Zirkongruppe 8. 22. — Hcmpel, W.: Leber
Kryoihcmie 8. 8. — Heutschel, W.: Die chmnischen Grundlagen des Pflanzenbaues
.S. 2.'l. — Kelling, G.: Physikalische Methoden znr Imtersnchnng des Magens und
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IV
«lor Speiseröhre S. 9. — Müller, K.: Elcktroljtisibes Verfahren zur Herstellung
ehlor-, brom- und jodsanrer Salze S. 9. — Rehenstorff, A.; Neue Versuche und
Apparate für den physikalischen Unterricht S. 10. — Schlossmann, A.: Entwickelung
der Heilkunde unter dem Einfluss von Physik und Chemie S. 9. — Uhlmann, P.; Die
eporhemachend-sten Fort.schritte der Theerfarben-Industrie seit 1890 S. 8.
VI. Secttoii fUr Mathematik .S. 10 und 24. — Müller, K.: Ueher Wiukeltlieilunp-
curvin und Krci.stheilungsgleichungen S. 24. — Rohn, K.: Anwendung der Schnitt-
imnkt.syslem.siitze auf die elieuen Curven 4. Ordnung S. 10; die .Viiordnung der Kiystall-
molekeln S. 24. — Wittin g, A.: Die Constructionen von Mascheroni mit dem
Zirkel S. 11.
VII. Ilauptversammlongen S. 11 und 25. — V'eräudeningen im Mitgliederbestände .S. 14
und 2fi. — Beamte im .fahre 1900 .S. 28. — Reehenschaftabericht für 1898 S. 13 und 1«. —
Voranschlag für 1899 S. 13 und 14. — Uehergabe der Kasse S. 13; freiwillige Beiträge
zur Kasse S. 27. — Bericht des Bibliothekars .S. 30. — Dr. med. Friedrich Theil e ■{■
S. 25 — Drude, O.: Pflanzengeogiaphisehe Betrachtungen ül)or Klima und Flora der
Eiszeit in Mitteleuropa .S. 13. — Ehert , R.: Zusammenhang von Wald und Niederschlags-
mengen S. 2«. — Engels, H.: Das neue Flussbaulaboratorium der K. Technischen
Hochschule S. 14. — Uravelius, H.: Vertheilung des Regens auf der Erde S. 11. —
H e 1 m . U. : Statistische Beobachtungen biologischer Erscheinungen S. 1 1 . — H e m p e 1 . W. ;
Ent.stehung der Golderzlagerstätten in den Propyliien S. 13; die Argongruppe und das
Vorkommen von Oasen in Üesteinen S. 20. — Kalko wsky , E. ; Zur Oeologie des Ooldes
S. 13; neue Litteratur S. 25. — Pattenhausen, B.; Wissenschaftliche Begründung des
metrischen Syatenm S. 14. — Petrascheck, W. : p'aciesbildungen im Gebiete der
sächsischen Kreidefonnation S. 25. — StUbel, A.: Die Vulkauberge von l'olombia
S. 25. — Treu, G.; Galton's Ertimlnng, auf dem Wege photographischer Registrirnng
zu einer Darstellung von Typen des menschlichen Antlitzes zu gelangen S. 12. —
Wagner, P.: Die Schneeverhältnisse des Bayrischen Waldes S. 26.
B. Abhaiidlunjs^en.
Bergt, W. : Das erste Anhydritvorkommiiiss in Sachsen (und Böhmen). S. 88.
Deichmüller, J.: Neue Urnenfelder aus Sachsen. I. II. Mit Abbildimgen. S. 23 und 85.
Nessig, R.: .Neue Tiefbohrungen. .S. 16.
Nobhe, F.: Ueher die Funde antiker Bronzen im akademischen Forstgarten zu
Tharandt. S. 19.
.Schlimpert, X. M.: Hosenformen der Umgebung von Meissen. S. 3.
Petrascbeck, W.; Studien über Faciesbildungen im Gebiete der .sächsischen Kreide-
formation. Mit 14 Abbildungen. 8. 31.
Die Autoren sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Allhandlungen.
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den .Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonder- Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
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t
Dr. med. Friedrich Tlieile.
Am 16. August cl. J. ist der letzte der Männer, welche vor
nunmehr 66 Jahren unsere naturwissenschaftliche Gesellschaft
Isis gegründet haben, Dr. med. Friedrich Theile in Lockwitz in
die Ewigkeit abgerufen worden.
Friedrich Theile wurde am 12. Juli 1814 in Chemnitz geboren, wohin
die Mutter von Dresden zu den Eltern gezogen war, nachdem der Vater
als Feldproviantbeamter der sächsischen Armee den Verbündeten nach
Frankreich gefolgt war. Kaum ein Jahr alt verlor der Knabe schon die
Mutter, ohne dass diese den Gatten wiedergesehen hatte, der erst im
Herbst 1815 aus Frankreich nach Dresden zurückkehrte. Hier zuerst im
grosselterlichen Hause erzogen fand das Kind nach der Wiederverehelichung
des Vaters in der zweiten G.attin desselben eine treufürsorgende Mutter.
Den ersten Unterricht genoss er in einer Privatschule, vom zehnten Jahre
an besuchte er die Kreuzsehule, welche er 18.82 als Abiturient verliess.
Die Pedanterie, welche damals das Gymnasium beherrschte und den
Schüler wohl in die grammatikalischen Kegeln des Latein und Griechisch,
nicht aber in den Geist der alten klassischen Schriftsteller eiuweihtc,
hatte ihn nicht befriedigt, sein Sinn verlangte nach Naturwissenschaften
und bestimmte ihn, das medicinische Studium zu ergreifen.
Zunächst besuchte Friedrich Theile drei Jahre lang die zur Ausbildung
von .Militärärzten bestimmte chirurgisch-medicinische Akademie in Dresden.
In die Zeit dieses Dresdner Studiums fällt die Gründung unserer Gesell-
schaft; am 13. December 1833 versammelten sich zwölf Herren, unter
ihnen auch Friedrich Theile, um über die Statuten einer neuzubegründenden
Gesellschaft für Naturkunde zu berathen, aus welcher in der Folge unsere
naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis hervorging. In einer der ersten vier
monatlichen Versammlungen der neubegründeten Gesellschaft hielt Theile
einen Vortrag über die physiologischen und physischen Farben.
Zur Fortsetzung seiner Studien bezog er 1835 die Universität Leipzig,
wo er sich auch mit der d.amals verpönten Homöopathie beschäftigte und
an seinem eigenen Körper die Wirkungen homöopathischer .Arzneimittel
erprobte. Mit eisernem Fleisse gal) er sich seinen Studien hin, von den
Ausschreitungen des Studentenlebens hielt er sich fern. Botanische Studien
führten ihn oft in die nähere und weitere Umgebung der Universitäts-
stadt; das lebhafte Interesse auch an den technischen Errungenschaften
der damaligen Zeit veranlasste ihn sogar zu einer Fusswanderung nach
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Nürubcrg, um die von dort nach Fürth erhaute erste deutsche Eisenhalin
zu sehen und zu hefalircn. Nach drei Jahren sddoss er 18B8 seine
Studien in Leipzig ah und machte mit günstigem Erfolge sein Doct('r-
examen. Die von ihm verfasste Dissertation hehandelt die Wirkungen des
Kellerhalses; „De viribus Daphnes Mezerii nonnulla“.
Seine Liehe zum Landleben bestimmte ihn, sich als Arat auf dem
Lande niederzulasson, um mit der ärztlichen Praxis auch den Betrieb der
Landwirthschaft verbinden zu kiinnen. Zur Erlangung der hierzu nöthigen
Kenntnisse wählte er sich zunächst das Rittergut Rottwerndorf hei Pirna
zum Aufenthalt, wohin ihm auch seine ihm kurz zuvor angetraute üattin
Pauline geh. Rinnehösel aus Leipzig folgte. Zwei Jahre wurden so in
Rottwerndorf verlebt, bis sich 1840 Gelegenheit hot, ein seinen Wünschen
entsprechendes Landgut in Lungwitz hei Kreischa zu erwerben. Trotzdem
die Rewirthschaftung dieses und des später hinzugekauften N'aehhargutes
seine Thätigkeit stark in -■Vnspruch nahm, fand Theile noch Zeit, auch
helehrcnd auf seine Umgehung einzuwirken. Die von ihm ins Lehen ge-
rufenen allmonatlichen Ahcndunterhaltungen versammelten in seinem Hause
die Nachbarn zur Resprechung kirchlicher und ])nlitischer, wie natur-
wissenschaftlicher und landwirthschäftlicher Fragen. Zur Hebung dieses
regen geistigen Verkehrs wurde Ostern 184(> von ihm ein anfänglich ge-
schriebenes „Kreischaer Wochenblatt“ herausgegehen, welches seit Anfang
1847 als „Kreischaer Dorfzeitung“, von 1848 an als „Vaterländische
Dorfzeitung“ gedruckt erschien, ln dieser Zeitung, welche auch dem 1846
von Theile gegründeten Kreischaer Turnverein als \'ereinsorgan diente,
wurde iler in jenen .\hendnnterhaltiingen begonnene gegenseitige Gedanken-
austausch in geeigneter Weise fortgesetzt und nach Gewährung der Press-
freiheit auch die Politik zum Gegenstand der Resprechungen gemacht.
In der ersten Nummer der „Vaterländischen Dorfzeitung“ legte Theile
sein politiscdies Glauhenshekenntniss nieder, aus welchem hervorgeht, dass
der später so vielfach mit Unrecht angefeiudete .Mann mit Ueherzeugung
und Entschiedenheit sich gegen die republikanische Staatsverfassung aus-
sprach und für die Erhaltung der constitutionell monarchischen Staats-
form eiutrat. Das Vertrauen seiner .Mitbürger berief ihn zunächst in das
Amt des Gemeindevorstandes für Lungwitz und 1848 als Abgeordneter
in die erste Kammer des sächsischen Landtages.
Der schwere Uonflict, in welchen Dr. Theile durch seine Retheilignng
an der Volkserhebung dos Jahres 1849 mit der Regierung gerieth, zog
ihm eine mehrjährige Freiheitsstrafe zu, die er in Waldheim verhüsste.
Hier wurde ihm gestattet, sich schriftstellerisch zu beschäftigen, von hier
aus leitete er auch schriftlich die Erziehung seiner beiden Kinder Hedwig
und Uonrad, wie die Rewirthschaftung seiner mit Reschlag belegten Güter.
In den Jahren nach seiner Rückkehr in den Familienkreis, 1854 — 1862,
widmete sich Dr. Theile in erster Linie der Verwaltung seiner beiden
Güter, ergriff aber auch jetzt wieder jede Gelegenheit, durch Wort und
Schrift die Volksbildung zu fördern; nebenbei arbeitete er als Lehrer der
Naturwissenschaften, der Mathematik und des Turnens in Dippoldiswalde
und gab N’eranlassuug zur Gründung eines Localmuseums für Dippoldis-
walde und Umgehung, welches aber später mangels eines geeigneten Leiters
wieder oinging.
Die vom Staate und der Stadt Dresden erhobenen grossen Schaden-
ans])rüche uiul die Verheirathung seiner Tochter, durch woh'he ihm eine
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VII
wesentliclie Stütze in der llewirthschaftuiig seiner (iüter verloren ging,
veranlassten ilin, sein Ilesitzthuni in Lungwitz zu veräussern in der Ab-
sicht, die ärztliche Praxis wieder aufzunehmen. Zu diesem Zwecke be-
suchte der nun 48 Jahre alte Mann nochmals drei Semester von 1862 bis 1864
die inedicinischen Kliniken und Vorlesungen an der Universität Leipzig, im
Sommersemester 1864 die Kliniken von Oppolzer, Skoda, Hebra u, A. in Wien,
und siedelte Ende September 1864 als Arzt nach Lockwitz über. Seine Liebe
zu anderen Wissenschaften und die Neigung, als Lehrer für die Ver-
breitung namentlich naturwissenschaftlicher Kenntnisse im Volke zu wirken,
veranlassten ihn aber, als Lehrer der Naturwissenschaften am Institut des
Fräulein von Schcpke in Dresden, als Gemeinderathsmitglied in Lockwitz
wie als Vortragender in verschiedenen Vereinen von Lockwitz und Um-
gegend thätig zu sein, seine ärztliche Wirksamkeit trat mehr und mehr
zurück.
Im Jahre 1877 traf ihn und seine Gattin, die ihm in schweren und
frohen Stunden immer treu und liebevoll zur Seite stand, ein schwerer
Schlag durch den Tod seines einzigen Sohnes Conrad, der als Thierarzt
auf einem Rittergute in Preusseu lebte.
Seit 1880 bis Anfang 1899 widmete sich Dr. Theile fast au.sschliesslich
der Redaction des vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz heraus-
gegebenen Vereinsorgans ,,Ueber Berg und Thal“, in welcher Zeitschrift
er auch mit Vorliebe die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Thätigkeit
niederlegte. Diese Aufsätze legen Zeugniss von seinen vielumfassenden
Kenntnissen ab; mit Vorliebe arbeitete er für die Ortskunde, daneben
beschäftigten ihn geologische Fragen, wie die Eiszeit und die Entstehung
der Kantengeschiebe, der sogenannten Dreikantner, deren Ausbildung er
durch gegenseitige Abreibung kugeliger und eiförmiger Geschiebe in der
Grundmoräne der diluvialen Gletscher zu erklären suchte. Von seinem
grossen Interesse für Botanik zeugt der Garten, welcher sein Wohnhaus
in Lockwitz umgiebt; liier entwickelten sich unter seiner sorgsamen Pflege
zahlreiche fremde und einheimische Pflanzen, und man konnte ihm eine
grosse Freude hereiten, wenn man ihn um eine seiner Seltenheiten bat,
die er gern und willig abgab.
1885 ernannte ihn unsere Gesellschaft Isis aus Anlass ihres fünfzig-
jährigen Bestehens zum Ehrenmitgliede. Zu wiederholten Malen ist er
dann in unseren Versammlungen erschienen und hat in unserem Kreise
sein geologisches Lieblingsthema, die Entstehung der Dreikantner, welchem
er bis zu seinem Ende fortgesetzte Aufmerksamkeit zuwendete, in Vor-
trägen behandelt.
1888 feierte Dr. Theile in möglichster Stille sein fünfzigjähriges Doctor-
jubiläum, beglückwünscht von Behörden und Vereinen, und 1894 in geistiger
und körperlicher Frische im Kreise der Seinen den 80. Geburtstag, bei
welcher Gelegenheit ihm auch unsere Gesellschaft ihre Glückwünsche durch
eine Abordnung darbringen liess.
Nachdem Dr. Theile Anfang April 1899 trotz seines hohen Alters
seine Redactionsgcschäfte noch selbst in Dresden erledigt und sich in ver-
schiedenen Bibliotheken Unterlagen für seine schriftstellerische Thätigkeit
geholt hatte, erlitt er am 16. .April d. J. in l'olge zu grosser körperlicher
Anstrengungen bei Arbeiten in seinem Garten einen Schlaganfall, von dem
er sich nicht wieder vollständig erholen konnte. .Am 16. August 1899 früh
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^|^b Uhr setzte ein erneuter Sclilaganfull seinem arbeitsreichen Lehen
ein Ziel.
Am 19, August d. J. fand sein Begrähniss auf dem stillen Friedhofe
in Lockwitz statt, nachdem zuvor der Ortsgeistliche am Sarge des Ver-
ewigten inmitten des sein schlichtes Heim umgehenden Blumengartens in
erhellenden Worten die trefHichen Charaktereigenschaften des Dahin-
geschiedenen geschildert hatte. Die herzliche Theilnahme zahlreicher
Freunde aus allen Lehens- und Berufskreisen, von Vereinen und Körper-
schaften aus Dresden und Lockwitz legte ein beredtes Zeugniss von der
Liebe ab, welche der Verewigte unter seinen Freunden und Mitbürgern
genossen batte.
Mit voller Ueberzeugung können wir die Worte wiederholen, die ihm
der Gebirgsverein in seinem Vereinsorgan „Ueber Berg und Thal“ nach-
gerufen hat: „Das ganze Lehen des Verstorbenen war nur dem Dienste
Anderer gewidmet. Nie arbeitete er für sich selbst; selbstlos und be-
scheiden fand er sein grösstes Glück in der Beglückung Anderer. Darum
war er hochgeachtet, geliebt und verehrt in den weitesten Kreisen. Er
hatte keinen Feind.“
Sein für alles Wahre, Gute und Schöne stets empfänglicher Geist,
seine grosse Liebe für die Menschheit sichern ihm ein bleibendes An-
denken.
J. Deichmüller.
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Verzeichniss der Mitglieder
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden
im Jnni 1899.
Berichtiijnngon bittet man an den Spcretär der Gesellsdmft,
d. Z. l’rof. Dr. J. V. DoIehmUIler in Ilrenden, K. Mineral.- geolonisclies Museum im
Zwinger, zn richten.
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Inhalt des Jahrganges 1899.
A. Sitzungsberichte.
I. Sectlon für Zoologie S. 3 und 19. — Jenke, A.: Vorlagen von Schizoneura lanigera
8. 19. — Nitache, H.; Entwickelung nnd Wechael der Hörner bei der amerikanischen
Gabelantilope, Linnö'sche Systematik der Sängethiere, elektrische Fische, K. Leuckart •{•
S. 3; zoologische Reiseeindrücke ans England, Vorkommen von Leveaspius delineatus
und Khodeu$ amarus 8. 19. — Reibisch, Th.: Binnenconchylien aus Ecuador 8.3;
Einfühning von Helix eandicane im Planenachen Grunde 8. 4; und R. Ebert:
Berichtigungen ,S. 4. — Schiller, K.: Vorlagen von Cyclops und Daphnia S. 19. —
Schorler, B.: Kalkalgen des Süsswa-asera nnd ihre Beziehungen zu den sogenannten
Fnrehensteinen S. 2il, mit Bemerkungen von 0. Drude, H. Nitsche und P. W agner.
— Thallwitz, J.: Stärke der Schläge de.a Zitterrochens S. 4; Vorkommen von Sper-
mophilus cilillus im sächsischen Erzgebirge S. 19; über Hydroidpolypen und Medusen
des Mittelmeeres S. 20, mit Bemerkungen von R. Ebert und H. Nitsch e. — Vogel, CI.;
Bastardirungsvorgänge bei Sängethieren S. 3, mit Bemerknn^n von U. Nitsche und
A. Schöpf. — Wagner, P.: üeber Rillensteine S. 19. — Geschenke für die Biblio-
thek S. 19.
n. Sectlon fOr Bottinik S. 4 nnd 20. — Drude, 0.; Milchsaftröhren der Euphorbien,
gegenwärtiger Stand der Nomenclaturfrage 8. 4; stickstoffsammelnde Thätigkeit der
Bodenbakterien S. 5; Resultate botanischer Reisen in Sachsen und Thüringen S. 20;
neue Littcratur S. 5 nnd 20. — Fritzsche, F.: Vorlagen von Blttthen-Abuormitüton
S. 5 — Oründler, J.: Ueber Bacillariaceen 8. 5. — Pohle, R.: Demonstration
des Heu - Bakteriums, Beginn der Cambium- Thätigkeit bei Populua canadensis S. h.
— Schorler, B.: -\ntheil der Pflanzen an der Selbstreinigung der Flüsse S. 4; stein-
zerstörende Algen 8. 20; Bereicherungen der Flora Saxonica S. 21. — Stiefel-
hagen, H.; Neue Carc.i-- Formen nnd Hybriden S. 21. — Walther, R.: Neuer
Desinfectionsapparat für geschlossene Räume S. 4.
III. Sectlon für Mineralogie nnd Geologie S. ö nnd 21. — Bergt, W.: Geologie
der Antillen, Bestimmung von Calamiten S. ö; neue Eitteratur S. K und 21. — Engel-
hardt, H. : Pflanzen ans dem Polirschiefer von Sniloditz, neue Litteratur S. 6. —
Kalkowsky, E.; Zwillingsbildungen des Quarzes S. 5; Begriff und Werth der Edel-
steine S. 6; neuer Aufschluss im Diluvium in Dresden, Vorlagen S. 21; neue Litte-
ratur S. 5 und f). — Naumann, E. : Concretionen im Glacialmergel S. ti. — Nessig, R :
Studien Uber den Dresdner Haidesand S. 6; Graphit-Vorkommnisse im Lausitzer Granit
bei Dresden S. 21.
IV. Sectlon für prähistorische Forschungen S. K und 21. — Deichmüller, _J.-
Schutz der vorgeschichtlichen Alterthttmer, Brouzefnnd von Velem St. Veit S. 7; Vor-
geschichte .Sachsens, mit Vorlagen 8. 21. — Döring, H.: Prähistorisches aus dem
Muldenthal zwischen Nossen und Ros.swein ,S. 21. — Ebert, O.: Vorlagen S. 23. —
Nitsche, H. ; Die sogen. Wetzikonstäbe S. fi; uralte Formen von Angelgeräthen,
über Fisch.speere S. 7. — Exenraion nach Lockwitz S. 7.
V. Sectlon für Physik und Chemie S. 7 und 23 — Foerster, F. : Einwirkung von
Chlor auf Alkalien 8. 24. — Heger, R.: Optische Beobachtungen in den Alpen
8. 23, mit Bemerkung von F. Pockels ,S il — Lottermoser, A.: Das collmdale
Quecksilber S. 9. — Möhlau, R.: Neue Anwendungsfurmen der Cellulose S. 2.3. —
Pockels, F. : Die bei Blitzentladungen vorkommenden Stromstärken 8. H. — Schloas-
mann, A.: Die Milch nnd ihre Bedeutung als Nahrungsmittel S 9. — Toepler, M :
Schichtung elektrischer Funken nnd über Gleitfnnken S. 8. — Walther, R.: Ueber
Explosivstoffe S. 7.
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IV
VI. Sectlon für Mathematik S. 9 und 24. — Gravelins, H.: Grundgedanken der
GyldSn'schen Stömngstheorie S. 25. — Krause, M : Partialbruclizerlegung bei trans-
cendenten Functionen S. 10. — Rohn, K.: Zusammensetiung von Bewegungen und
reguläre Raumeintheiinng S. 9; Kigenschaften der Gurren d. und 4. Ordnung S. 24 ;
Methode der Construction des Krllmmungskreises an einem der fünf gegebenen Punkte
eines Kegelschnitts ,S. 2.5. — Witting, A.: Planimetrische Constructionen in be-
grenzter Ebene S. 10.
Yll. HaoptTersammlnngeii S. 11 und 25. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 10
und 2ti. — Beamte ira .Tahre 1899 S. 28. — Rechenschaftsbericht für 1897 S. 11 und 15.
— Voran.schlag für 1998 S 11. — Freiwillige Beiträge zur Kas.se S 27. — Bericht
des Bibliothekars S. 90. — Massregeln zum Schutz der vorgeschichtlichen AlterthUmer
S. II, 12 und 25. — G. Zeuner's 70. Geburtstag S. 25. — Bergt, W.; Geologie von
Schantun^ (Kiautschon) S. 12. — Engelhardt, H.: Neue Litteratur S. 13. — Fiacher,H.:
Die Wesfinghouse - Bremse S. 13. — Grosse, J.: Garl Gustav Carus in seiner Be-
deutung für die Naturwissenschaften S. 11. — Krause, M. : Uebcr Universität und
Technische Hochschule S. 20. — Lewicki, E.: Ueber Centrifwalguss S. 12. —
Lewicki, L.: Das maschinentcchnische Laboratorium der K. Tcchn. Hochschule
,S. 11. — Lohmann, H.: Ueber Eishöhlen und Höhleneis S. 11. — Renk, F.: Das
hygicinische Institut der K. Teehn. Hochschule und die K. Centralstelle für öffent-
liche Gesundheitspflege S. 28. — Schlossmann, A.: Nene Art der Wohnungsdea-
infection S. 12; Reiseschilderungen ans Spanien S. 26. — Wagner, P. : Physikalische
und geolo^sche Untersuchungen der Böbmerwaldseen S. 12. — Excursionen nach
Demitz bei Bischofswerda S. 12 und nach Planen b. Dr. 8. 25.
B. Abhandlungen.
Drude, 0.: Resultate der floristischen Reisen in Sachsen und Thüringen. S. 82.
Engelhardt, H.: Sardinische Tertiärpflanzen. II. S. 101.
Hallwachs, W.; Ueber ein Doppeltrogrefractometer und Untersuchungen mit dem-
selben an Lösungen von Bromcadmium, Zucker, Di- und Trichloressigsänre
sowie deren Kalinmsalzen, mit 3 .Abbildungen. S. 49.
Nessig, R.: Studien über den Dresdner Haidesand. S. 27.
Schlossmann, A.; Ueber die Bedeutung der Milch als Nahrungsmittel, fi. 33.
Schorler, B.: Bereicherungen der Flora Saxonica im Jahre 1898. S. 97.
Thallwitz, J. : Ueber das Vorkommen des Ziesels in Sachsen. S. 95.
Toepler, M. ; Geschichtete Danerentladung in freier liuft (ßüschellichtbogen) uml
Righi’sche Kugelfunken, mit Tafel I und 29 Abbildungen. S. 3.
Die Autoren »ind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen.
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wun.sch 25 Sonder-Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Herstellungskosten.
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I. Wirkliche Mitglieder.
A. in Dresden. j.hr der
Aufnahmn.
1. AlTenslebpn, Ludw. Osc. von, Landschaftsmaler, Kaitzerstr. 7 ..... . 1895
2. Baenach, Willi., VerlaKsbuidihandlmig und Buchdrnckerei, Waiseiihansstr. 34 1898
'3. Barth, C'urt, T>r. phil., Chemiker an der städtischen (jasanstalt, Kitnigshrücker-
strasse 97 1899
4. Banmeren G. Hermann, Privatns, Holbeimstr. 38 1852
5. Beck, F. Heinr., Bczirksschiillehrcr, Mathildenstr. 60 1896
6. Becker, Herrn., Dr. med., Pragerstr. 46 1897
7. Beiger, Gottl. Und., BUrgerschnllehrer, Wittenbergerstr. 67 1893
8. Berger, Carl, Dr. med., Striivestr. 9 1898
9. Besser, C. Emst, Professor a. D., LSbtanerstr. 24 1863
10. Beyer, Th. Washington, Ma.schinenfabrikant, Grossenhainerstr. 9 1871
11. Biedermann, Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der Annenschule. Rabenerstr, 7 1898
12. Bley, W. Carl, Apothekenverwalter am Stadtkrankenhause, Friedrichstr. 39 . 1882
13. BSttger, Adolf, Healschnloberlehrer, Seidnitzerstr. 14 1897
14. Bose, C. Mor. von, Dr. phil., Chemiker, Leipzigerstr. 11 1868
15. Bothe, F. Alb., Dr. phil., Professor, Conrector an der Dreiklinigschule, Tieck-
strasse 9 1859
16. Calberla, Gnst. Mor., Privatus, BUrgerwiese 8 1846
17. Calberla, Heinr., Privatus, Biirgerwiese 8 1897
18. Crnslns, Georg, Dr. phil., Privatu.s, Lindenga.s.se 24 1888
19. Clippers, Friedr., Kaufmann, Comeniusstr. 43 1896
20. Delchmilller, Job. Vict., Dr. phil., Professor, Dircctorial- Assistent am
K. Mineral. -geolog. Museum nebst der Prahistor. Sainmlnng, Fürstenstr. 64 1874
21. Düring, Herrn., Bü^ersehullehrer, Keissigerstr. 19 1885
22. Doerlng, Carl, Bezirksschnllehrer, Cottaerstr. 7 1899
23. Drude, Osc., Dr. phil., (ich.Uofrath, Professor an der K. Technischen Hochschule
und Dircctor des K. Botanischen Gartens, StUbel-Allee 2 1879
24. Ebert, Gust. Kob., Dr. phil., Professor am VitztUum’schen Gymnasium,
Gr. Plauenschestr. 15 1863
25. Ebert, Otto, Lehrer an der Tanhstnmmen- Anstalt, Llibtanerstr. 9 . . . . 1885
26. Ehneia, Osc. Max, Vemiessungs- Ingenieur, Zinzendorfstr. 6t) . . . . . 1893
27. Engelhardt, Bas. von, Dr. phil., Kais. Rnss. Staatsrath, Astronom, Liebig-
stra.sse 1 • 1884
28. Engelhardt, Herrn., Professor an der DreikBnigschnle, Bautznerstr. 34 . . . 1865
29. Fickel, Job., Dr. phil, Professor am Wettiner Gymnasium. Fürstenstr. 65 . . 1894
30. Fischer, Hugo Kob., Professor an der K. Technischen Hochschule, Sclinorr-
strasse 67 1879
31 Flachs, Rieh., Dr. med., Pragerstr. 21 1897
32. Foerster, J. S. Friedr., Dr. phil, Professor an der K. Technischen Hochschule,
Wertlerstr. 23 1895
33. Freude, Aug. Bnino, Bürgerschullehrer, Bcrlinerstr. 8 1889
31. FVeyer, Carl, Bürgerschnllehrer, Tittinaniistr. 25 1896
,35. Friedrich, Eilm., Dr. med., lundcngasse 20 1865
36. Frölich, Gust., K. Hofarchitekt und Hof hauinspector, Ludwig Kichterstr. 9 . 1888
37. Galewsky, Eug. Eman., Dr. med., Waisenhans.str. 21 18i)9
38. Gebhardt, Mart, Dr. phil, Realgymna.siallehrer an der Annenschule, Winckel-
raannstr. 47 1894
*•
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IV
Jfthr dpr
Aufofthtn^.
3H. (ieinitz, C. Lcop., Bürean-Assistont an den K. SSclia. StaatsUahnen, I.iudenau-
Btraase 10 1886
40. Glseke, Carl, Privatus, Franklinstr. 9 1893
41. draTelina, Harry, I)r. phil., Astronom, Profes.sor an der K. Technischen
Hochschale. Beissigerstr. 13 1897
42. OroBse, C. Joh., lir. med., Chcranitzerstr. ,53 1893
43. Grab, Carl, .8tabsapotheker a. D., Hasseslr. 6 1890
44. (ilrUndler, .Joh., Dr. med., Comeniusstr. 31 1897
45. GOhne, Herrn. Beruh., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigachule, Ji%'ei-str. 28 1896
46. Günther, Rud. Biedemi., Dr. med., (leh. Rath, Präsident des K. Landes-
medicinal- Collegiums, Eliasstr. 22 1873
47. Gnthmann, Louis, Fabrikbesitzer, Pragerstr. 34 . _ 1884
48. Häiiel, l’aul, Chemiker, Hertelstr. 29 ’ 1899
49. Uallwachs, Wilh., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochaclmle,
Schweizerstr. 14 1893
60. Hartig, C. Emst, Dr. ])liil.. Geh. Regierungsrath, Professor an di^r K. Tech-
nischen Hochschule, Winckelnianustr 31 1866
61. Hartmaun, Alb., Ingenieur, Reichenbachstr. 11 1896
62. Uefelmann, Kud., l)r. phil., Chemiker, .Sehreibergasse 6 1884
53. Heger, Gust Rieh., Dr. phil., Professor an der K Technischen Hochschule nud
am Wettiner Gymnasium, W’inckelmannstr. 37 1868
64. Heinrich, Carl, Ilui hdruckereibesitzer, .Vieritzstr 14 1898
66. Helm, Georg Fenl,, Dr. phil., Professor an der K. Techni.schen Hochschule,
Winckelmannstr. 27 1874
66. Hempel, Waith. .Matthias, Dr. phil.. Geh. Hofrath, Piofessor au der K. Tecli-
uisehen Hochschule, Zelle.schestr. 44 1874
67. Henke, C. Rieh., Dr. phil., Professor, Conrcctor an der Annensehule, Linilenan-
strassc 9 1898
68. Hering, C. Adolph, Berg- und Hiitten-ingenieur, Gutzkowstr. lü 1893
69. Hertnrig, Theod., Bergdirectnr a. 1)., .Stephanienstr. 26 1888
(X), Hirt, F. Roh., Stadtrath a. D., Fabrikbesitzer, Btirgenviese 1 1886
61. Hofniann, Alei. Emil, Dr, phil.. Geh. Hofrath, Giithestr. 6 1866
62. Hofmann, Herrn., Dr. phil., Rittergntshesitzer, Eliasstr. 31 1883
63. Hoyer, (’. Emst, Dr. phil., Oberlehrer an der 1. Realschule, Schnbertstr. 29 1897
64. Hübner, Georg, Dr. ])hil., Apotheker, .Am Markt 3 und 4 1888
65. Hupfer, Paul, Dr. phil., Lehrer an der öfl'enlliehen Handelslehranstalt, Loth-
riiigerstr. 4 1896
66. Jani, F. Herrn., Privatus, Kiiiiigstr. 17 1871
67. Jenke, Andreas, Bezirkssehullehrer, Circusstr. 10 1891
68. Jentseh, .loh. Ang., Bezirksschullehrer, Ei.senbergerstr. 13 188.5
69. Ihle, Carl Herrn., Oberlehrer am K. Gymna-sinm zu Neustadt, Kamenzerstr. 9 1894
70. Kämnltz, Max, Chemiker, Bautznerstr. 79 1894
71. Küseberg, Mor. Rieh., Dr. phil., Institntslehrer, Kl. Planensehest r. 29 . . . 188ti
72. Kalkonsky, Emst, J)r. phil., Profe.ssor an der K. Technischen Hochschule
und Direetor des K. Mincr.-geidog. Museums nebst der Prähistor. Sammlung,
Franklinstr. 32 1894
73. Kavser, Agnes, Sanilätsraths-Wittwe, Terrassenufer 3 1883
74. Keil, Rieh., Dr. phil., Professor an der Annensehule, Lindenanstrasse 12 . 1873
75. Kelling, E m. Georg, Dr. med., Cliristianstr. 30 1899
76. Klein, Herrn., Dr. phil., Profes.sor am Vitzthnm’schen Gymnasium, Grosse
Plauenschestr. 13 186;{
77. Klette, Alphons. Privatus, Residenzstr. 18 1883
78. Klette, Emil, Privatus, Elsasserstr. 2 1893
79. König, Clem., Professor am K. Gymnasium zu Neustadt, Katharineiistr. 16. 1890
80. Kopeke, Clausa, Geh. Rath. Strehlencrstr. 23 1877
81. Krause, Mart., Dr. phil.. Geh. Hofrath, Professor au der K. Techni.schen Hoeh-
seliiile, Kaitzer.str. 12 1888
82. Krone, Herrn., Professor an der K. Technischen Hoch.schule, .loscphinenstr. 2 18,52
Hi). KUhnseherf, Emil, Fabrikbesitzer, Gr. Plauen-schestr. 20 1866
84. Kuntze, F. Alb. Artli., Bankier, Hohestr. 4 1880
83 LangsdorlT, Carl Alex, von, Geh. Oekonoraicrath, Professor an der K. Thier-
ärztlichen lloehsehiile, Franklinstr. 22 1885
86. Ledebnr, Haus Ein. Freiherr von, Friedensrichter, IJhlandstr. 6 . ... 18K5
87. Ledien, F'ranz, Garten-IusiK’ctor am K. Botanischen Garten, .StUhel-Allec 2 1889
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V
Jahr der
Aufoabme.
88. Lehmann, F. Georg, K. Hofbachhändlcr, Albrechtstr. 22 1898
89. Leuner, F. Oac., Ingenieur, Franklinstr. 84 1885
90. Lewlcki, .1. Leonidas, Geh. Hofrath, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Zelleschestr. 29 1875
91. Littrow, Arth, von, Dr. phil., SecretSr des landwirthschaftl. Kreisvereins,
Gr. Planen.schestr. 21 1891
92. Lohmann, H-aiis, Dr. uhil., Oberlehrer an der Annenschule. Schnorratr. 82 . 1896
93. Lotternioser, C. A. Alfred, Dr. phil., Assistent an der K Technischen Hoch-
schule, Zelleschestr. 31 1898
94. Lndwlg, J. Herrn., liezirksschullehrer, Wintergartenstr. 58 1897
95. Meinert, Eng., Dr. jnr., Moltkeplatz 3 1895
96. Meissner, Herra. Linus, BUrgerschullehrer, Löbtauerstr. 24 1872
97. Menzel, Paul. Dr. raed., Mathildenstr. 46 1894
98. Meyer, Ad. Benih., Dr. med., Geh. Hofrath, Direetor des K. Zoolog, und
Anthrop.-ethnogr. Musenms, Wiencrstr. 43 1875
99. Meyer, Emst von, Dr. phil., Geh Hofrath, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Lessingstr. 6 1894
100. Modes, Henn., Ingenieur, Antonstr. 18 1887
101. Mühlan, Rieh., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
.Semperstr. I 1895
102. Mollier, Kob. Rieh., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Gutzkowstr. 29 1897
K^. Morgenstern, Osc. Wold., Oberlehrer an der Annenschule, Ohemnitzerstr. 21 1891
104. Miihlfrledel, Rieh., Bezirksschul-Oberlchrer, Haydnstr. 9 1898
105. Mttller, C. Alb., Dr. phil., Oberlehrer an der ilffentlichen Handelslehrunstalt,
Mathildenstr. 66 1888
106. Müller, Herrn. Otto, Forstasses.sor, Sohnorrstr. 12 1896
107. Müller, Mas Erich, Dr. phil., Chemiker, Wasastr. 15 1898
108. >’fttsch, Emil, Dr. phil., Privatdocent an der K. Technischen Hochschule,
Gluckstr. 6 1896
109. Kanmann, C. Amo, Dr. phil., Assistent am K. Botanischen Garten und Lehrer
an der Gartcnbauschule, Ziillnerstr. 7 1889
110. Tianmann, Emst, Dr. phil., Assistent am K. lliner.-geolog Museum, Holbein-
str.isse 17 1898
111. Jiessig, Roh., Dr. phil., Oberlehrer au der Dreikünigschule, Martin Lntherstr. 6 1893
112. Kledner, dir. Franz, Dr. med., Olicrmediciualrath, Stadtbezirksarzt, Winckel-
mannstrasse 33 1873
113. Nowotny, Franz, Ober- Finanzrath a. D., Chemnitzerstr. 27 1870
114. Ostermaier, .Joseph, Kaufmann, Gcrok.str. 45 1896
115. Pattenhansen, Berah., Professor an der K. Technischen Hochschule und
Direetor des K. Mathem.-physikal. 8alon.s. Eisenstuekstr. 43 1893
116. Panlack, Theml., Apotheker, Pani Gerhardtatr. 4 1898
117. Pestei, Rieh. Martin, Mechaniker und Optiker, Hanptstr. 1 und 3 . . . . 1899
118. Penckert, F Adolf. Institntslehrer, Seilergasse 2 1873
119. Pockels, Fricdr., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Sedanstr. 8 1896
120. Pütsrhke, .Tul.. Techniker, Gärtnerga.s.se 5 1882
121. Pohle, Rieh., Assistent an der K. Technischen Hochschule, .Schweizerstr. 12 1897
122. Polscher, A., Zahnklinstler, Prager.str. 13 1897
123. Prinzhorn, Joh. Lndw., Direetor einer T,ehr- und Erziehungsanstalt für
Knaben, Ferdinandstr. 17 1896
124. Pntscher, .1. Wilh., Privatns, Bergstr. 44 1872
125. Rabenhorst, G. Ludw., Privatu.«, Stolpenerstr. 8 1881
126. Range, E. .Albert, Strassen- und Wasserbau-Inspector, BUrgenviese 8 . . 1898
127. Raspe, Frledr., Dr. pbil., Chemiker, Terra.ssenufer 3 1880
128. RebenstorlT, Herrn. Alb., Oberlehrer beim K. Cadcttencoriis, Priessnitzstr. 2 18it5
129. Reichardt, Alex. Wilibald, Dr. phil., Oberlehrer am Wettiner Gymnasium,
Chemnitzerstr. 35 1897
130. Renk, Frledr., Dr. med.. Geh. Medi<’inalrath, Professor an der K. Technischen
Hochschule und Direetor der Centralstelle für öfl'entliche Gesundheitspflege,
Residenzstr. 10 1894
131. Richter, C. Wilh., Dr. med., Hiihnelstr. 1 1898
1.32. Risch, Osc., Privatns, Gutzkowstr. 10 1893
1.33. Röbner, C. Willi., Bezirksschnllehrcr, Elisenstr. 16 1898
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VI
J4br d«r
Aufokbrne.
184. Robn, Carl, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule, Liehig-
strasse 18 1885
1.85. Sslbacli, Franz, Ingenieur, Victoriastr. 3 1895
13fi. Schaedc, Benno, Amtsgerichtsrath a. D., Uhlanilstr. 24 1891
137. Schanz, Alfr., Dr. med., Georgplatz 11 1897
138. Scheele, Curt, Dr. phil., Oberlehrer am Wettiner Gvmuasinm, Keichenbach-
1 ^*^03
139. Schiller, Carl, Privatus, Bautzner.«tr. 49 1872
140. Schlossmann, Arth. Herrn., Dr. med., I’rivatdocent an der K. Technischen
Hochschule, Franklinstr. 7 1896
141. Schmidt^ Herrn., Bezirkssi hnllehrer. Schumannstr. 29 1898
142. Schneider, Bernh. Alfr, Dr. phil., Corpsstabsapotheker, Bietschelstr. 14 . . 1895
143. SchSpf, Adolf, Betriebsilirector des Zoologischen Gartens, Thiergartenstr. 1 1897
144. Schorler, Bernh., Dr. phil., Kealschullehrer nud Assistent an der K. Tech-
nischen Hochschule, Haydnstr. 5 1887
145. Schulze, Georg, Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Markgrafen-
strasse 34 1891
146. Schulze, .lul. Ferd., Privatus, Liebigstr. 2 1882
147. Schuster, Osc., Generalmajor z. D., Sedanstr. 1 18ti9
148. Schweissinger, Otto, Dr. phil., Apotheker, Dippoldiswaldaetjdatz 3 . . . 1890
149. Schwotzer, Mor., Btirgerschullebrer, Kl. l’hmenschcstr. 12 1891
150. Seyde, F. Ernst, Kaufmann, Strehlenerstr. 29 1891
151. Slegert, Theod., Professor, Antonstr. 16 1895
152. Siemens, Friedr., Civil -Ingenieur und Fabrikbesitzer, Liebigstr. 4 . . . . 1872
1.53. Slemers, Auguste, Privata, Schnorrstr. 45 1872
154. Slemers, Florentine, TonkUnstlers Wittwe, Schnorrstr. 45 1872
155. Steuer, Wilibald Ferd., Privatus, Unterer Kreuzweg 3 1889
166. Stlefelhngen, Hans, Bezirks.schullehrer, LUttichaustr. 13 1897
157. Stopp, Paul, Bankbeamter, .Schiissergasse 4 1895
158. Streit, Willi., Verlagsbuch- und Kunsthilndler, llhlandstr. 8 1897
159. Stresemann, Kich. Theod., Dr. phil., Aiiolheker, Kesideuzstr. 42 .... 1897
160. Struve, Alex., Dr. phil , Fabrikbe.sitzer, Stnivestr. 8 1898
161. StUbel, Mor. Aluhons, Dr. phil., Geolog, Feldgasse lo 1856
162. Süss, P., Dr. phil., Assistent an der K. Teehni.'‘cheii Hochschule, Behrischstr. 1 1899
163. Teicbmann, Balduin, Major a. D., Wieneiatr. 26 1895
164. Tempel, Paul. Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt, Markgrafenstr. 37 1891
165. Tballwltz, Job,, Dr. phil., Oberlehrer an der II. llealschnlc, Sehiiorrstr. 70 . 1888
166. Thiele, Henn., Dr. phil., Chemiker, Winckelmannstr. 27 1895
187. Thonuer, Franz, l’nvatus, Uhlandstr. 9 1896
168. Toepler, Ang„ Dr. phil. et med.. Geh. llofratli, Profes.sor au der K. Technisehen
Hoehsehnle, Winckelmannstr. 43 1877
169. Toepler, Maximilian. Dr. phil., Assistent an der K. Teehui.sehen Hochsi hule,
Wincki ImannstT. 43 1896
170. Ulbricht, F. llich., Dr. phil., Finanz- und Baurath, Professor an der K. Tech-
nischen Hia hsehnle, Strehlenerstr. 43 1885
171. Umlauf, Carl. Dr. phil., Oberlehrer an der. Dreikouigsclmle, Sehillerstr. 40 . 1897
172. Vetters, Carl W. E,. em. BUrgersehul- Oberlehrer, Gorlilzerstr. 28 .... 1865
173. Vlehmeter, Hugo, Bczirkssehullehrer, Beissigerstr. 21 1898
174. Vieth, Job. von, Dr. phil., Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt, Arndt-
strasse 6 1884
175. A'ogel, G. Clem., Bezirksschnllehrer, Liiidcnanstr. 25 1891
176. Vogel, J. Carl, Fabrikhesitzer. Leuhnitzerstr. 14 1881
177. Vorländer, Herrn., Privatus, Parkstr. 2 1872
178. IVähmuiiii, Friedr., Bezirkssihullelirer, Fürstcuplatz 1 1898
179. Wagner, J’aul, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Kealsehnle, HUlderstr. 9 . . 1897
180. Walther, Beinhohl, Dr. phil., l’rofessor an der K. Technischen Hoehsehnle,
Schnorrstr. 40 189.5
181. AVeber, Friedr. Ang„ Imstitiitslehrer, Circusstr. 34 186.5
182. Weigel, Johannes, Kaufmann. Marienstr. 12 1894
183. Welssliach, Kob., Geh. Jlofrath, Professor .m der K. Technischen Hochschule,
Schnorrstr. 5 1877
184. Werther, Johannes, Dr. med., Amalienstr. 23 1896
185. B'ilkens. Carl, Dr. i>hil., Direetor der Steingtitfahrik von Villeroy it Bwb.
Leipzigerstr. 4 1876
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VII
.lahr iler
All fDahmo.
IS6. Wlnthropp. JJeilson, Privatns, Wienerstr. 32 189ö
187. WittlD^, Alex., Dr. phil., Oberlehrer an der Krenzschnle, Residenzstr. 32 . 1886
188. Wobst, Carl, Oberlehrer an der Annen.schule, Ammonstr. 78 1868
189. WollT, Ernst, Dr. phil., Oberlehrer am K. Cadettencorp.s, Weintranbenstr. 11 1896
190. Worjrltzky, Eng. Georg, Dr. phil., Oberlehrer an der Kreuzsehule, Pestalozzi-
strasse 10 18!H
191. Zeoner, Gust., Dr. phil.. Geh. Rath, Professor a. D., 'Winekelmannstr. 25 . 1874
192. Zielke, Otto, Apotheker, Altmarkt 10 1899
193. Zipfel, E. Aug., Oberlehrer und Dirigent der II. städtischen Fortbildungs-
schule, Zöllnerstr. 7 1876
194. Zschsu, E. Fehgtt., Professor a. D., Zwickanerstr. 44 1849
193. Zschuppe, F. Aug., Finanz -Yermessungs- Ingenieur, Holbeinstr. 15 . . . 1879
B. insserhalb Dresden.
196. AUenkirch, Gust Mor., Dr. phil., Realschullehrer, in Plauen b. Dr , Coschützer-
strasse 39 ' 1892
197. Beck, Ant. Rieh., Porstassessor in Tharandt 1896
198. Bergt, Waith., Dr. phil, Privatdocent an der K. Technischen Hochschule
und Assistent am K. Mineral.- geolog. Museum, in Plauen b. Dr., Bienert-
strasse. 19 1891
199. Boxberg, Georg von, Rittergutsbesitzer auf Rehnsdorf bei Kamenz . . . 1883
200. Büttner, Gust. Ad., Forst^'ärtner in Tharandt 1896
201. Carlowitz, Carl von, K. Kammerherr, Majoratsherr auf Liebstadt .... 1885
202. Contractor, Noshirvan, Student an der K. Forstakademie in Tharandt . . 1899
203. Degenkolb, Herrn., Rittergutsbesitzer auf Rottwerndorf bei Pirna .... 1870
204. DiekbolT, Alphous, l’rivatus in Bla.sewitz, Forsthausstr. 5 1898
205. Dressier, Heinr., Seminar-Oberlehrer in Plauen b. Dr., Reisewitzerstr. 30 . 1893
20<>. Drossbacb, G. P., Dr. phil., Chemiker in Deuben 1897
207. Engelhardt, Rnd., Dr. phil., Chemiker in Radebeul, Leipzigerstr. 2 . . . 1896
208. Erancke, Hugo, Dr. phil., Mineralog in Planen b. Dr., Kathhaus.<tr. 5 . . . 1889
209. Fritzscbe, Foix, Privatus in Kötzschenbroda. Moritzburgerstr. 2 . . . . 1890
210. Günther, Osw., Chemiker in Blasewitz, Weststr. 1 1899
211. Günther, Rieh., Architekt in Blasewitz, Forsthausstr. 7 1891
212. Ilühle, H., Dr. phil., Chemiker in Kadebeul, Albcrtstr. 20 1897
213. Jacob]', Julius, K. llofjuwelier in Blasewitz, Einser Allee 12 1882
214. Jentzscb, Albin, Dr. phil., Fabrikbesitzer in Kadebeul, Friedrich August-
strasse 4 1896
213. Kesaelmeyer, Carl, Privatgelehrter in Altrinchaiii, Cheshire 1863
216. Krntzscb, Herrn., K. ObeiTörster in Hohnsteiii 1894
217. Lewickl, Emst, Ingenieur, Adjmiet an der K. Technischen Hochschule, in
Plauen b. Dr, Bernhardstr. 20 1898
218. Müller, Felix, Dr. phil., Profes.sor a. I). in l/oscliwitz, Ueinrichstr. 12. . . 1898
219. Müller, Rnd. Lndw., Dr. med. in Blasewitz, Friedrich Augiistslr. 25 . . . 1877
220. Osborne, Wilh., Privatus in Serkowitz, AVasastr. 1 1876
221. Osborne, AAMlb, Dr. phil., Chemiker in Serkowitz, Wasastr. 1 1898
222. Reibisch, Tlieod., Privatlehrer in l’lauen b. Dr, Bieuertstr. 24 1851
223. Beheldhauer , Rieh., Civil- Ingenieur in Klotz.schc- Königswald, Richard
Wagnerstr. 16 1898
224. Schrelter, Br, Bergdirector a D. in Berggic.sshUhcl 1883
225. Sehnnke, Th. Huldreich, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Blasewitz, Waldpark-
Strasse 2 1877
226. Seidel, T. J. Rudolf, Kunst- und Handelsgartncr in Laubegast, Uferstr. 7 . 1899
227. Somme^ Carl, Gymnasiallehrer a. D. in Meissen, Bismarckplatz .... 1898
228. Tboss, Fr. Aug., Seminarobcriehrer in Plauen li. Dr, Hohestr. 56 ... . 1898
229. Tbümer, Ant. Jul., Institutsdircetor in Blasewitz, Residenzstr. 12 ... . 1872
230. Weber, Rieh., Apotheker in Königstein a. E 189.3
231. Wolf, Curt, Dr. med., K. Polizeiarzt in Planen b. Dr, Reisewitzerstr. 22 . 1894
232. Wolf, Theod., Dr. phil.. Privatgelehrter in Plauen b. Dr., Hohestr. 15 . . 1891
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vm
II. Ehrenmitglieder . J>br der
Aufnabme,
1. Agasslz, Alex., Dr. phil., Cnrator a. D. des Museum of Coiuparalive Zoology in
Cambridge, Mass 1877
2. Corns, Jul. Vict., Dr. phil., Professor an der UniversitSt in Leipzig . . . 1869
3. Credner, Herrn., Dr. phil., Geh. Bergrath, Professor an der üniversitSt und
Director der geologischen Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen in
4. Flügel, Felix. Dr. phil., Vertreter der Smithsonian Institution in Leipzig . 18.55
5. Galle, J. O., Dr. phil.. Geh. Kegieruiigsrath, Professor a. D. in Potsdam . . 1866
6. Gelnltz, Hans Bnino, Dr. phil.. Geh. Bath, Professor und Director a. D. des
K. Mineral.-geolog. Museums nebst der I’rähistor. Sammlung in Dresden,
Lindenaustr. 10 (18^)1894
7. Haughton, Rev. Sam., Professor am Trinity College in Dublin 1862
8. Jones, T. Rupert, Professor a. D. in London 1878
9. KSIIieker, Alb. von, Dr., Geh. Rath, Professor an der Universität in Würzbnrg 1866
10. Laube, Gust.. Dr. phil., Professor an der Universität in Prag 1870
11. Ludwig, Friedr.. Dr. phil.. Professor am Gvinnasium in Greiz. . . . (1887)1895
12. Magnus, Pani, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin 1895
13. Mereklin, (^arl von, Dr„ Geh. Rath, in Petersburg 1868
14. Möhl, Heinr., Dr. phil., Professor in Kassel 1875
15. Nltsene, Heinr., Dr. phil., Profe.ssor an der K. Forstakadeinie in Tharandt . 1893
16. Jiostiz-Wallwilz, Herrn, von, Dr., Staatsminister a. D. in Dresden, Kai.ser
Wilhelmsplatz 10 1869
17. Omboni, Giov., Professor an der Universität in Padua 1868
18. Silva, Mig. Ant. da, Professor an der Ecole centrale in Rio de Janeiro . . 1868
19. Stäche, Guido, Dr. phil., K. K. Oherbergrath , Director der K. K. Geolo-
a-ia /v x o«-» *
^IMIUCU rVCK.UBnilMttiL III «V ICH
20. Theile, Friedr., Dr. med. in Lockwitz (Mitstiftcr der Isis) 1885
21. Tscherinnk, (ist.. Dr., Hofrath, Professor an der Universität in Wien . . . 1869
22. Yerbeek, Rogier D. M., Dr. phil., Director der geologischen Landesuntersuchung
von Niederländisch-lndicn in Buiteuzorg 1886
23. Vlrchow, Rnd.,Dr. ined..Geh. Medicinalrath, Professor an der Universität in Berlin 1871
24. Wolf, Frz., Dr. phil., Professor, Realschnldirector in Rochlitz 1893
25. Zeuner, Gust., Dr. phil.. Geh. Rath, Profes.sor a. D. in Dresden, Winckelmann-
strasse 25 1874
‘26. Zirkel, Ferd., Dr. phil.. Geh. Bergrath, Professor an der Universität in Leipzig 1893
III, Correspondirende Mitglieder.
1. Albert!, Osc. von, Berganilsreferendar in Freiberg 1890
2. Amthor, C. E. A., Dr. phil., in Hannover '. . 1877
3. Ancona, Cesare de, Dr., Professor am R, Institnto di .stndi superiori in Florenz 1863
4. Ardissone, Frz., Dr. phil., Professor an dem Technischen Institut und der
Ackerbauschnle in liailaiifl 1880
6. Artzt, .Ant., Vermessungs ingenieur in Plauen i. V 1883
6. Ascherson, Paul, Dr. pliil.. Professor an der Universität in Berlin .... 1870
7. Itachinann, Ewald, Dr. phil., Professor an der Realschule in Plauen i. V. . 1883
8. Baensch, William von, Privatus in Stralsund 1886
9. Haessler, Herrn., Director der Strafan.stalt in V'oigtsberg 1866
10. Baldanf, Rieh., Bergdirector in Dux 1878
11. Baltzer, A., Dr. phil., Professor au der Universität in Bern 188.3
12. Bernbardi, ,Ioh., Landhatiinspector in Altenlmrg 1891
13. Bibliothek, Königliche, in Berlin 1882
14. Blanford, Will. T., Esqu., in Loinlon 1862
15. Blaschka, Rud., naturwisscnsch. Modelleur in Hosterwitz 1880
16. Bloebniaiin, Rud., Dr. phil., Physiker am Marine-Laboratorium in Kiel . . 1890
17. Boniblcci, Luigi. Profe.ssor an der Universität in Bologna 1869
16. Brusina, Spiiidion, Profe.ssor au der Universität in Agram 1870
19 Bnrean, Ed.. Dr.. Professor am nafnrhi.stor. Mnsenm in Paris 1868
20. Canestrini, G., Profe.ssor au der Universität in Padua 1860
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IX
.I*hr der
Aufnahme.
21. Carstens. C. Dietr., Ingenieur in Varel 1874
22. Conwentz, Hugo Wilh., Dr. phil., Professor, Director des Westprenss. Pro-
vincialrauseums in Danzig 1886
23. Danzig, Emil, Dr. phil., Oberlehrer an der Healschnle in Rochlitz .... 1883
24. Datbe, Emst, Dr. phil., K. Prenss. Lajidesgeolog in Berlin 1880
25. Dittmarsch, A., Berg.schuldirector in Zwickan 1870
26. Döll. Ed., Dr., Oherrealschnldirectür in Wien 1864
27. Dass, Bruno, Dr. phil., Doccnt am Kais. Polytechnikum in Riga 1888
28. Dzlednszjrcki. Wladimir tlnif, in Lemberg 1852
29. Eisei, Koh., Curator des städtischen Museums in Gera 1857
30. Fischer, Aiig., Kaufmann in Pösneck 1868
31. Flohr, Conrad, Amtsgerichtsrath, Amtsrichter in Leipzig 1879
32. French, C., Esqn , Govemement Entomologist in Mellmurne 1877
33. Frenzei, A.,Dr. phil., Lehrer an der Bergschule iiudK. HUttenchemiker in Freiberg 1872
34. Frlederirh, A., Dr. mcd., S.anität.srath in Wernigerode 1881
36. Friedrich, Osc., Dr. phil.. Professor, Conrector am Grmnasinm in Zittau ! 1872
36. Fritsch, Ant., Dr. med., Professor an der Universität und Custos am böhmi-
schen Landcsmuscum in Prag 1867
37. (landry, Alb., Dr., Merabrc de llustitut, Professor am uaturhistorischeu
Museum in Paris 18»i8
38. fJeheeb, Adelb.. Apotheker in Geisa 1877
39. Geinitz, Frz. Eiig., Dr. phil , Professor an der Universität in Rostock . . . 1877
40. Gonnermann, Max, Dr. phil., Apotheker und Chemiker in Rostock . . . 1865
41. Groth, Paul, Dr. phil, Professor an der Universität in München 1865
42. Härtung, 11., liergmei.ster in Lohenstein- 1867
43. Helm, Alb., Dr phil. Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1872
44. Heine, Ferd , K. Domänenpächter und Klo.stergutsbesitzer auf Hadmersleben 186.3
45. Hennig, Georg Rieh., Dr. phil, Docent am Kais. Polytechnikum in Riga 1888
46. Herb, .Salinendirector in Traunstein 1862
47. Hrrrmann, Wilh., Dr. theol. et phil, Professor an der Universität in Marburg 1862
48. Hlbsch, Enmnuel, Dr. phil, l'rofesaor an der Höh. Ackerbauschule in Lieb-
wenl bei Tetschen I8R5
49. Hilgard, W. Eng., I’roft'ssor an der Universität in Berkeley. Californien . . 1869
50. Hilgendorr, Frz , Dr. phil, Professor, Custos am K. zoolog. Museum iu Ih-rlin 1871
51. Hirzel, Heinr., Dr. phil, Professor a. D. in Leipzig 1802
,52. Hofmann, Hmn., Biirgerschullehrer in Gros.senhain 1894
53. Hflbncr, Ad., Oberhüttenmeister anf der Halsbrückner Hütte bei Freiberg . 1871
54. HnU, Ed., Dr., Professor iu London 1870
55. Isral'l, A., Schulrath. Scminanlirector n D. in Zschopau 1868
56. Issel, Arth., Dr., l’rofessor an der Universität in Genua 1874
57. Jentzsch, Alfr., Dr. phil, Professor an der Universität und Director des
Ostpreuss. Provincialniuseums in Königsberg 1871
58 Kcsselmeyer, Wilh.. in Manchester 1863
59. Kirbach, Fr. Paul, Dr. phil, Oberlehrer an der Realschule in Mei.ssen . . 1894
60. Klein, Herrn., Herausgeber der „Gaea“ in Köln 1865
61. Köhler, Emst. Dr. phil, .Scouinaroberlehrer a. D. in Schueeberg 1858
62. König von Warthansen, Wilh. Rieh. Freiherr von, Kamnutrhetr auf Wart-
hsusen bei Hiberach 1855
63. Kornbaber, Andreas von, Dr., Professor am Polytechnikum in Wien . . . 18,57
6-t. Kosmabl. Friedr., K. Oberförster a D. in Lange'hrück 1882
65. Krebs, Willi., Privutgelehrter in .-Vltona 1885
Wi. Krieger, W., Lehrer in Königstein 1888
67. KUhn, E., Dr. phil, Schulrath, Bezirk.sschulin.spector in Leipzig 1865
68. Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870
69. Lange, Theml., Dr. phil, .äpotheker in Werningshausen 1890
70. lainzi, Matthaeus, Dr med., in Rom 1880
71. Lapparent, Alb. de, Ingenieur des mines, Professor in Paris 1868
72. Lefevre, Tbeod., Dr., in Brüssel 1876
73. Le Jolis, Aiig., Dr. phil, Direetor der Soeiitä nation. des Sciences natiir. et
matbfm. in Cherbourg 1866
74. Leonbardt, Otto Emil, Seminaroberlehrer in Nossen 18fl0
7.5. Ia>hrmann, Emst, Dr. phil, Oberlehrer am Realgyimmsinm in .\nnaberg 1892
76. LDttke, Job., Fabrikbesitzer in Hamburg iHHl
77. Mayer, Charles, Dr., Professor an der Universität in Zürich 1869
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X
Jahr der
Aufaahme.
78. Xehnert, Ernst, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Pirna 1882
79. Menzel, Carl, Oberbergrath, Hergamtarath in Ereiberg . 1869
80. MBller, Valerian von, wirkl. Staatarath, Oberberghanptmann in Petersburg . 1869
81. Nascliold, Heinr., Dr. phil., Fabrikbesitzer in Au.ssig 1866
82. Kaumann, Ferd., Dr. med., Jlarinestab.sarzt a. D. in Gera 1889
83. Tianmann, Herrn., Oberlehrer an der Kealschule in Bautzen 1884
84. Nenbert, Gust. Ad., Hofrath, Profe.ssor a. D. in Klotzsche -Königswald . . 18.57
85. Sobbe,Friedr.,Dr. phil., Geh.Hofrath,Prof.anderK.Forstakadeuiie in Tharandt 1864
86. Pabst, Mor., Dr. phil., Professor, Conrector am Kealgymnasium in Chemnitz 1866
87. Pabst, Wilb., Dr. phil., Cnstos der naturhistor. Sammlungen in Gotha . . 1881
88. Papperitz, Erwin, Dr. phil.. Professor an der K. Bergakademie in Freiberg 1886
89. Peschei, Emst, Lehrer in Nttnehritz 1899
90. Petermann, A., Dr., Director der Station agronomique in Gembloux . . . 1868
91. Pigorlni, L., Dr., Professor an der Universität und Director des Museums
Kircherianum in Rom 1876
92. Prasse, Emst Alfr., Betriebsingenienr a. D. in Leipzig 1866
93. Rehmann, Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869
94. Reiche, Carl, Dr. phil., in 8antia§:o, Chile 1886
95. Reidemeister, C., Dr. phil., Fabnkdirector in Schönebeck 1884
96. Richter, Cour., Realschnllehrer in Aue 1895
97. Schimumy, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch 1894
98. Schllenen, H. L. von. Oberst z. D. in Radebeul lSt>2
99. Schlimpcrt, Alfr. Mor., Apotheker in Cölln bei Meissen 1893
100. Schneider, Ose., Dr. phil., Professor a. D. in Bla.sewitz 1863
101. Schnorr, Veit Hanns, Professor a. D: in Zwickau 1867
102. Schreiber, Paul, Dr. phil., Professor, Director des K. Sächs. Mcteorolog.
Instituts in Chemnitz 1888
103. Scott, Dr. phil., Director der Meteorological Office in London 1862
104. Seidel, Osc. Mor., Seminaroberlehrer in Zschopau 18R3
105. Seidel, Heinr. Bemh., Seminaroberlehrer in Zschopau 1872
106. Seldlltz, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg i. Pr. ... 1868
107. Sieber, Georg. Kittergutspächter in Grossgrabe bei Kamenz 1879
108. Sonntag, F., Privatns in Berlin 1869
109. Stauss, Waith., Dr. phil., Ch«niker in Hamhurg 188.5
110. Stephani, Franz, Kaufmann in Leipzig 1893
111. Sterzei, Joh. Trang., Dr. phil., Oberlehrer an der I. höheren Mädchenschule
in Chemnitz 1876
112. Steuer, Alei., Dr. phil., Privatdocent an der Universität in Jena .... 1888
113. Steven.son, J(jhn .1., Profe.ssor an der University of the City in New-York 1892
114. Stossich, Mich., Profes.sur in Triest 1860
115. Temple, Kud., Director des Landesversicherangsamtes in Pesth 1869
116. Ulbricht, R., Dr. phil., Professor a. D. in Dahme 1884
117. Ulrich, George 11. F., Dr phil., Professor an der Universität in Dnnedin,
Nen-Seeland 1876
118. Vater, Heinr., Dr. phil., Professor an der K. Foratakademie in Tharandt 1882
1 19. Vetters, K., Dr. phil., Lehrer an den Tccbniscbcn Stjiatalehranstalten in Chemnitz 1 884
120. Voigt, Bernh., Steuerrath, Bezirks.steuerinspeetor in Chemnitz 18t!7
121. Voretzscli, Max, Dr phil., Oberlehrer am Herzogi. Erast-Realgymnasium in
Altenburg 1893
122. Waagen, Wilh. Heinr., Dr. phil., Oberbergrath, Professor an der Universität
in Wien ' . 1877
123. Wartmann, B., Dr. mi^d., Professor in St. Gallen 1861
124. Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861
125. Welse, Aug., Buchhalter in Ebershach 1881
126. Welemensky, Jac., Dr. med. in Prag , 1882
127. Wentzel, Gg. Alb., K Hofgärtner a. D. in Pillnitz 1871
128. White, Charles, Dr., Curator am National -31u.seum in Washington . . . 1893
129. Wiechel, Hugo, Baiiratli, Betriebsinspector in Chemnitz 1880
13<». Wiesiier, Jul., Dr., Professor an der Universität in Wien 1868
131. WollT, F. A., Seminaroherlehrer in Pirna 188:1
132. W'lliische, F. Otto, Dr. phil., Professor am Gymnasium in Zwickan . . . 1869
133 Zimmerninnii, Osc , Dr phil., Prtifessor am Realgymnasium in Chemnitz . 188t)
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Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1899.
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I. Section für Zoologie.
Erste Sitznngani 2. Februar 1899. Vorsitzender: Prof.Dr. H. Nit sehe.
— Anwesend 27 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Nitsche überreicht für die Bibliothek der Gesellschaft
ein Exemplar seines jüngst erschienenen Buches: „Studien über Hirsche“,
Heft I.
Institutsdirector Th. Iteibisch berichtet, dass neuerdings an einer
Landschnecke elektrische Erscheinungen beobachtet worden seien.
Dr. J. Thallwitz schildert einen von ihm beobachteten Kampf
zwischen zwei Käfern.
,Ini Spiitxommcr 1898 Lciuerkte ich an einem 'WaldrÄmlchcn bei Pirna einen zwischen
dem Oras <lahineilenden und auf meinen Standort zukommenden Carabmi aurahts. Kaum
znfiillig auf ihu aufmerksam geworden, sah ich, wie das Thier von einem Xecrophorus
vespillo angegriffen wurde, der es von der .Seite her antiel. Da sieh der Laufkäfer kurze
Zeit darauf nicht mehr regte, fasste ich ihn und sah, dass er eine klaffende Wunde
uuterseits hinter dem ersten Brustring aufwies Wenn der Laufkäfer clie schwere
Schädigung auch wahrscheinlich vorher anderswo davongetragen hat, so erschien mir
der hastige Angritf des Secropbcfrus auf ein lebendes Iiisect, noch dazu auf einen
Carabus, immerhin als eine merkwürdige Sache, zumal mich der umgekehrte Fall viel
weniger verwundert hätte “
Prof. Dr. H. Nitsche bespricht in einem längeren Vortrage die
Morphologie der Mundwerkzeuge bei den Insecten mit besonderer
Berücksichtigung der saugenden.
Zweite Sitzung am 6. April 1899. Vorsitzender: Dr. J. Thallwitz. —
Anwesend 20 Mitglieder.
Dr. J. Thallwitz hält einen Vortrag: Zur Hydrobiologie der
Elbe, in dem er den Bau, die Entwickelung und die Lebensart der in
der Elbe vorkommenden niederen Krebse, besonders die der Blattfuss-,
Muschel- und Spnltfusskrebse, d. h. der Phyllopoden, Ostracoden und
Copepoden behandelt. Zur Erläuterung dienen von ihm selbst angefertigte
Tafeln und mikroskopische Präparate. Einschlägige Litteratur wiial vor-
gelegt.
Bankier A. A. Kuntze legt eine mit Schildläusen (wahrscheinlich der
Gattung Afyiilasjris angehörig) besetzte Apfelsine vor.
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Dritte Sitznn? am 1. Juni 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. H. Kitsche.
— Anwesend 28 .Mitglieder.
HerrM'. Putsch er lässt zunächst den genauen Katalog seiner Mineralien-
sammlung circuliren und zeigt ein in seinem Garten aus Samen gezogenes
Exemplar von Aquilcffia vulgaris vor, dessen Bliithen merkwürdig miss-
gebildet und vergrünt sind.
Institutsdirector Th. Reibisch erläutert an einem sehr schönen
Chamäleon-Skelett die besonderen Eigenthümlichkeiten des Knochen-
baues dieser Gruppe.
Prof. Dr. H. Kitsche schliesst hieran einige Bemerkungen über den
Bau der Lungen und das Gefangenleben dieses Thieres.
Prof. Dr. H. Kitsche berichtet über die Einschleppung einer
japanischen ungetiügelten Laubheuschrecke {lihaphidophorus marmo-
rahis) durch Eier. Die vorgelegten Exemplare stammen aus zwei Glas-
häusern in Mittweida in Sachsen und Bückeburg.
Derselbe schildert schliesslich in längerem Vortrage den 1897 und
1898 über fast alle sächsischen Staatswaldungen verbreiteten Prass des
Pichtennestwicklers, OrapJiolitha tedeUa.
Besonders hervorznheben ist, dass in einigen Revieren dieser Fras.s durch einen
inseetentildtenden Pilz, durch die (jewühulich nur nnf Kohlweisslingsranpen vorkommende
pAitomophthora radicans sein Ende fand.
II. Section für Botanik.
Erste Sitzung am 9. Februar 1899. Vorsitzender: Geh. Ilofrath
Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 36 Mitglieder.
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Areale der Leit-
pflanzen in den Pflanzenformationen Sachsens und Thüringens.
Derselbe bildet die Fortsetzung des am ao. October 1898 vor der Gesellschaft ge-
haltenen Vortrages und ist in seinem wesentlichsten Inhalte in den Abhandlungen der
Isis, Jahrgang 1898, S. 91, als „Anhang“ zu demselben gedruckt.
Lehrer II. Stiefelhagen legt unter anderen vom Herbste her bis
jetzt unausgesetzt weiterblühenden llerbstpflanzen Aruhis alhida als frühen
Frühlingsblüber dieses merkwürdig milden M'inters vor, mitgebracht
von Cossebaude.
Garteninspector F. Ledien lenkt die Aufmerksamkeit auf den sibiri-
schen Frühblüher Rhododendron chrgsanthinn im botanischen Garten.
Institutsdirector A. Thümer berichtet, dass Oalantlms seit Mitte
J.anuar in Blasewitz blühe.
Zweite Sitzuug vom 13. April 1899 fim liörsaale des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender: Geb. llofratb Prof. Dr. O. Drude. — Anwesend
22 Mitglieder und 15 Gäste. — Der Sitzung ist eine demonstrative „Monats-
versaminlung“ im K. Botanischen Garten um 5 Uhr Kachmittags voraus-
gegangen.
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o
Prof. Dr. 0. Drude bespricht das neu erschienene, höchst anregend
geschriebene und glänzend ausgestattete Werk von Prof. Dr. Schimper:
„Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage“, beleuchtet dessen
Stellung und den in ihm gebotenen Fortschritt zu Grisebach’s „Vegetation
der F.rde“, sowie zu dem in jüngerer Zeit von Warming herausgegebenen
„Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie“, und erklärt unter De-
monstration geeigneter Pflanzen der Gewächshäuser die Tendenz des Werkes
an einzelnen herausgcgriffenen Capiteln, um auf das Studium desselben
hinzu wirken.
Eine von Prof. Dr. H. Conwentz, Danzig, als Geschenk eingegangene
Broschüre über das Vorkommen der Eibe in Deutschland wird vor-
gelegt und die Bitte des Verfassers mitgetbeilt, dass zu seinen Unter-
suchungszwecken Proben sächsischer Moorhölzer gesammelt und an ihn
gesendet werden möchten.*)
Dritte Sitzung am 15. Juni 1899 (im Kalthause des K. Botanischen
Gartens). Vorsitzender; Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend
30 Mitglieder und 2 Gäste. — Der Sitzung ist wiederum eine „Monats-
versammlung“ um 5 Uhr Nachmittags vorangegangen, doch mussten sich
die geplanten Besichtigungen wegen anhaltenden Regens auf die Gewächs-
häuser beschränken.
Prof. Dr. 0. Drude hält einen Vortrag über die Petersburger
Gartenbau-Austeilung vom 16. — 27. Mai d. J., zu welcher ihn ein
Auftrag des K. Ministeriums des Innern als Vertreter des sächsischen
Gartenbaues entsendet hat, legt Photographien jener Ausstellung im Tau-
rischen P.alais vor, und bespricht die allgemeinen, auf das strengere Klima
begründeten Verhältnisse des russischen Gartenbaues.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
Erst« Sitzung am 16. Februar 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 38 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende macht .an der Hand einer Probenummer auf die in
Spemann’s Verlag erscheinende naturwissenschaftliche Zeitschrift „Mutter
Erde“, im Einzelnen .auf einen darin enthaltenen Aufsatz über die geo-
logischen Verhältnisse Norddeutschlands aufmerksam und knüpft
daran einige Bemerkungen über die interessanten .Muschelkalkbrüche
von Rüdersdorf bei Berlin, in denen für den Berliner Geologentag im
Herbst 1898 Gletschertöpfe, Gletscherschlitfe und ein tiefes Gletscherthal
von hervorragender Schönheit freigelegt worden waren.
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält den .angekündigten Vortr.ag über Natur
und Entstehung des Chilisalpeters mit Vorführung von Gesteiiis-
proben und Lichtbildern.
*) Vielleicht hat die Verbreitung dieser Bitte durch den Druck Erfolg; zur Ver-
mittelung erbietet sich der Vorstand der botanischen .Section (Drude, Wobst).
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Prof. H. Engelhardt berichtet über eine neuentdeckte Kreide-
pflaiize, ikissafras Oeinitzi Engelh., aus dem cenomanen Quadersandstein
von Eutschütz, über neue tertiäre Pflanzen von Sardinien*) und
über die Bestimmung von fossilen Palmenresten im Allgemeinen.
Zweit« Sitzung am 20. April 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 26 Mitglieder.
Dr. \V. Bergt hält einen Vortrag über vulkanischen Staub und
veranschaulicht denselben durch Proben und mikroskopische Präparate.
Oberlehrer Dr. P. Wagner spricht über Erdpyramiden unter Hin-
weis auf die Schrift von Chr. Kittlcr: „Ueber die geographische Ver-
breitung und Natur der Erdpyrainiden“, Inaug.-Diss. Erlangen 1897.
Dr. W. Bergt spricht unter Vorlage von Moldawiten und ähnlichen
Bildungen über Suess: „Ueber den kosmischen Ursprung der Moldawite.“
Dritte Sitzung am 22. Juni 1899. Vorsitzender: Privatdocent Dr. W.
Bergt. — Anwesend 22 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt mit kurzer Besprechung das Werk von 0. Herr-
manu; „Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie“ und den Katalog der
Mineraliensammlung des Herrn W. Putscher zur Einsicht vor.
Oberlehrer Dr. P. Wagner macht auf das neu erschienene Werk von
Gürich: „Das Mineralreich“ aufmerksam.
Oberlehrer Dr. K. N'essig giebt einen Bericht über rechtselbische
Bohrlöcher (vergl. Abhandlung II) und weist auf einen verbesserten
Aufschluss im Syenitconglomerat und Leopardensandstein bei
Coschütz hin.
Prof. 11. Engelhardt macht einige ergänzende Bemerkungen über
Thoneinlageruugen unter dem Haidesand, legt eine Arbeit von
U. Zeiller über SteinkohlenpHanzen vor und berichtet über neue tertiäre
Pflanzen fundo in der Uhön.
Dr. W. Bergt ergänzt seinen früheren Vortrag über die Moldawite
und führt Präparate natürlicher Gläser vor.
IV. Section für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 19. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 26 Mitglieder.
Geh. Hofrath Prof. Dr. F. Nobbe spricht über vorgeschichtliche
Funde im K. Forstgarten zu Tharandt. (Vergl. Abhandlung III.)
In der sich an den Vortrag anschliessenden Debatte wird namentlich
die Frage erörtert, ob diese Funde als Depotfunde oder, falls sich in der
*) Vergl. Abliandl. I.^is 1898, S. 101.
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Nähe des Fundortes in urgeschichtlicher Zeit eine Cultusstätte befunden
haben sollte, als Opfergaben anzusehen seien.
Herr W. Osborne legt eine Bronzefibel aus dem La Tene-Griiber-
felde von Iludnikersee bei Graudenz und ein Feuersteingeräth von
der Insel Seeland vor und
referirt über einen von John Evans auf der Jahresversammlung der
Gesellschaft zur Beförderung der Wissenschaften zu Toronto gehaltenen
Vortrag über das Alter des Menschengeschlechts.
Prof. Dr. J. Deichmüller bringt zur Ansicht einen in der rauhen
Fuhrt bei Diesbar aus der Elbe gebaggerten Steinhammer, in dessen
fast vollendetem Bohrloch noch der wohlerhaltene Bohrkern steht,
sowie das Bruchstück eines Steinbeils, ein topfartiges Gefäss mit drei
warzenförmigen Ansätzen und eine Anzahl Gefassscherhen mit Stichband-
verzierungen, welche aus einer Niederlassung der jüngeren Stein-
zeit im Dorfe Ilöderau stammen.
Zweite Sitzung am 16, März 1899. Vorsitzender: Prof Dr. J. Deich-
müller. — Anwesend 15 .Mitglieder.
Prof Dr. J. Deichmüller spricht über die als „Frau von Auver-
nier“ bekannte Büste, welche von Prof Dr. J. Kollmann in Basel durch
Aufträgen der IVeichtheile auf den Schädel einer Frau aus dem Pfahlbau
Auvernier hergestellt worden ist
Lehrer H. Döring hält einen Vortrag über den Burgwall von
Arkona auf Bügen und legt Photographien und Fundgegenstände von
demselben vor.
Derselbe bringt ferner zur Ansicht ein Steinbeil von Stönzsch
bei Pegau, ein Flachbeil, einen Spinnwirtel und einen bandverzierten
Gefässscherben aus neolithischen Herdstellen in der fiscalischen Kies-
grube von Wiederau bei Pegau, sowie eine Anzahl Gefässreste von dem
ßurgwall bei Altoschatz.
Unter letzteren befinden sieh auch solche von germanischem Typus, welche darauf
hindeuteu, dass dieser Burgwall vielleicht bereits in vurslavischer Zeit errichtet worden ist.
Prof Dr. J. Deichmüller berichtet über neue Erwerbungen der
K. Prähistorischen Sammlung:
Von Steinhach hei Radeburg erhielt die Sammlung einen Lappeneelt aus
Bronze, ans dem beim Kasernenhau zu Kamenz aufgedeckten (irfiberfelde eine
grosse Anzahl z. Th. wohlerhaltener Gefilsse, deren Formen den jüngeren Lausitzer
Typus zeigen und, wie die spärlichen Eisenbeigaben, beweisen, dass dieses Gräberfeld
in den letzten Jahrhunderten vor Chr. angelegt worden ist.
Excursion am 10. Juni 1899 zur Besichtigung einer angeblichen
vorgeschichtlichen Opferstätte bei Hermsdorf zwischen Klotzsche und
Königsbrück und eines Burgwalls bei Klotzsche. — Zahl der Theil-
nehmer 9.
Pie nur wenige Minuten sttdiieh Hermsdorf dicht am Wege nach Lansa gelegene
sogenannte Opfer stätte ist eine flache natürliche Bodenerhebung ohne jede Spur künst-
licher Erhöhung oder Umwallnng, welche von einer regellosen Anhäufung grosser Stein-
blöcke gekrönt wird. Das zur letzteren verwendete Material sind theils kantige Bruch-
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stücke des den Untergrund bildenden Lausitzer Granits, theils abgeroUte Blöcke be-
nachbarter contactmetaniorphischer Grauwacken und nordischer Granite oder erzgebirgisch-
böhmischer GranitiHirphvre und Basalte, wie sie im Diluvium der Umgebung nicht selten
sind. Dass dieser Steinban in vorgeschichtlicher Zeit errichtet und der Platz als Opfer-
Stätte benutzt wonien sei, dürfte sich nach dciuirtlichen Verhältnissen kaum bew eisen la.ssen.
Der östlich des Bahnhofs Klotzsche über dem Steinbruch auf dem linken Ufer iles
Priessnitzbaches befindliche Burgwall, welcher schon auf der ans dem 16, .lahrhundert
stammenden Oeder'schen Karte als Burgstadl bezeichnet wird (vergl. Sitzungsber. Isis
1897, S. 7), ist ein ans Granitstücken errichteter Wallrest, dessen Alter jedoch mangels
jeglicher Fnndstücke noch unsicher ist.
V. Section für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 12. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr.F. Foerster.
— Anwesend 198 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrath Prof. Dr. W. Hempel hält einen Vortrag über Kryo-
chemie.
Der Vortragende erörtert zunächst die Fortschritte, welche Theorie und e.vperimen-
telle Hilfsmittel erfuhren, bis rann zu der heute im technischen Ma.saslabe möglich gewor-
denen V'ertlUssigung der früher für „permanent" gehaltenen Gase, zumal der ßestandtheile
der atmosphärischen Luft, gelangen konnte. Die Liiide'sche Maschine erlaubt heute,
flüssigen Sauerstoff in beliebiger Menge zu erzeugen. Mit Hülfe eines voni Vortragenden
selbst nach den bei dieser Maschine l>efolgten Gnindsälzen construirlen .Apparates wurde
flüssiger Saiierstoft' in reichlichem Masse hergestellt und dnreh eine Reihe sehr an-
schaulicher Versuche dargethan, welche Wirkungen durch eine Emieilrigung der Tem-
peratur auf diejenige des siedenden Sauerstoffs hervorgebracht werdmi können ; es wurde
z. B. Ozon als indigoblauc Fiüs,sigkeit aus ozonisirtcr Luft niedergeschlagen nn<l die
grosse Reactionsträgheit bei gewöhnlicher Temperatur explosionsartig auf einander
wirkender .Stoffe, wie Brom und Kalium, gezeigt. Die Chemie bei niederen Tempera-
turen, die Krvochemie, ist nun aber auch bei erlieblich über dem Siedepunkte des Sauer-
stoffs liegenden Temperaturen noch so gut wie unerforscht. So bietet z. B. die durch
Kintragen fester Kohlensäure in Aether verhältnismässig leicht zn erhaltende Temperatur
von — ■ft'’ der Forschung noch ein weites Feld. Der Vortragende hat es sich an-
gelegen sein lassen, die Hiilfsmittel zn suchen, die man zur Aufrechterhaltnng so
niedriger Temperaturen zweckmässig verwendet. Er hat gefunden, dass ähnlich guter
Kälte.schutz wie durch das Vaciium der Dewar'schen Köhren auch durch Einpacken der
die kalte Flü.ssigkcit enthaltenden Geftissc in Eiderdaunen, oder billiger in gut ge-
trocknete, Schafwolle zu erreichen ist. Mit solchen Mitteln arbeitend, hat er flüssige
Kohlensänrc mit Wasser wie mit .Alkoholen zu starren Verbindungen vereinigen können.
Die Bedeutung dieser sauren Aether und des Uvdrates der Kohlensäure ffir das Ver-
ständuiss des merkwürdigen Unterschieds zwischen der Festigkeit, mit der einerseits
die natürlichen kidilensaurcn Wasser und der echte Champagner ihre Kohlensäure znrück-
halten, und der Leichtigkeit, mit der künstliches Selterwasser oder .Schaumwein das
eingepresste Kohleusäuregas wieder entlassen, wird am Schluss des mit grossem Beifall
anfgenommenen Vortrages erörtert.
Zweite Sitzung am 2. Mürz 1899. Vorsitzender; Prof. Dr. F'. F^oerster.
— Anwesend 50 .Mitglieder und Gäste.
Dr. P. Uhlinann spricht über die epochemachendsten F'ort-
schritte der Theerfiirben- Industrie seit 1890.
Der Vortragende bespricht zunächst nach einigen historischen Bemerkungen die
Bedeutung des Indigos als Farbstoff und schildert des.sen Verwendung und künstliche
Darstellung unter Vorlegung zahlreicher i’räparate und Atnsfärlinngen nebst Druik-
nmstern Im zweiten Theile seines Vortrages wendet er sieh dann zu der enormen
Bedeutung, welche die grosse Gruppe der Azolärhstofte in Färberei und Zeugdnick cr-
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lanift haben, und illustrirt deren Fixirung und Erzeugung auf der Fager durch viel-
fache Experimente, um dann zu den erst in neuerer Zeit, zuerst von Vidal, entdeckten
gchwefelhaltigcm Farbstoffen üherzugehen, wie sie neuerdings auch in den deutschen
Faliriken im grossen Massstabe dargestellt werden, um mit einem kurzen statistischen
Uelierblick über Import, Export und Fabrication zu schliessen.
Xächstdem spricht Dr. E. Müller über ein elektrolytisches Ver-
fahren zur Herstellung chlor-, brom- und jodsaurer Salze.
Nach einer Erliinterung und Vorführung der Verfahren und der Apparate, mit
, deren Hülfe man elektrolytische Vorgiinge an unlilslichen Elektroden verfolgen kann,
erörtert der Vortragende <lie Schwierigkeiten, welche die Herstellung chlor-, brom- und
jodsaurer Salze durch Elektrolyse der Lösungen von Chloriden, Bromiden und Jodiden
entgegenstehen. Diese sind vor allen Dingen darin zu suchen, dass die durch die anodi-
schen Vorgänge in der Lösung erzeugten Hnlogcnsauerstoflverbindungen mehr oder
weniger leicht an der Kathode wieder zu den Halogeniden reducirt werden. Es ist
dem Vortragenden gelungen, im eiufachchromsauren Kali einen Stoff' zu finden, der, in
kleiner Menge dem Elektrolyten zugesetzt, die kathodische Reduction fast ganz aus-
schliesst. Auf diese Weise gelingt es, Bromate und .Iipdate elektrolytisch mit einer
über iW/olichen Strom- uml Materialansbeute herznstellen
An der sich hieran anschliessenden Debatte betheiligen sich Geh. Hof-
rath Prof. Dr. W. Hcinpcl, Prof. Dr. F. Foerster und der Vortragende selbst.
Dritte Sitzung am 4. Mai 1899. Vorsitzender; Prof. Dr. F. F oerster.
— Anwesend 59 Jlitglieder.
Privatdocent Dr. A. Schlossniann spricht über die Entwickelung
der Heilkunde unter dem Einfluss von Physik und Chemie.
Der Vortragende schildert einleitend den tiefen Stanil der Medicin zu Anfang
unseres .lahrhunderts. da die Diagnose eine rein speciilative war und die Behandlung
der Krankheiten wesentlich in der Verabreichung möglichst zusammengesetzter Arzneien
bestand: ferner ilie Einflüsse des Mesmerismus, des Spiritismus und der Homöopathie.
Erst mit der syntheti.scheu Darstellung des Harnstoffes durch Wühler im Jahre 1828
begann eine neue Epoche, die alte Lehre von der Lebenskraft fiel, und clas (lesetz von
der Erhaltung der Kraft wurde auch fiir den Aufljau der modernen Meilicin grundlegend,
die nun erst zu einer selbständigen Wissen.schaft hcranwuchs.
Für die Erkennung der Krankbeiti'n wurden namentlich die phy.sikalischen Methoden
der Percussion, der .\useultation , der Thernnimetrie und der Beidiachtung des Pulses
dienstbar gemacht. Es folgte ilie Erfindung des Augenspiegels durch ILlmholtz und
daran anschliesscnil die Ausbildung von Methoden zur Beleuchtung des Kehlkopfes, des
Magens, der Blase u. s. w. Auch die Elektricität konnte in den Dienst der Diagnostik
treten, da sich die Keizbarkeit der Muskeln und Nerven gegenüber dem .Strome in
verschiedenen abnormen Zuständen als verschieden berausstellte. Für manche Fälle
»Tirde die Bestimmung iles specitisehen Gewichts, z. B. des Urins, uni’rlässlich. Endlich
brachte die Entdeckung der X-Strahlen für einen ganzen Kreis von Erkrankungen ein
unentbehrliches Erkennungsmittel. Die Chemie leistete nicht minder wichtige Dienste
durch Stofi'wechseluntcrsuchungen, durch Untersiubung des Blutes bei einer ganzen
Reihe von Krankheiten, besonders bei Vergiftnngsersebeinnugen.
Beide Wissenschaften wirkten aber auch fördernd auf dem Gebiete der Therapie.
Der Physik entsprangen namentlich die Methoden der Elektrotherapie, il(>r mechanischen
und der pneumatischen Behandlungsweise, während die Chemie eine Unzahl wirksamer
chemischer Verbindungen der Medicin zur Verfügung stellte.
Von grosser Bedeutung endlich waren auch die Vortheile, welche aus der An-
wendung der iihysikalischen Üntersuchiingsmethoden für die Verhütung der Krankheiten
erwuchsen. Als die wichtigste Hülfe aber, welche, Physik und Chemie der Medicin ge-
leistet haben, ist die zu betrachten, dass sie ihr methodisch den Weg gewiesen haben,
eine exacte Naturwissenschaft zu werden.
Im Anschluss an den Vortrag macht Dr. med. G. Kolling einige
Mittheilungen über physikalische Methoden zur Untersuchung des
Magens und der Speiseröhre.
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Oberlehrer H. A. Rebenstorff spricht über einige neueVersuahe
und Apparate für den physikalischen Unterricht.
Der Vortragende zeigt, wie man beim Lnftleermachen eines Kolbens durch Ans-
kochen das Wasser durch den Dampf selbst aus dem Kolben entfernen kann. Es gelingt
dies durch Anfügen einer langen Glasröhre, welche naih schnellem Umkebren des
Kolbens den Druck so herabsetzt, dass das Wasser weiterkocht, lii.s iler Kolben leer ist.
Hierauf wird do.s Motlell einer Dampfstrahlpumpe vorgefilhrt (Zeitschr. für den phys.
und ehern. Unt. 1K99, S. 18). Es ist leicht herstellbar, enthiilt keine durchbohrten Korke
und gcestattet, wahrend de.s Hctriebes der Dampfröhre <iic beste Stellung zu gel»en. Zu
Imziehen durch die Glasbläserei von Eichhorn. Dre.sdcn, Mittelstrasse. •
Nach VorfUhning einiger Versuche mit Tauchern (Zeitschr. f. d. phvs. und ehern.
Unt. 1898, S. 213 — 221) wird der neue Apparat für Wärmeleitung des ifolzes gezeigt.
Derselbe besteht aus einer Holzpyramide mit in der Achse gelegenem Dampfrohr und
äusserem thermoskopisehen Earbmantel. Mit dem Farbentlicrmoskop (zu l>eziehen von
G. Ijoronz, Chemnitz, Sehillerstrasse) wird auch die Wärmeentwickelung beim Er-
starren des überkalteten Schmelzflusses von Natriumaeetat nachgewiesen und gezeigt,
wie man zu verfahren hat, um mit einem farbenthcrmo.skopischen l’apierstreifen eine
Temperaturerhöhung sichtbar zu machen, welche den Umwandlungspunkt des Silber-
quei k.silberjodids (4ö®) noch nicht erreichL
Zu Mittheilungen über die Vorführung der Funkentelegraphie im Unterricht über-
gehcuil, zeigt der Vortragende einen leicht ans Alumininmbilie herzn.stellenden Cohärer
von bedeutender Emptindlichkeit, berichtet über andere Cohärerarten und erläutert ein
neues Verfahren, die bei der Funkentelegraphie so störenden Welten, welche von dem
elektromagnetischen .\bklopfer ausgehen, wirkungslos zu machen. Der Cohärer wird
hierbei nur am einen Ende und zwar federnd befestigt, während am anderen Ende sich
ein leicht lösbarer Platineontaet betindet. Mit der Mitte des Cohärers ist der Hammer
einer elektriseheii Klingel durch einen dünnen Faden verbunden, den man durch Aus-
einanderrücken der Apparate so amspannt, dass der federnde Cohärer durch das An-
schlägen des Hammers mitbewegt und dailiirch ahgeklopft winl, dass er gegen ein sehr
nahe angebrachtes Widerlager schlägt, lieiin Zurückspringtui wird er zum zweiten
Mal erschüttert. Die störenden Wellen treden dann nur in solchen Augenblicken auf,
in denen der Cohürerstromkreis geöffnet ist, sodass für die Zuleitung der Wellen durch
die zum Relais führenden Drähte der eine ausser Betracht kommt. Auch die Erregung
durch die Wellen in dem zum befestigten Uohärereude führenden Draht ist bei offenem
Cohärerstromkreis nicht vorhanden, wenn vor dem Cohärer ein langer, dünner Draht
(am besten ein Galvanoskop von etwa 100 Ohm) eingeschaltet ist. Man kann auch
statt des Cohärer und Relais verhimlendeu Drahtes zwei Leitungen zur Erde anwenden.
Die in zweiter Linie mögliche Erregung des Cohärers durch akimtische Einwirkimg
der Klingel wird infolge des grösseren Abstandes zwischen beiden Apparaten gehindert;
es ist indessen rathsam, zwei getrenut stehende Tische zur Aufstellung zu benutzen.
Bei dem mitgetheilteu Verfahren ist es möglich, mit den empfindlichsten Cohärern zu
arbeiten, sodass nach dem Berichte iles Vortragenden die schwachen Fmiken eines
Elektrophors innerhalb i'ines grossen Zimmers, sowie hinter einer 5 m entfernten Thür
ausreichten, die Klingid zum jedesmaligen Anschlägen zu bringen.
Der V'ortragende macht ferner <laranf aufmerksam, dass man in bequemer Weise
einen Ebonitelektrophor iladureh sehr stark elektrisiren kann, dass man ihn wie einen
Coudensator und zwar den Deckel negativ von der Influenzmaschine aus ladet
Aluminiumstriche auf Glas besitzen ein erhebliches Leitnugsvermügen, welches
durch starke elektrische Wellen sehr herabgesetzt wird.
VI. Section für Mathematik.
Erste Sitzung am 19. Januar 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. Iv. Rohn.
— Anwesend 10 Mitglieder.
Prof.Dr. K. Rohn spricht über die Anwendung der Schnittpunkt-
systemsätze auf die ebenen Kurven 4. ürdnung.
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Es wenlen die 63 Systeme der einhüllenden Kegelschnitte, die 28 Doppeltangenten
und gewisse Qruppimngen derselben, sowie ihrer Berührungspunkte behandelt.
Zireite Sitzung am 20. April 1899. Voreitzender: Prof. Dr. K. Rohn.
— Anwesend 8 Mitglieder.
Dr. A. Witting spricht über die Constructionen von Mascheroni
mit dem Zirkel.
Nach einigen historisch-litterarischcn Bemerkungen über die in älterer und neuerer
Zeit gemachten Versuche, planimetrische Constructionen entweder bloss mit dem Lineal,
oder bloss mit dem Zirkel auszuführen, setzt der Vortragende die Constructionen aus-
einander, durch welche Mascheroni eine Reihe von Grnndaufgaben der Planimetrie unter
ausschliesslicher Benutzung des Zirkels zu lösen gelehrt hat. Insbesondere werden die
Aufgaben behandelt, einen gegebenen Kreisbogen zu halbircn, einen Kreis sowie eine
Strecke in eine gegebene Anzahl gleicher Theile zu zerlegen, eine Strecke zu verviel-
fachen, Strecken zu addiren sowie zu subtrahiren, an einen Kreis in einem gegebenen
l’eripheriepnnkte die Tangente zu legen u. a.
Vn. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 26. Januar 1899. Vorsitzender: Prof Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 64 Mitglieder und Gäste.
Prof Dr. G. Helm spricht über statistische Beobachtungen
biologischer Erscheinungen.
Der Vortrag geht von den zahlreichen Beobachtungen Lndwig's (Botan. Cbl. 189.Ö ff.)
über die Zahl der Strahlcnblttthen bei Chri/sanihemum Tjeuc. ans, um zunächst im All-
gemeinen das Eigenartige biologischer Massenerscheinnngen zn erläutern. Als derartige
Ma-ssenerscheinnngen werden nicht nur in den anthropometrischen Untersuchungen die
Eigenschaften des menschlichen Körpers aufgefasst, sondern es fügen sich auch die
menschlichen Handlungen dieser Betrachtungsweise, wie schon SUssmilch's „Göttliche
Ordnung“ 1741 in weitem Umfange darlegte. Die besonders durch (iuetelet's zahlreiche
Arbeiten hervorgerufenen Bedenken metaphysischer Natur berührt der Vortrag nur, um
dann sogleich das Tbatsächliche, allen Massenerscheinungen Gemeinsame zu beschreiben.
Vor Allem wird über das Individuum Nichtwi.sseu constatirt, wenn ein Vorgang
als Massenerscheinung aufgefasst winl ; nicht die Höhe dieses Individnnms vor mir oder
»eine Todesgefabren sind bekannt, sondern die Höhe etwa des Sachsen, die Sterblichkeit
der säebsiseneu weiblichen Bevölkerung bilden den Gegenstand der Untersuchung. Daher
stehen die Massenersebeinungen in der innigsten Beziehung zum Wahrschcinlichkeits-
begriff, er ist es, der (etwa wie der Eni^rgiebegriff die Verändemngen in der Natur) die
ganze Gesaramtheit der Miuiseiierscheinnngun imispannt, ohne d.ass deswegen für einzelne
Gebiete, wie etwa die Beobachtung.sfehler, besondere Begriffsbildungen neben der Wahr-
scheinlichkeitsauftassnng unberechtigt oder ausgeschlossen wären.
Es ist nämlich in allen seinen Anwendungen das Wesentliche des in logischer
Hinsicht aus dem disjunctiven Urtheil hervorgegangenen Wahrscheinliehkeitsbegriffes,
da.ss elementare Einzelfälle des Vorganges, auf den er aiigewendet wird, abgezählt
werden können, die zwar individuell verschieden sind, jedoch so. dass ihre Unterschiede
uns unbekannt bleiben oder als unbekannt betrachtet werden, sodass diese Einzelfälle
als ^leichmöglich erscheinen. Wenn die Wahrscheinlichkeit, mit einem Wüi-fel eine
besüinmte Nummer zu werfen, als V« angegeben winl, so wird damit über keinen ein-
zelnen Wurf etwas ausgesagt als das Negative, dass wir über die individuellen Be-
dingungen dieses einzelnen Wurfs nichts wissen. Dagegen enthält die Angabe ’/o eine
Eigenschaft des Würfels, und der Würfel ist es gerade, der das bei allen einzelnen
Würfen Unveränderliche darstellt. Ihm entspricht in den Massenerscheinnngen socialer
Natur der sociale Körper, in den biologischen Massenerscheinnngen etwa der Species-
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begriff; allgemein der Typna. So kommt es denn bei den Anwendungen des Wahr-
scheiulichkeitsbegriffs im Grunde genommen nicht auf die grosse Zahl der Einselfiille
an, wie so oft behauptet wird, sondern vielmehr auf die Gleichgültigkeit der Einzel-
falie, die allerdings im Allgemeinen um so mehr gewährleistet erscheint, je grösser die
Anzahl der Einzelfälle wird.
Wie nun nach der Wahrscheinlichkeitstheorie bei Versnoben über den wiederholten
Eintritt eines Ereigni.sses von nnveränderlicher Wahrscheinlichkeit .sieh die möglichen
Häutigkeitszahlen nach dem bekannten mathematischen Gesetze der Fehlerkurve um
den wahrscheinlichsten Fall vertheilen, so müssen auch die Versuche über eine Massen-
erscheinung dieses Gesetz der Vertheilung um den wahrscheinlichsten Fall zeigen,
wenn die einzelnen Versuchsreihen unter denselben Bedingungen stehen, also der Typus,
auf den sie sich beziehen, unverändert derselbe bleibt. Eine Massenerscheinung soll
eine einfache Massenerscheinnng oder einfache statistische Erscheinung heissen, wenn
sie diese theoretisch ideale Vertheilung der Wahrscheinlichkeitstheorie zeigt. Eine
solche einfache Erscheinung ist z. B. die Höhe der Schulkinder gleichen Stammes, Alters
und Geschlechts (Geissler und Uhlitzsch, Zeitschr. K. stat Bur. 1888), während sich
offenbar die Höhen einer aus Erwachsenen und Kindern gemischten Personengnippe
keineswegs um die mittlere Höhe der Wahrscheinlichkeitskurve gemäss vertheüen
würden.
Schon eine einfache statistische Erscheinnng erfordt rt zu ihrer Beschreibung zwei
Angaben : neben dem mittleren, durchschnittlichen oder wahrscheinlichsten Wertne muss
ein Mass für die Streuung der Versuchsergebnisse um ihn angegeben werden, etwa die
wahrscheinliche oder die uurchschnittlicbe oder die mittlere Abweichung, das Präcisions-
ma.ss Oller die Dispersion. Hierbei wird zur Erläuterung auf Galton’s Apparat hin-
gewiesen, bei dem Schrot aus einem Trichter durch Keilien von Drahtstiften hindurch-
mllt, die wie beim Tivolispiel angeordnet sind ; die Sebrotkörner hänfen sich schliesslich
nach einer Wahrscheinlichkeitskurve an, und die Streuung ist um so grösser, je grösser
das Kaliber des Schrots im Vergleich zum Abstande der Stifte ist.
Im Allgemeinen aber wird eine Massenerscheinuiig nur durch möglichst voll-
ständige Angabe der ganzen Vertheilungskurve beschrieben, z. B. durch Angaben nach
Galton’s percentiler Skala. (Vergl. Gei.ssler, Allg. slatist. Archiv 1892.)
Wie weit eine Massenerscheinnng vom Charakter einer einfachen Erscheinung ab-
weicht, haben Fechner (Collectivmasslehre, 1897), Levis (Massenerscheinungen. 1877) und
Galton (Inijuiries into human faculty, 1883 und Natural inheritance, 1889) untersucht.
Jedenfalls ist die Statistik meist unliewusst bestrebt, die Erscheinungen der Natur und
des socialen Lebens in einfache statistische Erscheinungen zu zerlegen und ihre Frage-
stellungen auf diese zn richten. Mehr ins Bewusstsein wird dieses Verfahren der
Analyse gehoben, wenn man aus biologischen Massenerscheinungen, die unregelmässige
Vertheilung, z. B. zwcigipfelige Varia! ionskurven zeigen, geradezu auf Vermi.schung
mehrerer Species oder Typen scbliesst, ja sogar diese, wie bei de Vries' ZUchtungs-
versuehen, rein darzu.stellen vermag, wonach die einfache Massenerscheinung den reinen
Typus charakterisirt. (Litteratur von liUdwig, Zeitschr. f. Math, und Phys., Bd. 43
zusammengestellt.)
Solchen Bestrebungen gegenüber ist man zu der Erwartung berechtigt, dass der
Wahrschcinliehkeitsbegriff . von dem die französischen Analytiker des 18. Jahrhunderts
so grosse, vielfach übertriebene Hoffnungen hegten und der dann in den Händen von
Gauss und seinen Nachfolgern zu einem mächtigen Mittel der Kritik auf dem Gebiete
der Fehleftheorie geworden ist. auch berufen sein durfte, zu einer schärferen Theorie
sociologischer und biologischer Massenerscheinungen hinzufuhren und zu einer wissen-
schaftlichen Erkenntniss des Wesens der Begriffe Species und Typus vorzudringen.
Im Anschluss an diese Ausführungen bespricht Geh. Hofrath Prof.
Dr. G. Treu Galton’s Erfindung, auf dem Wege photographischer
Uegistrirung zu einer Darstellung von Typen des mensch-
lichen Antlitzes zu gelangen (Inquirios into human faculty, p. 8ff.
und 339 ff.).
Galten stellte seine photographischen Durchschnitts- oder Gattungsbilder in der
Weise her, dass er Vorderansichten von Einzelküpfcn in gleichem Ma.ssstab, gleicher
Beleuchtung und in gleichen ßruchtheilcn der zur Herstellung eines Gcsammtbildes
nötbigen Evpositionszeit auf dieselbe photograpbi.sche Platte anf einander projicirte. Da
bei einem solchen Verfahren die den einzelnen Bildern gemeinsamen Formen sich durch
Deckung verstärken, die abweichenden individuellen Züge znrücktreten und sich ver-
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wischen, ohne doch ganz zu verschwinden, so wird es anf diese Weise möglich, Tjpen-
hilder zu gewinnen, welche neben den constitnirenden Hauptzügen auch Umfang und
Stärke der Abweichungen zur Anschauung bringen.
Galton hatte sein Verfahren zur Herstellung von Familien-, Verbrecher- und
Krankheitstypen angewandt. Fortgeführt hat seine Versuche namentlich der Professor
der Physiologie in Boston, Dr. H. P. Bowditch, und zwar mit der Herstellung von
Standes- und Kassentypen amerikanischer Studenten und Studentinnen, sächsischer und
wendischer Soldaten und dergl. mehr. Vergl, dessen Aufsatz: „Are composite photo-
graphs typical pictures?“ in Mc. Clure's Magazine, September 1893, und P. Pumpelly,
Science V, p. 378.
Eine hochbedentsame Eigenschaft aller dieser Typenbilder ist die, dass sie, je mehr
EinzcUndividuen sie umfassen, nicht nur um so charakteristischer, sondern auch uni so
schöner erscheinen. Es ist dies ein Umstand, der die Vennuthungen Kant s über
die Ent-stehnng der „ästhetischen Norraalidec“ vom Menschen in schlagendster Weise
bestätigt und di(! hiergegen von Lotze vorgebrachten Bedenken widerlegt (Kant, Kritik
der Urthcilskraft, Bd. 8. 79 ff. der Ausgabe von Hartenstein; Lotze, Gesch. der
Aesthetik, S. .’)66 f. und 21 f.). Jene photographischen Gattnngsbilder geben uns in der
That ein Analogon für den physischen und psychischen Hergang bei der Typen- und
Idealbildnng innerhalb der künstlerischen Phantasie. Sie gewinnen damit einen hohen
und bisher noch nicht gewürdigten Werth für die ästhetische Theorie des Schönheits-
begriffea. Vergl. hierüber die Ausführungen von Treu im Jahrbuch des K. Archäo-
logischen Institutes, Bd. V (1890), Anzeiger S. fil ff.
Zweite Sitzung am 23. Februar 1899. Vorsitzender; Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende des Verwaltungsrathes, Prof. H. Engelhardt, be-
richtet über den Rechnungsabschluss vom Jahre 1898 (s. S. 16) und legt
den Voranschlag für 1899 vor. Als Rechnungsrevisoren werden Bankier
A. Kuntze und Architect R. Günther gewählt. Der Voranschlag wird
einstinimig genehmigt.
Prof. H. Engelhardt theilt weiter mit, dass die Uebergabe der Kasse
an den neugewählten Kassirer, Hofbuchhändler G. Lehmann, statuten-
gemäss erfolgt sei. Die Gesellschaft beschliesst, dem nach 26jähriger
uneigennütziger Thätigkeit aus seinem Amte scheidenden bisherigen Kassirer,
Ilofbuchhändler H. Warnatz ihren Dank durch ein Schreiben zum Aus-
druck zu bringen.
Geh. Hofrath Prof. Dr. 0. Drude hält hierauf den angekündigten
Vortrag; Pflanzengeographische Betrachtungen über Klima und
Flora der Eiszeit in Mitteleuropa.
Dritte Sitzung am 23. März 1899. Vorsitzender Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 61 Mitglieder und Gäste.
Nach Prüfung des Rechnungsabschlusses für 1898 wird dem Kassirer
Decharge ertheilL
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag; Zur Geologie des
Goldes.
An diesen Vortrag knüpft Geh. Ilofrath Prof. Dr. W. Hempel Be-
merkungen über die Entstehung der Golderzlagerstätten in den
jungen Eruptivgesteinen, den Propyliten.
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Tierte Sitzung am 27. April 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 64 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrath Prof. H. Engels spricht über das neue Flussbau-
laboratorium der K. Technischen Hochschule.
Der Vortraffende schildert zunächst die Einwirkuns; des fliesaenden Wassers auf
das Flussbett, welche die Ausführung von Flussbauten zur Hegulirniig der Wasserliefen
erforderlich macht. Im Laboratorium, welches dazu bestimmt ist, den Studirenden am
Experiment diese Wirkungen vorzufiihren , zeigt der Vortragende dann au einer im
kleinen Massstab ausgefiihrten Nachbildnng eines Theile.s des Elblaufes, wie das lüessende
Wasser und seine Sinkstoffe das Flussbett bei Hoch- und Niederwasser verändern und
welchen Einfluss auf die Regelung der Waasertiefe die in den Strom eingebauten
Buhnen haben.
Fünfte Sitzung am 18. Hai 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 25 Mitglieder.
Prof. Dr. H. Gravelius spricht über die Vertheilung des Regens
auf der Erde.
An den Vertrag schliesst sich eine längere Debatte.
Sechste Sitzung am 29. Juni 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kal-
kowsky. — Anwesend 41 Mitglieder und Gäste.
Prof. B. Pattenhausen hält einen Vortrag über die wissenschaft-
liche Begründung des metrischen Systems.
Auf Antrag des Vorsitzenden des Verwaltungsrathes, Prof. H. Engel-
hardt, wird eine zum Neudruck von Statuten bestimmte Nachtrags-
forderung zum Voranschlag für 1899 einstimmig genehmigt.
Teränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 18. März 1899 verschied in Newhaven, Conn., Dr. Othniel
Charles Marsh, Ehrenmitglied der Isis seit 1881.
Othn. Ch. Marsh hat sich gros.se Verdienste um die Kenntnias der fossilen Wirbel-
thiere Nordamerikas erworben, die Ergebni.s.«c seiner UnterBuchungen sind in mehreren
bedeutenden Werken niedergclegf. Seine mit grossen üclilopfcrn erworbenen Samm-
lungen hat er in hoihherziger Weise der Yale Üniversity in Newhaven hinterlassen, an
welcher er seit 18Ö6 abs Professor der Paliluntologie gewirkt hat.
.\m 20. März 1899 starb in Wien ira Alter von 77 Jahren Hofrath
Franz Ritter von Hauer, ein um die geologische Erforschung der
österreichisch-ungarischen Monarchie hochverdienter Gelehrter, vormaliger
Director der K. K. Geologischen Reichsanstalt, seit 1885 Intendant des
K. K. Naturhistorischen Hofmuseunis in Wien. Unserer Gesellchaft gehörte
der Verewigte seit 1857 als Ehrenmitglied an.
Am 26. März 1899 starb im 52. Lebensjahre K. Hofbuchhändler
Heinrich Warn atz in Dresden.
Einer Dresdner Familie entstammend, widmete sich II. Warnatz nach dem Besuche
ilcr Kreuzschule dem Buchhandel und erwarb im December 1872 gemeinsam mit seinem
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Freunde G. Lehmann die alte, ihren Ursprung bia auf das Jahr 1672 zurückfUhrende
K. S. Hofbucbhaudlung H. Jlurdach in Dresden, Ans dieser Firma trat er im Juni 1898
aus, um die grosse Verlagsbuchhandlung von Otto Hendel in Halle a. S., zu der neben
dem Buchverlag auch der Verlag mehrerer grosser Tageszeitungen gehört, zu über-
nehmen. Im Frühjahr 1899 schwer erkrankt, suchte H. Wamatz Genesung im Süden,
wo ihn in Locarno am 26. M&rz d. J. ein plötzlicher Tod ereilte.
Unserer Gesellschaft gehörte der Verewigte seit November 1872 als wirkliches
Mitglied an. Nach dem im Herbst jenes Jahres erfolgten Tode des früheren Kassirers
H. Burdach wählte ihn die Isis zu dessen Nachfolger, und der Verewigte hat dieses
Amt bis Ende des Jahres 1898 mit grosser Hingebung verwaltet. Unsere Gesellschaft
wird ihm für seine 26jährige uneigennützige Thätigkeit immer ein dankbares Andenken
bewahren.
Am 26. April 1899 starb in Dresden Verlagsbuchhändler Alexander
Köhler, wirkliches Mitglied seit 1884
Am 3. Juni 1899 starb Fabrikbesitzer Ernst Heuer in Cotta b. Dr.,
wirkliches Mitglied seit 1879.
Als wirkliche Mitglieder sind aufgenommen:
Barth, Gurt, Dr. phil., Chemiker in Dresden, am 23. März 1899;
Contractor, Noshirvan, Forststudent in Tharandt, am 29. Juni 1899;
Döring, Carl, Lehrer in Dresden, am 27. April 1899;
Galewsky, Eugen, Dr. med. in Dresden, am 18. Mai 1899;
Günther, Oswald, Chemiker in Blasewitz, i i inr,r>
Ilänel, Paul, Chemiker in Dresden, I ^6- Januar 1899;
Kelling, Georg, Dr. med. in Dresden, am 23. Februar 1899;
Pestei, Rieh. Martin, Optiker und Mechaniker in Dresden, am 29. Juni 1899;
Seidel, Rudolf, Kunst- und Handelsgärtner in Laubegast, am 18. Mai 1899;
Süss, Paul, Dr. phil., Assistent an der K. Technischen Hochschule, am
23. März 1899;
Zielke, Otto, Apotheker in Dresden, am 23. Februar 1899.
Zum correspondirenden Mitglied ist ernannt:
Pesch el, Ernst, Lehrer in Nünchritz, am 26. Januar 1899.
Uebergetreten sind in die correspondirenden Mitglieder:
Kosmahl, Friedr., K. Oberförster a. D. in Langebrück;
Richter, Conrad, Realscbullehrer in Aue;
in die wirklichen Mitglieder:
Schuster, Oscar, Generalmajor z. D. in Dresden.
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Kassenabschluss der ISIS vom Jahre 1898.
Position. Ehiiiahineu. Position. Ausgabeu.
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Sitzungsberichte
der
N atunvisseiischaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1899.
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I. Section für Zoologie.
Vierte Sitzung am 19. October 1899. V orsitzcnder; Oberlehrer
L)r. J. Thallwitis. — Anwesend 32 iiitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky legt vor und bespricht mit warmer Enipfebliing
Hftckel, E.: Die Kunstformen in der Natur, und
„ „ Welträthsel, Studien über monistische Philosophie.
Dr. J. Thallwitz hält einen Vortrag über Ilefruchtung und Zell-
th eorie.
Fünfte Sitzung am 7. December 1899 (in Gemeinschaft mit der
Section für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. H. Nitsche. — Anwesend
45 Mitglieder, und 1 Gast.
Prof. Dr. II. Nitsche legt vor und bespricht kurz zwei neue zoologische
Prachtwerke
Becker, L.: Les Arachnides de lieleique. Fol. 3 Theile mit 70 Tafeln;
V. Graff, h.'. Mnnngraphie der Turhellarien. II. I.andplanarien. Fol. Mit einem
.Atlas Von 58 Tafeln.
Derselbe berichtet hierauf über zoologische Iteiseeindrücke
aus Ungarn, Bosnien und der Herzegowina, die er gelegentlich
desJBesuches des ornithologischen Congresses zu Sarajewo im September
1899 sammeln konnte.
Der Vortrag winl durch Vorlage bezüglicher Pnhiieatiouen, Photographien und
einzelner Präparate und ethnographischer Gegeustilnde erläutert.
II. Section für Botanik.
Vierte Sitzung am 2. November 1899 (in Gemeinschaft mit ' der
Section für Zoologie). \'orsitzender: Geh. Hofratli Prof. Dr. 0. Drude. —
Anwesend 42 Mitglieder.
Zunächst spricht Dr. B. Schorler über das Plankton der Elbe
bei Dresden (mit Demonstrationen unter dem Mikroskop).
Es knüpft sich daran eine rege Discussion über die Assimilation der
niederen Algen bei trübem Wetter und Sonnenmangel.
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Darauf folgt der Vortrag des Vorsitzenden Prof. Dr. 0. Drude: Die
Thiitigkeit der biogeograpliischeii Section des Vll. iiiternatio-
naleu Geographeii-Tages zu Berlin, September bis October dieses
Jahres.
Redner stliilderf zunächst die schönen äusseren Verhältnisse, unter denen die Ver-
sanimlnngen slattfanden, sowie die innere Einrichtung der internationalen geographischen
Congresse, Einer der biographisch wichtigsten allgemeinen Vorträge war der
tlber die Deutsche Tiefsce-Expeditiou der ^Valdivia“ von Prof. Chnn aus Leipzig.
Einen Hanptgegenstand in den Sitzungen der biogeographischen Section
bildeten die modernen Arbeiten in der kartographischen Pflanzengeogfraphie. einen zweiten
die liegrilndung einer internationalen Xomenclatur für die pHanzeugeograpbischen Begriffe
(Drude, Warhnrg). Von allgemeinerem Intere.sse war auch ein Bericht über Versuche,
die südrussischeii Stejipeii wieder aufznforsten. von Prof. Kra.«snow-Charkow, Herr M.
Ewan sprach Uber die Anbau- und Absatzländer des Thees u. s, w.
Dnter den Excursionen war eine der interessantesten die nach den Kildersdorfer
Kalkstcinbröchen unter Wahn.schaffe's Fühlung. Den Schluss bildete auf die Einladung
der Hamburger Gesellscbaft für Erdkunde ein Ausflug nach Hamburg znr Besichtigung
der dortigen wissenschaftlichen Institute und des Hafenverkehrs. Sehr beachtenswerth
ist das neue colonialbotanische Museum unter Prof. Sadebeck's Leitung, dessen Ein-
richtung Vortragender bespricht. In der Seewarte waren die Tiefsee-Mess- und -Fang-
Instrumente der „Valdivia^“ aufgestellt.
Dr. W. Bergt fügt einige Bemerkungen über die Itüdersdorfer Kalk-
brüche hinzu und ladet zu der nächsten Sitzung der geologischen Section
der Isis ein, in welcher von einem Geologen über den Geograpben-
Congress berichtet werden wird.
III. Section für Mineralogie und Geologie.
vierte Sitzung am 9. November 1899. Vorsitzender: Privatdocent
Dr. W. Bergt. — Anwesend 51 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt E. Treptow; ..Der Bergbau“, W. Deecke:
„Geologischer Führer durch Pommern und Bornholui“, E. Geinitz: „Geo-
logischer Führer durch Mecklenburg“ und L. von Ammon: „Geologischer
Führer durch die Fränkische Alp“ vor.
Dr. L. Siegert hält einen Vortrag über Urströme in Nord-
deutschland.
Vcrgl. hierzu u. A. K. Keilhack: „Thal- und .Secbilduiig im Gebiet des Baltischen
Höhenrückens“ (Verhandl. der Gesellschaft für Enikunde zu Berlin, Bd. XXVI, 18U9,
Xo. 2 und 3. mit 1 Karte).
Im Anschluss daran spricht Prof. Dr. H. Nitsche über die Ver-
breitung des Fischreihers in Sachsen und ihre Beziehung zu
Urstromthälern.
Dr. II. Francke zeigt und bespricht eine Anzahl interessanter
Mineral vorkomm nisse (Zinnober, Aragonit, Boleit, Sapphir, Pyrit, lloth-
kupfererz) und neuer Mineralien (Bouglisit),
Prof Dr. E. Kalkowsky vom K. Mineralogisch-geologischen Museum
neuerworbene paläozoische Korallen aus Nordamerika.
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21
Fünfte Sitzung am 14. December 1899. V orsitzeiuler; rrivutdocent
Dr. W. liergt. — Amveseml 30 Mitglieder.
Dr. E. Naumann spricht unter Vorlage von Karten und Verstei-
nerungen über tektonische Störungen der triadischen Schichten
in der Umgebung von Kahla.
Vergl. die Veröffentlichungin des Vortragenden im Jahrbuch der K. Preussischen
Cicologischen I.andesanatalt fui 1897 98.
Dr. W. Bergt berichtet über ein neues Vorkoinraniss von Turmalin-
granit bei Miltitz im Trieliischthal, welcher durch Uebirgsdruck stufen-
weise in Turnialinsericitgneiss-artige Gesteine ausgewalzt ist.
Die Umwandlungaerseheinungen weiilen an Hnnd.stücken und Diinnschliffjirojectioneu
vorgetilhrt und ihre ßedentung fiir die Kruge der Eutatehung der krjstallinen Schiefer
kurz erörtert.
Sectiou für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzuug am 16. November 1899. V orsitzender: Prof. Dr. J.
Deichmüller. — .\nwesend 30 .Mitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag über das Hakenkreuz
(Svastika).
Das fast über die ganze Erde verbreitete Hakenkreuz (der Svastika) tritt in vor-
historischer Zeit wohl zuerst in .Vsien nördlich vom Uimalaya auf und verbreitet sich
von hier ans, aber ohne nach Eräu und zu den semitischen und hamitischen Völkern
vnrzudringen. Im Sanskrit ist svastika, das .\djectiv zu svasti (su = wohI; asti = esist),
Wohlsein, Segen, zur Zeit des Urammatikers Fänini (nra 300 vor Chr.) ein allgemein
tiekanntes Wort und Symbol; letzteres kann nicht als altindischea Schriftzeicheu , alier
auch nicht als Bild der Sonne oder als das eines Feuerzeuges gedeutet werden. Im
Buddha - Dien.st wird der .Sva.slika vielfach verwendet, und in der im ö. Jahrhundert
vor Chr. entstandenen .laina-Iteligion ist das Hakenkreuz noch heute gemein gebräuch-
lich als Symbol für die Verbindung von Körper und Seele.
In China ist das Hakenkreuz seit alter Zeit wahrscheinlich bei der Sekte der
taö ssT. im 7. Jahrhundert nach Chr. eine Zeit lang als Schriftzeichen für .Sonne“ und
gegenwärtig noch als Oniamcnt mit dem Namen wän, d. h. lOiXKI, alle, und mit der
au.sgeaproi henen Bedeutung .langes Leben, viele Jahre, (ilUck“ im Gebrauch. In
Japan, Koren. Tibet tindet sich das Hakenkreuz ebenfalls noch jetzt, in letzterem Lande
z. B. auf die Hand tatuirt.
Von Innerasien hat sich das Hakenkreuz nach den Kauka.snsländem (Koban) und
nach Vordera.sien schon in prähistorischer Zeit verbreitet. Reichlich tindet cs sich z. Th.
in tlilchtigeu Formen auf Gebrauchsgegeustilnden des gemeinen Lebens (Spinnwirteln)
in Ilios; auf griechischen Inseln, in Griechenland (z. B. Olympia-Fibel mit quadrati.scher
F'nssplatte) finden sich auch die Formen des Mäander- und .spiralhakenkrenzcs. Die
Inschrift auf einer thrakischen .Münze (.Mes und Hakenkreuz von derselben Höhe) giebt
eine sichere Deutung, hier im .Staiitnamen Mesembria als .Tag“.
,\nch nach ünteritalien, Etnirien. alpinen Pfahlbaugebicten, .Südrussland, Polen,
Schlesien hat das Hakenkreuz seinen Weg gefunden, und ebenso nach .Süd- und Nord-
Dentscbland und Skandinavien und mit spärlicherer Verbreitung nach dem alten Gallien
und den britischen Inseln. Ein ausgezeichnetes Beiajiiel für geschichtUch nachweisbare
Wanderung von Symbolen i.st die Verwendung der sicilischen Triskele im Wappen der
Insel Man; doch hat dies Zeichen nichts gemein mit dem Hakenkreuz.
Das Hakenkreuz hat sich spärlich in .Vfrika gefunden, hier wohl von Aegypten
her in jüngerer Zeit durch Metallverkehr verbreitet.
Sehr auffällig ist das Vorkommen von ganz normalen Hakenkreuzen in vor-
historischer Zeit und bis in die Gegenwart bei Indianern verschiedener Stämme in
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iSorilftiiierikii . z. Th. mit der gfradezti Hngegtdiemn Hedcutung „tililikl gut tiliUkl“
iSioher ist auch die -Angabe, dass hei den Azteken ein dem nurnialeii Hakenkreuz sehr
nahestehendes Zeichen Syiiibid des Jahreslaufes war.
In Europa ist das Hakenkreuz in vorhistorischer Zeit sicher nicht bloss Ümament.
sondern ein hedentungsvolles Zeichen gewesen; sein (iebrauch ist völlig erloschen: (d>
das Hakenkreuz, das noch in neuerer Zeit als Steiumetzzeichen gebraucht worden i.st.
mit dem vorhistorischen .Symljol zusanunenhängt , oder ob es eine neue Ertindung ist.
bleibt ungewiss.
Instilutslelirer A. Peuckert weist darauf liiii, dass das llakeiikreiu
in den Steinnietzzeielien nicht selten vorkommt.
Prof. Dr. J. Deichmiiller legt das soeben erschienene Werk von
li. Wuttke: „Sächsische Volkskunde“ vor und
berichtet über neue Urnenfunde auf Klcinzschachwitzer Flur,
auf dem Gebiete der Haltestelle Klotzsche und in der nordnordüstlich
von dort liegenden Kiesgrube. (Vergl. Abhandlung VI.)
Zur Vorlage kommen weiter ein in der liaumschule von 0. Poscharsky
in Laubegast gefundener Steinhammer, ein zweiter von der Halte-
stelle Klotzsche, welcher zusammen mit schnurverzierten Gefässen ge-
funden worden ist, und ein hei Höhlen bei liCisnig ausgeaekerter, mit
prachtvoller blaugrüner Patina überzogener Flachcelt aus Hroiize.
Sämmtliche Gegenstände befinden sich in der K. Prähistorischen Samm-
lung in Dresden.
Exenrsion am 2S. October 1899 zur Untersuchung eines Urnen-
feldes auf Kleinzschachwitzer Flur. — Zahl der Theilnehmer 19.
Die Aufdeckung mehrerer Umengräber gab hier den Theilnehraent (felegcuheit.
iii der Natur den Kau deiselbcn mit ihren Steiiisctzungen und den Inhalt un<l die
Anordnung der (iefilsse in ilcn (Jrühem nach Entfernung der Stcinhedcckungen kennen
zu lenien. Oelüuden wurden eine grössere Anzahl meist zerdrückter Thongefiissc,
luelirere Bronzcnadeln und Thonperlcu und in der Steinsetznng des einen Grabes ein
tiacher .Mahlstein ans .Syenit. Das Gräberfeld gehört zur jüngeren Gmppe der Urnen-
felder vom Lausitzer Tyjius.
V. Section für Physik und Chemie.
Vierte Sitzung am 5. October 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. F. Foerster.
— ;\nwesend 62 Mitglieder und (iäste.
Dr. G. P. Drosshach spricht über die industrielle Verwerthung
der Elemente der Cer- und Zirkongruppe.
Unter Vorzeignng zahlreicher Moiiazitprobcn mid Präparate führt der Vortragende
etwa Eolgendes aus:
Die Gewinnung der sogen, selteueu Erden, d. li. der Oxyde der Elemente der Cer-
und Zirkongrnppe beginnt mit der Kntwickelnng der Gasgiuhlicht- Industrie und ist
heute noeh ausschliesslich von dieser abhängig. .Seit Zirkonerde als LelIehtkül^ler eine
xvesentliche Itolle nicht mclir spielt, ist die Verarbeitung d(*s in den beiden Staaten
Garolina uinl t'irginia nnissenliaft vnrkominenden Zirkons selir znrUckgegangen und
lisn]itsächiicli di r Monazit an seine Stelle getreten Die Verwenilliarkeit dieses Alinerals
lieriilit auf seinem Thorium-Gelialt. Da der Monazit nur .1— „ Thoriumoxyd entliält,
rc.<nltiren die restlichen der (’ergmiipe als znm Tlieil lästiges Ncbcuprodnct.
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Der Muiiazit tiielct sieh sowohl iu Brasilien (Bahia), als in den beiden Carolina als
intejrrirender Bcstandtheil des dortigen Anirengneisses. Durch Vermahlen nnd Waschen
des tiesteins wird der Monazit nur vereinzelt in Xord- Carolina gewonnen, die Haupt-
masse entstammt dem durch Verwitterung des Uneisses entstandenen Latent, welcher
insbesondere in den Bächen dnrch einen natürlichen Waschprocess (iu Brasilien auch an
der Ktlste) soweit in Bezug auf den specifisch schweren Monazit (spec. Uew. = 5,0 — ,ö,3)
angcreichert ist. dass dessen Gewinnung lohnt.
Die Monazite der verschiedenen Fundstätten sind oft sehr verschieden, die Brasil-
inonaz.ite stellen sämmtlich einen ans glänzenden bernsteingelben, völlig abgeriebenen,
hirsekorngrosseu Mineralindividnen bestehenden Sand dar, der vielfach durch t^uarz,
Titanit. Chromit nnd dergleich<‘ii ventnreinigt ist. Sein Gehalt an Tliorininoxyd s<hwankt
meist zwischen 2.5 — 4,5"„, doch kommen in Sao Paulo auch sechsprocentige Monazite
vor. Der Monazit von SUd-Carolina bildet grüngelbe, der Monazit Xorf-Carolinas
gelbe bis dunkelbraune, wohlausgebildete, monokline Krystalle vermengt mit Granat,
Chromit, Zirkon, Columbit, \’ivianit, selbst Gold und Platin, Der Gehalt dieser Monazite
an ThorinmoNyil beträgt 4,5 — 8 “/„.
Die Verarbeitung des Monazits selbst erfolgt in der Weise, dass das feinst gemahlene
Mineral in geeigneter Weise aufgeschlossen wird. Obwohl sich der Monazit mit So<la
sehr leicht anfscliliessen lässt, und die zurUckblcibenden Ozyde sich sehr gut fractionirt
lösen lassen, verwendet man hierzu ausschliesslich die .Schwefelsäure. Die .Sulfate wnr<len
früher in O.valate verwandelt (direct durch Fällen mit freier Oxalsäure aus stark sattrer
j/osung) nnd diesen durch Soda die Thorerde entzogen. Heute fractionirt man aus der
Snlf.itlauge ilie Thorerde direct als Phosphat aus und lässt die Mutterlauge, welche
tä.st sämmtliches Cer, Lanthan, Didym, Krbium, Yttrium und Ytterbium enthält, fort-
laufeu, insofern nicht ein kleiner Theil zu deren Gewinnung zurückgehalten wird. Der
Thorphosphat- Niederschlag kann nai^h der Bunsen’schen llethodc weiter gereinigt und
in Nitrat übergeführt werden.
Die Gewinnung des Cers ci-folgt analog den älteren aus der Verarbeitung des Cerits
Iiekannten Methoilen, Meist dient hierfür sowie für die Gewinnung aller übrigen Klemente
der Gruppe der mit dem Thoriumphosphat mitgeris.seue Gemeugtheil.
Die Verwendung des Thoriums in der tiasglüblicht lndustrie erfolgt in der Weise,
dass die aus Baumwolle gestrickten Netze mit einer Lösung von Thoriumuitrut unter
Zusatz von 1% Cerinmnitrat getränkt, getrocknet nnd verascht werden. Killing und
Bunte führen das Leuchten der Glühkörper auf die Fähigkeit des Ceriums. zwei (jxyde
zu bilden und somit als Sauerstotlübei träger wirken zu können, zurück. Vortragender
tbeilt diese Ansicht nicht, sie steht im Widerspruch mit der Thatsache, dass nochu.3“„
Cer einen intensiv leuchtenden Glühkörper bilden, während bei Erhöhung des C'ergehalts
die Leuchtkraft rasch herabgeht. .Andererseits wirkt das Cerium nur im Gemenge
mit Thoriumoxyd, aber mit keinem anderen Gxvde. Da nun andererseits jede Wärme-
übertragung als rein iihysikalischer A'organg heim Thor-Cer-Gemenge keine andere sein
kann als hei anderen Gemengen, die Leuchtkraft aber von der .Amplitude der Licht-
schwingungen abhängt, so ist es wahrscheinlich, dass das Ceriumoxyd lediglich dazu
dient, die Thorinmmolekiile bis zur günstigsten Kesonanz mit den heissen Flammengasen
abzustimmeu. Dementsprecheinl wirken auch andere Oxyde ähnlich, wenn auch (ihrer
Flüchtigkeit wegen) nur vorübergehend. So z. B. Umnoxyd, aber auch dieses nur im
Gemenge mit Tlioriumoxyd.
Cer. Lanthan, Didym linden als Oxyde in der Glasteehnik einige A'erwendung, sei
es zum Färlam oder Eutlärben <les Glases. Die Balze des Didyms und Lanthans sind
ausserdem sehr wirksame, absolut ungiftige Desinfectionsmittel.
ln der sich anschliessenden Discussion wenleti namentlich die An-
sichten des Vortragenden über die Rolle des Cers in den tilühkörpern
erörtert nnd finden Zustimtnung.
Fünfte Sitzung; am 23. November 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. F.
Foerster. — Anwesend 54 .Mitglieder und üäste.
Dr. phil. W. 11 entschel hält einen Vortrag über die cheinisclien
Grundlagen des Pflanzenbaues.
Beit Liebig hat sich die Erkenntniss Bahn gebrochen, dass die hauptsächlichste
Aufgabe des Pflanzenbaues in dem Ersatz der mineralisihen Pflauzennährstofte, wie sie
in ih n Pflanzimaschen vorliegen, besteht.
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Von Xatnr arme, sanjige oder moorige Ackerflilclieu sind iiberhaujjt erst iiaiti
Zufuhr ausreichender Mengen dieser UlBliehen mineralischen lUlngestoffc zn einer den
Anfor<lerungeu entsprechenden l’roduetion zu bringen: hier erseticinen jene als Roh-
producte, während die Ackertliiehe im Wesentlichen die Rolle eines Werkzeugs spielt.
Reichliche Zufuhr von Kali und Kalk in erster l.inie, in zweiter l’hosphorsänre-
DUngnng erschlies.sen hier durch V'emiittelnng stickstoffsammelnder Pflanzen den almo-
sphärischen .Stickstoff und ermöglichen so eine gesfeigertc billige PHanzenproduction
selbst auf änusten Haidchöden. die wie ein modernes Wunder erscheint.
Die reicheren Rüden enthalten oftmals für Jahrzehnte und .Tahrhuuderte ausreichende
Vorräthe an mineralischen Planzeuniihrstofl'en. Dieselben können indessen nicht in dem
i^wüusehten Tempo in lösliche Pflanzenkost übergefubrt wenleii. Hier ist die künst-
liche IMlngung die Voranssetzung der gerade auf diesen Böden gebotenen „intensiven
Wirthschaft“ ; zugleich bietet sie (lewähr. dass die von TJebig zuerst erkannte Uefahr
der endlichen Erschöpfung der Ackerflächen für <lie Zukunft niclit mehr in Frage kommt.
In diesem Sinne erscheinen hesondeis die endlosen Schätze an Kalisalzen, die in
Deutschland entdeckt worden sind, als eine tlewähr für Deutschlands Zukunft.
Der Vortragende sucht in liem hier nur angedeuteten Rahmen seines Vnrtiugs
besonders den Nachweis zu führen, da.ss der deutsche PHanzenhaii vielfach im (legensatz
zu ileni des Auslandes auf der Höhe der Zeit steht, dass es sich in ihm um eine voll-
werthige chemische Technik handelt, was besonders auch ans dem Zusammenwirken mit
einer durch vervollkommuete Forschimgsmethoden gehobenen Theorie zum Au.sdntck
kommt.
An der Debatte betheiligen sich Prof. Dr. F. Foerster, Dr. A. Scliloss-
mann, Chemiker M. Kiininitz und der Vortragende selbst.
Sectioii für Mathematik.
Dritte Sitzung am 12. October 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. K. U o h n.
— Anwesend IR .Mitglieder und Gäste.
i’rof. Dr. K. Uobn spricht über die Anordnung der Krystall-
molekcln.
Die Anordmiug der Molekeln eines Krvstalls lässt sieh als eine regelmässige
ansehen, imlem man annehmen kann, dass jedes auf die Anordnung der Xachharmolekeln
genau so einwirkt, wie jedes andere. Jede Molekel ersetzt man dnndi einen Punkt
und erhält dann eine regelmässige Piinktgruppe im Rannt, die man sich in nnbegreuzter
Ausilehimng vorstellen kann. Jeder Punkt ilieser (iruppe ist dann von allen übrigen
genau in der gleichen Weise umlagert, wie jeder andere. Es bieten sich hier drei
Möglichkeiten ilar: I. Verschiebt man die tiriippe parallel, sndass der .Ausgangspunkt
in die Lage eines hcliebigen anderen gelangt, so kommt die ganze (iruppe mit sieh
seihst zur Deckung. 2. Kur ein Theil der Punkte hat die Eigenschaft, dass eine
Parallidverschiehiing des Ausgangspunktes in ihre I.age die ganze (Iruitpe mit sieh zur
Deckung bringt, a. Für keinen Punkt ist diese Eigenschaft vorhanden. Es wird
gezeigt, dass Ilieser letzte Fall nicht eintreten kann hei regelmässigen Punktgrnppen,
deren N'achbarpnnkte keine unemllieh kleinen Abstände anfweisen. Im ersten Falle ist
die Anonlimng der Molekeln die eines Pniiktgitters. Im zweiten Falle ordnen sich ilie
Molekeln in mehrere Piinktgilter an.
Vierte Sitzung am 14. December 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. K.
Pvobii. — Anwesend 11 .Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. F. Müller spricht über M'iukeltheilungscurven und
Kr ei st hei luiigsgleicliungen.
Der Vortragende geht aus von der elementaren Aufgabe, die Beziehung zwischen
den .Seiten eines Dreiecks zn suchen, in welchem Winkel t; = 2 ist. Die rationalen
llreiecke dieser Art hat hendts .Schweriiig untersucht und für seine .Xufgahensammlniig
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verwertliet. Es lässt sich imii die Aufgabe dahin verallgcineinern. dass « = n;f ist; doch
wird die allgemeine Relation zwischen den drei Seiten, die mit Hilfe der Moivre’schen
Formel abgeleitet werden kann, filr die wirkliche Aufstellung der Beziehungen in den
specicllen Fällen sehr bald unbrauchbar. Nun giebt es aber eine einfache Substitution
1,2 1, _ ß
= b„ = , welche diese Relation fUr den Fall n in die folgende
‘‘n + 1 *11 + 1
für den Fall n + 1 überführt. Mit ihrer Hülfe lassen sich die Relationen für n = 2, 3, H
leicht herleiten; sie gewinnen eine noch einfachere Form, wenn man * **=n, ^ = v
° c 0
setzt. Die obige Aufgabe, als kinematisches Problem: ,Die Dnrchschnittspunkte zweier
unendlichen Geraden zu linden, die sich um die Endpunkte einer Strecke c, von dieser
ausgehend, mit den Winkelgeschwindigkeiten w und n.w drehen“, führt auf die Winkel-
theilungscurven, sectrices genannt, weil sie einen gegebenen Winkel in n gleiche Theile
theilen. Diese Cnrven sind schon 1885 von Schonte, dann von ile Longchamps, Brocaird
u. A., und kürzlich von Heymann, der sie ihrer Gestalt wegen Araneiden nennt, unter-
sucht worden. Der Vortragende stellt die allgemeine Gleichung derselben in recht-
winkeligen Coordinaten auf und geht näher auf die Trisectrix und die Slaclaurin'sche
Transformation ein. Alsdann zeigt er, wie sich aus den zuerst abgeleiteten Relationen
durch die Substitution a = c = l. b = x auf sehr einfache Weise die Kreistheilungs-
gleichungen fyn(x) = 0 herleiten la.s.«en, d. h. die Gleichungen n. Grades, denen die Seite
des regelmäsigen 2 (2n -|- 1)- Ecks genügt. Mit Hülfe der Moivre’schen Formel kann
man die allgemeine Form dieser Gleichungen aufstellen, aus der sich die Gauss’sche
Kreistheilnn^gleichnng z» = 1 ableiten lä.sst. Aua der allgemeinen Form ergiebt sich,
dass unsere Gleichungen Abelsche Gleichungen sind; ferner ergeben sich merkwürdige
Beziehungen zwischen den rationalen Functionen einer einzigen Wurzel, als welche sich
die übrigen Wurzeln darstellen las.seu. Sic führen wieder zu einer neuen Darstellung
iler Function 711 (x).
Den .Schluss des Vortrags bildet der Nachweis, dass durch geeignete Gruppining
der Wurzeln der Gleichung 7s (x) - 0 für die Seite des regelmässigen 34 - Ecks eine
sehr einfache Construction des regelmässigen 17-Eeks gewonnen wird
VII. Hauptversammlungen.
Siebente Sitzung am 28. September 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kiilkowsky. — Anwesend 28 Mitglieder.
Prof. Dr. J. Deichin üller widmet dem am 16. August d. J. ver-
storbenen letzten Stifter der Isis, Dr. med. Friedrich Theile in Lock-
witz, einen warm empfundenen Nachruf.
Dr. W. l’etrascheck spricht über Faciesbildungen im Gebiete
der sächsischen Kreideformation. (Vergl. Abhandlung V.)
Achte Sitzung am 26. October 1899. Vorsitzender; Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 67 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Kalkowsky legt als Einleitung für den nachfolgenden
Vortrag das Werk von Dr. W. Bergt; „Die älteren Massengesteine,
krystallinen Schiefer und Sedimente“, aus W. Ueiss und A. Stübel, Geo-
logische Studien in der Republik Colombia, Bd. II, 2, Berlin 1899 vor.
Hierauf hält Dr. A. Stübel einen durch Vorführung zahlreicher Licht-
bilder erläuterten Vortrag über die Vulkanberge von Colombia.
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Neunte Sitzung am 30. November 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 32 Mitglieder.
Nacli der Wahl der Beamten der Gesellschaft für das Jahr 1900
(vergl. die Zusammenstellung auf S. 28) spricht
Oberlehrer Dr. P. Wagner über die Schneeverhältnisse des
Bayrischen Waldes.
Eingclieucle Untersuclnmgen Uber die Sehncedecke des bayriseh-bShiuischen <irenz-
gebirges sind von dem Vortragenden in der ..Iieo]ioMiiia“, lieft XXXIIl — XXXV,
lSi)7— H!» verilffenlliiht worden.
Prof. Dr. 11. Ebert knüpft an diesen Vortrag Bemerkungen über den
Zusammenhang von Wald und Niederschlagsmengen.
Zehnte Sitzung am 21. December 1899. Vorsitzender: Prof. Dr. E.
Kalkowsky. — Anwesend 11.3 Mitglieder und Gäste.
Geh. Ilofrath Prof. Dr. W. Ilempel hält einen E.\perimentalvortrag
über die Argongruppe und das Vorkommen von Gasen in Ge-
steinen.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 5. August 1899 starb Privatus Hermann Jani in Dresden,
wirkliches .Mitglied seit 1871.
Am 16. .\ugust 1899 verschied der letzte der Stifter unserer Gesell-
schaft, l)r. mcd. Friedrich Theile in Lockwitz, Ehrenmitglied seit 1885.
Nekrolog ». am Anfang dieses Heftes.
Am 19. November 1899 starb in Meissen Gymnasiallebrer a. D. Carl
Sommer, wirkliches Mitglied seit 1898.
Ara 27. November 1899 starb Geheimer Conimerzienrath Wilhelm
von Baensch, K. llofverlagsbuchhändler, Begründer und Senior-Chef der
Firma Wilhelm Baensch, Buchdruckerei und Verlagshandlung in Dresden,
wirkliches .Mitglied seit 1898.
Am 30. Deceniher 1899 starb in Langebrück Friedrich August
Kosmahl, K. Sächsischer Oberförster a. D., seit 1882 wirkliches, zuletzt
correspondirendes -Mitglied.
Neu aufgenomraene wirkliche -Mitglieder:
Franck, Paul, HetUschullehrer in Dresden, am 30. November 1899;
Ilentschel, W., Dr. jthil., in Neugruna,
Jahr, Bich., Photochemiker in Dresden,
Klähr, .Ma.vimilian, Kealschullehrer in Dresden,
Uichter, Arthur, Chemiker in Blasewitz,
Secfehlner, Egon, Privatdocent und Assistent an
der K. Technischen Hochschule in Dresden,
Siegert, Leo, Dr. phil., Assistent an der K. Tech-
nischen Hochschule in Dre.sden,
I am 26. October 1899;
I am 30. November 1899;
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Specht, Carl. Privatus in Niederlössnitz,
Wislicenus, Adolf, iJr. phil., Professor an der
K. Forstakadeniie in Tharandt,
am 21. Deeemher 189!);
In die correspondirenden Mitglieder ist übergetreten:
Hering, Adolf, Berg- und llütten-Ingenieur in Freiberg.
Freiwillige Beiträge zur Gesellscliaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Prof. Dr. B achinann, Plauen i. V.,
3 Mk.; Stadtarchivar von Baensch, Stralsund, 3 Mk. 10 Pf.; K. Biblio-
thek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blaschka, Hosterwitz,
3 Mk. 10 Pf.; Privatus Eisei, üera. 3 Mk.; Bergmeister Hartung, Lohen-
steiu, 5 Mk.; Prof. Dr. Hi bsch, Eiebwerd, 3 Mk. 1 Pf.; Bürgerschullehrer
Hofmann, Grossenhain, 3 Mk.; Oberlehrer Dr. Lohrmann, Annaberg,
3 Mk.; Stabsarzt Dr. Naumann, Gera, 3 Mk.; Oberlehrer Naumann,
Bautzen, 3 Mk.; Dr. lleiche, Santi.ago, Chile, 3 Mk.; Director Dr. lleide-
meister, Schönebeck, 3 Mk.; Apotheker Schlimpert, Cölln, 6 Mk.; Prof.
Dr. Schneider, Blascwitz, 10 Mk.; Oberlehrer Seidel 1, Zschopau, 3 Mk.
15 Pf.; Hittergutspachtcr Sieber, Grossgrabe, 3 .Mk. 10 Pf.; Fabrikbesitzer
Siemens, Dresden, 100 .Mk.; Chemiker Dr. Stauss, Hamburg, 3 .Mk.;
Oberlehrer Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Privatdocent Dr. Steuer, Jena,
.3 Mk.; Prof. Dr. Vater, Tharandt, 3 Mk.; Baurath Wiechel, Chemnitz,
3 Mk. 10 Pf.; Oberlehrer Wolff, Pirna, 3 Mk.; Prof. Dr. Wünsche,
Zwickau, 3 Mk. — ln Summa 187 Mk. 56 Pf.
G. Lehmann,
Kassirer der „Isis“.
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Beamte der Isis im Jahre 1900.
Vorstand.
Krster Vorsitzender: Prof. Dr. !•’. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Prof. H. Hngelhardt.
Kassirer: Ilofbuchhämller G. 1. eh mann.
Directorium.
Erster Vorsitzender: Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Prof. H. Engelhardt.
Als Sectionsvorstände:
Privatdocent Dr. W. Dergt,
Prof. Dr. .1. Deiehmüller,
Geh. llofratli Prof. Dr. 0. Drude,
Geh. Hofrath Prof. Dr. M. Krause,
Prof. Dr. H. Kitsche,
Oherlehrer H. A. liehen stör ff.
Erster Secretär: Prof Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
Verwaltungsrath.
Vorsitzender: Prof 11. Engelhardt.
-Mitglieder: 1. Fahrikhesitzer E. Kühnscherf,
2. Dr. Er. Raspe,
'd. Prof 11. Fischer,
4. Civil-lngenicur und I'ahrikhositzer Fr. Siemens,
5. Fahrikhesitzer L. Guthinann,
6. Privatus W. Putscher.
Kassirer: Hofhuchhändler G. Lehmann.
Bihliothekar: Privatus K. Schiller.
Secretär: Institutsdirector A. Thümer.
Sectionsboanite.
I. Seotion für Zoologio.
Vorstand: Prof Dr. H. Kitsche.
Stellvertreter: Oherlehrer Dr. J. Thallwitz.
Protokollant: Institutsdirector A. Thümer.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
n. Seotion für Botanik.
Vorstand: Geh. Hofrath Prof Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Oherlehrer K. Wohst.
Protokollant: Garteninspector F. Ledien.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
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m. Seotion für Mineralogie und Oeologio.
Vorstand: Privatdocent Dr. W. I3ergt.
Stellvertreter; Oberlehrer ür. K. Nessig.
Protokollant: Dr. E. Naumann.
Stellvertreter: Dr. L. Siegert
IV. Seotion für prähiatorlBohe Forsohungen.
Vorstand: Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Lehrer II. Döring.
Protokollant: Lehrer O. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer II. Ludwig.
V. Seotion für Physik und Chemie.
Vorstand: Oberlehrer H. A. Heben stör ff.
Stellvertreter: Prof. Dr. R. Freiherr von Walther.
Protokollant: Oberlehrer Dr. G. Schulze.
Stellvertreter: Dr. R. Engelhardt.
VI. Seotion für Mathematik.
Vorstand: Geh. Ilofrath Prof. Dr. M. Krause.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. A. Witting.
Protokollant; Privatdocent Dr. E. Nätsch.
Stellvertreter: Oberlehrer Dr. J. von Vieth.
Kedactions - Coniit^.
Besteht aus den Mitgliedern des Diroctoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Secretärs.
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Bericht des Bibliothekars.
Im Jalire 1899 wunle die Ilibliotliok der „Isis“ durch folgende Zeit-
scliriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
I. Lil IX I' o i> n.
1. Dentsohland.
AUvnhitrg: Niiturforscliende Gesellschaft des üsterlandes. — Mitteil., neue
Folge, 8. Bd. [Aa fi9.]
Annaherij-lituhholz: Verein für Naturkunde. — .X, Bericht. 1894—98. [.\a 50.]
Angshitr;/: Naturwissenschaftlicher Verein für Sehwahen uinl Neuhurg. —
33. Bericht. [Aa 18.]
Jiamht'rg: Naturforschende Gesellschaft.
Bautzen’ Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenhurg. — Verhandl., .Jahrg.40.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 50, lieft 3
und 4; Bd. 51, Heft 1 uml ’i. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, F.thnologie und Urgeschichte. —
Verhandl., Juni 1898 his Mürz 1899. [G 55,]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen llheinlande, Westfalens
und des Ueg.-Bez. üsnahrück. — Verh.andl., 55. Jahrg.; 56. Jahrg.,
1. Hälfte. [Aa 9.3.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Sitzungs-
her., 1898; 1899, 1. Hälfte. [Aa 3:12.|
Brannschu eig: Verein für Naturwissenschaft. — 11. Jahresher. [Aa ‘J45.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Ahhandl., Bd. XVI, Heft 1—2.
[Aa 2.1
Breslau : Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 76. Jahresher.,
1898. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Chemnitz: K. Sächsisches meteorologisches Institut. — Jahrhueh, XI V. Jahrg.,
3. .\l)th.; .XV. Jahrg., l.u. 2. .Vhth. [Kc 57.)
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, Bd. IX, Heft 3 — 4.
[Aa 80.]
Darmslailt: Verein für Krdkundc und Grossherzogi. geologische Landes-
anstalt. — Notizhl., 4. Folge, 19. Heft. [Fa 8.J
Donaucschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landestheile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
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Dremletr. Gesellscluift für llotanik und Gartenbau „Flora“. — Sitzungsbcr.
und Abhandl., n. F., Jalirg. 3. [Ca 20.]
Dresden: K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden: K. Zoologisches und Anthrop.-ethnogr. Museum.
Dresden: K. Oefientliche Bibliothek.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Jahresberichte, Jahrg. XXIV. [Fa 6.]
Dresden: K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Ai’chiv für Sachs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XX. [G 75.1 — Die Sammlung
des K. Säclis. Altertumsvereins in ihren Hauptwerken. Lief. 2 und 3,
Bl. XI -XXX. [^G 75b.]
Dresden: Oekonomismie Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mittheil.
1898-99. jlla 9.]
Dresden: K. Thierärztliche Hochschule. — Bericht über das Veterinärwesen
in Sachsen, 43. Jahrg. [Ha 26.]
Dresden: K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht über die K. Sachs.
Techn. Hochschule a. d. Jahr 1898—99. [Je 63.] — I’ersoualverz. Nr.
XIX— XX. [Je 63b.]
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
LVI. Jahresber.; Mitteil. Nr. 12, [Aa 66.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresberichte, Heft 9.
[Aa 2,36.]
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — Kleine Schriften, Nr. XIX.
[Aa 48b.l
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. .\kademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Erlum/en: l’hysikalisch-mcdicinische Societät, — Sitzungsber., SO.Heft, 1898.
[Äa 212.]
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1899. [Aa 9a.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresber. für 1897 — 98.
[El. ,35.]
Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — „Helios“, 16. Bd.; Societatum litterae, Jalirg. XII,
Nr. 5-12. [Aa 282.]
Freiherg: K. Sachs. Bergakademie. — Programm für das 134. Studien-
jahr 1899-1900. [Aa 32.3.]
Freiburg i. ß.: Naturforschende Gesellschaft.
Clera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — 32. Bericht.
[Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Neues Lau-
sitzisches Magazin, Bd. 75, 1. Heft; Code.x diplomaticus Lusatiae
superioris, Heft 4. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifsieald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — .Mittheil., 30. Jahrg., 1898. [Aa 68.]
< Greifsieald: Geographische Gesellschaft.
Gubien: Niederlausitzer (iesellschaft für .\nthropologie und Urgeschichte. —
Mittheil., V. Bd., Heft 8; VI. Bd., Heft 1. [G 102.]
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32
Onxtrow : Verein der Freunde der Naturgcscliichtc in Mecklenburg.
Halle a. S.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.'. Kais. Leopoldino-Carolinisclie deutsche .\kademie. — Leopoldina,
Heft XXXIV, Xr. 12; Heft XXXV, N'r. 1-11. [Aa 02.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Jahrg. 1899. IFa 16.]
Hamhurf): Xaturhistorisches Museum. — Jahrbücher, Jahrg. XV, mit Bei-
heft 1 — 2. [Aa 276.]
Hamhurq-, Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge, 6. Heft.
1898. [Aa 293b.]
Hamhurg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hatiati: Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. —
Berichte vom 1. Mai 1895 bis 31. März 1899. [Aa 30.]
Hannover-. Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover: Geographische Gesellschaft.
Heidelberg: Naturhistorisch -medicinischer Verein. — Verhandl.. Bd. VI,
Heft 1-2. [Aa 90.]
Huf: Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landes-
kunde.
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde. — Abhandl. und Berichte, Nr. 41 u. 44.
[Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, — Zeitschr.,
Bd. 24, 1. Hälfte; .Mittheil., Jahrg. 1898. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher \ erein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. XI, 2. Heft. JAa 189.]
Köln : Bedaction der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 35. [Aa 41.1
Königsberg i. P>.: riiysikalisch-ökonomische Gesellschaft. — Schriften.
39. Jahrg., 1898. [Aa 81.]
Königsberg i. iV.: Altertums-Gesellschaft Frussia.
Krefeld: Verein für Naturkunde.
Landshut: Botanischer Verein.
Leipzig: .Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsberichte, 24.-25. Jahrg.
[Äa 202.]
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl.. mathem.-physikal. Klasse, 1898, L. Bd., naturwissensch.
Theil; 1899, LI. Bd., mathemat. Theil, Heft 1—5. [Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung.
Lübeck: Geographische •Gesellschaft und naturhistorisches Museum. —
Mitteil., 2. Beihe, Heft 12 und 13. [Aa 279b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Befiirderung der gesammten Naturwissenschaften.
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Beobacht, d. Isis-
Wetterwarte zu Meissen i. J. 1898. [Ec 40.] — ^ Mittheilungen aus den
Sitzungen des Vereinsjahres 1898 — 99. [.\a 319.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
26. Jahresber., Jahrg. 1897 — 98. [Ca 231.]
Xeisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „l’hilomathie“. — 29. Bericht,
1896-98. [Aa 28.]
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33
NürnlMrif. Naturliistorische Gesellschaft. — .lahresbcr. für 1891 uml
1898, nebst Abbandl., IX. uiul XII. liil. [Aa 6.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein. — 13. Jahresber., 1898. [Aal77.]
Passati: Naturhistorischer Verein.
Posen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Zeitschr. der botan. Abtheil.,
5. Jahrg., Heft 3; 6. Jahrg., Heft 1—2. [Aa 316.]
Eegensburej: Naturwissenschaftlicher Verein.
Pegcnsbnrg: K. botanische Gesellschaft. — Denkschr., n. F., 1. Bd. [Cb 42.]
Peichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Heft 4. [Aa 236.]
Stettin: Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XXIII. [Bf 57.]
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg, 55. [.\a 60.]
StutUjart: Württembergischer Altertuinsverein. — Württemberg Viertel-
jahrsheftc für Landesgeschichte, n. F., 8. Jahrg. [G 70.]
Tharandt: Redaction der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen, Bd. LI, Heft 2 — 6; LH, Heft 1—4.
(In der Bibliothek der Versuchsstation im botan. Garten.)
Thom: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mitteil.,
XII. Heft. [Aa 145.]
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen.
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mittheil., n. F., 12. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 52.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsber., Jahrg.
1898. [Aa 85.]
Ztiiekau: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 1898. [Aa 179.]
2. Oesterreich- Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz: Gewerbelchrlingsschule. — X.XHI. Jahresber. [Je 105.]
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. .XXXVI, u. 16. Bericht
der meteorolog. Commission. [Aa 87.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtaui Közlönv, XXVHI.
köt., 10.— 12. füz.; XXIX. köt., 1., 5—10. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mittheil., Jahrg.
1898. [Aa 72.)
Hermannstadt: SiebcnbürgischerVerein für Naturwissenschaften. — Verhandl.
und Mittheil., XLVHI. Jahrg. [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrbuch, XXVJ. .Jahrg. [Aa 198.]
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Inmbnak: Xaturwissensclmftlich-nicdicinisdier Verein. — Bericlite, XXIV.
Jalirg. [Aa 171.]
Khujcufurt-, Katurliistorisclies Land es -Museum von Kärnthen. — Jahrbuch.
25. Heft. [Aa 42.] — Diagramme der magn. und meteorolog. Be-
obaclitungeii zu Klagenfurt von 1898. [Ec 94.]
Knihnr. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1898. Xr. 9—10; 1899,
Xr. 1-7. TAa .302.]
Laibach'. Musealverein für Krain.
Lim: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — 28. Jahresber.
[Aa 213.]
Linz: Museum I’rancisco-Carolinum. — 57. Bericht nebst der 51. Lieferuiif'
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Pra(j: Deutscher naturwissenschaftlich -medicinischer Verein für Böhmen
„Lotos“. — Sitzungsber., Jahrg. 1896, XVI. Bd.; Jahrg. 1897, XVII. BO.
[Aa 6.3.]
Prag: K. Böhmische Oescllschuft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.-naturwissensch. CI., 1898. [Aa 269.] — Jahresber. für 1898.
[Aa 270.]
P-ag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Pamdtky
archaeologicke, dilu XVIII, ses. 3 — 5. [G 71.]
P-ag: Lese- und Iledehalle der deutschen Studenten.
P-ag: Ce.ska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, Trida II,
Uocnik 7. [Aa 313.] — Bulletin international, classe des Sciences
niathematiques et naturelles, Xr. V. [Aa 31.3 b.J
P'esbarg: Verein für Heil- und Xaturkunde. — Vernandl., n. F., Heft 10.
[Aa 92.]
lieichenherg : Verein der Xaturfreunde. — Mittheil., Jahrg. 30. [.\a 70. J
isalzburq: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mittheilungen,
lUi; XXXIX. [Aa 71.]
Temesvär: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zcttudoiuiinyi Füzetek, XXII. köt., füz. 1 und 4; XXXIII. köt., füz. 3 und 4.
[Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Comitates. —
.lahresheft, Jahrg. XI — XII. [Aa 277.]
Triest: iMuseo civico di storia natur.ale.
Triest: Societä Adriatica di scicnze naturali.
HVen: Kais. .Akademie der AVissenschaften.
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XXXIX. [.Aa 82.]
IFön: K. K. naturhistorisches Ilofmuseum. — Annalen, Bd. XIII, Xr. 2 — 4;
Bd. XIV, Nr. 1-2. [Aa 280.]
HVt'W: Anthropologische (iesellschaft. — Mittheil., Bd. XXVIII, Heft 5— 6;
Bd. XXIX, Heft 1— .5. [B.l 1.]
HVcn: K. K. geologische KeichsanstaU. — Jahrbuch, Bd. XLVIII; Bd. XLIX,
Heft 1—2. [Da 4.] — Verh.amlL, 1898, Xr. 13-18; 1899, Xr. 1— 10.
[Da 16.] — Geologische Karte der Oesterreich-Ungarischen Monarchie.
Zone 5, Col. XA'I; Zone 6, Col. XVII; Zone 8, Col. XV; Zone 9,
Col. XVI; Zone 10, Col. Xl\ ; Zone 18, Col. XVI; Zone 20. Col. XI — XIV.
[Da 33.]
KVcm: K. K. zoologisch -botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XLVIII.
[Aa 95.]
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35
Wien: Naturwisseiiscliaftliclier Verein an der Universität.
Wien: Central- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1895, 189G und 1898. [Ec 82.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Uoumanie. — Annales, tome XIII, 1897.
[Ec 75.]
4. Schweiz.
Aarau: Aarg.<iuische naturforschende Gesellschaft.
Basel: Naturforschende Gesellschaft.
Bern: Xaturforschende Gesellschaft. — Mittheil., 1807, Nr. 1436 — 1450.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft 9. [Ca 24.]
Bern: Schweizerische naturfoi’schende Gesellschaft. — Verhandl. der 80.
(Engelberg 1897] und 81. [Bern 1898] Jahresversammlung. [Aa 255.]
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — Jahresber., n. I'.,
Jahrg. XXXIX und XLII. [Aa 51.]
Frauenfehl: Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freihurg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles.
St. Oallen: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht für 1896 — 97. [Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 4. ser.,
vol. XXXIV, no. 130; vol. XXXV, no. 131—132. [Aa 248.J
Neuchatel: Societe des Sciences naturelles. — Bulletin, tome XXI — XXV.
[Aa 247.]
Schaff hausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — .Mittheil.,
Vol. X, Heft 5. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles.
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jahrg. 43,
Heft 4; Jahrg. 44, Heft 1 — 2. [Aa 96.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires,
ser. 5, tome IV et appendice au tome IV; proces-verbaux, annee
1897 — 98. [Aa 253.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et matheuiatiques.
Dijon: Academie des Sciences, arts et helles lettres. — Memoires, ser. 4,
tome VI. [Aa 138. |
Le Mans: Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe. — Bulletin,
tome XXVIII, fase. 4; tome XXIX, fase. 1. |.\a 221.1
Lgon: Societe Linneenne. — .\nnales. tome 45. [Aa 132.J
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences et industrie. — Annales, ser. 7. tome 5.
[Aa 133.] ,
Lyon: Academie des Sciences et lettres. — Memoires, ser. 3, tome 6.
[Aa 139.]
Rtris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXIll. [Ba 24.]
Toulouse: Societe Framjaise de botanique.
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6. Belgien.
Brüssel: Societe royale malacologique de Belgique. — Aniiales, lome
XXXIl. [Bi 1.] — Proces-verbaux des seaiices. tome XXVII, August-
Deceniber 1898; Bulletins des seances, tonie XXXIV, pag. 1 — 50;
meinoires, tome XXXIV, pag. 1 — 16. [Bi 4.]
Brüssel: Societe entomologique de Belgique.
Brüssel : Societe royale de botauiciue de Belgique. — Bulletin, tome XXXVII.
rCa 16.1
Gembloux: Station agronoinique de l'etat. — Bulletin, no. 66. [11b 75.]
Lüttich: Societe geologique de Belgique.
7. Holland.
Qent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“. — Botanisch Jaarboek,
9. — 10. Jaarg. [Ca 21.]
Groningen: Naturkundig Genootschap. — 98. Verslag, 1898. [Je 80.] —
Centralbureau voor de Kennis van de Proviiicie Groningen en omgebgen
streken: Bejdragen, deel I, stuk 1. [Je 80b.]
Harlem: Mus6e Tej-ler. — Arehives, ser. II, vol. VI, p. 3 — 4. [Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Arehives Xeenandaiscs
des Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome II, livr. 2 — 5; tome 111,
livr. 1 - 2. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Societe botanique du Grandduche de Luxembourg.
Luxemburg: Institut royal grand-ducal.
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde „Fauna“.
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per Tanno 1898. [Aa 199.]
Catania: .Accademia Gioenia di seienze naturale. — Bollettino, fase. L,
LI, LV-LIX. [Aa 149.]
Florenz: R. Instituto.
Florenz: Societä entoraologica Italiana. — Bullettino, anno XXX. IBk 193.]
Mailand: Societä Italiana di seienze naturali. — Atti, vol. XXXVII.
fase. 4; vol. XXXVIII, fase. 1—3. [Aa 150.]
Mailand: K. Instituto Lombardo di seienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXXI. [Aa 161.] — Memorie, vol. XVIII, fase. 6. [Aa 167.]
Modena: Societä dei naturalisti. — Atti, ser. 3, vol. XV, fase. 1 — 2;
vol. XVI, fase. 1—3. [Aa 148.]
lüdtta: Societä Veiieto Trentina di seienze naturali. — Bullettino, tomo VI,
no. 4. [Aa 193b.l — Atti, vol. III, fase. 2. [Aa 193.]
Parma: Redazione del Bullettino di paletnologia Italiana.
Pisa: Societä Toscana di seienze naturali. — Processi verl)ali, vol. XI
(.3. VII. 98 — 7. V. 99'; Memorie, vol. XVL [Aa209.]
Rom: .Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, ser. 5, vol. VII, fase. 11 — 12;
vol. VllL 1. sein.; 2. sem., fase. 1 — 10. [Aa 226.]
Rom: R. Comitato genlogico d’Ualia.
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37
Turin: Societä nieteorologica Italiana. — liollettiiio mcusuale, ser. II,
vol. Will, no. 9—11; vol. XIX, no. 1—7. [Ec 2.] — Annuario storico
meteorologico italiano, vol. 1, 1898. [Ec 2 o.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia di Verona. — Memoire, ser. 111, vol. LXXIV, fase. 1 — 2.
[Ha 14.)
10. Grossbritannien und Irland.
Dublin: Royal geologic.al society of Irland.
Edinlmrg: Geological Society. — Transactions, vol. VH, p. 4. [Da 14.]
Edinhurg: Scottish meteorological society.
Glasgow: Natural history society. — Transactions, vol. V, p. 2. [Aa 244.]
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological society. — Transactions, vol. XXVI, p. 1 — 9.
[Da 20.]
Xeucastle-upon-Tgne: Tyneside naturalists field club, und: Natural history
society of Nortliumberland, Durham and Newcastle-upon-Tyne. —
Nat. histoi7 transactions, vol. XII, p. 1. [Aa 126.]
11. Schweden, Norwegen.
Bergen: Museum. — Aarbog for 1898 und 1899. [Aa 294.] — Report on
Norft'egian marine investigations 1895 — 97. [Ab 87. [
Christiania: Universität. — Üniversitets- Programm for 1897. [Aa 251.]
Chrisliania: Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevaring. — Aars-
beretning for 1897. [G 2.] — Kunst og bandverk fra Norges fortid,
2. Reihe, 3. Heft. [G 81.]
Stockholm: Entomologiska Föreniiigen. - Entomologisk Tidskrift, Arg. 19.
[Bk 12.]
Stockholm: K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. — Antiquarisk
Tidskrift, Del XIV, 1. [G 135.] — Mäuadsblad, 1895. [G 135a.J
Tromsoe: Museum. — Aarsberetning 1895 — 97; Museums Aarsheftcr,
XIX — XX. [Aa 243.]
Upsala: The geological institution of the uiiiversity. — Bulletin, vol. IV, p. 1
(no. 7), 1898. [Da 30.]
12. Russland.
Ekathurinenburg: Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles.
Helsinyfors: Societas pro fauna et Hora fennica. — Meddelanden, Heft 23.
[Ba 20.] — Acta, vol XIII — XIV. [Ba 17.]
Khurkow: Societe des naturalistes ä l’universite imperiale.
Kiew: Societe des naturalistes.
Moskan: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, annee 1898, no. 2— 4.
[Aa 134.[
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XXII, p. 2. [Aa 256.]
Petersburg: Kais, botanischer Garten.
Petersburg: Coniite geologique. — Bulletins, vol. XVH, no. 6—10; vol. XVIII,
no. 1 — 2. [Da 23.] — Memoires, vrd. \ lll, no. 4; vol. XII, no. 3.
[Da 24.]
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Pftembim/: riivsikalischos Centralobservatüiiiim. — Aimaleii, Jalirg. 1897.
[Kc7.] ■
Petersburg: Academie imiieriale des Sciences, — Bulletin, nouv. Serie
tonie VIH. no. 5; toine IX; tome X, no. 1 — 4. [Aa 315.]
Petersburg: Kaiser!. Russische mineralogische Gesellschaft. — Verhamil.,
2. Ser., Bd. 30. |Üa 29.] — Materialien zur Geologie Russlands,
XIX. Bd. [Da 29h, J
Biga: Naturforscher- Verein.
II. .A. in e I* i Iz a.
1. Nord-Amerika.
Albang: New York state nuiseum of natural history. — Annual report 49;
50. p. 1. [Aa 119.]
Baltimore: John Hopkins university. — University circulare, vol. XIII,
no, 108; vol. XIV, no. 115; vol. XV, no. 121; vol. XVIII, no. 137—138,
141. [.\a 278.1 — American journal of inatheinatics, vol. XX, no. 4;
XXI, no. 1 — 2. [Ka 38.1 — American Chemical journal, vol. XX, no.8 — 10;
vol. XXI, no. 1 — 5. [rld 60.] — Studies in histor. and politic. scienoe,
ser. XI, no. 7—8; ser. XV, no. 3—5; ser. XVI, no. 10 — 12; ser. XVII,
no. 1—5. [Bh 125.] — American journal of philology, vol. XIX, no. 2-4.
[Ja 64.J
Berkeley: Lniversity of California. — Departement of geology; Bulletin II,
no. 4. [Da 31.] — ,\griculturial experinient Station: I’arti.al report
1895 — 96, 1896 — 97; hiennial report 1896 — 98; .annual report 1898.
[Da 31h.j
Boston: Society of natural history. — Memoirs, vol. V, no. 4 — 5.
[Aa 106.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — l’roceedings, new ser.,
vol. XXXIV, 2-23; XXXV, 1-3. [Aa 170.]
Buffalo: Society of natural Sciences.
Cambridge: Museum of comi)urative zoology. — Annual report for 1897—98.
1898—99; Bulletin, vol. XXXIl, no. 9 — 10; vol. XXXIII; vol. XXXIV;
vol. XXXV, no. 1—6. [Ba 14.]
Chicago: Academy of Sciences. — Bulletin, vol. II, no. 2; 40. annual report,
1897. [Aa 123 b.]
Chicago: Field Columbian Museum. — l’ublic.ations 29—39. [Aa 324.]
Davenyort: .\cademy of natural Sciences.
Halifax: Nova Scotian institute of natural science. — Proceedings and
transaetions, 2. ser., vol. II, p. 4. [;\a 304.]
Lawrence: Kansas University. — Quarterly, series A: Science and mathe-
matics. vol. 1, no. 1, 3, 4; vol. 11 — IV; vol. V, no. 1 — 2; vol. VI— Vll;
vol. VIII. no. 1 — 3. [Aa 328.]
Madison: Wisconsin Academy of Sciences, arts and letters. — Transactions,
vol. XII, p. 1. [,\a 206.j
Mexiko: Sociedad cientitica „Antonio Alzate“. — Memorias y Revista,
tomo XI, cuad. 9 — 12; tomo Xll, cuad. 1 — 10. |.\a 291.1
Milwaukee: Public Museum of the City of .Milwaukee. -- 16. annual report.
[Aa 233.]
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39
Montrrul: Xatuial liistory society. — The caiiadian record of Science,
vol. VII, 110. 8. [Aa 109.]
Neiv-Haven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. X, p. 1. [Aa.l24,]
Netc- Yorlx". .Academy of Sciences. — Annals, vol. XI, no. 3; vol. XII,
no. 1. [Aa 101.]
iVcM'- lorÄ:; .American niuseuin of natural liistorj-.
York: State geologist.
FItiladehthia: Academy of natural Sciences. — Procecdings, 1898. n. 11— III;
1899, p. I. [Aa 117.]
Philadelphia: American philosopliieal society. — l’roceediiigs, vol. XXXVII,
no. 158; vol. XXX VIII, no. 159. [Aa 283.]
PItiladelphia: Wagner free institute of Science.
Piiladdphia: Zoological society. — Annual report 27. [Ha 22.)
Itoihester: Academy of Science.
Rocliester: Gcological society of America. — Bulletin, vol. IX— X. [Da 28.]
Salem: Essex Institute. — Bulletin, vol. XXVIII, no. 7-12; vol. XXIX,
no. 7— 12; vol. XXX. [Aa 16.3.]
San Francisco: California academy of Sciences. — üccasional papers,
vol. VI. [Aa 1121).] — Proceedings, 3. ser., vol. I, no, 6 — 12.
[Aa 112.]
St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. VIII, no. 8-12;
vol. IX, no. 1 — 5, 7, [Aa 125.]
St. Louis: .Missouri botanical garden. — 1., 2., 4. — 10. annual report.
[Ca 25.]
Topeka: Kansas academy of Science.
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Aliliandlun</en der Senckenhergischen naturforschenden Gesellschaft,
Bd. XXI, Heft 3-4; Bd. XXIV, Heft 4. [Aa 9.]
Anzeiger für Schweizer Alterthümer, Jahrg. XXXI. Nr. 4; neue Folge, Bd. 1,
Heft 1 — 3, mit Beil. [G 1.1
Anzeiger, zoologischer, Jahrg. XXII, Nr. .577 — 604. [Ba 21.1
Bromis Klassen und Ordnungen des Thierreichs, Bd. II. Abtli. 3 (Echino-
dennen), Lief. 22— 28; Bd. lll (Mollusca), Lief. 35—47; Bd. IV (Vennes),
Suppl., Lief. 14—17; Suppl., Bd. V (Crustacea), Ahth. 2, Lief. 53 — 56;
Bd. VI, Ahth. 5 (Mammalia), Lief. 54 — 56. [Bh ,54.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Nr. 245
bis 262. [Fa 19.J
Geradflügler Mitteleurop.a’s von Tümpel, Lief 1—6. [Bk 243.]
Hedwigia, Bd. ,38. [Ca 2.1
Jahrbuch des Schweizer Alpencluh, Jahrg. 34. [Fa 5.]
Monatsschrift, deutsche botanische, Jahrg. 17. [Ca 22.]
Mutter Erde, Jahrg. I — 11. [Ila 35.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Eaehrichten, entomologische, Jahrg. 15. [Bk 235.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Natur, Jahrg. 47. [Aa 76.] (Vom Isis- Lesezirkel.)
Ptdaeontographical societg, London, vol. LH. [Da 10.]
Prähistorische Blätter, Jahrg. XI. [G 112.]
Wochenschrift, naturwissenschaftliche, Bd. XIV. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 71, Nr. 4—6;
Bd. 72, Nr. 1—2. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bei. 16. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XVy Heft 2 — 4; Bd. XVI,
Heft 1 — 3. [Ee 16.]
Zeitschrift, Oestcrreichische botanische, Jahrg. 49. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 57. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 31. Deceinber 1899.
C. Schiller,
Ilibliotbekar der „Uia“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis" ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grosse .\nzahl Schriften bei Sclbstheförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. .Vnmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
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Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1899.
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I. Roseiiformen der Umgebung von Meissen
Von A. M. Sohlimpert.*)
Bei dem Versuche, eine Specialflora der Umgegend von Meissen auf-
zustellen, fiel mir der Fonnenreichthum unserer wilden Rosen auf, und
während ich in derselben nur die wichtigsten guten Arten anführte, gebe
ich, nach sechsjährigem Studium und nach über 500 zurückgelegteii
grösseren und kleineren Excursionen, eine Ergänzung jener Lücke.
Wenn Christ die schweizerische Jurakette vom Saleve bis zum Schaff-
hauser Hügelland den „Rosengarten Europas“ nennt, so dürfte das Meissner
Terrain ein herrliches Bosquet in demselben bilden, ja nach Aussage einiger
bekannter Rhodologen soll dasselbe sogar jenem Rosengarten mindestens
sehr nahe kommen.
Wohl mag unser Gebiet nicht so viel Gelegenheit bieten, Beobachtungen
über den Einfluss der Höhenlage etc. anstellen zu können, denn die Höhen-
lage desselben variirt nur von 100 bis höchstens 260 ra über dem Meere,
aber trotzdem weist es auch seinen eigenartigen Charakter auf.
So ist z. B. der Parallelismus der Caninen bezüglich der Bekleidung
und Zahnung schön ausgeprägt:
Zahnung einfach
Lutetiana Li^m.
anderthalbfach
Swartzii Fr.
Nudae Desegl.
zweifach
(Inmalis Bchst.
mehrfach
biserrata Mer.
Kelchzipfel nnd
Blilthenst. drüsig
dolosa God.
subcanina Chr. svbeanina t'hr.
Reuteri f. typica Chr.
(Uebergangsform.)
subcanina Chr. subcanina Chr. —
complicata Chr. myriodonta Chr. cabaUicens Bug.
Pubescentes Crep.
(Uebergangsform.)
subcollina Chr. subcollina Chr. subcollina Chr. subcollina Chr. —
coriifolia Fries. complicata Chr. biserrata Chr. scaphusiensis Chr.
dumetorum Th. und Formen derselben — —
Andegavensis
Bast.
Hispidae Desegl.
hirtella Chr. Kosinsciana verticillacantha
„ Ripart Besser. Baker.
•) Kine vollständige Sammlung der Belegexemplare in Originalbenennung ist von
dem Verfasser der Flora Saxonica - Abtlieiluiig des K. Herbariums iu der Techiiischen
Hochschule als Geschenk einverleibt. (Anm. d. Ked.)
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4
Benieikenswcrth ist das Auftieten coniplicirter Zahnung fast aller
Hosen.
Bei der dumetorum ist dies nicht ohne Wichtigkeit, denn sie erhält
dadurch den Charakter einer tomentclla und führt zu irrigen Bestimmungen.
So habe ich im folgenden Verzeichniss auch nur eine einzige Tomentella-
form aufgenommen und diese nur, weil Hasse, W'itten, dieselbe Form in
Westfalen fand und f. rotundifolia H. mod. Giiglingenais H. benannte.
Diese, der tomentella ähnlichen, kritischen Dumetorumformen sandte
ich an Herrn l’rof. Dr. Christ. Derselbe schreibt; „Ob Formen wie
Ihre Nr. x zu tomentella oder zu dumetorum zu rechnen sind, darüber
wiril man nie einig worden“, und weiter: ,,lhr Gebiet zeichnet sich aus
durch starke doppelte Zahnung aller Kosen, besonders der dumetorum, die
dadurch schwer von tomentella za trennen sind“. Mons. Direct Crepin
äusserte sich über dieselben Formen; „Neben der typischen tomentella
giebt es eine ganze Anzahl von Formen, die man mit ihr nicht identificiren
kann, und die man erst noch classificiren muss. Dies erklärt Ihnen meine
Verlegenheit, die Varietäten dieser Gruppe aus Sachsen genau zu be-
stimmen. Die E. tomentella in ihrem echten Typus ist nur ira Südosten
Fiuropas verbreitet".
Nachdem ich echte Tomenteilen mach Zahnung und Drüsigkeit unter-
sucht, glaube ich kaum tomentella im Gebiet zu haben — es sind nur
Formen der dumetorum.
Von den Tomentosen findet sich im Gebiet nur die f. dimorpha
Besser = f. subglobom Baker = E. subglobom Sm. — alle anderen sind
Formen der vennsta Scheutz.
Durch Hochüuthen wurden an den Elbufern angeschlemmt: E. acati-
thina Desegl. et üzan., E. amhhjphylla Kip., E. acutiformis H. Br.
Möge das folgende Verzeichniss beitragen, das Interesse an unseren
wilden Kosen anzuregen.
I. Sect. Synstylae.*)
Vacat.
H. Sect. Indicae.
Vide II. Gruner’s „praktischer Blumengärtner“ v. L. Reissner; Wünsche’s
ExcursionsHora für das Königreich Sachsen.
III. Sect. Luteae.
Eosa lutea Miller, dict. Nr. 11, cd. franc., 1785, VI, p. 326 (= E. Eglan-
terki L. sp. 1764, p. 70.3 pr. part.).
Eosa punicea Miller, Nr. 13, 1. c.
In Oberspaar u. a. 0. häufig in Gärten.
IV. Sect. Fimpinellaefoliae.
Eosa jnmpinellifolia L. (= E. spmosissima Sm.).
In Gärten, Anlagen und an Hecken nicht selten anzutreffen.
•) Sci'tionen und .Subscctionen nach Crepin in: „Die Kosen von Tirol und Vorarlberg.“
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V. Sect. Cinnamonieae L.
ßosa cinnamomea L. God., tl., 200, suppl. 68; Grenier, fl., 233; Reuter,
cat., 65; Kapin, Guide, 193.
f. foecundissima Münchh., hausT. V, 279.
In Gärten und oft verwildert, z. B. am Fürstengraben. In
Grobem in einer Hecke.
Jiosa alpina L., spec. ed. II, p. 703.
Von Bienenhof in den Garten der Frau Bücher in Coswig
verpflanzt worden.
VI. Sect. Oallicae.
Mosa gallica L. (jodet, fl., 207, und suppl. 67; Rapin, guidc, 197; Reuter,
cat. 73.
(1) f. typica Chr. (M. yallica f. inimila L. fil. M. austriaca Crntz. bei
Gren., fl., 223).
Kommt in verschiedenen Modiflcationen vor.
(2) a) Blättchen auf der Ünterflächc entweder nur auf den Nerven
oder auf der ganzen Blattfläche behaart und am Rande
gewimpert;
b) Blättchen mehr oder w-eniger behaart, mit Subfoliardrüsen;
(3) c) Blättchen klein, oval-elliptisch, 13 : 23 mm breit und lang,
Mittelnerv, theilweise auch die Nervillen behaart und drüsig.
Am Naundörfler Holz, Nasse Aue, Uberau.
(4) f. data Chr.
Kommt wie oben in den Modiflcationen a und b vor. Naun-
dörfler Holz, Nasse Aue, Wachtnitz.
(5) f. Axmanni Gmel.
Griffel behaart und säulenartig verwachsen und hochgehoben.
Unter den vorhergehenden Formen im Naundörfler Holz.
Die Rosa yallica ist sehr geneigt, hybride Formen zu erzeugen. Die-
selben kennzeichnen sich 1. durch das .Auftreten einzelner borstlicher
Stacheln und Stieldrüsen zwischen den normalen der Eltern auf den
Zweigen, 2. durch Starrheit und seichte Zahnung der grossen Blättchen,
die sitzend und meist an der Basis etwas herzförmig sind, 3. durch die
Länge der Blüthenstiele und 4. durch eine auffallend starke Entwickelung
und Färbung der Corolle. Dies sind die wesentlichen Merkmale, die der
Bastard von der gallica ererbt hat. Was die Ermittelung des anderen
Parens anlangt, so zeigt sich dieselbe im Allgemeinen durch die Zahnung
und die verschiedenartige Bekleidung der Blattstiele und Blättchen. (Siehe
Christ, Rosen der Schweiz, p. 200, und Jena’s wilde Rosen von Max
Schulze, p. 43.) Aufgefunden wurden bis jetzt die wenigen folgenden*):
R. canina L. var. Lutetiana et dumetorum x gallica.
Zwischen Piskowitz und Prositz rechts am Abhange.
R. gallica x glauca var. complicata.
Am Fusse des Wachtnitzer Abhanges.
*) Ks steht wohl sicher zu erwarten, dass noch mehr Hybriden aufgcfiinden wcnlen!
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VII. Sect. Caninae.
1. Subsect. Villosae.
Rosa pomifera Ilcrrmann. Koch, syn. ed. I, 229; Reuter, cat., p. 67; Rapin,
guide, 193.
f. rccondita Chr.
Bei Weinböhla, Bei Zehren. Ara Gartenzaun und in der Hecke
der Rotunde bei Thürraer auf der Posel.
2. Subsect. Tomentosae.
Rosa tomcntosa Sm. Sraith, fl. brit., 1800, II, p. 639; Grenier, fl., 233
bis 234; Reuter, cat., p. 67 und 68.
(6) f. dimorj)ha Besser, apud Gren., fl. jurassi., 1864, 69.
An der Strasse von Priestewitz nach Grossenhain; iin Gebiet
nicht häufig.
(7) f. cuspidatoides Crej)in var. timhelUßora Christ, Flora, 1874, p. 612
(= R. umbflliflora Swartz in Sched.).
In reiner, der Diagnose ganz entsprechender Form kommt
dieselbe nicht vor. Alle Sträucher, die man obiger Form
angehörig ansehen könnte, befinden sich im Uebergang zur
venusta und lassen sich nach den von Max Schulze in ,,Jena’s
wilde Rosen“ aufgestellten Schema wohl placiren. Solche Formen
kommen vor: auf der Posel, der Karlshöhe, bei Weinböhla
an der Köhlerstrasse und bei Löbsal.
(8) lieber eine blendend weissblühende Form von dem Spaargebirge
schreibt (dirist in litt, den 11. VIII. 1897: „Eine sehr schöne
Tomentosen-Form, meiner «mAellj/Ior« „ähnlich“, während die-
selbe von Anderen (Hasse und Dufl't) für die echte cristafa Chr.
gehalten wurde. Diese Form deckt sich aber mit der Seite 6
B 1. b. in „Jena’s wilde Rosen“.
(9) f. venusta Scheutz, Studier öfver de Scandin. art. af sclägtet Rosa,
1872, p. 36. — R. pscudoruspidata Crepin. Christ, Flora, 1874,
p. 612; id. Flora, 1876, p. 371.
Rein typische Formen bei Zscheila und der Riesensteinen,
Klause-Steinberg und bei Weinböhla; Preuskermühle.
Ein hochinteressanter Strauch, der verschiedene Deutung erfahren —
z. B. als R. alpina x tomcntosa var. vimiistu, als ein Bastard etwa der
canina biserrata X tomcntosa oder glatica tni/riodonta mit der letzteren,
endlich als pomifera alabreseens'. — harrt noch der Bestimmung und der
Beobachtung im blühenden Zustande; nichtsdestoweniger gebe ich vor-
läufig die Diagnose unter meiner Herbarnummer:
,304b. Strauch ca. 2 m hoch. Jüngere Zweige blaubereift.
Stacheln an den Schösslingen aus breiter Basis (8 mm lang) zugespitzt,
gerade und plattgedrückt bis 12 nun lang, gelbbraun; an den Aesten und
Blüthenzweigen zart pfriemenfünnig, gerade oder nur leicht gebogen, hie
und da dicht und gehäuft stehend. Nebenblätter bis 18mm lang, aus
schmaler Basis sich meist bogig erweiternd, auf beiden Flächen kahl und
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haarlos, der Rand mit dunkelbraunen Stieldrüsen dicht gewimpert bis fast
gezähnelt, Oehrchen divergirend, gespitzt. Blattstiel dicht filzig behaart,
mit aus dem Filz hervorragenden braunen Stieldrüsen und ziemlich zahl-
reichen gelben, gebogenen Stächelchen. Blättchen zu 5, 7 und „neun“
etwas gestielt, oberseits grün und kahl, selten mit Spuren von Haaren,
unterseits hellblaugrün, auf den Nerven und Nervillen kahl oder mit einigen
braunen Drüsen und nur dann auch mit einzelnen Härchen. Endblättchen
länglich eirund 15 : 28 mm bis 22 : 40 mm Breite und Länge. Die
Zahnung ist eine mehrfache, der Hauptzahn mit brauner Weichspitze,
auf dem Rücken mit ein oder zwei Drüsenzähnen, vorn meist nur mit
einem. Blumenstiele von verschiedener Länge, 10 — 25 mm, ein- und
zweiblütliig, haarlos mit horizontal abstehenden Drüsenborsten mehr oder
weniger dicht bekleidet. Brakteen, obere lanzcttlich zugespitzt oder oval
gespitzt, unterseits drüsig und filzig, oberseits kahl, am Rande fast drüsig
gezähnelt und gewimpert; untere oftmals kräftiger entwickelt und meist
blatttragend. Kelchzipfel aufrecht, die reife Frucht krönend. Die drei
äusseren bis 20 mm lang, auf dem Rücken dicht drüsig, mit untennischten
Drüsenborsten und zwei bis drei l’aaren linealen, 6 mm langen, dicht
drüsig und haarig gewimperten Fiedercheu. Anhängsel gestielt, lanzettlich
verbreitert mit 1 — 2 Zähnchen; die beiden inneren wesentlich kürzer
(10 mm), innen filzig, auf dem Rücken drüsig und drüsenborstig. Griffel-
köpfchen dicht filzig, den Discus meist verdeckend. Frucht eiförmig,
seltener rundlich, in einen Hals verjüngt, 12 mm breit und 16 mm lang,
theils kahl, theils mehr oder weniger drüsenborstig.
f. farinosa Bechstoin.
Diese Form soll nach Roichenbach bei Meissen Vorkommen,
der Diagnose auch wirklich entsprechend fand ich sie noch
nicht, weder am rechten noch linken Elbufer,
3. Subsect. Rubiginosae.
Eosa rubiginosu L. Godet, fl., 214, excl. var. ß, suppl. 77.
f. comosa dir. {E. comosa Ripart. Gren., fl., 249, var. y).
Am Waebtnitzer Abhang mit der nächst folgenden Form. In
Meissen an Hecken.
(10) f. comosa Chr. in transitu var. umbelluta.
Am Schieritzer und Waebtnitzer Abhänge. In Oberau auf dem
Tunnel.
(11) f. umhellata Chr. (var. ß und y. Gren., fl., 249, 250; E. umhellata
Leers; E. echinocarpa Ripart.).
In rein typischer Form, d. h. mit vollständiger Heteracanthie
versehen, tritt dieselbe im Gebiet häufig auf, z. B. an der
inneren Mauer des Stadtkrankenhauscs, auf der Karlshöhe an
einem Feldraine, Oberau am Bahndamme nach dem Grenz-
stein 25, hinter der Kötitzer Fabrik und dem unmittelbar an-
grenzenden Acaziengebüsch, in Weinböhla, im Triebischtliale
an Felsen.
E. micrantha Sm.
Bisher nur an der Friedensburg von F. Fritzsche naebgewiesen
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B. graceolens Gien., fl. jur., 248. R. pulverulenia Baker, mon., 223, non M. B.
(12) f. ti^ka Chr.
Nach der Poselspitze zu, links am Wege. In Semmelsberg
unter dem Hause 15 b an der Strasse. Am llafendamme. In
der Gartenecke der Bezirksanstalt in Bohnitzscb. Am Eingänge
zum Rottewitzer Ileuwege. Auf der Proscbwitzer Hübe.
(13) f. calcarea Chr.
Klause-Steinberg auf der Höhe, an der alten Weinbergsinauer.
Ara Wege zur Karlsböbe. Auf den Korbitzer Schanzen. Am
Dorfwege in Gruben.
R. sepkim Tbuillier, fl. Paris, 1799, p. 252.
(14) f. tijpica Gremli. (Jf. arvatica Pug. = f. arvatica Chr.)
Auf dem Knorrplateau ein einziger kleiner Strauch.
(15) f. Oizcllae Borbas.
Bei Zscheila ein einziger Strauch. (Neuerdings daselbst noch
zwei Sträucber aufgefunden.)
(IG) f. inodora Pries.
ln Miilbitz bei Grossenhain.
f. rohusta Chr.
Bei Dobritz.
4. Subsect Jnndzilliae.
Rosa Jnndzilliatm Besser ex Charin in Sched., 1861.
(17) Auf dem Iloitzscbberge. Oberspaar an der P’örster’scben
Weinbergsmauer. Auf der Poselspitze. Ara rechten Elbufer.
R. trachyphylla. Rauenum, ros. Wirceburg., 124.
(18) f. typica Chr.
In der Nähe von Schlechte auf der Posel links am Wege. Vor
dem Tunnel hei Oberau. Nasse Aue nach Grobem zu am
Raine. Auf dem Roitzsebberge am Weinberge. Ara rechten
Elbufer vor der Karpfeusebänke. Am Wege nach den Kor-
bitzer Schanzen vom Triebiscbtbale aus. Am Tunnel in Oberau
in der Nähe der Bahmvärterbäuser. Unmittelbar hinter der
Knorre am steilen l'clsen. Am Bahndämme zwischen Niederau
und Oberau. Am Bahndämme obnweit des Bahnhofes in
Niederau. Auf der Karlsbühe.
(19) f. nitidiila Christ. P'!., 1875, p. 294.
Am Riesensteine vor dem Bahnübergang. Auf der Proscb-
witzer Hübe. .Am Bretstuble bis zur halben Höhe hinauf.
(20) f. virgata Gremli.
Im Walde hinter Naundörfel.
(21) f. Aliothü dir.
Vor dem Winkewitzer Gastbause in der Stcinhalde rechts vom
Wege. Am Waebtnitzer Abhänge. In Ober.au auf dem Tunuel-
plateau.
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6. Subsect. Encaninae.
Rosa ferruginea Vill. 1799 (= R. nibrifolia Vill. 1789).
f. Jurana Uaudin, fl. helv. 111, 347.
Wird in Gärten und Anlagen in Meissen und Cölln sehr häufig
angetrofi’en.
R. montana Chaix.
ln Sachsen wohl fehlend.
R. glauca Villars (= R. Reuteri Godet).
f. typica ehr. (= R. montivuga Desegl.)
lin Gebiet noch nicht angetroffen. Sträucher, die man dafür
hätte ansehen können, entpuppten sich immer als R. globosa
Desv.
(22) f. complicata Chr.
Bei Weinböhla. Am rechten Elbufcr eine Form mit auffällig
langen, flaschenförmigen Früchten, ln Daubnitz am Abhange,
ln Diesbar ohnweit des l’avillon. ln Oberspaar an der Weinbergs-
mauer von Fischer. Bei Kotitz. Am Uottewitzer Heuwege.
Am Wege nach Zscheila.
(23) f. acuiiformis 11. Braun.
Am rechten Elbufer.
(24) f Sandbergi Chr.
Auf dem Riesenstein, ohnweit des Bahnüberganges, selten.
(25) f. CdbalUcensis Chr. (= R. CahaUicensis Füget).
Am Wege von Niederau nach der Buschmühle. Sehr charak-
teristisch! Die Stieldrüsen sind zuweilen auf den Blütheustiel
erstreckt. Selten.
(26) f. myriodemta Chr.
Auf der Foselspitze. ln den Proschwitzer Anlagen.
(27) f. subcanina Chr.
Am Elbufer bei Oberspaar. Hinter dem Fichtner’schen Gut
in Zscheila. Auf der Posel an der kleinen Bingc.
R. coriifolia Fries. Reuter, cat, 69.
(28) f. tgpica Chr.
Selten rein typisch! Daubnitz, ohnweit der Schule am Fusse
des Abhanges.
(29) f. frutetonm Chr.
Bei Bockwen an der Strasse. Am Wege nach der Korbitzer
Höhe. Hinter Polenz am Sandwege. Nach der Foselspitze zu,
rechts an den Felsen. Auf dem Tunnel bei Oberau au mehreren
Stellen.
(30) f biserrata Chr. Separat-Abdruck aus den Mittheilungen des
Bot. Vor. für Gesammt-Thüringen, Bd. V, S. 84.
Vom Rösschen in Diesbar aus, nach Löbsal zu, rechts an der
Weinbergsmauer. An der Strasse nach Bohnitzsch zu.
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(31) f. Scaphuiiiemis Clir. Fl., 1874, p. 190; Jena’s wilde Hosen von
Max Schulze, S. 39.
Bliitlienstiele oder Basis der Früchte hie und da hispid —
so an der Uorfstrasse in Lindenau. Selten.
(32) f. subcoUina Chr.
Am Kalkberge ohnweit des Wasserbassins.
K. canina L. ex parte.
var. Lutetiana Bemann.
(33) f. glancescens Desv.
Am Wege zur Karlshöhe von Klause -Steinberg aus und sonst
verbreitet.
(34) f. syntrichostyla Hip.
Bei Winkewitz am Heuwege. An der Priestewitzer Strasse.
(35) f. nitens Desv. (Ist die „viridis Hasse“.)
An Rainen auf der Posel. An Weinbergsmauern und allen
Süd- und nordwestlichen Abhängen nicht selten.
(36) f. globosa Desv.
Klause-Steinberg. Am Berliner Eisenbahndamme in der Nähe
des Ziegenbusches. Auf dem Tunnelplateau. .\in Fahrwege
in der Nassen Aue. Am Wege nach Questenberg zu.
(37) f. fdiformis Ozanon.
Am Abhange vor der Knorre und der Karlshöhe. Der Be-
schreibung Ozanon’s vorzüglich entsprechend.
(38) f. oxyodonta Keni. in Sched. und Desegl. in litter. ad Kerner.
An dem Elbufer bei N'iederfälira. (Wohl aus Böhmen an-
geschwommen.)
T ransitoriae
var. Schwartzii Fr.
(39) f. (issidens Borbas.
(40) modificat. acummata H. Braun.
Bei Oberau am Tunnel. Am rechten Elbufer nicht selten. Bei
der Knorre. ln den Proschwitzer Anlagen. An den westlichen
Abhängen. In der Brombeergasse. Ueberall verbreitet.
(41) f. mncronidata Desegl.
In der Nassen Aue, nach dem Roitzsehberge zu. Spaargebirge.
f. finmda Godet, suppl. 71 (= M. dolosa Godet, suppl. 72).
Am Bocksberge, an mehreren Stellen. Am Fusse des Bret-
stuhlos.
(42) f. spuria Pug.
Auf dem Spaargebirge, selten! Nasse Aue an einem Haine,
var. dumalis Christ. (= R. dumalis Bechst.)
(43) f. rotinidifolia Bräuker, Deutschlands wilde Hosen, Nr. 113.
Am Elbdamme ohnweit des Fürstengrabens.
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(44) f. eriostyla Rip.
Bisher ausschliesslich nur längs des rechten Elbufers nicht
selten angetroffeu und wohl daselbst angeschwemmt.
(45) f. rubelliflora Rip.
Im Naundorf 1er Gehölz.
(46) f. rubescens Rip.
Auf dem Knorrplateau und den westlichen Abhängen daselbst.
Im Naundörfler Gehölz. Häufig i. G.
(47) f. glaherrima Du Mortier.
Kommt nicht, wie die von Sagorski, die Rosen der Flora von
Naumburg, Seite 37 beschriebene ochrolnica mit gelblich-
weisser, sondern mit blass-röthlicher Blumenkrone im Gebiete
vor, z. B. bei Wiukewitz, in den Garlowitz’schen Anlagen, bei
Lindenau.
(48) f. insiynis Gren.
An dem rechten Elbufer.
(49) f. oblonya Desegl.
An den I’roschwitzer Stufen. Auf Münch’s Elbwiese. Bei
Scharfenberg.
(50) f. sphaeroidea Rip.
In Weinböhla an der Köhlerstrasse. In Diesbar nach dem
Pavillon zu.
(51) f. Schlimperti Hofmann (siehe Anhang I).
var. biserrata M6rat.
(52) f. typica bei Baker, mon. 228.
An der Knorre. Am Bretstuhle. Bei Niederau am Bahndamme
Am Fürstengraben bei Niederfähre.
(53) f. Chaboisaei Gren.
Bei Proschwitz.
(54) f. ascita Desegl. (Stacheln hakig).
An den westlichen Abhängen. In der Nähe des Cöllner Wasser-
bassins. Bei Prositz an einem Feldrande. Auf dem Spaar-
gebirge.
(56) f. squarrosida Keil. (Stacheln gerade).
Am Riesenstein. Unter der Poselspitze mehrere Sträucher.
(56) f. labilijmda Keller.
Auf dem Roitzschberge.
(57) f. villosiuscula Rip.
Am Steinbruche ohnweit der Knorre.
var. Andegavensis Bast.
(58) f. Andegavensis Rapin, Guide, 196.
Jlünch’s Elbwiese. In Weinböhla an der Köhlerstrasse. Am
Bocksborg. .4m rechten Elbufer. In Züchner’s Weinberg.
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(59) f. Kosinsciana Hess.
Auf dem Knorrplateau. Ara Katzensprung. Am Bretstuhle.
Bei Zscheila. In Weinböhla.
var. dumetonim Thuill.
(60) f. trichoneura Chr.
An den Abhängen bei Daubnitz nicht vereinzelt.
(Gl) f. sphaerocarpa Puget.
In Prositz am Abhange. Im Züchner’scheu Weinberge bei
Zscheila. Am Karlshöhenweg. Hinter der Knurre. Hinter
Zscheila nach dem heiligen Grunde zu.
(62) f. amhlyjthylla Uip.
Am rechten Elbufer zwischen Weiden.
(63) f. urhica Chr.
Zwischen Zscheila und Gröbern an der Strasse. In Winkewitz
nach der Winzerei zu.
(64) f. acanthina Des. et Ozan.
Am rechten Klbufer in Weidengebüschen und wohl durch Hoch-
wasser angeschwemmt.
(65) f. decalvala Crep.
Bei Weinböhla nicht selten. Vor Sörnewitz an der Strassen-
mauer. In Winkewitz an der Weinbcrgsmauor von Krumbiegel.
(66) f. suhatrichostyla Borb.
Oberspaar an der Eörster’schen Weinbergsmauer.
(67) f. suhglahm Borb.
Auf dem Knorrplateau.
(68) f. interposita mihi (siehe Anhang II).
Rottewitzer Abhang an verschiedenen Stellen,
var. tomentdla Lern.
(69) f. rolundifulia Hasse mod. Güylinyrnsis Hasse.
An der Lehne zwischen der Knorre und Winkewitz,
var. .‘‘cahrata Crep.
(70) f. Miifsniensis mihi (siehe .\nhang III).
Im Triebischthale, nach den Korbitzcr Schanzen zu. Bei Garse-
bach. Am Steinbruche bei der Knorre. Am Bretstuhle. An
den westlichen .Abhängen. Bei Wachtnitz. Bei Lindenau.
Anhang I.
Rosa canina L. var. dumalis Chr. L Schlimperti Ilofmann.
(j’rejiin in litt. <lc 31. I. 1H97: ..Eine smz eigcnni-tise Fenn. Ihr Gesamintausseben
erinnert an gewisse zweifellose Varietäten von 1{. sepitim Tlmill.“ Derselbe den
4. III. 1898; „Fonn ans der Gnippe „dtimalis".
W. Hasse den 12. III. 1897; — „ist ein wunderliebes Gebilde, wahrscheinlich ein
Bastard, aber wovon?“ Dei-selbe den 1. A'. 1898; „f. multiflora AVirtg. Für
falcata sind die Fruchtstiele viel zu laug und die Griffel zu wenig behaart.“
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M. Schulze, Jena; B. qlavca Vill. yar. falcala Füget (Christ in Flora, 1874, p. 472).
„Eine sehr seltene Form, die ich noch niemals selbst antraf.“
C. Diifft den 15. X. 1898: „Wiii-de ich anch fllr eine R. dumalis Bechst., die durch
schattigen Standort*) entstellt ist, halten, wenn die Kelchzipfel an den Schein-
früchten znriickgeschlagen yrären. Sie sind aber abstehend.“
Am 5. Mai d. J. theilt mir Herr Hofmann, Grossenhain, mit: „Die mir seiner Zeit
frcnndlichst übersandte intere.ssante Kosenform habe ich an Herrn Frof. Sagorski ge-
schickt und zwar habe ich mir erlaubt, dieselbe als R. Schlimperlinna zu bezeichnen.
Herr Prof Sagorski hält dieselbe für eine der zahlreichen Formen der dumalia Bechst.“
Strauch ca. 2'/o m hoch. Stamm stark, Rinde desselben aschgrau.
Stacheln des Stammes aus verlängerter Basis hakig, gerundet, dunkel-
aschgrau. Zweige dünn, bogig oder hin und her gebogen, Rinde grün.
Blüthenzweige unbewehrt, ein- und zwei-, seltener dreiblüthig. Neben-
blätter beiderseits kahl, drüsig gewimpert, Oehrchen ziemlich lang ge-
spitzt. Blattstiel reichlich mit gelben Stächelchen, einigen Stieldrüsen
und nur selten mit einzelnen Härchen versehen. Blättchen etwas ge-
stielt, kahl, vorwiegend zu fünf, seltener zu sieben, meist 18 mm von
einander entfernt, oberseits dunkelgrün, etwas fettglänzend, Unterseite
heller, bläulich grün, hie und da leicht weinroth überlaufen. End-
blättchen an ein und demselben Zweige oft verschieden gestaltet. Vor-
herrschend ist die oviillängliche Form von 30 : 60 mm Breite und Länge.
Das untere Blattpaar misst gewöhnlich annähernd die Hälfte, 15 : 30 mm
Breite und Länge. Die Basis der Endblättchen ist verschmälert oder ab-
gestumpft. Die andere breitovale Form der Endblättchen mit mehr ge-
rundeter Basis misst 30 : 45 mm Breite und Länge, die ellyptische dagegen
meist 18:32 mm Breite und Länge. Die Zahnung ist doppelt bis drei-
fach. Nebenzähnchen drüsentragend, im Alter theilweise vergänglich.
Brakteen so lang oder länger als die Fruchtstiele mit aufsitzendem Blatt
oder ohne ein solches und dann aus breitovaler Form, langgespitzt, Hand
drüsig gewimpert. Blüthenstiele kahl, meist 18 mm lang, mittlerer bei
mehrblüthigen sehr kurz, im Allgemeinen vorwiegend einblüthig, seltener
in Corymben zu sieben Blütheu. Kelchzipfel die Knospe überragend,
die beiden inneren 20 mm lang, unterseits ganz, aussen bis zur Mitte
filzig, mit lanzettlichem, drüsig gesägtem Anhängsel; die drei äusseren
26 mm lang, innen filzig, aussen kahl mit drei bis vier Paaren linealen
drüsig gezähnten Fiedern und erweitertem drüsig gezahntem Anhängsel,
anfangs zurückgeschlagen, mit beginnender Fruchtreife theilweise hori-
zontal abstehend, vor der Reife aber hinfällig. Discus breit, schwach
kegelförmig. Griffel wenig zahlreich, in der Jugend leicht beborstet,
auf der Frucht etwas verkahlt und säulenartig gehoben. Blumenkrone
hellrosa, bis 52 mm im Durchmesser. Frucht rundlich, oben eingeschnürt
oder oval bis tiaschenförmig.
Anhang II.
Rosa dimetorum Thuill. f. intcfposita Schlimpert.
Crepin in litt. 1894: „Eine interi'S.^iaiite Fonn der Gnippe dumetorum Thuill.“
— in litt. 1895: „Ich wage nirlit, über diese Xnmmcr luiili ansziisiireclien , weil die
Exemplare mir nicht alle zur sicheren Bestimmung nöthigen Theile bieten.“
— in litt. 1897: „Diese Nummern können wegen ihrer weichhaarigen Blätter mitraehr
oder weniger drüsig zusamraengeselztcr Zahnung zu der .Art gezählt werden,
•) Standort sonnig.
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welche man gewöhnlich mit dem Namen tomentcUa Ldm. bezeichnet, aber keine
stellt die tyijische Art dar. Sollten sie Varietäten der tomentel/a darstellen V Dies
ist möglich, aber nicht sicher. Man muss sic provisorisch unter den Namen zur
lomenfella var.? bringen.“
Crepin in litt. 1898; „Es giebt unter den zahlreichen Fonnen der Ji. canina eine Formen-
grappe mit mehr oiier weniger behaarten Blättchen, manchmal mit drüsigen Secundär-
ncrven, mit drüsigen zusaimnengesetzten Zähnen. Zu dieser Gruppe gehört die
R. tomenlella, welche als eine Subspceies der R. canina betrachtet werden kann.
Die R. tomenlethi in ihrem echten Typus ist im Südosten Europas verbreitet. Aber
neben der typischen R. lomcnictla giebt es eine ganze Anzahl von Formen, die
man mit ihr nicht identillciren kann und die man erst noch classificiren muss.
D.as erklärt Ihnen meine Verlegenheit, die Varietäten dieser Grappe aus Sachsen
genau zu identiüciren.“
Max Schulze in litt. 189«; ,11. coriifolia Fr. var. subcollina Ohr.“
— in litt 1897; „R. coriifolia Fr. var. complicata Chr.“
— in litt. 1898; „R. tomenlella var. affinis.“
C. Dufft in litt. 1898; „Halte ich für eine Form der R dumetorum Th. mit vollständig
doppelt gesägten Blättchen, sie scheint mir der var. juncta Fuget (Beck s Flor,
v. Nieder-Oesterrcich, n. 798) am nächsten zu stehen und von derselben nur durch
stärker behaarte Griffel abzuweiehen.“ *)
Christ in litt, den 4. VI. 1897: „Schwache tomenlella gegen dumetorum hin“
— in litt, den 11. VIII. 1897; „ — ist für mich dumetorum mit starker Hinneigung
zur tomentella durch Dürftigkeit mid doppelte Zahnung Man sollte dieser Form
einen Varietätsnamen geben unter dumetorum als Hauptart.“
Strauch l'/j bis 2 ni lioch, gedrungen und durch sein dunkles
Colorit schon von Weitem auffällig. Blüthenzweige rechtwinklig auf-
strebend, robust, bis 8 cm lang und meist wehrlos, selten an der Basis
der Blätter mit zwei kleinen hakigen Stachelchen. Die starken Zweige
dagegen an der Basis der Blätter mit gepaarten grossen, hakigen Stacheln
versehen. Stacheln der Aeste aus langovaler Basis rund, aschgrau, hakig.
Nebenblätter gerade gestreckt mit gespitzten Oehrchen, oberseits kahl,
unterseits dicht behaart, am Rande drüsig und langhaarig gewimpert
Blattstiel dicht filzig mit mehr oder wenigeren gestielten oder auch im
l'ilze sitzenden Drüsen, stachellos. Blättchen fünf bis sieben, lederig,
kui-z gestielt, sich gegenseitig meist deckend, oberseits dunkelgrün mit
eingesenkten Nerven, dicht angedrückt behaart, unterseits heller, graugrün
mit stark hervortretendem Adernetz und dichter Behaarung. Endblättchen
oval; meist 16 ; 25 mm, seltener 18 : 2(i mm breit und lang. Die Zahnung
könnte wohl eine vorwiegend einfache genannt werden, nicht selten aber
hat der mit Weichspitze versehene Hauptzahn noch ein, auch zwei drüsige
Nebenzähnchen. Alle Zähne lang wimperhaarig. Blüthenstiele kahl,
cinblüthige 10 mm lang, bei vier- bis fünfblüthigen die seitenständigen bis
14 mm lang. Brakteen blatttragend, oberseits kahl, unterseits dicht
behaart, am Rande drüsig und haarig gewimpert. Kelchzipfel vor der
Reife hinfällig; die drei äusseren 15 mm lang, aussen nur im oberen
Drittel, innen aber ganz behaart. Fiederchen, die unteren zwei länglich-
oval mit zwei bis drei Stieldrüsen, das obere lineal. Die inneren beiden
Kelchzipfel beiderseits filzig. Anhängsel lanzettförmig, beiderseits filzig,
ganzrandig. Griffel mässig behaart, sich später säulenförmig über den
couischen Discus erhebend. Blumeukrone hellrosa. 30 — 66 mm im
Durchmesser. Frucht klein, kugelig, 10 mm lang und breit oder etwas
oval, 10 mm breit und 12 mm lang.
*) Blättchen und Blüthenzweige weichen ebenfalls ab! Schlinipert.
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Anhang UI.
Bosa scahrata Crepin f. Missniensis mihi.
Crcpin in litt: „Varietät aus der ürnppe seabratae. — Diese Form unterscheidet sich
von R. »cabrata Cm. durch die behaarten Blattstiele nnd die Behaarung — sie
nähert sich der aclerophylla Schentz — aber sie kann nicht mit ihr identilicirt
werden; in der sclerophylla sind die Blättchen drüsiger nnd von anderer Form.“
Max Schulze in litt: „Einzelne folioli, auch die Zahnung, erinnern allerdings bereits
an die aclerophylla Schentz.“
W. Hasse in litt.; „var. acabrata Crep. — die stark behaarte Form müssen Sie Miaa-
nienaa heissen.“
Strauch ca. 2 m hoch. Zweige dünn, reich bestachelt. Blüthen-
zweige kürzer oder länger, meist unbewehrt. Stacheln des Stammes
aus langer Basis hakig, plattgerundet, aschgrau, an den Aestcben weniger
gebogen bis gerade. Nebenblätter breit, drüsig gewimpert, üehrcbcn
an der Spitze mitunter leicht behaart. Blattstiel dicht filzig, stieldrüsig
mit kleinen Häkchen. Blättchen dicklich, oben grün, unten bläulicb-
grün. Endblättcben länglich-oval, meist 18:24 mm breit und lang,
die verkehrt eiförmigen, in den Stiel verscbmälerten 18 : 27 mm breit und
lang. Mittelnerv deutlich behaart und drüsig. Nebennerven nur
leicht behaart bis kahl. Das Ademetz unterseits deutlich hervortretend
und vom Bande herein zerstreut drüsig. Die Zahnung ist zwei- bis
dreifach; die grossen Zähne mit hornartiger Spitze, tragen nach vorn
meist einen, auf dem Rücken aber bis drei kleine Drüsenzähne, Blumen-
stiel kahl, 14 mm lang, ein- bis dreiblüthig. Brakteen sehr breit,
blattig, dicht drüsig und leicht haarig gewimpert. Kelch zipfel, die
beiden inneren auch auf dem Rücken leicht filzig behaart, die drei äusseren
gefiedert, I'iedern drüsig gezahnt oder nur stioldrüsig, schwach haarig
gewimpert. üriffelköpfchen säulenartig gehoben, deutlich behaart.
Discus nur wenig erhaben. Blume nkroiie hellrosa, meist nur 23 mm
im Durchmesser. Frucht länglich -eiförmig oder oval, meist in einen
kurzen Hals verjüngt.
Auf verwittertem Granit.
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II. Neue Tiefbolii’ungcii.
Von Oberlehrer Dr. H. Nesslg.
Die in der Dresdner Elbthalwanne unter diluvialen und alluvialen
Absätzen lagernden, stark erodirtcn Pläner wurden linkselbisch durch den
artesischen Brunnen auf dem Antonsplatze in 16, i m Tiefe, mit dem Bohr-
loch in der Antonstrasse in Neustadt in 16 m Tiefe erreicht Dass die
Pläner auch unter den Thal- und Haidesaiiden bis zum Granitplateau
weiterziehen, beweisen die Aufschlüsse an den Hellerbergen, wo die durch
die Lausitzer Hauptverwerfung stark zerrütteten Labiatuspläner mit etwa
45® nach SO einfallen.*) Neuerdings ist nun eine Tiefbohrung von Inter-
esse geworden, w'elche im Priessnitzgrunde, in der Nähe des Wasserhauses
rechts der Priessnitz ausgeführt, die thonig verwitterten Pläner sowohl
wie das feste Gestein in 30,60 m Tiefe erreichte, während eine andere
Bohrung links vom Bach mit 28 m das Plänergebirge noch nicht auf-
schloss. Bemerkenswerth ist bei dem erstcren Aufschluss der Wechsel in
der Eärbung der durchteuften Sandschichten, weiter das Auftreten von
festen Brauneiseusteinschichten und schliesslich das Gröberwerden des
Materials mit zunehmender Tiefe, so dass schliesslich über dem Pläner
echter Kies mit elbgebirgischen Gerollen und Geschieben von Sandstein,
Basalt u. s. w. lagert.
Diese Verhältnisse mag beistehende Bohrliste offenbaren:
Von
0,0 — 1,20 m Waldboden,
1,20— 1,60 „ lehmiger Sand,
1,50 — 3,70 „ weisser Sand,
3,70 — 4,0 „ rother Sand mit Eisenschicht,
4,0 — 6,40 „ gelber Sand,
6,40 — S,2o „ gelber Saud mit grossen Steinen,
8,20 — 16,90 „ feiner, weisser Sand (bei 10, 20 m Eisenschicht),
16,90 — 19,.tO „ grauer Sand,
19,50 — 23,0 „ grauer Kies,
23,0 — 30,70 „ grober Kies,
30,70 — 30,so „ Thonschicht, ^
30,80 — 33,70 „ Letten und Felsen (Pläner).
*) SecL Moritzburg, S. 46.
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Eine weitere Bohrung hinter dem Waldschlösschen auf dem Exercir-
platze des 177. Regiments schloss folgenden Schichtenverband auf:
Von 0,0 — 0,20 m Rasennarbe,
„ 0,20 — 13,80 „ feiner Haidesand,
„ 13,80 — 14,70 „ „ „ mit Steinen,
„ 14,70 — 16,0 „ „ „ „ Granitfragmenten,
„ 16,0 — 18,40 „ gelber Haidesand (Wasserzufluss),
„ 18,40 — 20,80 „ kiesiger Haidesand,
„ 20.80 — 22,20 „ brauner Thon,
„ 22,20 — 24,50 ,, grauer, fetter Thon,
„ 24,50 — 25,20 „ Kies,
„ 25,20 — 26,80 „ Sand,
„ 26,80 — 28,70 „ grober Sand,
„ 28,70 — 30,80 „ feiner Schwimmsand (Wasser),
„ 30,80 — 33,30 „ grober Sand,
„ 33,30 — 35,50 „ feiner Sand,
„ 35, .50 — 38,60 „ Kies,
„ 38,60 — 40,10 „ grober Kies.
Auffällig in dem gebotenen Profile ist das Auftreten der in 20,80 m
Tiefe sich einstellenden, 3,7o m mächtigen Thonschicht, deren Vorhanden-
sein in Wannen, Sätteln und Linsen im Material des Haidesandes, und
zwar zumeist in der Höhe des heutigen Elbspiegels, schon von Gutbier*)
nachweisen konnte. Einen Einblick in diese Verhältnisse gewährten s. Z.
die Ausschachtungen für das rechtselbische Wasserwerk, die Kunstbauten
im Albrechtsberg und die Brunnenbauten für das Waldschlösschen und für
die Saloppe. Der Thon wird von von Gutbier als mager bezeichnet, offen-
barte aber in dem neuen Bohrloche durchaus nicht diese Beschaffenheit.
Die obersten Lagen waren bräunlich durch Eisensnhuss, bald aber wurde
das Material hellgrau, von feinen schwarzen Streifen und Striemen durch-
zogen, fett und speckig, und ergab nach dem Aufweichen und Abschlämmen
als Rückstand nur wenige kaolinisirtc Granitkörner, Quarze und kleine
Eisenkiesconcretionen. Die Behandlung mit HCl ergab einen starken Kalk-
gehalt, und nach dem Aufschluss mit conc. H„SO, (nach Seger)**) blieb
nur ein minimaler, feinsandiger Rückstand. Eine Probe dieses Thones,
welche im Steingutofen bei 1200® gebrannt wurde, stand nicht im Feuer,
sondern zerfloss zu einem rothbraun und strohgelb gestreiften und ge-
flammten Kuchen, ein Verhalten, welches auf den reichen Kalkgehalt
zurückzufübren ist. So erscheint nun das Material nicht als Thon, sondern
als kalkreicher Mergel, und es entsteht die Vermuthung, dass diese Lager
als Elbschlicke über dem ältesten, meist von groben Sanden und Kiesen
ausgefüllten, alten Elbbett zum Absatz gelangten — eine Ansicht, die
dadurch noch eine Stütze enthält, dass über dem Thon echter Haidesand,
unter demselben nur schlecht gerollter, meist grober Sand und Kies mit
Basalt- und Quadersandsteingeschieben angetroffen wurde. Wir haben hier
jedenfalls das Elbbett vor uns, welches nach den Trachenbergen zu ge-
richtet war. Die Höhenhage der Thonschicht ist wenig höher als der
•) v. Gutbier; Die Sandformen der Dresdner Haide, S. 37. ’ — Vergl. anih Sect.
Dresden, S 71.
••) F. Fischer: Handbuch der chemischen Technologie, Leipzig 1893, S. 778.
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heutige Elbspiegel. Während Pegel -Null der Carolabrücke 105,832 m
beträgt, liegt die Umgebung des Hohrloches (Höhenbolzen am Einnehmer-
häuscben an der Dresden-Loschwitzer Stadtgreuze, Hautzner Landstrasse)
in 133,772 m Hohe. Die Differenz von 27,H.to entspricht ungefähr der
Höhenlage der Sandschichten, in denen das Grund wasser sich einstellte,
welches nach Auflassen der Hohrung in 40, lo Tiefe ca 10 m hoch im
Bohrloche stand.
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ni. ücber die Funde antiker Bronzen im akademischen
Forstgarten zu Tharandt.
Von Geh. Hofrath Prof. Dr. F. Nobbe.
Im Herbst 1898 sind auf der höchsten Kuppe des Königlichen Forst-
gartens zu Tharandt eine Anzahl prähistorischer Gegenstände aus Bronze-
guss und Stein — im Ganzen 20 — ausgegraben worden.
Der genannte botanische Garten liegt an den Hängen und auf der
Höhe des Kiehnherges, eines Ausläufers des Erzgebirges. Das Plateau
fällt nordwestlich zum „Zeisiggrund“, südöstlich zum Weisseritzthale steil
ah; nach Osten dagegen tragen die letzten zwei Abstufungen die Schloss-
ruine und weiterhin die Kirche von Tharandt
Die Höhenlage des Forstgartens schwankt zwischen 252 m (am Grenz-
stein im Zeisiggrund) und 331 m (an den „Königseichen“) üb. d. Ostsee.
Der specielle Fundort der antiken Bronzegeräthe ist ein sanft nach
Osten geneigter Hang dicht unter der Hochfläche, welche zwei von Sr. Majestät
dem König Johann im Jahre 1855 gepflanzte „Königseicheu“ und eine
im Frühjahr 1898 aus Anlass des Regierungsjubiläums Sr, Majestät des
Königs gesetzte „König Albert- Fichte“ {Picea pungem var. glauca
Hort) trägt
Veranlassung zu dem Funde wurde dadurch gegeben, dass der er-
wähnte Hang, behufs seiner Einbeziehung in die seit 1874 erfolgreich
angestrebte systematische Ordnung der Bestände des Gartens, mit aus-
ländischen Tannenarten bepflanzt werden sollte. Zu diesem Zwecke wurde
die ganze etw’a 12 a grosse Fläche, nach Räumung des bisherigen dichten
und ungeregelten Bestandes von Fichten, Wald- und Schwarzkiefern und
Birken, gründlich rajolt. Die humose Bodendecke überlagert hier nur
‘/j — 7s ™ stark in allmählichem Uebergange zu den Verwitterungstrümmern
das Felsgestein (Felsitporphyr). Sämmtliche antike Gegenstände ruhten
in geringer Tiefe, und zwar lagerte je ein Theil derselben in drei wenig
von einander entfernten Nestern dicht beisammen. Dieses Vorkommen
deutet wohl mit Sicherheit darauf hin, dass hier Werthgegenstände vor-
liegen, welche die Urbewohner der Gegend auf diesen einsamen Höhen
vor herannahenden Feinden zu verbergen wünschten. Dass es sich um
eine Opferstätte handelte, erscheint aus weiterhin anzufdhrenden Gründen
minder wahrscheinlich.
Eine sehr feste Kruste von Erde und Oxyden überzieht die Bronze-
körper, nach deren sorgfältiger Beseitigung ein oft sehr schöner blau-
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grüner, aus basisch koklensaurem Kupferoxyd bestehender Edelrost zum
Vorschein kommt, welcher die an sich goldglänzende Legirung in dünner
Schicht bekleidet.
I. Am 20. October 1898 wurden zunächst folgende sechs Gegenstände
ausgegraben. Sie lagen zwischen den Wurzeln einer gefällten Birke, deren
Stock gerodet wurde, in einem Neste von etwa 35 cm Durchmesser und
25 cm Tiefe.
No. 1—5. Sogenannte „SiclielmeBser“ ans Bronzegnss mit 1cm langem Stielfortsatz
zur Befestigung des (nicht mehr vorhandenen) Griffes. Sie repräsentiren zwei
Formen, wie sie in den ethnographischen Museen aus Fundstätten ganz Deutsch-
iauds Uhereinstirainend vorhanden sind.
No. 1 — 3 sind imtcr sich von gleicher Form, 15 cm lang, 2,5 cm grösste Breite, je etwa
78.V g (zusammen 2.34,7 g) schwer, nach der Spitze verjüngt und so stark ge-
krümmt, dass der Abstand der Schneide von einer die Spitze und Basis ver-
bindend gedachten Linie in der Mitte 4 — 5 cm beträgt. Die eine Seite der
Klinge ist flach, die andere, welche den erwähnten Stielfortsatz trägt, ist vom
Kücken her plötzlich verjüngt und besitzt zwei dem Kücken parallel laufende
erhabene Linien, An der noch ziemlich scharfen Schneide sind mit der Lupe
Spuren des Schärfens deutlich erkennbar und die Schneide ist durch ihre Uand-
habung stellenweise etwas umgebogen.
No 4 u. 5 sind unter einander wiederum von gleicbcr Form , aber länger und .scbwäcber
gekrümmt als No, 1—3, und an der verjüngten Spitze scalpellartig zurück-
gebogen. Ihre Länge beträgt 18 — 19 cm, die grösste Breite 2,i cm, Gewicht
67,3 bezw. 65,3 g. No. 4 trägt auf der Unterfläche eine erhöhte Linie parallel
dem Rücken, No. 5, welchem die Spitze fehlt, dagegen zwei, wie die Sichcl-
messer 1 — 3. Der grösste Abstand der Schneide von einer gedachten geraden
Verbindungslinie beträgt hier nur 2,7 cm.
No. 6, ein kleiner flacher Bronzering von 18 mm Durchmesser, 1,5 mm Höhe und 3 mm
Breite. Gewicht 0,s g. Das Kinglein ist leider in zwei Theile zerbrochen
und nicht mehr festzustcUen , ob es geschlossen oder etwas klaffend gewesen.
II. Am 5. November 1898 fand man, 4 m südöstlich von der ersten
Fundstätte,
No. 7, ein kreisnmdes Bronzeschild von 11 cm Durchme.sser. Das SchUd ist schwach
(etwa 6 mm) gewölbt, im Centrum iler concaven Innenfläche mit einer Ue.se
(Griff) versehen. Gewicht 78, i g. Dieses werthvolle Ftmdstück ist namentlich
an der convexen Oberfläche von schöner glänzender Patina überzogen. Auf
den ersten Blick erinnert die Scheibe an einen Topf- oder ümendeckel, und
wurde auch von den Arbeitern als „Stürze“ angesprochen. Wahrscheinlicher
stellt sie ein Brust Schild, jedenfalls ein Schmuck.stück dar.
III. Am 3. December 1898 wurde am oberen (Südwest-) Ende des
Hanges, etwa 25 m von dem eisten Fundorte entfernt, ein dritter bloss-
gclegt. Auch dieser lagerte in etwa 25 cm Tiefe und hat einen Durch-
messer von 30 — 40 cm. Er enthielt folgende 9 Gegenstände.
No. 8. Eine wohlerhaltcnc bronzene „Spiralspange“. Sie licsteht aus 12 engen
schrauljenförmigcn Windungen, ist 10 cm hoch und — ahgerollt — 2,so m lang.
Ihr Gewicht betragt 232,5 g. Die Weite der Spange ist am unteren Ende
6 cm, am oberen 5 cm im Durchmesser, würde mithin, als Armspange gedacht,
eine recht schmächtige Extremität voraussetzen. Das Band selbst ist unten
7 mm breit und 1,6 mm dick, verjüngt sich aber nach oben bis auf kaum
4 mm Breite. I>ie letzten Enden fehlen beiderseits. Die etwas convexe Aussen-
Seite ist in primitiver Weise durch verticale Strichelungen verziert und von
schöner Patina ganz überzogen. Sie entspricht genau einer Abbildung in
Dr, B Platz: „Der Mensch etc.“, 3. Auf!., S. 421.
No. 9. Eine der No. 8 ähnliche Spiralspange, aber mit nur sieben Windungen und nur
6 cm hoch. Durchmesser 4,5 cm. Gesammtlänge des Bandes 98 cm, sein Ge-
wicht beträgt 41,7 g- Das Band selbst ist auch hier in der Mitte am brei-
testen (8 mm) und veijüugt sich nach beiden Seiten bis auf mm. Ver-
zierungen fehlen.
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No. 10. Ein unretrelmilssig anfge^vundene.? Bronzeband von 206 cm Eänge, 10 mm
grösster Breite, veijüngt sich nach beiden Seiten, um scliliesslich in ein beider-
seits 23 cm langes stielrundea Ende ansziilaufen Gewicht 204,7 g. Wahr-
scheinlich ein vorläufig roh znsammengeschlagenes Band, dessen regelmässige
Ausformung zur Spange Vorbehalten blieb, vielleicht auch war dasselbe für
die Einschmclzung bestimmt.
No. 11. Ein Bronzeband, wie No. 10, jedoch nur l,sim lang, 241,s g schwer.
No. 12, 13. Zwei ganz identische massive Bronzeringe von 6 cm äusserem Durch-
messer. Das eine Ende greift 2,s cm über das andere hinaus, nnd zwar aussen
an der Peripherie, nicht schraubenfBrmig. Die obere nnd untere Fläche des
liegenden Ringes ist flach, die äussere etwas convex und in regelmässigen
Abständen vertieal gestrichelt in der Art, dass je 10 — 12 Striche den Raum
von etwa 7 mm Breite einuehmen, worauf ein fast 2 cm breiter Zwischenraum
folgt, hierauf wiederum Strichelung etc. Höhe des liegenden Ringes 4 mm,
Dicke 3 mm. Ihr Gewicht beträgt 20,9 bezw. 17,5 g.
No. 14. Ein massiver Bronzering, nach Entfernung der Erdkruste malachitartig
glänzend. Aensserer Durchmesser 90 — 92 mm Gewicht 164,5 g. Die Ring-
masse ist an einer Seite flach ; ihre grösste Höhe beträgt 10 mm ; sie ist nach
beiden — um 5 mm klaffenden — Enden etwas veijüngt und gerundet und
hier oberseits fein schräg gestrichelt.
No. 15. Ein etwas klaffender ma.ssiver Bronzering von 124,o g Gewicht. Die Ent-
fernung der beiden abgeplatteteu Enden von einander beträgt 4 cm. Dieser
Ring ist nicht kreisnind, sondern etwas in die Breite gezogen; der grösste
Durchmesser beträgt (aussen) 11 cm, der kleinere 10, j cm. Die Masse ist fast
1 cm breit, mit einer schraubenförmig gewundenen Furche verziert, welche in
etwa 15 mm Entfernung von beiden gestrichelten Enden aufhört, und deren
Schraubenwindnngen durch eine Abplattung der oberen und unteren Fläche
unterbrochen iverdeu. Die Patina ist, wie bei No. 14, sehr schön ausgebildet.
No. 16. Ein 12 cm langes gewundenes Brouzestück (Fragment), der No. 15 ähnlich.
Gewicht 53,i g.
Von No. 16 wurde ein 2 cm langes Stück (5 g) abgeschnitten, um
nach Entfernung der Oxydationsschicht der chemischen Analyse unter-
zogen zu werden. Diese im Laboratorium der Königlichen pflanzen-
physiologischen Versuchs-Station zu Tharandt durch Herrn Assistenten
Störmer ausgeführte Analyse hat ergehen:
91,60 Procent Kupfer,
8,60 „ Zinn,
nebst unwägbaren Spuren von Blei, Nickel, Kobalt und Wismuth.
Schon in früheren Zeiten — vor 40 — 50 Jahren und wiederum vor
etwa 25 Jahren — sind antike Bronze- und Steingeräthe an verschiedenen
von den obigen entfernten Punkten des Forstgartens gefunden worden,
ein Umstand, 5velcher nicht zu Gunsten der Annahme spricht, dass es
sich hier um eine Opferstätto handelt. Diese Gegenstände — darunter
Lanzenspitzen etc. — sind s. Z. bedauerlich in Privatbesitz übergegangen.
Einiges hofife ich noch wieder beizuziehen. Bisher war es nur möglich,
wieder zu erlangen:
No. 17. Ein Steinbeil von 10 cm Länge, 4 cm Höhe nnd 4,5 cm Rückenbreite.
Die sehr harte Ge.'teinsart scheint Grünstein zu sein, was durch Dünnschliffe
zn erörtern sein wird Das Beil besitzt eine 15 mm weite, sich auf 12 mm
veijüngende Durchbohrung für die Einführung des Stieles.
Eine so enge Durchbohrung dürfte ein Beweis dafür sein, dass das Beil für einen
metallenen Stiel bestimmt gewesen ist; ein hölzerner würde eine kräftige Handhabung
nicht erlaubt haben; woraus dann folgen würde, dass das Steinbeil der Bronzezeit
angehürt. Beispiele für ein Herüberragen von Instiumenten einer früheren urzeitlichen
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Periode in eine apiltcre sind ja überhaupt nicht selten, wie denn neuerdings eine strenge
Folge der Stein-, Bronze- und Eisenzeit entschieden in Abrede gestellt wird.*)
No. 18—20. Drei durch Wasser linsenförmig ahmschliffene Steine, der eine ans
Qnarz, die anderen beiden ans einem noch nicht näher bestimmten Gestein.
Ihre Grösse beträgt:
Länge
Breite
grösste Höhe
No. 18
70
55
35 mm.
» 1»
60
48
30 „
n 20
52
50
80 .
Unzweifelhaft sind diese Steine aus dem Flussthal an den Fundort
geschaift worden. Vielleicht waren es sogenannte Siedesteine, welche
geglüht und in Wasser geworfen wurden, das in nicht feuerbeständigen Ge-
fässen zum Sieden gebracht werden sollte: ein Verfahren, welches noch heute
bei manchen wilden Völkern in Gebrauch ist.**) Doch ist auch die An-
nahme nicht ausgeschlossen, dass sie als Klopfsteine zur Zerkleinerung
von Getreidekörnern gedient haben.
Die vorstehend beschriebenen Fundstücke sind mit Genehmigung des
Königlichen Finanzministeriums der prähistorischen Sammlung zu Dresden,
als Beitrag zur Vaterlandskunde, überwiesen worden. Da mit Wahrschein-
lichkeit anzunehmen ist, dass der akademische Forstgarten noch mehr
dergleichen ethnographisch werthvolles Material in seinem Schosse birgt,
wird keine Gelegenheit verabsäumt werden, solches zu Tage zu fördern.
*) Vergl. Dr. B. Platz: Der Mensch, sein Ursprung, seine Rasse und sein Alter.
3. Aufl. 1898, S. 415.
*•) Vergl. W. Boy d Dawkins: Die Höhlen und die Ureinwohner Europas (deutsch
von J. W. Spengel). 1878, S. 72.
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IV. Neue Urnenfelder aus Sachsen. I.
Von Prof. Dr. J. Deichmüller.
Weissbach bei Königsbrück.
Beim Bau der Eisenbahn Königsbrüok- Schwepnitz wurde im Januar
1898 auf Flur Weissbach nordöstlich Königsbrück ein Urnenfeld*) auf-
geschlossen, welches dem Beginn der Periode der grossen Urnenfelder,
flem älteren Lausitzer Typus, angehört. Die Fundstelle liegt ca. 0,27 km
vom südlichen Ausgang des Dorfes in der Ilichtung nach Königshriick
entfernt, im sogenannten „Grund“, einer flachen Einsenkung zwischen dem
Lindenberg W Weissbach und dem Wagenberg ONO Königsbrück.
Ueber die Auffindung berichtet das Baubureau Königsbrück an die
K. Generaldirection der Sächsischen Staatseisenbahnen unter dem
13. Februar 1899 Folgendes:
„Die Urnen wurden im Scheiteleinschnitt bei Station 28 -j- 50 südlich
des Ortes Weissbach etwa unter 31“ 35' 36" w, L. und 61“ 16' 45" n. Br.
angetroffen.
Die Oberfläche des Fundortes war mit Jungholz — Birken mit Kiefern
vermischt — bestanden gewesen, der aufgeschnittene Einschnitt enthält
festgowachsene, sandige Massen. Auf der Fundstelle lagen flache Haufen
von Grauwackensteinen, welche, da derartige Steine in unmittelbarer Nähe
nicht Vorkommen, zusammengetragen sein müssen. Unter diesen Grau-
wackenhaufen wurden zumeist die Urnenreste vorgefunden.
Es kam zunächst eine 40 — 50 cm starke Humusschicht, unter welcher
eine höchstens 5 cm mächtige Schicht grobkörnigen Kieses augetroften
wurde, die mitunter auf einige Quadratmeter gänzlich fehlte oder auf noch
kleineren Flächen trichterförmig gesenkt war. W'ährend der Boden sonst
festlagernder gelber Sand über glacialem Schotter war, war er an den
F'undstellen locker und rostbraun gefärbt. Unter der erwähnten dünnen
Kiesschicht lagen die Urnen, fast alle bereits zertrümmert und zerbrochen,
Bodass die einzelnen Scherben mit der Hand aus dem Boden gezogen
werden konnten. Es war jedoch noch zu erkennen, dass die Urnen meistens
— nicht immer — verkehrt und in Gruppen, welche in sehr flachen,
schalenartigen Becken lagen, zusammengesetzt waren. Das ganze Urnen-
*) Die in mehreren Tageszcitnnpen anfcenommene Mitthcilnng von dem Fnnde
von Skeletten mit Münzen de» 8. JahrlinnderU n. dir. ist »piiter widerrufen und he-
richtigt worden.
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feld dürfte sich wohl noch über die Breite des Einschnittes nach Osten
zu erstrecken.
Die Urnen waren mit schwarzem Boden fest ausgestopft, irgend welche
Gebrauchs- oder Schmuckgegenstände wurden nicht entdeckt, an einigen
Stellen lagen geringe Knochen- und Aschenreste.
In der geringen Tiefenlage der Urnen unter der Oberfläche dürfte
wohl der Grund zu suchen sein, warum dieselben fast alle zertrümmert
Yorgefunden wurden, sie waren offenbar vom Froste zersprengt worden.“
Aus diesem Berichte geht hervor, dass die einzelnen Grabstätten
ihrem Bau nach P'lacbgräber mit Steinsetzungen waren, welche in der
Tiefe von wenig mehr als 0,n m unter der Oberfläche in den diluvialen
Decksand der Fundstelle eingesetzt waren. Das Material zu den Stein-
setzungcn dürften die naheliegenden untersilurischen Grauwacken des
Linden- oder des Wagenbergs geliefert haben. Leider ist der Direction der
prähistorischen Sammlung in Dresden eine Anzeige des P’undes nicht zu-
gegaugen, sodass eine Untersuchung einzelner Gräber an der Fundstelle
selbst nicht mehr möglich war; auch sind in Folge der Unkenutniss der
beim Bau beschäftigten Arbeiter und aufsichtführeuden Beamten fast keine
unbeschädigten Gefässe, nur eine Anzahl grösserer Bruchstücke und ein-
zelner Scherben in die Dresdner Sammlung gelangt. Aus diesen Resten
wurden mehrere Gefässe fast vollständig, andere so weit zusammengesetzt,
dass sie den nachstehenden Abbildungen zu Grunde gelegt werden konnten.
Die Fundstelle ist ziemlich reich an verschiedenen Gefässforroen, welche
sämmtlich zu den in den älteren Urnenfeldern des Lausitzer Typus ge-
wöhnlichen gehören. Doppclconische Näpfe sind in zw'eierlei Gestalt vor-
handen, theils in der häutigen mit hohem Ober- und flachem Untertheil
(Fig. 1), theils in der selteneren niedrigen und weiten, bei welcher der
fast senkrecht aufsteigende obere Theil und der flache untere nahezu die
gleiche Höhe haben (Fig. 2). Auf die an anderen Fundorten häufigen
eiförmigen Töpfe mit umgelegtem Rand w’eisen verschiedene Bruchstücke
mit geglätteter oder gerauhter Aussenwandung hin. Die für die älteren
Urnenfelder charakteristischen Buckelgefässe sind durch Bruchstücke mit
aufgeklebten oder aus der Gefässwanduug herausgeformten, elliptisch um-
randeten Buckeln, sowie durch ein kleines napfartiges Gefäss vertreten,
dessen spitzwarzenförmige Buckel von je fünf flachen, halbkreisförmigen
P’urchen umgeben werden (Fig. 10). Unter den Gefässen mit bauchigem
Untertheil und hohem, steil aufsteigendem Halse (Fig. 4) erscheint auch
eine seltenere Form, welche durch die Einschnürung über der Standflächo
pokalartig wird (Fig. 3). Mit diesen Gefässen verwandt sind doppelhenkelige.
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weitbauchige mit niedrigem, senkrechtem Hals und kugeligem oder nach
dem Hoden conisch verjüngtem Bauch (Fig. 6 und 6). Hierzu kommen
Näpfe mit bauchigem Untertheil und niedrigem, ausladendem Kande (Fig. 7),
zum Theil mit engem, ösenartigem Henkel (Fig. 8), halbkugelige Näpfe mit
centraler Bodenerhebung (Fig. 16), breite, niedrige, tassenartige Formen mit
■weitoffciiem, bandartigem Henkel (Fig. 9) und kegelförmige Tassen, deren
breiter Henkel in der Mitte kantig verdickt und deren Band beiderseits
neben dem Henkel höckerartig erhöht ist (Fig. 12). Grosse Schalen oder
Schüsseln, welche vielleicht als Deckel zu den Knochenurnen dienten, haben
entweder flachkegelige Form mit breiter Standfläche (Fig. 13 — 15), oder
sind zusammengesetzt aus einem niedrigen Untertheil mit massig grosser
Standfläche und einem kurzen, leicht concav geschweiften Hals (Fig. 17).
Die Verzierungen der Gefässe sind einfacher Natur: die .Mittclkanten
doppelconischer Näpfe oder der Oberrand einer Schüssel sind durch mehr
oder weniger scharfe und tiefe Einschnitte oder Eindrücke gekerbt, die
Wandungen mancher Gefässe dicht mit radial um den Boden geordneten
Strichen oder mit horizontalen, durch verticale getrennten Strichgrup])en
oder mit Gruppen senkrechter Striche zwischen flachen Horizontalfurclien
bedeckt. Als plastische Ornamente erscheinen umrandete Buckel oder
höckerartige Erhöhungen auf Gefässrändern.
Der zu den aus freier Hand geformten Gefässen verwendete Thon
ist mit Gesteinsgrus gemengt, die Gefiissoberflächen sind mit feingeschlämm-
tem Thon übei-zt)gen und zumeist sorgfältig geglättet. Der Brand ist
massig hart, lichte Farben wiegen vor.
Der Inhalt mancher Gefässe bestand nach dem angeführten Bericht
aus schwaraer (holzkohlehaltiger) Erde und aus gebrannten Knochenresten;
Bronze- und andere Beigaben fehlten. Welche (iefässfonnen als Knochen-
behälter gedient haben, ist unbekannt, weil Gefässe mit Inhalt nicht auf-
bewahrt worden sind.
Das Urnenfeld von Weissbach gehört zweifellos zur älteren Gruppe
sächsischer Urnenfelder vom Lausitzer Tyjms. Bau der Gräber, Formen
und Verzierungswoisen der Gefässe entsprechen denen, welche aus dem
zu Beginn der Periode der grossen L'rnenfelder angelegten Gräberfelde
auf dem Knochenberge bei Niederrödern in Sachsen *) bekannt geworden sind.
Unterhalb Yorwerk Mannewitz bei Pirna.
Von Pirna erstreckt sich nach SO ein Sandsteinplateau, die Pirna-
Struppener Ebenheit, an dessen westlichem Baude, etwa 1,2 km südlich
von Schloss Sonnenstein, über dem Gottleubathal das Vorwerk Manne-
w'itz liegt. Von der Thalsohle aufwärts steigend überschreitet man hier
ein sanft geböschtes Gehänge, den .\usstrich der Grünsandsteine und Mergel
der oberen Kreideformation, welche den darüber steil aufsteigenden
Brongniarti-Quader inantelartig umgeben. Das zum Theil mit Obstbäumen
bepflanzte Gehänge ist in l’arzellen getheilt, welche als Acker- oder
Wiesenland benutzt werden.
Beim Umgrabeu eines solchen bisher mit Gras bedeckten Grundstücks
wurde im März d. J. ein Urnenfund gemacht, von welchem ich durch
*) Mittheiluntfen ans dem K. Mineral. -gcolog. und Priiliislor. Mnsi-nm in l're.sden,
Heft 12 Ka.ssel IH97.
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2C.
Herrn Seminaroberlehrer F. A. Wolff in Pirna sofort Kenntniss erhielt.
Die Untersuchung der etwa auf halber Höhe des Abhangs liegenden Fund-
stelle ergab das Vorhandensein von Urnengräbern, welche aber leider
in Folge der wiederholten Umarbeitung des Hodens bis auf wenige Reste
zerstört waren. Die Gräber liegen so flach unter der Oberfläche, dass
die Scherben der Gefässe schon beim Umwenden der Grasnarbe mit dem
Spaten zwischen den Wurzeln der Gräser zum Vorschein kommen. Diese
aussergewöhnlich geringe Tiefenlage erklärt sich ans der fortgesetzten
Abschwemmung des Erdreichs nach der 'I’halsohle hin.
Ausser einzelnen, auf dem schon umgegrabenen Theile des Feldes
umhcrliegenden Scherben fanden sich noch zwei Grabstätten. In einer
derselben lagen Hruchstücke eines doppelconischen Napfes mit Ueberresten
des Kuocheninlialts und einer Deckelschale oder -Schüssel. Das Erdreich
war in der nächsten Umgebung des mit einem Kranz grösserer Sandstein-
stüeke umstellten Grabes durch beigemengte feinere und gröbere Holz-
kohlenbrückchen dunkel gefärbt.
Nur wenige Schritte davon entfernt lag ein zweites, ebenfalls schon
stark beschädigtes Grab ohne Steinsetzung. Als Urne diente auch hier
ein an der .Mittelkante gekerbter,
unten gerauhter doppelconischer
Napf (Fig. 20), welcher mit
calcinirten Knochen zwischen
schwärzlich gefärbter Erde ge-
füllt war. Auf dem Inhalt lagen
Boden- und andere Stücke einer
Schüssel (Fig. 19), um die Urne
herum Randstücke desselben Ge-
fässes, Bronzebeigaben fehlten.
Dicht neben der Urne fanden
sich Bruchstücke eines umge-
kehrt gestellten tassenartigen,
auf der Olierseite des Gefäss-
bauchs mit flachen, schrägen
Furchen verzierten Kruges (Fig.
21). Die Ausfüllung der Grube,
in welche das Grab eingesetzt
war, bestand auch hier aus holz-
kohlereicher, schwarzer Erde, die
sich von dem gelblichen, lehmigen Sandboden der Umgebung scharf abhob,
Ini Juni d. J. erhielt die Dresdner prähistorische Sammlung durch
Herrn Walter Gebier in Pirna von derselben Fundstelle noch eine
grössere Zahl Gcfässscherben, die sieh aber leider nur zum kleinsten Theil
zusammensetzen Hessen, Ein durch seine Grösse bemerkenswerther
doppelconischer Napf (Fig. 18) ist über der durch aneinander gereihte
Eindrücke perlschnurartig gekerbten Mittelkante mit sieben horizontalen
Furchen verziert, auf der Unterseite mit Gruppen radial um den Boden
gestellter Striche, deren genauer Parallelisinus nur mittels eines kamm-
artigen Instruments erzeugt sein kann. Ein zweiter .Napf der gleichen
Form (Fig. 24) zeigt dieselbe Verzierung der Mittclkante und gerauhte
Unterseite. Ein kleinerer (Fig. 22), dessen Oberthcil leicht nach aussen
gewölbt ist, trägt über der perlschnurartig verzierten Mittelkante vier
Fig. 18—24 in der natilrlielien Grösse.
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27
seicht eingezogene Horizontallinien. Von einem dickwandigen, grossen
kesselartigen Gefäss aus grobsandigem Material (Fig. 23) ist nur ein Bruch-
stück vorhanden, welches aussen roh gerauht und mit einer aufgeklebten,
durch Fingereindrücke kettenartig gekerbten Thonleise verziert ist.
Alle hier gefundenen Gefässe sind dunkel gefärbt.
Zu welcher Gruppe der Urnenfelder vom Lausitzer Typus das hier
beschriebene gehört, lässt sich bei der geringen Zahl der Gefässe und
dem Fehlen charakteristischer Formen nicht mit Sicherheit sagen. Für
den älteren Abschnitt der Periode der grossen Urnenfelder spricht die
Form der anscheinend häufigeren doppelconischen Näpfe, deren beide in
der Höhe so verschiedene Theile in einer scharfen Kante zusammen-
stossen, während die in den jüngeren Urnenfeldern Sachsens vorkommenden
gerundetere Form haben und der obere Theil dieselbe, oft sogar geringere
Höhe als der untere hat.
Wie weit sich das Urnenfeld in nördlicher oder südlicher Richtung
erstreckt, war nicht festzustellen. Vielleicht bilden die Urnenfunde, welche
1886 am unteren Gehänge des Hausbergs, im Garten des der scharfen
Umbiegung der Hausbergstrasse nach Norden gegenüber liegenden Grund-
stücks gemacht wurden*), nur die nördlichen Ausläufer desselben. Von
letzterer Stelle wird ein doppelconischer Napf im Museum des Gebirgs-
vereins für die Sächsische Schweiz in Pirna aufbewahrt.
Casabrs bei Oachatz.
Im October 1898 theilte mir Herr Lehrer 0. Gutte in Casabra mit,
dass beim Ausheben von Erde zur Bedeckung eines Kartofl'elfeims Urnen
gefunden und bereits mehrere Gräber von ihm aufgedeckt worden seien.
Die vom Eigenthümer des Feldes, Herrn Gutsbesitzer Henuig in Casabra
bereitwilligst gestattete Untersuchung der Fundstelle ergab das Vorhanden-
sein eines anscheinend ausgedehnten Urnenfeldes vom älteren Lausitzer Typus.
Dasselbe liegt etwa 250 m vom östlichen Ausgange des Dorfes
Casabra links der Strasse nach Stauchitz, nur wenige Schritte davon
entfernt. Durch die zur Gewinnung des Erdreichs längs der Kartoft’elfdmcn
ausgehobenen flachen Gräben waren mehrere Urnengrabstätten blosgelegt
und angeschnitten worden. In einer derselben, deren photographische
Aufnahme ich Herrn Gutte verdanke, hatten in einem Steinkranz zwei
grössere, mit Knochen gefüllte und mit Schüsseln bedeckte Urnen und
eine Anzahl grösserer und kleinerer Beigefässe gestanden; ein zweites,
dicht daneben befindliches Grab enthielt einen doppelconischen Napf mit
Knochenresten, bedeckt von den Trümmern eines Deckelgefässes, und
einen Topf, über den eine grössere kegelförmige, auf der Aussenseite mit
senkrechten Strichen verzierte Tasse gestellt war. In einem dritten Grabe,
welches leider fast vollständig zerstört war, fanden sich Bruchstücke eines
Buckelgefässes und einer mit schwarzer, durch beigemengte Holzkohlen-
stückchen gefärbter Erde und mit Kesten des Leichenbrandes gefüllten Urne.
Ziemlich vollständig erhalten waren zwei weitere Gräber ohne Stein-
packungen, welche in den Wandungen der Gräben zum Vorschein kamen.
Das eine derselben enthielt als Urne ein doppelhenkeliges Gefäss mit
•) Sitzungsber. Isis Dresden 1885, S. 40.
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vier aus der Wandung herausgeforinten flachen Buckeln (Fig. 33), das
von einer niedrigen gehenkelten Schüssel (Fig. 32) überdeckt war.
Der Boden der Urne lag 30 cm unter der Erdoberfläche. Als Beigefäss
stand neben der Urne umgekehrt ein eiförmiger Topf mit niedrigem,
wenig ausladendem Rande (Fig. 31); von einem zweiten Topfe derselben
Form waren nur noch einzelne Scherben vorhanden. Im anderen Urabe
standen ein weitoffener, bauchiger Napf (Fig. 25) mit Leichenbrandresten
und drei Beigefässe; ein doppelhenkeliges Gefäss mit seichten, senkrechten
Furchen auf dem oberen Gefässbauch (Fig. 26), ein kleineres ähnliches
ohne Verzierungen (Fig. 29) und ein kleiner tassenartiger Krug (Fig. 27).
Die Bodentiefe aller (Jefässe betrag 46 cm. Die Beigefässe waren dicht
an die Urne herangerückt, zum Theil unter dieselbe geschoben. Die geringe
Tiefenlago der Gräber mag wohl auch die L'rsachc sein, warum sämmtliche
Gefässe mehr oder weniger zertrümmert und zerdrückt sind.
Ausser den den letzterwähnten beiden Gräbern entnommenen Gefä.ssen
erhielt die Dresdner prähistorische Sammlung von Herrn Lehrer 0. Gutte
noch einen grösseren terrinenartigen Napf (Fig. 34), einen Krug mit ge-
drückt kugeligem Untertheil und neben dem Henkel zu niedrigen Höckern
ausgezogenem Rande (Fig. 30) und ein kleines birnenförmiges Näpfchen
(Fig. 28), dessen Oberfläche im Brande rissig geworden ist; andere
Gefässe sind in den Besitz des Herrn Rechtsanwalt Schmorl II in Oschatz
übergegangen.
Von Beigaben hat sich bis jetzt nur ein wenige Centimeter langer,
angeschmolzener Bronzedraht und das Bruchstück eines flachen Mahlsteines
aus röthlichem Quarzpor])hyr gefunden, doch ist zu erwarten, dass fort-
gesetzte Ausgrabungen noch weitere Beigaben aus Bronze oder Thon zu
Tage fördern werden.
Betreffs der Zeitstellung des Urnenfeldes von Casabra gilt das für das
Weissbacher Gräberfeld Gesagte. Formen und Technik der keramischen
Erzeugnisse weisen auf den Beginn der Periode der Lausitzer Gräberfelder
hin, wenn sich auch in der Herstelhingsweise der Gefässe von Casabra
geringe, nur als örtliche anzusehende Unterschiede gegenüber denen von
Weissbach bemerkbar machen. So ist der zu den Gefässen verwendete
Thon nicht so reich an groben Gesteinsbrocken, sondern mehr gleich-
körnig grobsandig, und (lie an den Weissbacher Urnen vorherrschenden
gelben Farbentöne sind hier durch weisse, graue bis schwarze, selten
röthliche ersetzt.
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Ahhandlimgen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1899.
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V. Studien über Faciesbildiingeii im Gebiete der
sächsischen Kreideformatioii.
Von Dr. Wilhelm Fetrasoheok.
Das Gebiet der sächsischen Kreideformation zerfällt in zwei Facies-
bezirke, den des Quaders und denjenigen des Pläners. Die gegenseitigen
Beziehungen beider zu einander zu verfolgen und Zwar namentlich fest-
zustellen, welche Schichten des einen Complexes speciell denen des anderen
entsprechen, sowie klar zu legen, in welchem .Maasse mit den petro-
graphischen Faciesunterschieden eine faunistische Differenzirung Hand in
Hand geht, ist die Aufgabe der folgenden Untersuchungen.
Als Grundlage für die nachstehenden FJrörterungen dienten
1. H. B. Geinitz: Charakteristik der Schichten und Petrefacten des
sächsisch -höhniischeu Kreidegehirges. Dresden und Leipzig 1839 — 42.
2. H. B. Geinitz: Das hähthalgehirge in Sachsen. Palacontographica
Bd. 20, 1871—75.
3. Die nachstehenden Blätter und zugehörigen Erläuterungen der
geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, bearbeitet
unter der Leitung von Hermann Credner:
Section Meissen und Freiherg von A. Sauer,
„ Kötzschenhroda von Th. Siegert,
„ Tharandt von R, Beck und A. Sauer,
„ Wilsdruff, Dresden, Kreischa- Hänichen, Pirna, Königstein
und Berggiesshühel von R. Beck,
„ Glashütte -Dippoldiswalde und Rosenthal -Hoher Schnce-
berg von F. Sc ha Ich,
„ Grosser Winterberg -Tetschen von R. Beck und J. Hibsch.
Die übrige in Betracht kommende Litteratur findet sich an der be-
treffenden Stelle citirt.
Die von der geologiscben Landcsuntersuchuug Sachsens cingeführte
und in deren Publicationen kartographisch und textlich zur Anwendung
gebrachte Stufen-Gliederung der sächsischen Kreideformation ist auch
unserer Arbeit über die Faciesbildungen der letzteren zu Grunde ge-
legt worden.
Den erforderlichen palacontologischen Studien süinden die reichen
Sammlungen des K. Mineralogisch -geologischen Museums zu Dresden und
der K. Sächsischen Technischen Hochschule, sowie die Sammlung der
K. Sächsischen Geologischen Landesanstalt in Leipzig zu Gebote. Das
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iiuf solclic Weise verfiigl)are geologische und palaeontologische Material
wurde durch eigene seit mehreren Jahren angestellte Beobachtungen uiul
sanmilerische Ausbeutungen ergänzt und vervollständigt.
Ks ist meine l'tlicht, aucli an dieser Stelle meinen Lehrern, Herrn
Geheimen Bergrath l’rof. Dr. H. Credner und Herrn I’rof. Dr. E. Kalkowsky
fiir die vielfachen Förderungen und Unterstützungen, die sie mir hei der
Abfassung vorliegender Arbeit zu Theil werden liessen, meinen wärmsten
Dank auszusprechen. Auch den Herren l’rof. Dr. K. Beck, Prof. Dr.
J. Ilibsch und Dr. J. Jahn bin ich für schätzenswerthe Unterweisungen
selir zu Dank verbunden.
Innerhalb des sächsischen Kreidegehietes erscheint die Stufe des
Inonramus lahiatus zur Prüfung und Beantwortung der einschlägigen
Fragen besonders geeignet, weil gerade sie die ausgesprochenste petro-
graphische Faciesdiflerenzirung aufweist, von der vorauszusetzen ist,
dass sie auch in faunistischen Unterschieden ihren Ausdruck finde.
I. Die Quader- und Plänerfacies der Stufe des Inoceramns
Utbiatutt.
Das Unter-Turon, also die Labiatus-Stufe, ist in Sachsen in zwei
einander schroft’ gegenübersfehenden pctrographischen Facies zur F.nt-
wickelung gelangt, nämlich dem Labiatus- Quader und dem Lahi.atus- Pläner.
Der erstere beschränkt sich .auf das Verbreitungsgehict der Sächsisch-
Böhmischen Schweiz, der letztere hingegen .auf das nordwestlich vor-
liegende Elhthalareal von Mügeln bis Meissen. Zwischen diesen beiden
pefrographisehen (iegensätzen wird ein Uebergang durch kalkige Quader
und sandige Pläner vermittelt. Beck*) hat diesen genau verfolgt und
gezeigt, dass der Kalkgehalt zunächst in den liegenden Schichten auftritt
und dann nach -\ W in immer höhere (Jesteinsbänke hinaufsteigt. Ganz
allmählich und stetig ändern die Quader utid Pläner ihre Beschatfenheit.
Bei Königswahl im Eulauer Thal in Böhmen ist der Labiatus-Quader
niittelkörnig, er bleibt es bis in die Gegend von Klein-Cotta in der süd-
östlichen Ecke von Section Pirna, von hier ah beginnt er feinsandig zu
werden und bildet den wegen seines feinen und glcichmässigen Kornes
geschätzten Bildhauersandstein von Gross-Cotta, Rottwerndorf und Dohna.
Weiter nach NW wird sein Bindemittel kalkig, und kaum merklich geht
er in sandigen Pläner über. Solcher steht am Wege von Gross-Sedlitz
nach Krebs an und reicht, immer ärmer an Sand werdend, bis in die
Gegend nördlich von Dohna. Erst im (Jehiete der Section Dresden und
zwar zunächst hei Leubnitz ist die Lahiatus-Stufe als eigentlicher Pläner
entwickelt. Die Strecke, auf der dieser ganz langsame Uebergang statt-
lindet, entspricht einer Entfernung von fast 20 km.
1. Die Quaderfaoies.
Der Labiatus-Quader stellt einen in dicke, 1 bis 3 m mächtige Bänke
geschichteten, fein-, mittel- bis grobkörnigen Sandstein dar, der im
äussersten Südosten, bei Königswahl, sogar einzelne Gerölle in sich nuf-
*) Kilauti nniKCii Seel. Pirim, S. lio.
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nimmt. Quarz und zwar von weisser, grauer, seltener von rötlilicher Farbe
ist bei weitem vorwiegend, daneben treten vereinzelte, ganz kleine Glimmer-
schiippcben, Glaukonit und, jedoeh nur als mikroskopische llestandtbeile,
Turmalin, Zirkon und Rutil auf.*) Das Bindemittel ist thouig, im NW
kalkig, seltener eisenschüssig. Vom Carinaten-Quader unterscheidet sich
der Labiatus- Quader durch seine kleineren und spärlichen Muskovit-
schüppchen, vom Brongniarti-Quader durch das Fehlen kaolinisirter Feld-
spathe, durch die geringere Zahl rosarother Quarze und durch das Binde-
mittel, das bei letzterem meist eisenschüssig ist. Diagonalschichtung und
Wellenfurchen kennzeichnen den Labiatus -Quader als eine Ablagerung
des seichten Wassers** ••*)).
Die Verbandsverhältnisse des Labiatus -Quaders sind durch die tief
in die Kreideschichten einschneidenden Flussthäler wiederholt klar auf-
geschlossen. Sein Liegendes wird von einem plattigen, feinkörnigen
Sandstein (Plänersandstein) gebildet, der, wie später gezeigt werden soll,
eine selbständige obere Stufe des Cenomans repräsentirt, ein Lagerungs-
verhältniss, welches durch das von Herrn Geheimen Bergrath Prof. Dr.
11. Credner aufgenommene und mir zur Verfügung gestellte Profil 1
Fig. 1.
HU&od.
Auf den Carinaten-Quader (qc) folgt die obere Stufe des Cenomans, ein Pläner-
sandstein (pac), auf diesen der lanbiatus-t^uader (ql). Nach H. tlredner.
veranschaulicht wird. Im Gottleuhathal bei Langenhennersdorf bildet ein
blaugrauer Thon, der nach Geinitz Inoceramus labiatm Schloth. und
Ammmiites peramplus .Mant. führt, das Liegende, erst unter diesem folgt
der feinkörnige Sandstein des Cenoman. Das Hangende des Labiatus-
Quaders stellt die Stufe des Inoceranms Brongiüiirti dar, die an ihrer
Basis insofern eine ziemlich wechselvolle Ausbildung zeigt, als sie im
Gottlcubathal mit einem sandigen glaukonitischen Mergel beginnt, auf den
glaukonitischer Sandstein mit Ithynchondla bohvniica Schlönb. folgt.
•) Erhäutcrangen Sect. Hosenthal. S. IH.
**) Erläuterungen Sect. (irosser Winlerberg-Tetschen. S. 28, und Beck: Ueher
LitoralbUdungen in der säch.sischen Kreidefoniiation. Her. iiatf. Ues. Leipzig l89.')/9lj, S.5.
••*) .\nini rkung zu Figur 1 : Die von uns zur Erklärung aämmtlicher Texttiguren
benutzten Buchstaliensyinb<de für die einzelnen Schichten der sächsischen Kreide ent-
sprechen folgenden , auf der geologischen Specialkarte des Königreichs Sa<’hsen für die
gleichen Ablagerungen zur Anwendung gebrachten Symbolen. Cenoman: qc = cl 9,
pc = c 1 p, pjc = tls. — Labiatus -Stufe: ql = 1 1 s, pl = 1 1 p. — Brongniart i-
Stufe; in = t 2 ni, q Yi = t 2g, pb, = t 2 ]i, q y, = 1 2 g, p bj = 1 2 m ~ t 2 p, q b
= t3s. — Scaphiten-Stufe: msc = t 4.
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wiihrciiil im Uielathal uml am l'usse des Hohen Scliiieeberges dieser
letztere den Lahiatus-Quader direct überlagert.
Der Labiatus-Quader bat eine betriiclitliclie Zahl von Fossilien ge-
liefert, die hauptsäcldicb in den zablreichen und grossen Steiidjrücben des
(iottleubatbales und des Lohmgrundes gesammelt wurden. Oeinitz,
Deck und Scbalcb citiren die folgenden Arten:
Callianai^sa antiqua Otto. ss.
Avmonites Austeni Sharpe. s.
— peramphis Mant. s.
Lima canalifera Goldf. ss.
— psetidocardium liss. s.
.Ire« yluhra l’ark. ss.
IMen decemcontatus Münst. s.
Pinna Cottai Gein. s.
— dcciissata Goldf. bb.
— cretacea Schlotb. b.
Inoceramus lahialus Scblotb. bb.
— Vripsii .Mant. 8.
L’xoyyra tulumha Dam. b.
lihijnchontjlla hohenüca Scblönb. 8.
StvlUxster albensis Gein. ss.
Hohlster snborliicularis Defr. s.
Der unbedeutenden Spccieszabl steht der Heiebtbum an Indiviilueii
einzelner Arten gegenüber. Inoreramns htbiaius Scblotb. kommt in
ausserordentlich grosser .Menge vor; in den llottwerndorfer Drüchen bildet
er oft Nester, am böbmisclien Abhang bei Königswald erscheinen die
Scbicbtfläcben zuweilen wie damit gepflastert. Auch Ea'ogyra columba Dam.
ist nicht nur in zablreichen einzelnen Exemplaren anzutreften, sondern
tritt ausserdem hie und da bankförmig angereichert auf.
2. Bio Flänerfaoios.
Das Verbreitungsgebiet der typischen Labiatus-I’läner liegt, wie bereits
bervorgeboben, nordwestlich von dem des Quaders und breitet sich in
der Elbthalwanne zwischen Mügeln und Meissen aus. Charakteristisch für
den riäner ist seine Schichtung in Dünke, deren Mächtigkeit in der
Kegel zwischen 0,2 und 0.5 m schwankt und denen zuweilen sebwaebo
schieferige Lagen zwischengeschaltet sind. Der Pläner ist sehr feinkörnig
bis dicht, von blaugrauer, aschgrauer oilcr bräunlicher Farbe und weist
meist bräunliche oder graue Flecken auf. Gewöhnlich ist er kalkig,
ausserdem noch thonig oder feinsandig. Spärlich enthält er kleine
Glimmerblättchen oder Glaukonit. Wenn auch der Carinaten- Pläner ge-
wöhnlich zahlreichere .Muskovitscbüppchen enthält als der Labiatus- Pläner,
so ist es doch nicht möglich, beide lediglich auf Gi-und des Gesteins-
habitus sicher zu unterscheiden. Ebensowenig finden sich durchgreifende
pctrographiscbe Verschiedenheiten zwischen dem Labiatus- Pläner und dem
Drongniarti - Pläner.
Das Liegende der Labiatus-Stufe der Dresdner Fdbthalwanne besteht
aus dem Carinaten-PIäner. welcher durch eine O.5 bis 1 m mächtige Schicht
von gelblichem .Mergel, die in den Steiiibrüchen von Cotta und Leutewitz
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die Conglomeratc entwickelt, die liier aus abgerollten Porphyr- und
tiranititgeschieben bestehen. Beides, das Pehlen des Quaders und das
Auftreten von groben Conglomeraten ist eine Folge davon, dass sich der
Untergrund hier zu einer Klippe erhebt.
Südöstlich von Dohna befindet sich ini Bahrethal ein von Beck*)
erwähnter .\ufschluss, welcher den auf Granit liegenden Carinaten-Qiiader,
hierauf ein lockeres Conglotnerat und Thon (zusammen 2 m mächtig),
sodann Plänersandstein zeigt. Diesen letzteren beschreibt Beck als
feinkörnig, von thonigem Bindemittel, porös, daher auffallend leicht und
von nur noch geringem, durch Auslaugung reducirtem Kalkgehalt. In ihm
fand Beck Cidaris Sorüjneti Des. und betrachtet ihn deshalb mit Recht
als ein Aeijuivalent des Carinaten- Pläners. Darüber erst lagert der
Labiatus-Quader, gerade so wie unterhalb Dohna über dem Carinaten-
Pläncr der Labiatus -Pläner folgt. Am besten ist diese Ueberlagerung
an der Haltestelle Langenhennersdorf**) aufgeschlossen. Hier liegt über
der Crednerien-Stufe der Carinaten -Quader, darauf folgen lose Sande
und feinkörnige Sandsteine, die dem Plänersandstein entsprechen, und
hierüber eine Schicht Thon, die nach Geinitz***) Inoceramus lahintm
Schloth. und Ammonites pcrampliis Mant. führt, endlich der Labiatus-
Quader. Ebenso bildet, wie diis Profil 1 S. 33 darstellt, bei Eiland ein
Plänersandstein das Hangende des Carinaten -Quailers und auf diesen
folgt erst der Labiatus-Quader.
In übersichtlicber Zusammenfassung der obigen Darlegungen ergiebt
sich also bei Dohna und südöstlich davon folgende Reihenfülgo der Schichten;
4. Labiatus-Pläner oder -Quader,
Zwiscbenrnittel: Tbon.
3. Carinaten-Pläner nach SO übergehend in Plänersan dstein.
Zwischen mittel: Conglomerat und .Muschelbreccie in der
Nähe der Kahlebuschklippe, sonst Mergel oder Thon.
2. Carinaten-Quader, local, besonders am Fusse der Klippe
fehlend.
1. Crednerien-Stufe, local fehlend.
Ganz analoge Lagerungsverhältiiisse sind südlich und westlich von
Dresden und zwar am vollständigsten bei Merbitz und Leutewitz zu
beobachten t). Ueber der Crednerien-Stufe liegt hier der Carinaten-Quader
mit Peden asper Lam , darauf folgt, wie Beck in Erfahrung gebracht
hat, durch eine Thonschicht getrentit der Carinaten-Pläner, darüber,
wiederum unter Zwischenschaltung einer Mergelschicht, der Labiatus-Pläner.
An den Hängen des Plauenschen Grundes liegt der Carinaten-Pläner
dem Syenit direct auf. Er darf al)cr trotzdem nicht als ältestes Glied
der Kreide aufgefasst werden, denn der Syenit bildet hier, wie später
ausführlicher gezeigt werden wird, eine dem Kahlebusch und dem Gamig-
hübel entsprechende, die untersten Schichten der Kreide durchragende
Klippe. Der Carinaten-Quader umlagert den Syenit mantelförmig, ja
selbst vom Carinaten-Pläner greifen nur die hängendsten Schichten über
den Syenit hinweg, während ihn die älteren ebenfalls in mantelförmiger
•) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 50.
**i Erläutenineen Sect. Berggies.sliiibcl, .S. titj und Fig. 3.
•**) Ell.tlmlgcbirge II, S. VII.
f) Erläuterungen Sect. Wilsdruff, S. 51.
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Umlaserung umgeben, wie aus dem steilen Einfallen des Syenits unter
den IMilner an verschiedenen Stellen hervorgeht. Itei Coschütz und ebenso
bei Döltzschen liegt, wie Profil 2 darstellt, der Carinaten- Pläner über
dem Carinaten -Quader und wird von ihm durch mächtige Conglomerate
getrennt. Der Quader, der den S)'enit überlagert und sich nach W an
dessen Böschung auskeilt, wird durch ganz schwache Conglomeratschicliten
in drei Bänke gesondert, deren oberste eine rasch wechselnde Mächtigkeit
besitzt. Dieselbe zeigt zugleich stellenweise discordante Parallelstructur
Fig. 2.
</c ßiC
Profil durch das dem Syenit aufgelagerte Cenoman von Coschütz
am Plauenscheu Gründe hei Dresden.
S — Syenit, qc = (’arinaten-Quadcr, bei y einen Descensionsgang, den sogenannten
Muschelfels von Coschütz bildend, k c = Conglomerat, p c = Carinaten - Pläner.
und führt häufig Petrefacten, von denen Kudisten am interessantesten
und gar nicht selten sind. Von solchen fanden sich KadioUtes Saxoniae
Rüm. und liadioUtes Oermari üein., ausserdem Patella, radioUtarum Gein.
und Aledrijonia carinata Lam. Exemplare von Inoceramus striatus Mant.
kommen in grosser Menge nesterweise vor. Das über dem Quader
liegende grobe Conglomerat nimmt nach oben hin kalkiges Bindemittel
auf, worin sich Ostrea hippopodium Nilss. fand. Noch höher geht es in
eine kalkige, überaus harte Muschel breccie über, was sich auch am
gegenüberliegenden Thalrande, an der Str.asse nach Döltzschen, beobachten
lässt. Die Schalen der Muscheln sind vollständig zertrümmert, nur hie
und da kann man zwischen den unbestimmbaren Fragmenten den Quer-
bruch eines CVdam- Stachels vesindosu), zuweilen auch einen Pecten
cf. doni/ahts entdecken. Der nun folgende Pläner ist in dicke B.änke
geschichtet, die theils sandig, theils so k.alkreich sind, dass sie früher
behufs Kalkgewinnung gebrochen und gebrannt wurden. Er ist arm an
organischen Resten und lieferte nur Aleefnjonia carinata Lam., Vola
notabilis Münst. mit ausgezeichnet erhaltener OberHächenskulptur und
unbestimmbare Inoceramus- und Spondi/lus-lle&ta. Das K. Mineralogisch-
geologische Museum zu Dresden bewahrt aus dem „unteren Pläner von
Coschütz“ einen Inoceramus stnatus Mant. und einen Pecten memhranacens
Nilss., die dem Gesteinshabitus nach zu schliessen aus den kalkreichen
Bänken dieses Pläners stammen. Verniuthlich und nach Analogie mit
benachbarten Vorkommnissen grilT dieser Carinaten -Pläner früher von
hier ans über die jetzt zu Tage ansstreichenden Conglomerate und Sand-
steine weg und lagerte dann direct auf dem Syenit der westlich an-
stossenden Kuppe auf. Die uni-egelmässige Lagerung, insbesondere auch
das abnorme nach OSO gerichtete Einfallen der Schichten erklärt sich
durch mantelförniige Auflagerung auf den Syenit, der dort, wie mati
wiederholt beobachten kann, eine verschiedentlich auf- und absteigende
^ioogle
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Oberfläche besitzt, auf deren- tiefer liegenden Stellen der Quader zur
Ablagerung gelangte, während auf den Einporragungen nur der Pläner
liegt. Nuturgcmäss wurden locale Klüfte und kesselartige Vertiefungen
des Syenituiitcrgiundes ini Pereiche des Quaders von letzterem ausgefüllt,
so dass gangartige Descensionen entstanden, wie der Coschützer Muschel-
fels vielleicht eine solche vorstellt.
Nur in der Nähe von Coschütz und Döltzschen wird der Carinaten-
Pläner von Syenitconglonieraten unterlagert, weiter nach Westen treten
Mergel an ihre Stelle. Auf den Carinaten- Pläner folgt bei Döltzschen
und Plauen, und zwar durch eine zweite Mergelschicht getrennt, der
Labiatus- Pläner.
In übersichtlicher Zusammenstellung ergiebt sich hieraus für die
Oegend südlich und westlich von Dresden folgendes, demjenigen von Dohna
ganz analoge Profil:
4. Dabiatus-Pläner,
Zwischenniittel: Mergel.
3. Carinaten- Pläner,
Zwischenniittel: Conglomerat und Muschelbreccie, sonst
Thon.
2. Carinaten-Quader, local auf dem Syenitrücken fehlend.
1. Crednerien-Stufe, local fehlend.
Das Voretehende lehrt, dass in der ganzen bisher betrachteten
(legend, in der das Cenoman am vollständigsten entwickelt ist, zwei ver-
schiedene thonige Zwischenmittel auftreten, das eine liegt im Cenoman
und trennt den Carinaten-Quader vom Carinatcn-Pläner, das zweite bildet
die (irenze zwischen Cenoman und Turon, gehört aber bereits dem Turon
an. Dei Vergleichung von an verschiedenen Orten diesen beiden thonig-
inergeligen Schichten entnonnnenen Proben, wobei besonders deren Oehalt
an Sand, Kalk, Glimmer und Glaukonit berücksichtigt wurde, konnten
keine durchgreifenden Unterschiede zwischen beiden Schichten gefunden
werden. Jedenfalls aber ergiebt sich, dass man aus der Trennung des
Carinaten- Quaders und Plänersandsteins auf der Goldenen Höhe durch
eine Thonschicht allein noch nicht schlicssen darf, dass letzterer zuin
Turon gehört.
Ferner wurde gezeigt, dass nirgends in der besjirochenen Gegend das
Turon, sei es als (juader oder als Pläner entwickelt, direct auf dem
Carinaten-Quader liegt. Vielmehr besteht die Heihenfolge der Schichten
im Plänerareal (Dohna, Plauen, Leutewitz):
Labiatus- Pläner,
Carinaten - Pläner,
Carinaten - Quader ;
im Plänersandsteinareal (Zwirtschkau, Langenhennersdorf,
Eiland):
Labiatus - Quader,
Carinaten - Plänersandstein,
Carinaten - Quader.
Da nun auf der Goldenen Höhe der Plänersandstein direct über
Carinaten-Quader liegt, so ergiebt sich mit zwingender N'othwendigkeit,
d.ass auch dieser I’länersandstein 1. dem Cenoman angehört.
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2. eine Faciesbildung des Carinaten-Pläners ist. Sein Gesteins-
habitus und seine Fossilien stehen damit völlig im Einklang.
Der Plänersandstein, der auf der Prinzenhöhe und Goldenen Höhe,
ferner von hier bis nach Sobrigau und Lockwitz den Carinaten- Quader
überlagert, ist in dicke Bänke geschichtet. Auf der Prinzenhöhe zählt
man deren vier von je ca. 1,5 m Mächtigkeit, bei Cunnersdorf sechs von
geringerer Stärke. Der Sandstein ist sehr feinkörnig, reich an thonigem
Bindemittel, mürbe, porös und daher auffallend leicht. Er ist entweder
schwach bräunlich gefärbt oder weiss, und dann gewöhnlich von vielen
kurzen Streifen oder kleinen Flecken von brauner Farbe durchsetzt; ausser-
dem führt er zahlreiche weisse Glimnierscliüppchen. Auf der Goldenen
Höhe und auf der Prinzenhöhe bemerkt man in seinem unteren Niveau
reihenweise angeordnete, von lockerem Sande erfüllte Höhlungen, die be-
kannten Serpelhöhlen. Kalk ist kaum noch nachweisbar. Dieser Umstand,
sowie die Porosität des Gesteins und das Vorhandensein der Höhlungen,
deutet darauf hin, dass der Kalkstein durch Auslaugung seines kalkigen
Bindemittels verlustig gegangen ist. Die kohlensäurehaltigen Wässer, die
auf (len Kalk lösend wirkten, griffen auch den Quarzsand au, doch schied
sich die Kieselsäure wenigstens zum Theil bald wieder aus, indem sie die
berpeln verkieselte, sich zuweilen an die Stelle der eingeschlossenen Kalk-
schalen der Brachiopoden und Zweischaler setzte oder in kleinen Krystall-
aggregaten auskrystallisirte. Denn die wasserhellen, scharfkantig aus-
geliildeten Quarzkryställchen, die man nicht selten im Serpelsande findet,
können nichts anderes als derartige Neubildungen sein. Der Gesteins-
habitus entspricht also durchaus demjenigen des S. 39 beschriebenen
Plänereandsteins von Zuschendorf und Liuclenthal südöstlich von Dohna,
welcher letztere auch von Beck als sandige Facies des Carinaten-Pläners
betr.aehtet wird. Zwar sind den Serpelhöhlen ähnliche Gebilde dort noch
nicht beobachtet worden, aber auch im Gebiet südlich von Dresden sind
sie nicht überall vorhanden und fehlen z. B. im Steinbruch bei Cunners-
dorf völlig. Da der Carinaten -Pläner nicht selten ein rein klastisches,
fast kalkfreies Gestein ist, sind ihm die Plänersandsteine von der Goldenen
Höhe auch habituell etwas ähnlich.
Die Zahl der früher aus diesem Plänersandstein bekannten Fossilien
ist sehr gering. Beck*) führt nur Serpula gordiaU$ Schloth. an und
nennt den Samlstein sonst fast versteinerungsleer. Er erwähnt jedoch, dass
Günil)el hier Protocardiim hiUanum Sow. und eine .-IrfcMte cf. anomala
fiow. gesammelt habe. Nachdem es uns vor einigen .Tahren gelungen war,
im Steinljruch auf der Prinzenhöhe einige Fossilien in dieser Schicht auf-
zufinden, l)esuchten wir seit Sommer 1897 die Steinbrüche dieser Gegend
behufs Aufsammlung organischer Reste regelmässig, von denen uns bis
jetzt folgende bekannt geworden sind:
Micrabacia coronulu Goldf sp. 2 Exemplare. Steinbruch bei Cunnersdorf.
ücrpitla yordialis Schloth. lih. Kommt nicht nur, ebenso wie die folgende
Art, in den Serpelliöhlen, sondern auch einzeln im Sandstein zerstreut
vor. Cunnersdorf, Prinzenhölie, llorkenberg, Welschhufe, Boderitz.
— S(pknisuk(tta Reich, hb. Aus denselben Orten.
rioconcgphia pertusa Gein. s. ln den Serpelliöhlen der Prinzenhöhe.
*) Erläiiteningen Sect. Kreisclia. .S. 7i>.
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Cihrospongia heteromorpha Gein. ss. Ebendaher.
Holdster mborhimlaris Defr. s. Nesterweise zusammengeschaart, von der
Prinzenhöhe.
Terebratula jihaseolina Lani. hh. Cunnersdorf und Prinzenliöhe.
Rhynchonella compressa Lam. ss. Prinzenhöhe.
Exogtjra columba Lam. s. Horkenberg.
— haliotoidea Sow. h. Cunnersdorf und Prinzenhöhe.
— lateralis Nilss. ss. Prinzenhöhe.
Pecten membranaceus Nilss. hh. Cunnersdorf und Prinzenhöhe.
Vola notabilis Münst. h. Cunnersdorf und Prinzenhölie.
Lima pseudocardium Kss. s. Prinzenhöhe, Cunnersdorf.
Lima cenomanense d’Orb. h. Cunnersdorf, Boderitz, Prinzenhöhe, Ilorken-
berg.
Unna cretacea Schloth. ss. Prinzenhöhe.
— decussata Goldf. s. Cunnersdorf, Prinzenhölie.
Avicula anomala Sow. Cunnersdorf.
Inoceramus striatus Mant. hh. Bei Cunnersdorf, auf der Prinzenhölie und
am Ilorkenberge fanden sich eine grössere Zahl von Exemplaren, die
sicher zu dieser Species gehören. Nessig*) will im Plänersandstein
von Cunnersdorf ein Exemplar von Inoceramus labiatus Schloth. ge-
funden haben. Wir hingegen sind geneigt, dasselbe zu I. striatus
zu stellen, üeberhaupt gelang es uns nicht, 1. labiatus in diesem
Plänersandstein nachzuweisen; allerdings besitzen wir ein Exemplar,
das wir seiner Unvollständigkeit halber nicht zu bestimmen wagen,
das aber allenfalls I. labiatus sein könnte.
Area glabra Park. s. Prinzenhöhe.
Eriphgla lenticularis Sow. ss. Cunnersdorf.
Hierzu käme nach Gümbel**) noch Protocardium hillanum Sow. sp.
Die Fauna besitzt einen ausgesprochenen cenomanen Charakter, wenn
auch einzelne Arten derselben in höhere Stufen hinaufsteigen. Das einzige
Fossil, das auf Turon hindeutet, ist Pintia cretacea Schloth., doch ist
diese bereits anderwärts***) im Cenoman gefunden worden, und auch bei
Hetzdorf in Sachsen ist ihr Vorkommen im Carinaten-Quader wahrscheinlich.
Sollte es noch gelingen, Inoceramus labiatus Schloth. in diesem Pläner-
sandstein nachzuweisen, so würde auch dieser Fund nicht im Stande sein,
die Bestimmung dieses Horizontes als Cenoman zu ändern, denn Söhlef)
hat auch diese Art bereits im Cenoman beobachtet.
Zum Vergleiche und zur Erhärtung des cenomanen Alters des Pläner-
sandsteins der Prinzenhöhe mag die Fauna eines Aufschlusses heran-
gezogen werden, dessen cenomanes Alter auf Grund seiner Verbands-
verhältnisse und Verstoinerungsführung nicht zu bezweifeln ist. In der
nordöstlich von Alt-Coschütz gelegenen Seitenschlucht des l’lauenschen
Grundes war eine Zeit lang ein sehr mürber, feinkörniger und glauko-
nitischer Sandstein entblöst, der voraussichtlich dem Carinaten- Pläner
•) Geologische Excursionen in der Umgehnng von Dresden. Dresden 1898, S. 151.
••) 1. c. S. 53.
•*•) Sohle; Geognostische Anfnainne des Laberirebirgcs. Geognostiwhe .lahresbefie
Bd. IX, S. 37. — Nötling: Fauna der balli.seben (Vnoiuaiigesehiebe. Damesn. Kavser.
Pal. Abh. II, 1885, S. 205.
t) I. c. S. 38, Taf 4. Kiu; 4.
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eingeschaltet ist. Er führt eine der oben aufgezählten Fauna des Pläner-
sandsteins von der Goldenen Höhe etc. in hohem Grade gleichende Thier-
welt, nämlich :
Vhcnendcpora undniatii Mich. ss.
Micrahacia coronula Goldf. s.
Pijgaster truncatus Ag. ss.
Ciilaris vi i<iciiIosa Goldf. ss.
Serpula gordialis Schloth. hh.
— septem.iuhata Ueicli. hh.
lihynchonella compressa Lani. s.
Exoggra haliotoidca Sow. h.
— sigmoidea Kss. h.
— culumba Lam. s.
J\‘cten mevtbranacens Nilss. h.
— clongatus Lam. s.
— airvatiis Gein. s.
Vola notahilis Münst. h.
Lima Ix’cichenhachi Gein. ss.
— pseudocardium Kss. h.
— cmomatmuis d’Ürb. h.
Inoceramm striatiis Mant. h.
Pinna decnssata Goldf. ss.
Avictda anomala Sow. h.
— Eoxellana d’Ürb. ss.
Modiola Vottae Köm. ss.
Ammoniten ManteUi Sow. ss.
und Zapfen von Sequoia Eekhenhuchi Gein. ss.
Die grosse Aehnliehkeit dieser Fauna, die sich auch in der relativen
Häufigkeit einzelner Arten zeigt, mit derjenigen des Plänersandsteins von
der Goldenen Höhe, Prinzeidiöhe und Cunnersdorf, beweist die Zugehörig-
keit des letzteren zum Cenoman.
Ist aber das cenomane Alter des Plänersandsteins auf der Goldenen
Höhe, Prinzenhöhe und Cunnersdorf erwiesen, so kann auch kein Zweifel
darüber bestehen, dass er ebenso wie der Pliinersandstein von Zuschendorf
ein Aeipiivident des Carinaten- Pläners ist, wenn auch Alcctrgonia carinata
laiiii. bis jetzt noch nicht in demselben nachgewiesen worden ist. Der
Plänersandstein allein ist es, der nach Norden zu allmählich
in Pläner übergeht, er allein hat zwei verschiedene Facies,
der Quader dagegen erstreckt sich als solcher unter ihm
weiter, ohne diesem Facieswechsel unterworfen zu sein. Der
allniäldiche IJebergang des Plänersandsteins in Pläner lässt sich auch
tbatsäehlich verfolgen, insbesondere wenn man im Auge behält, dass der
eigentliche Plänerkalk immer nur in Form einzelner Bänke oder Knollen
zwischen mehr sandige Schichten eingelagert vorkommt, welche letztere
man gewöhnlich ebenfalls Pläner nennt, wenn es auch richtiger wäre, sie
als Plänersandsteiu zu bezeichnen, da weder chemisch noch mikroskopisch
t'alcit in ihnen nachweisbar ist.
Allerdings beobachtet man von der Prinzenhöhe über Cunnersdorf in
der Kichtung auf Coschütz wandernd, dass sieh auch der Carinaten-
Qu.ader in seinem Habitus dem Pläner nähert, indem er immer feinkörniger
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wird. Er geht bei Cunnersdorf in ein Gestein über, das zwar dem
Plänersandstein sehr nahe steht, dem aber die für diesen charakteristische
dünnbanki»e Schichtung und das Vorkommen von Kalkknollen fehlt.
In diesem Uehergang mag mit ein Grund zu der Annahme Beck’s gelegen
haben, dass der Carinaten -Quader dem Facieswechsel unterworfen sei.
An der Ileidenschanze bei Coschütz und im Untergründe Dresdens hin-
gegen ist der Carinaten -Quader wieder grobkörnig. Es beweist dies, dass
bei Cunnersdorf nur eine locale Modification, wie sie gerade der Carinaten-
Quader öfters zeigt, vorliegt. Man vergleiche, um sich von der Häufig-
keit dieser Abänderungen des Carinaten-Quaders zu überzeugen, nur die
in ihrem Habitus grundverschiedenen Gesteine von Malter, Mobschatz,
Oberau, Reinhardtsgrimma, Tyssa und anderen Orten. Da von Reck
keine Fossilien aus der dem Plänersandstein ähnlichen Modification des
Carinaten-Quaders angeführt werden und auch Nessig*) daraus nur
Hemiaater mhlucunosm Gein. citirt, mögen unsere Funde kurz erwähnt
werden. Rudolfs Stoinbruch bei Cunnersdorf lieferte: Sequoia Iteichen-
bachi Gein. sp., Crihrospongia heteromorpha Reuss, Ithj/ncliotieUa com-
jyressa Lam., Aledrtjonia larinuta Lam., Mytilus Nepiuni Goldf. und
Ammonites Mantelli Sow. Aus Mauls Steinbruch bei Cunnersdorf besitzen
wir Inoceramus sp., Mytilus Neptuni Goldf. und ebenfalls Hemiaster
suhlacunostts Gein., von Boderitz endlich Pinna dcciissata Goldf.
Für die Lagerungsverhältnisse der Kreideforniation südlich von Dresden
ergeben die bisherigen Untersuchungen folgendes schematische Profil 3.
Fig. 3.
S = Syenitrikken des PlanensobPii Grundes, r = Kofhliefrendes, qc = Carinaten-
Quader, nic= Mergel, local Conglomerat, pc = Carinaten-l’läner nach SlUl übergehend
in Plänersandstein pjc, ml = tnroner Mergel, pl = Labiatus- Pläner.
Der Carinaten -Quader, der nördlich und südlich vom Syenitrücken dem
Rothliegenden auflagert, umgiebt den Syenit. Durch ein thoniges in der
Nähe des Syenits als Conglomerat entwickeltes Z\vischenmittel (nie) ge-
trennt, folgt auf dem Quader das jüngere Glied des Cenoraans, der
Carinaten- Pläner, der nach S in Plänersandstein übergeht. Dem Gipfel
des Syenitrückens liegt der Carinaten- Pläner allein auf. Ueber letz-
terem breitet sich, durch eine mergelige Schicht getrennt, der Labiatus-
Pläner aus.
*) L c. S. 15z.
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46
2. Die Gliedemng des Cenomans.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich für die Gegend von Dresden eine
Gliederung des über der nur local entwickelten Crednerien -Stufe folgenden
Cenoinans in zwei Zonen, eine ältere, den Carinaten-Quader, und
eine jüngere, den Cariuaten-l’läner und Plänersandstein, eine
Theilung, die von Geinitz schon längst im Princip erkannt war und die
auch auf der geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen insofern
zum Ausdruck gebracht ist, als beide Schichten mit verschiedener Farbe
eingetragen sind. Es fragt sich nun weiter, ob und wie weit diese Zwei-
theilung auch in den übrigen Cenomanarealen Sachsens durchführbar ist.
Da im Gebiete des Tliaraudter Waldes im Cenoman bereits zwei
Schichtengruppen unterschieden werden, indem vom Carinaten-Qu.ader
ein jüngerer aus glaukonitischem Plänersandstein bestehender Complex
abgeschieden wurde, ist zunächst zu erörtern, in welchem Verhältniss
dieser letztere zum Carinaten- Pläner und Plänersandstein der näheren
Umgebung Dresdens steht. Der Umstand, dass dieser glaukonitische
Plänersandstein dem Carinaten-Quader aufgelagert ist und von ihm durch
lockeren Sand oder Sandstein, hie und da auch durch grobkörnige,
conglomoratartige oder endlich durch thonige Zwischenmittel getrennt ist*),
macht es wahrscheinlich, dass hier ebenfalls die sandige Facies des
Carinaten- Pläners vorliegt. An Fossilien hat dieser Plänersandstein bis-
her nur Cühiris Sorigneti Des. und Exoggra cohimha Lam. geliefert**),
denen wir noch Exoggra lateralis Nilss. und Vribrofqiongia isoplcura Reuss,
beide aus dem Steinbruch südlich von Gross-Opitz, und Chenendopora
undulata Mich, von Grülleuburg hinzufügen können. Die Serpelhöhleri
liegen hier unter dem glaukonitischen Plänersandstein und nicht in dem-
selben wie auf der Goldenen Höhe. Den wichtigsten Aufschluss hierüber
bot Knöbers, leider jetzt ganz verschütteter und ausgeglichener Steinbrucli
in Iletzdorf, der von Sauer***) sorgfältig auch in Bezug auf seine
Fossilien untersucht worden ist. Nach der Häufigkeit einzelner, auch in
dem Plänersandstein der Goldenen Höhe etc. sehr gewöhnlicher Fossilien
(Serpeln und Terehratula phasrolina Lam.), sowie nach dem Vorkommen
von Micrabacia coronula Goldf. zu schliessen, hat man wohl in Sauer's
Profil dieses Steiubruches die lockeren Sand- und Sandsteinschichten bis
zu den Serpelhohlen hinab zur oberen, also Plänersandstein-Stufe des
Cenonians zu ziehen.
Die glaukonitischen Plänersandsteine, die im Tharandter Walde weite
Verbreitung gewinnen, erstrecken sich bis in die Nähe des Zschoner Grundes,
wo sie bei l’ennrich aufgeschlossen sind. Ueber dem lehmigen Sande der
von Beckf) erwähnten Ziegelei liegt eine Sandsteinbank, die ihrem
Habitus nach völlig mit dem Grünsandstein des Tharandter Waldes
ül)ereinstimmt. Der Sandstein ist wie dort stark thonig, daher sehr zähe,
feinkörnig und von gelblich-grauer Farbe, enthält in grosser Zahl
Glaukonitkörner eingesprengt und bricht in dicken, unebenen Platten.
Da er reich an organischen Resten ist, Hessen sich bei wiederholtem
Besuch folgende Fossilien aufsammeln;
*1 ErläiUernngen ,Scct. Freibi'rg, S. 48, 49.
**) Erläiitenuigiai Sret. Frtähorg, S -17. umi KrlSiatcruagcn .Hect. Tliarantlt. .S. 7.5.
•*•) ErlSufcrmigc'ii Sect Kreilwig. ,S. 44.
t) Erlüiiteriiiigen Si'c.t. WilsilrulV, .S. iVl.
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47
Serpula gordialis Schloth. h.
— septemsulcata Reicli. h.
Osirea hippopodium Sow. ss.
Kxogyra haliotoidea Sow. s.
— lateralis Nilss. hh.
Vola notabilis Müust. h.
Fecten memhranaceus Nilss. hh.
— nov. spec. s.
Lima psettdocardiitm Reuss. s.
— cefwmanensis d'Orh. h.
Avicula RoxeUuna d’Orh. s.
— anomala Sow. s.
Pinna decussata Goldf. ss.
Die Fauna zeigt namentlich durch das Vorkommen vieler Serpcln,
der Vola notabilis Münst, des Pecten membranaceus Nilss. und vor Allem
der Lima cenomanensis d’Orb. grosse Üehereinstimmung mit der, die oben
aus dem Plänersandstein der Goldenen Höhe etc. raitgetheilt wurde,
weshalb die Zugehörigkeit des glaukonitischen Plänersandsteins zu der
durch den Plänersandstein der Goldenen Höhe und den Carinaten- Pläner
gebildeten jüngeren Zone des Cenomans nicht zu bezweifeln ist.
Sauer*) hält den Plänersandstein des Tharandter Waldes für eine
Faciesbildung des Carinaten-Quaders, da der erstere am Landberge bei
Tharandt in grosser Mächtigkeit auftritt, während der letztere, also der
Carinaten-Quader, stark reducirt erscheint. Es lässt sich dies aber auch
dadurch erklären, dass sich der Plänorsaudstein unter dem Schutze der
darüber liegenden Rasaltdecke des Landberges in grösserer Mächtigkeit
erhalten konnte, als in der Umgebung, wo er dieses Schutzes entbehrte.
Berücksichtigt man, dass der C'arinaten-Pläner bei Uöltzschen einen fast
25 m mächtigen Schichtencomplex bildet, so wird man die Mächtigkeit
von 30 m für den Plänersandstein als nicht zu gross finden, um so
weniger, als es begreiflich ist, dass sandige Aequivalente kalkiger oder
thoniger Ablagerungen mächtiger als diese letzteren sein können, was
auch in anderen Gegenden beobachtet wurde**). Dass aber die Mächtig-
keit des Carinaten-Quaders gleichzeitig sehr reducirt erscheint, was, wie
oben erwähnt, z. B. auch im Untergründe Dresdens der Fall ist, kann
nicht auffallen, fehlt er doch hei dem nahen Gross-Opitz gänzlich. Es ist
dies lediglich durch die Contiguration des Bodens zu erklären, auf den
sich das älteste Glied der Kreide, der Carinaten-Quader auflagerte,
wodurch die Unebenheiten des Untergrundes planirt und ausgeglichen
werden.
Auf die Verbandsverhältnisse, nämlich Unterlagerung durch
den Carinaten-Quader und Trennung von ihm durch ein thonig-
sandiges oder conglomeratartiges Zwischenmittel, sowie auf
die Fossilien gestützt, halten wir den glaukonitischen IMäner-
sandstein des Tharandter Waldes ebenso wie den Plänersand-
stein der Goldenen Höhe etc. für eine sandige Facies des
Carinaten -Pläners.
*) Krlänternnpfn Sect. Tliaranüt, S. 76, nmi ErUinterntnrPn Sect. Freibortr, S. 47.
*•) Vergl. Zahalka; lieber die stratiirraplii.icbe Hedeutimgderliisi lüUerllebergangs-
»chii bteii. Jalirb. d. K. K. tieol. Iteicbsaiist. IH'.to, S, !K).
««
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48
In den übrigen Verbreitungsgebieten der sächsischen Kreide ist das
Cenoman niclit in der Vollständigkeit aufgeschlossen, wie in dem bisher
behandelten Gelände. Immerhin sind aber genügend Anzeichen dafür
vorhanden, dass die Zweitheilung durchführbar ist. Im Tunnel von
Oberau füllt ein der Carinaten- Stufe angehöriger Grünsandstein die
Klüfte und Aussackungen des Gneisses aus. Er wird von Pläner über-
lagert, in dem Geinitz unter anderem Inoceramus striatus Mant. und
Äctinocamax pleniis lilainv. fand, welche beide im K. Mineralogisch -
geologischen Museum zu Dresden aufbewahrt werden. Diese Funde be-
weisen, dass die untersten Plänerschichten des Tunnels noch zur Carinaten-
Stufe gehören und nur die oberen Complexe, in denen Sicgert*)
JwocerawiMS laifnfMS Schloth. nachwies, zur Labiatus- Stufe zu stellen sind.
Es ist somit auch hier das Cenoman in zwei Horizonten entwickelt, einem
unteren, der aus dem Grünsandstein gebildet wird, und einem oberen,
der aus dem Carinaten -Pläner besteht.
Im Gebiete der Sächsischen Schweiz ist die Zweitheilung des Cenomans
bei Eiland und Tyssa nachweisbar. Das Profil 1 S. 33 zeigt, dass
zwischen dem Carinaten -Quader und dem Labiatus -Quader bei Eiland
ein Plänersandstein vorhanden ist. Auch bei lieitza und Tyssa wies
Schalch**) an mehreren Stellen im Hangenden des Carinaten -Quaders
und im Liegenden des Labiatus -Quaders diesen feinkörnigen, mürben,
stellenweise glaukonitischen, stellenweise porösen und glaukonitfreien
Sandstein nach und fand in ihm Micrahaciu coronida Goldf. und
Tercbratula phaseolina Lam. Aber auch die für diesen Horizont höchst
charakteristische Z/fma cenomanensis d’Orb. ist, wie an einem von Schal ch
geschlagenen und in Leipzig aufbewahrten Handstück dieses Plänersand-
steins zu erkennen ist, vorhanden.
Ist somit die weite und allgemeine Verbreitung der beiden Abtheilungen
der Carinaten-Stufe, als der unteren des Carinaten-Quaders und der oberen
des Carinaten-Pläners beziehentlich seines aequivalenten Faciesgebildes,
des Pläuersandsteins, nachgewiesen, so erübrigt es noch hervorzuheben,
auf welche Weise sich beide Horizonte faunistisch unterscheiden. Zwischen
der Fauna des Quaders und der des Pläners besteht allerdings eine be-
deutende Verschiedenheit, doch ist einleuchtend, dass diese zum gi'ossen
Theil auf der veränderten petrographischen Facies des letzteren beruht.
Zwischen dem Quader und dem Plänersandstciu ist dieser Unterschied
naturgemäss weit geringer. Immerhin sind beide Schichten durch etliche
Fossilien gekennzeichnet, von denen einige sicherlich keine Beziehung zur
Facies haben und darum als Unterscheiduugsmittel werthvoll sind. Zu
diesen letzteren gehört vor Allem AcHnocamax plenus Blainv., der als dem
Nekton angchörig, auch in einer Quaderfacies Vorkommen könnte und,
wie Funde von Belemniten in anderen Gegenden und anderen Formationen
beweisen, auch vorkommt. Trotzdem fehlt er im Carinaten-Quader, also
in der älteren Abtheiliing der Carinaten-Stufe durchaus, während er in der
jüngeren Abtheilung derselben wiederholt, und zwar nicht nur im Pläner
von Plauen, Ocknrwitz **♦), Oberau und Dohna, sondern auch im Pläner-
*) Erläntomngen Sect. Eütz.’rfinntirnda, .“J. 37.
**) Krläiileriingi-n .Sect. Koseiitlml, S. 13 iiml 1.').
***) Nc.<isig, 1. c. ,S. 159.
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49
Sandstein von Goppeln*) gefunden wurde. Ebenso ist Cidaris Sorigneti
nur aus der oberen Däner- und Plänersandstein -Zone des Cenomans be-
kannt und hierin weit verbreitet. Dasselbe gilt für Lhna cenomanmsis
d’Orb. und Micrabacia coronula Goldf., die beide noch nicht mit Sicher-
heit im Carinaten-Quader nachgewiesen wurden. Ferner begegnet man
Pecten metnbranaceus Nilss. und Vola notahilis Münst. gerade in der
jüngeren Zone des Cenomans sehr häufig, im Carinaten-Quader da-
gegen recht selten. Dieser letztere führt jedoch im Gegensatz zur
Stufe des Carinaten- Pläners und Plänersandsteins Ptcrocera incerta
d’Orb., Vola aequkostata Sow., Pecten asper Lam. und Pyyurus Lampas
de la Beche.
Wir bezeichnen demnach den älteren Coinplex der Carinaten-Stufo,
also den Carinaten-Quader, als Zone mit Pecten asper und Vola
aequicostata, den jüngeren dagegen, also den Carinaten- Pläner und
Plänersandstein, als Zone mit Actinocamax plenus und Cidaris
Soriyneti. Eine genaue Vergleichung und Parallelisirung des sächsischen
Cenomans mit den drei ceuomaneu Zonen, die Schlüter in Norddeutsch-
land unterscheidet, ist ebensowenig wie in anderen Gebieten der „her-
cynischen Kreidebucht“ (Gümbel) möglich, da die für diese drei Zonen
charakteristischen Fossilien, nämlich Ammonites lihotomagensis Brng.,
Aviada grgphaeoides Sow., Ilemiaster Griepenkerli Stromb., Holaster
mliglobosus Leske und andere der Kreide Sachsens vollständig fremd sind.
Catopggus carinatus Goldf. dagegen wurde bisher nur bei Tyssa und zwar
im Carinaten-Quader und Ammoiiites varians Sow. erst einmal bei Meissen
gefunden**), ohne dass es sicher bekannt wäre, welchem speciellen Hori-
zont des Cenomans er entstammt. Dahingegen ist das Vorkommen von
Actinocamax plenus Blainv. ausschliesslich in der jüngeren cenomanen
Zone Sachsens für die Gliederung des Cenomans von grösster Bedeutung,
denn dieses Leitfossil wurde noch nirgends tiefer als in den jüngsten
cenomanen Complexen gefunden. Wird doch die nach ihm benannte
Zone von manchen Geologen (Hebert***) und Schlüterf) bereits als
unterstes Turon aufgefasst. In der That beobachtet man in dieser Zone
überall, wo sie abtrennbar ist, eine eigenthümliche .Mischung cenomaner
und turoner Arten. So enthält sie in Frankreich Inoceramus labiatus
Schloth. und Terebratula semiglobosa Sow., in Nieder -Schlesien ff)
RhgnchoneUa Mantelliana Sow. und plicatilis Sow. Auch in Sachsen
zeigt der Actinocamax plenus Blainv. führende Horizont gewisse Auklänge
an das Turon, indem in ihm einige turone Arten auftreten, was nament-
lich von Pinna cretacea Schloth., Mutiella liingmertnsis Mant., Lima
cenomanensis d'Orb. und Natica Oetüii Sow. gilt. In Frankreich wurde
die Zone des Actinocamax plenus durch Hebert fff) als solche erkannt
und durch Barroisf*) in den Departements Marne, Ardennes und Aisue
nachgewiesen. Später wurde dieselbe auch in Aube, Normandie, Cham-
•) Geinitz: Charakteristik, .S. 42 und liH.
**j (ieinitz: Sitzungsberichte der Isis 1877, S. 17.
♦•*) Bull, de la Soc. Ofnlug. de France, 3. .Ser., Bd. 16, S. 485.
f ) Zeit. d. d. geolog. Oes. 1879, Bd. 28, S. 469.
ff) Williger; Uie Löwenberger Kreidemulde. Jahrb. der I’reuss. geolog. I.andes-
anstalt 1881, S. 69.
Comptes renilus hebd., 25. Juni 1866.
t*) l.a Zone ä lielemnites plenus. Ami. soc. g4id du Nord. Lille 187.5. p. 14ti
(ioogle
50
pagnc, Ilaiiiout und liouloiiais erkannt*), bis sie Coquand**) als etage
carentonien noch weiter verfolgte und ihre Aequivalente auch im Süden
Frankreichs constatirtc. Von den 64 Arten, die Barrois aus seiner
rienus-Zone namhaft macht, kommen folgende 22 auch im obersten, von
uns als Zone mit Actinocamax plenus und Cidaris Soriyncti angesprocheneii
Cenoman Sachsens vor:
Pti/chodiis mammillaris Ag.
Actinocamax plenus Blainv.
Inoceramus striatus Mant.
Vota qiiiuquecostata Sow.
Pvden curvatiis Gein.
— memhranaccus Nilss.
— laminosus Mant.
— (raüie^inei d’ürh.
— elongatus Lam.
Spondijlus stii'alus Goldf.
Exoggra haliotoidea Sow.
— sigmoidea Ueiiss.
— luteralis Nilss.
Serjiula annidata Sow.
— amphisbnena Goldf.
Mugas Oeinitzi Schliinh.
TcrehraluUna striata Schhith.
Jilignclionelta Mnnteltiami Sow.
— grasiana d'Orh.
Cidaris vesicutosa Goldf.
Epiaster distinctus Ag.
Micrahacia coronula Goldf.
Nach Barrois***) sind sechs .\rten für die Zone des Actinocamax
plenus höchst charakteristisch, von ihnen führt der entsprechende Hori-
zont t^achsens Actinocamax plenus Blainv. und Magns Oeinitzi Schlönh.,
die übrigen vier {Ostrea Xatimanni Keuss, Plicatula nodosa Duj., 71re-
bratulina rigida Sow. und Vermicularia umbonata Sow.) stellen sich, so-
weit sie in Sachsen überhaupt bekannt sind, erst in weit jüngeren Schichten
ein. Coquand f) nennt ausser den von Barrois angeführten noch
19 weitere Arten aus der Blenus-Zone; von ihnen sind im cenomaneu
l’läner und riänersandstein, also dem wabrseheiulichen Aequi valent der
genannten Zone, folgende sieben vorhanden:
Ammunites Mantelli Sow.
Cgprina quadrata d'Orb.
Exoggra columba Lam.
Alectrgonia carinata l.am.
Rbgnchonelta compressa Lam.
Cidaris Oorigneti Des.
Discoidea subuculus Lam.
*) De Lapimreiil: Traite de geologio. p 1156, 11.5H, 1162 und 116.3.
**) Evistence de l eingc carentoiiien. Uull. sec. geel. de Franee 111, 8, 187U «0,
p. 311.
**•) I. c. p. 187.
I) 1. c. p. 315.
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61
Die Uebereinstinimung beider Faunen ist demnach beträchtlich, und
es kann daher kaum zu bezweifeln sein, dass der Pläner und
Plänersandstein der Stufe der Alectrijonia carhiata in Sachsen
mit der Zone des Actinocamax plenus Frankreichs zu paral-
lelisiren und somit aus dem Gesammtcomplcxe der Carinateu-
stufe als Zone mit Actinocamax plenus und Cidaris Sorigneti
abzuscheiden ist. Dass diese letztere aber noch dem Cenoman, nicht
aber dem Turon zugehört, geht daraus hervor, dass sie die charakteristi-
schen Leitfossilien des sächsischen Cenomans, nämlich Ammonites Man-
telli Sow., Nautilus elegans Sow., Peden acumiuatus (iein., Vola phascola
Lam., Inocernmus sfrialus Mant., Alectrgonia carinata Lam. und andere
mit dem darunter lagernden Quader gemeinsam führt. Auch Barrois
und Coquand rechnen die Zone ä Belemnitcs plenus noch dem Ceno-
man zu.
Nach Obigem erhalten wir folgende
Tabellarische TJebersiebt über die Stufe der Ostroa carinata
Sachsens.
Sandsteinfacies.
Plänerfacies.
Klippenfacies.
c5
cö
00
"ut
es
Typus Sächsische
Schweiz.
Typus Dohna.
Ty]ins Kahlebuseh.
cf. S 63 u. f.
c
O
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ü
'O
Plänersanilstciii
IMilner
M erg ei, Kalke,
s
von Tvssa, Eiliiml,
von Dolma, I’lanen.
M nschelbreccicn
es
o
Zwirtsclikau, (iol-
l.eutewitz, mit Acti-
vom Kahlehnsch,
s
^ o
(lenp Hübe, Cunners-
nocartia.r plenus,
(lamighühel, Hoher
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ei tß
(iorf uud Tlmrandf,
Pecten membrana-
Stein, 1’l.anen, mit
s ‘g
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mit JcHiwcnmax
ceus, Vola notabilis.
Actinocamaj- ple-
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pienug, Linui ceno-
Ofitrea carinatn.
nus, Oaslropoden,
0)
mmiensig, Pecten
Inoceranius stria-
Pecten, Modiola,
membranaceuH^
tu8f Cidaris Sorig^
zahlrciciiCMi Ausfgrn
3
Vo/a notabilig, lno~
ncti.
und Ihacliiopoden,
a
ceramus striatus.
Cidaris ISorigneti
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0)
Ciilaris Sorigneti,
und vesiculosa.
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Micrabacin coro-
Stockkorallen und
nula.
Spongien,
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Ouadersandstein
von lianncwitz. Co-
Sandstein der
Hl
schütz, im Unlergrnndc Dresdens, Weissig,
Dohna, Malter, Tjssa, mit Alectrgonia
Klippenfacies von
larekwilz u. Oberau,
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carinata, Vota aequieostata und phascola,
mit Austern, einigen
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S fc.
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Pcctcn ngpcTf yautilus eiegans.
Gastrojyoden und
Cidaris vesiculosa.
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52
S. Vergleioh der Fauna des Carinaten -Pläners mit derjenigen des
Flänersandsteins.
Wir hatten Eingangs am Quader und Pläner der Labiatus-Stufe Be-
obachtungen darüber angestellt, ob die petrographische Facies mit gewissen
Unterschieden der von ihr beherbergten Fauna Hand in Hand gehe. Während
die Labiatus-Stufe zur Prüfung dieser Frage sehr geeignet war, weil in ihr
die beiden schroffen Gegensätze, Quadcrsaudstcin und Pläner, repräsentirt
sind, gilt dies nicht in gleichem Maasse von der Plenus-Zone. Der Carinaten-
Pläner weist zwar einen Wechsel in der Facies auf, indem er in Pläner-
sandstein übergeht, doch stehen sich beide nicht so direct gegenüber, wie
Pläner und Quader. Der Plänersandstein ist, was schon der Xaine aus-
drückt, dem Pläner viel verwandter, als der Quader dem Pläner, er stand
ihm früher noch näher, als es uns heute erscheint, denn er war kalkig
und hat seinen Kalkgehalt erst nachträglich verloren. Es ist einleuchtend,
dass in F'olge dessen kein bedeutender Unterschied in den Faunen beider
Sedimente zu erwarten ist.
Zwar kennt man aus dem Carinaten -Pläner eine beträchtliche Zahl
von Fossilien, doch wurden diese meist in einer ganz eigenthümlichen,
sofort zu behandelnden F’.acies, der Klippenfacies, gefunden, und dürfen
deshalb nicht zum Vergleiche herangezogen werden. In der eigentlichen,
in continuirlicher und schwebender Lage zur Ablagerung gelangten Pläner-
facies sind bis jetzt wenig organische Reste gefunden worden, von denen
nach Beck, Deichmüller, Geinitz und Nessig nur folgende anzu-
führen sind.
Actinocamax i>lenus Blainv. s.
Ammoniten Manteüi Sow. s.
— Xejdiini Gein. ss.
Hustellitria l^iikhisoni Mant. ss.
Tiirritella sp. ss.
Area Gulliennei d’Orb. ss.
Inoceramun striatus Mant. h.
Avicnla glahra Rss. ss.
Lima pseudocardium Rss. ss.
Vota notahilis .Münst. s.
Pecten membranaccun Xilss. s.
— curvatus Gein. ss.
— elongatus Lam. 8.
Spondghts truncatm Lam. ss.
Exoggra lateralin Xilss. s.
Alectrgonia carinata Lam. s.
Terebratula pliaseolhia Lam. h.
— capillata d’Arch. ss.
Terebrutidina striaUda Wahlbg. s.
Ehgnrhonella comprensa Lam. s.
Cidarin vesiculona Goldf. ss.
— Sorigneti Dosr. 8.
Segphia inopleara Rss. ss.
Serpida septvmsidcata Reich. s.
Vergleicht man mit dieser Fauna diejenige, die S. 42, 44 und 47 aus
dem, dem Carinaten-Pläner aequivalenten Plänersandstein angeführt wurde.
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53
so fällt wieder die vcrliältnissmässig grössere Zahl von Lamellibranchiaten
in den sandigen Schichten auf. Vor Allem ist Inoceramus striatm Mant
im Plänersandstein viel häufiger anzutreffen als ira Pläner. Auch ^vurde
Pinna wiederholt im Plänersandstein, aber noch nicht im Pläner gefunden.
Nur aus letzterem sind, wenn auch als Seltenheit, üastropoden bekannt,
Von den Terebrateln lieferte zwar der Pläner mehrere Arten , doch ist
auffälligerweise Terebrahda phaseolina Lam. im Sandstein häufiger, wo-
bei aber in Betracht zu ziehen ist, dass hier ein nachträglich entkalkter
Plänersandstein, aber kein eigenllicher Quadersandstein vorliegt.
Wir kommen demnach zu dem Resultat, dass sich zwar
zwischen dem Pläner und dem Plänersandstein der Pläner-
stufe gewisse, der verschiedenen petrographischen Facies ent-
sprechende faunistische Unterschiede geltend machen, die
denjenigen, die zwischen Lahiatus-Pläner und -tjuader be-
stehen, analog sind, dass sie aber noch unbedeutender sind,
als diejenigen zwischen diesen letzteren beiden petrographisch
viel schrofferen Gegensätzen.
III. Die Klippenfacies des Cenoniuns.
1. Wesen und Charakteristik der Klippenfacies.
Ueher die Verfolgung der Südwestküste des sich von Böhmen aus
nach N und NW erstreckenden ohercretaceischen Meeres genaue Angaben
zu machen, ist namentlich aus zwei Gründen sehr erschwert. Erstens
vollzog sich nach Ablagerung der oberen Kreide und zwar voraussichtlich
in der Mitte der Tertiärperiode die gewaltige Dislocation, aus der der
böhmische Steilabsturz des Erzgebirges hervorgegangen ist, durch welche
grossartige Verwerfung der Zusammenhang der nordböhmischen Kreide-
ablagerungen mit denjenigen der Hochfläche des heutigen F’.rzgehirges und
seines N'ordabhanges aufgehoben worden ist. Zweitens vernichteten seit
der Ablagerung und Trockenlegung der am weitesten auf das Erzgebirge
vorgeschobenen cenomanen Urednerien-Stufe und Carinaten-Quaders bis in
die Diluvialzeit hinein intensive Denudationen weite Flächen dieses Com-
ple.xes und liessen nur local minimale Lappen als Residua derselben zurück.
Ein solches Beispiel ist der auf dem Rücken des Erzgebirges gelegene
Schönwalder Spitzberg, auf dem sich unter dem Schutze einer Basaltkuppe
der Carinaten- Quader erhalten hat, und der mit einem zweiten jenseits
der Karamhöhe bei Jungferndorf gelegenen Vorkommniss desselben Quaders
die einzigen Lappen auf einer Fläche von über 100 (jkm vorstellt. Ein
anderes weit vorgeschobenes Kreiderelict sind die Kiese von Langen-
hennersdorf hei Freiherg, die 10 km von dem nächsten Kreidecomplex,
dem des Tharandter Waldes, entfernt liegen. Auch dieser letztere zeichnet
sich durch grosse Zerrissenheit aus und ist noch ziemlich isolirt, da
seine Flntfemung vom zusammenhängenden Kreidegebiet im Minimum 4 km
beträgt. Gleichfalls ganz vereinzelte Lappen von cenomanem Quader be-
finden sich mindestens 5 km von der (irenze des geschlossenen Kreide-
areals entfernt zwischen Rabenau und Reinhardtsgrimma.
Wenn auch in Folge dieser vollständigen Zerstückelung und theilweisen
Vernichtung jener Sedimente ohne weiteres keine südwestliche Uferlinie
des cenomanen Meeres zu ziehen ist, so ergieht sich doch aus den fol-
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genden Beobachtuugen , dass alle diese Ablagoningen sieb ganz in der
Nähe des Strandes vollzogen haben müssen, wonacb dieselben wenigstens
eine ungefähre Reconstruction der alten Küste gestatten.
(ierade am Südrande der heutigen Kreideresidua ist die litorale
Crednerien- Stufe nicht nur am häutigsten, sondern auch am besten ent-
wickelt, so bei Niederschöna, Grüllenburg, I’aulsdorf, im Wilischbachthal,
im Uahrethal, bei Langenhennersdorf und bei Tyssa. Innerhalb des ge-
schlossenen Kreidegebietes dagegen ist dieselbe nur bei Leuteritz und
Dohna vorhanden. Der Reichthum dieses Coinplexes an wohlerhaltenen
Resten der Blätter und Früchte von Laubhölzern weist demselben auf das
Bestimmteste die Uferzone als Ablagerungsgebiet zu. Ferner nehmen an
diesem, der voraussichtlichen Küste des cenomanen Meeres entsprechenden
Südrande der Kreiderelicte Conglomerate ausserordentlich weite Verbreitung
an, sie bilden nicht allein die Basis der cenomanen Schichten, sondern
iinden sich auch in diese eingeschaltet. Ihre (leschiebe erreichen Faust-
grösse und bestehen meist aus Quarzit, oft auch aus silurischem Kiesel-
schiefer, SchloUwitzer Amethyst, (^uarzporphyr und Gneissen, welche
sämmtlich der erzgel)irgischcn HochUiiehe entstammen und im Beginn der
Cenomanzeit von dort aus der nahen Küste zugefübrt wurden. Das häuäge
Auftreten von discordauter l’arallelstriictur in den Sandsteinen des Süd-
randes, besonders schön am (.iötzenbüsebgen*) unweit Rabenau und bei
Niederschöna**), sowie das \'orkommen von wohlerbaltenen in ilie marinen
Sandsteine der Carinaten-Stufe eingeschwemmten l’flanzenresten, z. B. bei
Malter und Welschhufe veranschaulichen ebenfalls die Nähe der Küste.
So lässt sich denn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen,
dass die südwestliche Grenzlinie der cenomanen Ablagerungen auf der
llocliHäclie des jetzigen Erzgebirges von etwa der Nollendorfer Gegend
in nordwestlicher Richtung südlich von Dipimldiswalde vorüber, und von
hier aus in mehr westliclier Richtung auf Freiberg zu verlaufen sei. Von
dieser freilich nur ganz im Allgemeinen reconstruirbaren Küstenlinie aus
erstreckte sich das Huche cenomane Meer nach Nord und Nordost. In der
Nachbarschaft jener Küste kam zunächst, voraussichtlich als Deltabildung,
der Complex der Crednerien-Stufe zur Ablagerung, üeber diesem folgt,
wie gezeigt wurde, in weiter und allgemeiner Verbreitung der cenomane
tjuader. Durch beide Complcxe erfolgte eine Flanirung des Meeresbodens,
soweit dessen Erhebungen keine beträchtlichen Maasse erreichten. Höher
vom Boden aiifragende Rücken und Kui)pen des felsigen Meeresgrundes
blieben von diesen ältesten Cenoman -Ablagerungen unbedeckt, da auf
ihren Gipfeln die lockeren Sande meist keinen Halt fanden. In Folge dessen
durchragen erstere den altcenonianen Com]dex meist vollständig, in zwei
Fällen, bei Lockwitz und bei Oberau jedoch nur zum grössten Theil,
so dass sich dessen hängendste Schichten über diese Emporragung hinweg
erstrecken.
Anders gestalteten sich die Verhältnisse in der nun folgenden oberen
Stufe des Cenoman, nämlich im Carinaten- l’läner und l’länersandstein.
Nicht nur auf den erst kürzlich zur Ablagerung gelangten QuaderHäcben,
sondern auch auf den noch von Sedimv'nten freien Emporragungen breiteten
sieb die kalkig-tbonigen Massen des l'läners aus. In Folge -der durch
*) Beck, Krlänterungen Sect. Tharandt, S.
**J Erläuterungen Sect. Freiljtrg, S. .ä5.
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diese felsigen Pirhebungen bedingten örtlichen Verhältnisse kommt inner-
halb der jüngeren cenomanen Stufe eine Localfacies zur Ausbildung, welche
an die Gehänge und Gipfel dieser submarinen Erhebungen gebunden ist
Sie ist es, welche wir mit Beck*) als „Klippenfacies“ bezeichnen. Ihre
Eigenart giebt sich in folgenden Merkmalen kund;
1. In ihren Niveauverhältnissen, indem die hierher gehörigen
Sedimente in einem höheren Niveau zur Ablagerung gelangt sind, als die
rings um diese Klippen verbreiteten, aequivalenten jungcenomanen Schichten.
2. In der Lagerungsform und den Verbandsverhältnissen,
indem die Sedimente der Klippenfacies verschiedentlich gestaltete, zum
Theil tief eingreifende Unebenheiten der Auflagerungsfläche, als Kessel,
sack- oder spaltenartige Vertiefungen und Taschen ausfüllen. Wie charak-
teristisch gerade diese durch die Unregelmässigkeit des Untergrundes be-
dingte Lagerungsform für die Klippenfacies ist, erhellt durch die That-
sache, dass in der übrigen allgemeinen Verbreitung der cenomanen Schichten
eine höchst gleichmässige und continuirliche, durchaus schwebende Lagerung
herrscht. Eine solche ist zu beohachten z. B. an der Auflagerungsfläche
des Carinaten-tiuaders auf das Rothliegende bei Cunnersdorf unweit Üresden,
ferner an derjenigen auf Granit von z. B. Dohna, Zwirtschkau bei l’irna
und Niedergrund, endlich auf den im Contact mit Granit in Hornfelse
umgcwandelten Grauwacken bei Kauscha unweit Dresden.
3. In ihrer petrographischen Ausbildung, indem die Klippen-
sedimente kleinere oder grössere (ierölle des Untergrundes in beträcht-
licher Zahl in sich aufnehmen. Diese erreichen zuweilen einen Durch-
messer von 1 ni und stellen dann gewaltige Rollhlöcke \'or, die fast stets
wohl gerundet sind und augenscheinlich ihre Losreissung und Abrundung
dem Wogenschwall der einstigen Untiefe verdanken. Ausserdem beobachtet
man, dass der Pläner, der den Klippen auflagert, meist Glaukonit in
Gestalt grösserer Flecken und Flatschen führt und dass glaukonitische
Substanz auch einen Theil der Petrefacten, sogar gewisse Gerölle überzieht.
4. In der Fauna, indem die Ablagerungen der Klippenfacies durch
das Ueberwiegen von mit Haftapparaten ausgestatteten und dem Unter-
gründe aufwachsenden Thierfornien, insbesondere massenhaften Austern
und Spongien, sowie zahlreichen stockbildenden Korallen charakterisirt sind.
Ganz analog gestalten sich die Verhältnisse im Carinaten- Quader,
dort, wo derselbe wie an den beiden bereits genannten Stellen, nämlich
bei Lockwitz und bei Oberau, ebenfalls auf die Oberfläche der dortigen
submarinen Erhebungen übergreift.
Derartige cenomane Sedimente vom Charakter der geschilderten Klippen-
facies sind auf folgenden Emporragungen des Litorals bekannt:
auf dem Syenitrücken, welcher sich der cenomanen Küsten-
linie in nordöstlicher Richtung vorlagert und jetzt von dem tiefen
Erosionsthal der Weisseritz durclujuert wird und zwar bei Plauen,
auf den Emporragungen des sich weiter südöstlich an-
schliessenden Granitmassivs am Gamighübel, hei Kauscha und
bei Lockwitz,
auf der Porphyrkuppe des Kahlebusches bei Dohna,
auf dem Granit von Zscheila bei Meissen,
auf dem Gneiss hoi Oberau.
■) Erläuterungen Sect. Pirna, S. 55.
56
Die Verbältnisse, wie sie sich der Beobachtung auf diesen Vor-
kommnissen der Klippcnfacics bieten, sollen im Folgenden ausführlich
dargelegt werden.
2. Besohreibung der Klippen faoies.
a) Die Klippenfacies auf dem Syenitrücken bei Plauen.
Das Meissener Syenitmassiv erstreckt sich von Meissen in südöstlicher,
also Lausitzer Richtung, südwestlich von Dresden vorüber, und bildet hier
einen Rücken, der sich zwischen der Elbthalwanne und dom rothliegenden
Döhlener Becken erhebt und der von der Weisseritz in einem tiefen Thal,
dem Plauenschen (irund, durchschnitten wird. Nördlich und südlich vom
Syenit verbreiten sich, wie es das S. 46 initgetheilte schematische Profil
Fig. 3 veranschaulicht, die Schichten des Rothliegenden. Diese werden
vom Carinaten- Quader überlagert, welcher bis an den Syenit herantritl
und auch noch eine Strecke weit auf dessen Böschung übergreift, üeber
diesen Quader und die von letzterem unbedeckt gebliebene Gipfelzoiie von
Syenit lagert sich der Carinaten-Pläner, wobei er, als Klippenfacies
ausgebildet, die Unregelmässigkeiten der Syenitoberfläche ausfüllt, und
mannigfach in Taschen und Klüfte desselben eingreift, Verhältnisse, die
an den Gehängen des Weisseritzthales wiederholt aufgeschlossen und zu
beobachten sind.
Eine deutliche Vorstellung von diesen Lagerungsverhältnissen ergeben
die Aufschlüsse an der Nordostböschung des Syenitrückens. Bei Rossthal
wird der Carinaten-Pläner von einer kleinen Syenitkuppe durchragt, während
der Aufschluss bei Döltzschen in nur 600 m südöstlicher Entfernung zeigt,
dass hier der Syenit ca. 25 m tiefer liegt und zunächst vom Carinaten-
Quader, dann von Conglomerat und endlich vom Carinaten-Pläner über-
htgert wird, die sich demnach sämmtlich bis auf den letzteren in der
Richtung nach der Rossthalcr Kuppe zu an den Böschungen des Syenits
auskeilen. Die gleichen Verhältnisse wiederholen sich von Döltzschen aus
Fig. 4.
(V'iltucbeo. BegerburR. IMauenirbcr Grund.
PC
mc ~
Diirchragung der unteren cenomanen Schichten durch den Syenitrücken
des Plauenschen Grundes. Nur die hängendsten Schichten des üarinaten-
Pläners greifen als Klippenfacies entwickelt Uber den Syenit weg.
S = Syenit, (je = Carina ten- Quader, kc = Conglomerat, mc = Mergel, pc — Cari-
uatcu-Pläuer.
in nordöstlicher Richtung an den Gehängen des sich hier sanft erhebenden
Syenits des Plauenschen Grundes. Während, wie oben gezeigt, das Cenoman
bei Döltzschen noch vollständig entwickelt ist, greift nur sein oberster
Complex auf den Syenitrücken hinauf, und bedeckt ihn, als Klippenfacies
ausgebildet, contiuuirlich, sodass an den beiderseitigen Steilrändern des
Plauenschen Grundes unterhalb der Brauerei zum Felsenkeller nur die
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vcrhältnissmiissig schwache Hülle des obersten Cenoman angeschnitten
ist, die in der liegend des Hohen Steins in voller Mannigfaltigkeit ihrer
charakteristischen Merkmale an verschiedenen Tunkten aufgeschlossen ist,
LagerungsverhiUtnisse, die das Profil 4 veranschaulichen soll. Noch weiter
nach Dresden zu beginnt die Syenitoberllächc sich wieder zu senken, in
Folge dessen nimmt das oberste Cenoman, also der Carinaten - Pläner, in
gleichem Schritte fin Mächtigkeit zu, nahe an der Bienertstrasse in Plauen
wurde er, den Syenit noch direct überlagernd, erbohrt, und erst beim
Plauenschen Lagerkeller stellen sich zwischen diesem letzteren und dem
Carinaten-Pläner Vertreter des Carinaten-Quaders ein.
Aus diesem von uns hiermit verfolgten Profile leuchtet die Thatsache
klar ein, dass auf die Erhebung des sycnitischen Untergrundes nur der
oberste cenomane Complex, rings um diesen Syenitrücken aber und an
seinem Abfalle das gesammte Cenoman in seiner normalen Entwickelung
ausgebildet ist. Dass aber diese schwache Cenomanbedeckung des Syenit-
rückens den Habitus einer typischen Klippenfacies besitzt, ergiebt sich
aus den folgenden an den dortigen Aufschlüssen gemachten Beobach-
tungen.
Den schönsten Einblick in die der Klippenfacies des Syenitrückens
eigenthümlichen Gebilde bot ein Steinbruch, der am Eingang in den
Plauenschen Grund dicht hinter der Gasanstalt gelegen ist und dessen
prächtige Profile jetzt leider verschüttet werden. Die Figur 5 vcranschau-
Fig. 5.
Auflagerung des Carinaten-l’läners der Klippenfacies auf den Syenit
ini Steinbruch hinter der Plauenschen Gasanstalt
S = Syenit, p c = Carinaten-Pläner.
licht einen Theil der felsig zerrissenen und zerspaltenen Oberfläche des
Syenits. Man gewahrt in diesem verschiedene tiefe und enge Spalten,
von denen eine bei einer Breite von 10 — 16 cm nicht weniger als H m
tief in den harten, kaum zersetzten Syenitfels hineinreicht. Ausserdem
weist die Oberfläche noch etliche sackartige oder ganz unregelmässig ge-
staltete Vertiefungen auf, die mit grobem Geröll erfüllt sind. Zahlreiche
ganz feine Spältchen , die nicht immer auf der Skizze dargestellt werden
konnten, durchsetzen den Syenit am Boden dieser Ausbuchtungen. Daneben
erheben sich steilwandige, durch die Wogen abgerundete Buckel und
Kämme bis zu mehreren Metern Höhe. Alle diese Erscheinungen ver-
einigen sich zum Bilde eines rauhen uiul wilden Klippenuntergrundes
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des cenomanen Meeres. Vervollständigt wird dasselbe durch die An-
häufung zum Theil gewaltiger, dann über 1 m grosser Uollblöcke des
Syenits, welche sich namentlich in den Vertiefungen zwischen den Einzel-
klippen concentriren und jetzt ein ausserordentlich grobes, local Riesen-
Conglomerat repräsentiren. Ausser diesen Syenitgeröllen fanden sich ganz
vereinzelt kleine, ebenfalls gut gerundete Geschiebe von anderen Gesteinen,
die zum Theil einen weiteren Transport durchgemacht haben, z. B. horn-
steinartige aus dem Uothliegenden stammende Gerölle, Kieselschiefer und
glaukonitiscber Pläner von derselben Beschaffenheit;' wie er hie und da
in diesem Bruche ansteht. Alle diese letzteren waren im Gegensatz zu
den Syenitgeschieben von einer glaukonitischen Hülle umgehen. Der
diesen Klippen auflagernde Pläner weist grosse 1—2 cm messende Fiat-
scheu von Glaukonit auf und enthält ausserdem stellenweise zahlreiche
kleine Glaukonitkörner, sowie einzelne Schwefelkiespartikelchen einge-
sprengt. Unter dem Mikroskop erw'eist er sich vorwiegend aus Calcit
und Quarz, ausserdem spärlich aus Biotit, Pyrit und Glaukonit zusammen-
gesetzt, neben dem man noch einzelne Foraminiferen gewahrt.
Der Pläner ist, soweit er die Unregelmässigkeiten des Syenits erfüllt,
und soweit er als Conglomerat entwickelt ist, ungescliichtet, nach oben
zu sondert er sich in einzelne Bänke, die sich ungefähr der Configuration
des Syenitbodens anschmiegen, deren welliger Verlauf sich aber nach oben
beständig verflacht und ausgleicht.
Namentlich als Ausfüllung der Klüfte und Kessel des Syenits enthält
der Pläner viele organische Ueberreste und so hat dieser Ort eine reich-
h.altige und für die Klippenfacies höchst charakteristische Fauna geliefert,
die um so besser bekannt ist, als hier ein weit grösseres Stück des alten
Meeresbodens abgedeckt und durchforscht worden ist, als es hei allen
anderen Fundorten innerhalb der Klippenfacies der ^äll war. Unter
Benutzung der sehr umfangreichen, uns in dankenswerther Weise zur
Bestimmung überlassenen Sammlung des Herrn Ingenieur Pohle, Dresden,
können wir folgendes Verzeichniss der hier vorgekommenen Fossilien
gehen:
Dimorphastraca parallela Reuss sp. hh.
iMÜmaeamlra Fromenteh Bölsche. h.
Thamnustrava conferta M. Edw. s.
Cidaris vesiculom Goldf. ss.
lilnjyidionella compressa Lam. hh.
Tcrehmtula hiplicaia Sow. h.
— phaseoUnn Lam. h.
Odrea hippopodium Nilss. hh.
AI(‘ctri/onia carinata Lam. ss.
— diluviana L. s.
E.rogifra lateraUs Nilss. hh.
— sigmoidea Reuss. h.
— haliotoidea Sow. hh.
Spondglits striutiis Sow. sp. hh.
l'ectv.n lilwtomagensif! d'tirh. s.
— clongatm Lam. h.
— muminaius Gein. ss.
Vola dit/ilalis Röm. ss.
Modioht Cottae Röni. hh.
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Modiola cariUtoidcs Gein. s.
— arcacea Gein. s.
— irregulnris Gein. ss.
Eriphi/la striata Sow. sp. ss.
cf. Protocardium hillanum Sow. sp. ss.
Area Galliennei d’Orb. s.
— gtabra l’ark. sp. 8.
Mutivlla Ringmn-ensis Mnnt. ss.
Cgprina quadrata d Orb. ss.
— trapezoides Riim. ss.
Cardium cenomanense d’ürb. s.
— alternans Ucuss. s.
Psammolna Zitteliana Gein. h.
cf TurriMla granidata (iein. ss.
Plenrolomaria plauensis Gein. s.
— Gfinitzi d'Orb. ss.
— sp. SS.
Natiea pungens Sow. sp. ss.
Neritopsis costidata A. Köln. ss.
— nodosa (iein. ss.
Stidz7icria cepacea (iein. ss.
Trochus Bimeli d’Arch. ss.
Turbo Geslini d’Arcli. s.
Euchrgsalis Luuheana Gein. ss.
Vhemnitzia Reussiana (iein. ss.
Actinocamaa: plenus Blainv. s.
Gjgrhina angiistidem Keuss. ss.
Ausser den drei erstgenannten Stockkorallen kommt hier nach Nessig*)
noch eine weitere, nämlich PsunmtoheUa granidata Ilölsche vor.
Auf die Eigenthiimlichkeiten dieser Klippenfauna wird später ein-
gegangen werden, hier soll nur auf die Häufigkeit der Austern, Brachio-
poden und der Korallen, sowie darauf hingewiesen werden, dass fast
alle Arten mit Haftapparaten ausgestattel oder dem Untergründe auf-
gewachsen sind.
Während sich bei den meisten Petrefacten die kalkigen Bestandtheile
.aufgelöst und durch (ilaukonit ersetzt haben, ist dies nie bei den Brachio-
poden und selten bei den Austern, sowie bei manchen Per.ten- und Modiola-
Arten der Fall, w.as ganz mit analogen von Süss**) mitgetheilten Be-
obachtungen übereinstimmt.
Andere sehr schöne Aufschlüsse der Klippenfacies auf dem Syenit
des Plauenschen Grundes bietet der in der Nähe dieses Ortes gelegene
Kathssteinbruch, in dem auf einer c.a. 120 m langen Strecke die Auf-
lagerung des cenomanen Pläners auf den Syenit ersichtlich ist. Wir geben
eine Gesamratansicht derselben Eig. 6 und zwei Dctailprofilo Fig. 7 und
Fig. 8 (s. nächste Seite) wieder, die ebenfalls die auffallend unregelmässige
Gestaltung der Syenitobertläche veranschaulichen. Der sich hier nach N
senkende Syenit weist auf dieser Linie vier buckelartige Erhebungen auf,
*) 1. e. S. 122.
•*) Der Bullen der Stadt Wien. 18Ö2. 8. 112.
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Fig. 6.
Auflagernng des Carinaten-PIKners der Klippenfacies anf den Syenit
im KaMissteinbrnch bei Plauen.
Fig. 6 Gcsammtprohl der Auflagemngsfläi lip. Fig. 7 und Fig. 8 Spedali)rofile der
in Fig. (> mit * bezeicbncten .Stellen. S — .Syenit, p c = Carinaten-Pläner.
deren Oberflächen verschiedene Vertiefungen und Spalten zeigen. Zwischen
diesen Buckeln sind local üerüllansamralungen aufgeschlossen. Die Syenit-
geschiebe erreichen nicht die gewaltige Grösse wie im vorigen Steinbruche,
stellenweise sinken sie zu solcher Kleinheit und Beschaffenheit herab, dass sie
einen Syenitgrus darstellcn, der in grosser Menge von l’läner eingeschlossen
und völlig zersetzt ist. Der l’läner gleicht demjenigen, der im Steinbruch
bei der Gasanstalt ansteht, völlig. Auch er ist in Bänke gesondert, die
sich den grösseren Unebenheiten des Bodens anschmiegen und sich nach
oben ausgleichcn. Zum Sammeln von l’etrefacten sind hier die Verhält-
nisse nicht günstig, immerhin wurden doch einige Gastropoden, Beeten
und Brachiopoden gefunden.
Gegenüber vom Rathssteinbruch liegt das Forsthaus, neben dem
auch noch beute die Spaltenausfüllungen sichtbar sind, die Geinitz im
„Elbthalgebirge“ Bd. I, S. 13 abbildet und die ihm in früherer Zeit eine
Unmasse verschiedenster, vor Allem auch winzig kleiner Fossilien geliefert
haben, so dass Geinitz von einer Uiliputfauna spricht. Ein grauer oder
bräunlicher Bläncr mit Glaukonittiecken erfüllt diese Spalten. Die in
denselben und zwischen den Conglomeratcn eingescblossene Fauna war
sehr reich an Gastropoden und zwar waren sowohl grosse dickschalige.
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als auch eine Menge kleiner Formen vorhanden. Ferner fanden sich
zahlreiche Austern, Brachiopoden, Seeigel und Seesterne, Bryozoen und
einzelne Stockkorallen.
Kine ebenfalls sehr reichliche Ausbeute an Fossilien im Gebiet der
Klippcnfacies wurde früher am nahen Hohen Stein gemacht. Hier be-
findet sich auf dem Gipfel eines Syenitbuckels, auf dem der „Frohberg’s
Burg“ genannte Thurm steht, eine etwa .3 ra tiefe, grosse Einsackung,
in die ein gelblicher, sehr kalkreicher, zahllose Fossilien einschliessender
Mergel eingelagert ist. Es ist das diejenige Stelle, welche Geinitz im
Fig. 9.
„Elbthalgebirge“ Bd. I, S. 11 abbildet,
und von der wir die I’rofildarstellung
Fig. 9 geben. Vor Allem sind Austern
und zwar Exoyijra haliotoidea Sow.,
sigmoidea Ileuss, lateralis Nilss., ferner
und zwar nur an dieser Stelle in solch
grosser Zahl Alectnjonia carinata Lam.
und dütiviana L. häufig. Auch Stacheln
und Tafeln von Seeigeln und Seesternen,
Zähne von Haifischen und vei-schiedene
Gastropoden, namentlich grosse Ceri-
thien und Pleurotomarien waren hier
sehr gewöhnlich. Ungefähr 60 m süd-
lich von dieser Stelle erhebt sich jen-
seits des Teiches eine niedrige Syenit-
wand, an deren oberem Bande die Auf- l’liinefs als Ausfüllung eines tie-
lafreriint^fläclie des l^läners deutlich fen Ivessels im Syenit au ,,I*roh-
lagcrungsnacne aes i laners aeutnen jjurg« östlich vom Plauen-
autgeschlossen ist. Auch hier ist eine scheu Grunde.
ganz ähnliche Einsackung wie au „Froh- „ „ ,,
berg s Burg“ vorhanden. Das diese
erfüllende Material hat eine mehr sandige Beschaffenheit und ist stellen-
weise hornsteinartig silificirt. Petrefacten, namentlich Austern und Cidaris-
Stacbel sind auch hier in grosser Anzahl vorhanden.
Klippcnfacies des Carinaten-
Am Wege neben der Begerburg lässt sich gleichfalls das Eingreifen
des Cariuaten-Pläners in mehrere enge Spalten des Syenits wahrnehmen.
Dieselben werden theils von grauem, kalkreichem Pläner mit grossen
Glaukonitfleckcn , theils von gelblichem Hornstein erfüllt, welche beide
an organischen Besten reich sind und Cidaris vesicidosa Goldf., Ostrea
hippopodium Nilss., Exogijra haliotoidea Sow. und Pecten elongatus Ijani.
lieferten. — Noch an einigen benachbarten Stellen des Syenitrückens sind
diese der Klippenfacies eigenthümlichen Gebilde aufgeschlossen, doch meist
nicht so schön, wie an den beschriebenen Orten, oft auch, wie am oberen
Bande der tiefen Syenitbrüche, nicht zugänglich.
b) Die Klippenfacies auf dem Granitit des Gamighübels,
bei Kauscha und bei Lockwitz.
Zwischen Kauscha und Leubnitz, südöstlich von Dresden, erhebt sieb
der sich unter der Kreide ausbreitende Granitit zu einer kleinen Kuppe,
dem Gamighübel*), die zwar orographisch wenig auffiillt, die aber doch
*) ?>läuternngen Sect Di-csilen, S. 49.
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eine beträchtliche Emporragung des altcenoinanen Meeresbodens darstellt,
denn sie durchragt nicht nur den gesaramten Carinaten- Quader und
Carinaten-l’läner, sondern auch noch einen Theil des turonen Labiatus-
riäners, von welchem sie rings umgeben wird. Das l’rofil Fig. 10, das
unter Benutzung der Aufschlüsse der Nachbarschaft zusammengestellt ist,
veranschaulicht diese Lagerungsverhältnisse. Auf dem Granitit und zwar
in Vertiefungen seiner Oberfläche liegt cenomancr I’läner und ist dem-
nach hier in einem höheren Niveau zur Ablagerung gekommen, als sogar
die turone Labiatus-Stufe. ln der etwa 1200 m westlich vom Gamighübel
am Wege nach Gostritz gelegenen Grube ist die Auflageningsfläche des
Carinaten -Pläners auf dem Carinaten -Quader blossgelegt, und zwar liegt
dieselbe in einem 20 m tieferen Niveau .als diejenige der entsprechenden
.Schichten auf dem Gamighübel, ein Umstand, der letzteren als Klippe
Fig. 10.
Durchragung des gesammten Cenomans und des Labiatua-Pl&ners durch
die Granitit-Klipjie des liamigbtUiel s südöstlich von Dresden.
O = Granitit, qc = Carinaten-Quader, mc = Mergel, pc = Carinaten-Pl&ner auf
dem Gipfel der Granititkuppe in Klippenfacics entwickelt, p 1 = Dabiatus - Planer.
kennzeichnet. Der im Granitit dieser Kuppe angesetzte Steinbruch zeigt
drei unregelmässig wannenförmige Vertiefungen in der granitischen Ober-
fläche, welche durch Ablagerungen der Plänerfacies ausgefdllt sind. Zwei
dieser Kessel enthalten, in einem gelblichen Mergel eingebettet, vereinzelte
Granititgeschiebe, die theils abgerollt, theils aber noch kantig sind und
jedenfalls dem granitischen Grundgebirge entstammen. Von organischen
Besten werden in diesen Mergeln zahlreiche Spongien und Austern (siehe
unten) angetroflen. Die dritte, 2 — 3 m tiefe, an der Nordwand des Stoin-
bruches sichtbare, von B eck in Fig. 3 seiner Erläuterungen zu Section Dresden
abgobildete Einsackung hat einen ausserordentlich unregelmässigen Boden,
der sich theils zu kleinen Buckeln erhebt, theils sich rasch auskeilende
Spalten in den Granituntergrund entsendet. Sie wird ebenfalls von weichem
gelblichen Mergel erfüllt, dem zwei schwache Bänke von hartem Pläner-
kalk eingelagert sind, die entsprechend der Confignration ihrer Basis
flach beckenförmige Lagerung besitzen. Dieselben sind voll von winzigen
Fischkoprolithen und enthalten ausserdem eine Menge Austern, H.aifisch-
zäbne und Stoinkerne unbestimmbarer Ceritbien. Die unter diesen Bänken
liegenden Mergel sind am reichsten an Petreläeten. Neben Unmassen von
Ejoijip-u haliotoidea Sow. und sit/moidea Keuss, sowie TervhraUdina stria-
iula Maut, stellt sich häufig Ah‘drijonia diluviana L. ein; Ahriryonia ruri-
nnta Lain. dagegen ist seltener, ln .Menge sind Stacheln von Oidaris
vesinilot<a Goldf. und Horigudi Des. vorhanden, ebenso Spongien wie
Siphovin piriformis Goldf., SUIUspomjia plnuriisis Gein., Cupxdospongin
ixifinidihiiliformis G(ddf. und Kpitheks rohusiu Gein. Nicht selten bc-
“ly Google
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obachtet man Steinkerne von Cerithien und Pleiirotomaria Oeinitzi d’Orb.,
sowie eine Stockkuralle tSijnhelia (jibbom Miinst. Auch Haifischzähnc sind
sehr häutig, Nessig*) nennt vier Species derselben. Namentlich sind es
die massenhaften Austern und Spongien, die dieser Fauna ihren eigen-
thümlichen Charakter verleihen.
Die nächste Stelle, an welcher der Granitit in südöstlicher Richtung
vom Gamighübel zu Tage tritt, befindet sich bei Kauscha in 1 km Ent-
fernung von dem eben beschriebenen Aufschlüsse. Der Granitit markirt
sich hier topographisch in keinerlei Weise, sondern ist durch das Erosions-
tbal des l’rohliser Baches angeschnitten, also an dessen Gehängen bloss-
gelegt worden. Trotzdem sind auch an dieser Stelle, und zwar am Nord-
gehünge des genannten Baches, Reste einer einstmaligen Klippenfacies
nicht zu verkennen. In dem Steinhruche östlich von Kauscha sieht man
von der denudirten, verwaschenen und von Löss bedeckten Oberfläche des
Granitits aus eine cenomane Spaltcnausfüllung 2 m tief hinabsteigen, die
den von den Höben am I’lauenschen Grunde S. 57 beschriebenen analogen
Gebilden in jeder Richtung gleicht. Dieselbe besteht aus einem bräun-
lichen, staubfeinen Sande, der durch ein thoniges Bindemittel locker zu-
sammengehalten wird und neben unbestimmbaren Resten von Austern
einen scharfen Abdruck von Cidaris vesiculosa Goldf. lieferte.
Je weiter wir von hier aus den Granitit nach SO verfolgen, desto
tiefer sinkt seine Oberfläche. Bei dem nur 1,5 km von Kauscha entfernten
Lockwitz fallen deshalb die dortigen Klippenbildungen bereits in die untere
Abtbeilung des Cenomans, in den Carinaten-Quader, bei dem 4,5 km weiter
südöstlich gelegenen Dohna lag sie so tief, dass der Quader und sein Han-
gendes, der l’läner, sich ihr continuirlich und zwar schwebend auflagerten,
während erst die dem granitischen Meeresboden aufgesetzte Porphyrkuppe
des Kahlebusches von Neuem zur Klippenbildung Veranlassung gab.
Die Klippenfacies des Carinaten - Quaders bei Lockwitz ist dicht
oberhalb des Ortes durch den Granitbruch bei Adam’s Mühle am oberen
linken Thalrande aufgeschlossen. Wie
das Profil Fig. 11 darstellt, erfüllt der
Carinaten -Quader grössere unregel-
mässige Vertiefungen und die spaltcn-
förmigen Ausläufer derselben, wäh-
rend zugleich steilbucklige Köpfe und
Kämme des Granitits in ihn hinein-
ragen. Der Quader dieser Ausfül-
lungen ist sehr feinkörmig, dem Pläner-
sandstein ähnlich. An den tiefsten
Stellen hat er graue, sonst graulich-
weisse Farbe und weist grössere
grünliche, glaukonitische Flecken auf.
Eine reiche Fauna stellt sich auch
hier wie an allen übrigen Klippen
ein, während in derNähedieses Ortes,
ausserlnalb der Klippenfacies der-
selbe Quader überaus arm an Fossilien ist. Wir sammelten in diesen
Quadertaschen:
•) 1. c. 9».
Fig. 11.
'c r
' - 1 I _
NW 1 m SO
KlippenfaciesdcsCarinaten-Quaders
auf dem O raniti t von Lock witz (Seetion
Krcischa-Hänicheii).
6 = Granitit, i] c = Cariiiatcu-Qnader.
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64
Micriibacia coromila Goldf. ss.
Serpula gordialis Schloth. h.
Rhynchonella comprcssa Lam. s.
Pecten elovgatus Lam. s.
Vola notabilis Münst. ss.
Sponih/lus striatus Sow. s.
Lima cenomanensis d’Orb., ss.
vor Allem aber in grösster Häufigkeit
Exogyra lateralis Nilss. hh.
— haliotoidea Sow. hb.
— conica Sow. h.
sowie Cidaris vesiculosa Goldf. bb.
Hieraus ist ersicbtlicb, dass die Fauna dieses Ortes derjenigen der
oben beschriebenen Aufscblüsse ganz analog ist. Austern treten auch hier
in bei Weitem überwiegender Zahl auf, ein, wie bereits betont, charak-
teristiscbes Merkmal der Klippenfacies.
c) Die Klippenfacies auf der l’orpbyrkuppe des Kablebusches*).
Bei Dohna und nördlich von dieser Stadt breitet sich die denudirte
Oberfläche des Granitits durchaus eben und zwar in 160—170 m Meeres-
höhe aus. Ihr conform, also in fast schwebender, nur flach nach N ge-
neigter Schichtenlage ist das Cenoman, und zwar wesentlich als l’läner-
sandstein zur Ablagerung gelangt Ueber diese Ebenheit erhebt sich bis
zu 208, (i m Meereshöhe, also ca. 40 in über das Niveau des I’läners eine
dem Granitit aufgesetzte glockenförmige l’orphyrkuppe, der Kahlebuscli.
Durch den Flauer bis in den unterlagernden Granitit ist das Thal der
Müglitz eingeschnitten, dessen Gehänge somit aus letzteren Gesteinen be-
steht, während die die Stadt Dohna tragende Hochfläche von der Pläner-
decke gebildet wird. Am besten lassen sich diese topographisch-geologischen
Verhältnisse von einem hoch liegenden Funkte direct südlich von Dohna
überblicken und sind in dem durch die geologische Darstellung auf Section
Firna sich zum plastischen Bilde ergänzenden Textprofil Fig. 12 wieder-
gegeben worden. Die, wie erwähnt, die Hochfläche bedeckenden Fläner-
Fig. 12.
Stftdt Dobna Kabl«busch
Profil vom Wasserreservoir westlich von Dohna his jenseits der
Porphyrklippe des Kahlebusches.
(1 = ( iranitit. Pq = (Inarzporpliyr, me — cenomaner Mergel, pc = Carinaten-l’liiner,
auf dem Gipfel des Kahlebusches in der Klippenfacies .'nl.s Ansfüllung von Vertiefungen
des Porphyr.s. Nach H. Credner.
*) Deichmüller, I c. S. iltl; Lange, I. c. .S. 10; Heck, Erläuterungen Sech
Pirna, 8. 55 und Fig. 5.
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65
scliichtcn ziehen sich eine Strecke weit die Böschung des Kahlebusches
hinauf, um sich dann auszukeilen. Erst auf dem äussersten Gipfel und
dessen Umrahmung, also in einem Niveau von beinahe 40 m über der
Stadt Dohna, stellen sich von Neuem ausschliesslich als Ausfüllung von
Vertiefungen auf der Borphyrklippe cenomane Gebilde ein. Dieselben
charakterisiren sich durch ihre beträchtliche Höhenlage über dem normal
ausgebildeten Cenoman, durch ihre Lagerungsform zwischen den Uneben-
heiten der Borphyrklippe, durch ihren petrographischen Habitus und durch
ihre Fauna als ausgezeichnete Vorkommnisse der Klippenfacies, für welche
diese letztere Bezeichnung von Beck zur Einführung gelangte.
Während früher eine grössere Anzahl solcher kessel- oder wannen-
förmigen Vertiefungen auf der Höhe des Kahlebusches beobachtet wurden,
sind augenblicklich nur drei solche aufgeschlossen. Zwei derselben, von
denen die eine 2, die andere 6 m tief ist, enthalten ein grobes Borphyr-
conglomerat, dessen völlig abgerundete und zersetzte, offenbar dem Unter-
grund entstammende Rollstücke 10 bis 25 cm Durchmesser haben. Die-
selben werden durch ein kalkiges Bindemittel verkittet, in dem man nicht
selten Fragmente von Austern findet. Die dritte, .S m breite und 1,.^ m
tiefe wannenförmige Einbuchtung der Borphyroberfläche liegt direct auf
dem Gipfel der Kuppe und enthält einen gelblichen, schwach glaukonitischen
Mergel. In ihm sind Fossilien in grösster Menge enthalten. Die von
Deichmüller*) aufgezählte Fauna ähnelt durchaus derjenigen der Klippen
vom Gamighübel und von „Frohberg’s Burg“.
Vorwaltend sind auch hier die folgenden Austern: Exoi/ifni haliotoidea
Sow., sigmaideaReuss, lateralis Nilss., Ostrea hippopodinm Nilss., Alectrgonia
diluriana L. und carinata Lam., ferner Spongien und zwar namentlich
Siphonia piriformis Goldf. Sehr häufig sind auch Bryozoön und die
SÜicheln von Cidaris vesiculosa Goldf. und Sorigneti Des. Von Brachio-
poden ist Terehratulina striatida Mant. am gewöhnlichsten. Gastropoden
dagegen sind selten. Von Bedeutung ist ausserdem das reichliche Vor-
kommen von Stockkorallen, so von Synhelia gibbosa Münst., Isis tenuistriata
Reuss, Stichobothrion foveolatum Reuss sp. und Thamnastrvu conferta
M. Edw., sowie dasjenige von Rudisten, von Stellaster plaucnsis Gein.,
Oreaster thoracifer Gern, und endlich von Pentarrinus lanceolatus libm. und
Actinocamax plenus Blainv. Wiederum spielen, das zeigen schon diese kurzen
Angaben, sessile .\rton die hauptsächlichste Rolle in dieser Klippenfauna.
Wie auf dem Gipfel und an den obersten Abhängen der Borphyr-
kuppe des Kahlebusches, so haben die Schichten mit Actinocamax plenus
auch am Fusse derselben, nämlich auf der Böschung seines Sockels eine
von der normalen abweichende, in vielen Beziehungen an die echte Klippen-
facies erinnernde Ausbildung angenommen. So sieht man an dem Ein-
schnitte des Weges, der nach dem Steinbruche des Kahlebusches führt,
<lirect auf dem, die Basis der Borphyrqucllkuppe bildenden Granitit ein
0,5 m mächtiges, grusiges Conglomerat anstehen, welches wesentlich aus
bis kopfgrossen Geröllen des benachbarten Granitits und Borphyrs besteht,
auf welches ein 0,3 m mächtiger Blänermergel folgt. In ihm findet sich
eine Fauna, in der Austern und Schwämme {Crihrospongia subreücidata
Münst. und Sgphonia piriformis Goldf.) verhältnissmässig reichlich ver-
treten sind.
•) 1. c. S. 100.
C6
d) Die Klippenfacies auf dem (iranitit von Meissen.
Wie im SO, so sind auch im äussersten NW der das sächsische Elb-
thalgebirge durchziehenden Küstenlinie des Kreidenioeres cenomane Gebilde
vom Charakter der Klippenfacies zur Ablagerung gelangt. Ein derartiges
Beispiel lieferte die directe Umgehung von .Meissen und zwar von Zscheibi.
Dieselben wurden von Gumprecht im Beginne der 30er Jahre sorgfältig
untersucht und in seinen „Beiträgen zur geognostischen Kenntniss einiger
Theile von Sachsen und Böhmen“, Berlin 1835, S. 10 u. f. beschrieben und
auf Tafel 1 abgebildet. Es galt damals naclizuweisen, dass die schein-
baren Einschlüsse vom Pläner im dortigen Granit thatsächlich keine Ein-
schlüsse seien, sondern mit der dem Granit aufgelagerten Plänerdecke in
directem Zusammenhang gestanden haben, also als Descensionen zu be-
trachten seien. Wie bei Plauen, so füllte auch hier ein grauer Kalkstein
mit Glaukonitflecken die spaltenartigen Unebenheiten des Granits aus.
Glaukonit überzog ebenfalls die recht häufigen Fossilien, von denen haupt-
sächlich Brachiopoden, sowie einige Gastropoden citirt werden*). Aehn-
liche Gebilde beobachtete derselbe Autor auf dem Syenit der Kaths-
weinberge. Trotzdem ihn die Fauna an <liejenige der Felscnrifi'e der
heutigen Meere erinnerte, spricht er diese Erscheinui>gcn nicht als Klippen
an, sondern erklärt, dass ihre Entstehung eine „wahrscheinlich nie zu
enträthselnde Ursache“ habe. Heute sind diese Spaltenausfüllungen nicht
mehr zu sehen; bereits 1840, so berichtet Geinitz**), hatte der Eifer
älterer Geologen nichts mehr davon übrig gelassen. Später (1877) fand
Dittraarsch über dem Granit von Zscheila rothe, eisenschüssige, etwas
sandige Mergel, die zahlreiche von G einitz***) bestimmte Fossilien lieferten,
darunter eine Stockkoralle, ferner die von den Kli])pen bekannten Brachio-
poden und Austern, Spondi/liiH striaUis Sow., Pedm elomiatus L.ani.,
Opin bicomis Gein,, Modiola- und Mtjfilus-Krien, sowie einige Gastropoden,
eine Fauna, welche für die Klippenfacies dieser Loc.alablagerung spricht.
e) Die Klippenfacies auf dem Gneiss des Oberauer Tunnels.
Zur Klippenfacies ge-
hören endlich diejenigen
cenomanen Ablagerungen,
welche nebst ihrem aus
Gneiss gebildeten Unter-
gründe mit dem Oberauer
Tunnel durchfahren wur-
den und von denen G ei-
nitz in seiner „Charak-
teristik“ Tafel A eine
ansch.auliche Abbildung
giebt, der wir das Profil
Fig. 13 entnehmen. Der
Gneiss stellt hier eine
vielfach von Granitgängen
durchschwärmte Scholle
*) Vergl. Leonhardt im Neuen .Tahrhuch 18.SJ, ,S. 140.
Charakteristik, S. li.
•**j Sitzuiiffsberii hte der Isis 1877, ,S. 17 und 74.
Fig. 13.
Profil durch den Oberauer Tunnel nach
G einitz 1840.
gn — Gneiss, eine Sihollc im Granit des Meissener
Massivs bildend, seine OberHiiehe durch klippenartige Vor-
sprünge und spaltenartige Klüfte unregehnüssig zerrissen,
qc = r.arinaten-()undiT, diese Unebenheiten ansfüllend,
als Klippenfacies entwickelt, pc = Carinaten-l’läner.
.i; vC;„.rglc
67
im Meissener Syenit- Graiiitmassiv dar. Die Emporragung, die dieses
Grundgebirge auf dem altcenomanen Meeresboden bildete, war offenbar
nicht sehr bedeutend, sodass sie bereits vom Carinaten- Quader über-
lagert wurde, welcher hier als ein an Glaukonit überaus reicher Grün-
sandstein entwickelt ist. Ausfüllungen von Spalten, die sich zum Theil
ähnlich wie diejenigen von Zscheila in der Tiefe sackförmig erweitern,
ferner von kleineren und grösseren, unregelmässig kesselförmigen Ver-
tiefungen, klippen förmige llervorragungen, endlich grosse, wohlgerundete
Gerölle, zuweilen auch scharfeckige Bruchstücke des den Untergrund
bildenden Gueiss und Granits kennzeichnen diese Ablagerung als höchst
charakteristisches Gebilde der Klippen facies. Auch die Fauna zeigte
Analogien zu derjenigen anderer Klippenbildungen; Terehratula hiplicata
Sow., Rhynchonella compressa Lam., die folgenden Austern: Exogyra
lialiotoidea Sow., Oatrea hippopotliuin Nilss., Alntrijonia diluviana L. und
curimita Lam., ferner Trochus Geinitsi Reuss, TurriteUa yranulata Gein.
und Ideurotomaria sp., auch kleine Ilij)puritcn wurden meist recht häufig
gefunden.
3. Büokbliok auf die Fauna der Klippenfaoies.
Allen diesen Klippenbildungen ist, wie schon ein Blick auf die ge-
gebenen Aufzählungen der in ihnen enthaltenen Fossilien zeigt, eine höchst
charakteristische Fauna eigenthümlich, deren Eigenart besonders durch
das Ueberwiegen solcher Formen zum Ausdruck kommt, die mit llaft-
apparaten ausgestattet oder dem Untergrund direct aufgewachsen waren.
Analogien zu den Faunen der heutigen felsigen Meeresküsten sind in der
fossilen Thierwelt der cenomanen Klippenfacics Sachsens auf das deut-
lichste ausgesprochen. So spiegelt sich in diesen Ablagerungen die Vor-
liebe der stockhildenden Korallen, sieb an felsigen Klippen in geringer
Meerestiefe anzusiedeln*), unverkennbar wieder. Die ein festes Substrat
erfordernden Crinoiden kommen gleichfalls, wenn auch als Seltenheit, in
der Klippenfacies vor. Die Brachiopoden leben nach Walther**) in ihrer
grossen Mehrzahl auf felsigen Klippen und härteren Bänken, die am
Meeresboden aus sandigen und schlammigen Gründen hervorragen. Ihre
reichliche Verbreitung in verschiedenen Arten der Gattungen Tcrehratidu,
Tvrvhratidina und Rhynchonella steht damit vollständig im Einklang.
Von den mit einer Schale aufgewachseneu Lamellibrancliiaten sind die
Ostreiden ganz besonders zahlreich vertreten und können wahre Hauf-
werke und bankartige Vergesellschaftungen bilden. Einzelne Arten (Exoyyra
lialiotoidea und siynwidea, auch lateralis und Ostrea hippopodiiim) sind
allerorts in der Klippenfacies in solcher Zahl vorhanden, dass sie schon
für sich allein dieser F’aeies ein eigenthümliches Gepräge verleihen. Zu
diesen Zweischalern gehören ferner auch jetzt noch dem Untergründe
direct aufsitzende Individua von ISjumdylits striatiis Sow. sp., sowie die
selteneren Rudisten und Chamen, weiche sich jedoch nicht selten auch im
Quader der Carinaten-Stufe vortinden, der ja dort ebenfalls eine Ablagerung
des seichten Meeres oder der Litoralzone repräsentirt. Von den Gattungen
2Iytilus, Modiola und Pecten, die sich mit ihrem Byssus befestigen,
•) Walther: Die Korallenriffe der Sinaihalhiusel, Ahh. der sächs. Ges.
der Wiss. Bd. 1-1, S. 473.
**) Einleitung etc. S. 348.
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68
kommen verschiedene Species in der Klippenfacies in grosser Häufigkeit
vor, was ganz besonders für Modiola Cottae Itiim. gilt. L)ie in den Felsen
bohrenden Lithoilomiis und Phohis sind durch mehrere Allen vertreten
und ebenfalls gerade in dieser Facies häutig. Stellenweise sind auch
Gastropoden sehr gewöhnlich und sind viele derselben nur aus dieser
Facies bekannt geworden. Als charakteristisch sind die dickschaligen
Vertreter der Gattungen Turbo, TAiorina, Cmthium, CUvmnitzia und
Nerinea, sowie die an Felstlächen aufsitzenden l’atellen zu nennen. Cepha-
lopodeu dagegen sind durcliwog selten.
Sehr merkwürdig ist es, dass in der Kli])penfacies auf dem Syenit des
Plauenschen Grundes, welche auf ihre Fauna am besten durchforscht ist,
verachiedene Fundorte gewisse, auffallende Unterschiede in der Zusammen-
setzung ihrer Thierwelt aufweisen. Hesondei-s deutlich kommen diese localen
Eigcnthümlichkeiten an der von Geinitz aus den Siialtenausfüllungen unter-
halb des Forsthauses im Plauenschen Grunde mitgetheilten Fauna und
derjenigen des S. 57 genannten, in einem etwas tieferen Niveau gelegenen
Steinbruches bei der Plauenschen Gasanstalt zum Ausdruck. I)cr erste
Fundort, also der am Forsthause, ist besonders durch seinen Ueichthuni
an Gastropoden ausgezeichnet. Die Spalten waren ., überfüllt“ von den
kleinen Schalen derselben, fast alle <lie im Hand 1 des „Klbthalgebirges“
abgcbildeten Arten stammen von dieser Stelle. Während viele derselben
recht selten waren, traten andere in um so grösserer Zahl auf. Von
Litorina f/racilis Sow. sammelte Geinitz*) gegen 50 Exemplare, von
Turbo lirichi Gein. mindestens 60, auch Xatica- und Chcnuiitzia- Arten
waren häutig. Ausserdem fanden sich noch ziemlich zahlreiche Prachio-
podeu, verschiedene Echinoiden und L.imellibranchiaten, wie Pvden und
Mytilus. Die Korallen waren hier selten, ln dem Aufschlüsse bei der
(iasanstalt hingegen spielen die Gastropoden eine untergeordnete Holle,
hier dominiren die Hrachiopoden und Uaniellibranchiaten, auch die Korallen
sind häufig. Die Echinoiden scheinen dagegen fast ganz zu fehlen, gelang
es uns doch nur einen einzigen CWam-Stachel aufzutinden. Es ist nicht
zu verkennen, dass sich hier gewisse Anklänge an die Tiefenzouen, wie
man sie au verschiedenen Küsten unterschieden hat**), offenbaren. Der
erste Fundort, beim Forsthause, ähnelt den Regionen der Patellen und
Korallinen, während der zweite die tieferen Regionen repräsentiren könnte.
Da jedoch nicht vorauszusetzen ist, dass alle Organismen an den Stellen
der Klippen gelebt haben, wo wir sie heute finden, und da die Fauna
des im höchsten Niveau gelegenen Fundortes, „Frohberg’s Burg“ durchaus
nicht mit den durch die beiden anderen l.ocalfaunen angedeuteten Regionen
der Litoralzone übereinstimmt, lässt sich über den Grund dieser Eigeu-
thümlichkeiten nichts Sicheres aussagen und ist abzuwarten, ob auch an
anderen Klippen, vielleicht am Kahlebusch, ähnliche Beobachtungen ge-
macht wurden.
Von der Fauna der sich in der Nachbarschaft der Klippen ausbrei-
tenden (juader- und Plänerfacies ist diejenige der Klipi)enfacies ausser-
ordentlich verschieden. Wir gaben S. 42, 44, 47 und 52 die Veraeichnissc
der im Caiinaten-Pläner und Pläncrsand.stein aufgefundenen F'ossilien; es
waren deren verhältnissmässig wenige, und nur einige derselben sind häufig.
*) Elbthalgehirae, S. 249 uinl 2.ä3.
*•) Walther, Eiuleituug, 8. 112 u. f.
Digltized by igle
6»
Genau dasselbe gilt für den Carinatcn-Quader. Nicht gross ist die Zahl
seiner Arten, etliche aber, besonders Krofiyra volumha laiin., Inoceramun
strintiis Mant. und Vola phasvula Lam. sind sehr gewöhnlich und kommen
innerhalb gewisser Bänke und Nester sogar massenhaft angehäuft vor.
An den bereits besprochenen Faunen des Lahiatus- Quaders und -Pläners
machten wir wiederum dieselbe Beobachtung. Es ist dies offenbar ein
charakteristischer Zug der am flachen Meeresboden erfolgten Ablagerungen.
Ganz anders verhält sich die Fauna der Klippenfacies. Sie zeichnet sich
durch die F’ülle der in ihr vertretenen Gattungen und Arten aus, die
ebenfalls zum Theil in grosser Zahl der Individuen vergesellschaftet sind,
ln dieser Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit besteht <lie vollste Analogie
zu den Verhältnissen, die heute am Boden wenig tiefer Mecrestheile zu
bemerken sind.*j Auch hier findet sich an steil aufsteigenden Felsen
eine artenreiche, am flachen mit Sand oder Schlick bedeckten Boden hin-
gegen eine artenarme, aber individuenreiche Thierwelt. Dass auch die
Fauna submariner felsiger Erhebungen von derjenigen des diese umgebenden
Meeresbodens verscliieden ist, hat Walther**) nachgewiesen. Der Um-
stand, dass in der Klippenfacies hauptsächlich sich am Boden anheftende
Thiere lebten , unterscheidet die Fauna derselben ebenfalls scharf von
derjenigen des Quaders und Pläners, die nur verschwindend wenige solcher
Arten führen. Die Spongien, Korallen, Crinoiden, Brachiopoden, llryozoen,
Cirrhipedien und Itudisten, die fa.st ausschliesslich sessil leben, haben im
Cenoman Sachsens ihre Vertreter hauptsäclilich in der Klifipenfacies. Zu
ilinen gesellen sich viele Gattungen der Lamellibranchiaten und einige
der Gastropoden***) (I'utdla und Litoriiia) von festsitzeuder Lebensweise.
Stockbildende Korallen, die in den geschilderten Ablagerungen durch die
Gattungen Syniiclia, Tliumnastraca, Dimorphaxtraea, Astrocoenia, Placo-
xeriit, Isis und SticJiohothrion vertreten sind, gehören ausschliesslich der
Klippenfacies an. Auch gewisse Asteroiden (Stdlaster plauetisis Gein. und
Grellster sp.) sind im Cenoman Sachsens bisher nur in dieser Facies nach-
gewiesen worden und hier nicht selten. Von den Echinoiden sind die
Cularis-ktien besonders häufig, I^eudodiailema variolae Brongn., Orthopsis
gramdosus .\g. und Cyphosoina cenomaninse Cott. sind bisher allein,
wenn auch als Seltenheit, an den beschriebenen Klippen beobachtet worden.
Anderentheils aber zeigt es sich, dass einige im Pläner und (juader sehr
häufige Ai'ten gerade in der Klippenfacies nur selten Vorkommen, ein
Verhältniss, das bei Jnoceramus striatiis Mant. und Exogyra colnmha am
auffälligsten ist.
Blicken wir auf die oben geschilderten Eigenthümlich-
keiten der F’auna der Klippenfacies des sächsischen Cenomans
zurück, so lassen sich diese in kurzen Worten wie folgt zu-
sammenfassen. Sie bestehen 1. in der Reichhaltigkeit dieser
Fauna, verglichen mit der formenarmen Thierwelt des nor-
malen Quaders und Pläners, 2. in dem Vorwalten von fest-
gewachsenen oder mit Haftapparaten ausgestatteten Arten,
darunter eine zum Theil grosse Zahl von Spongien, Brachio-
poden, Austern, Rudisten und Modiola-Arten, 3. im Vorhanden-
•) Vergl. Moebius: Das Thierleben am Boden der Ost- und Nordsee.
•• i Kinleitnng, S. iJO.
*•*) Walther, Kinleitung, 8.43!).
70
sein vieler und zwar besonders grosser und dickschaliger
üastropoden (Nerinea, Chemnitgia, Cerithium und Naticu),
4. in dem auf diese Facies beschränkten Vertretensein von Stock-
korallen.
IV. Die Faclesgebilde der Stnfe des Inoceranins Itrongniarti.
1. Die bisherigen Ansichten bezüglich der Aequivalenzgebilde der
Brongnisrti - Stufe.
Der Broiigniarti- Quader, der in der Sächsischen Schweiz die all-
gemeinste W'rbreitung besitzt, lässt sich in unveränderter h'acies weit nach
Böhmen hinein verfolgen, wo er einen Theil des Complexes bildet, der
von böhmischen Geologen als „Iser -Schichten“ bezeichnet wird. Ebenso
ist das Aequivalent des Broiigniarti- Bläners von Strehlen und Weinböhla
längst und mit grösster Sicherheit in den Pliinerkalken von Huudorf bei
Teplitz erkannt und ist der Typus der Zone, welche man als „Teplitzer
Schichten“ bezeichnet hat, die ebenfalls in Böhmen eine grosse Aus-
dehnung gewinnen. Da sich beide Complexe, Iser-Schichten und Teplitzer
Schichten, in ihrer räumlichen Verbreitung ausschliessen, erwog man schon
längst, üb beide aequivaleute Faciesbildungen seien. Diese Frage wurde
dadurch complicirt, dass in Böhmen stellenweise die Teplitzer Schichten
die Iser-Schichten überlagern*) und demnach jünger als diese sein sollten,
währcnil in .Sachsen das Umgekehrte der Fall sein sollte**), da hier der
Brongniarti-tjuader (Iser-Schichten) über derjenigen Bank von Brongniarti-
l’läner (Teplitzer Schichten) lagert, welche unter dem Namen des Krietzsch-
witzer Bläners, des oberen Bläners oder des Spinosus-Bläners der Säch-
sischen Schweiz bekannt ist. J. J. Jahn’s Untersuchungen***) zeigten
jodocli, dass die erstere .Annahme unrichtig sei, da die in Böhmen für
Teplitzer Schichten gehaltenen, die Iser-Schichten überlagernden Sedimente,
nicht diesen ersteren, sondern einer jüngeren Stufe angehören. Jahn
machte es hierdurch aufs Neue wahrscheinlich, dass in den Iser-Schichten
und Teplitzer Schichten aequivaleute Faciesgebilde vorliegen. Aber
auch darüber, dass in Sachsen die Teplitzer Schichten (Brongniarti-Bläner)
die Iser-Schichten (Brongniarti-Quader) imterlagern sollen, herrscht inso-
fern keine völlige üebereinstimmung, als die oben erwähnte, unter dem
Brongniarti-Quader der Sächsischen Schweiz liegende Bank von Brongniarti-
Bläner von den eineiif) zu den Teplitzer Schichten, von den anderenfj)
zu den älteren Malnitzer Schichten gestellt wird.
In tabellarischer Zusammenstellung würden sich diese bisherigen
Anschauungen über die Gliederung und Aequivalenz der Brongniarti-Stufe
wäe folgt ausdrücken lassen.
*) .t.Fritsch: Studien in derbölimisihen Kreidetörm. iV: Die Teplitzer Siliiclilcn.
Archiv für die natnrwi.ss. J.andesdurehfürrtcliuug von Böhmen, Bd. 7, S 51.
**) Kriiiuterunfri’u .Scct Kosentlml. S. 10.
•••) Bcitr, zur Kenntn. der hühniisclien Kroidefonn. Jahrh. der K. K. geol. Keiclis-
anstalt 1895, S. Z15.
f) (ieinitz: Elhthalgeh. IT, .S. 250: Beck: Krläuterungen Sect. Uros^er Wintcr-
herg, S 23: Sclialch; Erlivmerungen Sect. Uuseuthal, S. 10.
i't) Weissenherg. Schichten, .S. 48.
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71
Sachsen.
Sachsen.
Böhmen. Böhmen.
(Geologische I.andcs-
nntersuchnng)
Brongniarti- Quader
= Iser-Schicnten.
Bron^ 11 iarti- Pläner
von Krietzschwitz -Hoher
Schneelierg = Teplitzer
Schichten.
(A. Fritsch)
Brongniarti- Quader
= Iser-Schichten.
Brongniarti -Pläner
der .Sächsischen Schweiz
= Malnitzer Schich-
ten.
(X. Fritsch)
Teplitzer
Schichten.
Iser-
Schichten.
(Jahn)
Teplitzer
Schichten
- Iser-
Schichten.
Die uns vorschwebende Aufg.ibe beschränkt sich auf die Klarlegung
der Ausbildung der Brongniarti-Stufe innerhalb Sachsens. Hier und zwar
in der Sächsischen Schweiz gliedert sich diese von unten nach oben I. in
gl.aukonitischen Sandstein mit Bhi/nchonella hohemica Schlönb., 30-40 m
mächtig*), 2. in glaukonitischen l’lätier oder Mergel {Krietzschwitzer Pläner
oder Brongniarti-Pläner der Sächsischen Schweiz), 20—30 m**), die beide
vielfach wechsellagern und als ein einheitlicher Complex aufgefasst werden,
3. in ()uader, den Brongniarti -Quader (bis 250 ra mächtig), der von der
Klbe durchfurcht wird und wesentlich die als Sächsische Schweiz bekannte
pittoreske Landschaft liefert. Kr wird von den wenig mächtigen, schon
nicht mehr zur Brongniarti-Stufe gehörigen Scaphiten-.Mergeln überlagert.
Weiter westwärts, in der Dresdner Elbthalwanne, fehlen die für die
Sächsische Schweiz so charakteristischen Quadersandsteine, an ihre Stelle
tritt die Brongniarti-Stufe in kal kig-thoniger Entwickelung, hauptsächlich
als Plänermergel. Durch Bohrungen war erwiesen, dass diese eine ganz
bedeutende Mächtigkeit (über 150 m) besitzen, doch war es nicht möglich,
diese Pläuermergel zu gliedern, da es an geeigneten Aufschlüssen fehlte.
Ein solcher war früher bei Strehlen vorhanden, ist aber längst verschüttet.
Den hier gebrochenen Plänerkalk betrachtet Beck***) als zur Brongniarti-
und Scaphiten-Stufe gehörig.
Bezüglich der Aequivalenz der Quader- und Pläncrfacies der sächsi-
schen Brongniarti-Stufe ging die Ansicht dahin, dass der Strehlener Pläner
dieGesammtheit der Brongniarti-Schichteu der Sächischen Schweiz vertrete,
wie cs folgende, in Uredner’s Elementen der Geologie, 8. Autl., S. G43
gegebene tabellarische Uebersicht veranschaulicht.
Stufe der Scaphiten.
Stufe des Inoceramus Brongniarti:
a
Brongniarti - (Quader,
Im
o>
Brongniarti-Pläner von Krietzschwitz,
Glaukonitsandsteine mit Rhynchonella
u
bohemica.
Ueber die Stellung der einzelnen Complexe der Brongniarti-Stufe, wie
sie in der Sächsischen Schweiz entwickelt sind, zu dem Gcsammtconiplexe
•) Erläiitcningen Sect. Rosenthal, 8. 28.
*•) Erläuterungen Ro.senthal, S. .'tO.
*‘*j Erläuterungen Scet Dresden, .8. öo.
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72
der Ktrehleiier I’läiienncrgel war man jedoch keinesfalls zu einer klaren
Auffassung gelangt. Um eine solche zu erzielen, handelt es sich zunächst
um die Feststellung des genauen Horizontes der den Ilrongniarti-Quader
in der Sächsischen Schweiz unterteufenden Hank von Hrongniarti-l’läner
und deren Kecoguoscirung in der riänerfacies der Gegend von Dresden.
2. Der Brongniarti-PlSnor der Sächsischen Schweiz als selbständige
untere Zone der Brongniarti-Stufe.
Dem Hrongniarti-l’läner der Sächsischen Schweiz begegnet man, von
Dresden kommend, zunächst hei l’irna (vergl. Fig. 14, S. 77). Er liegt
hier zwischen zwei Schichten von Griinsandstein, von denen die untere
in ihrem Liegenden, die obere in ihrem llatigcnden eine schwache Mergel-
schicht führt. Diese letzteren beiden .Mergel und auch der über dem
l’läner liegende Grünsandstein, keilen sich nach SO bald aus, sodass nur
der Hrongiarti- l’läner und der Grünsandstein allein sich weiter in das
Gebiet der Sächsischen Schweiz hinein erstrecken. Hier aber nehmen
beide grosse Verbreitung an und sind bis zum Hohen Schneeberg, den sie
unterlagern und dessen Fuss ihr Ausgehendes kranztormig umzieht, zu
verfolgen. Dieser Erietzschwitz-Schneeherger l’läner nimmt oft mergelige
Heschallenheit an, ist dünnbankig geschichtet, sandig und führt Glaukonit*).
Der ihn begleitende Grünsandstein ist mittel- bis feinkörnig, besitzt ein
kalkiges oder kalkig -tboniges Hindemittel und ist ebenfalls in Hänke ge-
sebiebtet**). Heide, l’läner- und (irünsandstein, scbliessen sieb eng an
einander an, wecbsellagern wiederholt mit einander und sind als ein Complex
zu betrachten, der zum Liegenden den Labiatus-Quader, zum Hangenden
den Brongniarti-(juader bat. Diege Verbandsverhältnisse weisen deutlich
auf die Malnitzer Schichten in Höbmen bin, wie sie bei Lippenz und
Malnitz unweit l’ostelberg aufgeschlossen sind und von wo sie vielen
deutschen Geologen bekannt sind. Hier liegt auf der kalkigsandigen
Labiatus-Stufe ein zur Brongniarti-Stufe gehörender Grünsandstein, der im
Hangenden einen gelblichen, sandigen Mergel führt, auf welchen erst
die jüngere Abtheilung der Hrongniarti -Stufe folgt, die hier nicht wie
in der Sächsischen Schweiz in sandiger, sondern in kalkiger Facies als
sogenannte Teplitzer Schichten***) entwickelt ist.
Der die Basis der Brongniarti-Stufe innerhalb der Sächsischen Schweiz
bildende Grünsandstein lieferte nach Schalchf) unter anderem Inocerii-
mus Brongniarti Sow. und Khijnchondlu holwmica Schlönb. Letztere ist
darin ausserordentlich häufig und wurde von Schlönbach -i-j-) aus dem
Exügyrensaiidstein und Grünsandstein der Malnitzer Schichten Böhmens
beschrieben, für welchen Horizont sie charakteristisch ist. Schalch’s
uud Heck’sftt) Bemühungen gelang es ferner auch, in den mit diesem
Grünsandstein vergesellschafteten Bänken von Brongniarti -Pläner inner-
halb der Sächsischen Schweiz 23 verschiedene Arten zu sammeln, die bis
’) Krliiuterungen Sect. l’irna, S. 64, mal Erläuterungen Scct. Rosenthal, S. 28.
**i Erläuterungen Sect. Ro.sentlial, S. 24.
*•*) G. Bruder: Die Gegend uni .Siuiz II, S. 9.
f) Erläuterungen Sect. Ro.'tenthiil, S. 26.
■j"!-) Kleine palacontnlogischc Mittheilungeu. Jalirb. d. k. k. geid. Reichsanstalt 1868,
Bd. 18, S. 157.
Ltt) Erläuterungen Sect. Rosenthal, S. 29.
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73
auf FtitrlJa inconstans Gein. sänimtlich in den MalnitzLT Schichten Böhmens,
insbesondere in der erwähnten mergelig-sandigen, unserem Pläner ent-
sprechenden Schicht bei Malnitz und Laun gefunden wurden. Von den
nach A. Fritsch*) für die Malnitzer Schichten ganz besonders charak-
teristischen Arten sind Ammonites Wooh/ari Mant., Area suhglabra d'Orb.
und Bapa cancellata Sow. sp. auch aus dem Brongniarti-Pläner der Säch-
sischen Schweiz bekannt. Es mag hauptsächlich das Vorkommen des
Inoceramus Bromjniarti Sow. und des freilich ausserordentlich seltenen
SiMfuIylus S2mu)siu<s Sow. gewesen sein, welches schon Geinitz und
Gümbel und später Beck und Schalch bestimmten, den Brongniarti-
Pläner der Sächsischen Schweiz mit den „Strehlener“ = „Teplitzer Schich-
ten“ zu identificiren. Allerdings sind diese beiden organischen Reste in den
letztgenannten Schichtcomplexen sehr häutig, jedoch nicht ausschliesslich
auf sie beschränkt. So erscheint Inoceramus Brongniarti Sow. in Böhmen,
Nieder-Schlesien und am Nordrande des Harzes bereits in der Labiatus-
Stufe, ebenso ist Spondglus spinosus Sow. von A. Fritsch in Böhmen in
den unserer Labiatus-Stufe entsprechenden Weissenberger Plänern wieder-
holt angetroffen worden. Es kann demnach das seltene Vorkommen des
letzteren ebensowenig wie dasjenige von Inoceramus Brongniarti Sow. als
Beweis für die Aequivalenz der Krietzschwitz- Schneeberger Plänerbank
gerade mit den „Strehlener Plänern“ gelten. Andererseits ist aber auch
kein einziges der speciell für die Strehlener, also Teplitzer Schichten
charakteristischen Fossilien in dem Brongniarti-Pläner der Sächsischen
Schweiz vorhanden, selbst nicht die in ersterem Horizonte so gewöhnliche
Terebratula semiglobosa Sow. Es kann daher kaum einem Zweifel
unterliegen, dass der Brongniarti- Pläner von Krietzschwitz und
dem Hohen Schneeberg einen von dem Strehlener Pläner ver-
schiedenen Horizont repräsenti rt. In diesem Falle weist seine
Lage an der Basis der gesammten Brongniarti-Stufe der Sächsischen Schweiz
von vornherein darauf hin, dass sein Aecjuivalent im Liegenden der
Strehlener Pläner zu suchen sein wird. Diese unterste Zone
der Brongniarti-Stufe entspricht somit nicht den Teplitzer Schichten
(= Strehlener Pläner), sondern vielmehr, wie auch A. Fritsch annimmt,
(len Malnitzer Schichten von Postelherg und I.aun, die in genannter
Gegend direct unter den Teplitzer Schichten liegen.
3. ITaohweis der unteren Abtheilung der Brongniarti-Stufe
bei Dresden.
Aufschlüsse, aus denen unmittelbar hervorginge, dass eine solche
unterste Brongniarti-Zone die Strehlener Schichten thatsächlich unterteuft,
sind nicht vorhanden. Dahingegen ist es im höchsten Grade wahrschein-
lich, dass die kalkreichen, schwach glaukonitischen Plänerraergel, welche
in den Ziegeleien von Bossecker und Kehr zwischen Plauen und Räcknitz
anstehen, der Repräsentant dieser untersten Brongniarti-Zone sind. Beck**)
hat diese Plänermergel auf Grund eines im K. mineralogisch-geologischen
Museum anfbewahrten Exemplars von Inoceramus lahiatus Schloth., das
nach seiner Eti(juette aus einer dieser Giuben stammen soll, als zur
*) Weissenberger und Malnitzer .Sehicliten, S. 21.
**) Erläuterungen Sect. Dresden, S. üti.
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74
Lal)iatus-Stufe gehörig betrachtet. Jedoch ist dieser Fund ein sehr frag-
licher und wird nach dem tiesteinshabitus des Handstückes zu schliessen
noch zweifelhafter, sodass seine Verwerthung zur Horizontbestimmung der
Uäcknitzer riänermcrgel unthunlich ist. Dahingegen steht fest, dass die
genannten, mithin in ihrer Stellung noch fraglichen Uäcknitzer Pläner-
inergel von echten Labiatus- Plänern unterteuft werden und unter die
Strehlener Plänerkalke einfallen. Sie würden also älter sein als der letztere
und genau dieselbe geologische Stellung eiunehmen, wie die Malnitzer
Schichten in Böhmen und die Krietzschwitzer Plänerbank in der Sächsi-
schen Schweiz, falls, wie gezeigt werden soll, der dortige Brongniarti-
Quader dem Strehlener Pläner entsprechen sollte.
Dieser Uäcknitzer Plänermergel lieferte folgende organische Beste:
Macrojioma ManteUi Ag. ss, ein Koprolith. Von ferneren Fisch resten fanden
sich ein schlecht erhaltener Zahn, vielleicht von Corax heUrodon Beuss
und Flossenstacheln ähnliche Gebilde.
Ammonitcs WooUgari Mant. h, oft in jungen Flxemplaren, wie sie Geinitz
im Elbthalgcbirge II, Taf. 33, Fig. 4 und 6 abbihlet.
Criocvras cf. eUipticum Mant. sp. ss.
Bamlites haculoules Mant. h. Schlecht erhaltene Exemplare sind sehr
häutig, doch fand sich auch eins mit deutlicher Sutur.
Aporrhais calcarata Sow. s.
— Eeiissi var. meyaloptera Beuss. s.
Cerilliium sp. ss. als Steinkern. Auf 12 mm Länge kommen 8 kantige
Umgänge. Es entspricht dem von Fritsch. VVeissenberger Schichten,
S. 111, Ihg. 60 aus den Launer Kalkknollen abgebildeten lixemplar.
Natica Genta Sow. h.
Tarritella mulüstriata Beuss. s.
DentuUum medium Sow. h.
— tstrehlense Gein. h.
Eriphyla lenticularis Goldf. s.
Ivniis falia Sow. s.
Nucula pectinala Sow. hh.
Avicula yluhra Beuss. ss.
1‘inna cf. dccussata Goldf. ss.
Gervillia solmoides Defr. ss.
Inocerumus sp., verdrückte und schlecht erhaltene Exemplare, wahr-
scheinlich I. Bronyniarti Sow.
Beeten curvatus Gein. h.
— orhiculuris Sow. hh.
Lima elonyata Sow. sp. hh.
iSpotidylus hystrix Goldf. ss.
Anomia siditruncata d’ürb. ss.
Exogyrn lateralis Nilss. ss.
Micraster cor testudinarium Goldf. ss.
Jlolasicr planus .Mant. s]>. s.
Cidaris subvesiculosu d'Orh. ss. Stachel.
Diese Fauna zeigt, dass man diesen Mergel nicht zur L.abiatus-Stufe
stellen darf, namentlich weist das Vorkommen verschiedener G.astropoden,
der Dentalien, von Micraster uml Holaster sowie Cidaris subeesiculosa
d'Orb. mit Bestimmtheit auf die Brongniarti-Stufe hin.
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75
Die geologische Verbreitung der Arten innerhalb der in Frage kom-
menden Schichten soll folgende tabellarische Uebersicht veranschaulichen:
LabiatuB-
Krietzscbw.
Malnitzer
strehlener
Macropoma Mantelli . .
•Stufe.
Pläner.
.Sdiichteu.
Pläner.
X
Ammonites Woolh/ari
X
X
X
X
Crioceras cf. ellipticnin .
—
—
—
X
DacuUtos baculoides . .
X
—
X
X
Aporrhais calcarata . .
—
—
—
X
— Reussi
X
X
X
X
Cerithium sp
—
—
X
—
Natica Gentii ....
X
X
X
X
l\irriteVa muUintriata .
X
X
X
X
Dmtalium medium . .
X
X
X
X
— strehlense ....
—
—
—
X
Eriphtßa lenticularis . .
X
X
X
X
Venus faha
—
—
—
X
Nucula pectinata . . .
X
X
X
X
Pinna cf. decussata . .
X
—
X
—
Oervillia solenoidcs . .
X
—
X
X
Avictda glabra ....
—
—
X
X
Pecten curvatus . . .
X
X
X
X
— orbicularis ....
X
—
X
X
Lima clont/ata ....
X
X
X
X
Hpondglus hystrix . . .
X
—
X
—
Anomia sublmncata . .
X
X
X
X
Exoqyra lateralis . . .
X
—
X
X
Micraster cor testudinarium
—
X
?
X
Holaster jdanus . . .
—
—
—
X
Cidaris subvesiculosa . .
,
—
—
—
X
Aus dieser tabellarischen Zusammenstellung ergiebt sich, dass die
Fauna des Räcknit/er 1‘länermergels die grösste Aehnlichkeit mit der-
jenigen besitzt, die als solche der „Strchloner Schichten“ niifgeführt zu
werden pflegt, .ledoch fallen bei dieser anscheinenden Uebereinstinimung
folgende Erwägungen ins Gewicht: 1. fehlen in den Räcknitzer Mergeln
gerade diejenigen Formen, welche für die echten Strehlener Schicliten
charakteristisch sind, so z. R. Hi/])so(hm Lewesieims Ag., T'roihus armatus
(iein., Cardita teniiicosta Sow., Lima Hoperi Mant., Scaphites Qeinitzi
d’Orb. u. a., vor Allem aber auch die dort so häufige Tirchratula simii-
glohofd Sow. 2. ist es nicht unwahrscheinlich, dass in den früheren, jetzt
längst verschütteten Strehlener Steinbrüchen nicht nur der echte Strehlener
l'läncr, sondern auch an deren Rasis die hängendsten Schichten gerade
jener Stufe aufgeschlossen waren, die als unterste Rrongniarti-Zone auf-
gefasst werden muss und in der wir gesammelt haben. Da damals die
palaeontologische Ausbeute nicht nach ihrer Herkunft Schicht für Schicht
getrennt gehalten wurde, mag eine Vermischung der Fossilien beider
Horizonte stattgefunden haben. Diese Venmithung wird durch die Re-
merkung Schlönbach's*) be.stärkt, dass in den tiefsten Schichten, die in
*) .Jalirb. der k. k. geolog. ReidisansUilt 1SH8, Bd. 18, S. Mo.
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früherer Zeit in den Strehlener Kalkbrüchen zugänglich waren, Ammonites
WooUgari Mant. in solchen Exemplaren häufig war, die ebenso wie die-
jenigen der Malnitzer Schichten früher für Ammonites Ehotomagensis
llrougn. gehalten wurden. Ebendieselben Formen liegen uns, und zwar
in grösserer Zahl aus den Ziegelgruben von Kücknitz vor. Da dieser
Auimonit nirgends in den Teplitzer Schichten Böhmens und auch bei
Weinböhla nicht gefunden wurde, ist es wahrscheinlich, dass er nur in
diesen liegendsten Schichten Strehlens vorkam. Die üehereinstimmung
der Fauna des Käcknitzer I’länermergels mit derjenigen des Krietzschwitz-
Schnceherger Brongniarti- Pläners ist zwar eine sehr geringe, immerhin
ist aber bedeutungsvoll, dass alle bei Kücknitz häufigeren Arten auch ini
Krietzschwitzer Pläner nachgewiesen sind, und dass in letzterem wie bei
Kücknitz Ammoniien WuoUgnri Mant. mit Imceramm Brongniiirti Sow.
und Miaaster cor tesUulinarium Goldf. vergesellschaftet ist. Mit den
Malnitzer Schichten Böhmens zeigt dagegen die l'auna von Räcknitz grosse
Verwandtschaft,
Durch obige Beobachtungen und Erörterungen dürfte nach-
gewiesen sein, dass sowohl in der Sächsischen Schweiz, wie
bei Dresden im Hangenden der Labiatus-Stufc ein bisher nicht
abgeschiedener, zur Brongniarti-Stufe gehörender Complex vor-
handen ist, welcher einen untersten Horizont der letzteren re-
präsentirt, also älter ist als der Strehlener Pläner.
Es ist zu erwarten, dass sich diese Beziehungen später, wenn in ver-
schiedenen anderen Ziegeleien, z. B. bei Leubnitz etc., dieselben Pläner-
mergel besser aufgeschlossen sein werden, weiter begründen und erhärten
lassen. So wird bei Klein-Luga unweit Niedersedlitz ein Mergel gegraben,
aus dem Beck*) Micraster cor festudinarium Goldf. sowie Lima elnngata
Sow'. nennt, denen wir noch TurriUdla multidriata Keuss und Natica
Oentii Sow. zufügen können. Wegen seiner Lagerung im Hangenden der
Labiatus-Stufe, sowie der Häufigkeit der auch bei Kücknitz reichlich ver-
tretenen Lima dongata Sow. und der oben genannten Xatica, dürften die
.Mergel von Luga dem nämlichen Horizonte angehören wie die von Räck-
nitz. Dahingegen repräsentiren die bei Zschertnitz aufgeschlossenen Mergel
ein jüngeres Niveau. Wenn sie auch an dieser Stelle nur sehr w'enige
und zur Horizontbestimmung nicht geeignete Fossilien lieferten, so ent-
hielten doch die direct in ihrem Liegenden durch einen Brunnen erreichten
Mergel Vertreter der typischen Strehlener Fauna und zwar, wie Geinitz**)
berichtet, u. a. Lima Hoperi Mant., Inoccramus Brongniarti Sow., Tere-
hratula semiglohosa Sow, und Terehratidina gradlm Schloth., weshalb
diese und die ihr unmittelbares Hangende bildenden erst erwähnten Mergel
Von Zschertnitz zu den Strehlener Schichten zu stellen sind.
4. Ser Brongniarti-Quader und der Strehlener Pläner als aequivalente
Faoiesgebilde.
Haben wir somit erkannt, dass über demselben, den untersten Hori-
zont der Brongniarti-Stufe bildenden Complex von Plilnern und Pläiier-
mergeln im Gebiet der Sächsischen Schweiz der Brongniarti -Quader, bei
•) Krläutcruiifreu Sect. Kreisclio, S. 74.
*•) Sitzuiigsberiilile ilcr Isis 18(>"), S. nö.
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77
Dresden dagegen der Brongniarti- Pläner folgt, so kann kein Zweifel ob-
walten, dass beide letzteren gleiches Alter besitzen und demnach aequivalcute
Faciesgebilde repräsentiren.
Der Brongniarti-Quader der Sächsischen Schweiz und der Brongniarti-
Pläner von Strehlen schliessen sich räumlich aus und gelangen nur in
einer in nord-südlicher Richtung ül)cr Pirna verlaufenden schmalen Zone
zur Vergesellschaftung. Aus Beck’s genauer Aufnahme und Kartirung
dieses Striches lässt sich schliessen, dass hier nicht, wie es bei den bisher
behandelten Stufen des Inoceramus labiatus und des Actinommax pUmus
der Pall war, ein allmählicher Uebergang, sondern vielmehr eine aus-
keilende Wechsellagerung zwischen beiden Facies besteht.
Eine solche auskcilende Wechsellagerung findet aber nicht nur zwischen
den eben genannten beiden Faciesgebilden der oberen Brongniarti -Stufe,
also zwischen dem Quader und dem Strehlener Pläner, sondern auch
innerhalb der im vorigen Abschnitt betrachteten untersten Abtheilung der
Brongniarti -Stufe statt, indem sich die in der Sächsischen Schweiz im
engsten Verbände mit dem Krietzschwitzer Brongniarti Pläner auftretenden
Grünsandsteine nach NW auskeilen, so dass in der Dresdner Gegend, wie
oben dargethan, die gesammte Zone aus Plänermergel besteht. Zur Er-
läuterung der angedeuteten Verbandsverhältnisse der einzelnen Glieder
der Brongniarti-Stufe diene das beistehende schematische Profil Fig. 14.
Fig. 14.
Firna
j6
Scüema.tisches Profil der Brongniarti-Stufe in der Pirnaer Gegend znr
ErlSute'rung der Verknüpfung der Quader- und Pliinerfacies dieser
Stufe durch auskeilende Wechsellagerung*).
Labiatus-Stufe: ql = Labiatus- Quader, pl = Labiatus -Pläner, in einander
übergehend. — Untere Brongniarti-Stufe: pb, ^ unterer Brongniarti-l’länermergel
und -Pläner, m= Mergel im Liegenden vou qj',, qy, = unterer GrUnsandstein, qy,
= oberer Grünsandstein. — Obere Brongniarti-Stufe: pbj = oberer Brnngniarti-
Plänermergel, q b = Brongniarti - Quader. — Scaphiten-Stufe: msc = Seapbiten-
Mergel.
Jlati sieht auf demselben zu unterst die I-abiutus-Stufe, die von SO nach
NW aus dem Quader ((jl) in den Pläner fplj übergeht, ferner als Han-
gendes des gesammten zur Darstellung gebrachten Schichten -Complexes
die Scaphiten- Mergel (msc), zwischen beiden die verschiedenartigen Ver-
treter der Brongniarti-Stufe, zunächst deren untere Abtheilung, und zwar
rechts in der Entwickelung der Sächsischen Schweiz die Grünsandsteine (iiyi)
und (ii/,), den Brongniarti -Pläner (pb,) und den untersten Mergel (m),
säinmtlich in Wechsellagerung. Nach NW zu, also im linken Thcile des
*) Siehe die .\umerkiing auf S. 3d ül»er die Bm-hstabensymbole.
Digiti
78
Profils, tindet eine allmähliche Auskeilung der Grünsandsteine statt, so
dass die Pläner und Mergel allein zur lleri-schaft gelangen. Das gleiche
Verhältniss lierrecht innerhalb der oberen Ahtheilung der Brongniarti-Stufe,
dem Brongniarti -Quader der Sächsischen Schweiz (qb) und dem oberen
Brongniarti-Pläner, also dem Strehlener Pläner (pbj).
innerhalb der unteren Brongniarti-Stufe ist der obere Grünsand-
stein (qy!) nur von localer Bedeutung, er steht bei llottwerndorf und
Krietzschwitz als /wischenmittel zwischen dem unteren (qb,) und dem
oberen (pb,) Plänermergel an, keilt sich aber nacli jeder Kichtung, nach
der er sich verfolgen lässt, bald aus. Der untere Grünsandstein (qy,)
dagegen bleibt im Gebiet der Sächsischen Schweiz allerwärts im Liegemlen
des dortigen Brongniarti-Pläners (pb,), also des Krietzschwitz-Schneeberger
Pläners entwickelt und greift auch am weitesten von allen turonen Sand-
steinen nach NW über. Während er am Gottaer Spitzberg und von hier
bis in die Gegend von Pirna noch mehrfach mit Plänerraergeln (m) wefhsel-
lagcrt, die sich dort zwischen ihn und die Labiatus -Stufe einschieben*),
findet bei Hinterjessen das gleiche Verhandverhälfniss zwischen ihm, dem
Grünsandstein und ilem sein directes Hangendes bildenden Krietzschwitzer
Pläuermergel statt**). Hierin kommt die auskeilende Wechsellagerung
zum Ausdruck, in Folge deren der Grünsandstein von der Gegend von
Pirna aus gänzlich durch den Pläner und Plänermergel ersetzt wird, ln
dem nordwestlich sich anschliessenden Plänergebiet selbst ist derselbe
nirgends aufgeschlossen oder erhohrt worden.
Aehnliche Verhältnisse wie in der unteren Abtheilung der Brongniarti-
Stufe herrschen in deren oberen Abtheilung, also zwischen dem
Brongniarti- Quader (qb) der Sächsischen Schweiz und dem bei Dresden
als Strehlener l’läner entwickelten oberen Brongniarti-Pläner und Pläner-
niergel (pb,). Letzterer schiebt sich bereits in der Gegend von Neundorf
und Krietzschwitz zwischen ilie hier local entw-ickelte obere Grünsandstein-
bank der unteren Stufe und den normalen Brongniarti -Quader ein, lässt
sich von hier aus am rechten Thalgehänge der Gottleuba bis jenseits
i’irna verfolgen, ist bei Copitz und Hinterjessen unmittelbar im Liegenden
des Brongniarti -Quaders aufgeschlossen und in der Klbniederung bei
Birkwitz durch eine ausgedehnte Grube blossgelegt. Von hier aus bis
in die Dresdner Gegend fehlen .\ufschlüsse dieses oberen kalkigen Com-
j)lexes der Brongniarti-Stufe, erst bei Strehlen war derselbe in früheren
Jahrzehnten durch die dortigen Steinbrüche blossgelegt und hat eine so
reiche paliieontologische Ausbeute geliefert, dass die ganze Zone nach
diesem, ihrem günstigsten Aufschlussorte die Bezeichnung „Strehlener
Pläner" erhalten hat. Dass die Plänermergel, welche sich von Birkwitz
und Hinterjessen aus unter den sich hier bereits auskeilenden Brongniarti-
tjuader***) einschieben und sich ebenfalls bald auskeilen, in der That dem
Horizonte der Strehlener Pläner entsprechen, geht daraus hervor, dass
ilicse Mergel, trotzdem es dort an günstigen Aufschlüssen fehlt, ausser
Foraminiferen die folgenden typischen Vertreter der Strehlener Fauna
geliefert haben f):
*) Erläuterungen Sect, l'irna, S. (i‘i.
**) Erläuterungen ,Se< t. Pim.v, ,S. «6.
*•*) Erläuterungen Scct. Pinia. ,S 71.
•fl Mach (ieinitz; Charakteristik, S. 106; Bcck: Erläuterungen Sect. Pirna, ,S. 67.
und eigenen Funden.
79
Hifpsodon Lewcsiemin Ag.
(J.ri/rhina MantelU Ag.
Corax hetorodon Iteuss.
Knoplodi/tia Leachi Mant.
&aphiten Geinitzi il'ürb.
yaatilus siiblaevigalus d’Orb.
Tniclius armatus d’Orb.
Curdita tenuicosta Sow.
T'c-niis öoldfussi Gein.
Inoctramus latus Mant.
Pectcn Nilssoni Goldf.
Exogijra lateralis Nilss.
Micrastvr cor testndinarium Goldf. sp.
Cidaris suhvesiculosa d’Orb.
Aus der Tliatsache, dass diese dem Strehlener Horizonte entspret'benden
I’länermergcl von der Gegend südlich und östlich von I'irna aus durch
den sie hier überlagernden llrongniarti -Quader alltnählich bis zu ihrem
Verschwinden verdrängt werden, da'-s sie andererseits nach NW, also nach
Dresden zu, an Mächtigkeit zunclinien und zugleich der Quader vollständig
verschwunden ist, — aus diesen Thatsachen lässt sich bereits schliessen,
dass der Brongniarti- (Quader der Sächsischen Schweiz und die oberen
d. h. Strehlener l’länermergel und Pläner der Dresdener Klbthalwanne
aequivalente Faciesbildungen der oberen Abtlieilung der Brongniarti-Stufe
sind. Es fragt sich nun, ob diese Schlussfolgerung durch den Vergleich
der beiderseitigen Faunen, also derjenigen des Brongniarti -Quaders mit
derjenigen des Brongniarti-riäners von Strehlen, eine Unterstützung tindet.
Ob, mit anderen Worten, beide trotz der herrschenden Faciesvcrschieden-
beit eine genügende Aehulichkeit aufweisen.
Aus dem jJrongniarti-Quader der Sächsischen Schweiz sind bis jetzt
folgende Fossilien bekannt geworden*):
Bergx- nmatus Ag. (St.)
AmmoHites peramplus Sow. (St.)
Jdioladomga nodutifera Münst. (St.)
Glgcimeris Geinitzi Holzapfel. (St.)
cf. Fenns faha Sow. (St.)
Eriphgla lenticularis Goldf. (St.)
Finna cretarea Schlötb. (St.)
— decussata (ioldf. (St.)
cf. Modiola Cottae Rom. (St.)
Inoceramns Brongniarti Sow. (St.)
— Lumarcki i’ark. (St.)
Lima pseudocardium Heuss. (St.)
— semistdeata Nilss. (St.)
— Boperi Mant. (St.)
— ranalifvra Goldf. (St.)
Pectcn laevis Nilss. (St.)
— cretosus Defr. (St.)
*) Geinitz in SitznngHliericlite der Isis lH7rt. .S. HJ. u. 1882, S. 70. Die Ori-
ginale beKnden sieh theils iui K. Jlaseum. theiis in der Terlinisclien Hocbschnle.
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Vola qiiadricostafa Sow. (St.)
Kxo(/!/ra columha Lai«. (St.)
Rhi/nchondla plicdtiUa Sow. (St. (
Cidaris siihvesiculosa il'ürb. (St )
Ci/phnsoma rudiatum Sorg«. (St.)
Ötrdutsler anatichi/tin Lfske.
Catop!/!iug albensis (iein.
Stell(wier Scliuhii Uoicli.
— allends Gein.
Die überwiegende iMelirzahl derselben, niimlich die durch (St.) ge-
kennzeichneten Formen, kommt auch im Strehlener Pläner vor. Das
Fehlen einiger dieser Qnaderfossilien im Pläner, so von Finna, Car-
diasfer, Catopyi/us, Sttdluster sp., wohl auch der im Quader freilich über-
aus seltenen Flioludomya, dürfte dadurch zu erklären sein, dass diese
Formen die sandige Facies bevorzugen. Auch die sonstigen Verschieden-
heiten, die sich in den Faunen des Quaders und des Strehlener Pläners
und zwar in erster Linie in der grösseren Reichhaltigkeit des letzteren
kundgeben, sind wesentlich Folgen der Faciesverschiedeuheit beider Ge-
bilde. So ist der Strehlener Pläner ausgezeichnet durch zahlreiche Fisch-
roste, wie sie im Quader fast nie erhalten sind, wo nur Wirbel als grosse
Seltenheit gefunden werden, so solche von lirryx ornatw> Ag., einer der
charakteristischen Arten des Strehlener Pläners. Der häutigste der Streh-
lener Cephalopodcn, Ammonites perumplus Sow. ist im Quader vorhanden.
Dass in letzterem Gastropoden, von denen namentlich JioateUaria in Strehlen
häutig war, fehlen, kann nicht befremden, da solche, wie S. 3G und 53
erörtert, kalkig-tlionige Sedimente bevorzugen. Auch die V’erbreitung
mancher Lamellibranchiaten ist von der Art der Facies abhängig. So ist
z. 1!. der in Strehlen sehr häutige Spondi/lns ftjiinoifits Sow. noch nirgends
im Q>uadersandstein gefunden worden, ist er doch durch seine langen
Stacheln als eine Form gekennzeichnet, die milden schlammigen Roden
liebt. Untel- den sonstigen Zweischalern Strehlens befinden sich viele mit
dünner Schale, die entweder überhaupt nicht im Quailer auftreten, oder
in ihm nicht erhalten blieben. Als höchst charakteristisch für den Streh-
lener Plänerkalk gelten ferner Ihrbratula mninlobom Sow. und Tere-
bratidma grarilis Schloth., welche, wie S. 3(i gezeigt, ebenfalls nicht in
dem meist grobkörnigen Quadersandstein erwartet werden können. Ferner
dürfte das Fehlen von Micrader und Holasler im Quader mit grosser
Wahrscheinlichkeit auf den Finfiuss der Facies zurückzuführen sein, da
beide sowohl in den Pläncrniergeln, die älter als der Rrongniarti-Quader,
als auch in denen, die .jünger als dieser letztere sind, Vorkommen. End-
lich waren die Foraminiferen, wie sie im Strehlener Pläner zahlreich vor-
handen sind, zur Erhaltung im Quader nicht geeignet und voraussichtlich
in seinem .Vblagerungsgebiet überhaupt nicht vertreten. jMit Rcriicksich-
tigung dieser faunistischen Faciesuntcrschiede zeigt es sich, dass die Fauna
des l$rongniarti-()uaders derjenigen des Strehlener Pläners analog ist und
dass beide eine Anzahl charakteristischer Leitfossilien, so Ammoniten
j/eramphis Sow., Inocvramiis Brongniarti Sow. unil Lamarchi Park., Lima
Hoperi .Mant. und Vgphosoma radiutum Sorgn. gemeinsam haben. Auch
aus palaeon tologischen Gründen kann es somit nicht zweifel-
haft sein, dass beide Sedimente, der Rrongniarti-tjuader der
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81
Sächsischen Schweiz und der Strehlener Plänerkalk als gleich-
alterige Faciesgebilde zu betrachten sind.
Das Ergebniss der vorstehenden Untersuchungen lässt sich dahin zu-
samnaenfassen, dass in der Brongniarti-Stute Sachsens eine Gliederung in
zwei Zonen durchführbar ist. Die ältere, direct auf die Labiatus-
Stufe folgende Zone umfasst einerseits den als Krietzschwitzer Pläner
bekannten Brongniarti- Pläner und den früher als Copitzer Griinsandstein
bezeichneten Glaukonitsandstein der Sächsischen Schweiz, anderentheils als
dessen reine Kalkfacies einen bisher als zur I.abiatus- Stufe gehörig be-
trachteten Pläuermergel, der augenblicklich bei Räcknitz und Klein-Luga
aufgeschlossen ist. Charakterisirt ist diese Zone ausser durch Inoce-
ratnus Brongniarti Sow. durch Ammonites Woollgari Maut., Lima dongata
Sow., ..4rca snbglabra d’Orb. und Bapa cancellata Sow. sp. Sie ist sowohl
in der Sächsischen Schweiz, wie bei Dresden als Pläner und Pläuermergel
entwickelt, mit denen sich irn erstgenannten Gebiete noch Grünsandsteine
vergesellschaften. Die jüngere Zone der Brongniarti-Stufe besteht
aus jenen Plänern und Plänermergeln, denen der Brongniarti-Plänerkalk
von Weinböhla und Strehlen, der Plänermergel von Birkwitz und Ilinter-
jessen im Wesenitz -Grunde zugehören, andererseits aus dem sie in der
Sächsischen Schweiz vertretenden Brongniarti-Quader. Als für diese Zone
charakteristische Fossilien sind u. a. Inoceramns Brongniarti Sow.,
Ammonites peramplns Sow., Lima Hoperi Mant., Terebratula semigJobosa
Sow. und Cgphosoma radiatnm Sorgn. zu nennen. Dieser Comple.v zeigt
die ausgesprochenste Faciesdifferenzirung, indem er in dem einen Gebiet
als Quader, in dem anderen als Pläner und Pläuermergel auftritt. Beide
Facies sind durch auskeilendc Wechsellagerung verbunden.
Nicht im Einklang mit dieser Zweitheilung scheint auf den ersten
Blick der Umstand zu stehen, dass bei Tetscheu ein Brongniarti -Quader
dem Labiatus-Quader direct auflagert, ohne dass, wie bei Pirna und am
Hohen Schneeberg der aus Grünsandstein und Pläner bestehende untere
C'omplex der Brongniarti-Stufe beiden zwischengeschaltet ist. Oflenbar
findet hier eine Vertretung auch dieser unteren Abtheilung der Brong-
niarti-Stufe durch den Quader statt. Bereits auf Section Rosenthal hat
der Krietzschwitz - Schneeberger Pläner, wie Schalch*) berichtet, die
Tendenz, sich in nördlicher Richtung auszukeilen: ebenso verliert der
Grünsandstein mehr und mehr seinen Glaukonitgehalt, bis er endlich in
der Nähe der Elbthalrinne glaukonitfreie Ausbildung erlangt bat**). Dort
wo diese GrUnsandsteine und Pläner fehlen, also in der Gegend von
Tetschen und Elbleiten, weist der Brongniarti-Quader zwei, je nach ihrem
Niveau verschiedene Ausbildungen auf***). Der untere Complex ist fein-
körnig, weich, plattig oder bankig geschichtet und giebt einen bindigen
Verwitterungsbollen, der obere hingegen ist grob- bis niittelkörnig, dick-
bankig geschichtet und verwittert zu Sand. Da der erstere auch in seiner
Mächtigkeit, nämlich 30 — 60 m, völlig dem Complex des Krietzschwitz-
Schneeberger l’läners und Grünsandsteins entspricht, der zweite, darüber
*) Erläuterungen Seit. Kosenthal, S. .14.
•*) Erläutemngeii Seit. Rosenthal, S. Z7, u. Erläuterungen Sect. Oro.sser Winterberg-
Tetsi'hen, S. 31.
***) Erläuterungeu Sect. Grosser Wiuterberg-Xetschen, S. 34.
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82
folgende aber viel grössere Mächtigkeit besitzt, ist es sehr walir-
scbeiiilich, dass dieser untere, feinkörnige Ürongniarti-Quader
eine rein sandige Facies des Krietzschwitz - Schneeberger
Brongniarti-l’läners und (irünsandsteins, also der unteren Ab-
theilung der Brongniarti-Stufe vorstellt, und dass mir der obere,
grobkörnige Bningniarti- (Quader die Fortsetzung des zwischen Pirna und
dem Hohen Schneeberg über dem Krietzschwitzer Planer liegenden Brong-
niarti-Quaders ist und somit allein die obere Abtheilung der Brongniarti-
Stufe repräsentirt. Zahalka*) constatirte bei liaudnitz in Böhmen ganz
ähnliche Verhältnisse, indem er zeigte, dass die unteren Quader der Iser-
Scbichten einem gewissen Horizont der Malnitzer Schichten entsprechen.
In der Gegend von Dresden und derjenigen von Totschen-Elbleiten
würden also die Extreme der Faciesuntcrschiede innerhalb der gesammten
Brongniarti-Stufe zu suchen sein, in ersterem Gebiet die rein mergelig-
kalkige, in letzterem die rein sandige Facies.
*) 1. c. S. 85.
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Stale fies Inocei’amus Hi'onj^niarti.
83
Nach Obigem erhalten wir folgende
Tabellarische XJebersleht über die Gliederung der Brongniarti-Stufe
Saohsens.
Kein sandige
Sandig-kalkige
Rein kalkige
Aequiva-
Facies.
Facies.
Facies.
lentc in
Ty]ius Tetschen.
Typus Hoher
.Sclmeeberg.
Typus Dresden.
Biihraen.
1
Grobkörniger
lOiadersandstcin
Plänerkalk nml ^
QuadersaniUtein
der Sächs. Schweiz
• Merisel von Wein*
von Tetsclicn ninl 1
von I’irna bis zum
hohla, Strehlen nnd
1 3
Klbleiten, mit /«o*
Hohen Schneeberg,
Birkwitz mit Ino-
1 «
cmmiiis Broufj^
mit Inoceramus
Cframus Brong-
Teplitzer
1 JS
niarti niid Lima
Brongniarfi, Lima
niarti , Lima Ho-
1 ^
ca«rt/i/ern. '
canalifera und Ho-
peri, Spondylus «/n-
Schichten
peri.Ct/phosoma r«-!
nosus, Terebraluin
und
1 ^
(lialum nnd Ammo-
gemigloboga, Cypho-
1 s
1
niteg peramptus.
8oma radiatum, Mi-
Iser-
cragter cor testmti-
I O
narium, Anmioniteg
peraniplug und Xep-
luni, Heteroeerag
Hengginnum, Sca-
phiteg Geinitzi und
/I cfinocamnj- gtreh-
Schichten
z. Tb.
lense. |
Feinkörniger
Plänern. -Mergel
Plänermergel
Quadcrsandstein
von Krietz.«chwitz,
von Räcknitz, Klein-
bb
0
von TeUclien und
Langenliennersilorf
I.nga nnd im Unter-
Elbleiten mit Ino-
nnd Schneeherg. mit
gnindc von Drt‘.sden
Iser-
SS
0)
ccranius Brony-
niarti.
fnoceratnns Brong-
fiiarti, Lima eloti-
mit Mieraster cor
tesfudifinrium, Ho-
Schichten
JA
gnta, Area eub-
lasfer planus, Lima
z. Th.
JS
glabra, Hapa can-
e/ongata, .-Immom-
und
ceUata^ Ämmonites
teg ifoollgari.
V
u,
Woollgari, u.(t r ü n -
Malnitzer
O)
.Sandstein mit
Schichten.
Inoceramtis Brony-
i
5
niarti f Area 8ub-
glnhra, Rhyncho-
nella bohemica.
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84
Inhalts-VerzeichnisB.
8cil«
Kinleitendp Benierkmigeii 31
I. Hie Qnftiier- und IMHiierfnoies der Stufe des Inocernmu» Inliiatus 32
1. Die Quaderfaeies (Profil 11 32
2. Die Plänerfat-ies 34
3. Vergleich der Faunen beider Facies 35
II. Das obere Cenoman und seine Faciesverschiedenheiten .... 37
1. Da.s Verbältniss des Carinaten-t:iuader8 zum (‘arinaten-Pläner (Profil 2 und 3) 37
2. Die Gliederung des Cenomans 46
3. V'ergleieh der Fauna des Carinaten- Pläners mit deijeuigen des PlSner-
sandsfeins »52
III. Die K lippenfaeies des Cenomans 53
1. IVesen und Cliarakteristik der Klippenfaiies 53
2. Beschreibung der Klippenfaeies .56
a) Die Klippenfaeies auf dem .Syenitrücken bei Planen (Profil 4—9) . 56
b) Die Klippenfaeies auf dem Granitit des Gamighübela, bei Kauscha
lind bei l.ockwitz (Profil 10 und 11) 61
c1 Die Klippenfaeies auf der Porphyrknpiie des Kahlebusches (Profil 12) 64
d) Die Klippenfaeies anf dem Granitit von Meissen 66
e) Die Klippenfaeies auf dem Gneiss des Oherauer Tunnels (Profil 13) 66
3. KHckblick auf die Fauna der Klippenfaeies 67
IV. Die Faciesgebilde der Stufe des Inoceramus Brongniarti .... 70
1. Die bisherigen .\nsichten bezüglich der Aeqnivalentgebilde in der Brong-
uiarti- Stufe 70
2. Der Brongniarti -Pläner der Sächsischen Schweiz als selbständige untere
Zone der Brongniarti- Stufe 72
3. Nachweis der unteren Abtheilung der Brongniarti -Stufe bei Dresden . . 73
I. Brongniarti - (piader und Sirehlencr Pläner als aeiinivalcnte Faciesgebilde
(Profil 14; 76
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VI. Neue Unieiifelder aus Sachsen. II.
Von Prof. Dr. J. Deichmüller.
Haltestelle Klotzsche.
Ira Frülijaltr 1884 wurde beim Bau der Secuiidäreisenbabn Klotzsclie-
Köriigsbrück an der Stelle, wo dieselbe von der Dresden-Görlitzer Haupt-
bahn abzweigt, in unmittelbarer Nähe der Haltestelle Klotzsche eine
Anzald Urnengräber aufgefunden, über deren Aufdeckung und Inhalt
H. Wiechel in der „Festschrift der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis“
1885, S. 125 u. flg. einen kurzen Bericht veröffentlichte. Aus diesem geht
hervor, dass an dem Fundort ein Gräberfeld der älteren Gruppe der
Urnenfelder vom Lausitzer Typus angeschnitten worden ist, dessen Zeit-
stellung durch das mehrfache Vorkommen von Buckelurnen bestimmt wird.
Eine vom Verfasser jenes Berichtes in Aussicht gestellte, ausführlichere
Veröffentlichung über die Ausgrabung mit beigegebenen Abbildungen ist nicht
erfolgt, die Funde selbst gelangten auch nur zum Theil und zumeist zer-
brochen in den Besitz der prähistori-
schen Sammlung in Dresden. Die
wenigen besser erhaltenen Gefässe
sind in den nebenstehenden Figuren
1 — 7, die Bronzebeigaben in Fig. 16,
17, 19 und 20 nach Skizzen dar-
gestellt, welche sich bei einem von
H. Wiechel an das Königliche Finanz-
ministerium erstatteten Berichte über
die Funde von Klotzsche befinden.
Unter den Gefässen, deren Fonnen
zu den in den ältesten Urnenfeldern
Sachsens sehr häufigen gehören,
fallen durch ihre Verzierungen zwei
Bruchstücke*) auf, deren eines (Fig.4)
mit eingefurchten parallelen länien
und dazwischen gestellten Reihen
scharf eingestochener Punkto ver-
ziert ist, während das andere (Fig. 5) am Gefässhals eine horizontal vor-
stehende breite Thonleiste mit Henkelansatz trägt — üriiamente, welche
vorher aus sächsischen Urnenfeldern nicht bekannt waren.
♦) An.s Grab 1 kü H. Wiechel, a. a. 0. .8. 126.
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86
11. Wiechel sprach a, a. O. S. 126 die Verinuthuiig aus, dass sich das
Gräberfeld wohl auch über den Theil des liahnhofsareals erstrecken
dürfte, auf welchem die Geleise der Dresden-Görlitzor Eisenbahn und die
Anschlussgeleise der Sccundärbahn Klotzsche- Kiinigsbrück gelegt sind —
eine Vermuthung, die in neuester Zeit durch weitere Urnenfunde auf der
östlichen Seite des Bahnhofsgebietes bestätigt worden ist. Wenig mehr
als 100 in von der älteren Fundstelle in südlicher Richtung entfernt
wurden im Herbst 1899 bei den Vorarbeiten für eine ausgedehnte Central-
weichenanlage in dem lockeren Sandboden wiedeiaini versebiedene Urnen-
gräber aufgedeckt, die Gefässe aber in Folge der Unkenntniss der Arbeiter
bis auf wenige, jetzt in der Dresdner prähistorischen Sammlung aufbewahrte
Reste vernichtet. Von grösseren tiefässen waren nur einzelne Bruchstücke
erhalten, u. a. auch solche von Buckelurncn. Als Deckel zu Urnen mögen
wohl die beiden Schüsseln (Fig. 1.8 und 14) gedient haben, deren eine
gehenkelt, <am mittleren Umfange mit perlschnurartig an einander gereihten
Hachen, elli])tischen Tupfen geziert und auf der Unterseite durch Gruppen
radi.al gestellter Striche in einzelne, mit horizontalen Strichen ausgefülltc
F’elder getheilt ist. Weiter vorhanden sind ein kleines doppelheukeliges
Gefäss (Fig. 9) und mehrere halbkugelige oder fluchgewölbte Näpfchen
(Fig. 8, 10 und 12). Das eine in Fig. 8 abgebildete ist am Rande mit
einem griffartigen Ansatz versehen und war mit feinem, durch reichlich
beigemengte llolzkohlentheilchen dunkelgefärbtem Sand gefüllt. Zu den
selteneren Formen gehört ein durch seine geringe Grösse auffallendes
enghalsiges Gefäss (Fig. 11). Von Beigaben wurden gefunden eine scheiben-
förmige Thonperle (Fig. 15) und eine Bronzenadel mit quergerippteni,
scheibenförmigem, nach oben fiaclikegelig erhöhtem Kopf (Fig. 18).
Üeher die Grabanlagen selbst konnte nur wenig in Erfahrung gebracht
werden; alle Gräber waren in geringer Tiefe unter der Oberfläche gefunden
worden, einzelne mit flachen Bruchstücken des in der Nachbarschaft überall
auftretenden Lausitzer Granits umstellt gewesen, in mehreren Gefässen
hatten sich gebrannte Knochen befunden.
Zweifellos gehören die neuesten Funde derselben Zeit an wie die-
jenigen aus dem J.ahre 1884; nach den örtlichen Verhältnissen kann als
sicher angenommen werden, d.ass dieselben nur die südlichen Ausläufer
desselben Gräberfeldes sind, dessen nördlicher Rand an der Secundär-
eisenbahn nach Königsbrück angeschnitten wurde, wenn auch über das
Vorkommen von Urnengräbern in dem zwischenliegenden Gebiete nur
unsichere Angaben vorhanden sind*).
Batin-Kiesgrube NNO Haltestelle Klotzsche.
In Abtheilung 6.8 des Langebrücker Staatsforstreviers, etwa 1,5 km
nordnordwestlich der Haltestelle Klotzsche, zwischen der Dresden-
Görlitzer Flisenbahn und der Strasse von Klotzsche nach Langebrück ist
vor längerer Zeit zur Gewinnung von Schüttungsmassen für Eisenbahn-
bauten eine Kiesgrube angelegt worden, ln dieser wurde im September
1899 beim Abräumen der oberfläcblichen, humusreichen Erdschicht durch
Aufdeckung zweier Urnengräber ein neues Urneufeld aufgeschlossen, welches
•) H. Wiechel, a. a. ü. 8. 1!16.
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87
sich nach Lage der Grabstellen in östlicher liichtiing nach der Klotzsche-
Langehrücker Strasse hin zu erstrecken scheint. Die Urnen standen in
CU. 60 cm Tiefe unter der Dodenobertläche und waren nach Angabe des
den Betrieb der Kiesgrube überwachenden Schachtineisters mit grösseren
Steinen umstellt. Das eine Grab enthielt nur eine grössere, mit Knochen
gefüllte, doppelhenkelige Urne (Fig. '21) mit hohem, nach der Mündung
nur massig verengtem Hals und in der Mitte stumpfkantig gebrochenem
Gefässhauch; in dem anderen standen um die leider gänzlich zerstörte
Urne iin Kreise vier Beigefässe herum, unter denen sich ein henkelloser,
eiförmiger Topf mit verhält-
nissmässig hohem, einge-
schnürtem Hals und nach
aussen umgelegtem Rand (Fig.
il2), ein hoher Krug mit wei-
tem, bandförmigem Henkel
(Fig. 2S) und zwei kleinere
krugartige Tassen (Fig. 24
und 25) befinden. Als Beigabe
Lag in einem der beiden Grä-
ber eine zusaminengebogene
Bronzenadel aus rundem
Fig. 21—25 in ’ Fig. 26 in ’/j rler natürlichen
Griisse.
Draht, deren oberes Endo flach gehämmert und spiralig eingerollt ist
(Fig. 26). Die Fuiulgegenstände werden in der prähistorischen Sammlung
in Dresden aufbewahrt.
Wenn auch in diesem Funde von den für die älteren Gräberfelder
vom Lausitzer Typus um meisten charakteristischen Gefässformen, den
Buckelgertissen, doppelconischen Näpfen und henkellosen eiförmigen Töpfen
nur die letztere vertreten ist, so weisen doch die übrigen Formen, welche
bisher in Sachsen nur in den ältesten Urnenfeldern gefunden worden sind,
darauf hin, dass die Urnengräher in der Bahnkiesgrube auch zu Beginn
der Periode der grossen Urnenfelder angelegt und gleichalterig mit den
an der Haltestelle Klotzsche uufgedeckten sind. Wegen der weiten, mehr
als 1 km betragenden Entfernung von letzterer F’undstelle können beide
Fundstätten kaum mit einander in Verbindung gebracht werden. Es ist
sicher zu erwarten, dass beim Fortschreiten des Abbaues der Kiesgrube
in östlicher Richtung weitere Urnengräher aufgefundeu werden.
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VII. Das ei*ste Aiiliydritvorkominniss in Sachsen
(und Böhmen).
Von Dr. W. Bergt.
Im l’hoiiolithbrucli von Schlössel bei Uammer-l'iiterwiesentlial*)
fand Herr Lehrer H. Döring zu Dresden im Jahre 1896 ein MineraL
welches nach mehreren Seiten grösseres Interesse hcansprucht. Der basalt-
ähnliche, augitreiche l’honolithstock des genannten Ortes ist durch einen
tiefen Einschnitt der Bahn und durch einen in lebhaftem Gange befind-
lichen Steinbruch sehr gut aufgeschlossen. Er zeichnet sich durch prächtig
entwickelte, säulenförmige Absonderung, radialstrahlige Stellung der Säulen
und senkrecht zu diesen durch ebenplattige Auflösung hei der Verwitterung
aus. In den im Bruch aufgehäuften l’honolithblöcken und -stücken findet
mau stets zum Theil recht hübsch ausgebildete Zeolithdrusen. Die Er-
läuterung zu Blatt Kupferherg führt Natrolith, Analciin, VSkolezit, ?Thom-
sonit und Kalkspath an.
Das von Herrn Döring hier gefundene Mineral ist blauer Anhydrit.
Er scheint eine kugelige oder ellipsoidische, mandelähnliche Masse von
beträchtlicher Grösse im Phonolith gebildet zu haben. Denn mehrere
Proben zeigen den Anhydrit in festem Zusammenhang mit dem Gestein;
an einem 90 X 70 mm grossen Handstück .stellt die scharfe Grenze zwischen
Mineral und Gestein eine leicht gekrümmte Fläche mit grossem Krümmungs-
radius dar, vielleicht den Ausschnitt aus der breiten flachsten Stelle eines
Ellipsoides.
Das Mineral ist, wie eine qualitative und ijuantitative Analyse ergab.
Anhydrit von lebhaft und schön smalteblauer Farbe, ln seinem groben
Korn und seiner meist stengelig-strahligen Structur gleicht es z. B. der in
den Sammlungen verbreiteten gelblichen und röthlichen grobkörnigen Aus-
bildung von Hallein. Nach den Grenzen zum Phonolith hin nimmt unser
Anhydrit meist eine weisse Farbe an, weisse Partien schiessen unregel-
mässig strahlenförmig in die blaue .\nhydritmasse hinein. Während diese die
dem Mineral eigenen rechtwinkeligen Spaltbarkeiten nach o&Poo, ocPco
und nach oP deutlich zeigen, bemerkt man beim Uebergang in die er-
wähnten weissen Stellen eine allmähliche Verwischung der .Anhydrit-
spaltbarkeit, ebenso eine Umwandlung der grobkörnigen in eine feinkörnige
Structur und eine Abnahme der Härte des Anhydrites von 3—8,5 bis zur
•) Gi'olugische Spicialkarte des KiSnigreichs Sachsen. Watt Kujiferberg Xo. 118
von X. Sauer. 1882. S. 65.
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80
Härte 2. Eine chemische Untersuchung bestätigte, dass diese Erscheinungen
die bekannte Umwandlung des Anhydrites in üyps darstellen. Während
der blaue Anhydrit einen (Jlühverlust (Wasser) von 0,37 “o zeigte, ergaben
zwei Bestimmungen der veränderten Substanz 2,54 “ i, und 19,67 “o Wasser.
Dieser letzte Wassergehalt kommt dem des (jypses mit 20,9.5 “ o fast gleich.
Zwei über wallnussgrosse Proben weissen grob- bis feinblätterig körnigen
Gypses aus dem gleichen Steinhruch dürften zu diesem Vorkommniss
geboren und ebenfalls aus .\nhydrit entstanden sein.
Anhydrit hez. Gyps stossen aber nicht unmittelbar an den Phonolith,
vielmehr schiebt sich zwischen sie eine die W’ände des Hohlraumes aus-
kleidende schmale Schicht dichten weissen Kalkes, der unter dem Mikro-
skop ein ziemlich gleichmässiges gröberes Korn zeigt.
Anhydrit scheint in dem Phonolith von Schlüssel nur äusserst selten
aufzutreten; ja das von Herrn Döring aufgefundene Vorkommen dürfte
bisher das einzige bekannte sein. Das mineralogische Le.xikon für
das Königreich Sachsen von A. Erenzel (1874) und die Erläuterung zu
Blatt Kupferherg berichten davon nichts, auch sonst sind dem Verfasser
keine Nachrichten darüber bekannt. Als der Verfasser im Jahre 180.8
den Bruch besuchte, waren nur Zeolithe zu finden. Auch ein von Herrn
Döring vcranlasstes N’achforschen nach weiteren Anhydritproben in den
Jahren 1897 und 1898 blieb erfolglos.
Das Vorkommen von Anhydrit im Phonolith von Schlüssel beansprucht
aus zwei Gründen noch besondere Beachtung, 1. weil es das erste Auhydrit-
vorkommniss für Sachsen hez. Böhmen überhaupt zu sein scheint, 2. wegen
der Frage nach seiner Entstehung.
1. Der Phonolithhruch von Schlüssel liegt unmittelbar an der säch-
sischen Grenze auf böhmischem Gebiet. Politisch gehört also unser An-
hydrit unbestritten zu Böhmen. Da aus diesem Lande weder im minera-
logischen Le.xikon für Österreich von V. v. Zepharovich (3 Bde. 1859,
1873, 1893) noch in der Geologie von Böhmen von F. Katzer (1892) An-
hydrit aufgeführt wird, so scheinen wir das erste Auhydritvorkommen
in Böhmen vor uns zu haben.
Wissenschaftlich aber kann man den Anhydrit von Schlüssel, von der
unmittelbaren Nachbarschaft abgesehen, deshalb auch für Sachsen in An-
spruch nehmen, weil das genannte Gebiet zugleich im Bereiche der sächsi-
schen geologischen Karte liegt. Für Sachsen sind nun die den Anhydrit
betreffenden Verhältnisse recht merkwürdig, ln dem mineralogischen Lexikon
von A. Frenzei (1874) fehlt Aidiydrit ganz, und in den Erläuterungen zur
sächsischen geologischen Specialkarte wird das Mineral, soweit dem Ver-
fasser bekannt, nicht aufgeführt. Dagegen sind schon lange zahlreiche,
auf Erzgängen vorkommende Pseudoiuorphosen nach Anhydrit bekannt.
J. Roth*) gieht folgende Zusammenstellung mit Litteraturangahen: Pseudo-
morphosen nach Anhydrit von Tautoklin (Braunspath) von Kurprinz
Friedrich August bei Freiherg nach Breithaupt, von Spatheisen von Kur-
prinz bei Freiberg nach Dana (Sideroplesit nach Frenzei), von Quarz in
Geyer, Grube Kurprinz bei Freiberg, Frisch Glück bei Blaucnthal und
Spitzleite im Eibenstöcker Revier nach Blum, Gemenge von Quarz und
Rotheisen von der Spitzleite nach Breithaupt, von Rotheisen auf der Grube
*) Chemische (ieologie I, 1879, ,S. 19Z.3; s. anih A. Fretizel: Mineralngischcs
Lexikon, 8 83, 1.51, ilöl, Z9<J.
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90
Frisch Glück bei Eibenstock nach Zepharovicb, Gemenge von Eisenkies
und Kalkspatb von der (irube Neue Ilofinung Gottes bei Brilunsdorf nach
Breitbaupt. Bagegen ist dem Verfasser keine Nachricht über stofflich
erhaltenen Anhydrit bekannt, ein Umstand, welcher Zweifel darüber
aufkommen lässt, ob alle Deutungen der genannten Pseudomorphosen
nach Atdiydrit richtig sind*).
Wir hätten demnach auch für den Bereich der sächsischen
geologischen Karte stofflich das erste Auftreten des Minerales.
2. .Anh}'drit und mit ihm Gyps, welche aus einander hervorgehen,
sind als Mineralien und Gesteine an drei verschiedene Lagerstätten ge-
bunden. Die allermeisten Vorkommnisse mit den grössten .Massen tindeii
sich in den Sedimentformationen vei-schiedenen Alters als Begleiter des
Steinsalzes. Man hielt sie hier bis etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts
auf der einen Seite für platonisch, auf der anderen für nmgewandelte
Kalke (durch Schwefelverbindungen, besonders schwefelige und Schwefel-
säure), während heute allgemein eine nicht inetaraorphe Bildung, ein ur-
sprünglicher .Absatz aus dem .Meereswasser für sie angenommen wird.
Diesem lager- oder Hötzförmigen .Auftreten gegenüber bergen die beiden
anderen Arten auf Erzlagerstätten und in vulkanischen tjcbicten nur
verschwindende .Mengen dieser Mineralien. An A'ulkanen entstehen sie
durch Einwirkung von Schwefelverbindungen auf sublimirte Chloride.
Wie oben erwähnt, giebt es in Sachsen verhältnissmässig zahlreiche
Vorkommnisse von Anhydrit auf Erzgängen, freilich nur noch der Form
nach, nicht stofflich. L'nd aus vulkanischen Gebieten wird Gyps häutig,
Anhydrit dagegen sehr selten und .ausdrücklich als sehr selten auftretend
erwähnt. Einige der wenigen dieser Anhydritvorkommnisse sind: Einschlüsse
in der Lava von Aphroessa bei Santorin, in Auswürflingen des Vesuvs, au
den Soffionen in Toskana, in Kalinka in Ungarn (nach llaidinger hier durch
Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Augitandesit entstanden)**).
Für die Entstehung des Anhydrites im l'honolith von Schlüssel
kommen zwei Möglichkeiten in Betracht. Entw'eder ist das Mineral
A. eine Neubildung im Gestein wie die Zeolithe, oder
B. ein fremder Einschluss.
A. „.Als secundäres neptunisches Mineral in den Leucitgesteinen“
erwähnt J. Both***) Gyps, „dessen Schwefelsäure aus dem Hauyn her-
rührt"; und „unter den Verwitterungsproducten der schwefelsäurehaltigen
Ilauyne findet sich Gyp.s“T). ln gleicher Weise würde die Schwefelsäure
unseres Anhydrites auf den llauyn zurückzuführen sein. Dabei muss
aber die merkwürdige Thatsache berücksichtigt werden, dass Hauyn in
den Gesteinen, Phonolithen wie Basalten, des Gebietes (vergl. Blatt
Kupferberg 14S und Blatt Wiesenthal 147) zwar ganz allgemein und
zum Theil sehr reichlich verbreitet ist, dass aber gerade der Phonolith
von Schlüssel ebenso wie die drei Phonolithlappen von Hammer- Untcr-
*1 Die Herren Oberbergrath Prof. I)r. Wei.sstiacb uinl Dr. .A. Freiizel in Frei-
berg halten die Frenndlichkeit, dem Verfasser auf seine Anfrage niitzntbeilen , dass
ihnen auch kein .Anhvdritvorkommniss in .Sachsen hekaiiut sai. Herr Dr. Frenzei be-
zweifelt ehenfalla die l’seudoinorphoscn Itreithanpl's.
Vergl. auch .1. Koth: Chemische Oeedogie III. Is90. S. 103, 282. 297/8, 301.
**') Chemische Oeologie II, .S. 208.
t) Khenda, S. 2.')4, Ztkj
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91
wiesenthal nach den Ausfulirunf;en in der Erläuterung zu Blatt Kupler-
berg frei von Hauyn sind. Dieser ITinstaiul bildet aber keinen end-
gültigen Beweis gegen die Annahme nachträglicher Entstehung des An-
hydrites. Ist es doch zur Genüge bekannt, wie wechselnd selbst in
kleinen Eruptivniassen und -gebieten die petrographische Zusammensetzung
häutig ist. So wird der nicht weit nordwestlich von unserem Phonolith
im Kalk aufsetzende Phonolithgang ;ils hauyuhaltig angegeben. Unter
den Bruchstücken an dem Gehänge dem Kalkberge gegenüber (Bl. 14H)
finden sich hauynarme und haiiynreiche Phonolitbe, darunter solche, in
denen erbsengrosse zahlreiche Hauyue allein den porphyrischen Geineng-
theil ausmachen.
Man könnte vermutben, dass sich bei wässeriger Bildung nicht das
wasserfreie Sulfat Anhydrit, sondern das wasserhaltige Gyps ausscheiden
würde. Diesem Einwand gegenüber ist zu berücksichtigen, dass man den
Anhydrit in den Sedimentforniationen ebenfalls für eine ursprüngliche
neptunisebe Bildung hält und zwar gestützt auf Erscheinungen in der
Chemie und auf Experimente, welche zeigen, dass unter gewissen, aller-
dings noch nicht ganz geklärten Verhältnissen (bedingt durch Druck,
Temperatur und Gegenwart von Cblornatrium) nicht Gyps, sondern An-
hydrit entsteht*).
B. Scheint so die Möglichkeit der nachträglichen wässerigen Bildung
unseres Anhydrites zu bestehen, so si)rechen zwei Umstände für die zweite
Annahme, für die Einscblussnatur. Die beiden Umstände sind: 1. Der
einschliessendc Phonolith zeigt auch in der Nachbarschaft
keine Zersetzungs- und Auslaugungserscheinungen, er ist bis
an den Einschluss heran frisch, und 2. an der unter dem Mikro-
skoi> buchtig erscheinenden Grenze von Gestein und Mineral,
auch frei iin Mineraleinscbluss schwimmend findet man zahl-
reiche kleine runde, etwa stecknadelkopfgrosse Phonolith-
bröckchen, welche ebenfalls unverändert, höchstens durch die
nachträgliche Wasserzufubr beeinträchtigt sind. Als endogene
Contaetwirkung müssen aufgefasst werden die feinblasigc
(mikroskopisch) Beschaffonlieit und die abweichende Structur
einer etwa 1 — 2 mm breiten Grenzzone des Phonolithes. In
dieser findet eine Verdichtung des Gesteins statt, ausserdem
nehmen die Grundmassenfeldspät he eine schärfere und zwar
nadelförmige Gestalt und eine ausgeprägt radialstrahlige An-
ordnung an. Die gleiche Erscheinung bemerkt man an den
erwähnten Bröckchen der Grenzschicht.
Bei der zweiten .\nnahme bieten sich wiedernm zwei Möglichkeiten;
entweder ist der Anhydrit ein ursprünglicher unveränderter Eremd-
einschluss oder ein metamorphes Gebilde.
Dass Anhydrit in Sachsen und Böhmen bisher unbekannt ist, wurde
schon oben erwähnt. Wir befinden uns hier in einem rein archäischen
Gebiet, in der Glimmerschieferformation, in der bisher unbekannt ge-
bliebene Anbydriteinlagerungen, denen unser Einschluss entnommen sein
könnte, so gut wie ausgeschlossen erscheinen. Ebensowenig ist hier in dem
nur aus Basaltconglomerat und -tufl' bestehenden Tertiär .\nhydrit bekannt.
*) Vergl. F. Zirkel: Petrographie III. 1894. S. .523 4. — .1. Roth: Chemische
üeologie I, 1879, S. 6.52.
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0>
Eine Möglichkeit wäre, dass sich in kalkigthonigen Tertiärschichten,
ähnlich wie hei den oben erwähnten Soflionen von Toscana, Anhydrit
gebildet hätte, der dann vom Phonolith aufgenominen wurde.
Eine nicht von der Hand zu weisende Annahme ist endlich, dass der
Anhydrit umgowandelter Kalk ist.
Bereits oben wurde die bis zur Mitte dieses Jahrhunderts vertretene
Ansicht erwähnt, der Elötzanhydrit und -gyps wäre durch Schwefel-
verbindungen umgewandelter Kalk. Wenn auch diese Ansicht der neueren
hat weichen müssen, so sind doch eine ganze Anzahl von kleineren Gyps-
und Anhydritvorkominnissen nacliweisbar durch vulkanische Gase, durch
Schwefelwasserstoff und Scbwefel<iuellen umgewandelte Kalke und Uolo-
mite (Gyps bei Selvena in Toscana nach Coquand 1849, Gyps von Aix in
Savoyen nach Murchison , die Anhydrite von Modane in Savoyen nach
Ues Cloizeau.x 1895, Gypse von Tarascon in den Pyrenäen nach Zirkel und
Pouech 1867 und 1882 u. s. «’.)*). Für eine derartige Entstehung des
Anhydrites von Schlüssel bieten sich folgende Anhaltspunkte. Die Gliminer-
scliieferformation unseres Gebietes ist sehr reich an Kalkeinlagerungen.
Der Kalkbcrg südlich von Schlüssel dürfte den zahlreichen Kalkvorkomni-
nissen seinen Namen verdanken. Wenig über 1 km nordwestlich von dem
Phonolith von Schlüssel streichen bei den Berghäusern sechs kleinere und
grössere Kalklager zu Tage aus. Das südöstliche Hauptlager setzt, wie
man durch einen Stölln weiss, noch wenigstens 100 m unter dem Dasalt-
tuff fort**), also auf den Phonolith von Schlüssel zu. Es liegt so durchaus
in dem Bereich der W'ahrscheinlichkeit, dass der Phonolithstock von
Schlüssel eine solche Kalkeinlagerung berührt und Gestein davon los-
gerissen hat, welches dann durch die im Phonolithmagma enthaltene
Schwefelsäure in Anhydrit verwandelt wurde.
Merkwürdigerweise bietet die nächste Umgebung hierfür das allerbeste
Beispiel. Die eine von den sechs Kalkeinlagerungen bei den Berghäusern
wird von einem 2 m mächtigen Phonolithgang durchsetzt. Dieser Phono-
lith enthält nun Bruchstücke des Nebengesteines, des krystallinischen
Kalkes, die stellenweise so häutig werden, dass eine durch Phonolithceinent
verbundene Breccie entsteht***).
Bemerkenswerth und für die obige .\nnahme scheinbar ungünstig ist
hier nun das in der Erläuterung zu Blatt Kupferberg (148. S. 69) er-
wähnte Ausbleiben von Contacterscheinungen: „Die Kalkeinschlüsse schei-
nen keine Veränderungen erlitten zu haben.“ Aber auch dafür giebt es
in der grossen Litteratur der Contactmctamorphose zahlreiche Beispiele.
Aus den Erörterungen geht zur Genüge hervor, welche Bedeutung
dem an sieh geringfügigen Anhydrit im Phonolith von Schlüssel zukommt.
Vielleicht sind weitere Funde und Untersuchungen (z. B. der zuletzt er-
wähnten Kalksteinschlüsse) in dem Gebiet geeignet, die hier gepflogenen,
mehr hypothetischen und theoretischen Erörterungen auf sicherere Füsse
zu stellen.
*1 F. Zirkel: Petrugrnphie III. 1894, S. 5Z4 5.
*•) m 148. S 48.
Bl. 148, S. 68 9.
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der
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
^ ISIS
in Dresden.
Uerausgegeben
von dem Redactions-Gomitö.
Jahrgang 1900.
Mit K Tafeln lud Vi Abbildungen im Text.
Dresden.
In Commission der K. Sachs. Hofbuchhandluug H. Bnrdach.
1901.
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Inhalt des Jahrganges 1900.
Hanns Brnno fleinitz | S. V.
A. Sitzungsberichte.
I. Sectlon für Zoolog^le S. 3 und 21. — Bär, W.: Zwei für die Omis DenUchlands
neue Vogelarten 8.3. — Drude, O.; Ueber F. Unger's „Die Pflanze im Moment der
Thierwerdung“, mit Bemerkungen von H. Xitache, 8. 4; neues Mikroskop der Firma
Seibert S. 22; Vorlagen 8. 4; neue I.itteratur S. 4 und 22. — Ebert, R.: Die Fauna
der Tiefsee im .\llgemeinen 8.3; Zunabme einhcimi-siher Vögel 8.4; Chun’s Tiefsee-
Ezpedition 8. 22. — Heiler, K.; Biologie der (.'opropliagen , über eine bei Oi-öditz
gefangene 8childkrötc 8. 21. — Nitscbe, H.; H. B, Oeiiiitz -j-, .Sehwungfedern des
Kasuars 8. 3; verschiedenartige Ausbildung der oberen Eckziibne bei den verschiedenen
Formen der recenten Hirsche, Vorkommen dos Wasserschmätzers in Sachsen 8. 4,
Aussetzung nichtsächsLscher Amphibien bei Tharandt, Schädel einer vierhörnigen
iTabelantilone 8.21; ornithidogische Beobachtungen im Engadin 8. 22; neue Littcratnr
8. 21. — Schiller, K.: Neue Lilteratur 8. 3, 4 und 21. — Schöpf, A.: lieber
sibirisches Rehwild, Vorlagen 8. 22. — Schorler, B.; Neue Litteratur 8. 22. —
Thallwitz, J.: Ueber Höhleuthiere 8.4; Missbrauch beim Verkauf von Krammets-
vögeln S. 22.
II. Sectlon für Botanik 8. 5 und 23. — Drude, O.: Einrichtung von Herbarien für
pflanzengeo^phische Demonstrationen, vorläniige Bemerkungen (Iber die floristi.sche
Kartographie von Sachsen >S. 5; phänologiscbe Bemerkungen Uber die Ketardation
des Frühlings im Jahre IHOO S. B; Ueberwinterung immergrüner Gewächse, Aufblüh-
geschwindigkeit der Biuthen, Anordnung der Vegetation im Karwendelgehirge 8.7;
neue Litteratur 8.5, 6 und 23; und Schorler, B.: Floristische Arbeiten
und Ezeursionen im Sommer 1900 8.23. — Ostermaier. ,T.: Vorlage von Ab-
bildungen von Alpenpflanzen 8. ,5; .Schutz der Alpenpflanzen, Eintritt der Frühlings-
flora von Überammergau 8. 6. — Schiller, K. : Neue Litteratur 8. 5 und 23. —
Schorler, B.: Referat über Gradraann's „Pflanzenleben der Schwäbischen Alb“,
neue Litteratur 8. .5. — Wobst, K.: Vorlage verschiedener Ro.seuformeii 8. 5.
III. Sectlon für Hineralogic und Geologie 8. 8 und 23. — Bergt, W.; Anhydrit
ans dem Phonolith von Schlössel, über Mikromineralogie 8. 8, neue Litteratur 8. 8
und 23. — Engelhardt, H.: Neue Litteratur 8.8. — Kalkowsky. E.: Kieselige
Sandsteine aus den „Salzpfannen“ Südafrikas 8.21 — Menzel, P.: Entstehung der
Alpen und Bildung des .Mittelmeeres 8.8. — Naumann. E.: Neues Kalkspath-
vorkommniss vom Zwieseler Erbstolln ,S. 24. — Excursion in die RathssteinbrUebe
bei Planen 8. 9.
IV. Section für prflhlstorisrhe Forschnngen ,S. 9 und 24. — DeichmUller, .1.:
Bemalt.! Geschiebe aus der Höhle von .Mas d'Azil 8 9; neolithiache Gefässe von
Klotzsche, NUnchritz und t'ossebaude, spät.slavisches Skelcttgräberfeld von Nieder-
sedlitz. Vorlage von .Steingerätlien 8. II ; der 12. internationale Anthropologencongress
und die prähistorischen Sammlungen in Paris 8. 24; schnurverzierle Gefässe aus
Sachsen 8. 25, neue Litteratur 8. 10, 24 und 25. — Döring, H.: Feuersteinwerk-
stätten auf Rügen, Nationalmnseum nordischer Alterthümer in Kopenhagen, Fener-
steingerüthe aus sächsischen Fundorten 8. 9; Funde von den Burgwällcn bei Alt-
coschütz, Niederwartha, Lockwitz, Altoschatz, Leckwitz und Löbsal, von den neo-
lithischen Herdstellen in Lockwitz, neuer .Steinzeitfund aus Lackwitz 8. 10; über
Kinderklappem aus Sachsen 8.24; Vorlage von Steingeräthen .S 24. — Ebert, O.:
Vorgeschichtliche Wandtafeln für Westpreussen und lUr die Provinz Sachsen 8. II.
— Engelhardt, H : Vorlage eines Steinbeils .8. 25. — Kalkowsky. E : Prä-
historisches aus Ungarn S 25. — Ludwig, H. ; Vorlage eines Mahlsteins von Kan.scha
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IV
S. 11; vorgesehiclitliche Xiederlassuiig bei Obcrpovritz S 24. — Wagner, P.: Neue
Litteratnr S. 24
V. Sectlon für Phjalk und Chemie S. II und 25. — Kevthien, A.; lieber Geheim-
mittel und Nährpräparate S 27. — Hallwaehs. W.: Die elektrolythiache Leitung
in festen Körjiem und deren Anwendung bei der Nemstlampe S. 12. — Heger, R. ;
lieber Kueraetik ini Unterricht S. 2ti. Meyer. E. von: Rückblick auf die wich-
tigsten Entwickelnn^phn.sen der Chemie im 19. Jahrhundert S. 11. — Pinnow, J.:
Unterscheidung von Talg und Schmalz S 28. — Rehenatorff, H. HersGlInng der
f rauen Modilication des Zinns, Beobachtung vagabondirender Ströme S 12; neue
orm des Cartesianischen Tauchers S. 12 und 2.5; Vorführung physikalischer und
chemischer Versuche S. 25; über eine neue der Taucherglocke ähnliche Vorrichtung,
Elfindung der Taucherglocke, Geschichte der Erlindung des Thermometers S. 25 —
Wolf. C. : Zerstörung der Salpetersäuren Salze durch Bakterien 8. II.
VI. Sectlon für Mathematik S. 13 und 27. — Heger, R.: Berührungsaufgaben und
Kreisverwaiidt.schaft S. 13; Kugelberührnngsaufgaben und Kugelverwandtschaft S. 27.
— Helm.G.: Ueber Mathematik und Chemie S 29. — Krause, M : Ueher graphischen
Calcül .S. 13 — Müller, F.: Tabelle zur Kalenderhcsiimmung S. 13. — Nätscli, E.:
Ueher Translationsflächeu S. 27. — Pestel, R. M.: Sphärometer für dioptrische Zwecke
S. 28. — Vieth, .1 von: Ueher Ceniralhewegung S. 13. — Witting, A.; Fadeu-
modell der abwickelbaren SchraubenHäche S. 14. — .
VII. Hanptversammlungen .S 14 und 29. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 15
uud 30. — tiedenkfeier für H. B. Geinitz S. 14. — Beamte im Jahre 1901 S. 32. —
Beschluss über 8 ühr-Beainn der .Sitzungen S. 30. — Rechenschaftsbericht für 1899
8. 14, 15 und 18. — Voranschlag für 1900 S. 14. — Freiwillige Beiträge zur Kasse
S. 80. — G uthmauu- Stiftung S. 14. — Bericht des Bibliothekars S. 34. — Deich-
milller, J.: Ueber megalithische Denkmäler S. .30 — Drude, O.i Entwickelungs-
geschichte der mitteldeutschen Hügelflora S 30. — Engelhardt, H.: Neue IJttera-
tur S. 29. — Kalkowsky. E.: Uand uud läiute von Nordwales S 14; Oclächtniss-
rede auf H, B. Geinitz .S. 1.5. — Michael, E.: Formen uud Ursprung der Uorfanlageu
und der Flurauftheilung in Sach.<eu S. 1.5. — Ostermaier, .1.: Vorlagen 8.30. —
Pohle, R.: Reiseschilderuiigeu aus Nordrussland S. 15. — .Schlussmann, A.: Bei-
trag zur praktischen Ernährungslehre 8. 14. — Schneider, O.: Pillenwälzende Käfer
und ihre Bedeutung für die ägypti.sche Mythologie S. 29. — StUbel, A.; Rückblick
auf den vulkanischen Ausbruch des .lahres 1866 im Golfe zu Santorin S. .30. — Toepler,
M. : Kathoden- und Becquerel- Strahlen S. 1.5. — Exenrsion nach Nossen S. 1.5.
ü. Abhandlungen.
Bergt, W.; Der Plänerkalkhrnch hei Weinböhla. Mit Tafel I. S. .37.
Bergt. W.; Lausitzer Diabas mit Kantengeröllen. Mit Tafel VI. S. 111.
Deichmüller. .1.; Zwei neue Funde neolithischer achnurverzierter Gefässe aus Sachsen.
Mit 3 Abbildungen. S. 18.
Deichmüller. J.: Spätslavisches Skelettgräberfeld hei Niedersedlitz. Mit3 Abbild. S 22.
Düring. H. : Ueber Feuersteingeräthe aus sächsischen Fundorten. S. 15.
Drude, 0.: Vorläufige Bemerkungen über die floristische Kaidographie von Sachsen. S.26.
Drude, 0.: Die posiglaciale Entwickelungsgcschichte der hercynischen Hügelformationen
und der monfanen Felstlora. S. 70.
Menzel, P.; Die Gymuospermen der uordbfihmischen Braunkohlenfomiation.
Theil I. Mit Tafel II -IV S. 49.
Theil II Mit Tafel V und 1 Abbildung im Text. S. 8.5.
Nitsche, H.: Bemerkungen über das Vorkommen des schwarzbäuchigen Wasserschmätzers
uud einiger anderer seltenerer Vögel im Königreiche Sachsen S. 32.
Rebenstorff, H.: Schulversuche mit dcni Gartesianischen Taucher. Mit 5 Abbildungen.
S. 3.
Die Autoren sinU allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen.
Die Autoren erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besondereu Wunsch 25 Sonder- Abzüge gratis, eine grössere Anzahl gegen Erstattung
der Hcrstelluugakosten.
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t
Hanns Bruno Geinitz.
Die Arbeit seines Lebens.
Rede in der öffentlichen Sitzung der Isis am 22. Febmar 1900
ruD
Prof. Dr. Ernst Ealkowsky.
In Hanns Bruno Geinitz hat die naturwnssenschaftliche Gesellschaft
Isis vor wenigen Wochen, am 28. Januar, ihren Ehrenvorsitzenden verloren.
Er ist der Einzige gewesen, dem die Isis dieses in ihren Satzungen nicht
vorgesehene Ehrenamt übertragen hat in der Erkenntniss, dass diese Ehre
einem um die Gesellschaft hochverdienten Mitgliede und einem welt-
bekannten Gelehrten erwiesen wurde. Obwohl Geinitz als stiller deutscher
Gelehrter niemals vor die breite Oeffentlichkeit getreten ist, obwohl er
niemals anderswo als in Dresden gewirkt hat, ist sein Name doch überall
auf der Erde, wo Naturwissenschaft getrieben wird, bekannt und geehrt;
durch seine eigene Arbeit hat er sich unvergänglichen Ruhm erworben.
Erst in hohem Alter, im 86. Lebensjahre, ist er am Ende seiner Lauf-
bahn angelangt; vor 63 Jahren begann er seine wissenschaftliche Thätig-
keit, ununterbrochen folgte ein Werk dem .anderen, er erreichte den Gipfel
seines Wirkens und hatte dann noch Jahre lang ordnend und ergänzend
auf d.as Werk seines Lebens zurückblicken können, geehrt von Allen, die
mit ihm in Berührung kamen. Jetzt gehört seine Thätigkeit der Geschichte
an, und als eine Huldigung mag es betrachtet werden, wenn wir im Schoosse
unserer Gesellschaft seine Arbeiten und seine Leistungen an uns vorüber-
ziehen lassen.
ln diesem Hörsaale, von dieser Stelle aus hat H. B. Geinitz vor nun-
mehr sechs Jahren zuletzt zu seinen Studenten gesprochen, ihnen von
seinen reichen Kenntnissen und Erfahrungen mittheilend und selbst immer
wieder Kraft ziehend aus dem Verkehr mit der .Jugend. Wer nicht selbst
sein Schüler gewesen ist, kann über seine Lehrerfolge und seinen Einfluss
auf die Studirenden nicht urtheilen, aber alle seine Schüler haben ein-
müthig ihre Anhänglichkeit und ihre Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht,
als er hochbetagt aus dem Lehramte schied, um bei Gelegenheit der Er-
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VI
richtung eines vergrösscrten mineralogisch-geologischen Institutes in einem
neuen Gebäude selbstlos der Zukunft freie Ilahu zu lassen. Auf Tauseude
unserer Studenten hat er als Lehrer gewirkt, sie ausgestattet im Ilörsaal
mit mannigfaltigen Kenntnissen für den Bedarf in ihrer Stellung im prak-
tischen Leben, sie eingefübrt auf Ausflügen in die Erkennung des Scbalfens
der Natur in unendlichen Zeiträumen. Und mit Freude durfte er darauf
hinweisen, dass es ihm auch gelungen war, trotz der dem nicht günstigen Auf-
gaben der Technischen Hochschule, einige seiner Schüler für seine Wissen-
schaften so zu begeistern, dass sie ihre Thätigkeit dem rein wissenschaft-
lichen Betriebe der .Mineralogie, Geologie und Prähistorie gewidmet haben.
Diesen Wissenschaften widmete er ja selbst sein Leben ausschliesslich,
als die Zeit dafür gekommen war. Zuerst aber hatte er sich mit allen
Naturwissenschaften in umfangreichem Maasse bekannt gemacht, wie dies
in den dreissiger Jahren für joden Naturforscher selbstverständlich und
damals eben auch noch leichter möglich war, ohne eine besonders lange
Lehrzeit durchmachen zu müssen. Wir wollen aber auch nicht vergessen,
dass er überhauiit damals einer der Wenigen war, die sich ganz und gar
den Naturwissenschaften zu widmen wagten zu einer Zeit, als die Gegen-
stände dersell)en als blosse „Curiositäten“ bezeichnet wurden. Seine all-
seitige naturwissenschaftliche Bildung hat er dann auch in seinem Special-
fache in reichlichem Maasse verwenden können.
Nicht etwa in allen l)isci|)linen, die er amtlich zu vertreten hatte,
ist Geinitz gleichmässig als Forscher thätig gewesen, üeber einzelne
Mineralien hat er sich nur gelegentlich geäussert, und doch war er auch
Mineralog. Davon zeugen die prachtvollen Stufen, die er für das K. Mine-
ralogische Museum ausgewählt hat; sie beweisen, wie allgemein anerkannt
worden ist, dass er einen vorzüglichen Blick hatte für lehrreiche und
werthvolle Stücke. Und besondei-s hervorgehoben muss es werden, dass
er auch schon vor langen Jahren die Mineriilien nach seinem eigenen
Systeme angeordnet hatte, das durchaus .als N'orläufcr des jetzt allgemein
und allein gültigen Systems der Aufeinanderfolge nach rein chemischen
Grundsätzen gelten muss.
Auch in der Lehre von den Gesteinen hat II. B. Geinitz nur wenig
selbständig gearbeitet; immerhin verdanken wir ihm auch einige wichtige
Beobachtungen über Kohlen und andere Sedimentgesteine. Die „Uebersiclit
der im Königreiche Sachsen zur Chaussee- Unterhaltung verwendeten Stein-
arten“, die er mit C. Th. Sorge „zusammenstellte“, wie es im Titel heisst,
verfolgte mehr praktisch -technische Zwecke; sie hat keinen rein wissen-
schaftlichen Werth, wohl aber die Bedeutung, dass hier den Ergebnissen
der Wissenschaft Beachtung in der Praxis erobert wurde.
Ueberall in 11. B. Geinitzens Werken linden wir die Spuren, dass er
den Problemen der allgemeinen und der dynamischen Geologie rege Theil-
nahme entgegenbrachte, und dass er mit dem bekannt war, w.as Andere
erforscht hatten; aber diese Gegenstände, mit denen vor 40 und 50 Jahren
leider oft genug wenig wis.senschaftlich und wenig ergebnissvoll gespielt
wurde, waren vielleicht eben deshalb nicht gerade nach seinem Geschmack.
Fis berühren uns dennoch jetzt manche seiner Darstellungen recht ab-
sonderlich, z. B. die über lirhaltung von Versteinerungen, die auffällige
Fehler in der palaeontologischen Behanillung zur Folge hatten, die Angaben
über die Firhebung der Gesteinsschichten und Th.albildung durch Basalte
und .\nderes. Manche solcher bis in die letzte Zeit festgehalteuer Au-
VII
Behauungen galten längst als veraltet, jedoch um ihretwillen nimmt man
auch nicht seine Werke in die Hand. Immerhin hleiht es höchst charak-
teristisch, wie H. B. Geinitz sich in solchen Fragen nicht selten sehr
vorsichtig ausdrückt und sich den Rückzug deckt für den Fall, dass eine
andere Ansicht als die seine sich doch als die richtige erweisen sollte.
Dass H. B. Geinitz trotz seiner so umfangreichen geologischen Arbeit
für allgemeine Geologie kaum etwas geleistet hat, hängt mit seiner Sinnes-
art und vor Allem mit seinem eigensten Forschungsgebiete zusammen.
Wer ihn aber jetzt gerecht beurtheilen will, muss sich bemühen, nicht
von der Gegenwart aus zu urtheilen; er muss sich bemühen, die An-
schauungen von vor 40 Jahren zur Richtschnur zu nehmen und dabei
noch im Auge behalten, dass H. B. Geinitz stets innerlich ebenso fest
und unveränderlich blieb, wie er äusserlich als eine höchst charakteristische
Persönlichkeit allen jüngeren Geologen stets unverändert vor Augen stand.
Eine Aufgabe hatte er sich bei dem Beginn seiner Thätigkeit in
Dresden gestellt, und daran hat er sein ganzes Leben lang mit aller Kraft
und ohne alle Abschweifungen festgehalten, die Aufgabe, um seine eigenen
Worte in seiner letzten Veröffentlichung vom December vorigen Jahres
zu gebrauchen, „die Urgeschichte Sachsens in allen ihren einzelnen Epochen
zu erforschen und in dem wohlgeordneten Museum zu verewigen“. Dieses
Ziel hat er hartnäckig verfolgt, nicht nur mit aller seiner Arbeit, sondern
auch mit Hülfe seiner ausgebreiteten Bekanntschaft, mit Hülfe seiner
Kenntnisse, seiner Besuche in in- und ausländischen Museen und seiner
wissenschaftlichen Reisen in Deutschland und in fremden Ländern. Und
dieses Ziel hat er auch verfolgt selbstbewusst und sich wohl bewusst,
dass er das als einzelner Mann geleistet hatte, was in anderen Gebieten
auch viele Andere nicht zu Stande gebracht. Als ein in sich abgeschlos-
sener Charakter verhielt er sich Neuerungen gegenüber stets sehr zurück-
haltend; er war daher auch nicht geneigt, sich von Anderen belehren zu
lassen, bis er seinen Sinn durch eigenes Studium geändert hatte. Wenn
er dieses nicht durchführen konnte, blieb er standhaft bei seiner Ansicht
oder doch bei seinen Zweifeln; aber oft hat er sich auch selbst verbessert.
Seiner Zähigkeit entspricht es auch, diiss er mehrfach denselben Gegen-
stand nicht in einer neuen Auflage seines Werkes, sondern in einem ganz
neuen behandelt hat, sobald durch anhaltenden Sammeleifer und erneute
Untersuchungen für sein Thema ein neues Gewand gerechtfertigt war,
wie dies besonders für die Werke über Kreideformation in Sachsen gilt.
Wer in günstigen Verhältnissen lebt, ist eher geneigt, sein Thema auf-
zugeben, anderen nachzugeben, als wer durch unablässige harte Arbeit
mit mancherlei äusseren Schwierigkeiten kämpfend allmählich vorwärts
dringt. Und hart gearbeitet und brav gekämpft hat H. B. Geinitz in der
That wie wenig Andere. Wenn man ihm nicht lange persönlich nahe ge-
standen hat, kann man überhaupt gar nicht ausmachen, wie viel er in
Wirklichkeit gearbeitet hat: aber was der Fremde übereehen kann, wenn
er das ganze Lebenswerk an sich vorüberziehen lässt, zeigt doch unzweifel-
haft — unwillkürlich drängt sich liier eine Uebertreibung auf — er hat
die Arbeit geleistet von zwei Menschen. Menschlich ist es da nur, wenn
er auch öfters geirrt hat, wenn er manches Mal anderen Forschem nicht
gerecht geworden ist. Hundert«! von Geologen haben mit seinen Leistungen
sowie mit seinen Irrthümern zu thun gehabt, und viele werden sich auch
noch weiter mit dem Werke seines Lebens zu beschäftigen haben.
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VIII
Eine eines hervorragenden Mannes würdige Beurtheilung darf seine
Irrthümer nicht verschweigen; auch nach Abzug dieser enthalten seine
Leistungen immer noch so sehr viel, dass er mit Fug und Recht als einer
der verdienstvollsten Gelehrten unseres Vaterlandes für alle Zeiten gelten
muss. Die Gelehrtenwelt hat ja auch stets sein Wirken voll anerkannt
und ihm ihre Würden und Ehren zu Theil werden lassen in Deutschland
wie im Auslande. Die letzte Ehrung hat ihm in feiner und stiller Weise die
Societe geologique de France in Paris erwiesen. Vor zwei Jahren glaubte
er seine langjährige Mitgliedschaft bei derselben aufgeben zu müssen:
man antwortete ihm, dass die Societe geologique leider keine Ehren-
mitglieder ernenne; sie wolle es sich aber zur Ehre anrechnen, ihn als
Mitglied in ihren Listen weiter zu führen, auch wenn er ihr nicht mehr
die jährlichen Leistungen zukommen Hesse.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Aufgabe, die sich H. B. Geinitz
für seine Lebensarbeit gestellt hatte, nicht ganz so umfangreich war, als
wie er sie mit seinen vorhin angeführten Worten bezeichnete. Er wollte
die in Sachsen vorkomnienden geologischen Formationen vom palaeonto-
logischen Standpunkte aus durchforschen und die in den verschiedenen
Epochen auftretenden Formen des thierischen und pflanzlichen Lebens
schildern. Die ])alaeontologische Geologie in Sachsen, das war sein un-
beschränktes Reich. Obwohl in Sachsen, dem in vieler Beziehung
klassischen Lande der Geologie in Deutschland, im ganzen 19. Jahrhundert
viele Mineralogen und Geologen gewirkt haben, die auf den verschieden-
sten Gebieten Hervorragendes leisteten, so hat doch Niemand das palaeonto-
logische Material dieses Landes auch' nur annähernd so eingehend be-
handelt, wie H. B. Geinitz: mau darf selbst sagen, dass auf diesem Ge-
biete seinen Leistungen gegenüber alles Andere verschwindet. Ihm stand
ein überwältigendes .Material zur Verfügung, das er selbst gesammelt und
das ihm in noch viel reicherem Maasse von allen Seiten zur Verfügung
gestellt wurde. Er konnte dann aus dem Vollen schöpfen: er bestimmte
es, beschrieb es, bildete es ab, inventarisirte es. Einmal in dieser
Weise bei der Arbeit, hielt er auch alles Material fest, um es selbst zu
verarbeiten.
H. B. Geinitz erstrebte die Beschreibung und Abbildung aller in
Sachsen vorkomnienden l’etrefacten; viele derselben stellten sich als bis-
her unbekannte Species heraus, und die seinen Autornamen tragenden
Species zählen nach Hunderten. Der Vergleichung wegen ging er aber
auch oft über Sachsen hinaus in andere Gebiete Europas und auch Nord-
amerikas nach pei-sönlichen Studien an Ort und Stelle und nach dem
Material, das ihm als dem dafür Geeignetsten von anderer Seite zur
Bearbeitung überwiesen wurde. Hierbei beschränkte er sich durchaus
auf die l’etrefacten führenden geologischen Formationen, die im Gebiete
Sachsens zur Ablagerung gelangt sind: er hat niemals die archäische
Gruppe, die .Jura -Formation, die untere Kreide, das Tertiär und das
Diluvium in den Bereich seiner eingehenderen Studien gezogen.
Vor der Besprechung seiner Werke muss noch eines Verhältnisses
gedacht werdgn, das jene erst voll verstehen lehrt. Es ist schwer, sich
hierüber knapp auszudrücken, ohne ein Missverständniss befürchten zu
müssen. Eis mag paradox klingen: H. B. (ieinitz w.ar weder (Jeolog noch
Palaeontolog; er war eben beides zugleich, palaeontologischer Geologe
oder geologischer Palaeontologe, wenn man so sagen darf. Nie hat er
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IX
kartirt oder auch nur Skizzen veröffentlicht, die die Ergebnisse seiner
Studien und seiner Wanderungen leichter verständlich gemacht hätten
und dazu beigetragen hätten, seine Arbeiten seihst zu klären. Die
einzelnen geologischen Horizonte im Gelände streng und Schritt für Schritt
zu verfolgen, war ihm nicht genehm; doch muss man auch hierbei wieder
eingedenk bleiben der Art und Weise, wie diese Verhältnisse vielfach von
seinen älteren Zeitgenossen aufgefasst wurden. Was heute nicht mehr
erlaubt ist, galt damals für selbstverständlich und natürlich. Ferner:
obwohl H. B, Geinitz es wesentlich immer nur mit organischen Formen zu
thun hatte, hat er unsere Kenntniss der einzelnen Gruppen ausgestorbener
Lebewesen doch fast niemals durch rein palaeontologische Forschungen
anders gefördert, als durch eingehendere Schilderung einzelner Formen;
dabei hat er selten die Kunst der Präparation zu Hilfe genommen.
Wesentlich bezog er immer nur die organischen Reste auf die geologischen
Formationen. Auch hierin war er ein Sohn seiner Zeit; die Lehre von
der allmählichen Umwandlung der Arten hat sich ja zunächst den Palaeonto-
logen aufgedrängt, aber die zielbewusste Verfolgung ihrer Grundsätze hat
doch erst in den siebziger Jahren begonnen, als H. B. Geinitz die Haupt-
arbeit bereits hinter sich hatte. In seinem „Grundriss der Versteinerung.s-
kuude“ von 1846 wollte er den Zeitgenossen die bisherigen Ergebnisse
der palaeontologischen Forschung leichter zugänglich machen; in dieser
ergebuissreichen Zeit der Beschreibung immer wieder neuer Formen er-
schienen noch mehrere gleiche Zwecke verfolgende Werke, über die
die Geschichte das hart scheinende ürtheil fällen musste, dass sie kurz
nach ihrem Erscheinen veraltet waren. So hat auch 11. B. Geinitz’ um-
fangreicher „Grundriss“ keine weitere Auflage erlebt, zumal die Zahl
seiner Schüler, die dafür Interesse hatten und die Zahl derjenigen, die
sich mit diesen Dingen tiefer beschäftigten, doch nur verhältnissmässig
gering war.
Wollen wir die lange und äusserst umfangreiche Reihe der Abhand-
lungen und Werke, die H. B. Geinitz’ Namen tragen, hier nur im Allge-
meinen überblicken, so müssen wir einmal alle kleineren Veröffentlich-
ungen übergehen, und uns andererseits an die Reihenfolge der Formationen
halten, um die auf diese bezüglichen Werke zu würdigen.
Die ältesten versteinerungsführenden Formationen finden sich in
Sachsen namentlich im Vogtlande und in dem sich ostwärts anschliessenden
Gebiete Ost-Thüringens sowie im Fichtelgebirge. Dort treten die Schichten
der Cambriuras, Silurs, Devons und Untercarbons auf in stark gestörter
Lagerung und nur an vereinzelten Punkten petrefactenhaltig. Auch trotz
neuerer sorgfältiger Kartirungsarbeiten ist es, wie es scheint, noch nicht
gelungen, völlige Klarheit in die Verhältnisse des ganzen grossen Gebietes
zu bringen; so ist es auch nicht wunderbar, dass H. B. Geiuitz die hier
vorhandenen Aufgaben durch die Veröffentlichung seines Werkes „Die
Versteinerungen der Grauwackenformation in Sachsen und den angrenzen-
den Länderabtheilungen“ in den Jahren 1852 — 53 nicht lösen konnte.
Wir finden hier die Petrefacten, die schon aus anderen Ländern be-
schrieben waren, bestimmt und auf 26 Steindrucktafeln abgebildet. Das
Fossilien -Material ist wenig gut erhalten, und seit H. B. Geinitz ist
unsere Kenntniss nur durch wenige Einzeldarstellungen vermehrt worden,
in diesem Werke hat 11. B. Geinitz besonders auch die Graptolithen be-
handelt, damit aber wenig Glück gehabt; bei seinem scharfen Auge für
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Thierformen erecheint es uns ganz befremdend, dass er die sogenannten
Nereiten und ähnliche schwer deutbare und ziemlich undeutliche Gebilde
zu der doch sonst scharf und klar definirten Gruppe der Graptolithen
rechnete. Er hat es wohl selbst gefühlt, dass die in Sachsen auch nicht
sonderlich gut erhaltenen echten Graptolithen einer erneuten Untersuchung
bedurften, die er 1890 in einer Abhandlung über „Die Graptolithen ira
K. Mineralogischen Museum in Dresden“ gab. Aber auch hiermit dürften
die Acten über die sächsischen Graptolithen noch nicht geschlossen sein.
Ein grösserer Formenreichthum von organischen Resten und zwar
von Pflanzen tritt uns in der productiven Steinkohlenformation in Sachsen
entgegen. Das reichliche Material aus Sachsen und umfangreiches V'er-
gleichsmaterial aus anderen deutschen und ausländischen Gebieten ging
H. B. Geinitz in grosser Fülle zu, und er hat die Pflanzenformen fast
aller einzelnen Gebiete untersucht und bestimmt in der Art und Weise,
wie (las seiner Zeit alle Geologen machten. Die Phytopalaeontologie aber
ist gerade eines der dem geologisch geschulten Forscher am schwersten
zugänglichen Gebiete, das auch in seinen Bereich hineinragt; erst in
neuerer Zeit ist man zu der Ueberzeugung gekommen, dass die fossilen
Pflanzen von botanisch geschulten Specialisten untersucht werden müssen,
nicht nur um ihre Stellung im natürlichen System der Pflanzen zu be-
stimmen, ihre Verwandtschaftsverhältnisse aufzuklären, sondern auch um
ihren Werth für die geologische Stratigraphie festzustcllen. Dem Scharf-
blick H. B. Geinitzens gelang es aber doch, bei seinen eingehenden
Prüfungen der aus den verschiedenen Teufen herstammenden Pflanzenreste
schon 1856 in seiner „Geognostischen Darstellung der Steinkohlenformation
in Sachsen“ mit 48 Steindrucktafeln in Folio zu erkennen, dass im
Zwickau-Chemnitzer Becken verschiedenartige Floren auf einander folgen,
die er von unten nach oben als Sigillarien-, Cal.amiten-, Annularien- und
F’amenzone bezeichnete. Allerdings wissen wir heute, dass eine solche
Gliederung nur localen Werth besitzt, und dass es nöthig ist, für eine
allgemeine Gliederung der productiven Steinkohlenformation ein anderes
Schema aufzustellen. H. B. Geinitz war auch selbst überzeugt, dass mit
seinen Untersuchungen über die Pflanzen der sächsischen Steinkohlenfelder
dieses Thema noch nicht erschöpft war, und in den letzten Jahren seines
arbeitsamen Lebens tiug der nie rastende Gelehrte von Neuem an, hier-
über zu arbeiten, um von Neuem zu prüfen, was ihm vor langen Jahren
bei der Fülle des zu bewältigenden Materiales vielleicht zu flüclitig durch
die Hände gegangen war.
Die steigende Bedeutung der Steinkohlen für unser ganzes wirth-
schaftliches Leben bewog II. B. Geinitz 1865 mit Fleck und Hartig, das
gross angelegte Werk „Die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder
Europas“ in Angriff zu nehmen, von dem er den ersten Band, die
„Geologie“, mit einem Atlas von 28 Karten herausgab unter der Mit-
wirkung von mehreren Dutzend Gelehrten und Bergleuten. Es ist seit-
dem kein ähnliches umfassendes Werk mehr erschienen, und man muss
staunen, mit welch bedeutender Kenntniss, mit welcher Mühe und Sorg-
falt nach äusserst beschwerlicher und weitschichtiger Correspondenz
II. B. Geinitz hier ein Bild der rein wissenschaftlichen wie auch der
technisch -bergbaulichen Verhältnisse zu Stande zu bringen bemüht ge-
wesen ist. Wir sehen ihn hier in ganz hervorragender Weise auf dem
Gebiete der gleichzeitigen Behandlung von Wissenschaft und Praxis sein
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reiches Wissen und Können verwerthen, und wem nicht genaue Kenntniss
seines Verkehrs und seiner persönlichen Beziehungen und auch seiner
Correspondenz zur Verfügung steht, der kann nur ahnen, welchen Ein-
fluss er auch auf die Entwickelung des Kohlenbergbaues in Sachsen ge-
habt hat. Zur Genüge aber ist cs Allen bekannt, wie er auf Grund
seiner geologischen Kenntnisse vor vergeblichen Bohrungen auf Kohle
gewarnt hat, leider ohne dass auf seine Stimme gehört wurde.
Da die Pflanzenreste führenden Schichten des Carbons zum Theil
ganz allmählich in die des Rothliegenden übergehen, so erstreckten sich
die Arbeiten von H. B. Geinitz auch auf die Floren dieses Systems, und
von den geringen Ueberbleibseln des folgenden Zechsteins in Sachsen aus
gelaugte er zum Studium des Thüringer, des deutschen Zechsteins, des
Zechsteins in anderen Ländern. Das Perm oder die Dyas, welch’ letztere
von Marcou eingeführte Bezeichnung II. B. Geinitz aufnahm, erhielt durch
ihn, den „besten Kenner dieser Formation“, die umfassendste Darstellung.
Nach vielen Einzeluntersuchungen und kleineren Abhandlungen gab er
1861 — 62 das grosse Werk in zwei Abtheilungen „Dyas oder die Zech-
steinformation und das llothliegende“ heraus, das für lange Zeit noch
das Grundwerk bleiben wird für die faunistischen Studien über diese
Formationen. Die erste Abtheilung mit 23 Steindrucktafeln behandelt
die animalischen üeberreste, die zweite Abtheilung mit 42 Steindruck-
tafeln die Pflanzen der Dyas und Geologisches. Eine grosso Anzahl von
Versteinerungen ist hier besclirieben und abgebildet worden, viele davon
als neue Formen zum ersten Male. In dem geologischen Theil finden
wir ausführliche Schilderungen der einzelnen Verbreitungsgebiete der Dyas
in Deutschland und in England, wo H. B. Geinitz selbst Beobachtungen
angestellt und gesammelt hatte. Die Beiträge von anderer Seite in
diesem grossen Werke sind unbedeutend gegenüber der persönlichen
Leistung von H. B. Geinitz.
Nach seinen eigenen Untersuchungen hatte er sich über die Gliederung
der Dyas eine feste Vorstellung gebildet, an der er festhielt, auch als
durch neuere Foi-schungen namentlich auch in entfernteren Gebieten un-
zweifelhaft dargethan war, dass schon allein der Name „Dyas“ nicht
mehr das Richtige traf. Der Streit nm ,,Dyas“ und „Perm“ und um die
specielle Gliederung dieser Schichtengruppe hat ihm bitteren Aerger und
Kummer bereitet.
lieber die triassische Schichtenreihe hat H. B. Geinitz wenig ver-
öftentlicht; hierher gehört aber seine Jenaer Inaugural- Dissertation vom
Jahre 1837 „Beitrag zur Kenntniss des Thüringer Muschelkalkgebirges“.
Diese erste Arbeit mag besonders genannt werden, um die Anhänglichkeit
und Vorliebe zu erwähnen, die H. B. Geinitz stets für Jena bewiesen hat.
Eine grosse Freude war ihm die Erneuerung des Doctor- Diploms nach
50 Jahren, und rührend und zugleich für ihn höchst bezeichnend war
es zu sehen, wie er 1890 auf einer E.\cursion mit Studirenden der
Hochschule nach Jena kam und seine dort auch noch lebende Wirtbin
aus der Studienzeit in seiner alten Wohnung besuchte, als wäre das
etwas Alltägliches.
In Dresden und im Elbthale fand H. B. Geinitz sich anf dem Boden
der Kreideformation mit ihrem in mehreren damaligen Aufschlüssen er-
staunlichen Fossilien- Rcichthum. Hier sammelte er selbst und hier
gingen ihm von vielen anderen Sammlern grosse Mengen von Petrefacten
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zu : sind doch aus den Terhältnissmässig kleinen Kalkbrüchen bei Strehlen
gegen 200 verschiedene Thiere gekommen von der jetzt völlig bebauten
Stelle, die nichts mehr ergiebt. Dieses Kreidegebiet wurde nun von
H. B. Geinitz in allen Beziehungen durchforscht und in mehreren zu-
sammenfassenden Werken wiederholt beschrieben. Die complicirten \^er-
hältnisse der Kreideformation in Deutschland wurden nur schrittweise
klargelegt; H. B. Geinitz nahm daran auf Grund seiner Untersuchungen
an Ort und Stelle regen Antheil, kam aber auch bald mit anderen
deutschen Geologen in Widerspruch, bis er sich dann auf die Durch-
forschung der Kreideformation in Sachsen beschränkte, immer aber noch
den Namen Ouadersandsteinformation als allgemeine Bezeichnung ver-
theidigend, ohne sich überzeugen zu lassen, dass diese Bezeichnung
genau so wenig zutreffend ist, wie der gemeinübliche Name der Kreide.
Die l’etrefacten aber hat er immer wieder von Neuem und mit neuen
litterarischen und Sammlungshilfsmitteln durchgearbeitet und bestimmt,
sich selbst in zahlreichen Fällen verbessernd, bis er seine Arbeit zu
einem gewissen Abschlüsse brachte in dem umfangreichen zweibändigen
Werke 1871 — 75 „Das Filbthalgebirge in Sachsen“ mit zusammen 113 Taf^eln
Abbildungen von Fossilien. Das ist ein weiteres hervorragendes Werk
H. B. Geinitzens, das noch durch manches Geologen Hände gehen und
noch manche weiteren Untersuchungen veranlassen, manche Bestätigungen
und manche Verbesserungen erfahren wird.
Das „Klbthalgebirge“ war sein letztes grosses Werk, aber seine
Forschorarbeit ging noch rastlos weiter; lange nicht Alles, was er be-
arbeitet hat, konnte erwähnt werden — und noch nicht genug, noch
andere Seiten seiner wissenschaftlichen Thätigkeit müssen erwähnt werden.
Im Jahre 18G3 trat II. B. Geinitz nach dem Tode Bronn’s in die
Redaction des Neuen Jahrbuches für Mineralogie, Geologie und l’alaeonto-
logie ein; 16 Jahre lang hat er sich dieser Thätigkeit gewidmet bis zum
Tode seines treuen Mitarbeiters Leonhard. Als 1879 die Redaction dieser
Zeitschrift in amlere Hände überging, mussten alsbald zahlreiche Mit-
arbeiter für dieselbe herbeigezogen werden. Was H. B. Geinitz allein zu
bewältigen versucht hatte, fiel nun auf die Schultern einer grossen An-
zahl von Gelehrten. Die Referate über Geologie und Palaeontologie in
den 16 Jahren sind nicht unterzeichnet; es lässt sich nicht erkennen, wie
viele gerade in der Abtheilung für Geologie von H. B. Geinitz herrühren,
aber eine einfache Durchsicht der 16 Bände ergiebt doch, dass ungefähr
3 — 400Ü Referate aus seiner Feder stammen. Welche ungeheure, müh-
same und oft undankbare Arbeit steckt in diesen Artikeln und in der
Correspondenz, die die Redaction mit sich brachte. Es erscheint geradezu
unbegreiflich, wie er auch noch diese Arbeit neben all seiner sonstigen
Thätigkeit leisten konnte. Dafür musste es aber auch mit Dank an-
erkannt werden, dass H. B. Geinitz in Dresden seiner Zeit geradezu ein
j)ersönlicher Centralpunkt für alle geologische Arbeit in Deutschland war.
Und noch nicht genug! Hand in Hand mit dieser Thätigkeit als
Forscher und als Lehrer ging noch seine Verwaltung des Königl. .Minera-
logisch-geologischen .Museums, das er ja in den 51 Jahren seiner Leitung
nicht bloss verwaltet, sondern zum grössten Theile erst geschalTen hat.
Alles was er selbst gesammelt hatte, was ihm von so vielen Freunden
und Fachgenossen niitgetheilt wurde, ist schliesslich in dieses Museum
gekommen, dessen Schätze die Bewunderung und Anerkennung aller
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Kenner finden. Und nicht bloss Material, das ihm leicht zufloss, hat er
hier in dem Museum aufgehäuft, unter beschränkten Verhältnissen hat
er auch durch zahlreiche Tauschgeschäfte, ja selbst durch Handel die
Sammlungen vermehrt, stets alles ordnend, bestimmend, mühsam kata-
logisirend. In den mittleren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, als
I’etrefacten und Mineralien in Deutschland oft genug noch als gemeine
Waare angesehen werden konnten, gelangte so viel Material in das
Museum, dass es uns nicht Wunder nehmen kann, wenn II. B. Geinitz
nun auch bemüht war, in den immerhin beschränkten Bäumen möglichst
viel, möglichst vielerlei dem Publikum zugänglich aufzustellen, jedem
Laien ein solches Fassungsvermögen ziimuthend, wie er es seihst hesass.
Und nicht bloss Mineralogie und Geologie brachte er in dem Museum
zur Anschauung, er bereitete dort seit Mitte der siebziger Jahre auch
noch der jüngsten in die Culturgeschichtc verlaufenden Periode der Erd-
geschichte, der Periode des vorhistorischen Menschen eine würdige
Stätte, auch auf diesem Gebiete seihst litterarisch thätig.
Und noch nicht genug! Nicht nur im engeren Kreise der Fach-
wissenschaft hat II. B. Geiuitz gewirkt, sondern auch noch als Mitglied
gemeinnütziger Gesellschaften in Dresden, im Gewerbe -Verein, in der
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, in dem Sächs. Ingenieur- und
Architekten-Verein und vor allem in unserer Isis, Jahrzehnte lang deren
rührigstes Mitglied. Fast zwei Jahrzehnte lang war er zweiter V' ersitzender
und dann viermal 1868, 1874 — 76, 1881 — 82, 1885 — 86 erster Vor-
sitzender und inzwischen fast stets Vorstand der Section für Mineralogie
und Geologie oder der von ihm ins Leben gerufenen prähistorischen
Section. Unzählige Vorträge hat er in den Sitzungen der Isis gehalten
und sehr oft auch Excursioncn veranstaltet: mehrere seiner kürzeren
Abhandlungen gereichen den Veröffentlichungen der Gesellschaft zur Zierde.
Ueberdies verdankt es ihm die Isis auch, dass ihr zur Förderung ihre